europäisch«» Einheit? Ü übergegangen, als daS Reich, b. h. Preußen, daran dm Wenn man also von Alt-Ulm nach ?tcu.Ulm über die ,onaubrücke geht, kann man nicht zehn Minuten früher ansmmen, als nian fortgegangen ist. Die Differenz zwischen ayerischer und württembergischer Zeit hat auch früher keine-hn- Minuten betragen. Norddeutschland ahmt also hier eimal den süddeutschen Fortschritt nach, wo- gegen nichts einzureden ist; eS wäre vielmehr»u wünschen, daß dieS noch östeS geschähe. An Stoff dazu wurde es nicht - fehlen." In Norddeutchland, vor allem in der Reichshaupt- stadt glänzen di„leitenden" Bourgeoisblätter durch eine geradezu entzück.lde Unkenntniß der politischen und sozialen Zustände jensei� der Mainlinie. Wenn die Tante Voß, die mit ihrer ombackenen Zettelkastenweisheit prunkt wie nur je eine alt' Schachtel mit einer Talnnkette, über die „drei Einheitsziten" stolpert, so verstrickt sich die struppige Ignoranz des Eugen Richter in den Dschungeln der bayerischen V-rfasfung und der Reservatrechte, von denen die„Freisiunge Zeitung" so viel versteht, wie der„graue Freund" vom Lautenschlagen.— Eine«me Parteigründung. Vor uns liegt ein Aufrufd�:„Deutschen Wirthschastspartei" an„die Lai �wirthschaft, das Handwerk und die Industrie", wodurch allr Welt kund und zu wissen gethan wird, das „vorbereiten,? Komitee" wolle, um einem„tiesgesühlten Be- dnrsniß' atzuhelfen, eine neue bürgerliche Parter stiften. „Wir wollen", erklärt das wagelustige Komitee,„in unserer deutschen Wirthschastspartei alle diejenigen Erwerbskreise des Landes sammetn, welche, in wirthschastspolitischer Ueberzeugung und Anschauung unter sich übereinstimmend, die Solidarität ihrer wirthschafllichen Interessen unabhängig stellen wollen von dem schädigenden Einfluß parlamentarischen Fraktions» zivanges, um sie durch ein solches Ausammenfassen in einer Partei gesetzgeberisch zum Siege zu führen. Innerhalb dieses U'irihschastlichen Parteiverbanoes aber lassen wir unberührt und anerkennen wir nicht nur jeden politisch oder landsmaun- schaftlich abweichenden Standpunkt, sondern schaffen in unserem Wahlstatut und in dem Grundgesetz der Wirthschastspartei wirksame Garantie für die erfolgreiche Geltendmachung des politischen Parteistandpunktes." Aus dem Programm erkennen wir, daß wir eS hier mit einem jener nicht lieben, aber alten Bekannten, der un- verfälschten feu dal-kapitalistischen Reaktion, zu thun haben. Da wird ein Wunschzettel, länger als des ge- fälligen Kupplers und Lakaien Leporello berühmte Liste, vor uns aufgerollt, worin Zollschutz für Landwirthschaft und Industrie, Vieheinfuhrverbote, Doppelwährung ge- fordert werden. Keine Handelsverträge, die den Agrariern peinlich sind, sollen abgeschlossen werden, die Produtten- börse soll„schärfer beaufsichtigt" werden, wohl damit die dort spekulirenden Junker in ihrem blind- gierigen Ungeschick sich nicht allzuoft die adeligen Finger verbrennen. Das Handwerk soll durch das I n n u n g s- »v e s e n gestärkt werden u. s. w. u. s. w. Für alle diese Siebensachen sorgten di« jetzigen Bourgeoisparteien bereits so ausgiebig, daß die Ueberflüssigkeit der Gründung in die Augen springt. Im Komitee sitzen u. a. G. Barby, Rittergutspächter, Möllendorf, Sachsen , v. Festenberg - Packisch , Bergrath, Waldenburg , Schlesien. H. v. Haas, königl. bayr. Oberlandesgerichtsrath, Nürnberg . E. Klapper, Rittergutsbesitzer, Sillginnen, Ostpreußen . H. Mehlshorn, Borsitzender des landwirthschastlichen Vereins, Oberschlemma, Sachsen . F. W. Röhrich, Fabrikbesitzer, Barmen. Dr. jar. Stall, Herausgeber der„Deutschen volkswirthschaftlichen Korrespondenz", u. s. w. Die Geschästsstelle der„WirthschaftS- partei" ist das Bureau der erzkapttaliftischen, in schäbigen Angriffen auf die soziale Reform und die soziale Bewegung sich auszeichnenden„Deutschen volkswirthschaftlichen Korre- spondenz". Der Geburtsanzeige des politischen Säugling? ivird voraussichtlich in Bälde der Todtenschein folgen. Solch konfuses Kroopzeug leidet an verhängniß- voller LebenSschwäche.— Gleiche Brlidcr, gleiche Kappe». Aus Wien meldet die„Voss ische Zeitung" unterm LS. März mit schnalzendem Behagen: „Gestern und heute standen vor dem Schwurgerichte sich zwei der widerlichsten Erscheinungen der hiesigen Journalistik gegenüber, der Herausgeber des antisemitischen„Deulsch. Aolksbl.", Ernst V er g a ni, und der Herausgeber der„Sonn- und MontagSztg.". Alexander S ch a r f. In dem letztgenannten Blatte war Vergani der Annahme von Schweigegeldern und sog.„Pauschalien" von zahlreichen Verkehrs-, Versicherung?- und Bankgesellschaften beschuldigt worden und hatte noth- gedrungen, wenn auch nicht leichten Herzens, deshalb die Ehren- beleidigungsklage gegen Scharf und dessen Redakteur Edmund Mayer erhoben. Die als Zeugen vorgeladenen Vertreter inehrcrer Banken, Verkehrs- und Versicherungsanstalten stellten begreiflicher Weise in Abrede, daß die an Vergani gezahlten Gelder„Schweigegelder" gewesen seien, und bezeugten ledig- lich, daß der großsprecherische„Bekämpfer der Preßverderbniß" nur dasselbe getban habe, wie alle anderen Wiener Blätter, nämlich, daß er„Pauschalien" genommen. Darauf- hin wurde Scharf zu LOW G., sein Redakteur Mayer zu 500 G. Geldstrafe verurtheilt. Mit dem Ruhme des„Anti- korruptionismus" ist es für Vergani trotzdem für immer vor- bei. er hat de,„Judenpresse' nichts mehr vor- zurverfen." Philoscmiten und Geldjuden sind entzückt darüber, daß �>e antisemitischen Konkurrenten ihnen„nichts mehr vorzu- werfen" habe», daß Ehrenmann Vergani„Pauschalien", b. h. Bestechungen einstreicht, wie Ehrenmann Scharf und all' die anderen großen und kleinen Herren der Wiener Kapitalistenpresse, die darin aber ein'es Sinnes mit der kapitalistischen Presse überhaupt. Die Wiener Arbeiter blätter allein sind fleckenlos und unantastbar, wären sie sonst nicht die Feinde des„Eigenthums, der Ordnung, der Religion, der Familie", dieser Palladien, für tvelche daS bürgerliche Zeitungsgeschwister sich verblutet im Kampfe um— die„Pauschalien".— Frankreich . Ei» morscher Baum kann vom leisesten Luftzug umgeworfen werden— ein französisches Ministerium vom kleinsten Sturm im Glase Wasser. Die Ablehnung des Budgets durch den Senat»md der dadurch hervor- gerufene Konflikt hat das Mi niste ri um richtig zu Fall gebracht. Ein farbloser Republikaner, Mciine, ist nun beauftragt, ein neues Kabinet zu bilden. Die Auflösung ist durch diese Wendung der Dinge wieder wahr- scheinlich geworden. Ein Sieg der Arbeiter. Man schreibt uns aus Paris den 29. März: Der Streik in den staatlichen Zündholz- f o b r i k e n Frankreichs hat mit dem Sieg der Arbeiter auf der ganzen Linie geendigt. Die sämmtlichen Forde- rungrn der Streikenden find von der Behörde bewilligt worden, «nb b« Direktor b« franzSstschen StaatSfabriken, Herr Prabinas, der die ausstäudische» Arbeiter anfangs mir so großer Anmaßung behandelte, daß er nicht einmal deren Tele- girte anhören wollte, hat, wie der„Temps " versichert, seine Entlassung eingereicht, welche auch angenommen worden ist. Es handelte sich, wie wir bereits auseinandersetzten, schließlich nur noch um die Wiederanstellung des entlassenen General- sekrctärs der Föderation der Zündholzarbeiter. Die Behörde sah sich gegenüber dem energischen Widerstand der Arbeiter von P antin und dem sich glänzend bekundenden Solidaritäts- bewußtsein ihrer Kollegen im übrigen Frankreich , genörhigt, nachzugeben, wollte sich aber, um ihren Rückzug zu maskiren, vorbehalten, über den entlassenen Generalsekretär bei seinem Wiedereintritt in die Fabrik eine leichte Strafe wegen des geringfügigen Vergehens gegen die Fabrikordnung, dessen er sich schuldig gemacht haben soll, zu verhängen. Die Streikenden schlugen jedoch dies Begehren ab, und so kapitulirte die Be- Hörde bedingungslos. Ein Anschlag der Gewerkschaft, der den errungenen Sieg bekannt gab, forderte die Arbeiter auf, am nächsten Morgen mit ihrem Generalsekretär an der Spitze wieder in die Werkstätten zurückzukehren. Zu bemerken ist noch, daß auch die Arbeiter der staatlichen Tabakfadriken ge- droht hatten, die Fabriken zu verlassen, wenn man nicht die Forderungen ihrer Kameraden in der Zündholz-Jnduftrie be- willigte. Mit Ingrimm verzeichnet die kapitalistische Presse den Sieg der Arbeiter, und bitter wirft sie der Regierung vor, die- selbe habe sich wieder einmal ebenso„schwach" gezeigt wie in C a r in a u x.— Die belgische Arbeiterpartei hält am 1. und 2. Osterseiertag in Gent ihren nennten Jahreskongreß ab. Aus die- Bedeutung dieses Kongresses in der gegenwärtigen kritischen und entscheidungsschwangeren Lage Belgiens brauchen wir nicht aufmerksam zu machen.— Der alte Gladstone hat sich für einige Zeit Lust geschafft. Nachdem er die Geldsäcke außerhalb des Parlaments und die Opposition im Parlamente so entschlossen ab- geschüttelt hat, ist an der Annahme der Homerule- Bill im Unterhause nicht mehr zu zweifeln. Die entscheidende zweite Abstimmung wird bei dem raschen Gange, welchen die Ver- Handlungen nun Erlangt haben, spätestens Mitte April, wahrscheinlich schon einige Tage vorher stattfinden, und da auch die dritte Lesung beschleunigt wird, so kommt die Bill jedenfalls noch im Laufe des Frühjahres an das Oberbaus, das sie unzweifelhaft verwerfen wird. Erscheint die Stimmung im Laude dann der Negierung günstig, so folgt sofort die Auflösung des Unterhauses. Und liefern die Neu- wählen dann eine Majorität für die Homerule-Bill, so wird auch das Oberhaus kaum mehr sich auf die Hinterbeine stellen. Es ist ebenso wenig beliebt, wie der französische Senat, und hat allen Grund, sich nicht noch mißliebiger zu machen.— Darkeinflckiviiftken. Protestversammlungen geaen die Militärvorlage sind weiter abgehalten worden in Eisen ach(Ref. Reichstags-Ab- geordneter Bock), Hochdorf(Ref. E h r h a r t- Ludwigshafm), Friedrichs st adt(Referent Bömelburg- Hamburg ), Magdeburg (Referent Reichstags- Abgeordneter Bock), S ch w i e b u s(Ref. Stolpe- Grünberg). Maifeier. In Mülheim a. d. Ruhr wird am Abend des 1. Mai eine Volksversammlung, am Sonntag draus ein Fest abgehalten. In N e tz s ch k a u i. V. findet am SO. April eine Vorfeier, und am!. Mai die Hauptseier statt. Einer neungliedrigen Kommisston ist es überlassen, die Fabrikanten darum anzugehen, daß sie am l. Mai die Arbeitszeit um �einige Stunden abkürzen. Die Sozialdemokratie'der bayerischen Wahlkreise Lichtenfelö-Kronach hält zum Zwecke der Vorbereilung einer planmäßigen Agitation Sonntag, den 16. April im Raab'schen Saale in S ch n e y bei Lichtenfels eine Parteikonferenz ab, deren Tagesordnung folgende Punkte umfaßt: 1. Wie stellt sich die sozialdemokratische Partei zu den Landtagswahlen? 2. Ausstellung der Reichstagskandidaten. 3. Maiseier. 4. Agita- tion und Presse, v. Anträge. Parteipresse. Nachdem in Kiel für SchleSwlg-Holstein ein eigenes Blatt, die„Schleswig- Holstein.sche Volks« Zeitung" er- scheint, ist die„Norddeutsche V o l k s- Z e i t u n g", die im Verlage des„Hamburger Echo's" erschien und bisher das Organ der genannten beiden Provinzen war, am SV. Marz eingegangen. »leber die politischen Zustande Elsaß LoihriiigenS sprach am LS. März Genosse B u e b ans Mülhausen i. E. in einer sehr gut besuchten Versammlung in Nürnberg . Es wurde einstimmig folgende Resolution gefaßt:„Die Versammlung spricht dem Parteigenossen Bucb rhre Anerkennung für seinen instruktiven Vortrag aus und begrüßt es, daß die Genossen in Elsaß -Lothriuaen es unternommen haben, über die in ihrem Lande herrschenden unerträglichen Zustände Aufklärung im Deutschen Reiche zu verbreiten. Die Versammlung erklärt es als nrnjehcnerlich, daß heute, nachdem 22 Jahre seit der Annexion Elsaß -Lothringens verflossen sind, noch die Diktatur in den ReichSlauden herrscht und außerdem nach veraltete» französischen Gesehen und Dekreten regiert wird, die in Frankreich selbst längst abgeschafft sind, und erwartet, daß seitens der ReichSgesetzgebung endlich Schritte gethan werden, die Einwohner Elsaß -Lothringens mit den übrigen Reichsangehörigen gleichzustellen. Sie begrüßt es, wenn die sozialdemokratischen Abgeordnelen in dieser Frage die Initiative ergreifen und mit aller Energie dafür eintreten, daß. wenigstens das. was im gesammten Reiche Rechtens ist— und das ist gewiß noch drückend genug für das Volk— endlich auch in den Reichslanden eingeführt und die s ä m m t- lichen dort noch bestehenden Ausnahmegesetze alSbald abgeschafft werven. Die Bersammelten sprechen des Weiteren dem elsaß - lothringischen Proletariat ihre vollste Sympathie aus und fordern es auf, nicht nachzulassen in seinem gerechten Kampfe für Frei- heit und VolkSwohlfahrt nach dem Grundsatze: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch � LluS Retvhork wird uns geschrieben: Die Mitglieder der sozialdemokratischen Arbeiterpartei haben sich in der Abstimmung über Abhaltimg einer National-Konvention und Beschickung des Züricher Kongresses für Beides entschieden, und zwar soll die Konvention am 1. Juli in Ehicago stattfinden und ein Delegat (zwei waren vorgeschlagen) nach Zürich gesendet werven. Die diesige„Zentral Labor Federation" hat über die Beschickung des Züricher Kongresses noch nicht entschieden; dagegen die ver- einigten jüdischen Gewerkschaften, von denen bisher lö für Be- schicknng stimmten, während 6 noch nicht abgestimmt haben, und eine für gemeinsame Delegation mit der Zentral Labor Federation ist. AuS dem übrigen Lande hat bis heute über die Angelegen- heit noch nichts verlautet. Indessen heißt es, daß der Orden der„KnighlS es Labor" den Züricher Kongreß in Boykott-An- gelegenheiten angehen will, und zwar soll es sich speziell um einen Stärke-Fabrikanten handeln, dessen Produkt großen Abtz'ltz tn Europa hat.■, Dem letzten Ideologe« de» österreichischen Liberali». mnS, dem kürzlich in Graz verstorbenen Dr. A d o l> F i s ch h o f, widmet das Organ des organifirten österreichischen Proletariat?, die Wiener „Arbeiter- Zeitung ", folgenden Nachruf: Dr. Adolf Fischhof , den ste diese Woche begrabe» haben, hat die Ehren reichlich verdient, die sie ihm erwiesen. Mit ihm starb nämlich der letzte Liberale. Er war die idealste Lerkörpe- rung des Liberalismus der österreichischen Bourgeoisie, und vor allem, er war ihre reinlichste Verkörperung. Ohne Zweifel, der Mann hatte Muth; denn Muth gehörte dazu, um am 13. März das erste Wort zu sprechen, und so den Metternich'schen Bann zu brechen. Ohne Zweifel, er war ehrlich, und fein Andenken schändet weder Verrath, noch Bestechung. Er hat, so lange er lebte, die Fahne nicht sinken lassen, welche das Bürgerthum und die akademische Legion im Jahre 1343 aufgepflanzt, dieselbe Fahne, welche die>en>gen. die ihn zu Grabe trugen, in die Tasche stecken, wenn sie sie nicht beschmutzen. Wenn aber Dr. Fischhof ein Vertreter beS Bürgerthums ist, so weit es revolutionär ist, war er es nicht minder des Bürger- thums, so weit es reaktionär ist. Ohne Zweifel war er voll- ständig befangen von dem holden Wahne, welchem die Jugend- eselci des Kapitalismus huldigte, daß das Interesse der Bourgeoisie das Interesse der Menschheit fei, und wir glauben, daß er ganz ehrlich bis an sein Lebensende de« Klassen- kämpf als eine unliebsam« Störung, vielleicht als ein „Verbrechen" an dem Kampf für feine politischen Ideale ansah. Und doch hätte gerade er Gelegenheit gehabt, schon im Jahre 1843 über den wahren Stand der Ding« belehrt zu werden. Als Präsident des Sicherheitsausschuffes mußte ihm der Konflikt zwischen den Interessen der Besitzenden und den Interessen der Proletarier lebhaft zum Bewußtsein kommen. Und es ist sehr de- zeichnend, was Bioland erzählt, daß. als die Erdarbeiter un- ruhig wurden, die Rädelsführer„nun wohl auf Antrieb des Präsidenten Dr. Fischhof binnen 24 Stunden von« Wien abgeschafft wurden", daß er es war, welcher den Wünschen der Erdarbeiter nach Erhöhung ihrer Löhne entgegentreten mußte. Alles das, wir wiederholen es, wie wir überzeugt sind, in durchaus bester Absicht, die vermeinte Revolution und ihre Früchte retten zu müssen gegen den unersättlichen „Pöbel". Dieser Pöbel, die Arbeiter nämlich. daS waren diejenigen, welche den 13. März thatsächlich machten, aber, wir zitiren wieder Bioland,„ihr späteres Auftreten auf dem Kampfplatze wurde sogar ungern gesehen, und doch gaben dieselben den entscheidenden Ausschlag, denn nur di« schlechten Röcke wagen in der Regel, wo es gilt, und Niemand konnte wülhender über die Zustände Oesterreichs sein, als die Prole- tarier, welche für ihr Leben kämpften." Und Bioland fährt fort: „Ja, an die Arbeiter dachte fast niemand, und fast alle meinten, daß sich bei der Demonstration nur wahlangezogene Leute bethei- ligen werden." Die„schlechten Röcke" liegen unter dem Märzobelisken am Zentralfriedhof begraben, und zu ihnen hinaus zogen vor wenig Wochen 20000 Proletarier und Proletarierinnen. Wir haben die Abgeordneten Sueß oder gar Dr. Bloch nicht unter ihnen ge- sehen: es hat sie niemand vermißt. Diese Woche begrub man aber den Besten unter den„wohlangezoa�uen" Leuten. Wenn wir so die geschichtliche Rolle Fischhos's in ihrem vollen Werth, aber auch in ihrer vollen Beschränktheit würdigen, so meinen wir trotzdem, eigentlich müßten die Herren Liberalen froh sein, daß sie ihn endlich begraben konnten, der«in ewiger Mahner an ihre Pflicht, an ihr von ihnen selbst in den Staub gezogenes Ideal war. Der Klassenkamps der Bourgeoisie enthält den Kampf für bürgerliche Freiheit, und Viesen Kamps haben die längst ausgegeben, die am Grabe Reden hielten, oder fie sind Prediger in der Wüste, wie der arme Kronawetter. Und wem stiege nicht das Blut zum Kopf, wenn man die Unbestechlichkeit FischhofS preisen hört von dem Chor der Bestochenen, von der bürgerlichen Presse? Mit Fischhof starb der Held der bürgerlichen Revolution, welche im Stiche gelassen wurde von denselben Leuten, welche diese Woche sein Andenken priesen. An seinem Grab« bewahrt die Sozialdemokratie daS achtungsvolle Schweigen, daS dem ehr- lichen Gegner gebührt; aber erscheinen konnte ste nicht, die Ge> seUschaft war gar zu schlecht. Wir lassen die Tobten ihre Tobten begraben. »» Polizeiliches,(Gerichtliches te, — In der Expedition des„Bolksblatts" für Halle mwbe am 29. März von der Polizei nach Exemplaren der Nr. 118 gesucht, morm eine Beleidigung des Oberbergraths Leuschner enthalten sein soll. Es konnte nur«in Exemplar beschlagnahmt werden. — Wegen Beleidigung deS Bürgermeisters Wendler tn Debschwitz wurde der Redakteur der„Renßischen Tribüne", Genosse Leven, zu 20 M. Geldstrafe verurtheilt. Auf eine zweite Beleidigungsklage desselben Beamten erfolgte Freisprechung, wobei das Gericht ausführte, daß die Handlungs- weise des Bürgermeister? eine ungesetzliche gewesen sei imd wenn die Kritik dieser Handlungsweise auch eine sehr scharfe gewesen iväre, so fei sie doch in Wahrung berechtigter Interessen ge- schehen, wie sie auch fernerhin dem thatsächlichen Borfall«nt- spreche.(Der Bürgermeister hatte auf der Straß««ine Frau wegen angeblichen Lärmens derart am Arm gepackt, daß sich auf dem Arm eine handbreit große blutunterlaufene Stelle bildete.) — Genosse Pfändt in Weiden (Oberpfalz ) war vom Auerbachrr Schöffengericht wegen Verbreitung von Flugblättern ohne polizeiliche Erlaubniß zu 12 Tagen GesSngniß verurtheilt worden. Die Berufungsinstanz hob daS seltsame Urthetl auf, indem sie auf kostenlose Freisprechung erkannte. — Der frühere verantwortliche Redakteur der„Thüringer Tribüne", Genosse Güldenberg, war vom Erfurter Schöffengericht z» 30 M. Geldstrafe oder S Tagen Haft verurtheilt worden wegen groben UnfugS, der darin erblickt wurde. daß er in jenem Blatt sowie im„Nordhäuser Vollsblatt" be- hauptet hatte, die Kinder des Kaisers und die Enkel Äismarck'S seien nicht geimpft. Im Anschluß daran war aus den Artikel der preußischen Verfassung hingewiesen, welcher sagt:„Alle Preußen sind vor dem Gesetze gleich. Standesunterschieve finden nicht statt." Güldenberg hatte gegen dos Urtheil Berufung eingelegt. In der Verhandlung vor der Strafkammer kam ein vom Slngeklaglen bereits früher den Akten beigelegt gewesenes Schreiben des Jmpfgegners Dr. Rüger- Elberfeld zur Verlesung, welcher sich zweimal an das Hof- marschallamt um Auskunft darüber gewandt hatte, ob dt« Kinder des Kaisers geimpft seien, worauf nur die Antwort eingegangen war, es würde über derartig« interne Familienangelegenheiten. keine Auskunft ertheilt. Ein Schreiben de? Polizeipräsidiums Ka Berlin besagte, daß die Kinder deS Kaisers mit Erfolg im ersten Lebensjahr« geimpft worden sind. Der Angeklagte stellte den Antrag, eine direkte amtliche Auskunft vom Hofmarfchallamt zu ver- langen, andernfalls ihn freiznsprechen. Er begründete seinen Antrag damit, daß durch die ausweichende Antwr.rt des Hof- marschallamts die Zahl der Jmpfgegner sich vermehre und die amtliche Auskunft des Polizeipräsidiums nicht die- genügende Be- weiSkrast besitze. Der Gerichtshof verwarf jedoch die Berufung und verurtheilt? den Angeklagten zu der b>eits vom Schöffen- gericht ausgesprochenen Strafe von 30 Mark, evenll. S Tagen Haft. Es wurde u. a. hervorgehoben, daß der Artikel eine Be- unruhiguna des Publikums heroorgernfen hätte, denn aus der positiven Behauptung, daß die Kinder des Kaisers nicht geimpft seien, könne man zu der Ansicht gelangen, daß die Impfung schädlich sei. Ferner ließe der Artikel durchblicken, daß mit zweierlei Maaß gemessen werde und zwar insofern, als auch die Enkel Bismarcks nicht geimpst worden, wogegen sonst jeder dem Jmpfgesetz unterworfen sei:, in, Ausnahme machenur der Kaiser, der dem Gesetz« nicht unterste llt lei-
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