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J stellung der Berliner Holzindustriellen auZ�eschlosien wurde, einen eingeschriebenen Brief an die Firma August Scherl geschrieben und gedroht habe, sie würde nicht mehr imLokal-Anzeiger" inserieren, falls noch weitere Besprechungen über die Tischler- Ausstellung erschienen. Im Auftrage der Firma Rudolf Bartsch ersuche ich Sie ergebenst, Ihre Mitteilung dabin zu berichtigen, dast die Firma Rudolf Bartsch niemals an den Berliner Lokal-Anzeiger' einen Brief mit dem von dem Obermeister Rahardt angegebenen Inhalt geschrieben hat und die Behauptung des Herrn Rahardt aus der Luft gegriffen ist. Ich habe auch bereits Austrag, die Privatklage wegen Beleidigung gegen Herrn Rahardt anzustrengen. Da Herr Rahardt den Beweis für seine Behauptung erbringen wollte, wird es nicht uninteressant sein, den weiteren Verlauf der Angelegenheit zu verfolgen. Ein schwerer Unfall ereignete fich gestern gegen 12 Uhr mittags in der Köpenicker Straße dicht am Schlesischen Tor. Dort wurde ein älterer Herr von einem Steinwagen überfahren und schwer verletzt. Ain Kopfe hatte der Verunglückte stark blutende Wunden erlitten, ein Bein war vollständig gebrochen, so daß die Knochen- splitter herauskamen. Vollständig hilflos lag der Aermste auf der Straße. Hilfsbereite Passanten machten sich sofort auf die Beine, uin zwei in der Nähe wohnende Aerzte herbeizuholen, trafen aber niemand zu Hause an. Inzwischen bemühten sich andere, den am Schlesischen Tor ständig stationierten Schutzmannsposten aufzugabeln. Vergeblich, obwohl einige Zeit vorher»nindestens 10 Schutzleute den in der Schlefischenstraße- Cuvrystraße ruhig ihres Weges gehenden Arbeitslosen den Weg versperrten. Einige Hilfsbereite telephonierten an die Unfallstation in der Dresdener Straße, wo ihnen der Rat gegeben wurde, sich an die Rettungswache Görlitzer Bahnhof zu wenden. Von dort kam der Bescheid, die Samariter sollten einen Schutzmann holen. Es war aber keiner zu finden. Die hatten gestern Besseres zu tun. Um nun dem Schwerverletzten zu helfen, packten ihn Passanten in eine Droschke und schafften ihn nach einem Krankenhaus. Das Publikum, das sich angesammelt hatte, gab ganz unverblümt seiner Empörung über diepolizeiliche Hilfe", die fast stetS versagt, wenn man sie braucht. Ausdruck. Falsch verstanden. Unsere Notiz in der SonntagSnummer. daß ein Mitglied der ReichStagsfraktion einer Einladung deS Bundes der Industriellen zur Besprechung deS Arbeiterkammergesetzentwurfs ge- folgt sei, sich aber, weil er dort brüskiert wurde, gleiw wieder ent« scrnt habe, ist von unserem Halleschen Bruderblatt aufgefaßt worden, als ob der betreffende Genosse möglicherweise auch der Be- wirtung wegen hingegangen sein könnte! Die Einladung lautete zu einer Versammlung, nicht zu einem Bankett, und eS konnte der ganzen Fassung nach sich nur um eine Versammlung handeln. Den Wählern wird von bürgerlichen Parteien sehr häufig Frei- bier gespendet, bei den Abgeordneten wagt man das denn doch noch nicht. Uebrigens ist gerade der Genosse, um den es sich hier handelt, der letzte, welcher alkoholischer Genüsse wegen auch nur einen Schritt gehen würde» die Notiz des.Halleschen BolksblatteS" hat darum in eingeweihten Kreisen hier nicht geringe Heiterkeit erregt. Der Leitung der Anstalt Wuhlgarteu wird ein' schlverer Fehler zur Last gelegt. Der 32jährige Handelsmann Hermann Wollitz, der vor etwa einem Jahre unter dem Verdacht, die Witwe Wieöner in der Gerichtstraße ermordet zu haben, verhaftet und nach der Anstalt für Epileptische in Wuhlgarlen gebracht wurde, ist jetzt als gesund auS der Anstalt entlassen worden, da die Aerzte überzeugt sind, daß er weder gersteskrank noch geistesschwach ist, sondern es ver- standen hat, Epilepsie vorzutäulchen. Im Gefühl seiner Sicherheit stattete Wollitz am Sonnabend aus dem Polizeipräsidium dem Kriminalkommissar, der hauptsächlich die Untersuchung gegen ihn geführt hatte, seinen Bcsnch ab. Seine mit lebhafter Befriedigung zur Schau getragene Freude, daß man ihm garnichts antun könne, währte jedoch nicht lange. Die Kriminalpolizei, die durch ihn selbst so rasch von seiner Freilassung erfuhr, verhaftete ihn wieder und wird die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen ihn beantragen. Wollitz durfte na� den geltenden Bestimmungen auS der Anstalt Wuhlgarteu ü r h a u p t nicht e n t l a s I e n werden. Er war als polizeilia.er Kranker, wie der Ausdruck lautet, ein- geliefert worden und durfte, auch wenn ihn die Aerzte für gesund erklärten, nur nach vorheriger Genehmigung der Polizeibehörde die Anstalt verlassen. War er nämlich nicht Epileptiker, so hätte ihn dann die Behörde gleich in Untersuchungshaft genommen, um die menschliche Gesellschaft vor einem solchen Individuum zu schützen. ES liegt also bei der Entlassung des Wollitz«in schwerer Fehler der Anstaltsleitung vor, der noch weitere Untersuchungen nach sich ziehen wird, um in Zukunft derartige Mißgriffe zu verhüten. Konsumgenosscnschaftlichrs. Nach Feststellung der Umsätze der Konsumvereine von Groß-Berlin für das zweite Halbjahr 1008 (Juli bis Dezember) ergibt sich ein Gesamlumsatz in den sechs Monaten von 2 211 175, M., es ist dies gegen die gleiche Zeit deS Vorjahres ein Mehrumsatz von 308 059, M. An den gesteigerten Umsätzen sind ganz besonders die Konsumgenossenschast Berlin (23,1 Proz.), Adlershof (19.3 Proz.) und Potsdam (27,7 Proz.) beteiligt, während bei den übrigen Vereinen zum Teil sogar ein Neiner Rückgang infolge der allgemeinen Arbeits- losigkeit zu verzeichnen ist. Bereits in 77 Verkaufsstellen ist für Groß-Berlin Gelegenheit zur Beteiligung gegeben, von der die arbeitende Bevölkerung mehr als bisher Gebrauch machen sollte. Einige der Vereine Groß-BerlinS beschäftigen sich bereits mit den Vorarbeiten zur Errichtung von Bäckereien, welche als Musterbetriebe eingerichtet werden sollen, und geben zur Beschaffung deS dazu nötigen Kopitals sogenannte Hausbau- oder GrundstückSanteile a 20, 100 und 500 M. heraus; es sind davon im Monat Januar bereits für rund 30 000 M. gekauft worden. Die schon seit Jahren geplante Seifenfabrik der Groß-Einkaufs- Gesellschaft deutscher Konsumvereine hat nun endlich auch die Genehmigung der Behörden gefunden und wird bereits in den nächsten Wochen mit dem Bau derselben begonnen werden. Es ist hierzu ein 40 000 Ouadratrnten großes Areal in Gröba bei Riesa erworben und soll die Seifenfabrik nur der Anfang einer weiteren Anzahl von Fabriken der Konsumvereine bilden, die dann nicht nur den Zwischenhäildlergewinn sondern auch de» Unter- uehmergewinn den organisierten Konsumenten.zuführen. Der Deutsche Arbeiter-Sängerbund, Gau Berlin u. Umgegend, hielt am 7. Februar d. I. im Friedrichshain (Brauerei) eine Aus- schußsitzung ab. Zur Aufnahme waren erschienen VereinSüd- West, Berlin ", sowie der Vertreter vonFreier Männer-Chor, Rathenow ". Die Aufnahme beider Vereins wurde abgelehnt. Um größere Vereine zu bilden, sollen sich dieselben, da nur 24 Mit- glieder stark, einem anderen Verem anschließen. Der Vorstand soll sich weiter mit der Sache befaffen. Als Bundesdirigent wird .Herr Blobel mit großer Majorität wiedergewählt. In der De- batte wurde der Wunsch geäußert, diese Stelle auszuschreiben. Bei anderen Vorschlägen, welche gemacht wurden, stellte sich heraus, daß die Vorgeschlagenen überhaupt gar nicht um ihre Zustimmung gefragt worden waren. Als Revisoren wurden Nätebusch, Schmidt und Karch gewählt; als Kontrolleure Paul Richter , Verein Nr. 83, und 28. Hahn, Verein Nr. 21. Als Ort des diesjährigen Pro- vinzial-Sängerfestes wird nach längerer Debatte aus Zweckmäßig- keitsgründen Fürstenwalde bestimmt. Eine längere Aussprache zeitigte der PunktSängerfest". Es wurde angeregt, dasselbe an einem Sonnabend abzuhalten, ein Beschluß jedoch nicht gefaßt, sondern den Vereinen zur Entscheidung überwiesen, ob der Sonn- abend oder der Sonntag wünschenswert sei. Die Abstimmung ist sofort in dieser Woche vorzunehinen und das Resultat an den Vorsitzenden. Paul Kupfer, Berlin , Petersburger Straße 56, ein- zusenden. Einem Wunsche, zur Konferenz der Stadtverordneten und Gemeindevertreter am 14. Februar im GewerkschaftShauS einen Gesangsbeitrag zu leisten, soll entsprochen werden. Die yächshe Ausschußsitzung sowie Uebungsstunde findet am Sonntag. den 14. März, in der Brauerei FricdrichShain statt. Siehe Inserat am 7. März. Zeugengesuch. Am 4. Mai 1008 abends IVi Uhr kam auf der Bahnhofstreppc des Bahnhofs Schönhauser Allee ein Arbeiter da- durch zu Fall, daß er aus einer dort liegenden Slpfelsinenschale ausglitt und sich erhebliche Berietzungen zuzog. Zeugen, die diesen Unfall gesehen haben und sich dessen erinnern, werden um Angabe ihrer Adresse an W. Wolke, Wörthcr Straße 14. Seitenflügel 1 Tr., gebeten. Fcucrwehrbcricht. Gestern früh um 4 Uhr wurde die Feuerwehr wegen eines Automobilbrandes nach der Friedrichstr. 210 alarmiert. Böslvilliger Alarm, der dritte seit kurzer Zeit, veranlaßte das Aus- rücken der Wehr nach der Bödickerstraße. Der Täter ist wieder un­erkannt entkommen. Bor dem Hanse Brunnenstr. 183 war ein Mann unter einem Wagen der elektrischen Straßenbahn geraten. Der 15. Zug hatte einen Wohnungsbrand in der Wilsnacker- straße 16 zu löschen. In der Manteuffelstr. 00 brannten Tische in einer Schneiderwerkstatt. Um Personen zu retlen wurde die Feuer- wehr nach der Weißbacbstr. 3 und JablonSkiftr. 25 gerufen. In beiden Fällen konnte die Wehr nicht mehr helfen. Wäiche, Kleider und anderes wurden bei einem Brande in der Jüdenstr. 18/19 ein Raub der Flammen. Ferner liefen noch Feuermeldungen aus der Torfstr. 18, Naunynstr. 5 und andere Stellen ein. Vorort- j�admcbtern Nixdorf. Aus der letzten MagistratSsitzung. In Sacken der Kirchen- gemeinde Deutsch-Rixdorf wider die Stadtgemeinde Nixdorf wegen des Kirchhofs an der Bergstraße soll Berufung gegen das Urteil des Landgerichts II in Berlin vom 20. Oktober 1003 eingelegt werden. Zur Besetzung der ausgeschriebenen Stellen am nenen städliscken Krankenhause in Buckow wählte der Magistrat auf Grund der Aus- schreibungsbedingungen: a) als dirigierenden Arzt der inneren Ab- teilung den Assistenten an der lönigl. Charitö Professor Dr. Jürgens in Berlin , b) als Prosektor den Prosektor am städtischen Kranken- Hause in Chemnitz Dr. Ehlers, o) als Oberapotheker den Apotheker am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Krankenhause in Schöneberg Hahn. Schöneberg . Die letzte öffentliche Sitzung der Schöneberger Stadwcrordneten- Versummlung war nur von sehr kurzer Dauer. Die Vorlage des Magistrats betr. Uebernahme des Bestattungswesens in städtische Regie wurde nach kurzer Debatte einem Ausschuß überwiesen. Stadtrat Schüler empfahl eine möglichst schnelle Erledigung der Angelegenheit, damit bis zum 1. April mit der Ein- führung begonnen werden kann. Weiter hatte der Magistrat der Versammlung den Bericht der Deputation für die Uebernahme des AbfuhrwesenS in städtischer Regie vorgelegt. Auf Antrag der sozialdemokratischen Fraktion soll der Bericht zunächst gedruckt werden. Für die Anlegung eines Spielplatzes wird nachträglich die Genehmigung erteilt und werden die Kosten dafür in der Höhe von 1215,83 Mark bewilligt. Zum Vor- sitzenden des GewerbegerichtS und des Kauf- mannSgerichtS wird der in der vorigen Sitzung als Stadtrat eingeführte Landgerichtsrat a. D. Dr. B e r w i e n gewählt. In nichtöffentlicher Sitzung gab der Magistrat Auskunft über den Stand deS Untergrundbahnbaues. Von verschiedenen Seiten wird ersucht, den Endpunkt der Schöneberger Linie vom Nollendorfplatz nach dem Wittenbergplatz zu verlegen. Friedenau . Achtung! Gemcindevertreterwahl. Die Ersatzwahl zur Gemeindevertretung findet heute, Mttwoch, von 2 bis 9 Uhr nachnüttags im Nestaurant Hohenzollern , Handjerystr. 64, statt. Als Legitimation bringe jeder die vom Gemeindevorstand zu- gestellte Ausmeiskarte mit; wer eine solche nicht erhalten hat, versehe sich mit einer genügenden anderen Legitimation (Steuerzettel. Militärpapiere. Invalid enkarte usw.). Karlshorst . Der Fuhrherr Gustav Grnnow aus Karlshorst , der seit einiger Zeit vermißt wurde» ist jetzt als Leiche ausgefunden worden. Grnnow hatte in Berlin Geld einkassiert und trat abends mit dem letzten Zug die Rückfahrt nach Karlshorst an. Er schlief in dem Kupec ein und erwachte erst in Erkner , als ein Bahnbeamter den Zug revidierte. Dem Beamten erklärte der Fuhrherr, daß er sich, weil kein Zug mehr ging, zu Fuß nach Hause begeben werde. Gestern wurde nun Grunow im Stadtforst bei Fürsten - Walde erhängt aufgefunden. Von dem einkassierten Gelde hatte der Verstorbene nicht einen Pfennig bei sich, dagegen war das Beinkleid aufgeschnitten. Wie die sofort hinzugerufene Polizei feststellte, zeigte der Körper des Toten keinerlei Spuren, die auf ein« Gewalttat schließen ließen, vielmehr wurde als ziemlich sicher Selbstmord angenommen. Zweiffellos ist Grunow auf der Fahrt von Stadtbahnräubern gefleddert worden und der Mann hatte das Fehlen des Geldes jedenfalls bald nach dem Verlassen des Bahn. Hofs gemerkt. Aus Verzweiflung hierüber, so wird vermutet, ist dann G. statt nach seiner Wohnung nach Fürstenwalde gegangen, wo er sich dann durch Erhängen tötete. Die Leiche ist vorläufig beschlagnahMt und nach dem Friedhof in Fürstenwalde gebracht worden. Zossen . Die letzte Stadtverorduetensttzung beschäftigte fich in der Haupt- sacke mit der Kenntnisnahme des VerwallugsberichteS für 1908. Nach den Ausführungen des Bürgermeisters sind für die Stadt im Jahre 1008 sehr wesentliche Fortschritte zu verzeichnen, wie Neu- Pflasterungen verschiedener Straßen. Errichtung eines Gemeinde« Hauses zur Pflege echt christlicher Gesinnung, die Errichtung der Volksbibliothek sowie die Inangriffnahme des Baues einer Gas- anstalt, die bereits im Oktober 1900 fertiggestellt sein soll. Die Einwohnerzahl beträgt jetzt 4830 und hat sich um 56 vermehrt. Die Zahl der stimmfähigen Bürger ist von 777 auf 815 gestiegen. Der Punkt: Errichlung einer Fortbildungsschule fand sehr chnell seine Erledigung, dadurch, daß der Bürgermeister erklärte, daß ihm von der Regierung mitgeteilt worden wäre, daß in diesem Jahre keine Gelder für neue Fortbildungsschulen im Staatshaushalt vor- gesehen wären und somit kein Zuschuß gewährt werden könne. Die Stadt allein sei nicht imstande, die Kosten einer Schule zu über- nehmen, denn dieselben betrügen 1400 M. Nach unerheblicher Debatte wurde dann noch ans Befürwortung deS Bürgermeisters die Errichtung einer Fortbildmigsschule zurück­gestellt. Ferner wurde noch der Prozentsatz der Steuern für 1900 festgestellt. Danach ist auf Antrag des Magistrats derselbe Steuer- ätz vorgesehen wie im Borjahre und zwar 160 Pröz. Gemeinde- teuern, 160 Proz. fingierte Kommunalsteuern, 270 Proz. Grund- steuern, 200 Proz. Gewerbesteuer, 200 Proz. Betriebssteuer. Der Antrag des Magistrats wurde debattelos angenommen. Nachdem noch für die in Messina Geschädigten 50 M. bewilligt wurden, wurde die nur l'/i Stunden dauernde Stadtverordnetensitzung geschlossen. ES ist beschämend, zu sehen, mit welcher Verständnis- losigkeit und Gemütlichkeit diese sogenannten Vertreter der Bürgerschaft die wichtigsten Dinge behandeln. WaS der Magistrat empfiehlt, wird angenommen. Die geistige Höhe der Verhandlungen wird durch folgendes Beispiel charakterisiert: Als eS sich uin die Bewilligung einer Summe für die Geschädigten in Mcsstna handelte, meinte ein Stadtverordneter:Mein Vorredner ist im Unrecht, wenn er meint, da? Geld bekämen doch nicht die Armen und deshalb sollte man die Bewilligung ablehnen. Es müßte schon deshalb bewilligt werden, weil Italien zum Dreibund gehört und ein jeder Patriot soviel Mcnschlichkeitsgesühl haben müßte, um für die Geschädigten unserer Bundesgenossen einzutreten." Wannsee . In der Gcincindcvcrtretcrfltzimg am letzten Sonntag wurde die Abnahme der Rechnung für 1967 und die Entlastung deS Rechnung?« leger? beantragt. Die Einnahme betrug 358 392 M., die Ausgabe 301 637 M., so daß ein Bestand oder Ueberschuß von 57 205 M. ver« blieb. Im Jahre 1906 waren 25 000 M. mehr Ausgaben gemacht, die von diesem Ueberschuß gedeckt sind und die übrigen 32,205 M. sollen für die Anzahlung des HauseS in der Königstraße zur Apotheke verwendet iverden. ES sind an Steuern 77 000 M. mehr ein« gekommen wie im Voranschlag angegeben war. Beschlossen wurde, daß die Wocheimiärkte jeden DienSlag und Freitag im Sommer von 6 bis 11 Uhr und im Winter von 8 bis 12 Uhr stattfinden sollen. Wann der Beschluß in Kraft tritt und welcher Platz in Frage kommt, wird die Gemeindevertreter später noch zu beschäftigen habe». Die Flora- straße hat die Gemeinde vom Rentier Fr. Schuchardt unentgeltlich übernommen, und ist der Gemeindevorsteher zur gerichtlichen Auf- lassung bevollmächtigt. Weiter wurde beschlossen, die Glienicker Straße von der Kohlhasenbrückerstraße bis zum Seeweg zu rcgu- lieren und zu entwässern. Der Anschlag ist auf 11 000 M fest- gesetzt: auch soll der Seeweg bis zu den beiden Villen provisorisch befestigt werden mit altem Material; hierfür sollen 2000 M. aus- gegeben werden. In der Kleinen Seestraße soll eine Regenwasser- ableitung hergestellt werden und zwar vom Guttmannschen Grund- stück bis zur Königstraße, auch soll der südliche Bürgersteig von der Königstraße bis Villa Siemens befestigt werden, ebenso der Bürger- steig an dem Schiilgrundstück. Ein Antrag des Maschinenineislers Heinrich, eine Trinkhalle zu errichten, wurde abgelehnt. Köpenick . Bei der gestrigen Stadtvcrordnetencrsatzwahl wurde ein end- gültiges Resultat noch nicht erzielt. ES findet Siichwahl statt zwischen dem Bürgerlichen Rohrbeck und unserem Genossen Nickel. Serickts- Leitung. Die Bewertung eines LandarbeiterlebeuS. In der Nacht vom 9. zum 19. August vorigen JahreS kehrten mehrere Arbeiter aus dem Dorfe Lüdershagen gegen Mitternacht von einem Waldfeste' in ihr Heimatsdorf zurück und mußten dabei den Gutshof von Neuenlübke(Vorpommern) passieren. Dort stellte sich ihnen der Inspektor Laever- mann entgegen und verbot ihnen den Weg. Ms sie geltend machten, daß sie diesen Weg doch inimer unbeanstandet benutzt hätten, griff Laevermann die drei Arbeiter an, so daß es schließlich zu einer Balgerei kam, bei welcher dem Laevermann der Inspektor Maaß aus Pantelitz sekundierte. Schließlich konnten die An- gegriffenen weitergehen. Als sie bereits in der Nähe ihres Wohnortes waren, hörten sie ihren aus Neuenlübke stammenden zurückgebliebenen Kollegen Hermes jämmerlich schreien. Sie liefen zurück, um zu sehen, was passiert sei und fandeil Laevermann und Maaß und ei n e A n z a hl E rnte- arbeiter mit Jagdgewehr und Dunggabeln bewaffnet, die auf Hermes einschlugen. Als die Angreifer der drei ansichtig wurden, stürzten sie sich auf diese, und Maaß schlug mit dem Gewehrkolben den Arbeiter Bruns Hägen derart auf den Kopf, daß derselbe hinstürzte. Den anderen Arbeitern ge­lang es, der wütenden Rotte zu entfliehen. Bruns- Hagen, der eine schwere Schädelverletzung er- litten hatte. wurde auf eine Dungschletfe geworfen und nach Neuenlübke gefahren. Hier wurde der Aermste durch Maaß und Laevermann in grauenvoller Weise gemartert. Er wurde geschlagen, g e st o ß e n, mußte sich aufrichten und exerzieren, sollte Kniebeuge machen usw. Da er aber natürlich immer wieder zusammen- brach, wurde erneut aus ihn eingeschlagen. Als der Schwiegervater aus Neuenrost herbeieilte, ihn: Hilfe zu bringen, fand er ihn mit auS dem Kopfe gequollenen Augen. Das Gehirn lag bloß, die Finger waren ge- brachen, daS Fleisch hing in Fetzen an den Knochen lind die Geschechtsorgane waren grau- s a m v c r st ü m m e l t. Als der Schwiegervater bat, sie möchten doch seiner Tochter den Ehemann, den drei kleinen Kindern den Vater wiedergeben, antworteten die rohen Helden":Er muß erst bekennen, sonst muß er krepieren." Schließlich drohte man dem alten Manne noch mit Erschießen. Um 11 Uhr vormittags kam endlich ein Arzt und zwei Gendarmen, die den Halbtoten seinen Peinigern entrissen. Am übernächsten Tage erlag Vrunshagen den grausamen Verletzungen. Nun hatten sich die beiden Inspektoren vor dem Schwurgericht in Greifswald zu verant- ivorten. Und daS Restiltat? Maaß wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, Laevermann frei- gesprochen! Angesichts solcher Urteile gibt es noch Leute. die sich wundern, daß das Vertrauen zu unserer Justiz in immer weiteren Volkskmsen zum Teufel geht. Was iväre wohl mit den armen Landsklaven geschehen, wenn sie einen Gutsinspektor auf solche Weise zu Tode gemißhandelt Huttens DieGroße Glocke". Der letzte Akt ans der Geschichte des Halsbanddiebstahls bei der Gräfin Wartensleben spielte sich gestern vor der achten Straf- tammer des Landgerichts I ab. Wegen Beleidigung der Gräfin Klara v. Wartcnslebcn geb. Schaefer stand am 20. Navember v. I. der verantwortliche Redakteur derGroßen Glocke". Felix Wolf, vor dem Schöffengericht. ES handelte sich um einen Artikel unter der Ueberschrift:Verbrecherische Ariilotraten", in welchem allerlei dunkle Andeutungen über daS Verschwinden des Perlenhalsbandes gemacht und unter anderem gesagt wurde:Man hat am Alexanderplay schon in Erwägung gezogen, daß eine Person, die der Gräfin gesellschaftlich gleichgestellt ist. als Täter in Betracht komme und diese Person sich recht oft in der allernächsten Umgebung der Gräfin befinde." Das E ch ö s f e n g e rt ch t hatte mir Rücksicht auf die Schivere der haltlosen Angriffe den Angeklagten zu 600 Mark Geldstrafe ev. 60 Tagen Gefängnis verurteilt. Hiergegen hatte sowohl der Angeklagte als auch die Privatklägerin Berufung eingelegt. Der Angeklagte war zum gestrigen Termin nicht erschienen, sein Verteidiger überreichte für ihn ein Krankheitsattest. Der gegnerische Vertreter wollte dies nicht anerkennen und beantragte, einen Gerichts- arzt mit der Feststellung des Gesundheitszustandes des Angeklagten zu beauftragen. Eventuell wurde die Vorladung des in letzter Zeit wegen seines ErpresiungSversuches vielgenannten Redakteurs D a h f e l beantragt, auf den sich der Angeklagte im letzten Termin berufen hatte und der nicht nur Redakteur der vom anttsenutischen Ab­geordneten Bruhn geleitetenWahrheit", sondern auch Inspirator derGroßen Glocke" gewesen ist. Die Anträge erledigten sich dadurch, daß auf telephonische Anfrage der Angeklagte seine Berufung zurückzog, worauf klägerischerseits dasjclb« geschah._ Deradessiltische Prozeß" des Kaufmanns Anrold Holtz gegen den Konunerzienrat Kar? Bosch beschäftigte gestern die Strafkammer deS Landgerichts II in der BcrufuirgSinstanz. Der Prozeß ist seinerzeit vor dem Schöffen- gericht Berlin -Schönebcrg unter Ausschluß der Ocfsentlichleit ver- handelt worden, um eine etwa zu befürchtende Gefährdung von ReichSinteressen zu vermeiden. Kommerzicnrat Bosch war be- schuldigt worden, im Jahre 1008 zu den Geh. LegationSräten Hamann und Zimmermann belcidiaenbe Aeußerungcn über den Privatkläger gemacht und zu dem Schriftsteller Dr. Funke