Nr. 61. 26. Jahrgang.
Abgeordnetenbaus.
52. Sigung, Freitag, den 12. März 1909, bormittags 11 Uhr.
Am Ministertische: v. Arnim- Criewen. Nach debatteloser Erledigung eines Gefeßentwurfs betreffend die Bildung eines Landarmenverbandes für die Insel Helgoland in zweiter Lesung wird die zweite Lesung des Etats beim Etat der Bestütsverwaltung fortgesetzt; Titel
Neubau einer zweitlafsigen Schule im Hauptgestüt Trakehnen . Abg. Borgmann( Soz.):
Abg. Rosenow( frs. Bp.) schließt sich den Ausführungen des Förster gehel darauf hinaus, daß diese durch nichts gerechtfertigten Sog. Busch an. Reservatrechte der höheren Forstbeamten beseitigt und die vielen Oberlandforstmeister Wesener erwidert, daß alle Holzverkäufe Willionen, die der Staat dem Brivatvergnügen dieser Beamten opfert, im Holzmarkt" veröffentlicht würden, der jeder Firma zugeschickt der Staatskaffe zugeführt würden. Dieser Brief stammt aus Schlesien . werde, die ihn verlange. Ich habe noch einen anderen aus dem Harzrevier bekommen, der auf Die Abgg. Busch( 8.) und Müller Sagan( frf. Vp.) wenden sich fallenderweise genau dieselben Anschauungen wiedergibt. Der baherische gegen diefes Monopol des Holzmarktes". Nicht bloß Firmen Landtag hat vor kurzem den Beschluß gefaßt, daß die Staatsforsten verhätten ein Interesse an den Holzverkäufen, sondern auch Brivat- pachtet werden sollen. Der Erfolg ist schon bisher gewesen, daß in einem Leute. Revier 30 000 Mark erzielt wurden!( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Verhältnisse in Norddeutschland mögen ja un günstiger liegen, aber es ist klar, daß die Summe von 400 000 Mart viel zu gering ist und daß der Staatstaffe Millionen zufließen würden, wenn die Verpachtung durchgeführt würde. Herr v. Heyde brand meinte, es fehle an Mitteln zur Aufforstung. Er sollte nur seinen großen Einfluß brauchen, um dahin zu wirken, daß durch die Verpachtung der fiskalischen Jagden neue Mittel beschafft werden. Mit dieser Bergendung öffentlicher Mittel muß endlich ein Ende gemacht werden.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)
Oberlandforstmeister Wesener meint, die interessierten Privatleute tönnten ja auf den" Holzmarkt" abonnieren.( Große Heiterkeit.) Abg. Büchtemann( frs. Vp.) bemängelt die zu geringen Einnahmen aus den fistallschen Jagdbezirken. Abg. v. Kloeden( ft.) tritt für vermehrte Verpachtung der fistalischen Jagdbezirke ein.
Abg. Borgmann( Soz.):
Abg. v. Stockhausen( t.) bestreitet, daß dem Staate höhere Einnahmen durch die Jagdverpachtung zugeführt werden können. Durch die Verpachtung so großer Jagdkomplexe würde ein solcher Druck auf die Bachtpreise ausgeübt werben, daß feineswegs große Summen dabei erzielt werden könnten.( Lachen links.)
Allem Anscheine nach befindet sich die Gestütschule in Trakehnen auch heute noch in einem Zustande, der die schärffte Kritik herausfordert. In den Erläuterungen zu dieser Position heißt es:„ Ein Teil der auf dem Hauptgestüt Trakehnen vorhandenen Gestütsschule ist infolge Die Einnahme aus Jagderträgnissen beträgt nur etwa 400 000 m. Zunahme der Kinderzahl dermaßen überfüllt, daß der Unterricht Das ist eine verhältnismäßig fleine Summe gegenüber dem großen nicht ordnungsmäßig durchgeführt werden kann. Zur Beseitigung Komplex, der in Frage kommt. Ueber die geringen Erträgnisse der dieses Mißstandes ist vorgesehen, für die 80-90 Schuffinder der Jagd wird ja auch von anderen Mitgliedern des Hauses geklagt, Vorwerke Kalpakin und Birkenwalde eine neue zweiflaffige Schule aber es scheinen nicht alle Herren den Mut zu haben, das, was sie in Kalpakin zu errichten." Aus dieser Erläuterung ist nicht zu wissen, hier öffentlich zu vertreten. Mir sind wenigstens ersehen, wo die 80-90 Kinder jetzt eingeschult sind und wie hoch die eine Reihe anonymer Briefe, geschrieben auf dem Briefpapier Landwirtschaftsminister v. Arnim: Ich muß es auf das tiefste Klassenfrequenz ist. Wenn in einer Stadt neue Wohnungen wie die dieses Hauses, bedauern, daß fönigliche Förster derartige Briefe schreiben.( Sehr Pilze aus der Erde schießen, kann es wohl leicht vorkommen, daß die zugegangen, in denen meine Fraktion aufgefordert wird, dahin zu gut! rechts.) Wenn die betreffenden behaupten, sie sprächen im Namen Schulräume nicht ausreichen; wenn aber hier auf dem Lande sich solche wirken, daß die Verpachtung der Staatsforsten durchgeführt wird, der Förster, so muß ich das auf das allerentschiedenste in Abrede Zustände herausbilden, so muß ich doch fragen: Wer trägt denn und darauf hinzuweisen, daß in anderen Bundesstaaten wesentliche stellen. Ich weiß, daß die Förster im allgemeinen darüber anders die Verantwortung dafür, und warum hat denn die Schulverwaltung Grträge aus diefer Verpachtung erzielt werden!( Hört! hört!) Man hat denken. Ich muß mich entschieden gegen die Verpachtung der fiskalischen nicht auf rechtzeitige Abhilfe gedrungen? Wenn dies geschieht am in der Kommission gefagt, daß die Dienstfreudigkeit der Ober- Jagden aussprechen. Die Erfahrungen, die man da mit anderen grünen Holz unserer staatlichen Gestütsschule, dann möchte ich wissen, förster dadurch herabgemindert werden wird. Ich weiß nicht, Staaten gemacht hat, find feineswegs zufriedenstellende, so daß wie es am dürren Holz unserer Junkergestütsschulen aussieht. Durch ob man diesen Beamten dadurch ein besonders gutes Zeugnis aus tein Grund vorliegt, vom gegenwärtigen System abzugehen. das Schulunterhaltungsgesetz find offenbar die Zustände nicht im stellt. Das Gehalt der Oberförster ist doch bei der Beamtenbesoldung Im Höchstfalle würden wir aus den Jagden 800 000 M. herausEs muß unter allen Umständen noch um 1500 m. erhöht worden. Da darf man von den Obers wirtschaften können. 500 000 m. aber bekommen wir schon heute. dafür gesorgt werden, daß solche Mißstände bei den Guts- förstern wohl verlangen, daß sie für dies Gehalt im vollsten Maße Wegen diefer geringen Differenz sollten wir die Berufsschulen und auch in den kleinen Gemeindeverwaltungen unmöglich ihre Schuldigkeit tun.( Sehr richtig! links.) Ich habe auch freudigkeit unserer Förster nicht auf eine harte Probe werden, damit die Kinder auf dem Lande eine ordnungsmäßige aus den Kreisen der Förster Zuschriften bekommen nicht stellen. Wenn wir heute ein so hervorragendes Forstbeamtenmaterial Schulung erhalten können.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) anonym, wie aus dem Hause, sondern unterzeichnet von tönig- haben, so liegt das nicht zum wenigsten an dem Reiz, den die AusLandwirtschaftsminister v. Arnim: Um den bestehenden Mängeln, lichen Förstern- in denen ausführlich auseinandergefekt ist, übung der Jagd nicht nur den Oberförstern, sondern allen die sich natürlich allmählich entwickelt haben, abzuhelfen, ist ja die daß durch Nichtverpachtung der Jagd eine enorme Schädigung des Förstern bietet.( Lebhafte Zustimmung rechts.) Gewiß, unsere Forstneue Schule in den Etat eingesetzt. Gerade in diesem Augenblid Staatsvermögens erfolgt.( hört 1 hört! bei den Sozialdemokraten.) beamten würden auch ohne das Jagdrecht ihre Pflicht tun. Aber war also die Kritik des Herrn Borredners wohl am wenigsten Die Befürchtung, daß bei der Berpachtung das wild volkommen niederdrückend würde es doch wirken, wenn wir ihnen plößlich dieses angebracht. abgeschossen werden würde, Regt nicht vor. Wir haben in Berlin alte Recht nehmen würden.( Sehr richtig! rechts.) Abg. Kreth( t.): Herr Borgmann meinte, auf dem Lande könnte auch 70.000 Morgen Land verpachtet, und es hat sich gezeigt, daß Abg. v. Wiersdorf( natl.): Woher sollen wir denn Forstbeamte man rechtzeitig vorbeugen gegen solche Zustände. Ich nehme zu von einem vollständigen Abschießen des Wildes keine Rede sein bekommen, wenn wir ihnen nicht das Jagdrecht einräumen.( Sehr seinen Gunsten an, daß er noch niemals auf dem Lande gewesen ist, tann. ( Seiterkeit rechts) sonst müßte er wissen, daß beim Umzug plöglich sichern, Auch kann man sich dagegen ja in den Bachwerträgen richtig! rechts.) indem festgelegt wird, daß der Bächter mur g. Fischbeck( frs. Vp.): Wenn sich wirklich ein Mitglied dieses 4 bis 5 Familien mit sechs, sieben Kindern statt weggezogener berechtigt ist, eine bestimmte Zahl von Hochwild abzuschießen. Ein Hauses in einem Briefe anonym an die sozialdemokratische Fraktion finderlofer Familien kommen fönnen, sodaß lediglich dadurch allein Förster schreibt mir nun:„ Der wahre Grund, weshalb die Re- gewendet haben sollte, so würde ich das für einen Aft großer die Normalziffer der Schulbesucher wesentlich überſtiegen werden gierung gegen die Verpachtung ist, liegt darin, daß die höheren eigheit halten.( Sehr richtig! bei den bürgerlichen Parteien.) kann. Ich wünschte, daß alle Städte solche Schulverhältnisse hätten Forstbeamten die Jagd für sich behalten wollen, um auf Kosten des Das Forstpersonal würde schwer darunter leiden, wenn es die Jagd wie Trakehnen. Dort gibt es keine Mietsschule, und der Lehrer hat Staates ihren Jagdsport zu betreiben. Der Förster hat nicht den nicht mehr ausüben dürfte.( Sehr richtig!) Die Liebe zum Walde eine gute Wohnung. Gegenüber den Junterschulen geht die Schul- geringsten Anteil an der Jagd; die ihm gewährten Ver- würde bei ihm ertötet werden. Die gemütvolle Auffassung des aufsichtsbehörde mit größter Strenge bor.( Bravo ! rechts.) günstigungen find völlig illuforisch. Dafür hat er die Ver- deutschen Volkes zum Walde besteht nicht nur in der Betrachtung Damit schließt die Debatte. Der Titel wird bewilligt. Ebenso pflichtung, sich von Wilddieben totschießen zu lassen."( Unruhe rechts.) der Zahl der Bäume, sondern in der Betrachtung alles dessen, was der Rest des Gestütsetats und der Domänenetat nach furzer Wenn ein höherer Forstbeamter zum Bürschen tommt, müssen die Förster im Walde lebt. Der Oberförster, der seinen Wald nur daraufhin Es folgt der Etat der Forst verwaltungen. morgens bon 3 Uhr ab den ganzen Bezirt absuchen und dann zur ansteht, was das Holz bei der nächsten Auktion einbringen wird, Oberförsterei laufen, die oft stundenlang entfernt ist, und melden bat feinen Beruf verfehlt.( Lebhafte Zustimmung bei den bürgerBei den Einnahmen wünscht und dann den Tag über Treiberbienste leisten! Die unteren lichen Parteien.) Entgegen dem Abg. Borgmann behaupte ich, daß Abg. Büchtemann( fri. Vp.) genauere Angaben über die Be- Forstbeamten find den Oberförstern quafi ausgeliefert, denn wenn fie im afgemeinen das Verhältnis zwischen Förstern und Oberförstern stand ist es, daß die Tagationsarbeiten von Forstaffefforen gemacht instanz sehr schwer in der Lage sein, den Oberförstern Unrecht zu einer Mystifikation geworden, oder er ist auf unrechtmäßige Weise in rechnung des Einnahmegejeges für Holzverkäufe. Ein großer Miß irgend eine Klage gegen den Oberförster erheben, so wird die Ober- ein gutes ift.( Lebhaftes Bravo! bei den bürgerlichen Parteien.) Abg. Weißermel( t.): Entweder ist Herr Borgmann das Opfer werden, die keine praktischen Erfahrungen haben. Oberlandforstmeister Wesener betont, daß ausführliche Mit geben, in deren Hause fie bei den Jagden wohnen und effen ohne den Besitz des Briefes gekommen.( Sehr richtig! rechts.) Bon meiner in fede Bezahlung. Es ist also der Vorwurf einer gewiffen Fraktion würde sich kein Mensch an die sozialdemokratische Fraktion wenden, am wenigsten anonym. Wir sollten bei den Forstbeamten der hier von den Unterbeamten ausgesprochen wird.( Hört! hört! die Liebe zum Walde aufrechterhalten und nicht einen Zustand schaffen, in bei den Sozialdemokraten.) Die Einladungen zu folchen Jagdeffen dem uns unsere Förster mit dem Gruße Rusholzheil" statt bei den Oberförstern sollten also besser nicht angenommen werden. mit dem alten Jagdgruß Waidmannsheil" entgegentreten.( HeiterGroßen Schaden sollen unsere Forsten dadurch erleiden, daß die feit und Beifall rechts.) Hölzer durch das Wild geschält werden. Die fontrollierenden höheren Die Einnahmen werden bewilligt, ebenso nach kurzer Debatte Forfibeamten aber sehen das nicht als Schädigung an, sondern be die ordentlichen Ausgaben. Die Beratung des Extraordinariums trachten diese Erscheinung mit wohlgefälligem Sahmunzeln, weil sie wird vertagt anf der beste Beweis für einen guten Wildstand und eine schöne Jagd- Sonnabend 12 Uhr.( Außerdem dritte Lesung des Gesetzes gelegenheit ist!! Diefen Fragen follte man ernsthaft nachgehen. betreffend die Gebühren der Medizinalbeamten und Am Schlusse des Briefes heißt es, der Wunsch der ganzen preußischen Kleinere Vorlagen.) hinüber. Die Hütte ist Schirm und Schuh, und die unerforschlichen Mächte des Schicksals, die der Familie feindlichen Gewalten, müffen draußen vor ihr Halt machen. In banger Nacht liegt der Indianer im Traum und schaut die Ahnungen der Zukunft. Er erlebt Gesichte und hört den Rat der guten Stimmen. Danach bemalt er das Zelt, das ihm zueigen gehört, mit seinen Besonderheiten. In die Bordüre des Bräriebodens vielleicht grüne sereise: die Eisaugen der gefrorenen Wasserlöcher. In den oberen Ring des Nachthimmels vielleicht sieben Sterne: den großen Wagen. Und in das freie Mittelfeld die Schutztiere: den Büffel oder den Biber oder die Schlange, auch Bliz und Donner. Alles hat geheime Beziehungen zu feinem Innenleben und bewahrt ihn vor Strankheit und Gefahr. Niemand wagt, die Zeichnungen eines anderen nachzuahmen. Das brächte Unglück, denn sie sind sein privates Heiligtum. Legenden spinnen sich um die Symbole, und wenn die Abendfeuer durch die Beltwände glimmen und draußen in der Prärie ein Indianer mit feiner Liebsten auf einem Pferde gemeinsam dahintrabt, schellen rasselnd und mit melancholischem Begleitgefang( wie ihn Mac Clintod vortrug), so liegt ein einzigartiger Bauber über diesem ganzen Dasein ausgegoffen, der unsere Alltäglichkeit furchtbar müchtern daneben erscheinen läßt.
Debatte.
teilungen über den Wirtschaftsbetrieb der Forsten alljährlich dem
Hause zugehen.
Abg. Busch( 3.) wünscht, daß die Forstverwaltung die Annoncen über Forstverläufe in allen größeren Zeitungen ohne Rücksicht auf die politische Parteistellung publiziert.
Abg. v. Heydebrand( t.) betont die Notwendigkeit des Ankaufs von Grundstücken zur Aufforstung. Gegen die zunehmende Entwaldung müsse vorgegangen werden. Hier wären auch Eingriffe in das Privateigentum mit Rücksicht auf die Interessen der Allgemeinheit angebracht!
Landwirtschaftsminister v. Arnim erkennt die Wichtigkeit der Aufforstung an.
Kleines feuilleton.
Mac Clintock, der Adoptivsohn des Tollen Wolfs".( Aus der Sigung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft.) Der Ameritaner Mac Clintock hatte sich im Jahre 1896 an einer Expedition beteiligt, die feststellen sollte, inwieweit die Wälder von Montana geeignet seien, als Staatsland reserviert zu werden. Nach Abschluß Ser Unternehmung folgte er der Einladung des indianischen und schafters und Dolmetschers, seinen Stamm, die Schwarzfüße ( oder richtiger Schwarzschuhe) zu besuchen. Er befreundete sich nun derart mit dem freien Leben in Kamp und Wald, daß er seite dem alle Jahre die Sommer dort oben an der Nordwestgrenze zubrachte.
Korruption,
Num das Sonnenfest. Wer könnte nicht dankbar zur Somme aufblicken? Auch ohne daß hm erst der Physiker beweist, alle irdische Straft stamme letzten Endes von der Sonne! Der Kaiser von Japan bringt der Sonne die Huldigung eines ganzen Kulturvoltes dar, und das höchste religiöse Gefühl der SchwarzfußIndianer erschöpft sich in eben derselben Huldigung. Der größte Häuptling des Belltalls ist die Sonne, und der Mond sein Weib. Bor Dir," spricht der„ Tolle Wolf" bei der Adeption Mac Clintods, bor Dir, mein Bater, Sonne, großer Häuptling, nehme ich diesen jungen Mann als meinen Sohn an. Laß diese rote Farbe, mit der ich ihn bestreiche, sein wie das Sonnenlicht, daß sie ihn schüße und
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zogen sich eine Schnur durch die Brusthaut und ließen sich so lange herumschvenken, bis die Haut durchriß. al. ki.
Mukt.
Eine neue Orchesterschöpfung May Regers. Aus Köln wird uns geschrieben: Jm 9. Gürzenichkonzert erlebte Regers Orchester prolog zu einer Tragödie seine Ura aufführung unter Generalmusikdirektor Steinbach, der ja auch Regers Variationen über ein Thema Adam Hillers aus der Taufe gehoben hatte. Was für eine Tragödie muß das sein, an die Reger gedacht hat, als er einen ungefähr vierzig Minuten währenden Prolog bazu schrieb? Die Frage sebe ich nur hier hin, um gleich daran die Feststellung zu knüpfen, daß es lediglich die zu große Länge war, die Reger um den verdienten Erfolg brachte, denn er hat mehr als einen schwachen Hervorruf verdient, wird aber auch sicher mehr Eindruck erzielen, sobald er sich zu kürzen entschließt. Sein Prolog ist bedeutend besser und individueller instrumentiert, als seine ersten Orchesterkompositionen, und seine Meisterschaft in den kontrapunktischen Künsten hat ihn diesmal weniger verführt, dem Musikverstande zu viel Rätsel aufzugeben, wobei Herz und Phantasie, wenn schon nicht leer ausgehen, so doch stiefmütterlichy bedacht werden. Wenn seine Erfindung auch noch immer nicht im richtigen Verhältnis zur Größe seiner Stunftfertigteit steht, so find seine Themen doch an sich reizvoller und charakteristischer, das Ganze ist unmittelbarer, berinnerlichter, echter in der Stimmung, die hier bald ein Faustsches Ringen, bald grausame Qualen widerfpiegeit. Wenn der Gaz: Ende gut, alles gut! auch in der Kunst Gültigkeit hat, ist der Prolog dem Besten der neuzeitigen Musikliteratur beizuzählen, da er sich in seinem largoartigen Schlußabschnitt zu einer ganz wundervollen Steigerung erhebt, wo jeder Ten lebt und den Stempel der Genialität trägt. Ein zarter A- durAfford beschließt den mit einem dissonanzenreichen, ieidenschaftlichen Grabe von dröhnender Kraft beginnenden Prolog. Die Aufs führung des Gürzenichorchesters war vollendet, auch in den Blase instrumenten, an die ganz außerordentliche Ansprüche gestellt
wurden.
W. K.
Gines Nachmittags im hohen Sommer, als er über die Prärie ritt, begegnete ihm der" Tolle Wolf", der angesehenste Häuptling des Stammes, und richtete folgende Worte an ihn:" Der Schnee von zwei Wintern ist vergangen, feit Du zuerst hierher tamst, um in meinem Lande zu leben. Von dem Tage, da Du zuerst zu uns tamst, habe ich Dich ständig beobachtet, und mein Herz fühlt warm für Dich. Ich habe nie einen Sohn unter den weißen Männern gewählt, aber ich will Dich nun als meinen Sohn adoptieren; denn ich glaube, Du wirst eines Tages Häuptling unter Deinem Wolfe sein. Ich werde alt, und wahrscheinlich werde ich vor Dir dahingehen, um bei dem großen Geist zu wohnen, denn Du bist noch ein junger Mann. Wenn ich nicht mehr bin, wirst Du da sein, um meinem Volte zu raten und zu helfen." In der Tat hat es sich Mac Clintock zur Aufgabe gemacht, seine Landsleute für die wenig geachteten Nothäute zu interessieren. Die Adoption, die unter feierlichem Zeremoniell vor sich ging, fette ihn in den Stand, das innere und äußere Leben dieser Menschen in einer Weise tennenzulernen, daß es sehr bescheiden erscheint, ihm Gesundheit und Glück bringen möge." wenn Mac Clintock den Titel eines Ethnographen ablehnt. Die Wenn der Hochsommer naht, werden alle zerstreuten Clans zum photographischen Aufnahmen, die er schon im vorigen Jahre hier Fest geladen, das irgendwo in der Steppe an bereinbartem Ort in Berlin vorführte, find namentlich in ihrer farbigen Ueber- tattfindet. Von allen Seiten kommen sie gezegen; aber zuerst malung fo eminent fünstlerisch, und sein Terimaterial ist mit so schlägt die heilige Frau", die eigentliche Gastgeberin, the Belt auf. liebevoller Bertiefung gesammelt, daß eine Buchpublikation aufs Nur einer tugendhaften Gattin wird die Chre dieses Amtes zuteil. dringensste anzuraten ist. Durch langes Fasten und Gebet hat sie sich würdig vorbereitet. Um Hermann Hesses Roman Peter Camenzinb Diesmal zeigte Mac Clintock das Zeltleben und das große sie herinn gruppieren sich im Kreis die Stammesgenoffen. Am ist soeben in 50. Auflage im Verlage von S. Fischer in Berlin erSonnenfest der Schwarzfüße, letteres zum erstenmal überhaupt in vierten Tage, wenn ihr die Kräfte schon schwinden, wird sie feierlich fchienen. Bildern aufgenommen. Der große tegelförmige Wigwam aus eingefleidet und bringt nun dem Sonnengott als wichtigstes Opfer Theaterchronit. Lothar Schmidts Lustspiel„ Nur Büffelleder wird in typischer Weise, aber dennoch eigentümlich Rinderzungen dar. Früher fonnte man zahllose Büffelzungen ein Traum", deffen Aufführung von der Zensurbehörde seinerzeit individuell verschieden bemalt. zu unterst verläuft eine breite spenden; aber der weiße Mann hat mit dem Büffel aufgeräumt, untersagt worden war, wird mimehr nach erfolgter Freigabe am Bordüre, mit hellen Kreisen erfüllt. Es ist der Erdboden der un- und einige 50 timberzungen ist das höchste, was man fich jetzt 18. März zum ersten Male im Berliner Theater aufgeführt. absehbaren Brärie mit den sogenannten Staubsternen, gewissen leisten darf. Jeder, der einen Wunsch oder ein Gebreft hat, drängt Der Fall Walden. Das Präsidium der Genossenschaft Pilzen, die oft plöklich über Nacht aufschießen, und von denen es sich mun heran und der Sonne entgegen. Ist diese Zeremonie bors deutscher Bühnenangehöriger gibt zum Protest des ohne Kündigung heißt, daß sie gleich Meteoren vom Himmel gefallen feien. Auf über, fo schreitet men an derselben Stelle zum Bau der Sonnen- entlaffenen Redakteurs Walden eine Erflärung ab. Darin wird der Bordüre streben langspißige Dreiede empor: das sind die Hügel hütte. Die ausgezeichnetsten Strieger tragen Balten, Geäst und hervorgehoben, daß die Entlassung einmütig beschlossen wurde, weil der Prärie. Die offene Spitze des Zeltes, aus ber die Rauchfäule Laubbach herbei, und bald entwickelt sich ein frohes Treiben. Reiter Walden gegen wesentliche Bestimmungen seines Vertrages verstieß des Herdfeuers steigt, umfäumt ein breiter schwarzer Streifen, mit tampfspiele, Tänze und Umzüge folgen mehrere Tage lang auf- und dadurch die Genossenschaft finanziell schädigte. Die literarische Sternen besät: das ist die dunkle Nacht und ihre flimmernden einander; die jungen Krieger lauschen den Heldentafen der mäch- Richtung, die vielfachen Protest hervorrief, war nicht ausschlaggebend. Gestirne. So malt sich typisch das urewige Bild der Heimat auf tigen Häuptlinge. Abgefandte ferner Stämme erscheinen und Vergleichsverhandlungen feien an Waldens maßlojen Forderungen der Außenseite jedes Wigwams. Aber der Symbolismus geht bringen spötsche Grüße. Früher ging es freilich manchmal wilder gescheitert. Da Herr Walben gilflage einzureichen gedenkt, wird weiter und greift in das Seelenleben des einzelnen Beltbewohners her; toltühne Burschen, die ihre Standhaftigkeit beweisen wollten, noch Gelegenheit geboten sein, die Angelegenheit zu würdigen.
Notizen.