i>eS Frankfurter Parlamentes und wegen seiner Theil-nähme am R u m p sparlament ,u zehn Jahren Zucht-hau- verurtheilt, starb in London, bis zum letzten Athem-zuge seinen demokratischen Grundsätzen getreu.— Am1. April ist Otto Leonhard H e u b n e r gestorben. 1848Frankfurter Parlamentler und im Mai 1849 Mitgliedder„provisorischen Regierung" in D r e s d e n, die der Mai-aufstand nach der Flucht des Königs Johann inS Leben rief.Heubner wurde, nachdem die preußische und sächsische Reaktionin innigem Bunde die Dresdener Freiheitskämpfer nieder-kartätscht und abgeschlachtet hatte, gefangen, wegen Hoch-verrathes zum Tode verurtheilt und dann zu l e b e n s-länglichem Zucht Hause„begnadigt". König Johannes„Philalethes", der Wahrheitsfreund, war ein guter Hasser,er ließ Heubner gleich Kirbach, der heute noch die Ketten-male am Fuße trägt, und so manchen andern in Waldheimviele Jahre Wolle spinnen. Erst 1859 ward er in Freiheitgesetzt, aber lange noch schmählich geschuhriegelt. Heubnerschloß sich der Fortschrittspartei an und blieb ein ehrlicherLiberaler.—„Die Vielen." Wenn eZ den Junkern in den Krampaßt, sind sie auch Freunde einer demokratischen Auffassung.Sie, denen der„Herr Omncs", die„blöde Pöbelmchrheit"lind andere Kosenamen fiir den Ausdruck und die Richtungdes Volkswillens geläufig sind, fsprechen sich doch für?)iaioritätsbeschlüsse ans, sobald die Majorität„ihrenWillen thut". Herr v. H e l l d o r ff hat im Kampfe gegendie Tivoligrenadiere die Waffen strecken müssen, das„Kon-servative Wochenblatt" ist eingegangen, nicht an letzterStelle hat die Furcht vor dem drohenden Wettbewerb derAhlwardt und Böckel den Heerhausen der Konservativen zufesterem Gefüge gedrängt. In ihrer Osterwochenbctrachtungschreibt nun die„Kreuz« Zeitung":„Heute, kaum vierAtonale nach dem„Tage von Tivoli", ist alles, was sich„dentsch-konservativ" nennt, unter einem Dach vereint.Tie theoretische Möglichkeit, daß Herr von Helldorf Rechtund wir anderen alle Unrecht haben, bleibt allerdings be-stehen. Daß die besseren Gründe ans feiten der Vielensein müßten, das zu behaupten würde unseren Ansichten an-sich nicht entsprechen. Ebenso wenig aber wärees vernunftgemäß zu meinen, daß etwasverkehrt sein müsse, weil die Vielen es fürrichtig ansehen." Kommt der richtige Augenblick, sowird diese sporadische Erkenntniß dem preußischen Adel miterschöpfender Gründlichkeit durch die unerbittliche Dialektikdes geschichtlichen Prozesses als die einzig fruchtbringendeeingepaukt werden. Was der annoch herrschenden Minder-heir recht nützlich sein, für die Vielen aber ersprießlich, jaerlösend wirken wird.—Der belgische Partetkongreh. Aug Gent meldetWolff's TelegraphifcheS Bureau:„Der Sozialistenkongreßnahm fast einstimmig eine Tagesordnung an, wonach diesrüheren Beschlüsse betreffs des a l l g e m e i n e n S t i m m-rechts aufrechterhalten werden, ein allgemeinerAusstand jedoch in dem Falle unterlassen werden soll,wo die Einschränkungen in bezug auf daS allgemeineStimmrecht ausschließlich auf das Alter oder aus das Rechtder Familienväter, mehrere Stimmen abzugeben, sich be-ziehen würden. Wenn man daS Mehrheitsvotum den Grundbesitzern oder denjenigen, welche ein Diplom über gelehrteoder künstlerische Bildung aufweisen, bewilligen würde,dann sollte der Generalrath der Arbeiterpartei beaustragtwerden, den allgemeinen Ausstand anzubefehlen. Fernerwurde beschlossen, daß die Arbeiterpartei auf dem Kongreßin Zürich vertreten sein solle. Des weitern wurde eineTagesordnung angenommen, in welcher das Stimm-recht für die F r a u e n gefordert wird."— Aus Gentkommt unterm 2. d. M. die Nachricht:„Gegen tausendf ranzösisch e Sozialisten trafen heute aus R o u b a i xunter Fühnmg des Maircs hier ein und wurden amBahnhos von zahlreichen belgischen Sozialisten empfangen.Tie französischen Sozialisten begaben sich sodann nach einemVersammlungslokal, wo Nachmittags 3 Uhr eine Sitzungzur Prüfung der Frage des allgemeinen AuSstandeS abgehalten wurde."—Die französische Ministerkrisis ist noch nicht beendet.Dem Hochschutzzöllner M e l e n e ist es nicht geglückt, einKabinet zu bilden, auch D Up uy ist vorläufig an dieserAusgabe gescheitert.—Panamlno und Panama. Auch Du? kann sichG i o l i t t i jetzt sagen. Auch der Chef des italienischenMinisteriums hat jetzt sein Panamino-Papierchen auf derBrust stecken und steht am Pranger. Wann sitzt er aufder Anklagebank?— CriZpi veröffentlicht seinen Briefwechselmit Lump R e i n a ch, seinem Freunde, Geldgeber undKlienten, in Sachen des Ordensschachers für CorneliusHerz. Crispi sucht sich dadurch zu entlasten. Ob dieBriefe auch die echten.sind, darüber könnte blos Rcinach— und dessen Mund ist für immer geschlossen— oderReinach's Nachlaß— und der wird schon rechtzeitig„verlustrirt" sein— Auskunft geben. Jevenfalls zeigendie Episteln die innige Vertraulichkeit des weilanditalienischen Ministerpräsidenten mit dem schoflen Gründerund Börsenjobber Reinach, den Crispi als„LieberR e i n a ch" oder„Lieber Jakob" anredet.—Der dänische Reichstag hat auch seine letzte Sessionabgeschlossen, ohne ein Budget zu bewilligen. DerGewaltsmensch Estrup, eine SedezauSgabe BiLmarck's,regiert, da er mit der Mehrheit des Parlaments im Kon-siikt ist(seit dem l. April 1385), budgetlos. So ist dennzum neunten Male ein„provisorisches" Budget am 1. Aprilveröffentlicht worden. Doch lange wird dieser Zustand nichtniehr andauern. Auch hier giebt die Angst vor demSozialismus den Ausschlag.„Die offiziösen Organe",schreibt die„National-Zeitnng",„haben für dieZukunft wenigstens den Rückcritt eines oder des anderenälteren Ministers„als nicht völlig ausgeschlossen" bezeichnet,und ist demnach anzunehmen, daß das gestern veröffentlichteprovisorische Budget das letzte seiner Art gewesen sein undman sich bis zum nächsten Jahre bezw. bis zu den Neu-ivahlen 1895 völlig geeinigt haben wird. Auch würde einbis zu diesem Termin fortgesetztes budgetloses Regimentdie von der Linken abgefalleneu„Moderaten"(Gemäßigten)für die Neuwahlen äußerst schlecht stellen; ebenso ist inder sonst überwiegend konservativen Hauptstadt derradikal- sozialistische Wahlsieg bei den Gemeinde-wählen vom 23. März ein ominöses Wetter-»eichen gewesen",-»Rumänien. Die Session deS Parlaments ist biszum 20. d. M. verlängert worden. Die Deputirtenkammernahm den Handelsvertrag mit Frankreich mit83 gegen 28 und den Handelsvertrag mit der Schweizmit 91 gegen 4 Stimmen an.—-Berichtigung. Nicht Stadtrath und Superintendenturz« Riesa, sondern zu Meißen haben unserm Partei-genossen F i n d e ise n das seltsame Ansinnen gestellt, sichmit seiner 82 jährigen Schwiegermamakirchlich trauen zu lassen. Die Riesaer Be-Hörden sind durch die unrichtige Angabe, die auf einemärgerlichen Schreibfehler beruhte, ohne Verschulden in diehochkomische Angelegentheit verwickelt worden.—>eigener Sache. Verschiedene Zeitungen— auchParteiblätter— melden, die Revision unseres RedakteursE n d e r s sei vom Reichsgericht zurückgewiesen und damitdas Urtheil des Landgerichts Berlin auf 9 Monate Ge-sängniß rechtskräftig geworden. Das ist ein Jrrthum undwohl eine Verwechslung. Eine Revision ward allerdingszurückgewiesen— wie von uns auch gemeldet ward—,aber es handelte sich um ein anderes, früheres Er-kenntniß, nämlich um das, wodurch insgesammt.auf eineGeldstrafe von 1250 M. erkannt worden ist.—Nochmals eine Richtigstellung. Wir erhalten folgendeZuschrift:„Die„MagdeburgischeZeitung" druckt einenArtikel aus der„Seehäuser Warte" ab, der nichtnur in echt nationalmiserabler Wahrheitsscheu die betrübendeAngelegenheit M a t t h i e s und meine im„Vorwärts"vom 23. März 1893 veröffentlichte Erwiderung absichtlichentstellt wiedergiebt, sondern auch einen der damaligenGeschworenen, den Fabrikbesitzer und Stadtrath Steinte,eine Erklärung abgeben läßt, deren Anfang lautet:„dieBehauptung des Abg. Stadthagen sei erlogen". DerArtikel schließt mit der Frage, ob ich nichtnunmehr eine Erklärung dahin veröffentlichen werde,„hiernach nehme ich keinen Anstand zu erklären,daß ich mich wieder einmal geirrt habe." DieseFrage muß ich verneinen und kann nieine Erwiderung trotzder Flegeleien der„Magdeburgischcn" und ihrer feigenHintermänner lediglich vollinhaltlich aufrecht er-halten.Selbst die„Magdeburgische' wagt die Thatsache nichtzu leugnen, daß aus die Bejahung der Schuld-frage gegen Matthies die politischeAnstchtdes Angeklagten einen Einfluß gehabt hat.Berlin, 4. April 1893.Arthur Stadthagen, RcichstagZ-Abgeordneter.Paftciuorfjfirfjljm.Auö Biebrich a. Rh. wird unS geschrieben: Am 1. Aprilfand hier die zweite Protest Versammlung gegen dieMilitärvorlage statt. Sie war außerordentlich stark be-suckst und spendete dem Referenten M i e d r e i ch aus Mainz fürsetue Ausführungen lebhaften Beifall. Der Grund des starkenBerfammlungsbesuchs ist wohl auch mit darin gegeben, daß dieArbeiter hiesiger Fabriken gezwungen wurden, zu einer für dieMilitärvorlage in Zirkulation gesetzten Resolution ihre NamenS-Unterschrift—„freiwillig" herzugeben. �Militärischer Boykott.'In Braunschweig ist denMilitärpersonen auch der Besuch des„Hoflägers", wodieser Tage der Reichstags-Abgeordnele Auer über die Taktik derSozialdemokratie sprach, verboten worden und zwar ohne An-gäbe von Gründen. Das„Braunschweiger Tageblatt" bringtdarüber die angeblich„völlig verbürgte Mittheilung, daß dasherzogliche S t a a t s m i n i st er i u m den Polizeidirektorder Stadt Braunschweig aufgefordert hat. ihm alle die Lokalezu bezeichnen, in denen Sozialdemokraten verkehren oder zugelegentlichen Versammlungen zusammenkommen." Weiter bemerkt das Blatt:„Man wird hiernach entweder die eine oderdie andere militärische Sperre, vielleicht auch beide, als Maß-regeln aus politischen Erwägungen zu betrachte» haben undannehmen müssen, daß die hiesigen Saalwirthe, welche ihreLokale hin und wieder Ardeitervereinigungen zur Ver-fiignng gestellt haben— und das ist von diesen Wirthenfast ausnahmslos geschehen—, nach und nach von mili-tärischen Sperren betroffen werden! Unter diesen Umständendarf man den weiteren Schritten der gefährdeten Wirthe, namentlich aber die Entscheidung der Frage, ob es ihnen gelingen wird.diesen Vorgängen gegenüver eine Solidarität der Interessen zuerzielen, mit Spannung entgegensehm. Angeregt ist bereits einAusschluß der gesammten Militärmusik aus allen WirthschastS-lokalen unserer Stadt. Wir wissen nicht, ob, wenn in dieserArt zur Selbsthilfe geschritten werden sollte, die Regimenter nochin der Lage sein wurden, ihre MusikkorpS in der jetzigen Güteund Stärke zu erhalten."Wäre der braunschweigische Landtag eine Einrichtung, dieman Volksvertretung nennen könnte, den Arbeitern und denWirthen würde bald geholfen sein. Von der Solidarität der Wirtheist kaum etwas zu erhoffen. In allen Orten, wo der militä-rische Boykott geübt wird, sind es eben die Wirthe, die ihn durchihre profitgierige Kriecherei vor dem zweierlei Tuch erst möglichmachen, und die deutscheu Gastwirths- Organisationenhaben bei ihren Kongressen viel zu viel mit dtnVergnügungen und mit der Ausgrübelei von Schikanengegen ihre Personale zu thun, als daß sie sich mit sounangenehmen Dingen, wie der militärische Boykott eine? ist, be-schästigen könnten oder wollten.Bei der vorstandswahl'zur OrtS- Krankenkasse siegtein Blankenburg a. H. die sozialdemokratische Liste. ErsterVorsitzender der Kasse ist ebenfalls ein Parteigenosse, der Bürger-meister sungirt als dessen Stellvertreter.» �«VnS Wittenberge wird uns von einem Parteigenossen ge-schrieben: Am letzten Dienstag Abend begab sich unser Ver»trauensmann zu dem Besitzer der Zentralhalle, HerrnD a n n e h l, um dessen Saal, der uns bisher zur Verfügungstand, zur Abhaltung einer sür Ostern geplant gewesenen Volks»Versammlung zu bekommen. Unverhoffter Weise erhielt er dieAntwort, daß uns die Lokalitäten der Zentralhallenicht mehr zur Verfügung gestellt würden. Der Bescheidkam um so unerwarteter, als der Besitzer der Zentralhallevor einigen Monaten, nachdem ihm die Tanz- und Schank-erlaubniß von l Uhr auf 10 Uhr geschmälert worden war. mitBestimmtheit erklärte und dies noch oft wiederholte, daß es derPolizei nicht gelingen werde, ihn zu zwingen, daß er unS seineLokalitäten verweigere. Infolge dieser unschönen Sinnrswaiidlungdes genannteu Gastivirlhs ist die Partei in Wittenberge einst-weilen ohne Saal, was die Gegn-r im Hinblick auf die zu ver-muthende Reichstags-Auflösung wohl besonders im Auge hatten,als sie den Wirth umstimmten. Indessen wird das die Witten-berger Sozialdemokraten zu um so nachhaltigerer Agitation vonPerson zu Person anspornen; den von der Eaalabtrekbeyel«-hofften Nutzen werden die Gegner also nicht haben. Der Wirthjedoch wird seinen Wunsch vollständiger, als ihm liek seindürfte, erfüllt bekommen. Keiner unserer Anhänger in Witten-berge wird sein Lokal mehr besuchen. �Der GegenwartSstaat, wie tt leib« und lebik. Diekönigliche Geschützgießerei in Ingolstadt soll, wie bürger-liche Blätter berichten, 50 sozialdemokratischen Arbeiten, gekün-digt haben. �Tobtenlift« der Partei.'In WandSbeck w«rd« amMittwoch der Maurer P e e m ö l l e r zur letzten Ruhe bestattet.In O f f e n b l» r g ist der Schneider Barak verstorben.Polizeiliches, Gerichtliche»:e.— Wegen Beleidigung de? BreSlauer Landgericht?-»DirektorsSchmidt wurde der Redakteur der„Bergischen Ardeitocstimme",Genosse Hu th in Solingen, zu 300 M. Geld- und denüblichen Nebenstrafen verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte vierMonate GesSugniß beantragt.— Genosse P. Braun, in frühere» Zeit Redwkteur deSBergmannsorgans„Schlägel und Eisen", zuletzt d«S„Braunschweiger Bolksfrellnds", hat in Trier seine im Saar.revier ver-wirkten Gefängnißstrafen verbüßt und ist dieser Tage nachWolfenbüttel überführt worden, wo er noch 10 Monat« Ge-sängniß wegen seiner NedalteurSthätigteit in Brauuschweig zuverbüßen hat.— Um daS Versammlungsrecht der deutschen Arbeiter ist esin Mecklenburg offenbar am allerschlechiesten bestellt. Manlese z. B. folgende Verfügung:„Auf die hierher zur Registratur vom 20. d. M. erstatteteAnzeige von einer Versammlung der Maurer und Zimmerer amSonntag Reminiscere, in welcher der Genosse Johaura Staningkaus Stettin über die Gewerkschaftsorganisationen'.rüher und jetztsprechen wird, wird Ihnen hierdurch eröffnet, daß, wie schon angewöhnlichen Sonntagen für die ganze Dauer dersellben nach derBerordnuila vom S. August 1855,§ 2 sub 4, Quartale der Handwerker und sonstige lärmende Zusammenkünfteverboten sind, so vielmehr in der geschlossenen Zeit(vom SonntagJnvoeavit bis Ostern) nach§ 4 sub 3 leg, cit.„geräuschvolleZusammenkünfte" gänzlich unzulässig sind.Die von Ihnen angezeigte Bersammlung wird deshalb hier-durch polizeilich verboten.Reubukow, den 23. Februar 1303.Der Magistrat.Krüger. C. Klüssendorf.An Herrn Gastwirth Techel hier."Wenn der Magistrat von Reubukow auf grund eine? Gesetze?aus der früheren Generation die Versammlungen organiflrter Ar-bester mu„lärmenden Zusammenkünften" vergleicht, so beweifter, daß er die moderne Arbeiterbewegung mit ihrem sttttgendrnEinfluß auf die Massen auch nicht entfernt kennt.Sozial« Aovsrfirszk:Zum Schneiderstreik. Die Situation ist noch unverändertmit einer größeren Anzahl Firmen ist die Kommission in Unter-Handlung: auch dehnt sich die Bewegung jetzt immer mehr aufdie Geschäfte in den Arvestervierteln aus. Die gestern statt-gehabten Versammlungen waren vom betten Geiste beseelt. DieArbeiter von Klein, Potsdamerstr. 31, wollten gestern demChes die bekannten Forderungen unterbreiten, wurden aber all«aus dem Geschäft gewiesen und entlassen. Pflicht allerKollegen ist es, nur in solchen Geschüften zuarbeiten, welch« von uns als geregelt bekanntgemacht werden. Bewilligt hat Billing, Zimmerstr. 82.Di» Agitationskommissionder Schneider und Schneiderinnen Berlins.Achtung Mechaniker!Der Streik bei der Firma Groos und Graf dauert«nver-ändert fort; wir ersuchen alle Kollegen, den Zuzug strengstensfernzuhalten. Gelder zur Unterstützung der Streitenden werdenim Restaurant Schönemami, Skalitzerstr. 7, entgegengenommen.Daselbst sind auch Listen u. f. w. in Empfang zu nehmen.Der Vertrauensmann.Au» dem GegenwartSstaate. Wie dem Stettiner„Bolls-boten" zu entnehmen ist, sind mit dem 1. April gegen100 S ch t f f s w ä ch t e r, die bisher mit der Beaufsichtigung zoll-Pflichtiger Güter betraut waren, exi st enzlos geworden, weilder Staat zu diesem Zeitpunkte Beamte als Steuerauffeher ein-stellte. Die Schisssivächter hatten«ine Abordnung nach Berlinentsandt, sie kehrte erfolglos zurück.Der Sekretär des parlamentarischen Komitee» derenalischen Gewerkvereine, Herr Ch. Fenwick in London.soll— wie in einer uns anonym zugegangenen gedruckten Mittheilung behauptet ist— an den„Anwalt des Verbandes derdeutschen Gewerkvereine", Dr. Max Hirsch, eine Zuschrift ge-richtet haben, deren wesentlicher Inhalt, unter Fortiassung despersönlichen Eingang? und Schlusses, in wörtlicher Uebersetzungwie folgt laute:„Ein großer Ausstand ist hier feit acht Wochen in dem GlaS-flaschcn-Gewerbe im Gange, und die Streikenden bemerken, daßdie Arbeitgeber die deutschen Arbeiter dazu benutzen, um ihrenheimischen Arbeitern eine Niederlage zu beretten. Die hiesigenArbeiter wünschen ihre deutschen Kameraden von dieser Thatsachezn unterrichten, wissen aber nicht, wie an dieselbenzu gelangen. Wenn Sie irgend welche Führerder Glasarbeiter in Deutschland kennen, so erweisenSie uns eine große Freundlichkeit, wenn Sie ihnen mittheilen.daß hier ein Ausstand wegen Lohnherabsetzung im Gangeist und daß, wenn sie auf irgend welche Art den Zufluß ihrerErzeugnisse nach England, so lange bis der Ausstand beendetist, hemmen können, sie unS einen großen Dienst leisten werden.Wie ich annehme, wird der Sekretär des Glasarbeiter-Gewerk-Vereins Ihnen noch alle bezüglichen Thatsachen miltheiUn."Falls hier keine Mystifikation vorliegt, erscheint daS Ver-fahren des Herrn Ch. Fenwick im allerseltsamsten Lichte. Es istnämlich einfach ausgeschlossen, daß die englischen GlaSmachernicht wüßten, auf welche Weis» sie ihre deutschenKameraden von dem Streik unterrichten könnten. Dasist vielmehr längst geschehen, so daß es desBrlefeS des Herrn Fenwick gar nicht erst bedurste.Er hat wahrscheinlich mit seinem Briefe dem deutsch-freisinnigen Dr. Max Hirsch einen Gefallen erweisen und dervon beiden Herren bestgehaßten Sozialdemokratie einen Tort an-Ihun wollen, hat dabei aber nur erreicht, daß wir erfahren, wieschlecht Herr Fenwick. dieser fanatische Anhänger des alten TradeUnionismus, der auf die kapitalistische Gesellschaftsordnung Steinund Bein schwört, selbst in ganz einfachen gewerkschastlichea An-gelegenheiten unterrichtet ist. Daß dies keine übertrieben scharfeKritik sein kann, dürfte sich durch die Thalsache erweisen, daßdie Glasmacherorganisationen der Hauptländer Europas, darunterdie Deutschlands und Englands, eine internatio-n a l e Vertretung ihrer Interessen besitzen, die von englischenGlasmachern geleitet wird. Diese muß demnach auch dieAdressen der ihr augehörigen deutschen Organisationen in Händenhaben. Das Verfahren des Herrn Fenwick ist um so illoyaler,alS die deulfchm und österreichischen'Preßorgane der Glasmachersowohl wie der übrigen sozialdemokratischen Arbeiter und darunterauch der„Vorwärts" seit Wochen über den Streik der englischenGlasmacher ausführlich berichtet baden.,,,-