fich ein lolches Bedürfnis noch nicht geltend gemacht habe', in der Waisenpflege könne man sich sie die Sache einmal überlegen. Kleine Reibereien gab es, als Stadtverordneter Rosen bäum beantragte, für den Fall, daß einmal neben dem jetzt bestehenden Kinderheim ein neues errichtet werden sollte, sich von der kirch- licheu Leitung eines solchen Instituts zu emanzipieren und es der städtischen Vertoaltung zu unterstellen. Ein Stadtverordneter von streng konservativer Richtung, im Nebenamt Ghmnasialdirekror, ging seine Kollegen an, es doch bei dem bisherigen Modus bewenden zu lassen; daS Paul Gerhardtstift, dem das jetzige, von der Stadt mit 1500. SM. unterstützte Kinderheim unterstehe, sei übrigens inter - konfessionell. Die Versammlung nahm schließlich einen Antrag des Herrn Rosenbaum an, wonach neue Kinderheime eine Welt- l i che Leitung erhalten sollen! ein weiterer Antrag desselben Herrn, das Kinderheim der städtischen Wohlfahrtsdeputation zu unterstellen, wurde hingegen inkonsequenterweise mit 10 gegen 15 Stimmen abgelehnt. Das vordem interkonfessionelle Paul Ger- harotstift war jedoch mit einem Male wieder konfessionell, als es sich der Parität halber darum handelte, eine katholische Kranken- Pflegerin zu subventionieren, weil man doch auch zur Unterstützung der evangelischen Schwesternpflege des hier genannten Instituts SMitiel bewilligt habe. Nachdem die Stadtverordneten-Versaminlung dann noch beschlossen hatte, daß ein Stadtkämmerer und zivei u it besoldete Magistrats Mitglieder neu ein- gestellt werden tollen, nahm sie schließlich den Etat im ganzen an. Sodann erklärte die Versammlmig sich mit zwei neuen Orts- st a t u t e n einverstanden, die die Anstellung der städtischen Beamten und das Ruhegehalt der besoldeten Magistrats Mitglieder regeln. Porher schon hatte nian ohne Debatte die neue Grund- steuerordnung genehmigt. Chnrlotteuburg. Di« Charlottenburger Feuerwehr hatte gestern früh einen großen Dachstuhlbrand in der Goethestraße 17 zu löschen. Das Feuer wurde um S'/z Uhr gleich von drei Seiten, als die Flammen schon aus dem Dache emporloderten, gemeldet. Brandmeister Stüde traf mit der Siidivache zuerst an der Brandstelle ein und ließ sofort gegen den Brandherd im Vorderhause vier Schlauchleitungen von Dampf- spritzen vornehmen. Branddirektor B a h r d t traf bald darauf mit den übrigen Zügen ein und leitete die Löschungsarbeiten. Bereits um 0,40 Uhr war die Gewalt des Feuers gebrochen. Der Dachstuhl des Vorderhauses ist in großer Ausdehnung niedergebrannt. Um S'/« Uhr konnte die Feuerwehr, die mit großer Umsicht vorgegangen war, wieder abrücken. Die Entstehung ist noch nicht aufgeklärt, vermutlich liegt Fahrlässigkeit vor. Sämtliche Bodenräume standen offen, nicht eiiier war verschlossen. Es wurde auch festgestellt, daß die Bäcker- jungen früh morgens aus Bequemlichkeit über den Boden gehen, um sich den Weg vom Vorderhause zum Seitenflügel abzukürzen. Der Schaden trifft einige Mieter recht hart; sie haben wertvolle Sachen eingebüßt und sind nur gering oder gar nicht versichert. Rummelsburg . Dem Tätigkeitsbericht des hiesigen GewerbegerichtS für das Jahr 1908 ist zu entnehmen, daß im verflossenen Jahre 134 Klagen anhängig gemacht worden sind, hinzu kamen noch S un- erledigte Klagen auS dem Vorjahre. Zur Erledigung sind 133 Streitsachen gekommen. In 6 Fällen erhoben mehrere Kläger durch gemeinschaftlichen Antrag Klage; es betrug die Höchstzahl der zu einer Streitsache vereinigten Kläger 13. Die Zahl der Kläger sämtlicher Klagen betrug 157, hierunter befanden sich 134 männliche und 23 weibliche Kläger. !An denanhängig gemachten bczw. verhandelten 139 Klagen waren beteiligt: das Baugewerbe mit 61, Fabriken aller Art mit 5 und die übrigen Handwerker und Gewerbe mit 73 Klagen. Hiervon entfielen auf die hauptsächlich beteiligten Berufe: Maurer und Putzer 32, Tischler und Einsetzer 10, Angestellte verschiedener Betriebe 18, Näherinnen 12, Arbeiter 15, Schankgewerbe 8, Bäcker- gewerbe 5 Klagen. Die übrigen 89 Streitsachen verteilten sich auf die verschiedensten Berufe mit ein. zwei und drei Klagen. Sämtliche Klagen waren von Arbeitnehmern gegen Arbeitgeber angestrengt. In 93 Fällen wurden Ansprüche aus Zahlung rück- ständigen Lohnes, in 30 Fällen Ansprüche auf Zahlung von Lohn wegen unrechtmäßiger Lösung deS Arbeitsverhältnisses, in 6 Fällen auf Zahlung von Entsckstidigung wegen Einbehaltung von Arbeitspapieren, in iveiteren 0 Fallen Ivurden Ansprüche auf Zahlung einer Entschädigung für Nichtcinstellung und in 3 Fällen wurde auf Herausgabe von Kautionen Klage erhoben. Der Wert des Streitgegenstandes betrug in 61 Fällen bis 20 M., in 47 Fällen mehr als 20— 50 M., in 24 Fällen mehr als 50—100 M. und in 3 Fällen über 100 M. Von den Rechtsstreitigkeiten fanden durch Zurücknahme 22, durch Vergleich 37. durch Verzicht 10 und durch Anerkenntnis 2 Fälle ihre Erledigung. Durch rechtskräftiges Ver- säumnisurteil kamen gegen den Kläger 6 und gegen den Be- klagten 17 Fälle zur Erledigung. Verurteilung nach dem Klage- antrage fand in 10 Fällen, teilweise Verurteilung in 17 Fällen und Abweisung der Klage in 0 Fällen statt. Von den 185 not- wendigen Terminen wurden vom Vorsitzenden allein 145 und vom Spruchgericht 40 wahrgenommen. Vor dem Vorsitzenden allein fanden hierzu 40 Terminstaye. vor dem Spruchgericht(mit Beisitzern) dagegen nur 10 Terminstage statt. Von den durch Endurteil erledigten 33 Klagen wurden in weniger als einer Woche 15, in 1—3 Wvchen 2, in 2— 4 Wochen 6, in 1— 3 Monaten 7 und nach mehr als 3 Monaten 3 Fälle erledigt. Recht auffällig erscheint nach diesem Tätigkeitsbericht die verhältnismäßig hohe Zahl von Fällen(dreiviertel), die ohne das Spruchgericht zu passieren bereits vom Vorsitzenden allein erledigt worden waren— wenn auch nicht zu verkennen ist, daß ein Teil Klagen in Un- lenntnis der gesetzlichen Bestimmungen eingereicht werden, und daß diese Klageanträge dann nach näherer Aufklärung durch den Vorsitzenden vom Kläger zurückgezogen werden— so erscheint aber doch in Anbetracht, daß fast sämtliche Klageanträge(123) in der Gerichtsschreiberei zu Protokoll erklärt wurden— wobei doch be° rcits eine gewisse Rechtsbelehrung ausgeübt wird, diese hohe Zahl befremdlich. Die Gewerbegcrichtsbeisitzer auS dem Kreise der Arbeitnehmer haben bereits auf Grund der Ergebnisse früherer Tätigkeitsberichte darauf hingewiesen, daß die Praxis der Vergleichung wie die Rechtsbelehrung auf Zurücknahme von Klageanträgen allem An- schein nach beim Rummelsburger Gewerbegericht etwas gar zu rührig betrieben wird. Es ist hierin zwar diesmal insofern eine Besserung zu konstatieren, als di« Zahl der Spruchgerichtstermine bei der gleichen Anzahl Klagen von 27 im Jahre 1907 auf 40 im Berichtsjahre gestiegen sind. Immerhin erscheint doch auch noch die Zahl von 38 Zurücknahmen und Verzichte bei nur 139 Klageanträgen außerordentlich hoch. Eine nähere Spezialisierung der für die häufige Zurücknahme in Betracht kommenden Gründe wäre wohl nicht von der Hand zu weisen. Ebenso würden wohl auch spezialisierte Angaben über die Resultate der von den Vor- sitzenden allein erledigten Vergleich« sehr zur Vermeidung et- waiger falscher Schlüsse beitragen. Alt-Glienicke. Die Gemeindevertretung befaßte sich in ihrer letzten Sitzung ein- gehend mit dein von Genoffen Gerlach gestellten Antrag betreffs einer kommunalen Beihilfe an Arbeitslose. Der Antragsteller ver- wies darauf, daß bei der letzten ArbeitSlosenzählung über 200 Arbeitslose am Orte ermittelt worden seien. Zugleich brachte der Redner einige Fälle bitterster Slot zur Sprache. Wenn von diesen Aennsten die Unterstützung der Gemeinde bisher nicht in An- spruch genommen worden sei. so nur deshalb, weil dieselbe ihre politischen Rechte nicht verlieren wollten. Es wäre min Pflicht der Gemeinde, auck ihrerseits für dieselben etwas zu tun. Er be- antragt« aus diesem Grunde 2000 M. für die Arbeitslosen zu be- willigen; diese Unterstützung dürfe jedoch nicht den Charakter einer Armeniinterstütznng tragen. Die bürgerlichen Vertreter waren der An- ficht, daß 1000 M. genügen würden. Unsere Genossen bcharrten jedoch mit Entschiedenheit auf ihren Antrag. Für diesen Antrag stimmten die Herren Möbius. Echellenberger, unsere vier Genossen und der Gemeindevorsteher, dagegen die Herren Hannemann, Thiele, Parten» heimer, Beuster und Dr. Herbrand. Der Antrag unserer Genossen wurde somit mit einer Stimme Mehrheit angenommen. Dann wurde die Armenkommisffon ermächtigt, an verheiratete Familien« Väter sowie an die Witwen mit Kindern, die infolge der Arbeits- losigkeit in Not geraten sind, eine Unterstützung von 12 M. zu ge- währen. Den Charakter einer Armenunterstützung trägt diese Unterstützung nicht. Des weitereu wurde der Gemeinde ausgegeben, sofort die Arbeitslosen durch Ausnahme von größeren Arbeiten. Straßen- reinigung. Planierung usw., zu beschäfligen. Als Arbeitszeit wurden neun Stunden bei einem Stundenlohn von 40 Pf. seft- gesetzt. Adlershof . Den Vorwärt-Zlescrn zur Kenntnis, daß die Geschäfte der Spe- dition des Vorwärts vom 15. März ab provisorisch in die Hände des Genossen Karl Schwarzlose, hier, Hoffmannstraße Olli, übergegangen sind. Eichivalde. Bei den Gcmeiiidevertreterwahlrn wurden in der ersten Ab- teilung Rentier Benecke und in der zweiten Rentier Skaurnnger gewählt. In der dritten Abteilung ist das Stimmenverhältnis folgendes: Der Kandidat des OrtSvereins(Siiehnsche Richtung) er- hielt 02 Stimmen, unser Genosse A l l r i tz 01 und der Kandidat des Grundbesitzervereins 35 Stimmen. ES findet somit Stichwahl statt zwischen dem Kandidaten des Ortsverens Kaufmann R i e h n und unserem Genosse» A l l r i tz. Die Wahlbeteiligung war von allen Parteien eine äußerst rege. Am Abend vor der Wahl hatte der„Ortsverein' noch ganz plötzlich eine öffentliche Versammlung nach Wiechels Gesellschaftsbaus einberufen, um angeblich gegen das Flugblatt des Grundbesitzer- Vereins zu Felde zu ziehen. Herr Kaufmann Riehn hatte hierzu das„Referat" übernommen. Die heftigsten Ausfälle gegen die Gemeindevertretung und Mitglieder des Grundbesitzervereins bildeten den„Inhalt" desselben. Dem Sinne nach, die Worte suchten aller- dings denselben zu verschleiern, hieben unter anderem sogar der hiesige Pastor Lützow sowie der Hauptlebrer Schwahn in dieselbe Kerbe. Unsere Genossen Molkenthin, Seifert. Mahle und Kimmritz kennzeichneten das Gebaren der sich befehdenden Cliquen in aus- gezeichneter Weise. Mit Recht wiesen sie daranf hin, daß durch solche Umtriebe daS Ansehen unserer Gemeinde außerordentlich ge- schädigt wird. Sie empfahlen den Versammelten das Eintreten für die Kandidaten der Sozialdemokratie. Die Stichwahl findet am Freitag. � den 19. d. M., abends von 0>/g bis 8 Uhr statt. Da die Wahlzeit eine für uns ziemlich günstige ist und verschiedene Arbeiter, die wahlberechtigt waren, zur Wahl nicht erschienen sind, sind die Aussichten für uns nicht ungünstig. Zusammen wurden von den beiden bürgerlichen Parteien zirla 50 Papierstimmen abgegeben. Weistenfee. Nach dem Tätigkeitsbericht deS GewerbegerichtS wurden im Jahre 1908 249 Klagen erhoben. Hiervon sind 8 von 1907 über- nommen worden. Erledigt wurden 245, unerledigt blieben 8, vertagt sind 4 Sachen. Von den Klagen sind erhoben worden von Arbeitern gegen Arbeitgeber 249, von Arbeitgebern gegen Arbeiter 8. Der Wert des Streitgegenstandes betrug bis 20 M. 98 Klagen, 20 bis 25 M. 06 Klagen, 50—100 M. 08 Klagen, mehr als 100 M. 19 Klagen und 0 Klagen, in denen der Wert nicht festgestellt wurde. Die geringste Klagesmnme betrug 1 M., die höchste 928,72 M. Von den Rechtsstreitigkeiten sind erledigt 43 durch Zurücknahme, 107 durch Vergleich, 11 durch Anerkenntnis: durch rechtskräftiges Versäumnis- urteil gegen 8 Kläger und 33 Beklagte, durch Endurteil und zwar nach dem Klageantrage 12. teilweise Verurteilung 3, Abweisung der Klage 15, Ruhenlassen 12. Wegen Unzuständigkeit wurde eine Klage abgewiesen, in einer Sache wurde Berufung eingelegt. 07 Klagen sind in weniger als 1 Woche erledigt, 73 in 1 bis 2 Wochen, 05 in 2 Wochen bis 1 Monat, 32 in 1—3 Monat und 8 in mehr als 3 Monaten. ES ergingen 120 Beweisbeschlüsse. Zeugen und Sachverständige gelangten 73 zur Vernehnmng. Abgehalten wurden insgesamt 78 Termme, wovon 48 ohne Zuziehung der Bei- sitzer und 30 mit Beisitzer stattfanden. Als EinigungSamt trat daS Gewerbegericht im Berichtsjahre nicht in Tätigkeit. Im abgelaufenen Geschäftsjahre des KaüsmannSgerichtS wurden 29 Sireitsachen und zwar ausschließlich von Handlungs- aehilfen anhängig gemacht. Hierzu kommt noch eine aus dem Vorjahre übernommene Streitsache, so daß im ganzen 30 Sachen zu erledigen waren. Eine davon mußte am Jahresschluß als un- erledigt ins neue Jahr übernommen werden. ES fanden 8 Termine ohne Zuziehung und 15 Termine mit Zuziehung von Beisitzern statt. Die geringste Klagesumme betrug 9,50 M., die höchste 1533,25 M. Als EinigungSamt trat das Kaufmannsgericht im Berichtsjahre nicht in Tätigkeii. Das KaufmannSgcricht gehört ebenso wie das Gewerbegericht dem Verbände deutscher Gewerbe- und Kaufmanns- gerichte an. NowaweS. Die Wahlen zur zweiten Klasse der Gemeindevertretung, welche am Mittwoch stattfanden, wiesen eine lebhafte Beteiligung auf, die darin ihre Ursache hatte, daß die bürgerliche Koalition in die Brüche gegangen war und sich zivei Listen gegenüberstanden. Die Sozialdemokratie hat infolge ihrer numerischen Schwäche in der zweiten Abteilung von einer Wahlbeteiligung abgesehen. Das Ergebnis der Wahl ist folgendes: Es haben erhalten: Prillwitz 180. Reiff 173, Nohl 114, Lachmann 104, Dartsch 84. Philipp 96. Penter 45 Stimmen; gewählt sind Prillwitz und Reifs, während zwischen Röhl und Lachmann Stichwahl stattfinden muß. Interessant ist daS Wahlergebnis insofern, als der einzige bürger- liche Arbeiter, der dem Gewerkverein angehörige Elsendreher Dartsch, nicht wiedergewählt worden ist, sowie durch den Umstand, daß die Angehörigen der 2. Abteilung das Hauptgewicht bei der Wahl darauf legten, Leute in die Vertretung zu bekommen, welche die Interessen der Grundbesitzer des südlichen(Sieuendorfer) Orts- teilS mit besonderem Nachdruck vertreten. Reinickendorf . Eine reichhaltige Tagesordnung hatten die Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am Mittwoch, den 10. d. MtS.. zu erledigen. Von Berlin wie von verschiedenen anderen Interessenten waren gegen einzelne neu ausgearbeitete Teile des Bebauungsplanes Ein- sprüche erhoben worden, von denen 10 als berechtigt anerkannt werden mutzten und vom Geineindeborstand Abänderungen vor- geschlagen wurden. Auch mit der Stadt Berlin ist wegen Fort- sührung der an der Weichbildgrenze endenden Straßen eine Einigung erfolgt. Di« Gemeindevensammlung stimmte nach kurzer Debatte den Abänderungsvorschlägen zu. Auf Antrag des Kuratoriums für das Realproghmnasium wurde daS Sckmlgcld hierfür von 120 auf 140 M. und das der Vorschule von 100 auf 120 M. gleichmäßig für Einheimische und Auswärtige erhöht. Ten Polizei- und Exekutiobeamten soll an Stelle der bisher gelieferten Dienstkleidung Kleidergeld, pro Jahr 125 bezw. 150 M., gewährt werden. Die Gemeindevertretung stimmt dem zu. Mit dem Des- infektor wird ein neuer Dienswertrag vereinbart. In demselben wird ihm ein Mindesteinkommen von 900 M. pro Jahr gewähr- leistet, außerdem soll er durch die Gemeinde gegen Unfallgefahr bei Ausübung seiner Vercichiungen versichert werden. An vom Desinfektor zu erhebenden Gebühren werden festgesetzt: Für jede angefangene halbe Stunde Arbeitszeit 50 Pf., für Hin- und Rück- tronsport der Desinfektionsmittel 1,50 M.. für Hin. und Rück- transport zu desinfizierender Gegenstände zur Desinfektions- anstatt 9 M. Diese Gebühren sollten nicht erhoben werden, wenn das Familienoberhaupt mit einem Einkommen von weniger als 1500 M. zur Steuer veranlagt ist. Aus Antrag unserer Genossen und des Sanitätsrais Dr. Berliner wird dieser Satz auf 1800 SN. erhöht; aber auch bei höheren Einkommen sollen nach Prüfung der Umstände die Gebühren ganz oder teilweise erlassen werde». Bei gemeingefährlichen Krankheiten erfolgt die Desinfektion in allm Fällen gratis. Von der Gemeindevertretung wurde sc- wünscht, die Gebührenordnung in der liberalsten Weise zu Hand« haben. Nachdem der Bürgermeister das zugesagt� hatte, wurde der Vertrag mit dem Desinfektor genehmigt. Sodann folgten Wahlen. In di« Finanzkommission, die um zwei Mitglieder ver- stärkt wurde, wurden gewählt die Gemeindevertreter Pohl. Becker und unser Genosse Köhn. Mit der Firma Fleck Söhne schwebten seit Jahren Differenzen über den Anschluß an das Bahngleis. Diese Firma war, entgegen den getroffenen Vereinbarungen plötzlich geringer Abänderungen wegen nom Ver- trog zurückgetreten, wodurch das Gleis an ihrem Grundstück ein unnatürliches Ende fand und den dahintccliegenden Fabrik- ctablisseincntS der Bahnanschluß abgeschnitten wurde.� Nachdem der Gemeinde, der Besitzerin des Industriegleises, für die er- forderlichen Flächen das Enteignungsrecht verliehen und das Verfahren eingelectet worden war, kam die Firma schnell zur Be- sinnung und war zu einem Vergleich bereit. Da derselbe für die Gemeinde ziemlich günstig war, stimmte die Gemeinde- Vertretung dem zu. Der Punkt: Genehmigung einer neuen Grundsteuerordnung wurde nach einer lebhaften und längeren Geschäftsordnungödebatte von der Tagesordnung abgesetzt und soll in der zum Montag, den 15. März, anberaumten neuen Ge- meindevcrtrctcrsitzung verhandelt werden. Dieser Gegenstand wird voraussichtlich zu harten Kämpfen Anlaß geben. Der Grund ist folgender: Der Voranschlag des Gemeindectats für 1909/10 schließt infolge der erhöhten Beamten- und Lebrergehälter, aber auch infolge von Mindereinnahmen aus der Wertzuwachssteuer. resultierend aus der durch die wirtschaftliche Krise bedingte Stockung am Grundstücksmarkt, mit einem Defizit von 50 000 M. ab. Während ein Teil der Bürgerlichen in der Gemeinde- Vertretung dieses Defizit durch eine Erhöhung des Kommunalzuschlages von 100 aus 120 Proz. ausgleichen will, suchen die anderen(Fabrik- und Hausbesitzer) das Defizit durch stärkere Belastung des unbebauten Grundbesitzes zu beseitigen. Die neue Grundsteuerordnung sieht deshalb eine eineinhalbiache Be- lastung des unbebauten gegenüber den bebauten Grundstücken vor. Auch hier spielt der leidige Konkurrenzkampf, den Berlin mit seinen Vororten und diese selbst untereinander ausfechten, wieder seine nicht unbeträchtliche Rolle. Nicht aus Liebe zur nichtgrund- besitzenden Bevölkerung wollen die Hausbesitzer diese Einwohner- schickst schonen, sondern weil sie sonst ein Ab- oder vermindertes Zuwandern bemittelter Kreise nach oder von solchen Gemeinden befürchten, denen es nochmals gelungen ist, den Etat mit 100 Proz. Äommunalzuschlag zu balancieren. Und ein solches Abwandern oder vermindertes Zuwandern bedeutet: Leerstehen größerer Wohnungen und damit Wertverminderung der bebauten Grund- stücke. Die Fabrikbesitzer haben insofern ein Interesse an diesex Art des Ausgleiches des Defizits, als ihnen sonst die Erhöhung des Gewerbesteuerzuschlages der 1. und 2. Klasse von 200 auf 250 Proz. winkt. Dies der Grund zur bitteren Fehde. Unsere Genossen sind diesmal die lachenden Dritten. Sie bilden daS Zünglein cm der Wage und geben den Ausschlag. Sericbts- Leitung. TerroriSmuS der Reichsverbäodler» AuS Bromberg wird uns geschrieben: Freigesprochen von der Anklage des 8 1�3 der Gewerbeordnung wurden hier am 27. Februar vier Zimmerer. Dieser Fall angew- lichen Terrorismus, der im August borigen Jahres durch die Reichsverbandspresse die Runde machte, kam vor dem Amtsgericht zur Verhandlung. Angeklagt waren die Genossen Müller, Wiese, Osielsk und Breidt. Ihnen wurde zur Last gelegt, einen Zimmerer Fcnski mit Namen an freiwilliger Arbeit gehindert und ihn mit Gewalt zum Beitritt in den Verband der Zimmerer veranlaßt zu haben. Der Tatbestand war nach den Darlegungen der Angeklagten folgender: Fcnski wurde wegen rückständiger Beiträge im Berband der Zimmerer gestrichen. Dies gab dem Restanten Anlaß, die Verbandseinrichtungen und besonders auch die Führer in der unschönsten Weise runterzumachen. Eine Mitgliederversammlung sowie auch eine Vorstandssitzung beschäftigte sich mit den ge- meinen Verdächtigungen des Fcnski. Das Resultat war. daß der Betreffende auf drei Monat« von der Wiederaufnahme auS- geschlossen wurde. Dies wurde ihm auch mitgeteilt. Trotzdem verlangte er, wieder aufgenommen zu werden. Gleichzeitig setzte er seine Verdächtigungen fort. Von feiten der Organisation wurde ihm nun aber nahegelegt, entweder anständig zu sein, oder aber eS müßten andere Mittel gegen ihn angewandt werden. FenSki verließ dann die Baustelle und arbeitete auf einer anderen deS- selben Meisters weiter. Die Rcichsverbandspresse fand darin eine Art Terrorismus und stellte die Tatsachen direkt auf den Kopf. Inzwischen nahm sich auch die Staatsanwaltschaft der Sache an und stellte Strafantrag gegen die vier wegen Vergehens gegen § 153. In der Verhandlung gab Fenski als Zeuge an, daß er eS mit seiner Mitgliedschaft gar nicht ernst genommen hat. Er be« hauptete auch, daß er auf Veranlassung der Angeklagten vom Bau entfernt worden sei und machte eine Reihe sich widersprechender Angaben. Der Amtsanwalt beantragte damals gegen jeden der Angeklagten drei Tage Haft. Das Gericht folgte nach kurzer Be- ratung dem Antrage dcS Verteidigers auf Freisprechung samt- licher Angeklagten. _ Vermilcktes. lleber ein furchtbares Drama wird vom gestrigen Tage anS G l a tz berichtet: In dem kleinen Grenzorte Böhmisch-Schade schlug die Witwe Kneisel de» Gemeindesekretär John, der ein ihr geliehenes Darlehn zurückforderte, mit einem Beile nieder und zündete ihr HauS an. Sodann eilte die Täterin nach dem Wohnhause des Ermordeten, tötete dessen Frau durch Messerstiche uud schließlich sich selbst. Aus dem Hochwassergebiet. Einem gestern mittag veröffentlichten amtlichen Bericht der Rathenoiver königlichen Wasserbauinspeklion zufolge ist die Bruchstelle des Elbe-Haveldeiches bei Dom-Mühlen» holz durch einen provisorischen Damm aus Faschinenpackwerk ge- schloffen worden, sodaß bei dein befürchteten nochmaligen Steigen des Wassers der Elbe ein Durchströmen an der Bruchstelle aus- geschloffen ist. Arbciterrisiko. Durch vorzeitige Explosion eines SprengschuffeS wurden dem„RiesengebirgSboten" zufolge bei Kaiserswaldau vier Arbeiter schwer verletzt. DaS Befinden zweier ist hoffnungslos. Ein Schweinepriefier. Nach einer Meldung aus Karlsruhe wurde wegen sittlicher Verfehlungen gegen junge Mädchen vom Konstanzer Staatsanwalt Haftbefehl gegen den katholischen Pfarrer in Klustern erlo�-n. Der Pfarrer ist deshalb in die Schweiz geflüchtet._ eSafferitandS-Nachrichten der Landes an italt für Äewässcrtunde, mitgeteA vom _ Berliner Wetterbureau.__ Wasserstand Memel . Tilsit V r e g e l. Jnstervmg Weichsel. Thorn Oder, Ratibor , Krassen , Frankfurt Warthe , schrimm . Landsberg Netze, Vordanim Elbe, Leitmeritz , Dresden , Barby . Magdeburg Wasserstand Saale , Grochlttz Havel , Spandau ») , Rathenow 'j Spree, Svremberg») . BeeStow Weser, Münden Minden Rhein , MaximUtanSau . Kaub , Köln Neckar, H-ilbron« Main . Wertheim Mosel . Trier >t 4- bedeutet Wuchs.— Fall.—*) Un'-rvegtl.— 1 Tjzstoud
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten