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»abor warnen, hier ave Hoffnung auf den Staat zu setzen.(Sehr richtig! bei den Freisinnigen.) Dazu ist schon sein Beanuenapparat nicht geeignet, ganz abgesthe» von der Größe der Koste  ». Herr v. Nt.qucl sprach von Hunderten von Millionen. Innere Kolo- nistttio» ist vieinichr Ausgabe der Selbstverwaltung. Um iclstungSsähige Landgemeinden zu schaffen, ist eine Revision der Land- gcmsindeordming nolwendig. Bor allem spricht man von der An- sied elung von Arbeitern. Dabei mutz die wirtschafiliche Selb- ständigkeit der Arbeiter sichergestellt werden. In den Kreisen der ländlichen Arbeiter besteht heute ein starke-Z Mihtrauen gegenüber all diesen Ansiedeumgsbestrebungen. Angesichts der Reden im Reichs- tage über die Koalitionsfreiheit der ländlichen Arbeiter ist dieses Mißtrauen wohl berechtigt. ES ist tatsächlich ein Aus- nahmerecht gegenüber den ländlichen Arbeitern, daß sie nicht wie die übrigen Arbeiter das KoalitionZrecht be- besitzen.(Sehr richtig' links.) Ich erinnere auch an die Verhandlungen hier über die Beschränkung der Freizügigkeit, an den Widerstand der Rechten gegen die Ausdehnung der Krankenversicherung auf die ländlichen Arbeiter. Eine innere Kolonisation ohne großzügige Sozialpoltik ist undenkbar. Daß noch arge Zustände in bczug auf die ländlichen Arbeiterwohnungen, vor allein in Ostpreußen   herrschen, gibt selbst eine Denlsckrift des KuldiSmiiiisteriuins zu. Den Besitzern im Osten fehlt leider häufig das Verständnis für die wahren Aufgaben der inneren siolonisation.(Sehr richtig! links.) Redner wendet sich des weiteren gegen die ostpreußische Landgesellschaft. Diese Gesell- schaft ist vom Staate abhängig. Einer weiter bei dieser Gesellschaft beteiligten Genossenschaft soll der Staat ISS 000 M. zu Sanierungs­zwecken zur Verfügung gestellt haben. ES fragt sich. mlS welchen, Fonds diese Summe genonunen ist. Mit der Ausstoßung der Land­bank au? dieser Gesellschaft hat man so ziemlich den einzige» fach- verständigen Kolonisator mi-Z ihr beseitigt. Dabei ist der Landbanl nicht nachzuweisen, daß sie schlecht kolonisiert hat. Dem Antrag v. d. Gröben stimmen wir grundsätzlich zu.(Bravo l links.) Abg. v. Bockclbrrg(l.): Herr Dr. Crüger hat von den länd- lichen Wohnungen gesprochen, aber die städtischen Wohnungs- Verhältnisse sind viel schlimmer.(Sehr richtig! rechts.). Für das Koalitionsrecht auf dem Lande sind die Voraussetzungen nicht gegeben. Wer darüber so leicht hingeht, bei dem muß ich doch mangelhaftes Verständnis für die Sache voraussetzen.(Sehr richtig I rechts! Lachen links.) Wenn Herr v. Miguel seinerzeit die Millionen nicht geben wollte für die Kolonisation, so tat er das nicht ans sachlichen Gründen, sondern weil er eben die Millionen nicht missen wollte, und da wäre» ihm die Gründe immer billig wie Brombeeren. (Heiterkeit.) Landwirtschaftsminister v. An, im Criewen  : Der Schwerpunkt der Kolonisation liegt nicht in der Form, sondern, in den Personen, die zu dem Zwecke zusammenwirken. Die Hauptsache ist die Be- weglichkeit der Organisation und die Möglichkeit, alle Kräfte. die sich für die Sache interessieren. dabei zn vereinigen. Wir koloni- sieren vor allem dort, wo nicht die richtige Mischung von großem und kleinem Grundbesitz vorhanden ist. Die gewünschte Konferenz' zusamincnzuberufen, bin ich gern bereit; viel wird sie nicht er- reichen, denn die in der Praxis Stehenden sind sich über die Sache Ilar. Vor allein brauchen wir zur Förderung der inneren Koloni  - iation die Unterstützung der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Ich richte an die Landwirtschaft den dringenden Appell, sich an dieser Kleinarbeit zu beteiligen.(Bravo   rechts.) Abg. Dr. Pachnicke(frs. Vg.): Wenn der Rechten an der Wer- bester, mg der Wohnungsverhältnisse ctwaS liegt, so hätte fie auf die Durchberatung de? Wohnungsgesetzes dringen müssen.(Sehr richtig! links.) Begrüßt habe ich die Erklärung des Herrn v. Bockelberg, daß er kein Abhängigkeitsverhältnis für d:e ländlichen Arbeiter, die an- gesiedelt werden' sollen, wünscht. Ich hoffe, seine Freunde find der- ielbcn Meinung. Hierauf wird die Beratung vertagt. Es wird beschlossen, um 7Vz Uhr eine Abendsitzung avzu- halte» mit der Tagesordnung: Interpellation über die Hoch- w a f s e r s ch ä d i g n n g e n. Schluß 4 Uhr._ Sie GeDeraloersainmIangeo der Berliner   Wahlvereine. Erster Wahlkreis. In der am Dienstag abgehaltenen Generalversammlung des 1. Wahlkreises erstattete der Vorsitzende W o l d e r s k y den Geschäfts- bericht für das verflossene halbe Jahr. Er betonte eingangs seiner Ausführungen, daß das Jahr 1008 ein Jahr der intensivsten und aufreibendsten Tätigkeit gewesen ist und man beim Rückblick das ganze Jahr würdigen muß. Besonders die Landtagswahl hat hohe Anforderungen an die tätigen Mitglieder gestellt. Zwei große Ver- sammlungen fanden in DräselS Festsälen und im Feenpalast statt, die beide überfüllt waren. Daran schloß sich am 12. Januar die zewaltige Straßcndemonstration, wie sie Berlin   und Deutschland  überhaupt seit Jahrzehnten nicht gesehen hat und deren nachhaltige Wir- kung heute noch bis tief in die bürgerlichen Kreise nachzittert. Dann folgten die imposanten Versammlungen am 13. März, weiter Protest- Versammlungen gegen das Vereins- und Veriammlungsgesetz. und die Arbeitslosenversammlungen. Die Flugblattverteilung zu ver- schiedenen Zeitpunkten wurde außerordentlich intensiv und planmäßig vorgenommen. Eine rege Tätigkeit brachte die Wahlmälmeraufstellung mit sich, sowie daS«ufsuche» der einzelnen Wähler. Am 17. Juli fand die große-Protestversannnlung gegen die Kriegshetze statt, am 18. August die Kreisgeneralversammlung, die sich mit den Partei« tagsangelegenheitcu beschäftigte. Ferner sind noch zu erwähnen die VerbandS-Generalversammlungen. wo unter anderem der Frauen- beitrag mit 810 gegen 278 Stimmen auf 10 Pf. pro Monat fest- gesetzt wurde. Am 20. September wurde in derNeuen Welt" die Engländer-Deputation gastlich empfangen. Am 20. September nahm die Kreisgeneralversammlung den Bericht vom Parteitag von den Delegierte» entgegen. Bei der Eröffnung des preußischen Land- tags am 20. Oktober gab die Berliner   Arbeiterschaft in sechs großen Volksversammlungen ihre Willenskundgebung ab.Abso- lutiSmuS und Finanznot" behandelte Genosse Grunwald am 10. November. Vier Sonntagsversamnilungen mit anschließendem Vergnügen wurden veranstaltet. D u p o n t, Dr. Cohn, Schütte und K l o t h hielten Vorträge. Zur GewerbcgerichtSwahl am 22. No- vcmber wurden 10 000 Flugblätter verteilt und am 13. Dezember 14 000 gegenDas persönliche Regiment". Ferner einVorwarls"- Flugblatt zur Gewinnung von Abonnenten und ein Aufruf der Landtagsfraktion. Delegierte wurden entsandt: nach Nürnberg   2, zur Brandenburger Konferenz 3 und zur Verbands- General- Versammlung 10. Die Maifeier bei Happoldt. die zu allgemeiner Zufriedenheit verlies, schloß mit 17,50 M. Defizit ab. Sitzungen fanden statt: Aktionsausschuß 20. Zentralvorstand 18, jonstige Sitzungen 17, Kreiskonferenz 4, Borstandssitzungen 18. Hinzu kommen noch verschiedene andere Zusammenkünfte. 12 ordent­liche Zahlabende und eiu außerordentlicher wurden abgehalten, ferner die Extra-Leseabende für die Frauen an jedem dritten Freitag im Monat. Redner gibt dau» einen Ueberblick von dem Stande der einzelnen Abteilungen und streift in seinem weiteren Bericht den Absatz an Parteiliteratur. Gratis verabfolgt wurde den Bezirksleitern Wolfg. Heines Vereinsgesetz vom 10. April 1908, ferner wird den Funktionären dieNeue Zeit" wöchentlich unentgeltlich geliefert. Ebenso zwecks Verliefung und Erweiterung des Wissens wird jedem eintretenden Mitgliede die BroschüreGrundsätze und Forderungen" von Schönlank und Kautskh gratis ausgehändigt. Zu Dr. C o n r a d y s Vortragszyklus wurden 34 Karten abgesetzt, Maifeier-Zeitungen 1200 Stück, 250 Parteitags- Protokolle und 150 Stück der Broschüre:Die historischen Leistungen von Karl Marx  ", ferner 200 Broschüren:Gegen das persönliche Regiment". Der Mitgliederbestand zeigt folgendes Bild: Neuaufnahmen 103 50 weibliche seit dem August-Zahlabeud. Au, 1. Juli 1000 betrug die Zahl 501. 1. Juli 1007 052. 1. Juli 1908 728 und am 31. Dezember 1908 711 Mitglieder. Von diesen find 284 ausgetreten. Die Fluktuation ist besonders hier eine große. Ausschlußanträge infolge NichtwähleuS bei der Landtags- Wahl wurden gegen mehrere Mitglieder gestellt. Bei den meisten habe man aber von Ausschluß abgesehen, mit Rücksicht auf deren wirtschaftlichen Verhällnisse. Weitere Ausschlußanträge liegen noch gegen 3 Mitglieder vor. deren Ausschluß der Vorstand der Ver- sammlung empfiehlt. Es sind dies der Schankwirt R. Burghard, Klopstockstr. 48, der Zeitlingsspediteur Karl Specht, Flensburger Straße 20 und der Bauanschläger B e n a d a, Schorsteinfegergassc 5. Auf die Ka s sen ver ltnis s e übergehend gibt WolderSky einen Ueberblück von den Finanzen deL Kreises, wobei hervorzuheben ist, daß die Abgaben an den Parteivorstand immer aufwärts ge- gangen sind. 1905 wurde abgegeben an den Parteivorstand: nichts. 1900 460 M.. 1007 2000 M.. 1008 3500 M. Den Austritt auS der Landeskirche haben 284 Genossen vollzogen. Der Kassenbericht liegt gedruckt vor. Einnahmen sind 0040,03 M. und Ausgaben 7017,08 M. zu verzeichnen, von den Einnahmen sind noch 039,85 M. für Landtagswahllisten an den Verband Groß-Berlin abzurechnen, so daß der Bestand 1304,40 M. beträgt. Den Berichten folgte eine sehr lebhafte Diskussion, an der sich die Genossen Publitz, Gnttmann. Simon, Täterow und Dr. Cohn beteiligten. Es �wurde zum Teil bemängelt, daß in Bildungsangelegen Heiken von sciten des Vorstandes nicht genügend und nicht daS Richtige getan Iverde. Die Sonntagsversammlungen könne man nicht als Bildungsveranstaltunge» betrachten. Auch die Zahlabende ständen nicht auf der Höhe, sie seien uninteressant uiid zuviel mit Geschäftlichem belastet, das belebende Element fehle. Die Lokale entsprächen auch nicht den Anforderungen vieler Gen offen. Man müßte dort mehr wirtschaftliche und programmatische Fragen erörtern. Wenn der Vorsitzende auf denVorwärts" und dasMit- teilungsblatt" als Quellen der wissenschastlichen und bildenden Ver- tiefmig verwiesen habe, so könne man darüber anders denken. Die Leitartikel deSMitteilungsblattes" seien nicht das, als was man sie bezeichne. In seinem Schlußwort geht WolderSky auf die Debatte ein. Der Wahlvercin sei kein Kunstvercin, sondern in erster Linie doch ein polilischer Kampfesverband. Die Arbeit habe sich gegen frühere Zeiten doch gewaltig vermehrt. Die Sonntagsvergnügen seien ihm sympathisch, sie wären geeignet, auch die jungen Leute. die den ernsten Lebensfragen noch fremd gegenüberstehen, anzuziehen. Da- durch hörten sie wenigstens mal einen belehrenden und auf- klärenden Vortrag. Dem Autrag Guttmann, der besagt. daß vom Vorstand Abende eingerichtet werden sollen, an denen die Ge- nossen des 1. Kreises unter geeigneter Leitung systematisch politische Schulung im Sinne des Sozialismus erhalten, wird von der Ver- sammlung zugestimmt. Dem Ausschlußantrag gegen die oben ge- nannten drei Mitglieder stimmt die Versammlung zu. In den sechs Stadtteilen sollen sechs Abteilungsführerinnen gewählt werden. Die Geschäftsordnung der Kreiskonferenz wird angenommen. Der An- trag, nach dem die Beitragszahlung der Frauen auf 20 Pf. erhöht und auf der Verbandsgeneralversaminlung vertreten werden soll, wird angenommen. Als 1. Vorsitzender wurde WolderSky, als 2. P e t e r m a n n, als 1. Kussierer Büttner, als 2. Simme, als 1. Schriftführer Publitz, als 2. Genossin Guttmann ge- wählt. Ferner als Revisoren: Täterow, Strehlow und S i m o n. Entsprechend dem Beschlüsse des Zentralvorstandes be- schloß der erste Kreis, die Petition der Tabakarbeiter zu unterstützen. Zweiter Wahlkreis. Die nach demHofjüger-Palast" einberufene Generalversammlung für den zweiten Berliner   ReichstagSwahlkreis ehrte, bevor sie in die Erledigung ihrer Geschäfte eintrat, zunächst in der üblichen Weise das Andenke» der im Berichtsjahre verstorbenen Mitglieder. Ans den gedruckt vorliegenden Bericht des Vorstandes verweisend beschränkt sich' der Vorsitzende Genosse Schwemke darauf, einige ergänzende AllSführungeii allgeineiuer Natur zu machen. Das Jahr 1008 sei eineS der schlechtesten für die Arbeiter ge- wesen. Trotzdem ist auch während des KrisenjahreS eine Ver- mehrung des Mitgliederstandes um zirka 600 eingetreten. Redner läßt die wichtigsten Ereignisse des Vorjahres Revue passieren. Heute wagen es die Junker noch, wie sich nun wieder in ihrer Ver- sammlung im Zirkus Busch zeigte, die Sozialdemokratie zu beschimpfen und zu verleumden, jedoch die Zeit dürfte nicht mehr allzuserne sein, wo man sich wohl hüten wird, der größten politischen Partei Deutschlands   mit derartigen Provokationen entgegenzutreten.(Leb- hafter Beifall.) Den gedruckten Kassenbericht ergänzt Schmidt durch eine Ucbersicht über die finanziellen Ergebnisse der Ostermatinee, der Mai- feier und des SommervollSfesteS, welche drei Beranstaltungeu 902,30 M. Ucberschuß ergaben. Meyer erstattet Bericht über die Tätigkeit der P r e ß k o m- Mission. Von der Regel,VorwärtS"-Redakteuren keine Mandate zu den gesetzgebenden Körperschaften zu übenragen, habe man im Falle S t r ö b e l Abstand genommen; die Tätigkeit unserer Genossen im preußischen Landtage habe diese Ausnahme wohl längst gerecht­fertigt. Daß infolge der ungünstigen Wirlschaftskonjunktur die Presse in ihrer Ausbreitung verhindert wurde, ist selbstverständlich, doch werde auch diese Scharte baldigst lvieder aliSgeglichen sein. Längere Ausführungen macht Zinke als Mitglied der AgitationS- und Organisation Skom Mission, indem er die Schwierigkeiten und den Umfang auf diesem Gebiete der Partei- tätigkeit hervorhebt. Schröder berichtet von der Lokalkommission. Hervor- zuheben ist hier, daß der Wirt Schönberg in Falkenhagen-Seegefeld entgegen seinem Versprechen sein Lokal nicht zur Verfügung stellt, ebenso sei das Lokal zumAlten Lskanier" in dem dem 2. Kreise benachbarten Mariendorf   gesperrt. Ein Antrag des Genossen Wurm, diePhilharmonie" dem persönlichen Verkehr bei künst- lerischen Veranstaltungen freizugeben, konnte geschäftsordnungS  - gemäß nicht erledigt werden. Dies dürfte später erfolgen und stehe die Lolalkommission diesem Antrage nicht unsympathisch gegenüber. Werner regte in der Diskussion an, statistisch festzustellen, in welchem Umfange Wahlvereinsbeiträge infolge Erlaß bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder durch Stundung im Jahre 1008 ausgefallen sind. Nach einer vom Redner aufgestellten Berechnung wurden zum Beispiel im Jahre 1900 bei geringerer Mitglicderzahl mehr Beitrags- marken umgesetzt, als dies 1903 trotz der Mitgliedersteigerimg der Fall sei. Werner verdichtete seine Darlegungen zu einem Antrage, der später durch Abstimmung dem Vorstände überwiesen wurde. R e i m a n n spricht den Wunsch aus. sich eines Referats des Genossen Adolf H o f s m a n n zu sichern. DaS Verhalten des preußischen Landtages gegenüber unseren Vertretern beim Pfarrer- besoldungsgesetz sollte man mit Massenaustritt aus der Landeskirche beantworten. Damit ist die Diskussion erschöpft und erhält nunmehr daS bereits auf der letzten BerbandSgeneralversammlung für Groß- Berlin beschlossene Statut die formelle Zilstimmung durch die Aer- sammlung. Zur Abänderung des Organisationsplanes für den 2. Wahlkreis werden alle Anträge die darauf hinauslaufen, den Genosstimen das Recht der Anteilnahme an der Leitung und Vertretung des Wahl- Vereins zuzusichern, einstimmig angenommen. S t ü m m e l beantragt außerdem zu§ 1 die Einsetzung eines BildungsauSschiiffes und begründet dies in längeren Darlegungen. Diese Körperschaft soll kein VergtiügnngSkomitee sein, sondern Bildung, Ausklärung und Einführung in den Sozialismus zum Zweck haben. Schrcckling und F e ch n e r wenden sich dagegen; waZ   der Antrag wolle, erfülle bereits die Freie Volksbühne und Arbeiter- Bildungsschule. Gruntvald meint, der Antrag werde in seiner Tendenz ver- kannt. Man solle diesen nicht ablehnen, sondern dem Vorstand jüber- weisen. Vielleicht ließe fich in Gemeinschaft mit anderen Wahl- vereinen ähnliches schaffen, jedenfalls aber stehe fest, daß unsere allgemeinen Volksbelustigungen auf ein höheres Niveau gebracht werden muffen, damit sie bildend und erzieherisch wirken. Diesen Ausführungen schließt sich auch F ä n d r i ch an, doch wird der An- trag Stiimmel abgelehnt, Die Wahl des Vorstandes und der Kommissionen erledigt fich ziemlich glatt. Gewählt wurden zu Vorfitzenden S ch w e m k e und K ö ck e r i tz; Kassierer G.Schmidt und L o h s e: Schriftführer R a u t m a n n und Nauendorf. Beisitzer: Werner und Genossin Baader. Zu Sievisoren wurden gewählt: Henuig, S i m o n und Bälger. Delegiert werden in die Preßkommission: Webcrus, Schneider, Fan brich; in die Lolalkommission: Schröder imd Tau germann; Agitationskommission: Zinke; Revisionskommission für Groß-Berlin: G. Schmidt und in den Aktionsausschuß Fr. Schwemke. Die Zusammensetzung des VergiuigungsauSschusses ist: Genossin Wurm, Peine  . Leu, S ch a ch l i n g e r, Kolz und K ä u f f e r. Zur Generalversammlung des zweiten Kreises wird ein Antrag deS 143. llnd 145. Bezirks ans 50 Pf. monatliche Entschädigung au die Bezirksführer nach sehr umfangreicher Debatte abgelehnt. Vom 231. Bezirk wird der Ausschluß des Gastwirtes H e n s ch k e s beantragt, da dieser bei der letzten Landtagswahl seiner Wahlpflicht nicht nachkam. Seitens des Vorstandes wird der Ausschuß gegen die Genossin Pietz wegen ehrenrührigen Verhaltens beantragt. Die Versammlung stimmt beiden Ausschlußanträgen zu und setzt die Genossen E. Schmidt, Schwahn und Jakobey zu Schieds richtertt eiu. Der Generalversammlung von Groß-Berlin einen Antrag aus Erhöhung deS Beitrages für weibliche Mitglieder von 10 auf 20 Pf zu unterbreiten, wird' mit 114 gegen 100 Stimmen abgelehnt. An- genommen wird ein Antrag auf Abschaffung der Parteibons, und ferner soll gegen Zahlung des Bringerlohnes solchen Genoffen der Vorwärts" in die Behausung geliesert werden, die wegen Krankheit oder Arbeitslosigleit daS Zentralorgan gratis beziehen. Gegen l/ai Uhr erst erfolgte die Delegiertenwahl zur Verbands- generalversammlung und dann Schluß der Versammlung. Dritter WablkreiS. 'Der sozialdemokratische Wahlverein für den dritten Wahl- kreis tagte im Gcwerkschaftshause. Genosse Pohl als Vor- sitzender erstattete den Geschäftsbericht für die Zeit seit August 1003. Wenn auch nach den Landtagswahlen mehr Ruhe eintrat. so war doch mancherlei aus den bekannten Anlässen zu tun. Durch die Gewerbegerichtswahlcn wurden, soweit es sich um die A r- beipgeberwahlen handelte, die politische Organisation in Anspruch genommen. Während man mit dem Ausgang der Ar- beitnehmerwahlen zufrieden sein konnte, so hätten doch die Ar- beitgeberwahlen etwas besser ausfallen können, wenn die kleinen Geschäftsleute und Gewerbetreibenden sich mehr darum bemüht hätten, in die Wählerliste aufgenommen zu werden. Verschiedenen Wünschen der Frauen in bezug auf Förderung der Frauenagitation wurde stattgegeben. Redner spricht den Wunsch aus, daß aus den 128 weiblichen Mitgliedern, die der Wahlverein Anfangs des JahreS hatte, bis zum Jahresschluß 1280 werden möchten. Der Kassierer Genosse H a r n d t erstattete zunächst den Kassenbericht für das Halbjahr vom 1. Juli bis zum 31. De- zember 1908. Am I. Juli war ein Bestand von 2623,10 M. vor­handen. Einschließlich desselben betrug die Gesamteinnahme 0460,15 M. Nach Verrechnung der Gesamtausgabe von 7128,20 M. blieb am 1. Januar in Händen des ersten Kassierers ein Bestand von 2340,05 M. Der Jahresbericht, den Genosse H a r n d t ferner erstattete, stellt fich so: Der Bestand bei beiden Kassierern am 1. Januar 1908 umfaßte 2787,68 M. Die gesamte Jahreseinnahme betrug 18043,82 M., die Ausgabe 15 487,66 M. Bei beiden Kassierern verblieben am 31. Dezember 2556,10 M. Die Versammlung sprach die E.cklaswng aus. lieber die Tätigkeit der Preßkommission berichtete Ge- noffe K r ä k e r, indem er die wichtigsten Beschlüsse der Kommission vortrug und einige Zahlen aus dem Budget des.Vorwärts" mit- teilte. Die Gesamteinnahme betrug rund 10300Ui M., die Ec° saintausgabe 1505 311 M. Der Jahresgewinn war 130 738 M. Er ist um 30 894 M. geringer als im Borjahr. Eine Einwirkung der Krise ist anzunehmen. Jedoch erklärt sich der kleinere Gewinn wohl mehr daraus, daß der Inhalt des Blattes vermehrt und die Bogenzahl eine größere wurde, so daß die Herstellungskosten stiegen. Genosse Gehrmann als Mitglied der Agitationskommission für die Provinz Brandenburg   berichtete unter anderem: Auch in der Provinz sei der Kampf ums Wahlrecht mit aller Kraft geführt worden. Am 12. Januar hätten 124 Versammlungen stattge- funden, die durchweg, über die gehegten Erwartungen hinaus, gut besucht gelvcsen seien. Auch in der Landarbeiterschaft habe sich ein großes Interesse gezeigt. In einzelnen Orten sei die Polizei. um Demonstrationen zu verhindern, sehr rigoros vorgegangen. In Wittenberg   in der Priegnitz habe die Polizei das Kunststück fertig bekommen, einfach nach den alten Mitgliederlisten der Organi­sationen Strafmandate zu erteilen, wobei sie denn längst Ver- zogene und Verstorbene mit getroffen habe. Bei den Landtags- wählen, wo Gewerkschaften und Partei gemeinsam vorgingen, seien vielfach, selbst in den zurückgebliebensten Winkeln gute Er- folge erzielt worden. Die Gegner hätten es an Tcrrorismus nicht fehlen lassen. Sie hätten gar kein Recht, den Sozialdemokraten Terrorismus borzuwerfen. Die Kommunalwahlen gewönnen ebenfalls immer mehr Interesse. In einem Ort sei sogar von den Genossen in der Gemeindevertretung die Mehrheit errungen worden. In 13 Städten hätten wir 50 Stadtverordnete und in 54 Land- gemeinden 100 Gcmeindcvcrtreter. Schwer sei immer noch der Kampf um die Lokale. Traurige Lohn- und Arbeitsverhältnisse würden oft festgestellt. Zum Beispiel ließen die Arbeitsbedingungen der Forstarbeiter in den königlichen Forsten am Werbcllinscc sehr viel zu wünschen übrig. Eines recht regen Zuspruchs er- freuten sich die in der Provinz geschaffenen Auskunftsstellen. Die Leute vom Reichsverband gegen die Sozialdemokratie, die sich be- sonders die Provinz Brandenburg   zur Tätigkeit ausersehcn hätten, seien in ihren Mitteln etwas weniger brutal geworden, nachdem ihnen unsererseits die nötigen Dämpfer aufgesetzt worden seien. Wesentlich werde für die Zukunft die Organisierung der Land- arbeiter sein, die jetzt in die Wege geleitet iverde. Genosse K. König berichtete für die L o k a l k o m m i s s i o n. Er verwies auf die nie verstummenden Klagen der Genossen aus den Vororten, daß ihnen die Berliner   Arbeiter den Kampf um die Lokale erschwerten. Es möge jeder dazu beitragen, daß diesen Klagen abgeholfen werde. Es müsse immer mehr die Erkenntnis verbreitet werden, daß Bohkottbruch gleichbedeutend sei mit Streik- brüch. Zu dem Bericht wurden aus der Versammlung einige Wünsche auf Ausgestaltung der Lokalliste laut. Es folgten die Neuwahlen. In den Vorstand gewählt wurden als erster Vorsitzender Pohl, als zweiter Vorsitzender Warten- b e r g, als erster Kassierer Albert H a r n d t, als zweiter Kassierer Fritz Schmidt, als erster Schriftführer A y s ch e, als zweiter Schriftführer Jonas. Beisitzer im Vorstand, die zu- gleich Abteilimgssührer sind wurden die Genossen P. Jakob, Zicken roth. Gustav Müller, St. Fritz, Budde, Richard Kawicr, P. Hahn und Genossin Steinkopf. Zu Revisoren gewählt wurden die Genossen A. Fröhlich, Karl Ast   und H. Grimm. Dann wurden gewählt: in den Aktions- ausschuß Genosse Pohl, in die Preßkommission Genosse Robert Hintze, in die Lokalkommission Genosse Karl König, in die Ägitationskommission Genosse Gehrmann. In die Schieds- kommission gewählt wurden die Genossen Robert Hintze, K. Ast, Franz Koppen, Gehrmann und M. Hirsch- fcld, als Vertreter Fritz Schmidt. Die Vorschläge zur Statutenänderung, die die VcrbcmdSgeneral- Versammlung am 28. März beschäftigen werden und die Pohl vor- trug, fanden keinen Widerspruch. Darauf wählte man 19 Dele- gierte zur BerbandSgeneralversammlung. Die Tagesordnung war damit erschöpft. Vierter Wahlkreis. Die Generalversammlung des Wahlvcrcins für den vierten Berliner   NeichstagswahlkreiS, die sehr stark besucht war, fand in Freyers Jcstsälcir statt. Vor Eintritt in die Tagesordnung ehrten die Versammelten das Andenken von 1.22 Mitgliedern, die der