Nr. 38. 26. Jahrgang.
206. Sigung. Sonnabend, 13. februar, vormittags 11 Uhr.
Millionen Mart ausgegeben haben, davon an Aerzte 47 Mil- Fällen beschäftigen müssen.( Bustimmung bei den Sozialdemo lionen, für Arzneien 36 Millionen, für diese beiden Posten also traten.) Das wünschen wir gewiß auch, aber leider wird eine 83 Millionen, weit mehr als die Hälfte und weit mehr als Besserung nicht eintreten, ehe man sich nicht entschließt, das, was die Kranken beziehen.( hört! hört! bei den Am Bundesratstisch: v. Bethmann- Hollweg , Sydow. daß die Streitfragen zwischen Aerzten und Svantentassen beim anzustellen.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Sozialdemokraten.) Ja) betone aber nochmals, daß ich wünsche, Gewerbeaufsichtsbeamten aus den Reihen der Arbeiter Bunächst steht auf der Tagesordnung die dritte Beratung eines neuen Versicherungsgeseh durch Einführung von SchiedsNachtragsetats( 4% Mill. Mark zur Verzinsung mehr ausgerichten geregelt werden. gegebener und neuer Schazanweisungen und 1718 329 M. zur Ver- Ich wende mich nun zu den vollständigung der Kosten der Berufs- und Betriebszählung, die ins- Bundesratsverordnungen zum Schuß für Leben und Gesundheit gesamt 5½ Millionen Mart Kosten verursacht hat).
zu werden brauche.
Die Beratung beginnt beim Kapitel
Reichsgesundheitsamt.
Abg. Brühne( Soz.):
der Arbeiter",
Abg. Dr. Mugdan( frs. Vp.): Den Ausführungen des Abg. Brühne, die Streitigkeiten zwischen Aerzten und Krankenkassen angeführten Fälle bei Köln verurteile ich gerade so wie er, falls durch Schiedsgerichte zu beseitigen, stimme ich zu. Die von ihm sie borgekommen sind, was freilich noch zweifelhaft ist. Einen Abg. Graf v. Kanit(*.) betont, daß die Reichskaffenscheine ge- die leider nicht genügend innegehalten werden. Leider hat ein großen Teil der Schuld tragen freilich die Kaffenborstände, welche rügend gedeckt find, ohne daß auf den Kriegsschaß zurückgegriffen großer Teil von Arbeitgebern weder die Verordnungen noch die schon vor Monaten in die Welt pofaunten, sie hätten genügend Nach einigen weiteren Bemerkungen der Abgg. Arendt( np.) gefeßlichen Bestimmungen zum Schuße der jugendlichen Arbeiter Aerzte, was eben nicht der Fall ist. Zum Schluß richte ich an den und Speck( 3.) wird der Nachtragsetat bewilligt. durchgefüht. Andauernd haben die Berichte der Gewerbeaufsichts- Staatssekretär die Frage, wann wir ein neues einheitliches Es folgt die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats für beamten auf solche Fälle hinzuweisen. Auch auf das Wohnungs- Hebammengesetz zu erwarten haben. Auf einem gut ausgebildeten das Reichsamt des Innern. wesen sollte das Reichsgesundheitsamt seine Aufmerksamkeit lenten. Hebammenstand beruht unsere ganze Zukunft.( Heiterkeit.) Man Wie ein Fabrikinspektor berichtet, fand er in einem Betriebe fünf sollte den Hebammen die Segnungen der Arbeiterversicherung zuArbeiter, die Kost und Logis hatten und die alle 5 nur ein einziges gänglich machen; ebenso müßten die Krankenpflegepersonen verBett zur Verfügung hatten!( hört! hört! bei den Sozialdemo- sichert werden. Schließlich bemerke ich noch in bezug auf die Bleifraten.) Sie arbeiteten schichtweise und legten sich auch sch ich t- weißvergiftungen, daß alle Verfügungen, Gefeße und VerDas Reichsgesundheitsamt sollte sich einmal gründlich damit weise ins Bett!( Sört! hört! bei den Sozialdemokraten.). ordnungen nichts helfen können, wenn nicht die Arbeiter selbst beschäftigen, Gesundheitsfördernd ist das sicher nicht. Auch in den 3iege sie besser halten als bisher; schon jetzt ließen sich durch genügende die gefundheitlichen Zustände in den chemischen Fabriken Ieien müßten die Gewerbeaufsichtsbeamten in einer ganzen Aufmerksamkeit der Arbeiter die meisten Fälle von Bleizu untersuchen. Es haben sich da so viele Uebelstände herausgestellt, Reihe von Fällen Strafanzeigen machen, aber sie klagen darüber, vergiftungen vermeiden.( Bravo ! bei den Freisinnigen.) daß das dringend notwendig wäre. Das kann um so leichter ge- daß das Gefek bersagt. Was will es denn auch heißen, schehen, als ja diese Betriebe in bezug auf die Arbeitszeit und die wenn ein Ziegeleibefizer, der einen 11jährigen Knaben acht bis Gesundheitszustände der Kontrolle unterliegen, und das Reichs- zehn Stunden hintereinander beschäftigt hat, schließlich mit einer gesundheitsamt sollte die berufene Instanz sein, alle Feststellungen, Geldstrafe von 3 M. belegt wird. bei denen es sich um Leben und Gesundheit der Arbeiter handelt, zu machen. Weiter sollte es sich auch ernstlich einmal mit der Frage beschäftigen, ob bei Unglüdsfallen und Krankheiten genügend migachtet wird, ist ja bekannt. Selbst in Berlin gibt es viele für ärztliche Hilfe gesorgt ist. Der Herr Staatssekretär sagte hier Bäckereien, in denen Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren mit am 12. Februar, es führe zum Rückfall in unsoziale Zustände, wenn Frühstückaustragen beschäftigt sind, die ihre Tätigkeit bereits um Aerzte Schwerkranten die Hilfe verweigern. Dem stimmen wir 5 Uhr morgens beginnen! Eltern können sicherlich nur durch die wohl alle zu.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir alle bitterste Not getrieben sein, ihre Kinder hierzu herzugeben.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Diese Kinder fönnen in der Schule gar nichts lernen und können auch nicht zu gefunden Arbeitern heranwachsen.( Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Auch über die große Bahl der Unfälle der jugendlichen Arbeiter geben uns eine Anzahl von Berichten der Aufsichtsbeamten Auskunft. Diese jugendlichen Arbeiter werden beschäftigt, damit an den Löhnen gespart werde. Was soll man aber dazu sagen, wenn z. B. in Oppeln
wünschen, daß
bie Konflikte zwischen Krankenkassen und Aerzten
Wie
das Kinderschuhgesek in Bäckereien
zwei Knaben täglich bis zu 10 Stunden beschäftigt!
beseitigt werden. Mit gutem Willen auf beiden Seiten muß das sehen. Sonst muß es in der Weise erfolgen, daß die ganze Frage cinem Schiedsgericht übergeben wird.( Bustimmung bei den SozialSemokraten.) Vor einigen Tagen haben die Aerzte in Köln gegenüber dem Ausspruch des Herrn Staatssekretärs erklärt, sie seien nicht willens und auch nicht willens gewesen, Schwerkranten und Sterbenden die Hilfe zu verweigern. Die Zuspigung des Konflikts Kinder von 8, 9 und 10 Jahren auf Bauten mit dem Tragen bedauern sicher wir alle, denn bei der Einführung der Krankenvervon Steinen und Mörtel beschäftigt ficherung hat man derartige Dinge wohl nicht geahnt. Sie ist werden!( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) In einer doch bestimmt, bei Krankheiten und schweren Unglüdsfällen helfend Zementfabrik in Minden eine Zementfabrik ist ein eminent gecinzutreten. Die Aerzte sind aber feineswegs von Vorwürfen frei- sundheitsschädigender Betrieb werden zusprechen. Ich erinnere nur an einen Fall, der sich bei dem Unglüd auf der Zeche Groß- Rosseln" abspielte. Da verweigerten die Aerzte, die zu einem Berunglüdten gerufen wurden, die Hilfe, weil( Sört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ebenfalls in Minden fie nicht„ Grubenärzte" waren!( Hört! hört! bei den Sozialdemo- wurden in einer Kartonnagefabrik die Arbeiterinnen bis nach fraten.) Bei einem derartigen Unglück müßte schon das allgemeine Mitternacht beschäftigt, und da sie zum Teil auswärts wohnten, Menschlichkeitsgefühl jeden bewegen, helfend einzugreifen.( Sehr blieben sie über Nacht in der Fabrik und schliefen einfach auf dem richtig! bei den Sozialdemokraten.) Leider spielen sich jetzt auch Arbeitstisch!( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Solchen in Köln ähnliche Dinge ab, wobei ich freilich annehmen will, daß das Dingen müßten die Behörden nachgehen und Abhilfe schaffen. Gros der stölner Aerzte mit dem Vorgehen einzelner nicht ein- In zwei Fällen waren die Arbeiterinnen in der Hochsaison bis verstanden ist: Aus einem Vorort von Köln wird berichtet, daß ein 4 Uhr morgens beschäftigt; einschließlich der Frauen waren sie Kind sich mit siedendem Wasser berbrüht hatte ununterbrochen 20 Stunden beschäftigt! und außerdem an Krämpfen litt. Der herbeigerufene Der Unternehmer wurde dafür mit 30 M. Geldstrafe" belegt, Arzt weigerte sich, das Kind zu behandeln, als er hörte, daß der die ihm sicher vorher reichlich eingebracht waren. Hier wäre ledigVater des Kindes Kaffenmitglied sei.( Hört! hört! bei den Sozial- lich Gefängnisstrafe am Blaze gewesen. In einem Sägedemokraten.) Und auch auf das Flehen der Mutter, dem Kinde werk in Oberbayern waren Knaben unter 14 Jahren 12 bis wenigstens etwas Schmerzstillendes zu verschreiben, achtete er nicht. 14 Stunden hindurch beschäftigt; zwei Kinder im Alter von 9 bis ( Hört! hört!) In einem anderen Falle wurde ein Arzt zu einem 10 Jahren waren mit dem Tragen von Brettern beschäftigt! Wohl Kinde gerufen, das in Krämpfe gefallen war. Er weigerte sich, das keiner von Ihnen meint, daß das eine Arbeit für Kinder in diesem Kind zu behandeln, und als endlich ein anderer Arzt herbeigerufen zarten Alter ist.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) In war, war das Kind bereits tot!( hört! hört! bei den Sozialdemo- einem Sägewerk war ein 15 Jahre alter Junge von 5 Uhr morgens fraten.) Ich wünsche, hoffe und glaube, daß wir alle in dem Wunsche bis 7 Uhr abends, alfo volle 14 Stunden, beschäftigt!( Sört! hört! einig sind, solche Dinge nicht mehr zu erleben, und ich betone noch bei den Sozialdemokraten.) einmal, daß ich glaube, daß auch das Gros der Aerzte in Köln mit In den Bäckereien hat sich ja durch die im Reichstag geübte diesem Vorgehen ihrer Kollegen nicht einverstanden ist. Wir alle erkennen es an, daß die Aerzte sich eine Berufsorganisation ge- Kritik und durch die Tätigkeit des Reichsgesundheitsamtes manches schaffen haben. Aber man soll doch nicht verkennen, daß die freie gebessert. Das will ich gern zugeben. Aber man findet doch immer Arziwahl überall auch für die Aerzte den Mißstand gezeitigt hat, noch auch da sehr viele Uebelſtände. So wurde ein schulpflichtiger daß ein Teil der Aerzte sehr hohe Einnahmen, andere außerordent- Knabe für die außerhalb der Schule fallende Zeit als Lehrling anlich geringe haben.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) genommen, so daß dem Kinde im ganzen nur 4 Stunden Beit Und diesen schwächlichen Knaben mißInrichtig ist es auch, wenn vielfach behauptet wird, die Kranken- um Schlafen blieben. handelte der Meister noch, weswegen ihm das Recht der Lehrlingsversicherung werde auf Kosten der Aerzte geleistet. ausbildung abgesprochen wurde. Es wäre sehr wünschenswert, daß das in sehr viel mehr Fällen geschehe. Dann würde sich vielzeigt, daß die Krankenkassen im Jahre 1906 insgesamt 148 leicht der Reichstag im nächsten Jahre nicht mehr mit derartigen
Die Statistik des Reichsgesundheitsamts
Kleines feuilleton.
Koralleninseln, die geschlechtliche Zuchtwahl, die Selektionstheorie und die Abstammungslehre im allgemeinen, wobei er auch die Einwände der Gegner Darwins mit einigen Worten streifte. Theater.
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Präsident des Reichsgesundheitsamtes Dr. Bumm: Herr Brühne hat fanitäre Mißstände in den chemischen Fabriken be anstandet. Deutschland tann auf seine chemische Industrie stolz sein.( Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Soweit aber wirklich Mißstände vorhanden sein sollten, wird auf ihre Abstellung Bedacht genommen werden. Ueberhaupt läßt sich fein endgültiges Urteil über die Beschwerden des Abg. Brühne abgeben, denn vorher Ein Reichshebammengesetz müßte der andere Teil gehört werden. gebung überlassen werden, diefe Materie zu regeln; doch wird zu erlassen, empfiehlt sich nicht. Es muß der Landesgeseh beabsichtigt, durch Reichsgesetz gewisse Grundregeln feft
zuſeßen.
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Die Abgg. Fleischer und Brühne haben von der Bleiweißgefahr gesprochen. Gewiß eine furchtbare Gefahr! Aber erkannt ist sie längst, und nicht weniger als fünf Bundesratsverordnungen beschäftigen sich mit ihrer Bekämpfung.
Abg. Kulerski( Bole) rügt die Kleinlichkeit, mit der oft gegen die Drogisten vorgegangen wird. Es ist vorgekommen, daß man ihnen die Führung so unschuldiger Dinge wie Sennesblätter
berboten hat!
Abg. Hoch( Soz.):
Ich möchte mich kurz gegen verschiedene Unrichtigkeiten in der Besprechung des Krankentasjenkonflifts wenden. Der Kölnische Sassenborstand hat bei seinem Vorgehen die Zustimmung aller Kassenmitglieder, einschließlich der Unternehmer, gefunden.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Herr Mugdan meinte, unfere Behauptungen über den Konflikt ließen sich nicht auf ihre Richtig feit kontrollieren. Aber ist es etwa möglich, die Behauptungen der Herren Strube, Mugdan und anderer Aerztebertreter auf ihre In dem einen Falle, in welchem Richtigkeit zu kontrollieren? wir sofort diese Kontrolle üben konnten, haben wir die Unrichtigkeit festgestellt.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)
taffe habe eine öffentliche Warnung vor den streifenden Aerzten
Herr Dr. Strube hat hier behauptet, die Leipziger Ortskranken
erlassen. Ich habe hier ein Schreiben des Vorstandes der Ortsfrankenkasse, in welchem flipp und klar an der Hand amtlicher Urtunden nachgewiesen wird, daß in keiner Beziehung von einer solchen Warnung die Rede sein kann.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Aus dem Schreiben geht zudem hervor, daß die Ortsfrankenkasse jedem Arzt, der seine Obliegenheiten während der Zeit feiner Tätigkeit bei der Strankenkasse erfüllt hatte, ohne weiteres auf Wunsch ein Zeugnis ausgestellt hat.( Hört! hört!) Das zur Steuer der Wahrheit.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) Hiermit schließt die Debatte.
Reichsgesundheitsamts debattelos erledigt. Der Titel wird bewilligt und der Rest des Etats de Beim
wünscht
Reichspatentamt
Abg. Dr. Jund( natl.) möglichst frühzeitige Vorlegung der Novelle zum Patentgefeß, damit die zahlreichen Wünsche der Industrie genügend berüdsichtigt werden können. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen fragt Redner an, wie weit die Verhandlungen mit Amerika über den Patentschutz gediehen sind. Abg. Dove( frs. Vg.) schließt sich im wesentlichen den Ausführungen des Vorredners an. Staatssekretär v. Bethmann- Hollweg : Die Novelle zum Patentgefez befindet sich im Stadium der Verhandlungen der unmittelbar
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bührt eigentlich den Herren Alfred Schönfeld und Viktor Hol. länder: jenem als Verfasser der Gesangsterte, diesem als Stompofiteur der Musikeinlagen. Unter ihnen übten die Schifferpolka: Strischan, wir wollens mal riskieren", das italienische Duett: " Die fleinen Straßenfänger" und namentlich das höchstaktuelle Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Lum Terzett: Wo wohnt sie denn?", das an die Herren Stubenbacivagabundus" von Johann Nestroh. Im Deutschen rauch, Kirschner, Bülow und Roeren adressiert ist, Theater, in dem jezt unter Reinhardts Direktion Nestroys Revo- zündende Wirkung aus. Wir sind wahrlich die letzten nicht, die lution in Krähwinkel" seit Monaten volle Häufer macht, feierte in diesem buntfchedigen Bierblatt wenigstens einen belustigenden Erden neunziger Jahren unter Brahm sein freilich nie recht vergessener folg auf der Theaterbühne vergönnen, weil er sie sicher für ihre Zumpacivagabundus" mit Kainz als Schneider fröhliche Auf- fonftigen Durchfälle entschädigen dürfte. Helene Ballot, Mimi erstehung. Soviel Versuche mit Neuaufführungen der alten Berliner Schwarz, Arnold Ried, Emil Sondermann , allen Lokalpoffen von Kalisch, Weihrauch usw. in Berlin seither unter- boran aber der kleine Kurt Bois, der eine verblüffende nommen wurden, keiner brachte es hier zu einem ähnlichen Erfolge Verve und Routine ofenbarte, entluden stürmische Heiterfeit. wie die Wiederaufnahme jenes altösterreichischen Handwerksgesellen Schwankes. Auch in der Vorstellung des Friedrich- Wilhelmstädtischen Theaters erwies sich wieder seine Schlagkraft. Die Szenen auf der wandernden Burschen, der windige Landstraße, wo die drei
Notizen.
e. k.
Eine Darwinfeier veranstaltete am Freitag abend die Ortsgruppe Berlin des Deutschen Monistenbundes im Festfaal des Berliner Rathauses, den das überaus zahlreich erschienene Publikum bis auf den letzten Platz füllte. Der Festschmud, den Haus und Saal noch trugen von dem Besuche eines Mannes, der fich wahrscheinlich selbst kaum Verdienste um die menschliche Kultur zuschreiben wird, stimmte allerdings etwas wehmütig, zumal der Borfißende fich noch bei dem Magistrat für die gütige Belaffung des Schmudes zu dieser Feier bedanten zu müssen glaubte. Die Geistesheroen müssen sich mit den welken Resten von dem zufälligen festlichen Empfang eines Fürsten begnügen! Um so erfrischender wirkte die Betonung des rebolutionären Elements der Lehre Darwins in der Rede, die der erste Festredner des Abends. Wilhelm Bölsche , hielt. Er ging von dem Gedanken aus, daß nicht der Festschmud, sondern der Ort der Feier, Berlin , das - Die Klinger Ausstellung in der Sezession ant Zentrum einer raftlosen Arbeit, gut gewählt fei im Hinblick auf Schneider, der phlegmatische, versoffene Schuster und der solide Kurfürstendamm ist bis Sonntag, den 21. Februar, abends 7 Uhr, den verschiedenen Baffanten ihre Fechtkunststüde berlängert worden. Darwin , der unabläfftg ein Arbeiter auf dem Felde der Wissen- Tischler schaft, fogar ein Märtyrer der Arbeit gewesen sei. Wie das probieren, das bunte Herbergstreiben, der Kauf des großen Loses Vorträge. Jm Institut für Meereskunde, 18. Jahrhundert den Namen des größten Deutschen , Goethe, trägt, und die Zuſammenkunft der drei Gewinner nach Jahresfrist, bei der Georgenstraße 34-36, spricht Dienstag Fischereidirektor Zübbert fo verdiene das 19., nach Charles Darwin benannt zu werden; in Schuster und Schneider, wie einst als arme Kirchenmäufe auf über„ Die deutsche Hochfee Segelfischerei in Vergangenheit und feinem Namen ließen sich am besten all die weitverzweigten Fort - marschieren, enthält eine Fülle luftigen vollstümlich- spottenden Gegenivart", Donnerstag Dr. v. Bahn über„ Die Nebenmeere des schritte der Technik zusammenfassen, die wir in erster Linie der Humors. Genug, um für die angeflicten Zauberszenen und den be- Bazifischen Ozeans", Freitag Prof. Dppel über„ Die großen BaumNaturwissenschaft und ihrer Methode verdanken. Nicht als ob eine bentlich leeren Zwischenalt, in dem der Schneider sich als Barben wollhäfen der Erde". Einlaßkarten zu 25 Pf. sind in der Geschäftseinzelne Person das Rab der Weltgeschichte vorwärtstreibe, sondern präsentiert, zu entschädigen. Gespielt wurde flott und munter. stelle des Instituts erhältlich. was in dem einzelnen Menschen arbeitet und wirkt, sei das Gr- Base It war ein äußerst behender Schneider Zwirn, wenngleich Der Chemiker Julius Thomsen ist in opengebnis einer langen, weit zurückgehenden geistigen Entwickelungs- ihm die Natur die Zwirnsgestalt, auf die im Stüd fortwährend ge- hagen im Alter von 89 Jahren gestorben. Er lehrte viele Jahre Vorzüglich brachte Franz Chemie an der Kopenhagener Universität. Seine wissenschaftliche über die Phylogenie, die Entwickelungsgeschichte, des Darwinismus Arnold, der auch im Coupletvortrag überraschend komische Bedeutung beruht auf der Anwendung der mechanischen Wärmereihe. Im Anschluß hieran gab Bölsche eine gedrängte Uebersicht stichelt wird, radikal berfagt hat. von Anagimander und Empedokles bis Darwin . Bei Darwin Mimik zeigte, die fanfiselige Benebeltheit des verbummelten Schusters theorie auf chemische Prozesse. selbst tönnen wir gewissermaßen eine Ontogenie des Entwickelungs-Rieseneisberge. Eine Zusammenstellung der Berichte gedankens, eine kurze Rekapitulation seiner Phylogenie, beobachten. Thalia Theater: Wo wohnt sie denn?" Schwant über die Beobachtung riesiger Eisberge auf dem Dzean wird in der Darwin begann als Theologe und wandte sich dann als Autodidakt von Jean ren und Georg Otontowsth. Das aus dem englischen Shipping Gazette" beröffentlicht. Die größten wurden in den Naturwissenschaften zu; erst allmählich reiften in ihm die ledigen Junggesellentum, freiwillig oder unfreiwillig, in den Ehe- den südlichen Meeren an der Grenze der antarktischen Bone gesehen. Gedanken, die sich dann vor ungefähr einem halben Jahrhundert stand hinübergeschleppte Verhältnis" bildet ein beliebtes Motiv Kapitän Battman von der„ Loch Torridon" beobachtete 1893 südlich zu seiner Entwidelungstheorie zusammenschlossen. Darwins Ver- der französischen Bossendichter. Da nun, wie die letzte Premiere vom Kap Horn einen Eisberg von 1500 Fuß Höhe. Aber der Rekord dienst beruht aber nicht allein auf dieser, sondern auch darin, des Lustspielhauses erwiesen hat, der Nachahmungstrieb bei unseren wurde schon im November 1904 überboten, wo die Binita" eine daß er die verschiedenen Wissensgebiete miteinander vereinigte und einheimischen Stückemachern so arge Verwüstungen anrichtet, wollen ganze gewaltige treibende Eisinsel fichtete, die bei gleicher Höhe eine in Zusammenhang brachte und so den Grund legte zu der moni- wir auch die neueste Gabe der Hausdichter des Thalia- Theaters Länge von sieben englischen Meilen hatte. 1893 stieß die„ Loch stischen Weltanschauung. Ueber Darwin als Forscher" geduldig in Kauf nehmen, eingedent des Spruches, daß kein Mensch Torridon" auf eine fünfzig englische Meilen lange treibende Eisbant referierte alsdann Prof. Ludwig Plate . Er gab in furzen feinem Schidjal entrinnen kann. Nun, die Verfasser haben doch von erheblicher Höhe. Drei Jahre später traf die„ Antarctic" einen Zügen eine Uebersicht über die Hauptwerte Darwins von seinem wenigstens jenes Echwantmotiv auf eine deutsch - spießbürgerliche Gisberg von zwar nur 60 Fuß Höhe, jedoch von einer Länge von Erfilingswerk, dem Journal seiner Weltreise, bis zu feiner letten Formel gebracht Grund genug, daß alle Kaffeeschwestern und 68 englischen Meilen. Noch größer war die treibende Eisinsel, die Schrift über die Regenwürmer", um dann etwas näher auf die Bierdimpfel vor Wonne erschauern werden. Schwant" hin, 1855 ein Emigrantenschiff am Kap der guten Hoffnung fichtete und Haupttheorien des Forschers einzugehen: die Entstehung der Schwant" her. Aber der Löwenanteil des lärmenden Erfolgs ge- die ihm zum Berderben wurde
heraus.
dt.