Einzelbild herunterladen
 

Nr. 1.

Gricheint täglich außer Montag Abonnements Preis für Berlin : Bierteljährlich 3,30 Mart, monat Eid 1,10 Mart, wöchentlich 28 Vfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 6 Bfg. Gonntags: Nummer mit bem ,, Sonntags: Blatt" 10 fg. Boft- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschlandu.Desterreich- Ungarn 2 Marf, für das übrige Ausland s Mart pro Monat.. Eingetragen in der Boit Zeitungs- Preisliste für 1891 unter Nr. 6469.

Vorwärts

8. Jahrg

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgefpaltene Betitzeile oder beren Baum 40 fg., für Vereins- und Berfammlungs Anzeigen 20 Big. Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Zie Expedition ist an Wochentagen bis 1 11hr Mittags und von 3 bis 7 Uhr Nachmittags, an Gonn: unb Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.

Geenspreizer: Amt 6. Mr. 4106.

Berliner Bolksblatt.

Bentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Freiheit.

reiheit! Freiheit!

Steige

Du Wunderport, du Wunderwort!

Du Jubegriff der herrlichsten der Lieder,

Wie flingst du in des Menschen Seele wieder!

Ein Wunderwort, ein Wunderhort,

Der alles Schönste in sich birgt, Der alles Schönste cus fich wirkt! Freiheit! sie wird nicht ohne Mühe dein; Bill wie ein schönes Weib errungen sein.

Donnerstag, den 1. Januar 1891.

Zum Nenen Jahre 1891.[

-

Nur kämpfend dringst du vor

Bu ihrem köstlichen Genuß,

Nur wenn du sagst: Ich weiß, ich muß Und kann nicht anders!

Du bist nicht frei, wenn du das Schlechte willst, Du bist nicht frei, wenn du erwählst, Was dir bequeme Freuden schafft, Ein Sklave bist du deiner Leidenschaft. Doch führt der Weg zur Schönheit auch durch Noth, Droht er im Kampfe selbst den Tod,

-

-

-

Expedition: Beuth- Straße 3.

Doch du erkennst und weißt, du mußt,

Und vorwärts gehst du mit jauchzender Lust, Bleibst deinem Biel pollendet treu, Dann bist du frei!

Die Schönheit ist des Werdens Ende, Die Schönheit ist des Werdens Biel, Bollendetes Gezwungensein,

Den Weg zu wandeln vollbewußt Nach diesem Ziel ist Freiheit! Freiheit!

-

-

Leopold Jacoby .

Bum Meuen Jahr! erften Blick einen neuen Kurs" der Sozialreform zu ver- hoben hatte, an dem die Arbeiter aller Länder den heißen schienen, und die ganz geeignet waren, eine nicht internationalen Proletarierbund feiern- Die Jahreswende bietet, nach allgemeiner und sehr durchaus zielbewußte Partei in Verwirrung zu bringen. wurde am 1. Oftober das Sozialistengesez fang- und natürlicher Gitté, den Anlaß zu einem Rückblick in die Wir hatten alle Parteien gegen uns und mußten Front flanglos nicht begraben, das wäre zu viel Ehre ges Vergangenheit und zu einem Borblick in die Zukunft machen gegen alle und unser Kurs blieb immer der wesen, nein verscharrt, bei Seite geschafft, wie irgend ein wir lassen die Ereignisse und Vorgänge des dem Abschluß alte vorwärts, vorwärts zum Sieg! Ding, das Ekel einflößt.- zueilenden Jahres noch einmal vor uns vorübergehen, und Der 20. Februar sprengte die Realition der Real- Die Sozialdemokratie hielt amt 1. Oftober Rückschau Schauen dann dem kommenden Jahr froh ins Angesicht. tionsparteien, genannt Rartell, zerbrach das Sozialisten- und Heerschau- und am Jahrestag der Entdeckung von Für uns Sozialdemokraten ist die politische Inventur- gefey und warf das Postament um, auf welchem der Amerika- 12. Oftober- traten die Erwählten der Aufnahme diesmal eine besonders erfreuliche Beschäftigung: größte der Demagogen des Kapitalismus-Fürst Bis- deutschen Arbeiterklasse zum Kongreß in Halle zus wir haben auf eine Reihe großer Erfolge zurückzuschauen. marc- fein Jch aufgepflanzt und eine Familiendynastie, sammen, der am 18. Oktober, dem Jahrestag der Völkers Als einer unserer Abgeordneten am Schluß des mit erblichem Hausmeierthum zu begründen versucht halte. schlacht von Leipzig , seine Aufgabe: die Reorganisation der vorigen Jahres im Reichstag erklärte: Wir haben das Am 18. März für Gewalthaber ein ominöses Partei vollendete. Sozialistengesetz besiegt die nächste Wahl wird eine Datum- wurde das Urtheil des 20. Februar an dem

www

"

--

für uns ergeben", da glaubten selbst viele Parteigenoffen, Politik vollstreckt: Die Prophezeiung sei zu fühn.

Million- anderthalb Millionen Stimmen Urheber des Sozialistengeſetzes und der Millionärzüchtungs Rongreß waltete, zerstörte die thōrichten Hoffnungen unfever Die wunderbare Eintracht, die auf dem Halleschen er wurde lebendig Die Nemesis hatte ihn ereilt, und was sie noch übrig ließ Feinde auf selbstmörderischen Bruderzwist der deutschen Und der 20. Februar 1890 hat sie im vollsten an Sympathie für den Gefallenen, das zerstörte dieser Sozialdemokratie- dennoch wurde das alberne Lügen Umfange wahr gemacht. selbst in wahnsinniger Verblendung. Die hat falsche, mit märchen von Spaltungen" von der gegnerischen Presse Der 20. Februar 1890 ist ein weltgeschichtliches allen Listen, Kniffen und Künsten zu ungeheuerlichen gedankenlos weiter verbreitet. Unsere Feinde nennen das Datum er bedeutet den endgiltigen Sieg der sozial- Dimensionen aufgeblähte Größe ein jäheres und schmäh. geistigen Kampf". demokratischen Idee und Weltanschauung über die mecha- licheres Ende genommen. Es ist zwar eine alte und gute Erfahrungsregel, daß nische Gewalt die Bankrotterklärung des Sozialisten- Und dem Schöpfer mußte fein Wert folgen. Nach- man den Feind nicht verachten soll; es ist aber wirklich geseges, feiner Urheber und des Systems, dem es ent- dem das Fiasto der internationalen Arschwer, unsere Feinde nicht zu verachten. Haben sie flossen. beiterschuh- Ronferenz aller Welt klar geworden jemals den Versuch gemacht, unsere Ziele vorurtheilslos

-

Um die Tragweite und Bedeutung des Tags voll war, und nachdem die deutsche Sozialdemokratie noch, gemäß ins Auge zu faffen, mit unserem Programm sich bekannt zu begreifen, müssen wir uns ins Gedächtniß zurückrufen, dem Beschluß des Internationalen Arbeiterkongresses zu Baris, zu machen? Haben sie jemals die allgemeinen Verhälts daß heute vor 12 Monaten Fürst Bismard noch fest trotz aller Hindernisse von oben, trotz des verzweifelten nisse und die Fragen, um welche der politische Partei­im Eattel saß", daß 16 Tage vor dem Wahltag die Widerstandes der Unternehmersippe den ersten Mai fampf fich dreht, zu erforschen getrachtet? Haben sie Raiserlichen Erlaffe" veröffentlicht wurden, die auf den auch für Deutschland zum Fest tag der Arbeit er jentals Ernst, Würde, Muth in dem Kampfe mit uns ge­

Feuilleton.

Nachbrud verboten.)

Bei Mama.

Noman von Arne Garborg .

I.

#

"

[ 1

zu Grunde liegenden Bertrages, dessen Abschrift mitfolgt, ebenjo gut wie die übrigen Kinder versorgen; allein da er feinen Schritt gethan hat, dieser Pflicht nachzukommen, weiß sich die Mutter, welche hier in dürftigen Umständen lebt, teinen anderen Ausweg, als um eine amtliche Resolution in Betreff des jährlichen Beitrages anzusuchen.

Wenngleich er es als zweifelhaft betrachtet, daß die Sache durchführbar sei, hat der Gefertigte es dennoch Frau Holmsen nicht abschlagen wollen, den Herrn Amtmann Ver- dieses Ansuchen zuzustellen, wobei noch bemerkt wird, daß besagter Herr Holmsen sich z. B. in Christiania ") auf­halten soll.

Frau Holmsens Antlig zog sich in die Länge. ftehen Sie das, Frau Mühlberg?" sagte sie. Auch Frau Mühlberg schien etwas verdugt.

" Wahrhaftig, ich fenne mich nicht aus in all' dieser Weitschweifigkeit," erwiderte sie; ich denke, wir versuchen cs noch einmal."

Stadtvogtei zu Kristiansborg, den 14. Dez. 1864. D. Broch. An den

Sie nahmen das schwierige Dokument wieder vor und Herrn Amtmann im Oberlands- Amte," versuchten es noch einmal. Frau Holmsen hatte Ropf- Wird dem Herrn Stiftsamtmann in Christiania zur schmerzen, daher mußte Frau Mühlberg die Vorleserin Verfügung gestellt. machen; wenn man es recht bedachte, war diese vielleicht auch die Runenkundigere von beiden. Denn rund und dick and solide, wie sie da saß, schien sie eine Frau, die ein Stück in der Welt herumgekommen.

Zum Glück hielt Fainn sich ruhig; sie saß auf ihrem Lieblingsplag am großen Nähtische neben Mamas Stuhl und arbeitete an einem Kleide für ihre Rosalie.

Frau Mühlberg begann:

"

Oberlands- Amt, 19. Dezbr. 1864.

In Abwesenheit des Amtmanns: Hi. Bye.

Wird famt den Beilagen an den Stadtvogt von Chriftiania zu vorbereitender Behandlung geschickt. Stift von Chriftiania, 30. Januar 1865. Im Auftrag: Joh. Knap." handlung übergeben, Wird dem Stadtdiener Engh zu der gewöhnlichen Be­Unterv. v. Chr., 9. Febr. 1865.

Für den Untervogt: Edo . Olaffen.

Die gefchiedene Gattin des Exam. juris Andr. Holmsen hat sich an den Unterzeichneten mit dem Ersuchen ges wendet, bei dem Amtmann darauf hin anzutragen, daß ihrem vorgenannten Mlanne burch obrigkeitliche Refo lution auferlegt werde, Beider gemeinsamem Rinde Fanny, Die ungleichmäßige Schreibung von Chriftiania, Kristiania , für deren Alter ein Beuguiß des Bastors beiliegt, einen Kristiansborg ist in charakteristisch für das Schwanken der jährlichen Sustentationsbeitrag auszusehen. Dieses Kind Bureaukratie zwischen Altem und Neuem, um nicht getreut bei­sollte nämlich der Water infolge des der Auflösung der Ehelbehalten zu werden,

Anm. d. Ueb.

Wird dem Herrn Unterwogt mit dem Bemerken zus gestellt, daß der Betreffende d. 8. sich in Kristiansborg aufhält. Chriftiania, 6 März 1865.

Chr. Engh."

Wird dem Stiftsamt von Christiania mit ehrerbietiger Hinweisung auf Vorstehendes zurückgeschickt. Untervogteiamt von Christiania , den 8. März 1865. P. Ramm, provisorischer Leiter." Wird dem löblichen Oberland3- Amte zurückgestellt. Stiftsamt von Christiania , den 11. März 1865. Im Auftrag: Joh. Knap." Wird an den Herrn Stadtvogt in Kristiansborg mit dem Ansuchen geschickt, über den Vater des Kindes die übe lichen Aufklärungen zu geben.

Oberlands- Amt, den 15. März 1865.

" 1

Krohn."

Andreas Holmsen ist 39 Jahre alt, nicht beim Militär, arbeitsfähig, doch augenblicklich ohne festen Erwerb. Ich kann nicht umhin, beizufügen, daß mir berichtet wurde, er wünsche auszuwandern. Die Beilagen folgen. Stadtvogtei zu Kristiansborg, den 21. März 1865. D. Broch.".

An den

Herrn Amtmann des Oberlandes- Amtes."

Wird dem Herrn Stadtvogt in Kristiansberg mit dem Ansuchen zurückgestellt, Frau Holmsen bekannt zu geben, daß das Amt nach erfolgter Einsichtnahme in den beigelegten Kontrakt nicht findet, daß es Mittel giebt, ihren geschiedenen Gatten zu irgend einem Beitrag zur Erhaltung ihres Kindes zu verpflichtet. Oberlands- Amt, den 23. März 1865.

Prohn

Erste Nummer des neuerstandenen Vorwärts" nach dem Fall des Sozialistengesetzes.