den Sozialdemokraten) zumal da er Familie üat.(Hörti hört! Ich möchte die Militärverwaltung dringend bitten, den Mann für die schweren Nachteile zu entschädigen, die er in der Untersuchungs» Haft erlitten hat.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Das Kapitel wird bewilligt, ebenfalls eine Reihe weiterer Titel. Hierauf vertagt das Haus die Wciterberatung auf Dienstag 2 Uhr.(Auverdem Penfions- und Jnvalidenfonds; 3, Lesung des AutomobilgesetzeS.) Schlug tiV« Uhr. _ parlamcntanrcbcö. Aus der Bubgetkommission des Reichstag?, (42. Sitzring, 22. März.) Bei der Beratung des Allgemeinen WerftbetrieveS fragt Genosse Ledebour an, ob und inwieweit bei Vergebung von Arbeiten die vom Reichstag gefafete Resolution beachtet worden sei: in erster Linie die Unternehmer zu berücksichtigen, welche die mit den Arbeiterorganisationen vereinbarten Lohntartfe anerkannt hätten. Admiralitätsrat Hanns entgegnet, daß hierüber nicht ein einzelnes Ressort, sondern der Bundesrat zu entscheiden habe. dessen Entschließungen dem. Reichstage zugestellt würden. Genosse Ledebour findet diese Anttvort in jeder Beziehung ungenügend. Jedenfalls aber stehe fest, daß der Bundesrat es bisher nicht für der Mühe wert gehalten habe, zu der Resolution Stellung zu nehmen. Das zeuge von geringem Respekt dem Reichstage gegenüber. Dieser müsse aber verlangen, daß seine Resolutionen beachtet werden und der Bundesrat hierzu feine Entschließungen bis zur nächsten Budgetberatuug fasse, damit der Reichstag wisse, woran er sei. Er empfehle, das Gehalt des Reichs- ikanzlcrS solange nicht z» bewillige», bis die Beschlüsse deS Bundes- rats über die ihm überwiesene» Rcsolutione» vorliegen. Abg. Erzberger beklagt sich gleichfalls über die dilatorische Behandlung dieser Frage durch den Bundesrat und wendet sich gegen den Abg. Semler, der den Bundesrat zu entschuldigen versucht hatte, weil der Reichstag zu viele Petitionen fasse. Abg. L e'o n h a r d t behauptet, daß bei der Vergebung von Arbeiten die Marineverwaltung vielfach in einer Weise verfahre, welche die schärfste Kritik herausfordere. So sei ihm ein Fall be- kannt, wo die Scheibeureparatur in Stundenlohn vergeben sei, was — da jede Kontrolle fehle— dem betreffenden Unternehmer einen Reingewinn von mindestens 60 iXX) M. jährlich bringe. Einer Antwort wurde Abg. Leonhardt von der Marine» Verwaltung nicht gewürdigt!— Die Kommission setzte von den geforderten 4 öö2 000 M. 100 000 M. ab. Von dem Titel„Instandhaltung der Schiffe und ihres Inventars", für welchen 22 040 000 M. eingestellt sind. werden mit Rücksicht auf den Rückgang der Matertalienpreise 600 000 Mark abgesetzt. Beim Titel.Zentralverwaltung für das Schutz» gebiet Kiautschou" bemängelt Erzberger die hohen Ver- waltungskosten: das Gebiet sei nicht größer als der Bundesstaat Bremen , so daß die für die Zentralbehörden aufgewendete Summe von 146 000 M. viel zu hoch sei. Die Kommission einigte sich auf eine Resolution, in welcher eine Vereinfachung der Zentral- Verwaltung verlangt wird. Bor Eintritt in die Beratung über die»einmaligen Aus- g a b e n � beantragt Genosse Singer, die Beratung so lange auszusetzen, bis der Reichskanzler über die Richtigkeit der vom englischen Prcmiermiuister Asquith in bezug auf die an die deutsche Regierung gerichtete Anfrage der Budget- kommission Auskunft gegeben habe. Der Vorsitzende Frhr. v. G a m p wendet sich gegen den Antrag und verweist auf das Schreiben des Reichskanzlers, in welchem es heiße,»daß er in Aussicht genommen habe, dem Herrn Staatssekretär b. Schoen eine Erklärung abgeben zu lassen, soweit ihm d aS ei n fch läg i g e, noch zu beschaffende Material das für nützlich erscheinen lasse". Der Reichskanzler sei also zurzeit garnicht in der Lage, die gewünschte Auskunft zu erteilen, weshalb er(Gamp) von einer Vertagung der Beratung deS Marineetats abzusehen bitte. Genosse Singer entgegnet, daß der angeführte Grund nicht stichhaltig sei; denn was wolle der Kanzler noch für Material be- schaffen? Es handle sich einfach darum, ob die im englischen Unter« haus gemachten Mitteilungen, daß die englische Regierung mit Vor» schlügen zu einer Ermäßigung der Schiffsbaulasten an die deutsche Regierung herangetreten sei, diese aber jede Unterhandlung darüber abgelehnt habe, wahr sei oder nicht. Hierüber solle der Reichskanzler Auskunft geben; die Kommission habe die Auskunft gewünscht, um j« nach dem Ausfall der Antwort daraus budgetärr Konsequenzen zu ziehen. TS fehle jeder Grund, den gefaßten Beschluß aufzuheben. Im Gegenteil: wenn er nicht gefaßt w äre, so müßte er angefichtS der allgemeinen Erregung, die nach den englischen Mitteilungen sich überall zeige, jetzt erst recht gefaßt werden. Ohne Zweifel werde die Angelegenheit beim Reichsmarineamt im Plenum behandelt werden, bevor der Etat deS Reichskanzlers in der Kommission er- örtert worden sei. Die Kommission einigt sich schließlich dahin, in der Beratung d«S Marineetats fortzufahren, die Titel 16—22, welche lauter e r st e Raten enthalten, auszusetzen und vor ihrer Erledigung den Etat»Reichskanzler und Reichskanzlei� auf die Tagesordnung zu setzen. Eine längere Debatte entspann sich über die Vergebung der Lieferung von Panzerplatten und die Monopolstellung, welche hierbei die Firma Krupp einnehme. Graf Oppersdorfs teilt mit, daß die anderen Firmen sich scheuten, Offerten zu machen, weil die Schießproben auf dem der Firma Krupp gehörenden Schießplatz bei Meppen abgenommen wüxden und weil man von ihnen verlange, daß sie bei billigeren Preisen besseres Material liefern. Genoffe Singer führt aus, daß wir bisher ohne Zweifel zu viel bezahlt hätten; denn es sei ganz ungeheuerlich, daß bei der Festsetzung der Selbstkosten 10 Prozent Dividende mit hineingerechnet worden seien. Die Beratung wurde hier abgebrochen. Nächste Sitzung DienS- tag. Auf der Tagesordnung steht als erster Punkt der Etat deS Reichskanzlers, wobei voraussichtlich die Vorgänge im englischen Unterhause zur Erörterung kommen werden. Die Berggesetzkommission be» Abgeordnetenhauses hielt am Freitagabend wieder eine Sitzung ab. Nachdem in der letzten Sitzung beschlossen worden war, daß der Arbeiterausschuß durch die Sicherheitsmänner gewählt werden soll, gelangte jetzt der konservative Verschlechterungsantrag, der die Vorlage ersetzen soll, gur Beratung. Zunächst stand Z 80 i zur Debatte. Er lautet: „Auf denjenigen Bergwerken ooer selbständigen Betriebs» anlagen, auf welchen in der Regel mindestens 100 Arbeiter be- schäftigt werden, müssen Sicherheitsmänner(§ 30 f, g) und ein Arbeiterausschuß(8 80 k, i) vorhanden sein." Von sozialdemokratischer Seite und vom Zentrum wurde be- Antragt, statt 100 Arbeiter 20 zu setzen. Der Antrag wurde mit allen gegen 8 Stimmen abgelchnt. Sodann kam Z ,80 k n zur Beratung: „Die Zahl der Sicherheitsmänner ist so zu bestimmen, baß auf jede zur Zeit der Wahl bestehende Steigerabterlung ein Sicherheitsmann entfällt." Hierzu beantragte der sozialdemokratische Vertreter, daß ans eine Steigerabteilung„mindestens" ein Sicherheitsmann ent- falle. Der Antrag wurde gegen die Stimme des Antragstellers abgelehnt. s 80 k, b bestimmt: 1. Die Wahl der Sicherheitsmänner erfolgt nach Steiger- abteilungen. Jede Steigerabteilung wählt aus ihrer Mitte einen Sicherheitsmann; hie Wahl ist unmittelbar und geheim. Der sozialdemotratifche Vertreter beantragte, die Wahl der Vertreter für alle Steigerabteilungen gemeinsam nach den Grundsätzen der Verhältniswahlen vorzunehmen. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt gegen zwei Stimmen. Nunmehr gelangten die Bestimmungen über das aktive Wahlrecht zur Beratung. Diese lauten: 2. Zur Wahl berechtigt sind nur bolljährige Arbeiter, welche seit Eröffnung des Betriebes oder mindestens ein Jahr ununter- brachen auf dem Bergwerk gearbeitet haben. Von sozialdemokratischer Seite wurde beantragt, daß alle zur Zeit der Wahl auf dem Bergwerk beschäftigten Arbeiter Wahl- berechtigt sein sollen. Das Zentrum beantragte, daß alle voll- jährigen Arbeiter, welche mindestens ein Jahr Bergarbeit ver- richtet haben, das Wahlrecht besitzen sollen. Dagegen verlangten die Nationallibcralen, zur Wahl berechtigt soll nur der Arbeiter sein, der mindestens 25 Jahre alt ist und der unterirdischen Beleg- schaft seiner Grube ununterbrochen entweder seit Eröffnung dqs Betriebes oder feit mindestens drei Jahren angehört. Ueber diese Anträge wurde lebhaft debattiert. Der Minister erklärte sich gegen diese Beschränkungen, die die Nationalliberalen schaffen wollten. Die Freikonservativcn waren damit einder- standen, sie haben angeblich keine guten Erfahrungen mit den Ar- beiterausschüssen gemacht. Der nationalliberale Antrag wurde im Laufe der Debatte zurückgezogen, was die Frcikonservativen lebhaft bedauerten. Der Sozialdemokrat betonte, daß, wenn man solche Beschränkungen einführe, eS doch besser sei, man überlasse den Werkbesttzern die Auswahl der Sicherheitsmänner. ES sei ganz un- gerechtfertigt, Bedingungen an daS Wahlrecht zu knüpfen, die nicht von dem Arbeiter abhängig sind. Wenn ein Arbeiter noch nicht ein volles Jahr auf der Grube beschäftigt ist, so ist das nicht Schuld des Arbeiters; da aber auch dessen Leben und Gesundheit zu schützen ist, so muß ihm auch die Möglichkeit gegeben werden, die Auswahl der Personen mit vorzunehmen, die für seinen Schutz eintreten sollen. Der sozialdemokratische Antrag wurde gegen eine und der Jen» trumSantrag gegen 7 Stimmen abgelehnt. Ueber Las passive Wahlrecht bestimmt die Vorlage und der konservative Antrag folgendes: Die Sichcrheitsmänner müssen mindestens 30 Jahre alt fein und feit Eröffnung des Betriebes oder mindestens drei Jahre un- unterbrochen auf dem Bergwerke gearbeitet haben. Sie müssen mindestens 5 Jahre unterirdisch und davon mindestens 2 Jahre als Hauer beschäftigt geivesen sein. Wähler und Stcherheits. männer müssen die bürgerlichen Ehrenrechte und die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen, die Sicherhcitsmänner überdies der deutschen Sprache in Wort und Schrift mädhtig sein. Eine Unter- brechung der Arbeit liegt nicht vor, wenn Arbeiter unmittelbar nach Beendigung einer militärischen Dienstleistung, eines Aus- Standes oder einer Aussperrung wieder zur Beschäftigung auf »emselben Bergwerk angenommen werden, ohne inzwischen auf einem anderen Bergwerk beschäftigt gewesen zu sein. Hierzu wurde von den Sozialdemokraten und vom Zeqtrum beantragt, das Alter auf 25 Jahre und die ununterbrochene Be. schäftigung auf ein Jahr herabzusetzen. Die Nationalliberalen waren hier wieder bereit, erhebliche Verschlechterungen herbeizu- führen. Sie beantragten, daß als Vertreter nur gewählt werden könne, wer 30 Jahre alt ist, und dann 2. der unterirdischen Belegschaft seiner Grube entweder seit Eröffnung des Betriebes oder ununterbrochen mindestens V Jahre als Hauer angehört; 8. feit 5 Jahren nicht wegen Uebertretung bergpolizeilicher Vor- fchriften bestraft worden ist; 4. weder selbst Gast- oder Schankwirtschast betreibt noch den- selben Hausstand mit einem Angehörigen teilt, der ein solches Ge- werbe betreibt, und 5. nicht Knappschaftsinvalide ist. Die Bestimmungen über bjährige ununterbrochene Beschäfti» gung und wegen Uebertretung polizeilicher Vorschriften zogen die Nationalliberalen im Laufe der Debatte zurück. Sie behielten sich aber vor, für die zweite Lesung eine bessere, d. h. für die Arbeiter ungünstigere Fassung zu beantragen. Bei der Abstimmung wurden die Anträge, daS Alter auf 25 Jahre herabzusetzen, mit allen gegen 0 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten nur die Sozialdemokraten, das Zentrum, die Polen und Freisinnigen. Die Herabsetzung der ununterbrochenen Beschäftigung auf ein Jahr wurde mit allen gegen zwei Stimmen(Sozialdemokrat und ein Zentrumsmitglied) abgelehnt. Ebenso der Zentrumsantrag be- züglich der einjährigen Bergbauarbeit. Gegen die Stimme des Antragstellers wurde auch der Antrag der Sozialdemokraten, hinter unterirdisch einzufügen:»oder im Tagebau" abgelehnt. Der Antrag Hirsch, betreffend die Gastwirtschaft, wurde mit 16 und der bezügltch der KnappschastSinvaliden mit 13 Stimmen an» genommen. Dann wurde über den dritten Absatz des Z 80 k V beraten, der lautet: Die Sicherheitsmänner sind auf mindestens ein und auf höchstens fünf Jahre zu wählen. Der Wahltermin ist 4 Wochen vor der Wahl bekanntzugeben. Der Sozialdemokrat beantragte, statt fünf Jahr« drei Jahre zu setzen, das Zentrum wollte vier Jahre festgesetzt wissen. Diese Anträge wurden jedoch mit vier bezw. neun Stimmen abgelehnt. Danach wurde die Beratung abgebrochen. »• Der Erfolg der ersten Beratung bezüglich des Wahlrechts und der Sicherhcitsmänner ist also, daß die Nationalliberalen mit ihren Verschlechterungsanträgen durch- gedrungen sind. Bei der zweiten Lesung werden wir noch schönere Dinge erleben. Nach dem bisherigen Gang der VerHand- lungen ist gar nicht darauf zu rechnen, daß irgend welche Ver» besserungen in der Gesetzesvorlage Aufnahme finden. Die Freunde der Bergarbeiter stehen einer kompakten arbeiterfeindlichen Ma- jorität gegenüber._ Der KapstaNsmus in der Glaslndnftrle. Vor einigen Monaten zirkulierte die Mitteilung durch die Presse, daß ein Ingenieur Owen eine Maschine erfunden habe, die selbsttätig und unabhängig von jeder Handarbeit die Mässenher- stellung von Glasflaschen möglich macht. Ueber diese Erfindung hatten auch wir berichtet. Die Einführung dieser neuen Flaschen. Maschinen bedeutet für die Glasindustrie ein wichtiges Ereignis. Hat sich doch durch die Owensche Maschine auch hier die Maschinen. Wirtschaft angekündigt, um den gelernten Arbeiter durch den un- gelernten Arbeiter und durch die mitarbeitende Frau zu ersetzen. ?in einer Sammlung technisch-volkswirtschaftlicher Mono- ien. die kürzlich L. S i n z h e i m e r im Verlage von Klink- Hardt herausgegeben hat. wird auch der EntWickelung der Glas» industrie eine besondere Studie gewidmet. Es zeigen sich auch hier interessante Wechselbeziehungen zwischen den Fortschritten der Technik und der Neuorganisation der Arbeit, die in jeder Etappe notwendig wurden. Zunächst macht sich der Einfluß der Tecbnik in der Glasindustrie auf die Veränderung des ProduktionSorteS geltend. Noch in den ersten Jahrzehnten deS 19. Jahrhunderts ehen wir den Standort der deutschen Glashütten fast nur in den waldreichen Gegenden gelegen. Der Spessart und der Schwarzwald , Bayern , Thüringen und Schlesien sind die Gebiete, in denen die Glasfabriken ihren Sitz haben. Vor allen Dingen aber war es Böhmen , das alle anderen Gebiete Deutschlands durch die Menge und die Güte der Produkte übertraf. Heute dagegen hat sich nur ein Teil der Glasindustrie in diesen Gegenden erhalten können, deö größte Teil ist aus den Waldungen in die Ebenen, in die Nähe der Kohlenlager gezogen. Die Ursachen dieser Veränderungen des Produktionsüandortes liegen vor allen Dingen in der Aenderung der Feüetungstechnik. An Stelle des HokzeS als Brennmakerial trat die Anwendung der Kohle; die Glasindustrie siedelte sich daher vornehmlich in den Kohlengebieten an, an der Saar , am Rhein und in Schlesien . Weiter zeigt sich auch hier die Wirkung der Technik auf die Produktivität der Arbeit und auf die Ermäßigung der Produktions- kosten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war es Friedrich Siemens, der durch das sogenannte Regenerativ-Gasshstem die Produktion auf eine neue Grundlage gestellt hat. Nicht nur konnte man jetzt viel höhere Temperatur als bisher erzielen; man hatte auch ihre Regelung völlig in der Hand, ohne von Zufälligkeiten ab- hängig zu sein, die früher so oft die Ofenhitze plötzlich gesteigert oder wieder vermindert hatten. Die Anwendung dieses neuen Heiz- systems brachte eine eminente Brennstoffersparnis und kürzte den Schmelzprozeß erheblich ab. Eine andere wesentliche Verbesserung lag in der Veränderung der Stoffe. Bis zum Ende deS 18. Jahr- Hunderts waren die in der Glaspröouktion verwendeten Rohstoffe Naturprodukte, Rohsoda, Quarz, Pflanzenasche. Durch die Entdeckung von Leblanc wurde erreicht, aus Koch- falz Soda in unbegrenzten Mengen herzustellen. Es beginnt da- m:t zugleich die Ausbildung der technischen Großindustrie, die durch die Analysen und Produktionsmethoden die billigen Ersatzprodutte für die Glasfabriken herstellen konnte. Die Technik bewirkte dann auch noch eine weitere Steigerung der Produktivität durch die Ver- änderung in der Menschenkraft. Die Stuhlarbeit, wie die Her- stellung der Glasgegenstände aus freier Hand genannt wird, wird verdrängt durch die Formarbeit, die flüssige Glasmasse wird durch mechanische Hilfsmittel in eine Form getrieben und dann gepreßt. Hand in Hand mit diesen Verbesserungen geht die Arbeits- t e i l u n g. Noch End« des 18. Jahrhunderts hatte z. B. in Franken ein Glasmeister nicht nur das ganze Werk zu dirigieren, sondern auch den Ofen zu bauen, die Schmelztiegel zu verfertigen und die Mischung der Glasmaterie zu besorgen. Neben den eigentlichen Glasmachern waren nur noch die eigentlichen Ofenheizer beschäftigt. Eine ganz andere Arbeitsteilung dagegen zeigt eine moderne Glashütte . Für die Verarbeitung des Glases vor dem Ofen sind die qualifizierten Arbeiter beschäftigt. Der gelernte Arbeiter ist hier immer noch notwendig, weil das gleichmäßige Aufblasen des Glases. die Verteilung der Wandstärken in der gewünschten Gleichmäßigkeit sich erst durch langjährige Uebung und sorgfältige Ausbildung er- lernen läßt. Besonders die Erzeugung der oft so kunstvoll verzierten Kristallgläser und anderer LuxuSgegenstände erfordert ein sorg- fältig geschultes Arbeiterpersonal. Neben dieser Arbeiterkategorce aber kommen noch diejenigen Hilfskräfte in Frage, die nicht uu- mittelbar an der Glascrzeugung beteiligt sind. Hier findet mau die handwerksmäßig ausgebildeten Hafcnmacher, Tischler und Schlosser, welche die Hafen. Ofensteine, Holz- und Metallformcu und Werkzeuge anzufertigen haben. Außerdem wird noch eine große Zahl ungelernter oder höchstens angelernter Arbeitskräfte ver- wendet. Zu ihnen gehören die Leute, welche die Zerkleinerung und sonstige Zubereitung der verschiedenen Materialien besorgen, ferner die Äohlenwärter, Schürer, Packer und dergleichen. Je mehr in der Glasindustrie die Massenfabrikation vorwärts schreitet, desto geringer wird die Zahl der gelernten Arbeiter, desto umfassender kann die Maschine eingeführt lverden, die dann wiederum nur ungelernte oder angelernte Arbeitskräfte benötigt. Am klarsten zeigt sich die Erscheinung heute schon bei der F l a s ch e n fa b r i k a t i o n. Die Owensche Flaschcnmaschin« ist die vorläufige Lösung des Problems, auf diesem Gebiete die Arbeit der Menschen auszuschalten. Die vielen Versuche, die seit den achtziger Jahren nach dieser Richtung gemacht wurden, haben end- lich in den letzten Jahren ihr Ziel erreicht. Allerdings hatte man schon längere Zeit die sogenannten Flaschenblasemaschinen in An- Wendung, die an Stelle der Lungenkraft des Arbeiters die Wirkung eines Pretzluftgebläses setzten. Die bewegende Kraft wurde ent- weder durch Dampfmaschinen oder auf elektrischem Wege hervor- gebracht. War auch die Arbeit des Blasens von der Maschine übernommen, so hatte der Arbeiter selbst das Glas aus dem Ofen zu schöpfen und in die Form einzugießen, den Luftzutritt zu regulieren und die fertige Flasche wieder herauszunehmen. Dieses System machte daher auch den gelernten Arbeiter noch nicht überflüssig, da lange Uebung und Vertrautheit mit der Behandlung geschmol- enen Glases nötig war. um gerade die richtige Menge GlaS in er Form einzufüllen. Die spater konstruierten Maschinen gingen wieder einen Schritt weiter und übernahmen auch die Regulic- rung des Luftzutrittes, so daß dem Arbeiter nur das Aufnehmen des' Glases derblieb. Die Stärke des Luftdruckes wird dabei durch ein Manometer und die Zeitdauer durch ein Uhrwerk erkenntlich gemacht. Das System Owens hat auch die Arbeit des Glasaus- nehmens der Maschine übertragen, so daß nun ein vollkommer. automatischer Betrieb eingerichtet ist. Durch regelmäßig« Um- dvehung tauchen die sechs Arme der Maschine in die Wanne ein, durch saugende Luitwirkung wird das genau gewünschte Ouanhirn herausgeschöpft und die Flasche in eine Vorform und in eine End- form ausgeblasen. Je vier Flaschen werden auf einmal auto- matisch in einer Verschmelzmuffel vollendet und schließlich gleich- falls auf automatischem Wege in den Kühlofen abgelegt. Natürlich hat den Vorteil dieser technischen Erfindung sich nur der Kapitalist zunutze gemacht. Kaum wurden die ersten Mit- teilungen über erfolgreiche Versuche bekannt, die der Ingenieur Owen mit seiner Maschine ausführte, so legten die vereinigten Unternehmer diese Erfindung mit Beschlag. Der europäische Verband der Flaschen fabriken hat die Owenspatente für 12 Millionen Mark gekauft und wird nun die Anwendung der Maschinen und die Regelung der Produktion einheitlich vor- nehmen. So hat diese wichtige Erfindung auch hier zü einer Art Trustbildung geführt und die Leitung der Produktion zentralisiert. Die Glasindustrie, besonders in der Flaschenfabrikation, be- sitzt jetzt eine Arbeitgeberschaft, die mit allen, auch klar gegen das Gesetz verstoßenden Mitteln die Arbeiterbewegung niederzuringen sucht. Nach oen Bestimmungen der Bereinigung deutscher Flaschen- fabriken müssen sich die Mitglieder„unter Ehrenwort verpflichten, von anderen Mitgliedern keine Arbeiter zu beschäftigen, welche als Aufwiegler tätig sind und sozialdemokratische Tendenzen verfolgen." Desgleichen haben die Vereinsmitglicder die Verpflichtung,„die Namen derjenigen Arbeiter sich gegenseitig mitzuteilen, welche von ihnen als Aufwiegler oder wegen Hervortretenz einer sozialdemo- kratischen Gesinnung entlassen worden sind." Trotzdem ist die Staatsanwaltschaft gegen die Glasbarone noch nicht mit einer An- klage vorgegangen. Der Kapitalismus führt also auch hier zu den gleichen Er- scheinungsformen, wie in anderen Industrien. Die Maschinen- arbeit verdrängt die Handarbeit, unterdrückt den Kleinbetrieb und führt zu immer erbittertem gewerkschaftlichen und politischen Klassenkampf, der zwischen Arbeiter und Unternehmer geführt werden muß._ Hus der Partei. „Fluchtverdacht." Zu Straßburg i. G. wurde bekanntlich der Parteisekretär Genosse Knauf wegen angeblicher Majestätsbeleidigung ver- haftet. Seine Beschwerde gegen die Hafkanordnung wurde gestern abgelehnt. Es soll— Fluchtverdacht vorliegen. Selbstverständlich ist der Fluchtverdacht vollkommen unbegründet. Der Landesvorstand der elsaß -lothringischen Partei hat Schritte unternommen, um die Haftentlassung gegen Kaution zu erlangen. Zur Maifeier. Die Parteigenossen in Altenburg und Ronneburg (Sachsen-Altenburg) haben beschlossen, von einer Tagesfeier am 1. Mai abzusehen. Von der Arbeitsruhe soll gleichfalls Abstand gc- nommcn werden. Das Schwergewicht der Feier soll auf die Abend- Veranstaltung gelegt werden. In Eisenberg und Schmölln dagegen wird— soweit es möglich ist— der 1. Mai durch Ar» beitsruhe gefeiert.
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