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Nr. 44. 26. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 21. februar 1900.

Zur Marxfchen Wertlehre.

als

Literarische Rundfchau. Bins U

Gegen dieſen Borwurf sucht nun Hohoff die Stirche oder wie er nach Thomas von Aquin   und dem modernen Sozialismus", Fret, es nennt, das Christentum, in Schutz zu nehmen. burg i. Br., 1898) wieder Bitate anfüht, die den Schluß zuließen, Wilhelm Hohoff  : Die Bedeutung der Margschen Kapitalfritik. Wilhelm Hohoff   selbst ist eine eigenartige und interessante Thomas fei ein Vorläufer der fubjektiven Werttheorie. Wie weit Eine Apologie des Christentums vom Standpunkte der Volks- Persönlichkeit. Katholischer Priester nicht nur dem Kleide und dem diese Belegstellen beweisend sind und inwieweit die Argumente zu­wirtschaftslehre und Rechtswissenschaft. Paderborn   1908. 338 S. Namen nach, sondern offenbar auch mit dem Herzen, dabei ein Mann treffen, die Hohoff   dagegen vorbringt, könnte wohl nur ein genauer Preis 4,50 M. von scharfem Geist und großem Wissen, führt er seit Jahren einen Kenner der Schriften Thomas' beurteilen. Vor allem waren aber Dr. Georg von Charasoff: Karl Max über die menschliche mutigen, wenn auch aussichtslosen Kampf, um dem Geltung die Wertfragen für Thomas in erster Linie solche der Moral und nicht und kapitalistische Wirtschaft. Eine neue Darstellung seiner zu verschaffen, was er als Wahrheit erkannt hat. Wie aus einem der Wirtschaft. Ihm lag hauptsächlich daran, festzustellen, wie der Lehre. Berlin   1909. 105 S. Preis 1,50 M. Brief hervorgeht, den er im Jahre 1873 an den Boltsstaat", den gerechte Wert und Preis sein solle, nicht wie die wirklichen Vers Die katholische Kirche   hat es jederzeit sehr gut verstanden, sich Borläufer des Vorwärts" richtete, hat er schon als Student danach hältnisse waren, und dadurch scheidet er schon von einem Vergleich den bestehenden Verhältnissen anzupassen, dabei aber den Schein langen. Diefe glaubte er endlich in der katholischen Lehre zu finden; hat er sich über diese Fragen nur gelegentlich geäußert. Daß er den gerungen, sich ein eigenes Urteil zu bilden und zur Wahrheit zu ge- mit Mary oder auch den meisten liberalen Dekonomen aus. Auch starrster Prinzipientreue zu wahren. Die Lehre einer Neligions­gemeinschaft jeweils so auszulegen, wie es die Bedürfnisse des zugleich aber stand er doch bereits im Banne des Geistes von Mehrwert, wie Hohoff behauptet, prinzipiell und konsequent ver­praktischen Lebens erfordern, ist die vornehmste Aufgabe jeder Dekonomen erkannte, der je gelebt. Die späteren Schriften Hohoffs die Sllaverei billigte. Denn welchen Wert hätte diese, wenn die Sarl Marg, den er als den hervorragendsten und bedeutendsten worfen hätte, erscheint bei einem Manne nicht sehr glaubhaft ,. der Theologie, und dieses Bestreben hat naturgemäß zur Ausbildung und höchsten Verfeinerung jener Verdrehungskunft geführt, die wir an streit beherrscht war, den er durchaus zur Verföhnung bringen wollte. für uns heute nicht mehr praktisches Interesse als etwa die Kennt zeigen, daß sein ganzes geistiges Leben fortab von diesem Wider- Sklaven feine Mehrarbeit leisten sollen. Die ganze Frage hat aber Jesuiten   und Talmudisten in gleicher Weise bewundern können. Eine der interessantesten Erscheinungen auf diesem Gebiete all so bietet sein Streben ein höchft lehrreiches, aber wie es scheint fast nis der alten Belagerungsgeräte für einen modernen Ingenieur. mählicher Anpassung der Kirchenpolitik an die Anforderungen des tragisches Beispiel dafür, wie der Mensch sich nicht von seiner Erziehung, Für den Theologen Hohoff hat sie natürlich Bedeutung; aber wir praktischen Lebens ist die Geschichte des lanonischen Zinsverbotes. seiner Jugend und all den ungezählten Einflüssen losmachen fann, beurteilen die Kirche und ihre Politik nach ihren Handlungen und Im frühen Mittelalter tvar die vorherrschende Form des ains- die unkontrolliert auf ihn einstürmen. Wäre Hohoff in anderer Um- nicht nach der einstmaligen Richtigkeit ihrer dogmatischen Lehren. tragenden Kapitals das Wucherkapital, das in erster Linie die Land- Partei hätte in ihm einen scharfsinnigen, kenntnisreichen, tempera- historischen Standpunkt interessant und wertvoll, wie überhaupt auf gebung aufgewachsen, er wäre Sozialdemokrat geworden, und die Immerhin find auch diese Partien des Hohoffschen Buches vom wirtschaft ausbeutete. Der Wucher ist lediglich ein Schmaroßer am mentvollen und charakterfesten Kämpfer gewonnen. So blieb er in ökonomischem und historischem Gebiet die Stärke des Autors liegt. Wirtschaftsorganismus, der ihm die Lebensfäfte ausfaugt. Nimmt ewigem Zwiespalt zwischen dem Kopf, der ihn zur Sozialdemokratie, In den erkenntnistheoretischen Exkursen steht er leider ganz unter er überhand, so geht die Wirtschaft zugrunde. Kein und dem Herzen, das ihn zur katholischen Kirche   zog. Seine letzte dem Einfluß des Jesuiten   Cathrein, während er dessen Oberflächlich­Wunder daher, daß das Zinstapital im Mittelalter nicht Schrift, eine Apologie des Christentums auf Marristischer Basis, keit und unzulänglichkeit in der Behandlung sozialökonomischer nur tief verhaßt war, sondern daß jede Erschwerung feines Umfichgreifens stellt einen kühnen Versuch dar, die Gegenfäge zu vereinigen, der Fragen freimütig anerkennt. Das ist eben das Ünglid Hohoffs, daß fulturfördernd angefehen werden aber scheitern mußte. fonnte. In diesem Sinne war daher die Kirche vollkommen im er sich philosophisch von der katholischen Auffassung nicht frei machen Rechte, als sie mit voller Schärfe das Zinsnehmen verbot. Mit der Hohoff bekennt fich rückhaltlos zur Maryschen Wertlehre, spricht kann. Das stört die Harmonie feines Dentens und beeinträchtigt steigenden Macht der Kirche wuchs auch die Strenge und zugleich sich aber scharf gegen die materialistische Geschichtsauffassung aus. den Wert seiner Schriften. Besonders macht sich das auch in seinen die Bedeutung dieses Zinsverbotes, dem sich auch das weltliche Er verkennt dabei, daß diese beiden Theorien so mit einander ver- neuen Buch bemerkbar, wo oft unmittelbar neben ausgezeichneten Recht anschloß. Trotzdem blühte aber der Bucher   fort, und der wachsen sind, daß eine von der anderen nicht getrennt werden kann. ökonomischen und historischen Darlegungen ganz schiefe und theologisch Kampf kam nie zur Ruhe. Auf der einen Seite erneuerten die Aber als gläubiger Katholik kann Hohoff natürlich die materialistische verschrobene Urteile stehen. Päpste und Konzilien fortwährend ihre Verdammungen des Bins- Geschichtsauffassung und ihre Konsequenzen nicht anerkennen. Der So kommt es denn auch, daß Hohoff fast vollständig isoliert nehmens und stellten die Wucherer mit den ärgsten Verbrechern auf Versuch aber, die beiden Lehren auseinanderzureißen, verstrickt ihn steht und von allen Seiten angefeindet oder totgeschwiegen wird. eine Stufe, auf der anderen Seite versuchten die Geldbesitzer mit in ein Netz von Widersprüchen. Die offizielle Wissenschaft hat er nicht nur durch seine Anerkennung allen möglichen Mitteln der List und Spizfindigkeit die kirchlichen Er geht von dem Sage des Kirchenrechts aus, daß Wucher der Marrschen Wertlehre herausgefordert, sondern er macht auch aus und weltlichen Verbote zu umgehen, und es ist höchst interessant überall vorliegt, wo mehr zurückverlangt wird, als gegeben wurde, feiner geringen Achtung vor ihren Wortführern fein Geheimnis. So zu sehen, welche Orgien auf diesem Gebiete theologische und und zeigt, daß er nicht nur auf das Darlehen anzuwenden ist, schreibt er z. B. über den großen Schmoller, daß, was er über den juristische Berdrehungskunst um die Wette feierten. Die Kirche fondern auf jedes Rechtsgeschäft, also auch auf den Lohnvertrag. Nun hat Wert sage, feichtes Geschwätz sei, das die Druckerschwärze aber beharrte als solche auf ihrem strengen Standpunkte, wenn allerdings Marg nachdrücklich darauf hingewiesen, daß zwar der fapita- nicht wert ist, die es gekostet hat"; und kaum besser geht auch zur gleichen Zeit Kleriker und Klöster sich selbst cifrig an Geld- listisch ausgebeutete Arbeiter mehr Wert schafft, als er im Rohn erhält, es Konrad, Boehm- Bawerk und den anderen Leuchten geschäften beteiligten. Ja, jeder Zweifel daran, daß Ziusnehmen und dies ist ja die Quelle des Mehrwertes, daß aber darin vom der staatlich geeichten Wissenschaft. Mit den katholischen Schrift­fündhaft sei, wurde in der feierlichsten Form als Keßerei gebrand- fapitalistischen Standpunkt aus teine lebervorteilung des Arbeiters stellern lebt er ebenfalls auf Kriegsfuß, da er ihre wissenschaftliche liege. Dieser erhält in der Regel den vollen Wert seiner Arbeits- unzulänglichkeit dargetan und gezeigt hat, wie sie ganz im Fahr­Aber die wirtschaftliche Entwickelung ist doch stärker als alle fraft in seinem Lohn. Hohoff weiß dies sehr gut und betont diesen wasser liberaler Bulgärökonomit einherplätschern. Den besonderen Autorität. Konnte das Zinsverbot schon im frühen Mittelalter nicht Umstand sehr scharf gegenüber dem nicht auszutilgenden Mißver- Grimm dieser Herren mußte er sich aber zuziehen, als er nachivies, immer wirklich durchgeführt werden, so war dies vollends unmöglich, ständnis liberaler Schulweisheit, als ob Marr sein System auf eine daß in der offiziellen deutschen Uebersetzung der erwähnten päpst-, als mit dem Wachstum und der steigenden Bedeutung der Städte fittliche Verurteilung des Kapitalismus gestützt hätte. Er hat aller- lichen Enzhflifa Rerum novarum  " givei wichtige Stellen, die den das Handelskapital und später auch das industrielle Stapital ihren dings aus seinem ästhetischen und ethischen Abschen vor den scheuß- Herren nicht in den Kram paßten, einfach gefälscht und so den Einzug hielten. In diesen Formen wirkt das Kapital nicht mehr lichen Folgen unseres Wirtschaftssystems tein Hehl gemacht; aber er Worten des Papstes ein ganz falscher Siun unterstellt wurde. hemmend und desorganisierend auf die Produktion, im Gegenteil hat weder den einzelnen Kapitalisten deswegen verdammt, noch auch zugleich hinderten ihn aber sein scharfer Geist und sein gerader wird es zu deren hervorragendstem Hilfsmittel und wirkungs- erklärt, dieses System müsse beseitigt werden, weil es unfittlich ist. Charakter, sich der Sozialdemokratie anzuschließen, der er vermöge vollstem Ansporn. Jetzt wurde jede Einschränkung seines Verwertungs- Vom Standpunkt seiner Geschichtsauffassung erkannte er die historische seiner theologischen Anschauungen ferner steht und stehen muß; und bedürfnisses zum Hemmschuh der Produktion, gegen den fich Notwendigkeit des Bestandes, aber auch des Unterganges des dafür können wir ihm nur dankbar sein. diese mit Erfolg wehrte. Freilich spielte das Kapital diese Rolle Kapitalismus  . Wir können uns mit Hohoffs ökonomischen Ausführungen fast zunächst nur in Industrie und Großhandel  , der Landwirtschaft und Der gläubige Katholik steht aber notgedrungen auf einem ganz durchgehends einverstanden erklären; aber für Arbeiter wird sein dem Handwerk trat es noch immer vornehmlich als Wucherkapital anderen Standpunkt. Für ihn gibt es fittliche Vorschriften von neues Buch nicht nur dadurch schier genießbar, daß er in fünf fremden gegenüber, nicht befruchtend, sondern zerstörend. Nun hat sich zwar abfoluter Giltigkeit für alle Beiten und Länder, und zu diesen ge- Sprachen zitiert, meist ohne deutsche Ueberfeßung; weit störender wirken die katholische Kirche   allmählich auch der kapitalistischen   Industrie hören in erster Linie die Dogmen seiner Kirche. Ob nun das Zins- der philosophische und der theologische Standpunkt des Autors, die sich und dem großen Warenhandel anzupassen gewußt; aber wirklich verbot als Dogma anzufchen ist, wie Hohoff behauptet, oder nicht, allenthalben geltend machen. In dieser Hinsicht ist eine ältere fleine wohl fühlt sie sich doch nur auf den Gebieten der Landwirtschaft wofür sich wieder andere Theologen aussprechen, jedenfalls wurde Schrift Hohoffs Warenwert und Kapitalprofit"( Paderborn   1902, und des Handwerks, und so ist sie im Herzen dem Großkapital das Verbot des Wuchers, das ist mehr zu nehmen als zu geben, fo 72 Seiten) weit vorzuziehen. Sie enthält eine rein ökonomische, flare stets feindlich geblieben, wenn sie das heute auch oft nicht mehr so oft und so feierlich von den höchsten Autoritäten der katholischen und gedrängte Darstellung einiger Grundsätze der Marrschen Wert­offen einzugestehen wagt. Stirche verkündet, feine Beztveiflung so ausdrücklich als lebre, fast ganz ohne theologische Verfärbung; und wenn sie diese

marit.

So kam die Kirche allmählich in eine recht peinliche Situation. Stegerei gebrandmarkt, daß diese Lehre für jeden gläubigen schwierige Materie auch nicht erschöpft, was in dem Rahmen einer Nach all den feierlichen Verdammungen des Binsnehmens fonnte fie Statholifen über allen Zweifel erhaben fein muß. Damit so fleinen Schrift nicht möglich war, ist die Darstellung doch sehr es, da sie ja ftets behauptet, ihre Prinzipien gälten für alle ist aber über das kapitalistische Wirtschaftssystem das jitt- verdienstvoll und famn gewiß vielen als willkommene Einführung Beiten und alle Verhältnisse, nun nicht geradezu gestatten. Dabei tiche Urteil gesprochen. Ganz richtig tveist Sohoff darauf in das tiefere Studium von Marg' ökonomischen Lehren dienen. aber fühlte sie sehr wohl ihre Ohnmacht, das Verbot in die Wirklich hin, daß es eine schlechte Ausrede ist, wenn die Verfechter feit umzusetzen. Noch einige Male machte sie etwas frampfhafte des Kapitalzinses behaupten, der Borger leide keinen Schaden, da er höheren Niveau als die Charasoffs. Hohoff führt einen an­Jedenfalls steht Hohoffs fleine Schrift auf einem unvergleichlich Versuche, und noch 1745 verbot eine Enzyllifa des Papstes Benedikt XIV.   das Geld produktiv anlegen und so mehr Profit machen könne, als haltenden und mutigen Kampf gegen die Verdrehungen, Entstellungen das Zinsnehmen auch bei Produktivdarlehen; aber bereits seit dem der Bins beträgt. Das bedeutet eben nur, daß der Schaden von und Mißverständnisse, die die liberale Dekonomit bei der Behandlung 16. Jahrhundert hatten sich die weltlichen Gewalten zur ausbrück- den Schultern des Borgers auf die der Arbeiter überwälzt wird, die von Marr' Wertgefeß zeigt. Man möchte an dem Erfolge dieses lichen Gestattung des Binses bekehrt, und was noch weit wichtiger er in seinem Betriebe Mehrwert schaffen läßt. Wem die firchliche Stampfes völlig verzweifeln, wenn man sieht, wie ein Mann, der den war, der Kapitalismus hatte die Welt erobert und lachte der Lehre von der Sündhaftigkeit des Buchers eine absolute Wahrheit Lehren von Mary offenbar mit großer Sympathie gegenübersteht Spinnewebfäden, mit denen ihn die kirchliche Autorität zu fesseln ist, der kann sich auch nicht darauf ausreden, daß der Kapitalismus wie Charasoff, diese so vollkommen vertennt und mißversteht. Ausdrücklich gestattet hat die katholische Kirche   das Zinsnehmen zur Entwickelung der gesellschaftlichen Produktivkräfte notwendig ist; Andererseits zwingt uns aber gerade die Fülle der Mißverständnisse die der höher als jedes weltliche Interesse.

unternahm.

auch bis heute nicht. Sie macht es hier wie auch sonst oft. Wenn

werfen.

nehmungen der schlimmsten Sorte angelegt haben.

ihren Profit nennen, nichts als ein Rechenfehler, den sie jedesmal

So hat es Hohoff zwar erreicht, das mittelalterliche Binsverbot Schweigen zu übergehen und dadurch scheinbar anzuerkennen. Das sie einen Anspruch nicht durchsegen fann oder will, läßt sie ihn nicht gegenüber den Anfechtungen liberaler und theologischer Bulgär- ist um so weniger möglich, als Charajoffs Schrift bereits von fallen, sondern sie duldet schweigend, daß ihm zuwidergehandelt otonomen zu rechtfertigen; aber er hat damit nicht eine Verteidigung anderer Seite rühmend besprochen und den Arbeitern als Bildungs­wird und behält sich vor, die alten Forderungen aufleben zu lassen, der Kirche geliefert, sondern eine schwere Auflage gegen ihre Ver- mittel empfohlen wurde. Dieser Zwang möge rechtfertigen, daß hier fobald ihr die Zeit geeignet erscheint. Es wurde daher von Nom fobald ihr die Zeit geeignet erscheint. Es wurde daher von Rom  an die Beichtväter die Weifung hinausgegeben, die Gewissen derer, treter erhoben, die heute mit dem Stapital ihren Frieden gemacht auf dieses Machwerk näher eingegangen wird, das sonst die Mühe die mäßigen gins nehmen, nicht zu beunruhigen, sofern sie nur haben, die selbst ungeheure Vermögen teils in zinstragenden Wert nicht lohnen würde. bereit seien, sich den etwaigen kirchlichen Entscheidungen zu unter- papieren, teils in industriellen und selbst rein spekulativen Unter- Nach Charafoffs Anschauung ist das, was die Kapitalisten Jedenfalls hat aber diese Situation etwas Beunruhigendes für Db die alten Kirchenväter, scholastischen Gelehrten und Päpste begehen und kraft ihrer Klassenstellung begehen müssen". Vom die Frommen, und es ist daher wieder Aufgabe der Theologen, mehr oder minder richtige Vorstellungen über ökonomische Dinge gesellschaftlichen Standpunkt gehöre nämlich der Mehrwert auch zu zwischen Theorie und Praris in irgend einer Weise Einklang her hatten, ist für den Kirchen- und Kulturhistoriker gewiß interessant; den Produktionskosten, nach der individualistischen und deshalb un austellen. Diesmal ist aber die Aufgabe wirklich schwer. Denn die praktisch kommt es natürlich für uns in feiner Weise in Betracht. berechtigten und falschen Anschauung aber nicht. Der ganze Kapi­fanonische, in den firchlichen Gesetzbüchern festgelegte Definition Ob ein fatholisches Dogma vor Jahrhunderten in den damaligen talismus beruhe daher im Wesen auf einem Fehler in der Buch­des Buchers lautet, daß er überall dort vorliege, wo mehr zurüd Wirtschaftsverhältnissen begründet war oder nicht, ändert nichts an führung! Bu demselben weisen Schluß ist Herr Wilhelm Neurath  verlangt wird, als gegeben wurde". Um also, wie es jetzt so der Haltung, die wir heute denen gegenüber einnehmen, die fich bereits vor 15 Jahren gekommen; aber er stellte ihn wenigstens dringend erforderlich scheint, Sie Gottgefälligkeit der fapitalistischen daran halten oder es auf die heutigen Zustände anwenden. Wohl nicht als Marrsche Lehre hin wie Herr v. Charasoff. Plusmacherei zu beweisen, muß dargetan werden, daß beim Zins aber ist für uns der von Hohoff so eindringlich geführte Nachweis Wollte man allen Unsinn erwähnen, der sich in dem Buche breit nehmen in Wirklichkeit gar nicht mehr verlangt wird als gegeben von Wert, daß das katholische Dogma die ganze fapitalistische Wirt macht, man müßte es abschreiben; wollte man ihn richtig stellen, wurde, der Zins muß also als Bezahlung für irgend etwas fungieren, schaft und Gesellschaft prinzipiell verdammt, mit der sich der Klerus, man müßte eine Darstellung des ganzen ökonomischen Systems vou was der Darleiher dem Borger bei der Kreditgewährung über- die Kirche so gut abgefunden hat, die sie mit allen Mitteln ver- Karl Marx   liefern. Es gibt faum irgend einen Begriff der teidigt. tragen hat. Dieser Nachweis ist aber heute durchaus teine Hegerei; denn Ist so auch die Absicht nicht verwirklicht, die Hohoff mit seiner auf diesem Gebiet haben die liberalen Bulgärökonomen ihren Schrift verfolgte, und der Versuch einer Verföhnung der katholischen katholischen Brüdern schon wader vorgearbeitet. Unter den ver- Kirche mit dem Margismus, des Wertgefeges mit einer idealisti­schiedenen Zinstheorien, wie sie von den sonst von katholischer Seite schen Geschichtsauffassung mißlungen, so dürfen wir doch nicht so verlästerten liberalen Profefforen ausgekocht wurden, empfiehlt übersehen, daß das Buch auch außer dem psychologischen Interesse an fich da den Theologen eine ganz besonders, die Lehre, daß beim dem fühnen Verfuch noch viel Zehrreiches und Anregendes bietet. Darlehen nicht nur das Gelb übertragen wird, das natürlich zurüd allerdings haftet ihm etwas Unausgeglichenes an, was freilich durch gegeben werden muß, sondern zugleich auch der die Entstehungsgeschichte erklärt wird, die der Verfasser in einem Gebrauch des Geldes, dessen Preis der Bins ist. Diese Theorie" ist zwar so un- Nachwort mitteilt. So enthält das Buch eine Fülle von zum Teil finnig, daß dies selbst Böhm- Bawert augibt, obwohl sie von seinem sehr interessantem Material, das aber oft nur zum Teil wirklich Meister Karl Menger   vertreten wird; aber zu welchen geistigen berarbeitet ist. Gliederverrenkungen ist ein Theologe nicht bereit, wenn es gilt, Dogma und Wirklichkeit in Einklang zu bringen!

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Großen Wert legt der Autor auf den Nachweis, daß bereits der heilige Thomas von Aquino  , der berühmteste Theologe der fatho­Aber die Theologen hatten hier zu viel bewiesen, mehr als für lischen Kirche, ein Anhänger der Arbeitswerttheorie war. Ueber die ste selbst gut war; denn wenn die Fruchtbarkeit eine dem Kapital Frage der wirtschaftlichen und sozialen Anschauungen des großen von Natur aus innewohnende Eigentümlichkeit ist, dann hatten die Scholaftifers ist in den letzten Jahren, seit Papst Leo XIII  . Liberalen Kirchenfeinde recht, die das alte firchliche Binsverbot als einen in der berühmt gewordenen Enzyflifa Rerum novarum" wibernatürlichen und darum schädlichen, faft verbrecherischen Blödsinn die Stellung der Kirche zur modernen sozialen Frage betrachteten. Eignete dem Geldkapital wirklich die schöne Eigen- mit Argumenten des Aquinaten verteidigte, eine ganze Literatur schaft, von selbst wertheckender Wert zu sein, ohne weiteres Butun entstanden. Hohoff bringt einige Zitate aus Thomas' Werken, die gins zu produzieren, dann waren die alten Kirchenväter, die Päpste in der Tat seine Behauptung stüßen. Aber mit Zitaten läßt sich und Stonzilien, die Scholaftiler und Gelehrten des Mittelalters eine solche Behauptung nicht gut beweisen, da der Zusammenhang Dummtöpfe und Narren, die die alleinfeligmachende Lehre der fehlt und andere Stellen andere Auffassung verraten tönnen; und liberalen Manchesterschule nicht begreifen konnten. fo ist es auch kein Wunder, daß z. B. Schaub( Die Eigentumslehre

Maryschen Theorie, den Herr v. Charasoff nicht mißverstanden, kaum eine Lehre, die er nicht entstellt hätte.

Damit aber Herr v. Charasoff sich nicht bellagen könne, daß er un gehört verurteilt werde, möge er selbst ausführlicher zum Wortgelangen. Ich greife als Beispiel seiner Weisheit den Anfang des X. Kapitels heraus, das den Titel führt Die allgemeine Krife"( S. 79 fg.).

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Die dialektische Entwickelung der Natur vollzieht sich in Wider­sprüchen, die auftreten und wieder aufgehoben werden. So haben wir gesehen, daß der objektive Widerspruch der kapitalistischen   Pro­duktion der Profit durch den Massenkampf der Arbeiter gegen die Kapitalisten aufgehoben wird. Was nunmehr ihren subjektiven Widerspruch anbetrifft das Fallen der Profitrate, so hebt sich dieser Widerspruch in der Weise auf, daß die Kapitalisten selbst jede Freude an der Produktion verlieren, die Produktion aufgeben und damit eine allgemeine Krise herbeiführen.

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Die Gesellschaft hat mit dem Individuum einen Vertrag ge­schlossen und ihm für die Entwickelung der Produktivität eine Prämie den Profit in Aussicht gestellt. Mit der Zeit sieht aber die Gesellschaft ein, daß beide Punkte des Vertrages einander wider sprechen. Sowie die Gesellschaft dies einsieht, sucht sie den fie schädigenden Vertrag zu lösen. Die Arbeiterklasse streift gegen die fapitalistische Produktionsweise. Dieser Streit muß schließlich gewonnen werden, da es sich um die Sache des gesellschaftlichen Fortschritts handelt, um den Sieg des Menschen über die Natur, um die wissenschaftliche Regelung des Produktionsprozesses."