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Nr. 51. 26. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

216. Gigung bom Montag, den 1. März, nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstische: Dernburg .

Eine

Dienstag, 2. März 1909.

des Staatssekretärs hat gerade von kolonialpolitischer Seite die bie ,, Entwickelung unseres Handels in den Kolonien" schärfste Kritik erfahren. Wenn er im übrigen das Kapital zu ermuntern hingewiefen, der von fast 47 Millionen Mark im Jahre 1898 auf fucht, in die Kolonien zu gehen, so soll uns das gleich sein; 130 Millionen im Jahre 1907 gestiegen sei. Unsere Gesamthandels­besser ist es, die Kapitalisten wenden ihr Geld daran, als daß giffer im Jahre 1898 war aber 8 900 000 000 m. und im Jahre 1907 die deutschen Steuerzahler herangezogen werden.( Sehr wahr! bei 15 600 000 000 m. Was will die Steigung des Kolonialhandels in den Sozialdemokraten.) Alle Sanierungsversuche des Staats- 10 Jahren um 83 Millionen gegenüber diefer riefigen Steigung des sekretärs find durchaus nicht von Erfolg begleitet gewesen: ich Gesamthandels um 6700 Millionen bedeuten? Auch bei dem enra­Die Beratung des Etats der Schußgebiete( mit Aus- erinnere an die bedenkliche Bollordnung für Neuguinea . giertesten Kolonialpolitiker fann gar kein Zweifel bestehen, daß nahme von Kiautschou ) und des Reich stolonialamtes wird finanzielle Besserung ist zu fonstatieren, man darf sie aber nicht die Blüte des deutschen Handels und der Industrie auch in überschäzen. Vergesse man nicht, daß z. B. zu dem Reichszuschuß Zukunft nicht von der Zufuhr aus den Kolonien abhängen faun. fortgelegt. Abg. Werner( Antis.): Wir freuen uns, daß der Staatssekretär für die unter der Verwaltung des Staatssekretärs stehenden Kolonien( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Unsere Exportindustrie der Achimillionenzuschuß für das unter der Marineverwaltung besteht in immer mehr sich verfeinernden Industrieprodukten. Die nicht am grünen Tisch geblieben, sondern selbst nach Afrika gegangen ist, um die Verhältnisse an Ort und Stelle kennen zu lernen; stehende Riautſchou tritt. wachsenden Ansprüche der Arbeiter fann sie nur befriedigen, wenn sie Berschleierungen Potemkinsche Dörfer wird er sich dort nicht haben zeigen lassen. sich von der billigen Schundproduktion abwendet. Eine vernünftige Kolonialpolitik wird zunächst den Kolonien, dann spielen auch sonst mit; z. B. befinden sich, wie ich heute erst in der Intereffant war mir, daß Dr. Arning darauf hinwies, daß auch dem Mutterlande zugute kommen.( Bravo ! bei den Anti- Budgetkommission erfuhr, Ausgaben für die Kolonien im Bostetat! bie schwarzen Schönen sich mit billigen indischen Stoffen bekleideten. femiten.) ( Bestätigender Zuruf des Abg. Erzberger.) Wir haben alles in Ich halte es nicht wie er für einen Fehler, daß solche billigen Waren Abg. Ablak( freis. Vp.): Der schon in der Budgetkommiffion allem einen Fehlbetrag für die Kolonien von 60 Millionen Mark. nicht aus Deutschland bezogen werden. Die Textilarbeiter meines erwähnte Fall des Distrittschefs Rabe gibt mir Veranlassung, die( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Lange Jahrzehnte noch Wahlkreises würden sich schön bedanken, solche billigen Schund­Frage aufzuwerfen, inwieweit denn überhaupt die mit der überaus werden wir daran zu fnabbern haben.( Sehr wahr!) Die produkte herzustellen. Sie müssen qualifiziertere Ware her­Kolonialinvaliden für die wichtigen Rechtsprechung in den Kolonien beauftragten Beamten Ausgaben erreichen in diesem stellen, um gute Löhne zu erhalten.( Sehr richtig! bei den Sozial­wirklich richterliche Funktionen ausüben. Diese Rechtsprechung wird Etatsjahre schon bald fünf Millionen( Hört! hört!) und haben demokraten.) Man legt Gewicht darauf, daß die Kolonien in nicht von einem einzigen den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend wieder eine Steigerung um 700 000 Mark erfahren!( hört! hört! steigendem Maße Rohstoffe ausführen. Auch wir berkennen etatsmäßig angestellten Richter ausgeübt, sondern von Hilfs- bei den Sozialdemokraten.) Erst in diesem Jahre sind 541 Jnvaliden nicht, daß die Arbeiterschaft daran interessiert ist, daß richtern, die nur widerruflich angestellt sind und jederzeit aus Südwestafrika zurückgekehrt. Wir verwerfen natürlich alle Ver- fein Mangel an Baumwolle, Kautschut und anderen Roh­abberufen werden fönnen! Herr Rabe hat durch alle Instanzen bis fuche etwaiger Rentenentziehung; da jedoch die meisten Invaliden stoffen eintritt. Aber es ist eine alte Beobachtung, daß mit zum Reichskanzler hinauf keine Aufklärung darüber erhalten können, noch junge Leute sind, so steht bei dem langen Leben, das wir dem wachsenden Bedarf der Anbau dieser Rohstoffe in allen ob das Verfahren gegen ihn überhaupt ordnungsmäßig oder unter ihnen wünschen, auf 30-40 Jahre Rentenzahlung an diese Invaliden Ländern der Welt zunimmt. Herr Arning fuchte uns graulich zu Außerachtlaffung des gefeßlichen Weges eingeleitet sei; man ver- in Aussicht. machen, daß für Deutichland die Zufuhr an Baumwolle abgeschnitten schanzte sich dahinter, daß man in ein schwebendes Verfahren nicht Von verschiedenen Seiten hat man uns besonders seitens des werden könnte. Natürlich würde das die Textilarbeiter und auch eingreifen könne, und umging so die Beantwortung der eigentlichen Abg. Lattmann zu provozieren gesucht, indem man uns Wandel alle anderen Arbeiter sehr schwer treffen. Das ist aber nur ein Frage. Nun stellte die Frankfurter Zeitung " die Rechtslage in in der Kolonialpolitik vorwirft. Ich gebe zu, daß Kamerun und Schreckgespenst, denn überall in der Welt nimmt die Baumwoll einem ausgezeichneten juristischen Artikel dar. Darauf hat der andere Gebiete nicht wertlos sind; es mag auch sein, daß die riesigen produktion zu und auch der Baumwollverbrauch, wie ja Staatssekretär in der Budgetkommission erklärt, der Reichskanzler sei auf Südwestafrika verwandten Ausgaben schließlich eine gewisse Herr Arning felbst anführte, daß nur noch die Neger ermächtigt, seine Befugnis zur Anstellung richterlicher Beamten Steigerung der Kulturfähigkeit bedeuten. Aber noch heute ist es einfach Baumwolle verbrauchen. Freilich wollen fich Herr Arning auf ihn zu delegieren, und er habe sie weiter belegieren unmöglich, die Frage: Haben die deutschen Kolonien irgendwelchen und seine Freunde nicht damit begnügen, den Neger zu Kultur­können! Zunächst feien die amtlichen Afte der Beamten, Wert für die Millionen von uns vertrenen Arbeiter? im bejahenden bedürfnissen zu erziehen, sondern daneben wünschen sie noch welche mit der richterlichen Tätigkeit beauftragt feien, zu Sinne zu beantworten.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) ausgedehnte Plantagen. Für einige riesige Spinnereien wäre ein refpeftieren. Das ist gerade so, wie wenn man Amtshandlungen Bon dem ,, neuen Deutschland ", das in den Kolonien, speziell in Anbau von Baumwolle in Ostafrika gewiß vorteilhaft, sie könnten des Hauptmanns von Köpenid so lange zu refpeftieren hätte, bis Ost- und Südwestafrifa erträumt wurde, ist es jetzt mäuschenstill dann leichter ihre fleineren Konkurrenten überflügeln, was sie dann rechtsfräftig festgestellt wäre, daß er ein Recht zum Tragen der geworden.( Sehr richtig!) was bleibt, wenn man die Beamten nicht abhalten wird, bei den Wahlen Flugblätter zu verbreiten, Uniform nicht hatte.( Heiterfeit.) Sind die Richter nicht ordnungs- und Offiziere abrechnet, an deutscher Bevölkerung in dem Südwest in denen gejammert wird, die Sozialdemokraten vernichten den mäßig angestellt, so darf keine Reichsbehörde ihm Afte, zumal auf afrika , in welchem man erst durch Totschlagen bon Tausenden von Mittelstand. ( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Wenn dem schwierigen Gebiete der Strafjustiz respektieren. Mit einer ge- Hereros und Hottentotten Blaz gemacht hat?( Sehr wahr übrigens in den Kolonien im stärkeren Maße Baumwolle ordneten Rechtspflege hat ein solches Verfahren nichts zu tun. Die erste bei den Sozialdemokraten.) Selbst die größten Optimisten, wie gebaut wird, so hat Deutschland davon noch gar feinen Boraussetzung einer fotchen ist, daß die richterlichen Beamten ordnungs- Dr. Arning, sprechen nur noch von einer Einwandererziffer, die ein Vorteil; denn der Kolonialfapitalist wird sich den Teufel darum mäßig berufen werden. Ich bitte den Staatssekretär, diese Frage fach bedeutungslos fein würde; denn was bedeutet eine koloniale fümmern, ob gerade die deutsche Industrie seine Baumwolle kauft. noch einmal zu prüfen und dafür zu sorgen, daß das ganze richters Einwandererziffer von 14 Million felbst wenn sie erreicht wird Er verkauft sie genau wie es der deutsche Kapitalist mit seinen liche Verfahren in den Kolonien einwandfrei eingerichtet wird. bei der 60 Millionenbevölkerung Deutschlands ? Es ist doch be- Produften auch tut, an jedermann, vor allem an den, der ihm das ( Bravo ! bei den Freifinnigen.) zeichnend, daß von fleinen Leuten, die in den Kolonien in die Höhe meiste Geld dafür gibt.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) gekommen sind, noch keine Rede gewesen ist.( Sehr wahr 1) Man Bir Sozialdemokraten bekennen uns als Gegner jeder. Ausbeutung, zeige uns die 6000 M. Männer, die es zu etwas gebracht haben? und in den Kolonien haben wir weit mehr Anlaß, der Ausbeutung etwa Der Staatsiekretär felbst bezeichnet ja jegt 50-55 000 m. als das entgegenzutreten, als in den Zeitungen zum Ausdruc Minimalanlagefapital! Ich wiederhole übrigens, daß es uns gleich tommt. Staatssekretär bezeichnete Freitag die ist, ob deutsche Kapitalisten ihr Geld an die Kolonien wenden wollen noch vor zwei Jahren getriebene Kolonialpolitik als eine Politit ober nicht. Man schweige uns aber vom Interesse der Arbeiter an der Ausbeutung. des Zwanges, der Unterdrückung, der Vernichtung. ben Kolonien.( Sehr wahr!) Das ist fie aber auch heute noch, daran hat sich gar nichts ge ändert.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Der Staats fefretär berficherte, er wolle eine

" 1

Abg. Gans Edler zu Butlik( t.): Wir sind dem Staatssekretär dankbar, wenn er in den Kolonien auf Ausgleichung der Gegenfäße wirkt. Es geht aber nicht, die 25 Aufstände unter dem früheren Gouvernement auf das Konto des früheren Systems zu sezen. Bei aller Anerkennung der jezigen Fortschritte dürfen wir doch nicht ungerecht gegen die koloniale Vergangenheit sein.( Beifall rechts.)] Abg. Noste( Soz.):

Wie auf so vielen anderen Gebieten wird auch auf dem folonial­politischen die Richtigkeit der von der Sozialdemokratie vertretenen Ansichten erwiesen. Auch in die Kolonialpolitik wird der Sozialismus eindringen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die Anzeichen für diesen Umichnung sind schon vorhandon. Es ist unfraglich, daß das neue System von der von unserer Seite geübten Kritik Gebrauch gemacht hat. Selbstredend ist von einem radikalen Wechiel teine Rede, aber es sind Symptome der Besserung vorhanden, die auch wir gern begrüßen, wenn es auch noch keineswegs an bösen Schattenfeiten fehlt.

Bezeichnend ist das Schwinden der hurrapatriotischen Kolonial begeisterung, mit der man vor zwei Jahren in den Wahlkampf zog. ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Der einzige Optimist in der diesjährigen Debatte war der Kollege Arning. Der Optimismus

Kleines feuilleton.

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Bon verschiedenster Seite, darunter auch vom Kollegen Erzberger , ist mein Parteifreund Eichhorn wegen seiner Ausführungen über die vielberufenen Diamanten angegriffen worden. Die Angriffe beruhen aber auf einem Mißverständnis. In feiner Weise hat Eichhorn sich über die gefundenen Diamanten geärgert". Ganz im Gegenteil! Richts wäre uns angenehmer als wenn recht viel Gold und Diamanten in den Kolonien gefunden würden.( Heiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Damit wäre der Reichstaffe und somit auch den deutschen Steuerzahlern, die zum großen Teil von uns ber­tretene Industriearbeiter find, fehr gedient.( Heiterkeit und erneutes Sehr wahr bei den Sozialdemofraten.) Wir ärgern" uns also feineswegs über die gefundenen" Diamanten; wir haben nur ge­wissen bescheidenen Zweifeln darüber, ob sie wirklich gefunden find, Ausdruck verleihen wollen.( Sehr wahr und Heiterfeit bei den Sozialdemokraten.) Herr Dr. Arning hat am Sonnabend auf

sammenwirken des gefamten Berfonals zu günstigster Ausnußung aller vorhandenen Mittel ermöglicht werden. In einer technischen Abteilung wird besonders die praktische Verwendung der Radiologie am Strantenbette erforscht werden, wozu die Professoren der medizinis fchen Fatultät Czerni und Kerehl ihre Mitwirkung zugefagt haben. Dant einer Stiftung sind genügend Geldmittel borhanden, um das Institut mit den besten Apparaten auszustatten, die gegenwärtig die Wissenschaft anzugeben und die Technik auszuführen imftande ist. Die in Kreuznach aus den Quelliedimenten hergestellten Radium­präparate werden für die klinischen Studien dem Justitut zur Vers fügung gestellt werden.

Theater.

Der

Politik der Zivilisation"

am

treiben. Wir würden nicht anstehen, ihn barin zu unterstützen. Heute aber tann in den Kolonien noch gar keine Rede davon sein. Daß der Staatssekretär sich dagegen firäubt, den Sklaventreiber für die Plantagenbefizer abzugeben, erfüllt uns mit Genugtuung. Herr Arning hat am Sonnabend zwar bestritten. daß die Plantagen befiger eine zwangsweise Zuführung von Arbeitern wünschen. Im amichen Bericht wird aber ausdrücklich mitgeteilt, daß jeder Erwachsene 34 Eage bei den Europäern zu arbeiten hat, widrigenfalls er zu öffentlichen Arbeiten herangezogen wird.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten) Weiter heißt es, daß viele der Eingeborenen sich dieser Arbeitn entziehen suchen und daß sie deshalb mit Kettenstrafen belegt sht

Das rafft sich aus des Lebens Schüffel Und nimmt sich, ohne lang zu schauen, Und will nicht erst ästhetisch fauen Und trägt die Seligkeit im Rüffel. Und was auch andre fagen mögen So einfach ist ihr ganzes Wefen! Sie wünschen ohne Federlesen Allein zu sein an vollen Trögen.

Nichts von Ideen, Interessen! Nichts in das Allgemeine schweifen, Nichts Unbegreifliches begreifen, Nein weiter nichts, als einfach fressen. Und steht das Futter bis zum Rande, Beginnt's wohl einem aufzustoßen So nebenbei ein Wort vom großen, Von unserm teuren Vaterlande. ( Peter Schlemihl im Simpliciffimas".)

Lola Montez über ihren König. Jm Parifer Temps" wird ein bisher unbekannt gebliebener Brief veröffentlicht, den Lola Montez im ersten Jahre ihres Münchener Aufenthalts an einen Pariser Freund geschrieben hat. Das Schreiben ist an Bierangelo Fiorentino, einen Pariser Theaterkritiker, gerichtet, der als Mitarbeiter Dumas' beim Grafen von Monte Cristo bekannt ist. Es trägt das Datum München , 5. Dezember 1846; nach einigen Komplimenten für den Theaterkritiker verlangt Lola Nachrichten von Paris und fährt fort: Sie haben gewiß von meinem glücklichen Schicksal gehört. Was jezt eingetroffen ist, habe ich stets geträumt. Als Fahrende Lustspielhaus: Jm Klubfeffset", Lustspiel bon a ri Dame", lieber Fiorentino, habe ich Paris im Juni verlassen und Heute stehe ich davor, den Titel Gräfin zu empfangen, Ich habe Möbler und Ludwig heller. Zwei Eremplare jener Menschen­ein schönes Besitztum, Pferde, Diener, furz alles, was art, die nicht säet noch erntet, aber dafür vom lieben Herrgott, der eine Maitresse en Titre eines Königs verlangen fann. Die die Säer und Schmitter nur die färglichste Notdurft finden läßt, aufs vornehmen Damen verfolgen mich mit Gunstbezeugungen, ich opulenteste versorgt wird, find die mit zahm geduldigem aber stellen­gehe überall hin, ganz München antichambriert bei mir, Minister, weis ganz amifantem Humor gezeichneten Helden des Lustspiels: Generäle, vornehme Damen, und ich erkenne mich als Lola Montez die beiden Grafen Teta- Lannatfch, Vater und Sohn. Im Vertrauen faum wieder. Der König liebt mich leidenschaftlich; er hat mir eine darauf, daß sich die Welt für Leute ihres Schlages auch fünftighin lebenslängliche Rente von 50 000 Fr. ausgesetzt und schon mehr als als die beste aller möglichen erweisen werde, nehmen. sie die Ver­300 000 Fr. für mein Besitztum ausgegeben, usw. uim. Ich mache steigerung ihres Stammfiges durch die ungeduldigen Gläubiger in hier alles Der König bezeugt mir öffentlich seine große Liebe. Er heiterer Gelaffenheit auf. Eine kleine Entgleisung, die das Glück geht mit mir spazieren, er geht mit mir aus. Jede Woche habe ich schon wieder reparieren wird. Eine schwerhörige alte Tante, die die große Soiree mit Ministern usw. usw., zu der er kommt und mich schwarzgefleideten Auftionäre für aristokratischen Besuch hält, macht zu schaffen als die Frage, tvas nun werden- Die Marées Ausstellung wurde am Sonntag in mit Gunstbezeugungen überhäuft. Ich weiß, lieber Fiorentino, daß ihnen mehr foll. Im Notfall heiratet man eben reich. Eine junge der Sezession eröffnet. Der bereits vor 20 Jahren in Nom Sie mir immer wohlgefinnt waren, und daß diese Nachricht Sie er­Millionärin ist selbstverständlich gleich zur Stelle. freut. Deshalb schreibe ich Ihnen, denn wenn auch von allem Ruhm hübsche gestorbene Künstler, der seit der Berliner Jahrhundert- Ausstellung und allen Ehren umringt und von den ehrgeizigsten Hoffnungen Nur wer das Opfer seiner Junggesellenfreiheit bringen soll, Vater größere Beachtung fand, ist hier fast mit seinem ganzen Werke. erfüllt, träume und denke ich doch oft an Paris . Liebes Paris ! oder Sohn, verursacht Kopfzerbrechen, da das Fräulein unparteiisch vertreten. Man fann fein Werden und Streben von den ersten Das wahre Glüd liegt wirklich nicht in der Größe. Es gibt da mit gleicher Leidenschaft für beide, die ausgewachsene und die Schritten an bis zu dem letzten nicht zum Abschluß geführten Die in England puritanisch erzogene Ringen um einen eigenen, monumentalen Ausdruck verfolgen. Eine zuviel Neider, zuviel Intrigen. Man ist gezwungen, immer die werdende Glaze, schwärmt. große Dame zu sein, jedem gegenüber die Worte abzuwägen. Ach, Tochter des Grafen, die plöglich mit dem Programin angereift eindringlichere Betrachtung wird festzustellen haben, was Mardes ge­mein fröhliches Leben in Paris ! Aber mein Entschluß ist gefaßt. Ich tomint, den Herrn Bapa zu einen ordentlichen Mitglied der Gesell wollt und was er nicht erreicht hat, und ob feine Anregungen uns in werde diese Sphäre nicht verlassen, wo ich wie durch ein Bunder schaft umzuwandeln, entdeckt nach einigem Hin und Her gleichfalls die Zukunft zu einer großen festlichen Kunst hinzuführen vermögen, Die väterliche Logit, daß, wenn es einmal wie der Festredner Prof. Wölfflin und mach anderer meinen. erhöht worden bin. Der König fühlt für mich eine wahre leiden- ihr Lannatsch- Herz. schaftliche Liebe. Er hat vorher niemals Geliebte besessen. Aber Tischler, Gerber, Tapezierer usw. gibt, die die Klubsessel herstellen, mein Charakter hat ihm gefallen. Er ist ein Mensch von außer es doch auch Leute geben muß, die sichs darauf bequem machen, und -Im Kunstgewerbe museum gelangt vom 2. März ordentlichem Talent. Ein wahres Genie und einer der elegantesten daß die Lannatsch just hierfür vom Schicksal auserieben sind, leuchtet der Alte geht als ab eine Sammlung japanischer Kleinkunst zur Aus Dichter, die es jetzt in Europa gibt. Meine fleinste Kaprice ist ihm ihr unwillkürlich ein. Außer durch die Heirat ist durch ein paar stellung. Sie ist ein Teil der großen Kollektion, die Konsul Mosté Pflicht, und ganz München ist fönsterniert. Man weiß nicht mehr, unfreiwilliger Sieger aus der Wahl hervor was man fagen foll. Er liebt mich so sehr, daß alle Leute, die mir Millionen, die die Tochter aus England mitbringt, Vorkehrung ge- während eines langen Aufenthalts in Japan zufammengebracht hat. troffen, daß Vater und Sohn jene tiefgründige Lebensweisheit noch Die besonders an Schwertstichblättern, Lackarbeiten und Holzschnitten gefallen, sofort in Gunst stehen." reiche Ausstellung gibt eine gute Vorstellung von der Höhe des weiter werden praktizieren können. japanischen Kunstgewerbes.

Wenn auch manche Einzelheiten und Urteile nicht stimmen mögen( so waren z. B. Ludwigs Dichterleistungen unfreiwillig komisch), so bildet diefer Brief doch einen interessanten Beitrag zur Psychologie von Fürstengunst und Mätressenwirtschaft.

Neber das radiologische Institut in Heidelberg macht der fünftige Direktor Lenard in der Deutschen Revue" eingehende Mitteilungen. Das Institut, das bereits Ostern 1909 eröffnet werden wird, ist das erste dieser Art, das wirklich ins Leben tritt, während in Wien und London solche Radiuminstitute" erst geplant sind. Für Berlin ist eine folche Anstalt ebenfalls wenigstens ins Auge gefaßt. Das Institut wird zunächst in provisorischer Weise, jedoch bereits mit zirfa 300 Quadratmetern Bodenfläche, im Friedrichsbau der Univers fität eröffnet, also in demselben Gebäude wie das Physikalische Institut, damit Austausch und Ergänzung der Hilfsmittel und Bus

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Das Stück fand freundliche Aufnahme. Die Herrer Schön feld und Schindler spielten das edle Paar mit einer Liebens­würdigkeit, der man die Unwiderstehlichkeit beim Rampf um Damen­herzen gern glaubte. Sehr anmutig war Fräulein Cerigioli im legten Aft als Tochter, 3mpetoven interessierte als Barfüßler und Naturarzt durch eine drollig- charakteristische Maste. Humor und Satire.

Die Agrarier. Schimpft sie mir nicht! Ich mag sie leiden. Die find so gar nicht angetränkelt, Sie sind robust und fettgefchenfelt, In jeder Hinsicht zu beneiden.

dt.

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Notizen.

-r.

Hauptmann Hausse. G. Hauptmanns neues Drama Griselda" wird am Sonnabend im Lessing Theater die erste Aufführung erleben. Die Billettpreise sind erhöht, so daß ein Barlettplag 10 M. fojtet. Eine Hauptmann- Premiere scheint danach mehr als gesellschaftliches denn als literarisches Ereignis eingeschägt zu werden, wie die großen Abende in der fönigl. Oper, die Vora besichtigung und Weihe von Ausstellungen u. dergl.

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Richard Strauß scheint an dem Hysterisch- perversen Salomes und Elektrastil mit seinen Maßlosigkeiten vorläufig genug zu haben( sonst würden wahrscheinlich auch die Zuhörer genug baran haben). Er beabsichtigt nach einem Text von Hoffmannsthal eine dreiattige, komische Oper, die in Wien spielen soll, au komponieren.