allem Maßnahmen zur Linderung der Arbeitslosigkeit und zurBeseitigung des Wohnungselends gefordert hatte.Einem Ausschuß überwiesen wurde die Borlage betr. die Her-stellung eines Abfangbauwerks in Wein m ei st erHorn,das der Beseitigung der Durchfeuchtungen dienen soll. Namensder Sozialdemokraten wies Genosie Gebert nach, daß der vonder Neuen Boden-Attiengesellschaft geforderte Preis viel zu hochist, und daß auch sonst noch Ersparnisse gemacht werden können.Der Rest der Sitzung wurde mit der Beratung s o z i a l d e m o-kratischer Anträge ausgefüllt. Der erste Antrag bezweckteine Aenderung der Geschäftsordnung nach der Richtung, daß dieBestimmung gestrichen werden soll,� wonach Verhandlungen überAn- und Verkäufe von Grundstücken,'falls nichts anderes beschlossenwird, stets in geheimer Sitzung zu erfolgen haben. Unsere GenossenW i l k und Hirsch wiesen darauf hin, daß die Steuerzahler einRecht hätten, über die Verhandlungen der städtischen Körperschaftenunterrichtet zu werden. Im allgemeinen sei die Oeffentlichkeitam Platze, geheime Sitzungen dürften nicht die Regel, sondernhöchstens eine Ausnahme bilden. Der Antrag wurde, nachdem sichStadtv. Dr. C r ü g e r namens der Liberalen und Stadtv. Stadt-Hägen namens der Unpolitischen dagegen ausgesprochen hatten,mit großer Mehrheit abgelehnt. Außer den Sozialdemokratenstimmte nur Stadtv. Freund dafür.Ein weiterer sozialdemokratischer Antrag ersucht den Magistratum die Vorlage eines Ortsstatuts betr. die Festlegung der H a s t-Pflicht der Stadtgemeinde gegenüber den städtischenEhrenbeamten, die bei der Ausübung eine im Dienste der Stadtunternommenen Handlung verunglücken. Die Veranlaffung zudem von dem Genossen Z i e t s ch begründeten Antrag hatte einUnfall gegeben, der einem Armenpfleger zugestoßen ist. Wie wenigVerständnis manche bürgerlichen Stadtväter für die sozialen Ber-pflichtungen der Gemeinde haben, bewies ein Zuruf: die ftädti-schen Beamten könnten ja in solchen Fällen im Wege des Armen-rechts gegen die Hausbesitzer, die an den Unfällen Schuld seien,die Klage anstrengen. Den Zwischenrufer fertigte nicht nur Ge-nosse Z i e t s ch nach Gebühr ab, sondern auch OberbürgermeisterS ch u st e h r u s erklärte erfreulicherweise, daß in solchen Fällendas Armenrecht nicht am Platze sei. Der Antrag selbst wurdeeinem Ausschuß überwiesen.Endlich beschäftigte sich die Versammlung noch mit der Frageder A r b e i t s l o s e n z ä h I u n g e n. In der ersten Sitzungdieses Jahres war einstimmig beschlossen worden, daß die nächsteZählung nach dem System der Hauslisten erfolgen solle. Der Ma-gistrat ist diesem Beschluß nicht beigetreten, und infolgedessen be-antragten die Sozialdemokraten, nun wenigstens die Zählungen derGewerkschaften zu subventionieren. Die Debatte, die mit der Ab-lehnung des Antrages endete, zeigt deutlich, daß es der Mehrheitmit ihrer früheren Beschlußfassung nicht ernst gewesen ist, sonderndaß sie dem Antrage nur zugestimmt hatten in der festen Zuversicht,oer Magistrat würde ihn ja doch ablehnen. Diesmal zwangen unsereRedner, die Genossen Borchardt, Zietsch, und Hirsch, dieMehrheit, Farbe zu bekennen, aber da versagten die Herrenplötzlich, sie wagten nicht die Konsequenzen ihres früheren Beschlusseszu ziehen; ja einer von ihnen stellte sich und seinen Freunden sogardas Zeugnis aus, daß sie nur aus Versehen für den sozialdemokra-.ischen Antrag die Hand hochgehoben Hütten. Fürwahr, eine hervor-tagend begabte Gesellschaft, die unter dem Dreiklassenwahlsystemm das Stadtparlament schlüpft!Den Nachweis von Lehr- und Erziehungspersonal hat dieZweig st eile des städtischen ArbeitsnachweisesZharlottenburg am Wittenbergplatz 4(Fernspr. Amt Ch.>598) mit in das Bereich ihrer Vermittelungstätigkeit einbezogen.Der Nachweis ist kostenlos für beide Teile. Anmeldungen vonoffenen Stellen und Stellungsgesuchen tunlichst in den Vormittags-stunden von 9— 12 Uhr erbeten.Rixdorf.Die Bildung eines großen GesangSchorrs in Rixdorf war, wieuns von dort geschrieben wird. Gegenstand einer Besprechung, diein vergangener Woche stattgefunden hat. Die daran beteiligtenVorstände maßgebender hiesiger Gesangvereine einigten sich dahin,ihren Mitgliedern vorzuschlagen, zwecks Verwirklichung des Pro-jektes eines einheitlichen großen Gesangvereines geschlossen dieserneu zu bildenden Vereinigung beizutreten. Es wird lebhaft dafürgewirkt, alle die kleinen Gesangvereine am hiesigen Orte, die in-folge ihrer geringen Mitgliederzahlen meistens irgendwelchenennenswerten gesanglichen Leistungen niemals vollbringen werdenund dadurch der Pflege eines guten Chorgesanges eher hinderndals fördernd gegenüberstehen, zu einem großen, leistungsfähigenChor zu vereinigen, der auch wirklich zu einem Bedürfnis für diehiesige Arbeiterschaft geworden ist. Am Sonntag, 14. Fe-bruar, vorm. 11 Uhr(nach Beendigung der Arbeitslosenzählung),findet bei Hoppe eine kombinierte Sitzung in dieser An-gelegenheit statt, zu welcher alle Sangesbrüdcr RixdorfS, die demneuen Gesangschor beizutreten gewillt sind, freundlichst ein-geladen sind.Köpenick.Gewerbegerichtswahl.Am Montag, den 15. Februar, finden die Neuwahlenvon acht Beisitzern und acht Stellvertretern zum Gelverbcgerichtstatt. Gemäß dem Gesetz sind die Hälfte aus den Reihen derArbeitgeber, die andere Hälfte von Arbeitnehmern zu stellen.Das Gewerkschaftskartell hat sich nun in mehreren Sitzungenmit den nötigen Vorarbeiten beschäftigt und sind aus denReihen der Arbeitnehmer folgende Genossen als Kandidatenaufgestellt worden; als ständige Beisitzer: Emil Schubert.Fabrikarbeiter, Kaiser-Wilhelin-Straße ßO; Vau! Lustig. Holzarbeiter, Grünauer Straße 34; August Semmrau, Textil-arbeiter, Amtsfeld; Hermann Katsch, Maurer, Flemmingstr. l l:als Stellvertreter die Genossen: Ferdinand Lobitz. Metall-arbeiter. Kaiserin Angusta-Viktoria-Straße 9; Eduard Nieke,Geschäftsrutscher. Glienicker Straße 27; Paul Schön. Zimmerer,Müggelheimer Straße 48; Hermann Nwmer, Gemeindearbeiter.Kaiserin-Augusta-Viktoria-Straße 7.Die Wahl selbst findet am Montag, den 45. Februar, vonnachmittag 4—9 Uhr im kleinen Saale des Kaiserhofes statt.Wahlberechtigt sind diejenigen, welche sich in der Zeit vom18. L bis 1. 2. in die aufgestellten Wählerlisten haben ein-tragen lassen. Da im Verfolg eines Beschlusses der Vorständeein Flugblatt nicht herausgegeben wird, weisen wir an dieserStelle die Genossen und Gewerkschaftsmitglieder auf dieWahlen hin und ersuchen, eine rührige Agitation zu entfalten.Stimmzettel sind am Tage der Wahl erhältlich.Gleichzeitig weisen wir bezüglich der Arbeitslosenzählnngauf die gefaßten Beschlüsse hin und erwarten eine rege Ve-tciligmig an den erforderlichen Arbeiten.Unterkommission der Gewcrkschastskommisston Köpenick.Friedenau.Bei der am Mittwoch stattgcfiindcnen Gemrindevertreterwahl er-hielten die Kandidaten der Bürgerlichen, Herr Oberlehrer Weber638 und Herr Kaufmann EberS 287 Stimmen, während auf unseremGenossen Paul Richter 430 Stimmen fielen. ES findet somit zwischenWeber und Richter eine Stichwahl statt. An der Wahl beteiligtensich von 3800 eingeschriebenen Wählern l3S7. Unsere Stimmenzahlhat sich seit vergangenem Jahr um 104 Stimmen vermehrt.Lichtenberg.Arbeiter-BildungSschule. Wegen der Arbeitslosenzählung fälltder Unterricht in Nationalökonomie am Freitag, den 12. d. M..aus. Am Freitag, den IS. Februar, wirb der Unterricht wiederfortgefetzt.Ober-Schöneweide.Geineindevertretersihung. Der Vertretung lag der Entwurfeines Vertrages mit dem Kreis Niederbarnim vor, zwecks Ucber-nähme der Rummelsburg-Nüdersdorfer Kreis-ch a u s s e e auf die Gemeinde. Es ist dies die Strecke vom Ber-liner Gasanstaltsterrain bis zur Köpenicker Grenze an der Wühle-brücke in einer Länge von 462g Metern. Ferner wird der Ge-meinde das Stück Kreischaussee von der Helmholtzstratze bis zumKrankenhaus angeboten. Der Kreis, welcher durch Fortfall derChausseegeldhebestellen um bedeutende Einnahmen aus diesenStraßen gebracht ist, neigt jetzt merklich zur Veräußerung derselben.Schon früher hat die Gemeinde Anträge wegen teilweiser lieber-lassung der Straße an den Kreis gestellt. Das Projekt, welchemlange Verhandlungen vorausgingen, hat schon die Baukommissionbeschäftigt, welche der Vertretung Annahme des Vertragesempfiehlt. Nach eingehender Beratung, in welcher sowohl dieimmensen Lasten als auch die gewaltigen Vorteile für die Ge-meinde gewürdigt wurden, gelangte der Vertrag mit der Ein-schränkung zur Annahme, daß der Teil von Helmholtzstratze bisKrankenhaus nur übernommen wird, wenn gleichzeitig wie beimanderen Teil eine Kommunalisierung der Straße stattfände. NachZustimmung durch den Kreistag gehen nun beide Straßenzüge indas Eigentum und die Unterhaltung der Gemeinde über, welcheverpflichtet ist, die Chaussee, soweit dies nicht schon geschehen, fünfMeter breit in Rcihenpflaster zu pflastern. Als Entschädigunghierfür erhält die Gemeinde 132 000 M. und als Abfindung für dieUnterhaltung 43 650 M.— Für die 4. Gemeindeschulewerden nach den Vorschlägen der Baukommission verschiedene Ar-beiten vergeben, so für die K o ch s ch u l e Herde und sonstigeKücheneinrichtungen zum Preise von 1352 M., für Einrichtungdes Baderaumes mit Sitzen und Zellen für 840 M. und fürdie Umwehrung des Schulhofes mit Eisengitter 3187 M. Bei dieserGelegenheit leistete sich Herr Steller einen unfreiwilligen Witz.Er glaubte nämlich Beschwerde darüber führen zu müssen, daß in denPausen den Schulkindern Frühstück durch die Zäune gereicht würde.was einer Tierfütterung im Zoologischen Garten gleichkäme.Es müßte dies verboten werden. Große Heiterkeit war der Erfolgdieser Leistung. Wollte Herr Steller mit dieser Bemerkung etwader Aufstellung von Bretterzäunen, vielleicht solcher, wie er sie her-stellt, das Wort reden? Für die Wilhelminenhofstraße wird dieAusstellung von 4 Oberflurhydranten als Ersatz für die hölzernenStraßsnbrunncn beschlossen. Als Standorte desselbenwerden die Plätze an der Siemens-, Edison-, Frischen- undRathenaustraße bestimmt. Auf Antrag des Genossen Grunow wirdbeschlossen, mit den Berliner Elektrizitätswerken wegen der in derAusführung begriffenen Bogenlichtbeleuchtung zu der-handeln. Die jetzige Beleuchtung ist eine sehr mangelhafte zunennen. Nach den Vorschlägen der Regierung soll den Gemeinde-beamten das Ruhegehalt vierteljährlich statt monatlich ge-zahlt werden. In die Friedhofskommission wird HerrEngel gewählt, und als Delegierte zum brandenburgischen Städte-tag die Herren Bertholdt und Lehmann. In geheimerSitzung wird die Zahlung von Ruhegehalt an den früherenGemeindenachtwächter Pflanz abgelehnt. Zwei Vergleichsvorschlägein Grundwert- und Bausachen fanden Zustimmung.Sericbts- Leitung.Urteil im Prozeß Riedel.Im Prozeß Riedel wurde gestern vor der 3. Strafkammer desLandgerichts I das Urteil verkündet. Landgerichtsdirektor Dr. Lieberführte in seiner längeren Begründung etwa folgendes auS: DerAngeklagte ist in diesem Verfahvcn beschuldigt,-mit der ElseKaminski unzüchtige Handlungen vorgenommen zu haben, und erstand deshalb im November 1307 zum ersten Male vor Gericht.Damals stand die Sache so: auf der einen Seite war ein. bisherunbestrafter Bürger, auf der anderen Seite ein Mädchen, welchesauf der Polizei eine belastende Aussage gemacht hatte und späterdiese bestritt. Dann wurde bekannt, daß ähnliche Vorgänge schonfrüher bei dem Angeklagten sich ereignet haben sollen und sobeschloß das Gericht, diesem näher nachzugehen und die Polizeium Ermittelungen zu ersuchen. Und da hatte der Angeklagte dieKühnheit, auch während dieser Ermittelungen sein Treiben fort-zusetzen. Er wurde observieit, verschiedene Mädchen wurden ver-nommen, Briefe und anderes Material beschlagnahmt und so kamendie anderen Sachen zutage. Die anderen Fälle sind nun bereitserledigt, jetzt handelte es sich nur noch um die Else KaminSki. Nunmußte jetzt zum dritten Male das widrige, ekelhafte Material auf-gerollt werden. Die Sachverständigen haben, nachdem sie das ganzeMaterial kennen gelernt hatten und nach sorgfältiger Prüfungfolgendes Gutachten abgegeben: Sie sagen: Der Angeklagte ge-hört zur Klasse der Wüstlinge, er wird von gewissen Trieben be-herrscht, diese richten sich hauptsächlich auf die Halbreifen, auf diein knospender Jugend stehenden Mädchen. Mag nun aber die Per-sönlickkeit sein wie sie wolle: eine Verurteilung kann in einemEinzelsalle nur erfolgen, wenn die einzelne Tat klipp und klar er-wiesen ist. Hier hat sich folgendes Ergebnis herausgestellt: ELwar in der Schule bekannt geworden, daß Else Kaminski mit be-teiligt sei an einem anderen Vorfall, der zu einer Anklage gegeneinen gewissen Hartmann geführt hat. Auf Drängen des Rektorshaben ihre Eltern einen Strafantrag gestellt, es wurden mehrereMädchen vernommen und da erzählte eins dieser Mädchen, daßdie E. K. ja auch schon mit einem Doktor etwas vorgehabt habe.Sie wurde eingehend vernommen, bestätigte die Angabe und diesewurde protokolliert. Das Mädchen blieb auch bei einer Gegen-Überstellung mit dem Angeklagten bei seiner belastenden Aussage.Erst als der Angeklagte Erkundigungen über den Ruf des Mädchensbei den Eltern anstellt, tritt eine Wendung ein. Da lief dann dieMutter zur Polizei und behauptete, alles, was die Tochter gesagt.beruhe auf Gedächtnisschwäche. Trotzdem bleibt die Tochter beiihrer Angabe. Bei Gelegenheit sagt die Mutter dann wieder, daßsie selbst auch kopfschwach sei. Dann sängt Else K. plötzlich an,zu bestreiten und ihre Aussage vor der Polizei als falsch hinzu-stellen.� Nun kommt es darauf an zu prüfen: 1. entspricht das polt-zeiliche Protokoll den Aussagen der E. K. und 2. sind diese An-gaben wahr? In bezug auf den ersten Punkt ist gar kein Zweifel,daß richtig protokolliert worden ist. Gelogen aber muß die E. K.haben, entweder vor der Polizei oder vor dem Gericht. DieVerdachtsmomente, die gegen den Angeklagten vorliegen, sind sehrschwere und eine ganze Anzahl von Momenten spricht dafür, daßdie polizeiliche Aussage wahr ist. Zu diesen Momenten gehörtu. a. auch das Verhalten der Mutter und insbesondere des VatersKaminski, welches darauf deutet, daß gewisse Einwirkungen desAngeklagten Platz gegriffen haben, wie denn in anderen Fällensich herausgestellt hat, daß er sich auf solche Einwirkungen gutversteht. In dieser Verhandlung hat er ja nun auch zugegeben,daß er im Falle Michalsla, wo er wegen Verleitung zum Meineidezu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt ist, wenigstens auf die Polizeieine solche Einwirkung versucht hat. So erdrückend die Verdachts-momente sind, so find doch andererseits Dinge hervorgetreten, diedie Sache in anderem Licht erscheinen lassen. An sich muß selbst-verständlich bei der Prüfung der Aussagen eines Kindes die größteVorsicht und Sorgsalt obwalten. Nun erschien seinerzeit demGericht als besonderes Moment, daß die E. K. auf der Polizei dieWohnung des Angeklagten im wesentlichen richtig beschrieben hatte.Dabei war dem Mädchen von Rektor und Lehrern das Zeugnisausgestellt worden, daß ihre Begabung-eine schwache ist. Jetzthaben aber Versuche der Sachverständigen ergeben, daß dies dochnicht ganz zutrifft, wenigstens ist ihre Merksähigkeit eine ganz er-ftaunliche. Es sind mit ihr Versuche gemacht worden an derSternschen Mcrktasick. die 76 sogenannte Merkmale zeigt. Vondenen hat das Mädchen nach kurzer Besichtigung 74 richtig wieder-gegeben, auch bezüglich einzelner Teile, wo eS selbst dem Gerichtschwer geworden ist, solche Merkmale zu erkennen. Der als Wunder-knabe angesehene Köhler aus dem Panoptikum hat nur 45 solcherPunkte angeben können. Nach solch«: Veranlagung kann ein Kindsehr wohl eine Beschreibung eines Wohnzimmers geben, auch wennes nur flüchtig hineingeblickt hat. Dazu kommt, daß E. K. auchschon früher mancherlei sexuelle Momente gezeigt hat und ihreZuverlässigkeit auch in anderen Punkten erschüttert ist. Unterdiesen Umständen mußte das Gericht zu einem von liguet(nichtspruchreif) kommen.Es sprechen viele Verdachtsmomente gegen den Angeklagten.Aber so erdrückend sie auch sein mögen, so erscheint die Schuld desAngeklagten doch nicht klar nachgewiesen und deshalb ist der Ge-richtshof in diesem Fall Kaminski zur Freisprechung gekommen.Der Angeklagte bleibt deshalb nur noch verurteilt wegen der ver-suchten Verleitung zum Meineide, in welchem Falle das auf zweiJahre Zuchthaus und vier Jahre Ehrverlust lautende Urteil rechts-kräftig geworden ist.Die„Große Glocke".Die Redaktion der„Großen Glocke" sendet uns folgende Mit-teilung zu unserem Gerichtsbericht über die„Große Glocke" inunserer Mittwochnummer:„In dem Bericht über die Verhandlung gegen den berant-wortlichen Redakteur der„Großen Glocke", Felix Wolfs, findetsich der Satz:„Eventuell werde die Vorladung des in letzterZeit wegen seines Erpressungsversuches vielgenannten Redakteurs'Tahsel beantragt, auf den sich der Angeklagte im letzten Terminberufen hatte, und der nicht nur Redakteur der vom antisemiti-scheu Abgeordneten Bruhn geleiteten„Wahrheit", sondern auchInspirator der„Großen Glocke" gewesen ist."Diese Tatsache entspricht nicht der Wahrheit. Dahsel istniemals Inspirator der„Großen Glocke" gewesen, weder indieser noch in irgend einer anderen Angelegenheit. � Er standniemals in irgendwelcher Beziehung zur Redaktion dieser Zeit-schrift. Er sollte in diesem Prozeß lediglich bekunden, daß vonfeiten der Gräfin Wartensleben Versuche gemacht wurden, einenaußergerichtlichen Vergleich herbeizuführen,Die Redaktion der„Großen Glocke" sieht sich zu dieser Richtig-stellung im„Vorwärts" veranlaßt, um allen falschen Komin-Nationen von vornherein vorzubeugen."Dem Wunsche der Redaktion kommen wir gern nach.Polizeiverordnung gegen Musik.Für ungültig erklärte daS Kammergericht eine für Mindenerlassene Polizeiverordnung, welche es verbietet, mechanische Musik»instrumente zwischen 10 Uhr abends und 10 Uhr morgens undzwischen 1 Uhr und 4 Uhr nachmittags in Betrieb zu setzen oderin Benutzung zu nehmen. Der Gastwirt Folle, der die Verordnungübertreten haben sollte, wurde freigesprochen. Das Gericht führteaus, daß die Verordnung nicht diene zur Erhaltung der öffentlichenRuhe, Sicherheit und Ordnung oder zur Abwehr bevorstehenderGefahren im Sinne des 8 10 II 17 des Allgemeinen Landrechts.Sie wolle nur das Publikum vor akustischen Belästigungen be-wahren. Das sei kein Gegenstand des Polizeiverordnungsrechts.Tie Verordnung sei aber auch deshalb ungültig, weil die Straf-barkeit der Belästigung des Publikums durch Erregung von Lärmdurch 8 360 Nr. 11 des Reichsstrafgesetzbuchs erschöpfend geregeltsei. soweit nicht reichsgesetzlich andere Vorschriften gegeben oderzugelassen seien.VermifcKtes.Ei» Mord in der deutschen Gesandtschaft in Chile.Die bei dem Brande der deutschen Gesandtschaft in Chile der»kohlt aufgefundene Leiche wurde bisher für die des Kanzlisten Beckertgehalten, weil sie die Kleidungsstücke BeckertS anhatte. Eine nochmalige Untersuchung der Leiche ergab indessen, wie amtlich gemeldetwird, daß dem Gebisse nach der Ermordete nicht mit Beckertidentisch ist, vielmehr ist dieser Ermordete der chilenische Dienerder deutschen Gesandtschaft. Danach liegt der Verdacht einer fllrchter-lichen, durch Beckert begangenen Tat vor. Beckert hat erst denckritemschen Kanzlisten ermordet, dann die Kasse beraubt, darauf demErmordeten seine. Beckerts, Kleider angezogen und endlich anscheinendselbst den Brand angestiftet. Mit Rücksicht auf diesen Vorgang hatdie deutsche Regierung der chilenischen Regierung eine dauerndeUnterstützung für die Hinterbliebenen deS auf so schauderhafte Weiseermordeten Gesandtschaftsdieners anbieten lassen.Eingeäschert. AuS Madrid wird gemeldet, daß daS zum ESkorialgehörige Augustinerkollcgium durch eine Feuersbrunst eingeäschertwurde. Das Archiv wurde vernichtet. DaS Eskorialkloster bliebunversehrt.Acht Personen getötet. Wie aus Rom berichtet wird, wurden beieinem Hauseinsturz in Fochia acht Personen gelötet.Amtlicher Marktbericht der städtttchen Marttballcn-Direktlon überden Grohbandet in den Zcntral-Marktballen. Marktlage: Fleisch:.guiuhr stark, Geschäft schleppend, Preise für Ochsen-, Kalb- und Schweine-fletsch nachgebend, sonst unverändert. Wild: Zusuhr genügend. Geschäftrege, Preile fest. Geflügel: Zufuhr genügend, Geschäft schleppend,Preise behauptet. Fische: Zufuhr genügend, Geschäft ziemlich belebt,Preise wenig verändert. Bulter und Käse: Gcschäsl ruhig, Preisefür absallende Butter höher. Gemüse, Obll und Süds rächte:Zusuhr genügend, Geschäft flau. Preise wenig verändert.Q>»»,rr»ngs«berfi«tir vom II. Februar Ivos, morgeus 8 Illir.StationenWetterKwmnnde 765 OHamburg>760 ONOBerlin!76tO.vranfi.a M. 753 NOBtünchen>753 NOW>en 758 OSO3 heiteröbcdcckt4 bedeckt3 bedeckt4 wolkigg halb bd.»K-i?-»ns*StationenSei!i|elII—26— 8i—6•3Savaranda 765 SWPetersburg 771 StillScillytlberdeeuPari»756 N766 O750 SIWetterrf?C"»Ü2 bedeckt I— 7wölken!—225 wolkig4 bedeckt2 bedecktIWetterprognose für Freitag, den IS. Februar 1900.Trocken und vielfach heiter bei ziemlich strengem Frost und scharfenöstlichen Winden.Berliner Wetterbureau.WafierftandS-Nachrtchtender LandeSauflalt für Gewässerkunde, mitgetellt vomBerliner Wetterbureau.WasserstandM e m e l. Tilst«P r e g e l. JnsterburgWeichsel, ThoruOder, Ralibor» Kroflen, FrankiurtWarthe, Schrimm. LandSbcrgNetze, VordammElbe. Lciimcritz, Dresden, Bardo, Magdeburgam10. 2.cm7«)78')107')1S63)320')12687')67«)10638»)seit9. 2.om')+8—6—7+1*—3+14+11—5-61-112486')+ 49360«)1+18WasserstandSaale, GrochlitzHavel, Svandau»), Natbenow')Spree, Sorcmberg'), BecskowWeser, Münden, MindenRhein. MaximllianSau# Kaub» KölnNeckar. Hcilbron»Main, WenheimMosel, Trierfl+ bedeutet Wuck».— Fall.— 9 Unieroeael.—•) Eisstand.— 9 Grundeis.—') Treibeis.—•) Starkes Treibeis.— 7) StarkesGrundeis.—') Schwaches EiStreiben.Nach tekegraphischen Meldungen hat die Elbe bei Barbhheute um 1 Uhr nachts ihren höchsten Stand: 508 om mit Treibeiserreicht und ist bis heute morgen auf 506 om aefalleu.