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Nr. 34.

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Berliner Volksblaff.

26. Jahrg.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berily".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.

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Mittwoch, den 10. Februar 1909.

Ein Mahnruf des Elends.

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Expedition: 8. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: mt IV. Str. 1984.

Um dieselbe Zeit, als die neugierigen Gaffer und| Brot für die Opfer des sinnlosen Systems, vor deren höchsten| freie Wahlrecht!" Der Zug bewegte sich ungehindert nach dem byzantinischen Hurraschreier gestern den Linden zustrebten, Spitzen die berufenen Vertreter des Bürgertums heute, in Strausberger Plaz zu und von dort bis zur Markusstraße. Rad­um pruntvolle Hofequipagen und mittelalterlich aufgeputzte Ehrfurcht ersterbend, den Rücken beugen. fahrende Polizisten jagten vorüber, die anscheinend Meldung über Lakaien zu bewundern, zogen die Arbeitslosen nach den Der Besuch der Versammlungen war durchweg ein sehr die Richtung und die Stärke des Zuges zu erstatten hatten. Die Versammlungslokalen, um die Vertreter der herrschenden Ge- starker. Und doch war es nur ein kleiner Teil der Arbeits- Polizei berhielt sich aber zurückhaltend, war fast gar nicht zu sellschaft an die Einlösung einer sozialen Schuld zu mahnen. losen, der sich hier eingefunden hatte, um seine Forderungen sehen; selbst da, wo der Zug Polizeiwachen passierte, zeigte sich Dort ein bürgerliches Publikum, gut gekleidet und gesättigt an Staat und Gemeinde geltend zu machen. Meist waren tein Schußmannshelm. Der Zug bewegte sich die Markusstraße und freudig erregt, wenn es auch nur von fern zu- es Arbeiter, die noch nicht allzusehr von der Not betroffen entlang, über die Michaelbrücke durch die Michaelkirchstraße nach schauen darf, wo sich ein Teil eines höfischen Festes sind, die trotz allem Elend ihrer augenblicklichen Lage noch dem Gewerkschaftshaus am Engel- llfer. Ueberall erregte die De auf offener Straße abspielt. Hier eine nach vielen Sinn und Verständnis haben für die Bestrebungen des monstration großes Aufsehen, mächtig erschallten die Marseillaise Tausenden zählende Volksmenge in Alltagsgewändern, oft klassenbewußten Proletariats. Diejenigen, die durch lange und andere Arbeitergefänge. Eine freudige Begrüßung fand am nur dürftig gegen die Winterkälte geschüßt, mit leerem Arbeitslosigkeit in tiefste Not geraten und infolgedessen Engel- Ufer statt, als der Zug aus der Koppenstraße dort den Magen oder nur notdürftig gesättigt, die dem Schaugepränge gleichgültig geworden sind gegen alles, was sie nicht un- Massen begegnete, die im Gewerkschaftshause versammelt waren. Unter den Linden verächtlich den Rüden kehren und ihr Recht mittelbar persönlich berührt, mögen auch am Dienstag. Verstärkt durch die neue Menge, zogen die Demonstranten die auf Arbeit fordern. Während die Vertreter der städtischen morgen der Jagd nach Arbeit nachgegangen und deshalb Annenstraße entlang nach der Prinzenstraße zu. Hier fanden sie Behörden mit dem Oberbürgermeister an der Spize am nicht in die Versammlungen gekommen sein. Troßdem auf der anderen Seite der Prinzenstraße, nach der inneren Stadt Brandenburger Tor kazbuckelnd einen Gast des Kaisers be- herrschte in den meisten Versammlungssälen drückende Fülle. zu, den Weg bersperrt durch eine dichte Reihe von Schuhleuten. grüßten, wurden dieselben Behörden in fünfzehn überfüllten Wohl am stärksten war der Andrang im Gewerkschaftshause. Nun ging es über den Morikplaß die Oranienstraße entlang nach Versammlungen von Arbeitslosen daran gemahnt, daß eine Im Saale und auf den Galerien standen die Besucher dicht der Lindenstraße zu, wo die allmählich auf 4000 Stöpfe angewachsene Gemeindevertretung wie die Berlins doch noch höhere Auf zusammengedrängt, und viele, die noch Einlaß begehrten, Menge vor dem Vorwärts"-Gebäude eine Ovation darbrachte. gaben zu erfüllen hat, als bei Hoffestlichkeiten auf Kommando mußten umfehren, weil es schlechterdings nicht möglich war, Auf dem Wege famen einige kleine Ausschreitungen vor. Von Rückgratbiegungen vor fremden Potentaten auszuführen, noch ein Plätzchen zu bekommen. Auch der Freyersche Saal einzelnen Wagen, besonders von Omnibussen, wurden die Fahnen und daß gerade jegt, to ein großer Teil der in der Koppenstraße war in gleicher Weise überfüllt, ebenso heruntergerissen. Dadurch entstand oftmals ein Lärm, der ängst­Einwohner Berlins Not leidet, die Mittel der Steuer- die sehr geräumigen Säle in der Wiclefstraße( Brachtsäle liche Gemüter erbeben machte, der aber ebenso schnell vorüberzog zahler besser angewandt werden können als zum An- Nordwest), der Badstraße( Ballschmieders Salon). Obiglos und weiter keine Folgen hatte, als daß einige Fahnenstöde zer­fauf bunter Papierguirlanden und ähnlichem Tand. Saal in der Schwedter Straße reichte bei weitem nicht aus, brochen und etwas Fahnenzeug zerrissen wurde. Das war die Seit Jahr und Tag lastet der Druck einer schweren wirt- um die Erschienenen aufzunehmen. An den offenen Saal- einzige Unordnung in dem Demonstrationszuge, der fchaftlichen Strife auf dem Proletariat. Einen ungeheueren türen standen die Zuhörer dicht gedrängt auf dem Hofe, gehindert durch die Polizei fich in der vollen Umfang hat die Arbeitslosigkeit angenommen. Noch ist kein um so an der Versammlung teilzunehmen. Auch der der Straße ergoß. Die Fuhrwerke, die Elektrische konnten Ende der Not und des Elends abzusehen, welche die frise Hofjägerpalast in der Hafenheide sowie der Saal der Drachen- etwas verminderter Geschwindigkeit. Vom" Vorwärts"-Gebäude auch natürlich mit über hunderttausende von Arbeitern verhängt hat. Seit Jahr burg vor dem Schlesischen Tor waren vollständig gefüllt. und Tag fordern die Arbeitslosen, fordern die Vertreter der Die Polizei machte sich wenig bemerkbar. Vor manchen Markgrafenstraße dem von den Feftlichkeiten Unter den Linden " aus bog der Bug in die Junkerstraße ein und begegnete in der Arbeiterschaft in den Gemeindebehörden Groß- Berlins, daß Lokalen war überhaupt kein preußischer Ordnungshüter zu zurüdkehrenden Militär. Hier war die Begrüßung eine feind Maßnahmen zur Linderung der Arbeitslosigkeit getroffen fehen, weshalb denn auch hier die Ordnung nicht gestört felige. Ein durchdringendes allgemeines Pfeifen erhob sich. Gine zurückkehrenden Militär. Hier war die Begrüßung eine feind­werden. Die bürgerliche Gesellschaft ist schuld an der Strife wurde. Vor der Bockbrauerei II in der Chausseestraße war militärkapelle sette ein:" Heil Dir im Siegerkranz ." Schwer mit all ihren schlimmen Folgen für die Arbeiter. Wehrlos die Polizei durch einige Beamte vertreten, die den Saal ab- und massig antwortete der Gesang: Wir sind die Arbeitsmänner, wie dem Walten einer Elementarmacht stehen die sperrten, obwohl noch viele Stehpläge hätten besetzt werden das Proletariat!"

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überall ungehindert passieren, wenn

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Arbeiter den verheerenden Wirkungen der Krise gegenüber. tönnen. Einige Hundert Arbeitslose, die nicht mehr in den Durch das Militär wurde der Zug in zwei Teile zerschnitten, Sie können dieselben nicht von sich abwenden. Wohl aber Saal gelassen wurden, warteten auf der Straße das Ende der die sich auf beiden Seiten der Markgrafenstraße in der Richtung können Staat und Gemeinde viel zur Linderung der Not tun. Versammlung ab. Auch vor dem Ballschmiederschen Lokal nach den" Linden" zu fortbewegten. Bis nach dem Gendarmen­Nicht durch Hergabe von Almosen, die Arbeiter wollen keine in der Badstraße und vor dem Hofjäger" in der Hafenheide Markt kam der Zug noch in imponierender Stärke; an der Tauben. Almosen, Arbeit wollen sie. Und die Behörden können in hielten sich einige Schußleute auf. straße teilte er sich und bildete fleinere Trupps. Hier trat überall getvissem Umfange Arbeit und Verdienst schaffen für die­Die Versammlungen in den Vororten nahmen einen ähn- Bolizei auf und verhinderte ein geschlossenes Weitermarschieren. jenigen, welche durch eine sinnlose Wirtschaftsordnung zur lichen Verlauf. Arbeitslosigkeit, das heißt zum Hungern verurteilt sind. Staat und Gemeinde haben die Pflicht, in dieser Weise den Arbeitslosen zu helfen, denn es liegt ein Notstand vor, unter dem Tausende und Abertausende leiden, ohne daß sie auch nur die geringste Schuld an dem Notstande haben und ohne daß sie imftande sind, aus eigener Kraft die Not von sich abzuwenden.

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Alle Versammlungen nahmen folgende Resolution an: Obwohl feststand, daß in diesem Winter die Arbeitslosigkeit in Besonders starter Weise eintreten werde, haben die Kommunen und der Staat so gut wie nichts getan, um die verheerenden Wirkungen der Krise abzuschwächen.

In einigen Fällen kam es auch zu Zusammenstößen; an der Tauben und Friedrichstraße wurde ein Mann schwer verletzt. Nach den Linden" waren die Zugänge an der Behrenstraße über­all abgesperrt; das Publikum wurde von der Polizei gemustert oder sozusagen gefiebt", kein Trupp von Arbeitslosen hätte da hindurchdringen fönnen, aber diese hatten es auch gar nicht auf Allgemeine, zu nichts verpflichtende Nedensarten batte der die Feststraße" abgesehen. Sie fonnten mit ihrer Demonstration Berliner Oberbürgermeister für die Arbeitslosen, als eine Deputation ihn aufsuchte. Jin übrigen überläßt man die Hungernden der Armenfommission und der Verzweiflung.

Die Krise würde sich noch weit schroffer und vernichtender unter der Arbeiterschaft äußern, wenn nicht die gewerkschaftlichen Organisationen das Bestreben der Arbeitgeber, die Situation aus zunützen und die Löhne auf das niedrigste Niveau herabzudrücken, einigermaßen verhinderten.

Die versammelten Arbeitslosen machen nochmals Staat und Kommune darauf aufmertiam, daß es deren ureigenjte Pflicht ist, der herrschenden Not so weit es irgend in ihrer Kraft steht abzuhelfen, wenn sie nicht wollen, daß bedauerliche Verzweiflungs­ausbrüche der Hungernden gezeitigt werden.

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außerhalb der Feststraße" zufrieden sein.

Nach dem Friedhof der Märzgefallenen. Ferner wird uns berichtet, daß von der Bockbrauerei in der Chauffeestraße aus ein größerer Zug von Arbeitslosen durch die Invaliden-, Brunnen, Münz bis an die Kaiser- Wilhelm- Straße 30g. Dort trat ihnen ein starkes Schußmannsaufgebot entgegen. um einen Zusammenstoß zu vermeiden, bog der Zug links ab. Dort gab aber schon der Polizeioffizier, der sehr aufgeregt war, Befehl, Schuppenketten herunterzunehmen und blank zu ziehen, und gleich schlugen die Schuhleute mit blanker Klinge auf die wehrlose Menge ein. Diese sammelte sich jedoch bald wieder und zog über den Alexanderplatz nach dem Friedhof der Märzgefallenen. Birka 800 Personen hatten sich mittlerweile angeschlossen. Auf dem Alle Anwesenden sind sich flar bewußt, daß die Arbeitslosig Friedhofe hielt einer der Demonstranten eine fernige Ansprache, feit feine zufällige Erscheinung ist, sondern begründet ist in dem in der er auf die hohe Bedeutung der jetzigen Kämpfe hinwies und herrschenden tapitalistischen System. Alle Hilfe tann deshalb auch

Die Versammelten weisen jedoch jede Hilfe zurüd, die ihnen in der entehrenden Form der Armenunterstügung gewährt werden soll.

nur über den ärgsten augenblicklichen Notstand hinweghelfen. Die braven Toten, die unter den Hügeln schlummern, als Eine gründliche Abhilfe ist nur möglich durch eine vollständige leuchtende Vorbilder im Kampfe um Volksrechte pries. Dann zog Aenderung des herrschenden Systems im Sinne der sozialdemo- die lange Kette der Arbeitslosen entblößten Hauptes und in fratischen Weltanschauung. musterhafter Ordnung an den Gräbern vorüber und von da nach

Seit Jahr und Tag sind derartige Forderungen an die Behörden gestellt worden. Was haben sie in dieser Hinsicht getan? So viel wie nichts. Hier und da einige un­zureichende Maßnahmen, im großen und ganzen aber stehen Staat und Gemeinde dem Problem der Arbeitslosigkeit un­beholfen und auch nicht mit dem ernſten Willen, wirklich zu helfen, gegenüber. Ja, man will nicht einmal glauben, daß die Arbeitslosigkeit den großen Umfang angenommen für hat, die Arbeiter aus eigener Anschauung täglich neue Beweise liefern. In echt bureaukratischer Weisheit will man erst den Umfang des Uebels feststellen, che man zugibt, daß Maß­nahmen zur Bekämpfung desselben notwendig sind. Aus diesem Gedanken entstand die Arbeitslosenzählung im No­bember vorigen Jahres. Das System, nach dem sie vor­genommen wurde, war so mangelhaft, daß der wirkliche Um­fang der Arbeitslosigkeit auch nicht annähernd festgestellt werden konnte. Die organisierte Arbeiterschaft schlug ein besseres System bor die Zählung durch Haus­listen und erbot sich, die dazu erforderlichen Arbeits­Träfte zu stellen. Vergebens Mißtrauen gegen die organisierte Arbeiterschaft sowie der stille Wunsch, es möge mur ja nicht die volle Wahrheit über die erschreckende Aus­dehnung der Arbeitslosigkeit an den Tag kommen, veranlaßten die Behörden, die Zählung nach dem Meldesystem, welches sich im November als unbrauchbar erwiesen hatte, auch bei Die Polizei hatte ihre Mannschaften meist nach den Linden der von ihnen in Aussicht genommenen nächsten Zählung an- beordert, um das gaffende und hurraschreiende Publikum in zuwenden. Das aber werden die organisierten Arbeiter nicht Ordnung zu halten. Die Arbeitslosenversammlungen hat sie wieder mitmachen. Aus eigener Kraft nehmen sie in den in der Hauptsache sich selbst überlassen. nächsten Tagen eine Arbeitslosenzählung vor und führen damit ein Werk aus, bor dem sich die Behörden, die es eigentlich aus­führen müßten, scheuen. Auf diese Arbeitslosenzählungen Obgleich seitens der Arbeitslosen Straßendemonstrationen aufmerksam zu machen und gleichzeitig die Forderungen zur nicht geplant waren, kam es doch an manchen Stellen spontan zu Linderung der Arbeitslosigkeit aufs neue an die Behörden zu solchen. Aus Freyers Festsälen in der Koppenstraße wälzte sich stellen, war der Zweck der Versammlungen. Wieder ertönte um 11 Uhr ein dicker schwarzer Menschenstrom. Die imposante der Mahnruf an die berufenen Vertreter der heutigen Ge- Versammlung hatte ihr Ende erreicht. Draußen stand ein Polizei­sellschaftsordnung: Tut, was in euren Kräften steht, um die offizier mit einem halben Dußend Schußleuten, die beobachteten, Not der Arbeitslosigkeit zu mildern. Helft denen, die durch wie die Menge sich nach der Großen Frankfurter Straße hin ergoß Euer System, durch die kapitalistische Wirtschaft, in große und dort einen stattlichen Zug bildete. Arbeiterlieder wurden an­ Not , in namenloses Elend gestürzt sind. Schafft Arbeit und gestimmt, Rufe ertönten: Nieder mit Bülow!*" Hoch das

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Die Versammelten versichern weiter ihre tätigste Mithilfe bei der Lothringer Straße. Born an der Spitze des Zuges wehte mit der Arbeitslosenzählung am Freitag und am Sonntag. Sie einem Male eine Fahne, deren leuchtendes Rot sich hell und freund­werden alles aufbieten, damit sich jeder Arbeitslose an der Zählung lich von dem dunklen Maffenzuge abhob. An der Alten Schön­beteiligt, so dokumentierend, wie entsetzlich groß die Not und das Hauser Straße, Ede Lothringer Straße, erlitt der Zug eine kleine Elend in der Arbeiterbevölkerung graffiert. Störung. Dort sprang ein Mann in die Menge, entriß dem Träger die Fahme und wollte diesen arretieren! Die Fahne wurde dem Biedermanne wieder abgenommen, wobei er allerdings einige fühlbare Liebesbezeugungen in Kauf nehmen mußte. Er flüchtete darauf in ein Lokal und drohte mit dem Revolver in der Faust, jeden, der näherkäme, niederzuschießen. Als der Zug etwa 30 Schritte weitergekommen war, tauchten plöblich wieder eine Anzahl Schußleute auf und hieben mit der Waffe blindlings ein. Auch einige Siftierungen wurden vorgenommen. Am Hochplatz wurde nochmals eine Ansprache gehalten, dann löste sich der Zug in aller Ruhe auf.

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Straßendemonstrationen.

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Polizei- Phantasien.

Wolffs Bureau bringt über die Demonstrationen folgenden merkwürdigen offiziösen Bericht:

Berlin , 9. Februar. Die Versammlungen der Arbeits­lofen, die auf heute vormittag 10 Uhr angesetzt waren, sind durch