yriedrichSselde. Heute, Sonnt»?, srüt» S Uhr, findet v'on denDezirkslokalcn aus eine wichtige Flugblattverbreituug statt, zu derunbedingt alle Mann zur Stelle sein müssen.In Mariendors ist das Lokal»Zum alten Sskanier"lPurscbke), Chausseestr. 82, durch Besitzwechsel in die Hände einesHerrn Graß übergegangen. Genannter Herr hat sofort nach seinerUsbernahme der Arbeiterschaft das Lokal entzogen.Wir ersuchen deshalb die Parteigenossen, speziell die K i r ch h o f s-besucher obiges Lokal zu meiden.Die Lokalkommission.Berliner JVachnchten.Schutzmann und Bibel.Ju Preußen geschehen noch Zeichen und Wunder. Einsolches Gotteswunder ist der fromme Wisch, den uns FreundSatyr auf den Arbeitstisch weht. Außer Rand und Band ister. der liebe Kerl mit dem süßen Teufelslachen. Hat er denseltsamen Papierfetzen aus der vierten Dimension geholt?Oder ists ein bissiger Karnevalsscherz? Aber nein, da stehtsdeutlich und untrüglich mit fetten Buchstaben:„ChristlicheVersammlungen für Polizeibeamte". Uff... ich kann nichtmehr, ich sticke vor Lachen. Unsere herrlichen Blaukittelsmit Gesangbuch und Bibel bewaffnet, Hände faltend undChoräle plärrend... es ist zum Totschreien! Eigentlichzwar hats Sinn. Wo in Preußen alles mit Gewalt per-frommt werden soll, müssen diejenigen, so auf andere auf-passen sollen, mit gutem Beispiel vorangehen. Der schnurrigePfaff', der auf diese köstliche Idee kam, muß allerschleunigstKonsistorialrat werden. Er stellt die angedrillte Kniebeugevom Kasernenhof in Parallele mit dem Kniefall in der Kircheund sieht in ehemaligen Rekrutenlehrern, die das ABCder Bildung mit Löffeln gegessen haben, treffliche Volkser-zieher. Ja, Wenns mit Säbelhieben und Fußtritten alleingetan wäre! Aber unsere lieben Schutzleute, denen für ge-wohnlich nur die schwarze Amtstinte um die ungeschlachtenFinger oder der Straßendreck um die Ohren spritzt, sollen nochweit„gebildeter" werden. Was sie in der Jugend auf einerhinterpommerschen Dorfschule versäumt haben, sollen sie nach-holen im kräftigen Mannesalter, wo andere Sterbliche schonselbständig denken können, durch kindliche Bibelstunden.Mancher freilich wird auch da noch nichts lernen.Doch wir wollen unseren Genossen den Mund nichtlänger wässerig machen auf dieses wahrhaft klassische Do-kument modernen Kirchentums. Auf der Vorderseite desgedruckten Tertes wird angekündigt, wann und wodie famose Schutzmannsverfrommung stattfindet. NachDienstschluß natürlich und nur in den dunklen Abendstunden.Solche verschlungenen Wege des heiligen Geistes vertragenja auch nicht das helle Tageslicht. In Rixdorf stellt einfrommer Fridolin seine Räume zur Verfügung und inMoabit ein adliger Generalleutnant vom Stabe des Vereinschristlicher junger Männer. Auch der gottesfürchtige„Klingel-bolle" leistet den sündigen Polizeiern Schrittmacherdienstezum Seelenheil, und im hohen Norden, im Gemeindehauseder Schönhauser Allee 142. waltet bekanntlich das gläubigeHerz des braven Expastors, Häuserspekulanten und Krieger-Heimgründers Diestelkamp. Das Beste jedoch ist die„Er-klärung" auf der Rückseite des frumbden Zettels. Da wirdauseinandergesetzt, daß diese christlichen Versammlungen vonder Behörde genehmigt und durch Plakate in den Revier-wachen bekanntgegeben sind. Wohlgemerkt, in denselbenRevierwachen, die so oft der Schauplatz recht häßlicher Auf-tritte gewesen sind. Die Behörde gibt also nett und rund zu,daß ihren Beamten die geistliche Besserungskunde ein drin-gendes Erziehungsbedürfnis ist. Propaganda für irgend-welche religiöse Gemeinschaften darf nicht gemacht werden.Das ist sehr weise, sonst könnte vielleicht das halbe Schutz-mannsheer zur Heilsarmee desertieren. Geld kostet der Spaßangeblich nicht, wie es vorbeugend weiter heißt. Vielmehrvereinige man sich lediglich zu dem Zweck,„die Bibel gemein-fam zu betrachten und sich Aufschluß über Fragen daraus zuverschaffen, die das tägliche Leben und unsere ewige Zukunftbetreffen".Ist dieser Nachsatz nicht der blutigste Hohn auf dieMethode, wie dieselben Schutzleute von ihren Vorgesetzten ver-anlaßt werden, auf anständige Arbeiter, die singend dieStraßen durchziehen und für ihr gutes Recht demonstrieren,init blanker Waffe dreinzuschlagen? Ist es nicht eineBlasphemie sondergleichen, daß eine Polizei, die im Diensteder Menschenentrechtung steht, mit frommem Augenaufschlagihre Angestellten zum Gebet ruft? Und da will man sich nochentrüsten über Sozialdemokraten, denen Religion Privatsacheist! Wahrlich— Berliner Schutzleute mit dem auf friedlicheMenschen gezückten Säbel in der Rechten und mit der Bibelin der Linken... es ist eine prächtige Satire auf daspraktische Polizeileben, ein köstliches Titelbild für den„Simplizissimus"_Ucber die Viehzählung von 13V8 ist jetzt für B e r! i n einvorläufiges Ergebnis vom Statistischen Amt be-kanntgegeben worden. Die Zählung erstreckte sich diesmalnur auf Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, wäh-rcnd im vorhergehenden Jahr auch Maultiere, Esel, Ziegen.Federvieh, Bienenstöcke gezählt worden waren. Unter 28 913Grundstücken waren 6856, auf denen Tiere der diesmal berück-sichtigten Art gehalten wurden. Wird bezüglich der Rinder,Schafe, Schweine der Vieh- und Schlachthof ausgeschaltet, sowaren in Berlin 51 647 Pferde, 11 284 Rinder, nur 56 Schafeund 1557 Schweine vorhanden. Gegenüber dem vorher»gehenden Jahr hat sich verringert die Zahl der Pferde wiederum 1530, die der Rinder um 79, der Schafe um 56, währenddie Zahl der Schweine sich noch um. 45 erhöht hat. Auf demVieh- und Schlachthof wurden diesmal 1261 Rinder.3339 Schafe, 4039 Schweine gezählt, die den oben ange-gebenen Zahlen des übrigen Berlin hinzuzufügen sind. DerViehbestand des Vieh- und Schlachthofes war so mäßig, weilder Zähltag(1. Dezember) ein Dienstag war. Von den ein-zclnen Stadtteilen sind begreiflicherweise die äußerenam stärksten, die inneren am schwächsten an der Viehhaltungbeteiligt, wobei bezüglich der Pferde von den mit Kasernengesegneten Stadtteilen abgesehen werden muß. Zur Kenn-zeichnung der Gegensätze, die zwischen der Innenstadt und denAußenbezirken bestehen, seien hier nur zwei Beispiele an-geführt. Gezählt wurden auf dem Gesundbrunnen noch3261 Pferde. 853 Rinder. 462 Schweine. 2 Schafe, aber in derFriedrichstadt nur noch 686 Pferde, 49 Rinder, kein Schwein,kein Schaf._'Das Rcalienbuch des Bcrliuer Lchrervereins.__»Auf Allerhöchsten Befehl Er. Maj. Wilhelms II.* hat derGeschichtsunterricht in den preußischen Schulen der Ausbreitungsozialistischer und kommunistischer Ideen entgegenzuwirken und durchPflege der Gottesfurcht und der Liebe zum Vaterlande die Gnmd-läge für eine gesunde Auffassung auch der staatlichen und gesellschaft-lichen Verhältnisse zu legen. Nach den Aussührungsbestimmungen,die der kaiserliche Unterbefehlshaber. der Kultusministerv. Goßler, zu diesem Programm erlassen hat, soll das dadurchgeschehen, daß die fast ein halbes Jahrtausend erfüllendeununterbrochene Arbeit der Hohenzolleru für ihr Landund Volk besonders hervorgehoben wird, und daß sämtlichepreußischen Könige in dem Unterrichte der Jugend eine hervor-ragende Stelle erhalten. Also nicht das soll gelehrt werden, was diewissenschaftliche Geschichtsforschung für wahr erkannt hat. sondernVerherrlichung der Hohenzollern und ihrer Trabanten, der junker-lichen Bureaukraten mrd Säbelhelden.Daß auch in den Berliner Gemeindeschulen in dieser Beziehungetwas Tüchtige« geleistet wird, weiß jeder, der sie besuchen mußteoder Kinder in dieselbe schickt. Seit dem t. Oktober v. I. hat nun derGeschichtsunterricht an unseren Gemeindeschulen durch Einführungvon Realienbüchern ein neues Hilfsmittel erhalten. Dabei isteinem der drei Schulbücherbezirke, in die Berlin bekanntlich geteiltist, das vom Berliner Lehrerverein herausgegebene Realienbuch über-wiesen. Daß die privaten Schulbücherfabrikanten, die ja nur imInteresse ihres Geldbeutels abschreiben, der maßgebenden Geschmacks-richtung Rechnung tragen und in der BeweihräuÄerung der Hohen-zollern leisten, was irgend möglich ist, damit ihr Traktätchen vor denBehörden Gnade findet, ist menschlich verständlich. Weniger verständlichist eS schon, daß eine so großeKorporation wie der Berliner Lehrerverein,der doch zuweilen in liberalem Fahrwasser segelt, ja sogar manchmaldemokratisch schillert, in ihrem Realienbuche die Hohenzollernlegendemit ganz besonderem Eifer gepflegt hat. Oder sollte das vielleichtdie neueste Form des modernen deutschen FreifinnS fein? Gänzlichunverständlich bleibt unS aber, daß sich in dem erwähnten BucheTatsachen finden, die selbst den Berliner Gemeindeschullindern alswiderfinnig und falsch erscheinen müssen.Wir möchten hier bloß ein Beispiel herausgreifen, den Abschnittüber Wilhelm II. Selbstverständlich macht nach der Meinung einesBerliner Volksschullehrers S. M. alles. Da sichert er zunächst denFrieden und stärkt die deutsche Wehrkraft. Da wahrt er Deutsch-lands Ehre und sorgt für die arbeitenden Klassen. Das letzte Themawird dann mit besonderer Liebe behandelt: wir finden da wörtlichfolgendes:»Unser Kaiser hat wie sein Großvater ein warmes Herz fürdie arbeitenden Klassen. Am 1. Januar 1900 trat das Gesetz derJnvaliditäts- und Altersversicherung in Kraft. Es gewährt demArbeiter, der in seinem Berufe Invalide wird, die Mittel zumLebensunterhalt. Der 70 Jahre alte Arbeiter braucht nichtmehr zu arbeiten; er erhält eine Rente, so daß er einensorgenfreien Lebensabend hat."Wenn wir nicht irren, wird in den Berliner Gemeindeschulenim Rechenunterricht auch die Jnvaliditäts- und Altersversicherungberücksichtigt. Es dürste also den Verfassern nicht ganz unbekanntsein, welche feudalen Renten im Deutschen Reiche gezahlt werden.Auch die heutigen Lebensmittelpreise scheinen der Berliner Lehrer-schast nicht ganz unbekannt zu sein, da sie in ihren Versammlungenund ihrer Presse oft behauptet, daß bei den jetzigenteuren Zeiten mit monatlichen Gehältern von 200 bis 400 Marknicht auszukommen sei. Daß demgegenüber eine monatliche Rentevon 10—20 M. dem Invaliden die Mittel zum Lebensunterhalt ge-währen und dem alten Arbeiter einen sorgenfteien Lebensabendsichern soll, ist denn doch ein starkes Stück. Am wenigsten solltedas in einem Buche stehen, das für Berliner Arbeiterkinder be-stimmt ist, die doch größtenteils schon wissen, was zum»sorgenfteien"Leben gehört._Die Zentralkonimisfion der Krankenkassen Berlins und der Bor-orte veranstaltet in kommender Woche wiederum hygienische Bor-tragskurse. welche wie nachstehend aufgeführt, stattfinden. Der Zu-tritt zu diesen Vorträgen ist für jedermann unentgeltlich.Am Donnerstag, den 11. Februar, sprechen in den Aulender nachbenannten Gemeindeschulen über das Thema:»Verdauungbeim Gesunden und Kranken", Herr Dr. RatlowSki in der 247 /252.Gcmeindeschule, Rigaer Straße 81/82: Herr Dr. H. Hirschfeld inder 240./254. Gemeindeschule, Waldenser Straße 25/26; Herr Dr.G. Sandberg in der 1t7./178. Geineindeschule, EberSwalderStraße 10; Herr Dr. G. Glücksmann in der 11ö./237. Geiueiilde-schule. Stalitzer Straße 55.Am Freitag, den 12. Februar, sprechen über das Thema:„Ursachen und Verhütung der Schwindsucht" Herr Dr. I. Friede-berg in der 91./l0l. Gemeindeschule, Gneisenausiraße 7; Herr Dr.R. Rosen in der 81-/109. Gemeindeschule, Tilfiter Straße 4/5; HerrProfessor Dr. Th. Sominerfeld in der 1t8./l27. Gemeindeschule,Pankstraße 8; Herr Dr. H. Wehl in der 228./279. Geineindeschule.Pasteurstraße 5.In Borhagen-RummelSburg in der neuen Schule,Marklslraße, spricht am Dienstags den 9. Februar. Herr Dr. B Hirsch-feld über das Thema:»Hals-, Nasen- und Ohrenleiven".In C h a r l o t t e n b u r g in der 12. Gemeindeschule, Sophie-Charlotten- Straße 69. spricht am Mittwoch, den 10. Februar er.,Herr Prof. Dr. Mackenrodt über das Thema:„Frauenleiden undihre Verhütung".(Rur für Frauen.)In L i ch t e n b e r g, in der Gemeindeschule Kronprinzenstr. 10,spricht am Donnerstag, den II. Februar er., Herr Dr. Steiner überdas Thema:»Unfälle des täglichen Lebens".In P a n k o w. in der 2. Gemeindeschule in der Gnmowstraße,spricht am Donnerstag, den 11. Februar er.. Herr Dr. F. Mendel.über das Thema:„Augenpflege i» Schule und Haus".In R i x d o r f, in der 9./10. Gemeindeschule, Kaiser-Friedrich-Straße 4. am Hern, annplatz, spricht am Freilag, den 12. Februar ct.,Herr Dr. Berger über das Thema:»Augenverletzungen".In Schöne berg, in der Iv./U. Gemeindetchule, Feurigstraße 61/62, spricht am Dienstag, den 9. Februar er.. HerrDr. H. Cnron über das Thema:.Ernährungsslönmgen".In Tempelhof, Kaiserin Augustastr. 1, bei Herrn Wunder,spricht am Freitag, den 12. Februar 1909, Herr Dr. A. Sachs überdas Thema:»Knochen- und Gelenkleiden."In Weisjenser, in der Gemeindeschule LanghanSstr. 120. sprichtam Freilag, den 12. Febraar 1909. Herr Dr. N. Braun über dasThemas„Krampiadcrleiden und Beingeschwüre."Sämtliche Vorträge beginnen pünktlich um 8 Uhr abends.Berliner Asylverein für Obdachlose. Im Monat Januarnächtigten im Männerasyl 21 594 Personen, wovon 10 305 badeten,im Frauenasyl 4649 Personen, wovon 2348 badeten. Arbeitsnach.weis wird erbeten für Männer: Wiesenstr. 55/59, für Frauen:Kolberger Straße 30.In den Haaren liegen fich beide. Zu stürmischen Austritten kameZ Freitagabend in einer Versammlung der Wähler der II. Klasseim 12. Kommunalwahlbezirk, wo der Stadtverordnete Fähndrich seinAmt niedergelegt hat. Es sind zwei liberale Kandidaten aufgestelltworden; vom Wahlausschuß der freisinnigen Partei der HutmacherLucht, von dem Grundbesitzerverein der Rektor Dr. Knaucr. BeideKandidaten hielten in der Versainmlung Ansprachen und beteuertenihren Liberalismus. In der Diskussion aber kam eS dann zu großenLärmszenen. Der Stadtv. Max Schulz sprach von einem Cliquenwesenim Grundbesitzerverein Frankfurtertorbezirk. defien Leiter, GrundbesitzerWege, konservativer Reichsragskandidat war und sich heute»liberal" nenne. Wenn die Grundbesitzer im 12. Bezirk noch An-spruch erheben, als liberal angesehen zu werden, so müßten 6efür den Kandidaten der fteisiimigen Partei. Lucht, eintreten.>>?ein anderer Redner bedauerte, daß der Rektor Knauer sich von denantisemitisch-konservativen Hintermännern des Gnindbesitzervercinshabe aufstellen lassen und der tzoffnimg Ansdnick gab, daß erzunlcktreien werde, nachdem er darüber aufgeklärt ist, werdie Macher im Grundbesitzerverein sind, erhob sich großer Lärm,so daß die Rufe„RauS, Raus! Jude!" die weiteren Aus-führungen deS Redners unverständlich machten. Rechtsanwalt Fried-mann, der ebenfalls für Lucht eintrat, wurde von dem VertreterdeS Grundbesitzervereins Franlfurtertorbezirk, Wege, heftig angegriffen,und als er gegen diesen sprach, niedergeschrien.— Dannwiesen einige Diskussionsredner darauf hin, daß es sich im 12. Bezirklediglich um Personenfragen handle. Die Grundbesitzer seienkonservativ und wollten keinen liberale» Mann wählen. NachdemSchluß der Debatte eingetreten war, wollte ein Vertreter de? ftei-sinnigen Wahlvereins eine vorher angemeldete Erklärung abgeben,wurde aber nicht zum Worte gelassen. Mit dem Rufe:»Alle Liberalen raus!" erhoben sich die Freisinnigen undverließen die Versammlung, welche nun den Rektor Knauer alzKandidaten nominierte.Auf dem Wege zur Arbeit überfahre« und getötet wurde gesternmorgen der 21 Jahre alte Fensterputzer Friedrich Bebroneck aus derParochialstraße 29. Mit der Leiter auf der Schulter und dem Eimerin der Hand ging der junge Mann um 7 Uhr durch die Wallstraße,um die Kundichast aufzusuchen. Als er bor dem Märkischen Muieuman einem Geschäftswagcn vorüberging, sah er nicht, daß aus deranderen Richtung ein Lastwagen gefahren kam. Dieser ging ihmüber den Unterleib und verletzte ihn so schwer, daß er besinnungslosliegen blieb. Der Verunglückte wurde von einem Schutzinanii des27. Reviers nach der Unfallstation V am Spittelmarft gebracht, starbaber schon auf dem Wege dorthin. Die Leiche wurde dem Schau-hause überwiesen.Not und BrbeitSlofigkcit haben den 36 Jahre alten Bau«handwerler Ferdinand Halbert aus der Lothringer- Straße inWeißensee in den Tod getrieben. H. war lange Zeit arbeitslos undda alle seine Bemühmigen, wieder Beschäftigung zu erhalten, vergeblich waren, nahm er sich in der Verzweiflung das Leben; derUnglückliche erhängte sich in seiner Wohnung.Masstttverhafttmg wegen Notzucht.Eine 17 Jahre alte Arbeiterin K. auS Weißensee wurde gesternauf freiem Felde von sechs Männern vergewaltigt, so daß sie daSBewußtsein verlor. Kaum wieder zu sich gekommen, wurde sie vonanderen Scheusalen, die noch dazu gekommen waren, ebenfalls miß-braucht, bis sie abermals besinnungslos wurde.. In diesem Zustandewurde sie aufgefunden. Diejenigen der Unholde, die die Wtißhandeltekannte, die Arbeiter Franz Schipper und Paul Thielsche und derTischler Felix Greber, wurden sofort verhaftet und der BerlinerKriminalpolizei zugeführt. Den anderen ist man auf der Spur, ihreVerhaftung steht bevor. Die Festgenonmienen gaben die Untat zu.Tie ftouimc Hchleri«.Ein lange gesuchter schwerer Einbrecher wurde gestern in derUtrechlerstraßc in der Wohnung seiner Geliebten festgenommen. Esist dies der Arbeiter Karl Siebke, der sich unter dem Namen EmilSchroeder zwei Jahre lang verborgen gehalten hatte. Siebke war aufeinen Besuch der Kriminalpolizei immer gefaßt und entschloffen, seineFreiheit teuer zu verkaufen. Ans jedem Tisch und Spinde lag ein schuß-fertiger Revolver. Gestern wurde S. überrumpelt, so daß er zum Ee-brauch seiner Waffen nicht mehr kam. In seiner Behausung fand manzwei große Koffer mit den allerbesten Einbruchswerkzeugen und eineMenge DiebeSbcute, darunter für 10 000 M. Wertpapiere und seideneStoffe und Blusen. Tie Wertpapiere stammen aus einem Ein-bruch in der Poststraße. Eine Verletzung, die sich Siebke damals.als er durch einen Keller in ein Kontor einbrach, zuzog, und dieeine starke Bluttpur hinterließ, ist heute noch nicht geheilt. DieSeide stammt auS einem Einbruch in der Potsdamer Straße, beidem die Verbrecher kür 8000 M. erbeuteten. Für 1000 M. fand mandavon noch bei der Hehlerin in der ZionSkirchstraße. Dieier hätteniemand etwas Böses zugetraut. Sie wirkte in einer Sonntags-schule mit und war auch sonst sehr»fromm". Siebtes Braut trugein Persianerjackett für etwa 1000 M. Wo es gestohlen ist, weißman noch nicht._Arbeitcr-BildungSschnle Berlin. Der heute im König st ädti-scheu Kasino(Holzmarktstr. 72) stattfindende Vortrag von FrauRegine Rüben ist dem Andenken einer tapferen Frau aus der1848er RevolntionSbcweaung gewidmet. Frau Mathilde FranziskaA n n e k e, wie auch ihr Mann, der Artillerieoffizier Fritz Anneke,haben in hervorragender Weise an den Kämpfen des Revoluttons-jahres in Baden teilgenommen. Frau Anneke flü.vtete nach demmißlungenen Aufstände nach Amerika, und hier ist sie, die eine derersten deutschen Verfechterinnen des Frauen st immrechts war,zu einer der bedeutendsten Erscheinungen in der deutsch-ameritanischcnLiteratur geworden. Die Rezitationen werden dazu beitragen, dasBild dieser außerordentlich begabten Frau in bester Weise zu ver-vollständigen.Die Oranienburger Revolvcrgcschichte beschäftigt jetzt die BerlinerStaatsanwaltschaft. Das Amtsgericht Oranienburg hat die Aktenden, Landgericht Hl übergeben Referendar v. Igel soll wieder ver-Haftel worden sein. Wie noch erzählt wird, waren vor dem blutigenEreignis die beiden anderen Referendare bei v. Igel zum Abend-effen gewesen. Bei dieser Gelegenheit halte v. Igel aus demFenster geschossen, obwohl er gebeten wurde, das Schießen zu unterlassen.Wer ist die Tote? Dm 4. Februar wurde aus dem Luisen-städtischen Kanal gegenüber dem Hauie Engelufer 15 die Leiche eineretwa 20—25 Jahre alten Frauensperson gelandet. Die Tote waretwa 1,55 bis 1,60 Meter groß und hat zirka sechs Wochen im Wassergelegen, sie hatte braunes Haar und braune Äugen und war be-kleidet mit langein, schwarzem Winterjackett, schwarzer Bluse mitweißem Einsatz, schwarzem Cheviotrock, mit einem weißen und einemblauen durchbrochenen Unterrock, weißen Beinkleidern, schwarzenStrümpfen, Schnürschuhen mit Lackspitzen, weißen wollenen Hand-schuhen, blauem Gürtel mit länglichem Stahlichlotz und einer läng-lichen Doublö-Brosche in der Mitte mit drei Perlen. Die Leichebefindet sich im Leichenschauhause Hannoveriche Straße 6. EtwaigeRekognoSzenten wollen sich dorthin wenden oder zu 407. 4. 59. 09.dem Polizeipräsidtum Zimmer 249 Mitteilung machen.Auf seine Frau geschossen und fie schwer verletzt hat gesterngegen 7 Uhr der Arbeiter Pokorny in der Choriner Straße. FrauP. lebte mil ihrem Mann in Scheidung und wohnte in der ChorinerStraße, wo ihr Mann dieselbe auslauerle. Frau P wurde nach derUitfallstalioti und von da nach der Klinik gebracht, während Pokornynach der Polizeiwache transportiert wurde.Urania. Dr. M. Gruner wird am Dienstag im Hörsaale derUrania in der Taubenstraße einen mit zahlreichen Bildern nacheigenen Ausnahmen illustrierten Vortrag»Island. Bilder von einernaiurwissenschaftltchen Studienreise" hallen. Weiter finden noch nach-stehende Vorträge»m Hörsaale statt: Mittwoch: Dr. W. Bcrndl:»DteEinteilung de» Tierreiches"; Donnerstag: Prof Dr Röthgen:.Talcinm-(Glasfabrikation): Sonnabend: Prof. Dr. B. Donath:»Wellen undSirahlen". Im wissenschaftlichen Theater der Urania findet in dieserWoche allabendlich die Wiederholung des neuen Vortrags von„Abazzia bis Korfu" statt mit Ausnahme von Mittwoch, an welchemTage der 11. Vortragsabend des Wissenschaftlichen Vereins ist undzwar wird sprechen Professor Dr. Plate:„Darwin als Mensch undForscher und der jetzige Stand seiner Lehre". Außerdem finden amMittwoch und Sonnabend Nachntittagsvorstellnngen zu kleinenPreisen statt«nd zwar am Mittwoch der Vortrag»Ueder denBrenner nach Venedig" und am Sonnabend der Vortrag»Eine Nil-fahrt bis zum zweiten Katarakt".Ju, Walhalla- Bariötö- Theater am WeinbergSweg gastiert indiefein Monat eine russische Truppe, die WolkowskyS, die nicht nuraus dem Gebiete der russischen Tanzkunst Ansehnliches leistet, sondernsich auch als getoandte Balalaika-Spieler produziert. Die Komik istvertreten durch die Ward Brothers als CaScadeure, The BalfonrSin ihrem Akt:„Die Ausfahrt einer Milchbäuerin", und nicht zuletzt