perRcn.Die Berfassitngskampfe.Nach einer Meldung der„Agence HavaS" aus Konstantin opel hatdas dortige persische reoolutionäre Komitee deinpersischen Botschafter schriftlich mitgeteilt, das; es ablehne, mitihm in Verhandlungen§u treten: der Schah müsse mit den Revo-lutionaren in Täbris direkt unterhandeln.Die Kämpfe der letzten Tage sind für die Revolutionäre durch-aus siegreich gewesen. Der Schah setzt feine letzte Hoffnungauf ein bewaffnetes Einschreiten Rußlands, zu demdie panslawistische Presse unausgesetzt auffordert.parlamcntarifcbeö*Aus der Budgetkommission des Reichstags.(Lb. Sitzung, 1. März.)Die Beratung wird bei dem Titel Materialien undArbeiten zur Unterhaltung der Telegraphen-linien fortgesetzt. Bereits in der Sonnabendsitzung war ge-wünscht worden, dah die Reichspostverwaltung den Mitgliedernder Kommission den Inhalt der Lieferungsverträge mitteilt. Dashatte der Staatssekretär mit der Begründung abgelehnt, daß erdazu ohne Zustimmung des anderen Teiles nicht berechtigt sei.Auf diese Erklärung kam der Abgeordnete Erzberger heutezurück und verlangte die Vorlegung dieser Verträge, auf welche dieKommission nach dieser Weigerung erst recht bestehen müffe. Auchliege das sehr im Interesse der Postverwattung, damit nicht dieMeinung aufkommen könne, als handele es sich um eine Art Tip-Pclskirchvertrag. Nachdem noch andere Redner sich im gleichenSinne ausgesprochen hatten, wurde beschloffen» diese beiden Posi-tionen vorläufig auszusetzen.Zur Bewachung der Telegraphenlinien sind 460 000 M. angesetzt. Auf Antrag Singer wird der Posten um die Hälfte ge-kürzt; gänzlich gestrichen wird die Mehrforderung von ISO 000 M.bei dem Posten„sachliche und vermischte Ausgaben". Unter diesemPosten ist eine indirekte Unterstützung der Schutzgebiete enthalten,denn es sollen hieraus bei Beurlaubung des Familrenhauptes densie begleitenden Familienangehörigen Reisebeihilfen gewährtwerden, wie das bei den Gouvernementsbeamten heute schon derFall ist.Vom Titel„Schreibgebühren, Feuerung. Gerätschaften, Druck-fachen", in Höhe von 24 790 000 M. wird eine Millwn abgestrichenund allgemein der Wunsch geäußert, daß dieser hohe Posten inmehrere einzelne Posten zerlegt werden solle.(Für Druck-fachen sind allein 8S73S22 M. ausgegeben worden.) Abg. Sin-g e r regt an, die Reichspost möge bei diesem Bedarf eine eigeneDruckerei errichten, Ivas zu einer wesentlichen Verbilligung führenwürde. Gleichzeitig wurde Auskunst verlangt, über die Verteilungder von der Reichspost vergebenen Druckaufträge, worauf ein Re-gierungsvertretcr mitteilte, daß hieran 12 Druckereien beteiligtseien. Desgleichen wurde Auskunft darüber verlangt, in welcherWeise die Postämter beim Ankauf von Fahrrädern, Schreib-Maschinen und bei Bestellung von Briefkästen verfahren. DieAntwort lautete: Die Vergebung erfolge im Wege öffentlichen Aus-schreibens; nähere Angaben sollen der Kommission demnächst ge-macht werden.Beim Titel: Vergütung an auswärtige Postbe-5örden, Eisenbahn- und Schiffsgesellschaftenommt zur Sprache, daß die Reichspost für das Kilogramm Briefeden transatlantischen deutschen Schiffahrtsgesellschaften b Franksbezahlt, während dafür nach dem Weltpostvertrag nur 4 Franks zuzahlen sind.— Tatsächlich zahlen auch die Amerikaner nicht mehr,so daß wir für dasselbe Quantum Briefe von Deutschland nachAmerika 25 Proz. mehr zahlen müssen, als die Amerikaner für ihregleich schwere Sendungen nach Deutschland an dieselbedeutsche Gesellschaft bezahlen! Es wurde von einer Seilegewünscht, daß die Regierung ernstlich versuchen solle, dieseBenachteiligung Deutschlands öurcki deutsche Gesellschaftenaufzuheben und es eventuell auf einen Kampf ankommen zu lassen,indem sie vorübergehend ihre Postsendungen via Antwerpenoder Havre expediere. Staatssekretär Kraetke machtekeinerlei Zusagen; er schien es ganz in der Ordnung zu finden.daß wir beispielsweise dem Lloyd mehr bezahlen, gerade weiles eine deutsche Gesellschaft ist.Der außerordentliche Etat wurde bis auf den Posten fürFcrnsprechzwecke, welcher mit 45 000 000 M. eingestellt ist, glatterledigt. Nur für den Neubau eines Postgebäudes in Herne i. W.wurden von den veranschlagten 455 000 M. 30 000 M. gestrichen.Nächste Sitzung: DienLtag. Fortsetzung der Beratung desPostetats.,Deutsches Reich,Christlicher Terrorismus.In Neumarkt i. O. hat die Firma Dreichlinger mehrerechristlich organisierte Arbeiter entlassen, nachdem diese Christlichenandere Arbeiter unter Androhung von Mißhandlungen zum Beitrittzum christlichen Verband zwingen wollten. Unter diesen christlichenTerroristen befindet sich einer, der demnächst auf einige Monate dasGefängnis beziehen muß, weil er seinen l e i b l i ch e n Brudermit dem Messer mißhandelt hat.Die Arbeitslosenzählnngslegende. so berichtet man uns ausHalle a. S., wird dem Magistrat noch manche trübe Stunde be-reiten. Bei der Würdigung des Polizeimaterials hat man festgestellt,daß gelegentlich einer amtlichen Personenstands-aufnähme im Oktober v. I. noch mehr Arbeitslosegezählt worden sind als im Januar d. I. durch das Gewerkschafts-kartell. Dadurch fällt die den Zählern des Kartells angedichteteUebertreibung in sich selbst zusammen. Der Magistrat wirditz�n in der nächsten Stadtverordnetensitzung- von unserenGenossen dahingehend interpelliert worden, auf welche Weise derSchmähartikel gegen die Arbeitslosen in das Amtsblatt gekommenist. Inzwischen hat man hier schon wieder eine neue„soziale" Tatvollbracht. Der Finanzausschuß des Stadtverordneten-Kollegiumsbewilligte zum Empfange einiger englischen Geistlichen, die hiereinige Stiftungen besichtigen wollen, 3000 M.— Für die Zählungder Arbeitslosen 300 M. und für einige englische Geistliche 3000 M.— Und dann sind die begehrlichen Arbeiter immer noch nichtzuftieden._Bom Kohlenarbeiterstreik in Kiel.Mitten in der Zeit der größten Arbeitslosigkeit haben, wie schonkurz berichtet wurde, die Kieler Kohlenimporteure die Arbeiter inden Streik getrieben. Die Kohlenhandelsgesellschaft, die Organisationder Importeure am Platze, die ausschließlich gegründetworden ist, um den Preis der Kohlen möglichst hoch zu halten.und die das auch bisher gründlich besorgt hat, willihren Profit noch durch bedeutende Abzüge am Lohne der Arbeitermachen, und dazu ist ihr die Zeit der große» Arbeitslosigkeit geraderecht. Weil sie in Kiel keine Arbeitswilligen auftreiben konnten.haben sie sich durch die bekannte Streikbrecherfirma F. A. W.Müller in Wandsbeck solche aus Hamburg kominen lassen. Ausden Herbergen, den Asylen und der Landstraße zusammengesuchteLumpenproletarier, schlecht genährt und schlecht gekleidet, für dieschwere Arbeit nicht geeignet, aber als Rausreißer für die Kohlen-protzen im Augenblick gut genug. In Hamburg wurden die Streik-brecher auf der Hüttenwache, dem städtischen Arrestlokal, die Nacht vorder Abreise einquartiert, am anderen Morgen nach den Passagier-hallen der Hainburg- Amerika- Linie gebracht, hier auf denDampfer„Virgo" verladen und nach Kiel transportiert. DerDampfer„Virgo" dient hier in Kiel als Streikbrecherschiff, wodie nützlichen Elemente essen und schlafen, um ja nichtmit den Streikenden in Berührung zu kommen. Im Hafen liegenaugenblicklich die Dampfer„Normo" und„Albert Zelck",auf denen die Streikbrecher mit Löschen der Kohlen be-schäftigt sind. Die Polizei ist natürlich eifrig für dasUnternehmerinteresse tätig. Eine ganze Schntzmannsabteilung istim Hafen aufgestellt, die ängstlich darüber wacht, daß kein Un-berufener die Kais betritt. Bis jetzt ist es den Streikendengelungen, von 138 eingetroffenen Arbeitswilligen 39 abzuschieben.Wie unverschämt das Vorgehen der Kohlenprotzen, die Löhne derArbeiter herunterzudrücken, ist, geht aus der Preisdifferenzder Kohlen im Groß- und Kleinhandel hervor. Frei Kiel kostenbeste schottische Kohlen im Großhandel die Tonne 14 M. oder100 Kilogramm 1,40 bis 1,50 M. Im Kleinhandel kosten 100 Kilo-gramm 2,70 M. Da die Kleinhändler fast ausschließlich in der Machtder Kohlenimporteure sind, diktieren ihnen natürlich diese die Preiseund man kann daran ermessen, daß der riesigste Anteil der Preis-differenz im Groß- und Kleinhandel den Importeuren zufällt.Der Hungerkampf der EulengevirgSweber.Den Webern und Weberinnen der Firma: Vereinigte Bunt-Weberei, vormals B. Neugcbauer Söhne und Carl Post-p i s ch i l in Langenbielau ist ein Kampf aufgedrängt worden,der von der gesamten Arbeiterschaft dieses Betriebes mit seltenerEnergie und Opferfreudigkeit durchgeführt wird. Es streiken zur-zeit 312 Weber und Weberinnen. Die Hilfsarbeiter, wie Spuler,Scherer und Andreherinnen müssen feiern, da keine Arbeit für sieim Betriebe vorhanden ist. Die Kündigungsfrist der letzteren läuftam Sonnabend, den 6. März 1909, ab. Dann stehen rund 600 Ar-beiier im Kampfe. Und warum das alles? Weil eine Anzahl Fa.milien der besitzenden Klasse glauben, ihre Lebenshaltung trotzder Krise standesgemäß fortsetzen zu müssen. Dagegen haben zwardie Arbeiter nichts einzuwenden, aber es darf nicht auf Kosteneiner ausgehungerten Arbeiterschaft geschehen. Zu diesem Be-triebe haben sich 10 Familien zusammengetan, mit einem Stamm-kapital von 1 Million Mark. Aus den 600 Arbeitern wollen sienun ein erkleckliches Sümmchen hevauswirtschaften, damit„Sie"keine„Not" leiden brauchen. An Kapital haben eingebracht: GustavPostpischil: 40 000 M., Reinhold Postpischil: 40 000 M.,Bruno Postpischil: 37 000 M.. Karl Postpischil: 40 000 M..Joseph Fröhlich: 43 000 M., Witwe Anna Neugebauer:248 000 M., Alfons Neugebauer: 133 000 M., Bernhard N e u-gebauer 133 000 M., Elionore Fischer geb. Neugebauer:143 000 M., Herbert Neugebauer 143 000 M. Selbstverständlich wirdauch der Gewinn der eingezahlten Summe entsprechend verteilt. Nunwollen die Postpischilschen Familien doch auch nicht zu kurz kommen,und es ist speziell Herr Gustav Postpischil mit nur 40 000 M. Ein-lajje, der den Hungertarif durchdrücken will. Zu diesen 10 Pa-trizierfamilien gesellen sich neben den anderen gutbezahlten Be-amten noch zwei Direktoren. Es sind dies Herr BetriebsdirektorKoch mit 14 000 M. JahreSgehalt und Herr Kontordirektor Langemit 12 000 M. Jahresgehalt. Das alles muß von diesen wenigenArbeitern herausgeholt werden. Die Weber haben sich im Jahre1903 zirka% Jahr bei �tügiger Arbeitszeit durchgehungert, inder. Hoffnung, daß eine baldige Besserung eintreten werde. 1500Arbeiter und Arbeiterinnen der Textilindustrie verließen im Jahre1908 Langenbielau, um in einem anderen„Vaterlande" eine bessereHeimat zu suchen. Zum Neujahr 1909 wurde wieder volle Ar-beitszeit eingeführt. Alles atmete auf. Hatten doch oft Mannund Frau zusammen nicht mehr als 7— 10 M. in der schwerenZeit der Krise verdient. Da kam die Fusion Neugebauer-P o st p i s ch i I zustande, deren erste Tat der sogenannte Koch-tarif(nach Direktor Koch genannt) war. Dieser neue Tarifbrachte Lohnabzüge von 15—30 Proz. Durch Verhandlungenwurden einige Verbesserungen erreicht. Immerhin beträgt derLohnabzug noch 1— 3 M. pro Woche.Wo die Frauen mit auf Arbeit gehen müssen, werden für zweiKinder 0— 7 M. als Pflegegeld bezahlt. Durch schlechtes Schutz-und Kettenmaterial wird der Verdienst der Weber noch ganz erheb-lich verschlechtert. In 20 Jahren hat die Firma 14 Direktoren ver-braucht. Jeder neue Direktor brachte neue Ansichten, neue Einrich-tungen mit. Besser wurde es aber nicht. Am 15. Februar 1909traten nun, da die Firma weitere Zugeständnisse nicht machte, dieWeber und Weberinnen in den Ausstand. Bis auf eine Weberinhaben sich alle, auch die Unorganisierten, die Aufseherfrauen undsogar die Mitglieder der katholischen Fachabteilung dem Streikeangeschlossen. Eine Einmütigkeit, wie sie noch nie zu verzeichnenwar. Trotz der Hundekälte stehen täglich 144 Personen je eineStunde Streikposten. Die Geschäftsleute in der jftähe der Fabrikunterstützen die Streikposten mit warmem Kaffe' Gebäck, Wurst.Wurstbrühe, warmem und kaltem Korn, Zigarren usw. Gleich nach'Beginn des Streikes bezog eine Abteilung Polizeibeamte in einerStärke von 4— 5 Mann die leerstehende alte Schule neben derFabrik. Diese Leute haben aber nichts zu tun. Nur die Füßefrieren ihnen beim Patrouillieren.Kaum hatte sich das Fabriktor am 15. v. M. hinter den Strei-kenden geschlossen, wurde den Webern, die eine Fabrikwohnunginne hatten, diese Wohnung gekündigt. Am anderen Tage erschienam Fabriktor folgender Anschlag:Bekanntmachung.Die Weber und Weberinnen, die am 15. d. M. die Arbeitohne Kündigung verlassen haben, können sich am Donnerstag,den 18. d. M. ihren rückständigen Lohn, die Jnvalidenkarten undihre Entlassungen holen.Langenbielau, den 10. Februar 1909.Unterschrift.Alle diese Schreckschüsse haben bei der Arbeiterschaft nicht ver-fangen. Es wurde auch dem Arbeiterausschuß bei der Perhandlunggesagt, daß die Arbeiter Kontraktbruch begangen hätten. Hierliegt jedoch Kontvaktbruch nicht vor. Die Arbeiterschaft hatte denneuen Lohnarif einstimmig abgelehnt und die Arbeit nur solangefortgesetzt, wie der alte Lohntarif in Kraft war. Unter dem neuenTarif hat überhaupt noch kein Arbeitsverhältnis bestanden. DieFirma sucht sich in der Oeffentlichkeit rein zu waschen durch fol«geude Notiz, die sie in die„Schlesische Zeitung" aneiert hat:Weberaus st and in Langenbielau.„Fast all«Weber der Vereinigten Buntweberei von B. Neugebauer Söbneund Karl Postpischil sind heute gegen 11 Uhr in den Ausstandgetreten, obwohl ihnen auf den neu einzuführenden, orts-üblichen Reichenbacher Lohntarif eine erhebliche Aufbesserungzugebilligt worden war."Man kriegt es fertig, aus horrenden Lohnabzügen erheb-liche Aufbesserungen zu machen. Es ist unerhört, wie aufdiese Weise die öffentliche Meinung zu Ungunsten der armendarbenden Arbeiterschaft beeinflußt werden soll.Der Reichenbacher Tarif ist weder in Langenbielau„orts-üblich" noch ist er in einer Fabrik außerhalb Reichenbachs in Kraft.Der Reichenbacher Tarif enthält den sehr wichtigen Passus:„Wo bisher höhere Löhne gezahlt wurden, als der Tarif vor-sieht, bleiben dieselben bestehen."Wenn die„Vereinigte Buntweberei" diesen Zusatz ebenfallsin ihren Tarif aufnehmen würde, könnte eine Verständigung her»beigeführt werden. Inzwischen haben nun sämtliche Hilfsarbeiter,wie Spuler, Scherer, Andreher, sowie das Personal der Färbereiund Appretur zum Austritt am 0. März 1909 gekündigt bekommen,wodurch die Zahl der Streikenden und Ausgesperrten sich auf 600erhöhen wird. Die Verhandlungen, welche Herr GewerberatT ö p e r t- Reichenbach veranlaßt hatte, sind wegen der ablehnen-Den Haltung der Firma ergebnislos verlaufen. Die Weber wollenihren alten Lohntarif hochhalten, sie sind hoffnungsfroh und er-warten von auswärts nichts als strengste Solidariät. Das Langem»bielauer Gewerkschaftskartell hat bereits 800 M. zu außerordent-lichen Unterstützuugszwecken flüssig gemacht, und wird außerdemnoch eine freiwillige Sammlung vornehmen lassen. Binnen kurzemwird der Betrieb ganz stillstehen, wenn sich die Firma nicht nocheines Besseren besinnt.Die Begeisterung, mit der dieser Kampf, der im wahren Sinnedes Wortes einverzweifelterHungerkampfist, begonnenhat, hat hoffentlich für die Arbeiterschaft den gewünschten Erfolg.Letzte INacbncbtcn und Dcpefchcn,Bülows Dank.Berlin, 1. März. Heute abend fand beim Reichskanzler einMahl zu 50 Gedecken statt, zu dem die Minister v. Belhmann-Hollweg, Freiherr v. Rheinbaben. Delbrück. Beseler, v. Breitenbach.v. Arnim, v. Moltie, Sydow und die drei Präsidenten des Bbgcord-netenhanfes, der Borsitzeade und die Mitglieder der verstärkten Budget-kommisfion, die Borfitzcnden aller Fraktionen und Mitglieder allerParteien dieses Hauses Einladungen erhalten hatten. Während desMahles erhob sich der Reichskanzler und richtete an die Anwesendenetwa folgende Worte: Meine Herren I Ich habe den lebhaften Wunschgehabt, mit den Herren Ressortministern und ihren Mitarbeitern daSPräsidium des Abgeordnetenhauses, die Herren Fraktionsvorsitzenden. den Vorsitzenden und die Mtglieder der ver-stärkten Budgettommission des Abgeordnetenhauses bei mirzu begrüßen. Ich wollte Ihnen auch meinerseits indiesem historischen Räume den Dank und die Anerkennung derköniglichen Staatsregierung aussprechen für die Arbeit, die sie inden letzten Monaten mit Hingebung geleistet haben. Als dieStaatSregierung dem Landtage der Monarchie die Besoldungsord-nung und die Vorlagen zur Regelung der Deckungsfrage vorlegte,war sie sich wohl bewußt, daß sie an die Arbeitskraft, den Gemein-(in» und die Sachkenntnis der Parlamente starke Anforderungentellen mußte. Sie haben das Lertrauen der StaatSregierung unddes Landes gerechtfertigt. Dafür gebührt Ihnen aufrichtiger Dank.Dieser Dank gebührt in erster Linie der verstärkten Budgetkom-Mission, die mit ihrem bewährten Vorsitzenden, Freiherrn v. Erffa,treffliches geleistet hat. Der Dank gebührt auch dem Hause, daseinmütig die großen Gesichtspunkte vorangestellt und das Trennendezurückgestellt hat. Dadurch ist ein schönes Beispiel gegeben, von demich hoffe, daß es zum Wohle des Vaterlandes in allen großen, FragenNachahmung finden möge. Ich begrüße Sie herzlich und leeremein Glas auf das Wohl der Herren Präsidenten, der HerrenFraktionsvorsitzenden und der Herren Mitglieder der verstärktenBudgetkommission des Abgeordnetenhauses,Wahl rineS Sozialisten.Paris, 1. März.(W. T. B.) Im Departement Finisterre wurdeanstelle deS verstorbenen republikanischen Deputierten de Kerjegu dersozialistische radikale Rourder gewählt.vnterschlagnngeu bei der Eisenbahn.Ludwigshafen, 1. März.(B. H.) Gestern wurden durch diejetzige kgl. EisenbahndirektionS-Hauptkaffe. LudwigShafen, große Unter-schlagungen und Bücherfälschungen zum Nachteil der früheren PfälzischenEisenbahnen entdeckt. Die unterschlagene Summe beläuft sich aufetwa 85 000 M. Einer von den an den Unterschlagungen beteiligtenBeamten namens Sebastian hat sich heute ftüh vergiftet. Er war36 Jahre bei der Eisenbahndirektton bedienstet.Der Trieper Eilzug unter einer Schneelawinr.Graz i. Steiermark, 1. März.(B. H.) Gestern wurde derTriester Eilzug bei Maria Elend in Kärnten von einer Lawine ver-schüttet und konnte erst nach sechs Stunden ausgeschaufelt werden.Zwischen Rosenbach und Faak ist der Berkehr unterbrochen.Der Schnee.Halberpadt, 1. März.(B. H.) Im ganzen Harz herrscht starke»Schneefall, der Schnee hatte teilweise rrne Höhe von einem Meteeerreicht._GewerhfchaftUcbc�Nochmals Hyänen des Schlachtfeldes.. Ein Mitglied des Töpferverbandes schreibt uns zu diesem inunserer letzten Sonntagsnummer angeschnittenen Thema:„Das Verhalten der sogenannten Anarcho-Syndikalistenin der Pankower Parteistreitsache ist für den. der das Ge-baren und die Taktik auf jener Seite schon seit Jahren zubeobachten Gelegenheit hatte, nichts Neues mehr. In derdeutschen Töpferbewegung— und nicht nur in dieser—wird diese auf Zerstörung gerichtete Tätigkeit schon seitJahren kultiviert. Ueberall, wo irgendwelcher taktischerNiiahnahmen des Gesamtverbandes wegen sich bisher einegewisse Opposition geltend machte, und vor allem ist dieswohl stets und in allen Verbänden nach Verband�tags-b e s ch l ü s s e n der Fall, da erschienen auch die„unentwegten"Anarcho-Syndikalisten auf dem Plan, indem sie aus ihrerBerliner Sudelküche die opponierenden Verbandsfilialen mitihren Flugblättern„beglückten". Sogar in den Zeiten dieserfürchterlichen Krisis, die besonders auch im Baugewerbe ver-Heerend wirkt, hielten es diese Marodeure für angebracht.unsere gesamten Verbandsfilialen mit Flugblättern zu über-schütten, worin selbstverständlich auf die mehr und mehr ein-reißende„Versumpfung" in der Partei sowohl wie den Zen-tralverbänden hingewiesen und zum Beitritt zum allein selig-machenden anarcho-syndikalistischen Glauben aufgefordertwurde. Also ausgerechnet in einer Zeit der bittersten Wirt-schaftlichen Krisis, die gebieterischer denn je den festen Zu-sammenhalt der Arbeiter erfordert, da erachten es diese pro-fessionierten Zersplitterer der Arbeiterbewegung fiir not-wendig, die angesichts der trostlosen wirtschaftlichen Zuständeteilweise eingerissene Unzufriedenheit zu benutzen und in dieArbeiterbewegung wenn möglich einen Keil zu treiben! IhreWerbungen bringen sie auch nie bei Unorganisiertenan, ihre Tätigkeit erschöpft sich lediglich darin, Bestehendesauseinanderzureißen und damit die Arbeiterbewegung zuschwächen.— Allerdings war bisher das Resultat der ge-samten Zersplitterungsversuche in der Töpferbewegung gleichNull. Die anarcho-syndikalistische Bewegung geht den Krebs-gang„unbeirrt" weiter. Auch der neuerlich ni Pankow unter-nommene Galvanisierungsversuch wird daran nichts ändern."Berantw. Redakt.: CariWrrmuth» Berlin-Rixdorf. Inserate verantw.; LH. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buckdr. u. VerlaaSanftall PaulSinger& Co., Berlin SW. Hierzu 4 Beilagen u. Unterhaltungsbl