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Abg. Haarmann( natl.) fordert Vorsichtsmaßregeln zum Schuhe der in der Nähe von Roboritfabriken wohnenden Personen, damit fünftig Explosionen, wie die Roboritexplosion bei Witten , vermieden werden.

Wenn der Abg. Hirsch sich darüber beschwerte, daß von meinen 1 gekommen würde.( Lebhaftes hört! hört! rechts.) Wir können, gefrefent feiett, die schriftlich erfolgte Vereinbarung des Kündigungs 90 000 Exekutivbeamten fich eine Reihe noch nicht in die neuen Be- den Minister nur bitten, an der Politik gegen die Sozialdemokratie ausschlusses teine Geltung mehr haben sollte. Dem Beklagter stimmungen des Vereinsgesetzes hineingearbeitet haben, so sollten festzuhalten, die er vorhin entwickelt hat.( Rebhafter Beifall rechts empfahl das Gericht, an den Kläger 24 M. zu zahlen. Seinen Gin die Sozialdemokraten doch erst einmal felber sich nach den gesetz und im Zentrum.) wand, daß er dem Kläger gesagt habe, er folle sich nach anderet lichen Bestimmungen richten. Statt dessen verkündigen sie das Arbeit umsehen, ließ es gelten; doch habe dann ber Beklagte auch Recht auf die Straße ohne behördliche Erlaubnis.( Lebhafte Bu­die Verpflichtung gehabt, dem Kläger die Invalidenkarte auszu stimmung bei den bürgerl. Parteien.) Das ist eine bewußte Auf­händigen. Darauf, daß Kläger diese sich beim Beklagten abholen Lehnung gegen den§ 7 des Vereinsgefeßes.( Sehr richtig!) Die werde, tann dieser keinen Anspruch machen. Denn das Abholer. Sozialdemokraten haben sich angeboten, selber Ordnung zu halten. der Karte wäre lediglich eine Gefälligkeit des Klägers. Die Parteier. Ich danke bestens für dieses Anerbieten.( Heiterkeit und sehr gut! nahmen daraufhin den Vergleichsvorschlag an. rechts.) Wir haben am 9. Februar gesehen, wohin Ihre( zu der Goz.) Verordnungen führen, wenn die Polizei einmal ein bißchen spät zur Stelle ift.

Sechs Anklagen wegen Landfriedensbruches waren die Folge.( Sehr gut! rechts.) Das ist die Ordnung der Sozialdemokratie! Für die Aufrechterhaltung der Ordnung ist die Polizei da. Die Polizei ist

dazu

Hierauf wird ein Schlußantrag angenommen. Das Ministergehalt wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten bewilligt. Alle vorliegenden Anträge werden an die zuständigen Stommissionen überwiesen bis auf den sozial­demokratischen Antrag, der für die Wahlen zu den kommunalen Körperschaften die Einführung des gleichen Wahlrechts für alle über 20 Jahre alten Personen fordert. Dieser Antrag wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt. Das Haus vertagt sich. Nächste Sibung: Dienstag, 11 Uhr. Fortsetzung. Schluß 5% Uhr.

Aus Induftrie und Handel.

Die Lage am Eifenmarkt.

Folgen einer telephonischen Vertragsabrede.

Der Konditorgehilfe 8. flagte am Montag vor dem Innungs­fchiedsgericht gegen den Konditor Naumann auf 6 M. Entschädigung ivegen Kontrattbruchs. 3. behauptet, daß er zur Arbeit bestellt, aber nicht beschäftigt wurde.

ist aber jekt, wie ihre am Sonntag hier abgehaltene Generalver­fammlung zeigt, leider auf dem Wege, von dem ersten Ler Heinze­Gejek im Jahre 1891 vorgeschlagene verfehlte Mittel zu empfehlen, welche weder Geschlechtskrankheiten bekämpfen noch die Ursachen oder die Wirkungen der Brostitution beseitigen können. Ueber die Versammlung geht uns folgender Lericht zu:

Der Beklagte führt aus, daß der Kläger bereits von ihm be­schäftigt worden war. Da ihn die Arbeit der Klägers nicht be­mit Waffen ausgestattet und muß von den Waffen gegebenenfalls friedigte, entließ er denselben. Den wahren Entlassungsgrund gab Gebrauch machen. Brutal ist es, wenn die Sozialdemokratie die er nicht an, sondern schützte Arbeitsmangel vor, und sagte dem Massen diesen Waffen ausseßt.( Stürmischer Beifall b. d. bürgerl. Kläger , daß er schreiben werde, wenn er ihn wieder benötige. In­Parteien.) Das ist ganz unberantwortlich, es ist frivol.( Erneuter zwischen hatte ein anderer Gehilfe um Arbeit vorgesprochen gehabt, stürmischer Beifall b. d. Mehrheit.) Aber darin liegt Ihre( 3. d. dem der Bescheid gegeben worden war, daß er an einem der nächsten Soz.) Taktit: Erft berhezen und dann hinterher über Gewalt schreien!( Stürmischer Beifall b. b. bürgerl. Parteien. Sautes Südgänge am amerikanischen Eisenmarkt nicht auf Baiffemanöver, teilung und gab ihr den Auftrag, daß sie den Gehilfen engagieren Es kann wohl kaum noch bezweifelt werden, daß die starken Tage wieder einmal vorsprechen solle. Da der Beklagte sich nicht ständig im Geschäft befindet, machte er feiner Ehefrau davon Mit­Bischen und zurufe b. d. Eoz. Rufe rechts: Ruhe da drüben!) Abg. Fischbeck( frf. Bp.): Troybem die preußische Regierung sondern auf die trostlose Lage der Eisenwerke zurückzuführen find. solle. Eines Tages frug nun der Kläger bei dem Beklagten teie­bestrebt ist, das neue Vereinsgesetz so zu handhaben, wie es sich die Nach einer vergleichenden Uebersicht des Fachblattes Ironmonger" phonisch um Arbeit an, darauf bestellte ihn die Ehefrau des Be­Mehrheit des Reichstages gedacht hat, wird von einzelnen Land- stellt sich der Beschäftigungsgrad der großen Eisen- und Stahlwerke flagten in der Meinung, daß es der für das Engagement in Aus räten das Publikum noch immer in unverantwortlicher Weise auf 40 bis 60 Prozent der Leistungsfähigkeit. Nur einige Juduftrie- ficht genommene Gehilfe sei zur Arbeit. Das Gericht empfahl schikaniert. Für die Versammlungsankündigungen wird das Ein- Be- ben rücken in konservative Blätter vorgeschrieben, während man weit- gesellschaften, die aber für den Markt keine ausschlaggebende Be- dem Beklagten dem Kläger die geforderte Summe zu zahlen, da verbreitete liberale Blätter übergeht.( hört! hört! links.) Dieses deutung haben, erfreuen sich einer etwas besseren Beschäftigung. biefer an dem Mißverständnis nicht schuld set. Der Beklagte be­folgte den Rat. Berfahren der Landräte bedeutet ein Desaveu der Autorität des Unter diesen Verhältnissen hat der Stahltruft sich gezwungen Ministers.( Sehr richtig! links.) Auch über die Anwendung des gefehen, feine bisherige Preispolitik aufzugeben. Die mit Sprachenparagraphen gegen die Gewerkschaften muß Beschwerde anderen Korporationen getroffenen Vereinbarungen gelten als Bebenkliche Wege der Deutschen Gesellschaft zne Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. erhoben werden. Im Fall Schücking ist die Autorität des Reichs- aufgelöst, die Preise werden im freien Verkehr bestimmt. fanzlers und des Ministers des Innern schwer erschüttert worden, Das ist das charakteristische Moment der Situation. Der amerikanische heiten hat unzweifelhaft große Verdienste durch Aufklärung, ins Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskranke die in den Barlamenten die Erklärung abgegeben hatten, kein Be- Stahltruft hat den Bogen überspannt; er glaubte, allen Verhältnissen besondere durch Herausgabe der Merkblätter fich erworben. Sie amter würde wegen seiner Gesinnung zur Rechenschaft gezogen werden.( Sört! hört! links.) Die Selbstverwaltung steht in Breußen tropend, die Preise hochhalten zu können und muß nun doch den nur auf dem Papier, denn fortgefeßt lassen sich Landräte und wirtschaftlichen Gesezen sich fügen, die er gedachte aufzuheben. Die Regierungspräsidenten Eingriffe in fommunale Rechte zuschulden tatsächlichen Verhältnisse geben den Vorgängen aber auch eine größere Tommen. Anstatt gegen diefe Beamten wegen Ueberschreitung ihrer Bedeutung für den Weltmarkt. Dieser wird nun wohl in größerem Um­Amtsbefugnisse vorzugehen, werden die Bürgermeister zur Rechen fange mit amerikanischen Erzeugnissen versorgt werden. Das bedeutet für fchaft gezogen.( Hört! hört! links.) würden wir die baldige Erfüllung der Zusage des Ministers, ein Lage. Die deutschen Halbzeug produzierenden Werte haben z. B. Mit Freuden begrüßen die übrigen Eisen produzierenden Länder eine Verschlechterung der Feuerbestattungsgesetz einzubringen.( Beifall links.) Die Bäderei­verordnung sollte man nicht so rigoros anwenden, daß die Gristens au einem erheblichen Teile ihre Betriebe nur dadurch in der bis­des Bäckers und des Hausbesitzers in Frage gestellt wird. Bon herigen Weise beschäftigen können, daß sie den Export forcierten. der Forderung der lebertragung des Reichstagswahlrechts auf So ist die deutsche Ausfuhr an Rohluppen usw. im Januar dieses Preußen lassen wir nicht ab. Möge sich auch die Regierung durch Jahres auf 358 820 Doppelzentner hinaufgegangen, von nur das Treiben der Agrarier nicht irre machen lassen.( Lebhafter 191 666 Doppelzentner für den Parallelmonat 1908. Wird den Beifall links.) deutschen Werken nun durch Amerika dieser Abflußkanal verstopft, Abg. Dr. v. Jazbzewski( Bole) beschwert sich über die Hand- dann müssen sie die Produktion natürlich weiter einschränken, habung des Sprachenparagraphen und begründet einen Antrag und da der Stahlwerksverband durch seine Preispolitik die feiner Frattion auf Wiedereinführung des uneingeschränften Ge­brauchs nichtdeutscher Sprachen in öffentlichen Versammlungen. deutschen Weiterverarbeiter vom Auslandsmarkt teilweise verdrängt Ferner befürwortet er einen polnischen Antrag wegen Aufhebung hat, werden diefe von dem billigen amerikanischen Material auch der Verordnung über die Legitimationstarten ausländischer feinen Borteil haben. So rächt sich für uns die Preispolitik der Arbeiter. gemischten Werte. Hinzu kommt noch, daß die vor einiger Zeit sich Abg. Dr. Pachnide( frf. Bg.): Wir wenden uns dagegen, daß zeigende stärkere Kauflust aus spekulativen Motiven entsprang. Die man ernste politische Berfammlungen mit der Polizeistunde Händler fönnen nun feine Spezifikationen machen, die Werke fchifaniert. Die Straßendemonstrationen sind ein gefährliches Spiel. aber drängen auf Abnahme, da sie selbst die Läger gefüllt Sie stärken die Position der Gegner aller freiheitlichen Entwicke haben und nicht noch mehr stapeln wollen. Es ist lung.( Sehr richtig! bei den Freifinnigen.) An der Einführung des allgemeinen gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für eben sehr viel auf Vorrat bestellt und gelagert worden, Preußen halten wir fest und freuen uns, daß die Krone fich in weil man große Hoffnungen auf eine lebhafte Baus der Thronrede für eine Wahlreform engagiert hat.( Schr gut! tätigkeit in diesem Jahre gesezt hat. Die nach dieser Richtung gea links.) hegten Erwartungen hat man wieder sehr eingeschränkt. Die Folge ist weitere Verschlechterung am Eisenmarkt. Und sest teine lebhaftere Bautätigkeit ein, dann werden sich wahrscheinlich die Verhältnisse im Gifengewerbe teilweise noch ungünstiger gestalten.

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Ein Reichspetroleummonopol.

Präsident v. Kröcher: Die Wahlrechtsfrage steht nicht zur Debatte. Abg. Dr. Bachnide( frf. Vg.): Gerade die Rechte, die immer für die Autorität der Krone eintritt, müßte doch fordern, daß dieses freierliche Versprechen des Königs eingelöst wird! Im Falle Schüding liegt eine Bestrafung wegen politischer Gesinnung vor, denn die politische Ueberzeugung Schüdings ist im Eröffnungs­beschluß als Grund für das Disziplinarverfahren angegeben. Bon einer freifinnigen Nebenregierung diefer Affäre kann nicht die Rede sein. Wir haben unter dem Blod niemals eine andere Politik getrieben als vorher. Wir können deshalb ruhig abwarten, was aus dem Blod wird. Den sozialdemokratischen Antrag auf Ein führung des gleichen Wahlrechts für beibe Geschlechter von einem Alter von 20 Jahren an und auf Beschränkung des Aufsichtsrechts des Staates lehnen wir in dieser Allgemeinheit ab. Die Leitung der Gemeinden muß in den Händen der jeßhaften Bürgerschaft Betroleumunternehmungen hatte die Bantwelt einen letzten Vorstoß liegen. Soweit die Arbeiter su biefer feßhaften Bürgerschaft ge­hören, sollen auch sie mitreden. Aber man darf nicht den flufs tuierenden Massen die Berwaltung der Kommunen ausliefern. Auch wir wünschen, daß das Feuerbestattungsgesetz vorgelegt wird.( Bei­fall bei den Freifinnigen.)

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Minister des Innern v. Moltke: Beschränkungen in der Ge­währung der Abschriften von Wählerlisten habe ich nicht verfügt. Im Gegenteil, ich habe auf erhobene Beschwerden hin Remedur eintreten lassen. Die Vorwürfe des Abgeordneten b. Jazbzewski weise ich zurüd. Gegen die polnischen Berufsvereinigungen ist der Sprachenparagraph angewendet worden, treil sie nationalpolitische Biele verfolgen.

Inzwischen ist ein Antrag Borgmann( Soz.) u. Gen, ein­gegangen, die 300 000 m. für geheime Ausgaben im Interesse der Polizei zu streichen.

Die Finanzflemmie der Regierung hat allerhand Leute auf den Plan gerufen, um der Bedrängten aus der Patsche zu helfen. Einer der eifrigsten ist der Herausgeber ber Berliner Fachzeitschrift Petroleum", welcher für die Einführung eines Reichspetroleum­monopols Propaganda macht. Ein solches würde nicht nur dem Staate eine fichere und ergiebige Einnahmequelle sein, sondern auch eine Gefundung des deutschen Petroleumhandels herbeiführen, der wieder ganz unter die Herrschaft der Standard Dil Comp. zu geraten drobe. Durch die Vereinigung der deutschen und rumänischen gegen den Nockefeller- Trust versucht; vergebens. Der Siegeslauf des letzteren ist nicht aufzuhalten. Deshalb die Tränen: weil das heimische Petroleumtapital sich den Amerikanern nicht gewachsen fühlt, darum soll der Konsument in die fistalische Zwangsjade geſtedt werden. Die Gelegenheit zur Monopolisierung des Petroleumgeschäfts burch den Staat fei günstig und die fiskalische Zweckmäßigkeit außer Frage. Um der Standard Dil Company wirksam entgegenzutreten, wäre die planmäßige Forcierung des galizifchen, rumänischen und russischen Deles notwendig. Die Lagerungs- und Stapelmöglichkeiten hätte der Staat zu befchaffen. Die Aussichten der galizischen Petroleum­einfuhr würden sich in den nächsten Jahren auf 150-200 000 Tonnen, die der russischen auf 100-150 000 Tonnen stellen. Das Staats­monopol fönnte 60 Millionen abwerfen. Ebensoviel würden aber die Ausgaben, die die Einführung eines Handelsmonopols erfordern, betragen. Daneben tönnte auch noch ein Produktionsmonopol in Betracht kommen. Endlich dürfte der Staat nicht als fleinlicher Bureaukrat vorgehen, sondern müßte er die Rolle eines großzügigen Staufmanns spielen. Man merkt: die Hilfsbereitschaft entspricht sehr eigennügigen Motiven. So sind die Patrioten. Aus der Tasche ber anderen bringen sie gern Opfer.

Soziales.

Entschädigung wegen nicht rechtzeitiger Aushändigung der Invalidenkarte.

Abg. Stroffer( f.) Gegen Straßendemonstrationen hat sich vor mehreren Jahren auch der Abgeordnete Ströbel gewandt, als die Auseinanderseßungen über den Massenstreit in feiner Partei tobten. Außerdem ist ein Unterschied zwischen der spontanen patrio tischen Demonstration am Abend nach den Reichstagswahlen und den planmäßig borbereiteten Demonstrationen der Sozialdemo tratie.( Sehr richtig! rechts.) Stuhig und friedlich sollen die De monstrationen verlaufen sein! Nun, in Dresden sind allein sechs Schuhleute verwundet worden, in Preslau ebenso. Und in Berlin hat man die deutschen Fahnen heruntergerissen.( Pfuirufe rechts. Abg. Borgmann: Das waren wir nicht!) Wer denn sonst? ( Sehr richtig! rechts.) Wir lieben das Spibeltvesen auch nicht. Aber ivas hat die Sozialdemokratie alles schon auf diesem Ge­biete geleistet!( Sehr richtig! rechts.) Der Reichsverband wird systematisch bespielt. Die Brügelstrafe will ich nur für die ge­meinsten Roheitsverbrecher, die mit Messern unschuldige Mädchen überfallen.( Sehr richtig! rechts.) Will Herr Hirsch weiter gehen als ich, es soll mich freuen. Die Sozialdemokraten gebrauchen Ge­heimmaterial, das sie nur durch den gröbsten Bertrauensbruch be­fommen haben tönnen. Da dürfen Sie das Spigeltum doch nicht ein schmußiges Gewerbe nennen.( Sehr gut! rechts.) Herr Hirsch hat gesagt, ich hätte aus dem Wydener Protokoll falsch zitiert. Ich gebe zu, daß mein Bitat nicht wörtlich genau trar, aber dem Sinne nach hatte ich recht. Auch der Abgeordnete Bebel hat sich in dem Buche Unsere Biele" für die gewaltsame Expropriation aus gesprochen. Und der Abgeordnete Liebknecht hat gesagt: Keinen Frieden mit dem preußischen Staat, die Entscheidung wird auf der Straße gefällt werden.( hört! hört! rechts.) Schließlich hat sich in Jena Bebel als der Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft bezeichnet. ( Hört! hört! rechts.) Ist das alles so friedlich? Außerhalb dieses Hauses ist die Sprache der Herren Sozialdemokraten überhaupt eine andere als hier im Saal. Was haben Löbe- Breslau , Frau Bies, Herr Kabenstein und vor allem Wels- Berlin auf dem Preußentag für Reden gehalten? Am Sonnabend blies Herr Hirsch hier die Friedensschalmei, und am Sonntag drohte Herr Leinert würde, wie der Vorsitzende sagte, ein wahnsinniger Formalismus im Bergrebier, daß ein Brand losbrechen werde, wie ihn die Welt noch nicht gefehen hat, falls den Arbeiterforderungen nicht nach

Auch die Kammer 1 des Gewerbegerichts unter Vorsiz des Magistratsrats Dr. Leo hat sich gestern in einer Selagefache des Schneiders D. gegen den Schneidermeister Karl Buggisch auf den Standpuntt gestellt, daß ein Arbeiter, ohne im Besiß seiner In­validentarte zu sein, Arbeit nicht erhalten könne und daß ihm die Beit folcher Arbeitslosigkeit von dem, der sie verschuldet, entschädigt werden muß. D. war seit dem 18. August 1908 als Bügler im affordlohn im Betriebe des Beklagten beschäftigt. Kündigungs­ausschluß war schriftlich vereinbart worden. Am 2. Dezember 1908 stellte der Beklagte für einen zweiten im Betriebe tätig gewesenen Bügler, der meggeblieben war, eine Ersatztraft ein. Am 7. De­gember 1908 tam aber der Bügler wieder. Da für drei Bügler nicht genügend Arbeit vorhanden war, wurde der Kläger als Gin­richter beschäftigt. Nach Weihnachten mußte er längere Zeit aus­sehen. Am 17. Januar erhielt er endlich wieder Arbeit, aber am Abend desselben Tages wurde er entlassen. Er forderte nun für vierzehn Tage 48 M. Lohnentschädigung und weitere 6 M. für ihm gemachte Abzüge bezw. rückständigen Lohn. Für seinen Entschädis gungsanspruch macht er geltend, daß er als Bügler nur Kündigungs­ausschluß vereinbart habe, wie er als Einrichter zu arbeiten begann, sei über Kündigungsfrist nichts vereinbart worden. Das Gericht belehrt ihn dahin, daß sein Anspruch ein unbegründeter sei. Es

fein, wenn hier, wo in dem Arbeitsverhältnis teinerlei Unterbrechung noch wesentliche Veränderungen in den Arbeitsbedingungen ein­

Unter zahlreicher Beteiligung von Mitgliedern aus allen Kreifen Deutschlands fand am Sonntagmittag in dem am Luisenplatz belegenen Kaiferin Friedrichshaus die Generalber­sammlung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge­schlechtsfrankheiten statt. Das Kultusministerium, das Minia fterium des Innern, das Polizeipräsidium, das Reichsgesundheits­amt hatte Delegierte entfendet. Außerdem war der Leiter der gleichnamigen österreichischen Gesellschaft, Professor Dr. Chr= mann- Wien, der Leiter der gleichnamigen dänischen Gesellschaft, Profeffor Dr. Pontoppidan- Stopenhagen und der Vorsitzende des Internationalen Komitees zur Bekämpfung der Geschlechtstrant­heiten, Dr. Dubois- Havénith- Brüssel, erschienen.

Der Generalsekretär der Gesellschaft, Professor Dr. Blaschko­Berlin, erstattete den Tätigkeitsbericht. Danach sei der Kaffen­abschluß ein sehr günstiger gewesen. Auch die Zahl der Orts­gruppen habe eine wesentliche Vermehrung erfahren. Die Merk­blätter seien in vielen Millionen Gyemplaren verbreitet worden. Es sei ein spezielles Merkblatt für Eltern herausgegeben worden, da es ein bringendes Erfordernis fei, Eltern in der Segual­pädagogik zu unterweisen. Außerdem folle ein Leitfaden für Vorträge über feruelle Aufflärung der Studenten, Abiturienten, Schüler der höheren Biloungsanstalten und Fortbildungsschülern geschaffen trerden. Außerdem sollen Merkblätter für Soldaten und Matrosen herausgegeben werden. Von der Gründung einer Leihbibliothek habe man aus Mangel an Mitteln vorläufig Ad stand nehmen müssen. Die schlimmsten Feinde der Gesellschaft seien die Kurpfuscher, die noch das Land mit Vorträgen übei­schwemmen und dadurch einen unendlichen Schaden anrichten. In Bayern habe die Regierung diesem Unfug insofern gesteuert, als sie Vorträge über Geschlechtskrankheiten nur geftatte, wenn fie von einer Strantenkaffe, einem Aerzteverein oder der Deut­fchen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten ver­anstaltet werden. Mit Rücksicht auf den großen Schaden, den die wilden Vorträge anrichten, iräre es zu empfehlen, daß in Breußen und anderen Staaten das Vorgehen Bayerns Nach ahmung fände.( Lebhafter Beifall.) Professor Dr. Zinsser Köln: Es dürfte sich empfehlen, die preußische Staatsregierung zu ersuchen, gegen die wilden Vorträge ebenso vorzugehen, wie Die bayerische Regierung. Der Versizende wandte ein: Ein ausdrücklicher Beschluß erübrige sich, da die preußische Staats­regierung durch mehrere Mitglieder vertreten sei. Die Herren werden es zweifellos an der erforderlichen Anregung nicht fehlen lassen.

Hierauf wurde der Tätigkeitsbericht genehmigt, und der Vorstand, bestehend aus Geh. Medizinalrat Professor Dr. Neiffer­Breslau, Geh. Medizinalrat Professor Dr. Leffer- Werlin und Professor Dr. Blaschko- Berlin wiedergewählt.

Die Versammlung beschäftigte sich dann mit dem Erla ber beiben preußischen Ministerien zur Reform ber

Prostituiertenüberwachung.

Professor Dr. Sinffer- Köln bezeichnete den Grlaß als einen großen Fortschritt. Die ambulante Behandlung der Prostituierten fet ja im Interesse der Humanität zu empfehlen, es sei aber fehr fraglich, ob sich nicht die Prostituierten der Behandlung ent ziehen werden. In erster Neihe sei die unentgeltliche ambulante Behandlung zu fordern, außerdem müffe die Entziehung hart bestraft werden. Die ambulante Behandlung würde zweifellos als Wohltat empfunden werden, da das Krankenhaus keineswegs verlockend sei. Erforderlich sei es, die§§ 861, 6 und 180 bes Strafgesetzbuches aufzuheben oder zum mindesten zu ändern, da fie dem Geiste des Grlaffes direkt widersprächen, im übrigen faum ausführbar feien. Laut§ 180 könne jeder bestraft werden, der einer Brostituierten Aufnahme gewähre. Schließlich müssen doch aber die Prostituierten irgendwo wohnen. Er hafte es für erforderlich, nicht bloß die Prostituierten, sondern auch Männer, ganz besonders Buhälter, von Zeit zu Zeit ärztlich untersuchen zu lassen und diejenigen hart zu bestrafen, die, obwohl ihnen ihre Krankheit bekannt fei, es nicht unterlassen, burch fort­gefeßten Verkehr weiter zu verbreiten. Der Redner bezeichnet es im weiteren als bedauerlich, daß die Polizeiorgane, und zwar selbst die oberen, den Geist des Erlasses noch nicht erfaßt haben. In der sehr langen Besprechung, an der sich Geh. Medizinal­rat Professor Dr. Lesser- Berlin , Oberlandesgerichts- Senatspräfta dent Geh. Justizrat Schmölber( Hamm i. W.), Profeffor Dr. Blaschko- Berlin , Dr. med. Stein- Görlig, Reichstagsabgeordneter Wölzl- München und Dr. med. Zaubiker( Essen R.) beteiligten, wurde von allen Rednern dem Professor Dr. Zinsser zugestimmt. G3 wurde der Vorschlag gemacht, den Prostituierten, ähnlich wie es in Essen und anderen großen Industrieorten sei, bestimmte Straßen als Wohnung anzuweisen, und zu verhindern, daß Minderjährige diese Straßen passieren. Ganz besonders not wendig sei es, dafür zu wirken, daß die Prostitution aus den Familien und aus der Nähe der Schulen verbannt werde. Bon Professor Dr. Blaschko wurde borgeschlagen, die Sprech stunden für Prostituierte von den anderen Patienten zu trennen. Selbstverständlich müßten die Wergte von Staats oder Stadt tregen Honorar erhalten. Das Hauptaugenmerk müsse auf die Assanierung des Prostitutionswesens gelegt werden. Dr. med. Block- Hannover teilte mit: In Hannover habe sich die ambulante Behandlung, die dort unentgeltlich vorgenommen werde, gang vortrefflich bewährt. In Hannover werden auch Männer, aanz

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