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Wieder eine Kennzeichnung des Polizeistaates. Der Arbeiter kommt auf die Anklagebank und wird bestraft, wenn man ihm auch nur den geringsten formalen Verstoß durch zweifelhafte Zeugen­aussagen glaubt nachweisen zu können. Der Schußmann aber, der ohne Beranlassung den Säbel schwingt und einen Arbeiter halb tot­schlägt, geht frei aus und bleibt nach wie vor ein berufener Schützer der Ordnung. Und dann wundert sich die Polizeibehörde, daß ihre tausend Hilfsmannschaften nicht in der Lage sind, einen gemein­gefährlichen Messerstecher ausfindig zu machen, den eine anders aus­gebildete und verantwortliche Polizei wohl längst dingfest gemacht hätte.

In dem Totschlagsprozeß

Verfammlungen.

fie die Frauen in das Erwerbsleben hinausdrängte. Frauen gingen, Boden, aber Stiello schlug mich auch dann noch mit dem Gabel. in die Fabriken, müßten als Landarbeiterinnen schuften, Nachher hat mich Stiello und ein anderer Schuhmann nach der feien beim Bau bon Landstraßen, am Telephon, bei Unfallstation gebracht, wo meine Wunden verbunden wurden. der Post und der Eisenbahn tätig und führten als Näherinnen Der Vorsitzende hielt dem Angeklagten vor, er sei doch später von früh bis spät die Nadel. Es sei ja im Reichstage nach der Polizeiwache gegangen und habe den Reviervorstand er­gesagt worden, die Nadel sei kein schweres Instrument. Gewiß sei sucht, die Sache milde zu behandeln. Das spreche doch für das fie leicht. Die Näherin müsse sie aber im Tage so oft schwingen, Schuldbeirußtsein des Angeklagten. Hierzu bemerkte der An­daß der Schwung des Arms allein sie so matt mache wie einen geklagte, einer der Schuyleute habe ihm auf der Unfallstation den Arbeiter, der tagsüber den Dreschflegel geschwungen habe. Rednerin Rat gegeben, mit dem Reviervorstand zu sprechen, und Stiello habe wies an der Hand der Statistik nach, in welch hohem Maße die ihm auf der Unfallstation die Hand gegeben und gesagt, er habe Frauen am Griverbsleben beteiligt seien. Eindrucksvoll schilderte sie in der Rage gehandelt, er habe nicht gesehen, mit wem er es zu dann die Nöte des Lebens, nnter der die proletarischen Maffen, tun hatte; Elstermann solle doch mit dem Reviervorstand sprechen, Männer wie Frauen, in der kapitalistischen   Gesellschaft zu leiden hätten, daß die Sache milde behandelt werde. Wie der Angeklagte weiter während auf der anderen Seite von den Besitzenden die Neichtümer sagte, ist er auch zum Reviervorstand gegangen, weil er glaubte, angeeignet würden, die die Arbeiter und Arbeiterinnen schaffen. Wie wenn die Sache vor Gericht käme, würde den Schuhleuten doch gegen den Agenten und Portier Otto Pfanner, der, wie gemeldet, be­hier die Interessen der Frauen eng verknüpft seien mit denen der mehr geglaubt wie ihm. Er habe dem Polizeileutnant den Her- schuldigt war, seine Ehefrau aus Eifersucht hinterrücs erstochen zu Männer und das gleiche Bestreben nach einer Aenderung und gang erzählt, um Milde habe er nicht gebeten, aber der Polizei- haben, fiel die Beweisaufnahme durchweg zuungunsten des Ange Besserung hervorriefen, so zeige sich auch die gleiche Interessen- leutnant habe gesagt, er müsse die Sache anzeigen, aber er werde klagten aus. Die Geschworenen bejahten dem Antrage des Staats­anwalts Dr. Ludwig gemäß die Schuldfrage auf Totschlag unter gemeinschaft gegenüber der Art, wie die Mittel zur Erhaltung des sehen, daß er sie milde behandeln könne. Staates aufgebracht würden. Die großen Neichtümer würden nach Schußmann Stiello gab eine völlig andere Darstellung des Berjagung mildernder Umstände. Der Staatsanwalt beantragte Möglichkeit dabei geschont und die Lasten hauptsächlich auf die Sachverhalts. Er sagte, der Angeklagte und seine Freunde hätten mit Rücksicht auf die mehrfachen Vorstrafen, die Pfanner wegen Schultern der Armen geworfen. Man brauche nur an die indirekten 10 Minuten lang auf der Straße gestanden und gelärmt; er habe 6 Jahren. Das Urteil des Gerichts lautete auf 4 Jahre und 6 Mo­ganz ähnlicher Roheitsdelikte erlitten hatte, eine Zuchthausstrafe von Steuern denken. Durch fie und die Zölle sei schon in bezug auf sie aufgefordert, weiter zu gehen, zwei seien gegangen, Kapito sei nate Zuchthaus  . Lebensmittel allein die jährliche Lebenshaltung der Arbeiterfamilie stehengeblieben; der sei dann durch den hinzugekommenen Schuß­seit dem Jahre 1900 um 123 m. verteuert worden. Und jetzt mann Großmann festgenommen worden. Als Kapito abgeführt follten die großen Massen wieder bluten. Rednerin ging auf die wurde, habe der Angeklagte gegen die Sistierung protestiert, Stiello neuen Steuervorlagen ein. Sie erinnerte unter anderem ferner habe sich das verbeten und habe deshalb von dem Angeklagten einen daran, daß die herrschenden Klassen nicht bereit seien, das Elend Stoß bekommen. Der Angeklagte habe dann eine Stellung ein- Der Zentralverband der Schuhmacher( Filiale Berlin  ) der ungeheueren Arbeitslosigkeit nennenswert zu dämpfen, ja daß genommen, als ob er ihn, Stiello, angreifen wolle. Darauf habe hielt am Montag eine Generalversammlung ab, die im Lokal vielfach noch der Hohn hinzufomine, und daß auch die Arbeiter- Stiello von dem Säbel Gebrauch gemacht, um den Angriff zu Landsberger Straße 31 stattfand. Den Kassenbericht pro 4. Quara und Arbeiterinnenschutzgesetzgebung biel   zu wünschen übrig parieren. Als der Angeklagte von dem Herren auf der Brücke tal 1908 erstattete der Kassierer Bendig. Die Einnahmen der Iasie. Ueberall feien so mit dem wirtschaftlichen, sozialen festgehalten wurde, habe er wieder einen Angriff auf ihn, Stiello, 3entraltasse betrugen 13 915,55 M. Von dieser Summe politischen Leben Leben die Interessen der Frauen ver- gemacht, habe ihm den Helm vom Kopf geschlagen, an die Beine gingen 2742,59 2. statutengemäß an die Lokaltasse und 3214,56 bunden, so daß sich die Notwendigkeit ergebe, Einfluß darauf gefaßt und die Hose zerrissen. Um den Widerstand zu brechen, habe Mark an die Hauptkasse. Von der weiteren Ausgabe von 7958,40 zu erlangen. Dazu feien vor allem auch politische Rechte vonnöten, er, Stiello, auch jetzt vom Säbel Gebrauch gemacht. Mark entfielen auf Arbeitslosenunterstützung 4332,85 M. und auf namentlich das Wahlrecht in Reich, Staat und Kommune. Es müsse Schußmann Großmann bestätigte im allgemeinen die Dar- Krantenunterstüßung 3150,20 M. Die Kapitalanlage der lokalen aber auch ein gutes, ein demokratisches Wahlrecht sein, kein Wahl- stellung seines Kollegen Stiello. Beide Schuhleute bestritten ent- 3 uschußtasse stieg nach Verrechnung von Einnahme und Aus­ſyſtem wie in Preußen. So sehr man sich auch bemühe, den Frauen schieden, daß sie die drei Männer Sofftöppe" genannt und gesagt gave im 4. Quartal von 5886,78 m. auf 6294,18 m. Die Lokal das politische Wahlrecht vorzuenthalten, es werde doch errungen hätten, sie würden ihnen ins Kreuz treten. Stiello behauptete, tasse erzielte einschließlich eines Bestandes von 4091,49 M., der werden, weil die wirtschaftliche Entwickelung mehr und mehr daß er nur durch Angriffe des Angeklagten veranlaßt worden set, am Ende des 3. Quartals vorhanden war, eine Gesamteinnahme den Boden dafür ebne. Die proletarischen Frauen müßten mit dem Säbel zu schlagen. Er bestreitet, daß er noch geschlagen von 9675,83 M. Nach Verrechnung der Ausgabe verblieben als nun auch Mittel ergreifen und Wege gehen, die zur habe, als der Angeklagte schon am Boden lag. Weiter sagte Stiello, Kapitalanlage 4793,02 m.- Zu dem gedrudt vorliegenden inneren politischen Reife verhelfen. Dazu gehöre die Organisation. auf der Unfallstation habe er kein Wort mit dem Angeklagten ge- ahresbericht machte der Rechnungsführer ebenfalls einige Es komme von den politischen Parteien nur die Sozialdemokratie in Frage, welche seit ihrem Bestehen für das gleiche Recht alles dessen eintrete, was Menschenantlig trage. Darum hinein in die Organi­sation, in den sozialdemokratischen Wahlverein, um gemeinsam mit den Genoffen zu lernen und die Kräfte zu entwickeln, damit der große Kampf um das Wohl der Gesamtheit und um die Be­freiung von politischer Knechtschaft siegreich zu Ende geführt werden fönne.( Lebhafter Beifall.) Da sich zur Diskussion niemand meldete, so faßte die Versammlungsleiterin Genoffin Kaschewski noch einmal die Anregungen der Referentin zusammen und ermahnte die An­wesenden, danach zu handeln und auch die Arbeiterpresse zu lesen, den Vorwärts" und die Gleichheit". Belehrung in Hülle und Fülle sei daraus zu schöpfen.

und

" 1

Bom Frauenstimmrecht.

sprochen.

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Die meisten der vernommenen Zeugen haben nur einzelne Ab­schnitte des ganzen Vorganges gesehen. Frau Regel will gesehen haben, daß nach der Berhaftung Kapitos der Angeklagte dem Schußmann Stiello einen Stoß verfekt hat und darauf erst von Stiello geschlagen wurde. Lehrling Götz hat den Eindruck ge­habt, als ob der Angeklagte Abwehrbewegungen mit den Armen machte, ehe ihn Stiello mit dem Säbel schlug. Zwei andere Beugen befundeten, daß einer der Schuhleute die drei Männer Sofftöppe" genannt und gesagt hatte, er werde ihnen

ins Kreuz treten.

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Ferner sagten diese Zeugen, daß der Angeklagte, als er fortrannte, von Stiello von hinten mit dem Säbel geschlagen wurde, und daß Stiello immer von oben runter schlug, als der Angeklagte schon Dem württembergischen Landtage liegt ein Landwehrlos am Boden lag, und daß der Angeklagte keinen Widerstand wirtschaftskammergesetz vor, in dem die Regierung aus leistete. eigener Snitiative den weiblichen Besigern von land- An diese Zeugen richtete der Vorsitzende die Frage, ob sie sich wirtschaftlichem Grundbefiß das aktive Wahl auf Grund eines Aufrufs im Vorwärts" als Beugen gemeldet recht zur Landwirtschaftstammer zugesteht, nicht haben. Der Vorsitzende erhielt die Antwort, daß diese beiden Beugen aber das passive Wahlrecht. Hiergegen wendet sich eine durch einen Aufruf in der Morgenpost" ermittelt worden sind.- Eingabe des württembergischen Vereins für Frauenstimmrecht, dessen Der Angeklagte bemerkte dazu, et habe in verschiedenen Zeitungen er Vorsitzende Frau Dr. Lindemann ist, mit einem sehr interessanten Aufrufe erlassen. Rechtsanwalt Liebknecht   fügte zur Erklärung Zahlenmaterial. Danach ist die Zahl der selbständig in dieses Umstandes hinzu: Der Angeklagte hatte an Ort und Stelle ber Landwirtschaft im Hauptberufe tätigen Frauen in die Adressen mehrerer Zeugen in sein Notizbuch geschrieben. Dies Württemberg von 1882 6i8 1907 um 22,86 Proz. ge- Notizbuch ist ihm aber verschwunden auf der Fahrt zur Unfallstation, wachsen und die Zahl der unselbständig im die in einer Droschte unter Begleitung der beiden Schuhleute zu Hauptberufe in der Landwirtschaft tätigen Frauen im rüdgelegt wurde. gleichen Beitraum fogar u m 128,5 Pro 3, Proz, während Die markanteste Aussage machte der Zeuge Kaufmann Bastie­die Zahl der Männer um 18,27 Proz. zurüdgegangen wicz, iener Herr, der den Angeklagten auf der Oberbaumbrücke fest i st. Bei beiden Kategorien zusammen ergibt sich ein Ridgang hielt, um ihn dem verfolgenden Schußmann auszuliefern. Der der männlichen Arbeit in der Landwirtschaft um 12,36 Broz, eine Zunahme der weiblichen Arbeit um 95,4 Pro 3. Während das weibliche Geschlecht im Jahre 1882 erst 24,66 Proz. der gesamten landwirtschaftlich erwerbstätigen Be­bölkerung ausmachte, umfaßte es 1907 bereits 42,15 roz.

Leseabende.

geuge sagte: Jch hielt den Angeklagten fest, indem ich ihn am Genic faßte. Dann kam der Schuhmann hinzu und, wie ich glaube, schlug er sofort auf den Mann ein. Ich sagte zu dem Schuhmann: Lassen Sie doch, den bringen wir so zur Wache. Ich hielt den An­geflagten mit einem besonderen Griff am Arm so fest, daß er keinen Widerstand leisten konnte. Mit dem Schuhmann zusammen wollte ich nun den Angeklagten zur Wache bringen. Der Angeklagte bat, ich möchte ihn doch nicht so festhalten, weil ihn der Arm schmerze. Baumschulenweg. Donnerstag, den 18. Februar, bei Käding, Baum- ch aber sagte: Ich lasse Sie nicht los, sonst fönnen sie fortlaufen. schulenstraße 67, abends 81 Uhr. Nochmals ersuchte mich der Angeklagte, etwas loszulassen, da er es Groß- Lichterfelde  . Freitag, den 19. Februar, 8 Uhr, im Kaiserhof": nicht aushalten könne. Vortrag des Genossen Stampfer:" Der Entwickelungsgedanke In diesem Augenblick zog der Schutzmann den Säbel und schlug auf in Natur und Gesellschaft." den Angeklagten ein. Widerstand hat der Angeklagte nicht geleistet. Ich bin der Meinung, daß er ruhig mitgegangen wäre zur Wache. Ich glaube, mein Urteil ist maßgebend. Denn ich fühlte mich Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklaffe. Montag, den berpflichtet, der Polizei zu helfen. Es berührt mich peinlich, daß 22. Februar, 8 Uhr, im Neuen Klubhaus, Kommandanten- ich mich jetzt von der Polizei abwenden und für den Angeklagten straße 72. Vortrag Reichstagsabgeordneter Karl Legien  :" Die eintreten muß. Aber Recht muß Recht bleiben. Der Schußmann Arbeiterin in der Gewerkschaftsbewegung." Gäste willkommen. hatte keine Veranlassung, den Mann zu schlagen. Ich hatte ihm Rummelsburg  . Frauen Bortragsabend, Freitag, den ja den Arm umgedreht und hielt ihn durch einen besonderen Griff 19. Februar, 1hr, im Lokal von Tempel: Vortrag der so fest, daß er auch mit dem anderen Arm gar keine Angriffs­Genoffin Mierus: Biele und Aufgaben der sozialdemokratischen bewegung machen konnte. Erst als der Schußmann auf den Ange­Frauenbewegung". flagten einschlug, mußte ich ihn loslassen, um mich selbst vor den Säbelhieben zu schüßen. Denn der

Versammlungen- Veranstaltungen.

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Gerichts- Zeitung.

Eine Polizeifäbelaffäre.

Ant 7. September v. J. schritten zwei Schuhleute gegen drei Männer ein, die aus einem Schanklokal in der Stralauer Allee, nahe der Oberbaumbrüde gekommen waren und auf der Straße beisammenstanden. Es erfolgte eine Sistierung. Einer der drei Männer, der Dreher Elstermann, wurde durch einen Schußmann fürchterlich mit dem Säbel geschlagen und schließlich vom Schöffen­gericht am 23. November wegen Widerstandes zu zwei Wochen Ge­fängnis und wegen groben Unfugs zu 10 M. verurteilt. Elster­mann, der durch den Rechtsanwalt Theodor Liebknecht   verteidigt wird, legte Berufung ein. Infolgedessen wurde die Angelegenheit gestern vor der fünften Straffammer des Landgerichts I   ver­handelt.

Was dem Angeklagten zur Laft gelegt wird, das verschtrand in der Verhandlung völlig hinter dem, was eine Reihe von Zeugen über das Wüten eines

bekundeten.

fäbelschwingenden Schuhmanns

Der Angeklagte Elstermann stellte sein Abenteuer mit ber Polizei so dar: Ich kam mit zwei Freunden, Kapito und Kemniz aus dem Lokal. Auf der Straße standen wir beieinander um uns zu verabschieden. Remnik, der ein wenig angeheitert war, um armte einen von uns. Da kam der Schußmann Stiello auf uns zu und herrschte uns an:

,, Gehen Sie weiter, alte Sofftoppe!"

Säbel fauste dicht an meinem Kopf nieder.

Der Säbel traf den Kopf des Angeklagten mit solcher Gewalt, daß sogleich das Blut herunterfloß. Ich war ganz perplex. Do Angeklagte lief fort, um sich den Schlägen zu entziehen. Aber der Schuhmann lief hinter ihm her und schlug fortgesezt auf ihn ein. Dann fiel der Angeklagte zu Boden und der Schuhmann schlug ihn auch dann noch mit dem Säbel. Der Helm fiel dem Schußmann schon beim ersten Schlage vom Kopf. Daß der Angeklagte, als er schon am Boden lag, den Schußmann ans Bein faßte und dabei deffen Hose zerriß, das war Notwehr.

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Mitteilungen. Infolge der Einwirkung der Krise gestaltete sich die Lage des Arbeitsmarktes in Schuhindustrie und Handwerk in Jahre 1908 troftlos. Der trodene Sommer und Herbst verschärfte noch die Situation im Schuhmachergewerbe, während die im Of. tober einsehende kalte Witterung wenigstens einige Arbeitsgelegen heit in den Filzschuhfabriken schuf. Für die weitere Verschlechte rung der Konjunktur im verflossenen Jahre liefert einen untrüg­lichen Beweis der Vergleich zwischen den entsprechenden Zahlen der Hauptkasse von 1907 und 1908. Im Jahre 1907 bezogen 720 Kollegen für 9183 Tage 10 548,70 M. Arbeitslosenunterstübung Im Jahre 1908 erhielten dagegen 1024 Kollegen für 14 323 Tage 16 684,60 M. Arbeitslosenunterstützung. Vielfach wurde außerdem infolge der wirtschaftlichen Depression die Arbeitszeit reduziert oder bei derselben Arbeitszeit die Produktion wesentlich beschränkt. Das muß noch zur richtigen Kennzeichnung der Gesamtverluste, welche die Wirtschaftskrise den Arbeitern brachte, betont trerden. Auch die Summe der Krantenunterstüßung stieg. 1907 betrug fie insgesamt 11 533,25 M., 1908 dagegen 13 932 M. Wenn man außer der Arbeitslosen und Krantenunterstützung aus der Haupt­taffe noch die anderen Unterstüßungen aus Hauptkasse, Lokalkaffe und Zuschußkaffe berücksichtigt, so wurden im Jahre 1908 an Unter­stübungen insgesamt 40 787,50 m. gezahlt.

Den Geschäftsbericht der Verwaltung erstattete Silbe.  brandt, indem er eine Uebersicht deffen gab, was zu erledigen

war.

Die Neuwahlen ergaben als ersten Vorsitzenden Karl Herr. mann, als zweiten Vorsitzenden Vollmerhaus, als Staffierer Bendig, als Schriftführer Valerius. Revisoren wurden Krause, Weißenborn und Hamann. In die Agitations fommission der mechanischen Branche wurden Mestow, Bruno Koch, Hannig und die Vallschuhmacher Tibe und Hamann gewählt. Die Agitationstommiffion der Schoßarbeiter, die diese bereits in ihrer Sibung gewählt haben, wurde bestätigt. Ihr ge hören an alter, Bunger, Brodt und von der Schäfte­branche Krolewsti und nietsch.

Nach einem Bericht der Beschwerdekommission, den Walter erstattete, wurde in die Kommission gewählt Walter, Knörrich, Drasba, Wussor und bel, sowie als Ersatz­männer Schöller, Kibing und Schmidt.

Aus den Berichten ist nachzutragen, daß bei der Firma Reh u. Bracdel in Brig   ständige Differenzen sind. Die Firma fucht aus der Provinz Leute heranzuziehen, um hiesige nicht einstellen zu brauchen, weil sie die angemessenen Löhne nicht bezahlen will. Es ist bor Zuzug zu warnen.

Vermischtes.

Die Grubenkatastrophe in Weftftanley. Nur trübe sind die Nachrichten, die über die bereits in unferer geftrigen Nummer gemeldete Katastrophe in der Kohlengrube West­stanley einlaufen. Allem Anschein nach ist der größte Teil der Arbeiter umgekommen. Im Anschluß an unfere bisherige Meldung wird weiter aus London   berichtet: Bis gestern abend 10% Uhr war es noch nicht möglich gewesen, zu den in der Kohlengrube West Stanley berschütteten Arbeitern, deren Zahl jetzt auf 130 angegeben wird, zu gelangen.

Eine spätere Meldung besagt: London  , 17. Februar. Von den in der Koblengrube Weftftanley verfchütteten Arbeitern wurden zweinnddreißig gerettet. Es wird befürchtet, daß die übrigen ver­loren sind. Bisher wurden acht Leichen geborgen.

Zum Theaterbrand in Acapulco   wird noch aus Meriko gemeldet: Nach Privatmeldungen find bereits zweihundert Leichen der Opfer des Theaterbrandes in Acapulco   geborgen; fie find bis zur untenntlichkeit verbrannt oder verstümmelt. Das Theater war nach wenigen Minuten ein Flammenmeer, auch acht benachbarte Gebäude sind niedergebrannt.

Diese mit überzeugender Sicherheit abgegebene Aussage des Beugen Baskiewicz wurde noch durch eine Reihe anderer Zeugen, welche Einzelbeobachtungen gemacht hatten, unterstützt. Einer dieser Beugen fagte, als der Angeklagte am Boden lag, schlug der Schutz­mann so lange auf ihn los, bis er nicht mehr konnte. Wenn dem Schuhmann nicht die Kraft zum Weiterschlagen ausgegangen wäre, Durch Erdbeben vernichtet. Teheran  , 17. Februar. Nach ver so würde er den Angeklagten wohl totgeschlagen haben. spätet bei der Regierung eingegangenen amtlichen Meldungen hat Rechtsanwalt Liebknecht   beantragte nach eingehender Würdi- fich am 23. Januar in der Gegend von Burudschird und Selahor in gung der Beweisaufnahme die Freisprechung des Angeklagten.ber Provinz Luristan   ein äußerst heftiges Erdbeben ereignet. Trop Der Staatsanwalt beantragte, die Berufung zu verwerfen.

Das

Urteil des Gerichts

spärlicher Bevölkerung find doch 60 Ortschaften teilweise oder vollständig zerstört, einige sogar einfach von der Erde ver­schlungen worden. Fünf- bis sechstausend Menschen sollen ums Leben gekommen sein. Die von allen Mitteln entblößten Ueber­lebenden sind nach Burudschird geflüchtet und bitten die Regierung um Hilfe.

ging dahin: Das Verhalten des Angeklagten bei der Siftierung des sapito fei als grober Unfug anzusehen. Es sei auch erwiesen, daß der Angeklagte den Schuhmann Stiello vor die Brust gestoßen, also Widerstand geleistet habe. Daß der Angeklagte dem Schußmann Smyrna, 17. Februar. Heute früh 5 Uhr erfolgte hier und in Stiello, wie dieser angab, den Helm vom Kopf geschlagen, ans Bein der Umgegend ein heftiges Erdbeben. In Phocea und Menemen Bald tam noch ein zweiter Schuhmann hinzu, der sagte: gefaßt und die Hose zerrissen habe, sei nicht erwiesen. In dieser sind mehrere Häuser eingestürzt. Verluste an Menschenleben werder Wenn Sie jest nicht weitergehen, trete ich Sie ins Kreuz!" Hinsicht werde sich der Schußmann in der Erregung wohl geirrt Kapito jagte zu dem Schußmann:" Dazu haben Sie kein Recht." haben. Er scheine auch in seiner Aufregung zu weit gegangen zu nicht gemeldet. Hierauf wurde Sapito von den Schuhleuten festgenommen. Ich sein, indem er den Säbel gebrauchte in einer Situation, wo es viel­bekam hierauf die Adressen von einigen Augenzeugen des Vor- leicht nicht nötig gewesen wäre. Da der Angeklagte den Schußmann ganges. Dann ging ich zu Kapito und sagte: Geh nur ruhig mit, durch einen Schlag angegriffen habe, so müsse er bestraft werden ich habe Zeugen. Nun wollte der Schußmann Stiello auch mich Aber mit Rücksicht auf die ganze Situation erscheine eine Gefängnis­festnehmen. Ich lief fort, aber Stiello tam mir nach und schlug strafe zu hart. Der Angeklagte ist deshalb wegen Widerstandes gegen mich mit dem Säbel. Dann rannte ich weiter. Auf der Oberbaum- die Staatsgemalt mit 40 M. zu bestrafen. Wegen des groben Un­brücke hielt mich ein Herr in Zivil fest. Der Schuhmann Stiello fugs bleibt es bei der Strafe von 10 M. tam hinzu und schlug ohne weiteres auf mich ein. Ich fiel zu

Amtlicher Marktbericht der städtischen Markthallen Direktion über den Großhandel in den Zentral- Markthallen. Marktlage: Fleisch. Zufuhr schwach, Geschäft still, Breise unverändert. Bild: Bufuhr knapp, flott, Breije steigend. Fische: Sufuhr mäßig, Geschäft teilweise belebt, Geschäft lebhaft, Breise fest. Geflügel: Zufuhr nicht genügend, Geschäft Preise angemessen. Butter und Käse: Geschäft ruhig, Preise für Butter anziehend. Gemüse, Dbst und Südfrüchte: Zufuhr ge nügend, Geschäft still, Preise wenig verändert.

Verantwortlicher Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Für den Inseratenteil verantwo.: Th. Glode, Berlin  . Drudu. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.