der Mann sich wie ein Wilder Benommen, um sich geschlagen undgestoßen und auch zu Beißen versucht haBe> Geschrien habe er.wieein wildes Tier". Das Angstgcheul des Taubstummen scheint dieOrdnungshüter zur Wut entflammt zu haben. Sie haben ja„nichtgewußt, daß der Mann taubstunim war". So bekundeten sie unterchrem Eid. Das Gericht verurteilte den Polizisten, der mit demOchsenziemer geprügelt hatte, zu 100 Mark Geldstrafe! DerMann hatte noch den Mut,„Notwehr" geltend zu machen. VierPolizisten gegen einen taubstummen Mann— und„Notwehr" mitdem Ochsenziemer I Die anderen Polizisten wurden frei-gesprochen. Das letzte Wort in der Sache wird wohl die Stadt-Verwaltung sprechen, der die Polizei unterstellt ist.Die Balkankrise.Oesterreich und die Türkei.Konstantinopcl, 18. Februar. Aus bester Quelle verlauket,Last über das österreichisch-türkische Protokollzwischen beiden Regierungen völlige Einigung erzielt undauch über die handelspolitischen Fragen eine beide Teile befricdi-gende Formel gefunden worden sei. Die Annahme des Protokollsdürfte im heutigen Ministerrat erfolgen.Der Großwcsir hat gestern strenge Befehle zum Schutze de:Ausschiffung der Postpakete in Beirut, Jaffa und an anderenOrten gegebien. Eventuellen Ausschreitungen solle mit Waffen-getvalt entgegengetreten werden. Wie die Grenzzollämter melden,hat der Boykott österreichischer Waren im Sandschak gänzlichgufgehört,_Ocltemicb.Regicrungsdnmmhciten.Prag, 18. Februar. Gegen die Abgeordneten Klofac, BurivalUnd Choc, sowie gegen 18 tschechisch-nationale Agitatoren ist einstrafgerichtliches Verfahren wegen antimilitaristischerPropaganda eingeleitet worden; ebenso gegen den Abgeord-neten F r e s l eine Untersuchung wegen de» Verbrechens deröffentlichen Gewalttätigkeit und der Majestäts-Beleidigung, begangen am 2. Dezember v. I. anläßlich de:Verkündigung des Standrechtes in Prag. So verleiht HerrV. Bienerth den Hanswursten den NimbuZ des Martyriumsund sorgt für die Erhaltung des Ruhms der tschechisch-nationalcnObstruktionshelden, deren sinnloses Treiben ihm wieder seine Rc-gic.rungszcit verlängert.Snglancl.Die Arbeiterpartei und die neue ParlainentStagung.London, 16. Februar.(Eig. 93er.) Die Arbeiterfraktionhielt gestern eine Sitzung ab, um über die kommenden parla-nientarischen Arbeiten zu beraten. Zum Fraktionsführer wurdeenderson gewählt. zu seinem Stellvertreter— Georg. Barnes. Es wurde beschlossen, folgende legislative Matz-nahmen im Parlament zu vertreten: Arbeitslosenvorlage;Heimarbeitsvorlage(Einführung von Lohnämtern in dreihauptsächlichen Heimgewerben); das Gesetz betreffend Speisungder Schulkinder obligatorisch zu machen; Achtstundentag fürEisenbahner:.Arbeiterkontrolleure für Matz und Gewicht inFabriken; 9Zcrbot der Aus- und Einfuhr von Streikbrechern.Die Fraktion soll unterstützen: Vorlagen betreffend Besteuerung der Bodenwerte. Diäten für Abgeordnete. Wahl-reform einschlietzlich Frauenstimmrecht, Zusatzanträge zumAlterspensionsgesetz, die den Zweck haben, die öffentlich unter-stützten Greise unter das Gesetz zu bringen.Die Fraktion hält auch heute eine Sitzung ab, um überihre Stellungnahme zur Adresse(Antwort auf die Thronrede)zu beraten....Bei Eröffnung der Tagung ist die Stärke der Parteienwie folgt: Liberale 369 Mitglieder; Nationalisten(Iren) 83; Soziali st en und Arbeiter 53, wovonetwa 8 in der Regel mit den Liberalen stimmen; Unio-n i st e n(oder Konservative) 164; Präsident 1; insgesamt 670 Mitglieder._Die Konzentration der englische» Flotte.London, 18. Februar.(Eig. Ber.) Die Neueinteilung der eng-tischen Flotte, die im Jahre 1004 eingeleitet wurde, nahm seitdem— trotz aller Angriffe von Flottenschristftellern und Gegnern derAdmiralität— ungestört ihren Fortgang. Und sie hält Schritt mitden weltpolitischen Vorgängen. Das Zusammenwirken von Diplo-matie und Marine ist nie enger gewesen als jetzt. Die größten undstärksten Schiffe werden nach der Ostküste Großbritanniens geschobenund ihr Kommando vereinheülicht. Aus der Kanal- und Heimflottewurde jetzt die Hauptflotte gemacht. Früher war das Konimandogeteilt, jetzt wird es in die Hände eines einzigen Vizeadmirals ge-legt. Die Hauptflotte wird in kurzer Zeit bestehen aus 22 Linien-schiffen(darunter 6 Dreadnought»), mehreren Panzerkreuzern, 50Torpedojägern und mehreren Unterseebooten.Die Arbeitslosenfrage.London, 17. Februar. Das Unterhaus setzte heute dieAdrcßdebatte fort und verwarf mit 205 gegen 101 Stimmen einenvon der Arbeiterpartei eingebrachten Antrag, in dem dieVorschläge der Regierung in der Arbcitslosensrage getadeltwerden. Haudelsminister Churchill«rktärtc, die Regierungsei entschlossen, nach verschiedenen Richtungen hin sich gründlichMit diesem Problem zu befassen.Gegen die Sussragcttes.London, 18. Februar. Heute früh fand eine Kundgebungder Vertreterinnen des Frauen stimm rechts vor der Amts-Wohnung des Premierministers Asquith statt. Zwanzig Verhaftungen wurden vorgenommen, die Polizei zerstreute dieDemonstrantinnen. Die verhafteten Frauen wurden zu Geld-strafen von zwei bis fünf Pfund Sterling oder Gefängnisvon zwei Wochen bis zu einem Monat verurteilt. Sie wähltenfast sämtlich die Gefängnisstrafe.Im Unterhause brachte heute der Generalstaatsanwalt eineigenes Gesetz ein. das das Parlament vor Demonstrationenschützen soll. Das Gesetz bestimmt, daß von fremden Personenim Parlament verursachte Störungen als Beleidigungen bestraftwerden sollen.Vänemark.Militärische Fragen.Kopenhagen, 18. Februar. Im F o l k e t h i n g Begann heuteVor vollbesetztem Hause und überfüllten Tribünen die erste Be-atung der Verteidiguugüvorlagen. Der ehemaligeMinisterpräsident C b r i st e n s e n(linke Reformpartei) erinnertedaran, daß der Plan einer Neutralitätsverteidigung nach demLriege 1878/71 entstanden sei und alle Allianzpläne ersetze. Dieöof'nung auf eine Wiedervepeinigung mit den n o r d.'chleswigschen Brüdern sei nicht aufgegeben worden, sie«:i jetzt aber nicht auf Kanonen, sondern auf das Vertrauen zumNechtösinn des deutschen Volkes gegründet. Wenn jemand.äine, um Dänemark selvst die vorteilhafteste Allianz anzubieten, lwürden wir sie abschlagen müssen; wir wünschen gute freund«nachbarliche Beziehungen zu Deutschland. Redner betontedie Notwendigkeit, die Neutralität zu verteidigen und gab seineZustimmung in der Erweiterung der Seebcsesttgung; dagegen könneer sich nicht mit der vorgeschlagenen Landesbefestigung einverstandenerklären, da sie die Kräfte des Landes übersteige. Dem Vorschlage,die bisherigen Landcsbefestigungsanlagen niederzulegen, wenn dieneue tzeeresorduung in Straft getreten sei, stimmte Christensenzu. Klausen(Soz.) bekämpfte die Regierungsvorlagen undempfahl die Annahme des sozialistischen Abrüstungs.antrage s. Parkow(Rechte) sagte der Regierung die Unter-stützung seiner Partei bei der Durchführung der Landesverteidi-gungsvorlageu zu. hätte aber größere Verstärkung der Marine ge-wünscht. SIengerik(radikal) führte aus, daß die Vorlagennur Seelands, ja in Wirklichkeit nur Kopenhagens Neutralitätsichern könnten. Darauf wurde die Weiterberatung auf morgenvertagt.—Cürfec».Der parlamentarische Grostwesir«Am Mittwoch stellte sich der Großwesir der Kammer vor. DasHaus war dicht besetzt, die Tribünen überfüllt. Der Großwesirverlas sofort die Regierungserklärung und betonte, daß Kabinettwerde nur solange im Amte bleiben, als es dasvolle Vertraue>, der Kammer besitze. Bei leisestemZeichen des Mißtrauens werde es sofort zurück-treten. Als Aufgaben der inneren Politik bezeichnete der Groß-Wesir die Reorganisation der Verwaltung, die größte Sparsamkeit,die Sorge für die öffentliche Sicherheit und die allgemeine Volks-bildung. Die Regierung werde gegen alle separatistischen Bc-strebungen ankämpfen, die den Gedanken eines einigen, unteil-baren Vaterlandes zerstören wollen. Die anderen Nationen würdendann wissen, daß sie es mit einem Volk zu tun haben, das denWert seiner Einheit zu schätzen verstehe und wisse, was es wolle,um seine Unabhängigkeit zu bewahren. Zur äußeren Politik über-gehend, erklärte der Großwesir, die Regierung werde sich bemühen,auf friedlichem Wege die Fragen zu lösen, dir gegenwärtig nochGegenstand von Meinungsverschiedenheiten werden könnten. DieRegierung zweifle nicht, daß es ihr gelingen werde, trotz der be-stehenden oder etwa auftauchenden Schwierigkeiten jede Gefahreines Konfliktes auszuschalten. Die Schwierigkeiten, die noch vorkurzem bestanden, seien auf dem Wege definitiver Regelung. DieTürkei werde dann mehr Zeit zur inneren Festigung gewinnen,besonders für die V o l k S a u f k l ä r u n g durch die Schule unddie Presse, die nötig sei, um die Vorurteile bezüglich derRasse und Religion schwinden zu lassen, die zu bedaueruS-werten Gewalttaten führten. Nach Verlesung des Exposes be-merkte der Großwcsir, der PassuS über die äußere Politik sei denBotschaftern im Auslände mitgeteilt und von den fremden Re-gieruugcn günstig ausgenommen worden.(Beifall.) Eingegangensind drei Tagesordnungen, darunter eine von den AnhängernKiamil Paschas, in der ein Mißtrauensvotum vcr-langt wird, da das neue Kabinett in ungesetzlicher Weise zur Machtgelangt sei. Der Antrag wurde mit großer Majorität abgelehntund ein Vertrauensvotum für den Großwcsir an-genommen.---__parlamentarilcbes.Abrechnung und Fabrikordnung.Die Kommission zur Beratung der GewerBeordmingSnovelleentfernte am Donnerstag definitiv, der RegierungS-vorläge entsprechend, die LohnzahIungSbücher fürMinderjährige aus der Gewerbeordnung. Ein Ver-such des Zentrums, an Stelle der LohnzahluugSbücher Lohn-z e t t e l für Minderjährige einzuführen, wurde von Gothein(frs.),Molkenbuhr(Soz.) und anderen Rednern, sowie von der Regierungmit Erfolg bekämpft. Die Debatte zeitigte folgenden AntragGothein, für den auch das Zentrum eintrat: in ß 134b(der mirfür Betriebe mit 20 Arbeitern Anwendung findet) einzufügen:„Den Arbeitern ist bei der regelmäßigen Lohnzahlung schrtft-liche Abrechnung(Lohnbuch, Lohnzettel, Lohndüte) über, den her-..dienten Lohn auszuhändigen,"Genosse Molkenbuhr weist darauf hin. daß der Lohnzettelfür die Arbeiter einen großen Nutzen haben kann. Ein Aufbewahrender Zettel kann dem Arbeiter Gelegenheit geben, bei der Steuer-einschätzung den verdienten Lohn sofort nachzuweisen, und auch beider Festsetzung der Unfallrente wird eS dem Arbeiter leicht, denNachweis des wirklich verdienten Lohnes zu bringen. Wünschenswertfei die Ausdehnung solcher Abrechnung auf alle Betriebe.Bei der Abstimmung wird der Antrag Gothein mit großer Majoritätangenommen.Bei der Beratung Über dieobligatorischen Arbeitsordnungen iu Betriebe» mitmindestens 20 Arbeiterngelangte zu§ 134 a ein Antrag unserer Genossen zur Annahme,der die Streichung der Worte„der Erlaß erfolgt durch Aushang"<Z 134e Abs. 2) und Hinübernahme des§ 134s Abs. 2 forderte,der die näheren Borschriften über die Art des Aushangs der Arbeits-Ordnung und die Bestimmung enthält, daß die Arbeitsordnung demArbeiter. ausgehändigt werden muß. Genosse Stadthagen legtedar, daß aus den zur Streichung empfohlenen Worten und derTrennung der zusamiucligehörigen Vorschriften eine Flut von Streitig-keilen über die rechtliche Natur der Arbeitsordnung ergeben habe.Solle die Aushändigung an den Arbeiter nicht lediglich dekorativeBedeutung haben, und der Anschauung mit Erfolg entgegengetretenwerden, daß die Fabrikordnung eine Art selbstherrlichen Diktats desArbeitgebers sei. so sei die Umstellung geboten.§ 134b zählt in fünf Ziffern auf, welche Bestimmungen dieobligatorische Arbeitsordnung enthalten muß. Ziffer 2 verlangt,daß die Arbeitsordnung Vorschriften enthalten muß„über Zeit undArt der Lohnzahlung mit der Maßgabe, daß die regelmäßige Lohn-zahlung nicht am Sonntag stattfinden darf. Ausnahmen könnenvon der unteren Verwaltungsbehörde zugelassen werden". Hierzulagen mehrere Anträge vor. Unsere Genossen verlangtenStreichung der Befugnis der Verwaltungsbehörde zu Ausnahmen.Das Zentrum beantragt, daß die regelmäßige Lohnzahlungmindestens alle 14 Tage geschehen muß, jedoch nicht am Sonnabendoder Sonntag. Genosse Stadthagen weist darauf bin. daß aufAntrag unserer Genossen zum§ 115, der wöchentliche Lohnzahlungund Abschlagszahlungen bei Akkordarbeit für alle Betriebe ver-langte, ein§ 115b in der vom Zentrum dann vorgeschlagenenFassung bereits Annahme gekunden hatte, der wöchentliche Lohn-zahluugen bei Kündigungsfristen bis 14 Tagen, längstens abermonatliche Lohnzahlungen und Abschlagszahlungen für alle Fälle.auch für Aklordarbeiten mit zwingendem Recht verlangt. Der jetzigeZentrumsantrag schreibe also für größere Betriebe mindere Ver-pflichtungen vor. Das gehe nicht an. Ebensowenig könne er sichfür eine vom Zentrum angeregte Strafbestimmung für Verfehlungengegen diese Vorschrift aussprechen. Der zivilrechtliche Schutz genüge.Auch gegen Arbeitgeber solle man nicht überflüssige und ungerechteStrafvorschriften festlegen. Desgleichen wendet sich Redner gegendas Verbot der Lohnzahlung am Sonnabend in Betrieben mit20 Arbeitern.Solche Vorschrift sei vielleicht für alle Betriebe an-gebracht. wen» nicht auch hier Bedenken gegen eine g e-s e tz l i ch e Festlegung sprächen. Die Verhältnisse liegen nichtüberall ebenso. Wolle man einen gesetzlichen Zahltageinführen, so möge man den Fr ei tag vorschlagen. Der Zentrums-antrag würde gestatten, daß z. B. am Montag gezahlt und so viel-fach eine Benachlelliguug der Akkordarbeitcr und der Arbeiter herbei«geführt werde», die nur am Sonnabend nach Hause fahre». Tarif-Vereinbarungen und ein Einfluß der Arbeiter auf die Gestalnmgder Arbeitsordnung könnten ohne Gefahr einen anderen Tag alsden Sonnabend festlegen und haben die« teilweise schon getan. Einunbedingtes ZahlunaSverbot für den Sonntag sei durch Streichungder praktisch unwirksamen Befugnis der Verwaltungsbehörde durch-zufuhren. Einem Antrag Manz(frs.), der festlegen will, daßdie Lohnzahlung innerhalb der Arbeitszeit er«folgen muß, stimme er zu. Auch für kleinere Betriebe seisolche Vorschrift gültig. Das zeige sich darin, � daß für die Warte-zeit bis zur Lohnzahlung nach der gerechlfertigten Ansicht vonGewerbegerichten Lohn zu zahlen sei.Abg. Gothein(frs.) wendet sich gegen ein Verbot, am Sonn«abend den Lohn zu zahlen; den gleichen Standpunkt nehmendie Vertreter der Konservativen und Rational«liberalen ein..Bei der Abstimmung wird der Antrag, daß die regelmäßigeLohnzahlung innerhalb der Arbeitszeit stattfinden muß, und derAntrag unserer Genossen, daß Ausnahmen von der unteren Vcr-waltungsbehorde nicht gestattet werden dürfen, angenommen.Die übrigen Anträge werden abgelehnt.Die nächste Sitzung findet am kommenden DoniterSkag statt.Aus der Bndgetkommission des Reichstages.(19. Sitzung vom 18. Februar.)Die schon in der Sitzung am Mittwoch kurz vegonnenc Be«ratung über den Etat des Oberrcchnungshoscs wurde zunächst zuEnde gefiihrt. Erzbergcr weist darauf hin, daß dieser Etat einegrößere Bedeutung habe, als man allgemein annehme, denn derRechnungshof habe auch die richtige budgcttäre Verwendung derbewilligten Gelder zu prüfen. Das scheine allerdings nicht immerzu geschehen, sonst hätten nicht jahrelang die Weihnachtsgrati-fikationen an die Beamten des auswärtigen Amtes einem Fondsentnommen werden können, dem sie nicht entnommen werdendurften. Der Abg. Hildenbrand wies auf die saloppe Arthin, in welcher die für die Schutztruppen ausgeworfenen Gelderausgegeben und verrechnet worden seien. � Es müsse dem Reichstagmöglich gemacht werden, einen Einblick in die vom Rechnungshoferhobenen Monitas zu gewinnen. Nach Annahme einer von Zen-trumsscitc gestellten Resolution, die den Reichskanzler ersucht. Maß-nahmen zu treffen, daß den Beratungen der Rechnungskommissiondes Reichstags ein Vertreter der Obcrrcchnungskammer beiwohne,wurde der ganze Etat en bloe bclcifligt.Hierauf wird die in einer früheren Sitzung abgebrochene Be-ratung über denEtat für die Schutzgebietebei Südwcstafrika fortgesetzt. Beim Titel„J u st i z v er W a l«tun g" wird von mehreren Seiten lebhafte Klage über die man-gelnde Rechtspflege geführt.»Staatssekretär Der» bürg gibt diebestehenden Mängel im wesentlichen zu und führt sie auf biejin»genügende Zahl der dortigen Richter zurück: Wir haben in Süd-westafrika im ganzen fünf Richter, die 22 000 Prozesse zu führengehabt hätten. Das Äolonialamt beabsichtige jetzt, eine Gerichtsverfassung einzuführen, die das Laienclement für einfacheEntscheidungen heranzuziehen gestatten soll.Eine längere Erörterung nahm der Fall Viehage in An-spruch. Es tvurde behauptet, daß der Mann, welcher drei Menschen-leben auf dem Gewissen habe und vom Gericht zu Stvakop»m u n d zu 9 Jahren Gefängnis verurteilt worden sei, alle mög-liehen Vorrechte genieße und auch noch Reserveoffizier sei. Re«gicrungsseitig wurde versucht nachzuweisen, daß der Gang des Ver-fahrenS nicht zu beschleunigen gewesen und es zudem zweifelhaftsei, ob Viehage bei Begehung der Tat(er hatte im Jahre 190-1drei Negerinnen an Pfähle gebunden, so daß sie, wie der amtlicheBericht damals sagte, eingegangen wären) im Besitz seinervollen Geisteskraft gewesen sei. Auch über die Verwendung derPolizeitruppe zu Amtsgeschäftcn der Zivilbehörden wurde Klagegeführt. Gestrichen wurde der verlangte Posten eines Försters nutheimischer Vorbildung und die neuen Stellen für zwei Tierärzte.Nächste Sitzung: Freitag.Fortsetzung der Beratung über die Schutzgebiete.Die NeichstagSkommissiou zur Borberatung des Gesetzes überden nnlauteren Wettbewerb hielt am Donnerstag ihre fünfte Sitzungab. Genosse Dr. Frank beantragt, in ß 3 einzufügen:„Leiterdes Geschäfts", da man mit dem Ausdruck„Geschäftsinhaber"Aktieugefellschasten nicht ttcffe. Der Antrag wurde angenommen.Zu§9 liegen folgende Anträge vor:_.._jFind ei, Dr. I u nck. S sie v e r s. 1. als ß 9a einzuschalten:„Von feiten eines Erwerbsgeschäfts dürfen in einemJahre Inventurausverkäufe oder Saisonausverkäufe im ganzennur zweimal, wobei eine Zivischenzeit von mindestens vier Monateneinzuhalten ist, veranstaltet werden. Der einzelne Ausverkauf darfdie Dauer von drei Wochen nicht überschreiten.Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geld«strafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft bestraft.In Ansehung des Anspruchs auf Iluterlassung und aufSchadenersatz finden die Vorschriften der Z8 1, la, 2 Anwendung.Die Anwendung der Bestimmungen dieses Paragraphen wirdnicht dadurch ausgeschlossen, daß bei der Ankündigung von Vcr«käufen, welche aus gleichartiger Veranlassung vorgenommen werden,ähnliche Bezeichnungen gewühlt werden."2. als Z 9b einzuschalten:„Der Ankündigung eines Ans-Verkaufs im Sinne des§ 6 Abs. 2, des§ 7 und des§ 8 Abs. 2stehen Ankündigungeil wie.Ausnahmetage".„Restertage",„billigeTage oder Woche",„weiße Woche" und ähnliche Ankündigungengleich."Ueber diese Anträge entstand eine lange Debatte: I u n ck(rnttl.)begründete seine Anträge, die Genosse» Frank und Brühneführten aus, man dürfe nicht alles reglementieren, man könne nicht jedeEinzelheit ins Gesetz aufnehmcii: solche Dinge lassen sich am bestendurch O r t s st a t u t regeln. Erzberger(g.) und Findel(natl.) sprechen für den Antrag Junck; man könnte allerdings auchstatt vier Monate setzen drei, und statt drei Wochen vier Wochen.—Nachdem noch zwei Regicrungsvertreter gegen den Antrag Junck ge-sprachen hatten, wurde die Abstimmung auf die nächste Sitzungvertagt.Zu§ 10 liegt ein Antrag Junck bor: Die Worte„über De-schaffenheil und Zeit" zu streichen. Zu diesem Autrage sprechen dieGenossen Horn. Dr. Frank und Brühne, welche sich für denAntrag aussprechen, ebenso Carstens(frs.) und Junck(natl.). Beider Abstimmung wird der Antrag angenommen.Ein weiterer Antrag Sir, hinter 8 10 einen§ Iva einzufügen:„Im gewerbsmäßigen Verkehr mit Bier dürfen OrtSbezcich«nungen nur zur Kennzeichnung der Herkunft verwendet werden.Wer dieser Vorschrift zuwider bei der Benennung von Biereine der Herkunft nicht entsprechende OrtSbezeichnung vorsätzlichoder fahrlässig verwendet, wird mit Geldstrafe bis zu sechshundertMark oder mit Haft bis zu sechs Wochen bestraft."wird für die nächste Sitzung zur Beratung zurückgestellt.Huö der Partei.Parteiliteratur.Das erste Lebensjahr. Wie ernähren und pflegen wirden Säugling? Von Dr. med. R. S i l b e r st e i n- St i x d o r f.Von diesem interessanten Heftchen— das in der belamiten„Arbeiter»gesuiidheilsbibliothek" im Verlage der Buchhandlung Vorwärts er«Icheint— ist jetzt die dritte neu durchgesehene Auflage erschienen.Die rege Stachfrage zeugt am besten für die Nützlichkeit der Arbeit.Um einen Ueberblick über den Inhalt dieses Heftchens zu ermöglichen.geben wir einige Titelüberschriften wieder.Pflege des Neugeborenen.— Die natürliche Ernährung deSKindes.— Die Eutivöhnung. Die künstliche Ernährung deSSäuglings.— Die Zahnung.— Die Haut- und Mundpflege deSSäuglings.Preis 20 Pf. In besserer Ausstattung 50 Pf. Zu beziehendurch alle Parteibuchhandluugen und Kolporteure.Die Brandenvurgifche Gemeindevertreterkonferenz und die sozial-demokratische Fraktion des preußischen Landtages werden von der„Märkischen Volts stimme" zu K o t t b u» angegriffen. I»einein Leitartikel: Wehret den Ansängen! wird zunächst die