Auf©ntirt) des Verkrages erfolgt dann Verurteilung mit sofortiger Vollstreckung. Die Restsumme kann der Verurteilte nicht zahlen und so holt man ihm in den meisten Fällen die Sachen ab, oft ohne noch einen Stuhl dazulassen. Man rechnet die gezahlte Summe als Abnutzung auf, bielfach reicht der gezahlte Betrag nicht einmal dafür und so kommt es, daß der Beklagte nicht nur die Sachen loS wird, sondern obendrein noch zuzahlen muß. Es kommt auch bor, daß sich der Inhaber des Abzahlungsgeschäfts mit seinem Kunden einigt und vorläufig auf Weiterzahlung eingeht. Wird dann aber eine Rate ausgelassen, dann wird das erstrittene Urteil bollstreckt. Und das geschieht alles von Rechts wegen, auf Grund eines richterlichen UrteilspruchcZ. So erging es kürzlich einem Tischler M., der von dem Möbelhändler Scheidt in der Dresdener Straße 8 Gegenstände im Werte von bvl) M. entnommen hatte. 880 M. hatte M. abgezahlt. Arbeitslostgkcit hinderte ihn, seine Zahlungen so einzuhalten, wie vereinbart, und das Ende vom Liede war Klage. Verurteilung und Pfändung. Die gezahlten 880 M. rechnete der gute Mann folgendermaßen auf: Vertrag, Stempel 10 M., Hin- und Rücktransport 16 Mk., Benutzung der Sachen 83 M., Entwertung derselben 275 M. Kläger habe noch zu fordern 9 M. und Herausgabe der Sache. Ein anderes B?ld: Der Arbeiter P. in Rixdorf entnahm von der Firma Julius Glogau, Gesellschaft mit beschränkter Haftung . Große Frankfurter Straße 137, Sachen im Betrage von 883 3Ä. Nachdem er 358 M. gezahlt hatte, kam er in Rückstand infolge Arbeitslosigkeit. Und nun begann dasselbe Spiel: Klage, Ver- urteilung, Pfändung der Sachen. Die Rechnung, die Julius Glogau aufstellte, war: Transportkosten 12 M. Für Benutzung und Entwertung der Sachen 313 M. Glasau klagt der Kosten wegen nur auf eine Teilforderung von 60 M. oder Herausgabe der Sachen. Das Endresultat ist auch hier: P. ist seine Sachen los und auch seine 358 M., die er innerhalb 1?4 Jahren gezahlt hat. Glogau wie Scheidt sind in ihrem Rechte, wenigstens nach der formellen Seite hin; moralisch aber wird jeder Mensch das Ver- fahren mißbilligen. Wir wissen sehr wohl, daß viele Abzahlungs- gcschäfte oft böse hineingelegt werden, indem Leute Gegenstände auf Leihvertrag entnehmen und dieselben sofort wieder verschärfen. Wir wissen auch, daß in solchen Fällen die Abzahlungsgeschäfte bei eventuellen Klagen noch die Kosten hinterherwerfen. Und deshalb machen auch wir einen Unterschied in den Restanten, solchen, die aus Böswilligkeit nicht zahlen, und solchen, die infolge Unglücks in der Familie oder Arbeitslosigkeit nicht zahlen können. In solchen Fällen, wie den letzteren, von dem Buchstaben des Vertrages Gebrauch zu machen und eine augenblickliche Notlage der Kunden für sich aus- zunutzen, ist ein Verhalten, das aufs entschiedenste verurteilt werden muß. Eine Lehre aber mögen alle diejenigen, die genötigt sind, zu einem Abzahlungsgeschäft zu gehen, daraus entnehmen und die besteht darin, sich ja genau anzusehen, was sie unterschreiben. Der Passus mit den zwei aufeinander folgenden Raten ist für viele schon verhängnisvoll geworden und deshalb empfiehlt eS sich, auf Strei- chung dieses Punktes zu dringen und sich nicht damit zu beruhigen. es wird mit den Vertragsbestimmungen doch nicht so genau ge- nommen. Die an den Amtsgerichten sich tagtäglich abspielenden Prozesse beweisen das Gegenteil. Aenderung in der Berliner Postverwaltung. In der inneren Gliederung der Postverwaltung von Berlin tritt am 1. April in- sofern eine Aenderung ein, als das Postamt SW.13 in der Alten Jakobstr. 169/170 in eine Zweigstelle des Postamts SW.68 in der Lindenstraße umgewandelt wird. DaS Postamt 13 war bisher ein selbständiges Postamt 1. Klosse. Auf den Verlehr mit dem Publi- tum hat die Aenderung keinen Einfluß. Neue Omnibusverbindungrn. Zwisckien der westlichen Leipziger und der südlichen Friedrichstraße besteht zurzeit keine direkte Omnibus- oder Straßenbahn-Verbindung. Dieser viel empfundene Mißstand wird am 1. April d. I. beseitigt. Die Allgemeine Berliner Omnibus-Aktiengesellschast legt die Linie 28.Moabit — Hasenheide", welche durch den Tiergarte» fährt, vom Potsdamer Platz aus durch die Leipziger und Friedrichstraße über das Hallesche Tor. Dadurck erhält auch die südliche Friedrichstraße direkte Pferde- omnibuSverbindung mit der Blücherstraße. Ferner wird die direkte Verbindung der nördlichen Potsdamer Straße fPotsdainer Brücke) mit der Kömggrätzer Straße(HallescheS Tor) dadurch hergestellt, daß die von Schöneberg durch die PotS- damer Straße kommende Omnibuslinie 10 vom Potsdamer Platz aus durch die Königgrätzer Straße über das Hallesche Tor in die Belle Alliance-Srraße bis zum Kreuzberg geführt wird. Neuschnee fiel gestern vormittag in Berlin und der Umgegend, obgleich noch große Mengen von Schnee und Eis in den Straßen, auf den Plätzen, Flüssen und Seen vorhanden ist. Besonders in den Vororten liegt der Schnee noch bergehoch. Das Schicksal einer bronzenen KriegSdcnkmünze. Der Invalide August B., jetzt 66 Jahre alt, war in den Kriegs- jähren 1870/71 acht Monate zur Mobilmachung eingezogen und hat schlecht und recht als Obergefreiter seine Pflicht als Vater- landsverteidiger erfüllt. Zur Belohnung erhielt er am 1. Dezember die vom Kaiser und König von erbeuteter Kanonenbronze gestiftete Kriegsdenkmünze für Kombattanten ausgehändigt. Infolge seiner mißlichen Lage glaubte B. im Vorjahre ein Gesuch einreichen zu sollen, in welchem er um die Gewährung eines Ehrensoldes nach- suchte. Vom Polizeipräsidenten erhielt er ablehnenden Bescheid mit der Begründung,„weil er nicht als Feldzugsteilnehmer im Sinne des Gesetzes zu betrachten sei". Zwar sei B. im Feldzuge gegen Frankreich eingezogen worden, habe aber nicht die franzö- fische Grenze überschritten. Ein Gesuch an den Minister des Innern wurde gleichfalls ablehnend beantwortet. Darauf wandte sich B. an den Staatssekretär des ReichLmarineamtS— der Gesuchsteller gehörte seinem Militärverhältnis entsprechend dem 22. See- bataillon an— und erhielt hier gleichfalls einen vom 22. Javiiar 1800 datierten ablehnenden Bescheid. Weiter aber heißt es in diesem ministeriellen Schreiben! „Im übrigen wird noch bemerkt, daß Ihnen die Kriegs- denkmünze aus Bronze(statt aus Stahl) seinerzeit irrtümlich verliehen worden ist, Ihnen somit ein Anspruch auf Anerkennung als Kriegsteilnehmer im Sinne des Gesetzes nicht erwachsen kann." Also in dem Augenblick, da der Invalide ein UnterstützungS- gesuch einreicht, stellt man an den obersten Stellen fest, daß B. 33 Jahre lang die KriegSdcnkmünze aus Bronze zu Unrecht ge- tragen hat, er hätte nur eine solche aus Stahl bekommen sollen. UnS soll wundern, was nun werden wird. Wird nun ein hoch- notpeinliches Verfahren eingeleitet werden, um dem B. die bronzene Denkmünze zu entziehen und wie wird man sich dazu stellen, ihm die stählerne Medaille dafür zu überreichen, die er wie jetzt festgestellt wird, zu Recht zu erhalten hätte. Bielleicht sind noch einige hundert Stück von diesen Medaillen übrig ge- blieben._ Zum Fall Fähndrich weiß der Magistratsoffiziosus zu melden: „Die dem früheren Stadtverordneten Fähndrich von dem Pächter gezahlten 300 M. sind nicht zu Wahl- oder Agitationszweckcn benutzt worden, sondern, wie einwandsfrei bekundet worden ist. dem Pächter schon vor längerer Zeit von F. zurückgesandt worden." Hiernach hätte Fähndrich bor Gericht die Unwahrheit gesagt, indem er behauptete, er habe die 300 M. dem Vorstand der frei- sinnigen Partei zugeführt. Wenn Fähndrich wirllich das Geld nicht für sich behalten, sondern dem Pächter zurückgesandt haben sollte, warum tischte er dann dem Gericht die Erzählung von der Abliefe- rung der Gelder an die freisinnige Psrtcikasse auf? Sonderbar mutet die ganze Erklärung über den Verbleib der 300 M. an. Unter den Räder» des StabtbahnzugeS. Bei Einsteigen in«inen fahrenden Zug ist gestern morgen die 25 Jahre alte Arbeiterin Frieda Hinze aus der Putbuser Straße 32, die in Pankow in einer Zigarrenfabrik beschäftigt war, tödlich verunglückt. Um nach ihrer Arbeitsstelle zu gelangen, wollte sie um 6?L Uhr auf dem Bahnhof Gesundbrunnen in ein Abteil dritter Klasse des Vorortzuges 231 einsteigen, nachdem sich dieser schon in Bewegung gesetzt hatte. Hierbei fiel sie zwischen zwei Wagen auf das Gleise hinab. Man brachte den Zug bald wieder zum Stehen und holte die Verunglückte, die bewußtlos auf den Schienen lag, auf den Bahnsteig herauf. Ein Bahnarzt konnte aber nur noch ihren Tod feststellen. Aeußerlich war sie an der rechten Stirn- seite verwundet. � Durch einen Absturz mit dem Gerüst verunglückte» gestern drei Arbeiier am Lessingtheater, die eine Leitung montierten. Eine der beiden Leitern, zwischen denen das Gerüst angebracht war, hakte aus, und alle drei Arbeiter stürzten in die Tiefe. Während zwei glimpflich davon kamen, erlitt der dritte, der 29 Jahre alte Arbeiter Karl Münster aus der Müllerstraßc 90, so schwere innere Verletzungen, daß er mit einem Tragelorb nach der CharttS ge- bracht werden mußte. Münster ist verheiratet. Bei einer Konfirmationsfeier vom Tode überrascht wurde gestern der Töpfermeister Püschel aus der Philippstraße 9. Nach der Teilnahme an der kirchlichen Feier wer er zu einem Nachbarn eingeladen worden. Als man sich gerade zu Tisch gesetzt hatte, sank Püschel, vom Herzschlage gerührt, tot vom Stuhle. Verhaftet wurde gestern die Schauspielerin Wade aus der Tnftstr. 46, die nach wie vor unter dem Verdacht steht, bei dem Brand in ihrer Wohnung ihre Hand im Spiel gehabt zu haben. Ei» gewerbsmäßiger Heiratsschwindler ist von der Kriminal. Polizei wieder einmal festgenommen worden. Ein schon schwer be- strafter Alfred Krüger aus der Usedomstraße betrieb einen Schwin- del eigener Art. Er trat nicht selbst als Freier auf. sondern spielte den Vermittler. In mehreren Zeitungen machte er bekannt, daß ein Polizeibeamter in gesicherter Stellung eine Schneiderin oder ein besseres Dienstmädchen mit etwas Geld zur Frau suche. Gegen hundert Bewerberinnen meldeten sich. Krüger besuchte eine nach der anderen und stellte sich als Wirt des Beamten vor. Dieser sei dienstlick, verhindert, selbst zu kommen, und schicke ihn, damit er sich vorläufig einmal nach seiner Zukünftigen umsehe. Jeoer er- zählte er, daß gerade sie seinem Auftraggeber am besten gefallen habe. Er versprach auch, bei dem Freier, der ein schöner Mann mit gutem Einkommen sei, ein gutes Wort einlegen zu wollen. Zum Schluß bat er um 3 bis 5 M. für seine Bemühungen, weil er auch ein armer Teufel sei. Man gab ihm aern das Geld. Aus der Kc- schreibung des Schwindlers, eines 40 Jahre alten hageren Mannes mit blonder Perücke und Spitzbart, sah die Kriminalpolizei sofort, daß sie es mit ihrem alten Bekannten Zkrüger zu tun hatte, und nahm ihn fest. Die betrogenen Mädchen haben sich noch lange nicht alle gemeldet. Todcssturz vom Automodilomnibus. Von einem Verhängnis- vollen Geschick wurde gestern abend der 33 Jahre alte Stadtreisende Erich Leon aus der Krausenstr. IL betroffen. L. hatte auf der Heim- fahrt vom Alexanderplatz einen AutomoinlomnibuS benutzen wollen. Als er an die Haltestelle kam. fuhr gerade ein Omnibus ab. L. sprang schnell nuch. glitt jedoch vom Trittbrett ab und stürzte so heftig mit dem Hinterkopf auf daZ Straßenpflastcr, daß er einen schweren Schädelbruch erlitt. Man trug den Verunglückten nach der Unfallstation in der Keibelstraße, wo der Arzt aber nur noch den inzwischen eingetretenen Tod konstatieren konnte. Die Leiche wurde ins Schauhaus eingeliefert. Unter dem ortsüblichen Tagclohn bezahlt die deutsche Reichs- Postverwaltung gewisse Kategorien von Angestellten. Man sollte eS kaum für möglich halten, daß im Betriebe der Postverwaltung in Berlin noch Togclohne von 2 Mark 70 Pfennig gezahlt werden. Und doch ist dies der Fall, und zwar in dem in der Köpenicker Straße� befindlichen Posthof. Dort entlohnt man Leute, die als Vadewärter, Lampenreiniger und dergleichen beschäftigt sind, bei einer zehnstündigen Arbeitszeit mit dresen selbst den ortsüblichen Tagelohn hinter sich lassenden Sätzen. Nach zwei Jahren steigt der Lohn um 20 Pf. bis zu dem Höchstlohn von 3,50 M. Eine wahrhaft sürstliche Entlohnung durch die Reichspostbehörde. Feuerwchrbericht. Am Dienstagabend um 11 Uhr kam im Spezialitätentheater in der Kommandantenstr. 79(Havellands Theater) Feuer aus. Bei Ankunft der Feuerwehr brannte dort der Fußboden im Zuschauerraum des Theaters. DaS Publikum blieb auch während oer Anlvescnheit der Feuerwehr ruhig auf seinen Plätzen. Gestern früh brannten Betten und Matratzen usw. in einer Wohnung in der Driesencr Straße 27. In der Elsasser Straße 24 mutzte ein Preßkohlenbrand gelöscht werden. Ferner hatte die Feuerwehr in der Camphausenstr. 11, Charlottcnstr. 84, Grenadierstr. 4 und an anderen Stellen zu tun. Vorort- pfaebriebten. Lichtenberg . Stadtverordnetensibung. EingemeindungSfragen, Wertzuwachs. stener, Etatschmerzen, alles das gab der am Dienstag, den 16. März abgehaltenen Stadtvcrordnetcnsitzung das Gepräge. Nach Erledi» gung mehrerer Dccharaierungen kam zunäcksst die Hundesteuer an die Reihe, die schließlcch der Empörung der Mittelstandspolitikcr zum Opfer fiel. Domit war sckon eine kleine Bresche in den Etat geschossen. Und aller Voraussicht nach wird auch die geplante Scyankkonzessionssteuer abgelehnt werden. Eine lang« Debatte rief der Antrag hervor, die Stadt Berlin mit annähernd 100 000 M. zu den Volksschullastcn in Lichtenberg heranzuziehen. Genosse Grauer trat für friedliche Verhandlungen mit Berlin ein. Stadtv. Hirsch vertrat denselben Standpunkt. Rittergutsbesitzer Reeder hielt ein Verhandeln mit Berlin für aussichtslos. Genosse Düwell regte die Wahl einer Kommission an, die mit Berlin in der Frage verhandeln, ferner in Verbindung mit anderen Vororten Vor- abeiten erledigen soll, die für gesetzgeberische Anträge, weCche die Schaffung eines Groß-Verlin zum Ziele haben, notwendig er- scheinen. Auf Antrag des Genossen Grauer wurde demgemäß beschlossen. Die Magistratsborlage fand Annahme. Bestimmend dafür waren rechtliche Gründe. Eine von unserer Seite einge- brachte Interpellation betreffend Einführung einer Wertzuwachs- steucr förderte eine Antwort des zweiten Bürgermeisters zutage, aus der bekannt wurde, daß er bereits vor mehreren Monaten dem Magistrat einen fertigen Entwurf unterbreitet habe. Weil man aber noch nicht habe übersehen können, daß zur Balanzierung des Etats neue Steuern notwendig würden, habe oer Magistrat sich ablehnend verhalten.— Eine sehr weitsichtige Kommunalpolitik!— Genosse Brühl widersprach einem Antrage, der die Umwandlung einer behrcrinnenstelle an der höheren Mädchenschule in eine Lchrerstclle forderte. Unberührt von den Darlegungen des Redners, der di<; Ungerechtigkeit solcher Maßnahmen nachwies, stimmten die bürger- lichen Vertreter dem Antrage zu. Bürgermeister Dr. Unger gab sodann einige Erläuterungen zum Etat. Er verheimlichte nicht. daß die— rechnerische Balanzierung außerordentlich schwierig ge- lvewn sei. und daß man mit einiger Besorgnis in die Zukunft blicken müsse, wenn auch Pessimismus nkcht am Platze sei. Stadtverordnetenvorsteher Plonz benutzte die Gelegenheit zu einer Rede. in der er in recht wirkungsvoller Weile den Gedanken der Sckaf- fung eines Groß-Berlin propagierte und auch in der Frage der Ein- führung der Wertzuwachssteuer sich nicht mehr unbedingt ablehnend verhielt.— Genosse Düwell setzte die Sonde finanztechnischcr Kritik an. Die kommunale Finanzpolitik sei infolge früherer Sünden durchaus ungesund. Der Etat sei aufgebaut auf Pumpwirtschaft. Die städtischen Werke seien zu sehr als ein Rückgrat der kommu- nalen Wirtschaft betrachtet und ausgenutzt worden. Um hohe Ueberschüsse zn erzielen, habe man seit Jahren bedeutende Aus- gaben, die nicht der Erhöhung d«r Produktivität der Werke dienten, sondern nur der Abstellung von Betriebsstörungen, die aus Fehlern bei der Anlage resultierten, durch Anleihen gedeckt. So sollten auch jetzt wieder 120 000 M. durch Anleihe gedeckt werden, die eigentlich aus Betriebsmitteln der Elektrizitätswerke entnommen lverden müßten. Es handle sich um Summen für Reparaturen und für Befestigung der Fundamente. Diese Arbeiten seien die Folge von groben Fehlern bei der Anlage. Noch schlimmer sei, daß auch die Unkosten für Umbauten usw„ die nur in ganz beschränktem Maße die Leistungsfähigkeit der Werk« steigerten, regelmäßig aus Anleihen bestritten würden. Unzuläßlich sei auch die bisher be- folgte Praxis zu minimaler Abschreibungen. Er(Redner) halte eine Quote von 4 Proz., einschließlich Amortisation für das in- »«stierte Kapital, für die unterste Grenze de? Zulässigen, besonders dann, wenn die Werke so wie in Lichtenberg ausgenutzt würden. Rechne man jedoch mit einer so minimalen Quote, dann ergebe sich für das Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk ein Zuwenig in den Abschreibungen von rund 150 000 M. Trotz erheblicher Neu- investierungen Hab« man die Abschreibungen gegen die Vorjahre noch reduziert. Auf solche Weise könne nicht weiter gewirtschaftet werden. Die Balanzierung des EwtS würde diesmal weniger schwierig sein, wenn man nach dem Willen der Sozialdemokraten die Wertzutvachssteucr bereits eingeführt hätte. Das habe der Magistrat verhindert, obwohl die Majorität der Stadtverordneten- Versammlung schon vor einem Jahre sich für die Einführung der Steuer erklärte. Eine der Ursachen, weshalb nicht nur Lichten- berg, sondern viele Kommunen nun in Finanznöten sich befänden, sei die ncudeutsche Wirtschaftspolitik zugunsten der Agrarier. Diese Politik koste der städtische Bevölkerung— Arbeitern und Unter- nehmern— ungezählte Millionen, und darunter müßten auch die Kirnmunen leiden. Jetzt bleibe nichts anderes übrig, als neue Steuerquellen zu erschließen. Niemand habe einen besseren Vor- schlag machen können, so werde die zwingende Not zur Wertzuwachs- steuer greifen lassen. Der zweite Bürgermeister Dr Unger glaul te, den Vorwurf der Pumpwirtschaft zurückweisen zu müssen, erklärte aber, auf daS Tatsachenmaterial Düwellö nicht eingehen zu können. Er sei der Ansicht, für die städtischen Werke brauchten über- Haupt keine Abschreibungen vorgenommen zu werden, weil die Kommune ein sicherer Kreditnehmer sei. Düwell replizierte dahin, daß dieser Standpunkt ja die Pumpwirtschaft verteidige. Genosse Grauer sagte den Herren vom Magistrat dann noch, daß ihre Ver- waltungSpraxis teilweise das stärkste Mißtrauen verdiene, tods Herr Ziethen nicht wahr haben wollte. Die Debatte endete mit der Wahl einer EtatSkommisswn, der von unserer Seite die Genossen Brühl , Grauer und Düwell angehören. iWWchuß Rixdorf. Gegen die dradsichtigte Einführung einer Schanktl protestierten am DienStag die Gast- und Schankwirte J einer öffentlichen Versammlung. Der Magistrat hat, wie' mitgeteilt haben, der Stavtverordnetenversammlmig oft zur Genehmigung unterbreitet, nach welcher in Ziifmifi richtung und bei Veränderung im Besitz von Gastwirt Erteilung der Schankkonzession von der Zahlung einer hängig gemacht wird, die sich zwischen 300 und 1600 Die Einnahme aus dieser Steuer berechnet der Magistrat fü kommende Etatsjabr aus 72 000 M. Der Referent. Rechtso Dr. Cohn-Beclin, führte u. a. aus. daß die geplante Steuer hau sächlich nur von den kleinen Gastwirten aufgebracht werden nui denn eS sei statistisch sestgestellt, daß die große» Gastwirtschaften i drei Jahre ein Mal, die kleinen dagegen in einein Jahre drei f den Besitzer wechseln.— In der Diskussion erklärte ein Rixdo Stadtverordneter, daß der Magistrat unter keinen Umständen der Konzessionssteuer zurücktreten will, daß er bei einer Ableh der Bor läge damit immer wieder kommen werde. Nach sq Meinung wird trotzdem die Stadlverordnetenversainmlung fast schlössen gegen die Vorlage stimmen, da die Steuer ungerecht� unreell sei. Die Gastwirte haben übrigen« in einer Petition an Magistrat auf das Bedenkliche einer Schankkonzessionssteuer' gewiesen und gebeten, die Borlage zurückzuziehen. AnS der Gewerkschastskommission. Die am Freitag abgehck Drlegiertenfitzung erledigte zunächst die Wahl des Ausschusses� die Wahl zweier Vertreter m den örtlichen Jugendausschuß. AM der Beratung über die am 1. Mai abzuhaltenden Versammlnngen empfahl der Ausschuß, am Bormittag deS 1. Mai wie in den jjffc»| jähren drei Versammlungen, eine im unteren, �wei im oberen OrtS» teil abzuhalten. Sinige' Redner waren jedoch der Ansicht, daß in Anbetracht der jeweiligen mißlichen Lage des Arbeitsmarktes und deS UmstandeS, daß der 1. Mai auf einen nicht besonders günstigen Tag fällt, zwei Versammlungen genügen würden. Beschlossen wurde, drei Versammlungen stattfinden zu lassen und zioar in deir Lokalen von Hoppe. HermaniiswaraLß e l s ch, Kneseveckstraße, und im Deutschen Wirtshaus«. Bei gstraße. Letztere« Lokal ist in Aussicht genommen, weil das Thiel zum Abriß kommt. Dem Antrage der Vertreter d«r Gttttokum des MaurerverbandcS. ihrer Organisation ein Versc.nm-limgswkal zur Verfügung zu stellen, bewegt. soll stattgegeben werden. Sitzung der Berliner Gl treler der Transportars Gesellschaft ihren An� nach ihrer Legitimation beim Abschluß von Volks bann noch eingehend von der Mmmisston berichtet. Die Ver- eln das Verhalten der Victoria- 'gegenüber. Die Einkassierer sollen eftagt werden. Weiter wird ersucht, lrrungen nicht voreilig zu sein. All- gemein wurde die Meinung vertreten, mit der Victoria-Gesellschaft überhaupt nicht in Geschäftsverbindung zu treten. ES fehlten die Vertreter der Bäcker und Glaser, letztere waren entschuldigt. Märzfeier. Drr hiesige BildungSauSschuß veranstaltet heute abend 8 Uhr bei Hoppe, Hermannstraße 49, eine Märzfeier, in der Genosse Ledebour über das Thema:„Die Bedeutung des 18. März 1848 für die Demokratisierung Deutschlands " spricht; den gesanglichen Teil der Feier hat unser neu gegründeter GesangSchor„Mannergesangverein Rixdorf" übernommen, so daß man wohl annehmen kann, daß die Feier eine in jeder Beziehung des Tages würdige sein wird. Zur Deckung der Unlostcu findet Tellcrsammlung statt. Wilmersdorf . „Der Kampf um die wirtschaftliche Befreiung der Arbeiterklasse" war das Thema, über das Genosse Heitmann in einer Volks- Versammlung sprach, die Dienstagabend im„Luisenpark " zu Wil- mersdorf stattfand. Seiner Aufgabe, der Bevölkerung die Not- wendigkeit der genossenschaftlichen Organisation darzulegen, erledigte sich der Redner in vortrefflicher Weis«. In der Diskussion wies Genosse Winter unter anderem auf die An- feindungen hin, mit denen die Reaktion im allgemeinen und die Regierung im besonderen den Konsumgenossenschaften entgegen- tritt. Da am Sonntag von den Parteigenossen auch ein Flug- blatt verbrcilet wurde, das auf die Wilhelm saue 27 er« richtete Verkaufs st clle des Konsumvereins Charlotten. bürg aufmerksam machte, s« ist zu hoffen, daß auch in Wilmersdorf daö Interesse der Arbeiterschaft«n der konsumgenossenschaftlick�n Betätigung wachsen wird. Mariendorf . Der hiesig« Wahlvrrrin feiert am 20. März sein Stiftungsfest bei Zierock, Kurfürstcnstr. 44. Das gutgewählte Brogramm ver- spricht einen genußreichen Abend, weshalb die Genossen ersucht werden» lebhaft für den Besuch deS Feste» zu agitieren.