Spaltung in ihren Reihen hervorzurufen. Es handelt sich jetzt umdie Frage, ob legale oder illegale Organisationen die Basisder Parteitätigkeit bilden sollen. Die Bolschewiki wie die Mensche-wiki erkennen einerseits die Notwendigkeit an, illegale Organisa-tionen ins Leben zu rufen, und andererseits auch die existierendenlegalen Vereine womöglich im Interesse der Bewegung auszu-nutzen. Dennoch sind ihre Ansichten über die Organisation derPartei grundverschieden. Die Menschewiki waren aus der vorkurzem stattgefundenen Konferenz gegen die bolschiwistische Resolution, nach der der Schwerpunkt der Parteitätigkeit in die illegaleOrganisation verlegt werden soll. Ebenso stimmten gegen dieseResolution, allerdings aus etwas anderen Motiven als die Men-schewiki, die Delegierten des Bundes. Für die Resolution warenrne Bolschewiki und die Vertreter der polnischen Sozialdemokratie.Im Sinne der Menschewiki hat sich auch ein Teil der Sozialdemo-kratie der Ukraine und die Polnische sozialistische Partei ausge-sprachen. Jetzt wird darüber eine heftige Febde in der Presse aus-gefochten. Die Anficht der Bolschewiki läsit sich kurz wie folgt zu-lammenfaffen: Die Revolution habe keine der Grundfragen desrussischen Lebens gelöst; es sei deshalb bald wieder ein Auflebender Bewegung zu erwarten. Die Hauptaufgabe des Kampfes, dieNiederwerfung des Zarismus, sei dieselbe wie zuvor. Daher müsseauch die Arbeit in der gleichen Richtung und von denselben ille-galen Organisationen wie früher geführt werden. Dagegen be-haupten die Menschewiki, dag die Selbstherrschaft jetzt die Formeiner plutokratischen Oligarchie angenommen habe, dah»die Per-tcikonstellation in Ruhland zetzt eine viel kompliziertere als vorder Revolution sei, dah die Duma das Zentrum der öffentlichenMeinung und des politischen Kampfes bilde, und dah folglich di«Ausgabe der Partei sei, nicht sich selber zu kopieren, sondern nachneuen Organisationsformen zu suchen, die eine Massenbewe-gung ermöglichen werden. Der Kampf der Arbeiterschaft könnesich jetzt nicht mehr ausschliehlich gegen die Selbstherrschaft kon-zentrieren, vielmehr müsse er gleichzeitig auch gegen alle bürger-lichen Parteien gerichtet sein. Nun haben sich aber die bürgerlichenKlassen organisiert, sie nutzen die erkämpften„Freiheiten" in ihremInteresse aus. Gegen diese und gegen die sich auf die bereinigteReaktion stützende Regierung könne eine illegale Organisation nichtwirksam kämpfen. Daher sei die Aufgabe der Partei, die legalenVerbände und Vereine der Arbeiterschaft zu unterstützen, diese wonur möglich ins Leben zu rufen, wobei natürlich die Parteiarbeitals solche geheim geführt werden müsse. Der Hinweis, dah legaleOrganisationen unmöglich seien, treffe insofern nicht zu, als vieleGewerkfchaften und Bildungsvereine existieren und dah die politischeLage in Ruhland leineSwcgs als etwas Bestimmtes und Dauer-hafteS anzusehen sei. Die Sozialdemokratie habe eine bewegliche,anpassungsfähige Organisation zu schaffen, daher vor allem jedestramme Zentralisation zu meiden.Zehn Jahre waren am 1. April seit dem Tage verflossen, dahder„ V o l k s f r e u n d" von O f f e n b u r g nach Karlsruheverlegt wurde. Damals hatte er eine Auflage von 5000 Exemplaren,jetzt ist sie. trotzdem dem„Volksfteund" vor einigen Jahren durchdie Gründung eines eigenen KopfblatteS für das Pforzheimer Gebiet3000 Abonnenten verloren gingen, über 17 000 Abonnenten. Wirwünschen dem Karlsruher Organ weiteres erfolgreiches Vorwärts-schreiten._Partei- und Gewerkschaftsmitglieder.Der Sozialdemokratische Verein für Kölni-Stadt undKöln-Land hat eine Statistik aufgemacht über das Verhältnisder Gewerkschaftsmitglieder zur politischen Organisation. Vonden 8000 Mitgliedern des Vereins gehören mehr als ol>00 handarbeitenden Berufen an. Von den Gewerkschaften wollen wir diemit mehr als 103 Mitgliedern herausgreifen und die Zahl ihrerpolitisch Organisierten herausgreifen. Von lös Bäckern waren23 Proz. politisch organisiert, von 129b Bauhilfsarbeitern 41 Proz.,von 333 Brauern 22 Proz., von 103 Buchbindern 20 Proz., von1010 Buchdruckern 8 Proz., von 264 Dachdecke ren 12 Proz., von1293 Fabrikarbeitern 40 Proz., von 523 Gemeindearbcitern 9 Proz.,von 139 Glasarbeitern 37 Proz., von 120 Hafenarbeitern 25 Proz.,von 184 Handlungsgehilfen 16 Proz., von 1724 Holzarbeitern 31Proz., von 166 Hoteldienern 12 Proz., von 112 Hutmachern 3 Proz.,von 188 Lithographen 16 Proz., von 553 Walern 29 Proz., von 133Heizern und Maschinisten 63 Proz., von 1660 Maurern 29 Proz.,von 4195 Metallarbeitern 23 Proz., von 140 Sattlern 25 Proz.,von 235 Schmieden 43 Proz., von 540 Schneidern 14 Proz., von268 Schuhmachern 45 Proz., von 150 Steinsetzern 7 Proz., von 163Tapezierern 13 Proz., von 317 Textilarbeitern 15 Proz., von 578Transportarbeitern 23 Proz., von 330 Zimmerern 45 Proz. Ausdieser Statistik ist zu ersehen, welche grohe politische Aufklärungs-und Organisationsarbeit noch unter den gewerkschaftlich Organi-sierten geleistet werdcn muh.Der Sozialdemolratische Berein für Köln-Stadt und Köln-Land zählt, wie gesagt, 6006 Mitglieder. Wie erfreulich sich derVerein entwickelt, mag man daran erkennen, dah die Mitglieder-zahl betrug: Ende 1905 2339 Mitglieder. Ende 1906 3760. Ende1907 5100, Ende 1908 6000, wovon 404 Frauen waren. Das ist einbedeutendes Anwachsen, wenn man bedenkt, welchem wohlorßani-sierten und schlauen Gegner die Kölner Parteigenossen gegenüber-stehen.___Personaltra. In die Redaktion der„Ärbetterzeitung'zu D ortmund trat am I.April Genosse Georg Beyer ausBreslau ein. der bis November vorigen Jahres an der„LeipzigerAolSzeitung" tätig war. Gleichzeitig schied Genosse William BrauneauS dem Redaktionsverband unseres Dortmunder OrganS.In die Redaktion des„Volks Wille" zu Hannover ist amI. April Genosse Albert Meyer eingetreten, der vor l'/a Jahrenaus der Redaktion der„Brandenburger Zeitung" schied. GenosseMeyer übernahm die Redaktion des provinziellen Teils deS„Volks-wille" an Stelle des Genossen Thomas, der am gleichen Tageaustrat.__Ojfvtd uud der Sozialismus.London, 27. März. sEig. Ber.) Da« laufende Heft der„Nineteenth Century" enthält eine interessante Abhandlung über dieMöglichkeit, befähigten Arbeitern eine Ausbildung in Oxford zugeben, wobei auch der Einfluß deS RuSkin-College sder vor einigenJahren im„Vorwärts" beschriebenen Oxforder Arbeiterschule)auf die Universitätshörcr erwähnt wird. Der Verfasser sagt:„... Diese Schule hat indes auch eine mindere gute Seite. DieStudenten des Ruskin-College sind im allgemeinen reife, fähige undkräftige Persönlichkeiten, die durch eigene Kraft in den Vordergrundgekommen sind. Im Verlehr mit den UniversitätShörern gelingt esden Arbeiterstudenten, jene im sozialistischen Sinne zu beeinflussen.Viele UniverfitätShürer nehmen ihre Ideen über Politik und Sozio-logie eher von den Arbeiterstudenten als von den Dozenten. DasRuSkin-College hat ohne Zweifel das Wachsen des Sozialismuslinier den UniversitätShörern beschleunigt. Das englische Publikumsoll deshalb nicht überrascht sein, wenn Oxford— gleich einerrussischen Universität— im nächsten Jahrzehnt zu einem derwichtigsten Mittelpunkte der sozialistischen Propaganda sich aus-wächst." Der Verfasser ist auherordentlich betrübt über diese Aus-ficht, die eine Auflösung deS britischen Reiches drohe.Man muh wissen, dah Oxford bislang als die aristokratischsteund konservativst» Universität der Welt galt und übrigens noch gilt.polizeMebes, Gerichtliches uftr.Eine langwierige Wahlprüfung:Am 23. März 1908 wurden in Penzig(Nieder-Schlesien),einem Jndusirieorte mit 6000 Einwohnern, zwei Parteigenossen alsGemeindevertreter gewählt. Auf von bürgerlicher Seite erhobenenProtest wurde von der Gemeindevertretung die Wahl mit 8 gegen7 Stimmen für ungültig erklärt. Der beim KreisanSschuh dagegeneingelegte Rekurs bot Gelegenheit, den ganzen Protest alS Mache zuerweisen. Bis heute aber— da mehr als ein Jahr nach der Wahlverflossen ist— warten die Genossen trotz wiederholter Auftagenvergebens auf eine Antwort vom KreiSausschuh-Die empfindliche Beamtenehre. Wegen angeblicher BeleidigungdeS Polizeikommiflars Gube zu Pr.-Stargard wurde GenosseC r t S p i e n in D a n z i g zu 100 Mark oder 20 Tagen Gefängnisverurteilt. Gube sollte darüber Auskunft geben, ob er die von ihmbeschlagnahmten Flugblätter im Auftrage der Staatsanwaltschaft ein-gezogen habe oder auf ivessen Veranlassung sonst. Gube lehnte dieAuskunftSertcilung ab, und im Laufe der Auseinandersetzung sagteCrispien zu Gube, es täte ihm leid, wenn Gube die gesetzlichenBestimmungen nicht kennen sollte, und es mühte dann dafür gesorgtwerden, dah dem Gube die nötigen Belehrungen von seinen Bor-gesetzten erteilt werden würden. Darin erblickte das Gericht eine„schwere Beleidigung!" Der Amtsanwalt hatte gar— 300 M.beantragt.Hus Induftne und ftandd*Gesteigerte Ausfuhr nach den Bereiulgten Staate».Aus verschiedeneu Konsulatsbezirken wird über eine starke Zu-nähme der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten berichtet. AuchBerlin ist dabei stark beteiligt. Im ersten Quartal 1909 wurdennach der„V. Z." im Generalkonsulat Berlin für 13 023 670 M.Warenrechnungen beglaubigt gegen 9 376 933 M. im 1. Quartal 1908und 15 849 706 M. im 1. Quartal 1907,Man will in dieser Steigerung ein Wiederaufblühen des Wirt-fchastslebenS in Amerika erblicken können. Jedenfalls dürfte dieExportsteigerung aber mit der Neuerung der Zollverhältnisse inAmerika zusammenhängen llnd somit einen Vorimport darstellen,wie wir ihn ja auch bor Inkrafttreten der neuen Handelsverträgegehabt haben. Dah am amerikanischen Eisen- und Stahlmarkt voneiner Belebung noch nichts zu spüren ist, beweist der letzte Markt-bericht des„Jron monger", der über jene Verhältnisse berichtet:„AlleMärkte liegen still. Die Käufer, verhalten sich abwartend. DieStimmung für Roheisen ist lustlos. Südliches Giehereieisen ist ver-einzelt zu 123/4 Dollar angeboten, ohne dah jedoch die Käufer an-geregt werden, die überdies eine Hinausschiebung der kontraktlichenLieferungen verlangen. Die Roheisenlager nehmen zu. Eine starkeEinschränkung der Produktion erscheint notwendig I DaS siehtmindestens nicht nach scharfer AufwärtSbcwegung aus.Krise nnd Profit.Die Hannoversche Continental Caoutchoue»und Gutta-Percha-Compagnie schüttet für 1908, wieauch für die letzten voraufgegangenen drei Jahre, eine Dividendein Höhe von 40 Proz. aus und das bei einer Extraabschreibungvon über einer halben Million Mark. Trotz deS schlechten Geschäfts»gangeS, der zur Entlassung„einiger Arbeiter' führte, befindet sich dieGesellschaft in einer„auherordentlich günstigen finanziellen Situation."Was nützt dem Arbeiter der„Fonds zugunsten der Arbeiter", dergegenwärtig mit 412 297 M. dotiert ist, wenn sie bei der geringstenStockung des Geschäftsganges ihr Bündel schnüren müssen?Auch die Aktionäre der Hannoverschen Gummi«Kamm-Kompagnie.A.-G.. Limmer bei Hannover,können zufrieden sein. Das Unternehmen hatte derartig unter den,geschäftlichen Niedergang zu leiden, dah nicht nur zahlreiche Eni-lasiungen erfolgten, sondern auch die Dauer der täglichen Arbeits-zeit erheblich herabgesetzt wurde. Trotz alledem sollendie LItionäre für das abgelaufene Geschäftsjahr eineDividende von 22 Proz. gegen 21 Proz. im Bor-jähre erhalten. UeberdieS war es noch möglich, dem gut dotierte»Reservefonds weitere 150000 M. zuzuführen.23 Prozent, wie im Vorjahre, verteilt auch, trotz„rückläufigerKonjunktur in der gementindustrie", die Vorwohler Portland-Zementfabrik Planck u. Co., A.-G-, Hannover.Die Wollwäscherei und Kämmerei in Döhrenbei Hannover. A.- G., hat sich während der Krise so vortrefflichgehalten, dah der Direktion der„Dan! der Aktionäre für das er-fretiliche Ergebnis deS abgelaufenen Geschäftsjahres" ausgesprochenwurde. Das erfreuliche Ergebnis besteht in einer Dividende von12 Prozent._Die Kohlenversorgung deutscher Großstädte hat im Februar einenüberaus scharfen Rückgang erfahren. Die Kohlenversorgung vonzwanzig deutschen Großstädten belief sich nämlich im Februar 1909auf nur 1 864 741 Tonnen gegen 1 514 633 Tonnen im Februar 1908.ES ergibt sich für den Februar 1909 eine Abnahme um 149 897Tonnen oder um rund 10 Prozent. In den ersten beiden Monatenzusammen stellte sich die Kohlenversorgung dieser Städte auf2,80 Millionen Tonnen, während sie in den beide» ersten Monatendes Vorjahres 2,95 Millionen betragen hatte. Dabei ist die Zufuhrim Februar keineswegs überall zurückgegangen. Stark ins Gelvichtfiel hauptsächlich die Abnahme, die die Versorgung Berlins auszu-weisen hat: die Zufuhr war hier um rund 22 Prozent geringer alsim Februar 1903. Relativ noch stärker war die Einschränkung, diedie Versorgung Altonas im Februar erfahren hat; sie sank von70 192 Tonnen auf 42 506 Tonnen oder um 27 636 Tonnen. DaSmacht einen Rückgang von zirka 40 Prozent auS.Landwirte als Maschinenfabrikanten.Wie das„Berliner Tageblatt" auf Grund eineS Prospektesmitteilt, haben sich eine Anzahl von Mitgliedern deS Bundes derLandwirte, des Deutschen LandwirtschaftsrateS und der DeutschenLandwirtschaftsgesellschaft zusammengeschlossen, um in Deutschlandeine Spezialfabrik von Mähmaschinen zu errichten. DieS soll erreicht werden durch die von agrarischem Kapital neuzugründendeDeutsche Mähmaschinenfabrik Akt.-Ges. in Berlin, deren Aufgabedie praktische Verwertung mehrerer Patente und Modelle ist, näm»lich die Herstellung von Bindemähmaschinen, Sclbstablegern, Gras-mähern, Lagergetreide-Hebevorrichtungen und Getreidelörnerfän-gern. Die zu errichtende Fabrik, die mit einein Aktienkapital von4 Millionen Mark gegründet wird, soll«ine Leistungsfähigkeit von1560 Bindemähmaschinen, 1500 Selbstablegern, 7500 Grosmähern,3000 Hebevorrichtungen und 6000 Getreidckörnersammlern proJahr erhalten. Das erforderliche Aktienkapital soll von der Land.Wirtschaft aufgebracht werden. Wie die Gesellschaft angibt, glaubtsie infolge der niedrigeren Löhne,(!) Fracht. Spesen usw. Binderum zirka 230 M., Selbstableger um zirka 130 M. und Grasmäherum zirka 85 M. billiger verkaufen zu können, als ausländische Wa-schinen in den Handel gebracht werden.Die Einfuhr Deutschlands an Mähmaschinen für das Jahr1907 stellt sich auf 51 500 Stück im Werte von 21'.b Millionen Mark.Der Wert der Einfuhr in den ersten 10 Monaten 1908 wird auf19 Millionen Mark angegeben. Zweifellos ist Deutschland dem-nach für solche Maschinen ein guter Markt. Bei geschickter Lei»tung dürfte daher die agrarische Gründung sehr großen Erfolghaben und sich gut rentieren._Ein lukratives Geschäft ist das der Herstellung alkoholarmeroder alkoholfteier Getränke. Die Franz Hartmann Sinalco Aktien-Gesellschaft in Detmold, die sich mit der Produktion solcher Getränkebesaht, schüttet für ihr erstes Geschäftsjahr auf das 1 Million Markbetragende Aktienkapital 18 Proz. Dividende aus. Die Gesellschafthat eine Rentabilitätsberechnung aufstellen lassen, nach der sie«inenReingewinn von 82 Proz. deS Umsatzes erzielt, so dah dauerndauf eine Rente von 20—23 Proz. gerechnet werden könne.Die deytscheu Elektrokonzerne an der Arbeit.Mit den Umwälzungen im Orient haben die deutschen Elektro-riefen sofort daS bis jetzt für elektrische Nnternehmuugen brachliegendeLand mit Beschlag belegt. ES hat sich in den letzten Tagen eine Finanz-gruppe für elektrische Unternehmungen iin Orient gebildet. In ihr finddeutsche, französische, belgische und schweizerische Interessen ver-treten. Bon deutscher Seite find es die Konzerne der A. E-G, derSiemens u.Halskewerke und der Schuckertwerke-Nümberg. Also wiedereine gemeinsame Transaktion. In das in der Schweiz zu gründendeTrustmstitnt sollen nur orientalische Elektrowerte eingebracht werden,vorläufig die Aktien der Konstantinopeler Trambahngesellschaft. Dadie Bahnen in nächster Zeit sicher elektrisiert werden, steht für dieWerke ein neuer Auftrag in Aussicht. Von den deutschen Banken istdie Deutsche Bank an erster Stelle beteiligt. Sie hat überdies schonseit einiger Zeit mit englischen und französischen Instituten gemeinsamgearbeitet, um speziell in der Türkei festen Fuß zu fassen. Alle dieseTransaktionen sind ein Zeichen dafür, dah der Kapitalismus auch imOrient auf dem Vormarsch ist.Ms der frauenbetvegung.Bund sozialdemokratischer Frauen- Propagandaklubs Hollands.Amsterdam, 1. April 1909.Am Vorabend des Parteitages der S. D. A. P. hält auch derBund sozialdemokratischer Frauen zu Rotterdam seine erste Jahres-Versammlung. Auf der Tagesordnung stehen, auher internen An-gelegenheiten, folgende Punkte: Besprechung über das Bundes-organ„De Proletarische Lrouw" und„Mutterschaftsversicherung".Der Jahresbericht, erstattet von Frau L. I. van Kuykhöf-Koedyk, spricht von einem regen Leben des Bundes,von einem Fortschritt der bereits bestehenden und von der Errichtungneuer KlubS, deren Anzahl nunmehr 16 beträgt. Die Agitation fürdas proletarische Frauenwahlrecht und betreffend Frauenarbeit,Bildungsabende usw., förderten daS Selbftbewuhtsein der Frauen.Das Organ machte gute Fortschritte. Die Spaltung in der Parteiblieb leider nicht ohne Einfluh auf die KlubS, die dadurch verschiedener Vorstandsmitglieder und der Bundesvorstandzwei seiner Mitglieder beraubt wurden, da diese zur neuen Parteiubergetreten sind, dem Bunde aber nur Mitglieder der S. D. A. P.angehören dürfen. Ein Antrag des Parteivorstandes der S. D. A. P.für den Parteitag bezweckt für später die Vertretung deS Frauenbundes auf diesem, soweit es dessen Jahresbericht und eigenen An-träge betrifft. Ferner ein Antrag betr. Unterstützung des Bundes-organs für eine Spezialbeilage für die Jugend. Mit Genugtuungkonstatiert der Jahresbericht schließlich, dah da? der Arbeit der Frauen-NubS von vielen Mitgliedern der S. D. A. P. entgegengebrachte Mißtrauen und deren noch typisch-bürgerliche Ansichten über die Frauenimmer mehr im Abnehmen begriffen sind.Berkauf von Ostergeschenke« im Gewerkschaftshause.Wie schon mitgeteilt, haben einige Genossinnen es übernommet,,eine Partte Osterhäschen und andere Atrappen, die von Genossinnenund Genosien in Sonneberg angefertigt sind, auf deren Rechnungzu verkaufen. Für den Verkauf— im Gewerkschaftshause— sindfolgende Stunden festgesetzt: Sonnabend, den 3. April, nachmittagsvon 5—10 Uhr, und Sonntag, den 4. April, von mittags 12 bisabends s Uhr. Zahlreicher Besuch wird erwartet.Versammlungen.Tie„Nationalen".Der Deutschnationale Handlungsgehilfenvcrband hatte zumDonnerstag eine Versammlung einberufen, die eine Antwort aufdie vom Zentralverband der Handlungsgehilfen mit Genossen Dr.Frank als Referenten veranstaltete Versammlung sein sollte.Herr Thomas besprach den vorliegenden Arbeitskammergesetz-entwurf. Die Deutschnattonalen seien gegen die Einbeziehungder Handlungsgehilfen in dies Gesetz, weil sie verhindern wollen.dah die Handlungsgehilfen in der Masse der Arbeiter untergehen.Herr Thomas und seine Anhänger sind die„öde Gleichmacherei"satt. Ueber das Lehrlingswesen, die kaufmännischen FortbildungS-schulen, den Stellennachweis im.Handelsgewerbe usw. könnten dieArbeiter nicht mitreden, da bei ihren ganz anders geartetenArbeitsverhältnissen ihnen daS Verständnis für diese Dinge fehle.Dah der Zentralverband der Handlungsgehilfen und mit ihm diesozialdemokratische ReichStagSfraktion besondere Kammern fürHandlungsgehilfen fordert, wird einfach abgeleugnet. Ueber dasWahlrecht der Frauen zu den Arbeitskammern hatte Herr Thomasim Namen seiner Freunde in der F r a n k- Versammlung erklärt:solange die Frauen im Handelsgewerbe tätig seien, mühten sieauch eine Vertretung haben. In seinem Referat schränkte er seineErklärung dahin ein, dah dies„sein persönlicher Standpunkt" sei.Der D. H. A. als solcher habe zu dieser Frage noch nicht Stellunggenommen. Außerdem sei der D, H. V. ein Verein von Ge-Hilfen und habe daher keine Veranlassung, Gehilfinnenintereffenzu vertreten. Er glaube übrigens auf Grund der im Reichstagherrschenden Stimmungen sagen zu können, dah die vom D. H. V.geforderten paritätischen KauftnannSkammern kommen muffen.,B>S 1904 trat der D. H. V. für reine Gehilfenkammern ein.)Die nationalen Parteien haben ihr bei den Wahlen gegebenesWort gebrochen, deshalb mühten die Handlungsgehilfen danachstreben, eine Macht zu werden, die man berücksichtigen müsse.Das war auch hier wieder der Weisheit letzter Schluß.Was der zweite Redner. Herr Walz, über das Thema:„Die Sozialdemokratie von Bismarck bis Bülow" zu sagen wußte,war ein Sammelsurium von abgestandenen nationalen Phrasen,gespickt durch unbewiesene Behauptungen über schlechte ArbeitSver-hältniffe in den Konsumvereinen, Parteigeschäften usw. Es wardenn auch einem Mitglieds deö ZentralverbandcS in der DiS-kussion ein leichtes, diesen Herrn gebührend abzufertigen.Folgende Resolution fand schließlich Annahme:„Die vom D. H. V. einberufene öffentliche Versammlungverlangt als einzig zweckmäßige Interessenvertretung besonder:Handlungsgehilfenkammern(KäufmannSkammern) auf paritä-tischer Grundlage. Die Versammlung erwartet die unverzüglicheund lückenlose Einrichtung über das ganze ReichtVerband der Maler. Die Sektion der Lackierer wollte ami. April den Bericht des Kollegen Klotz entgegennehmen, jedochwurde wegen des schwachen Versammlungsbesuches dieser Punktder Tagesordnung bis auf weiteres vertagt. Unter Verschiedenembemängelte ein Redner die Bestimmung des Statuts, nach der beiAussperrungen infolge der Maifeier die Unterstützung erst nachAblauf der zweiten Woche eintrete. Dadurch liefen die BetroffenenGefahr, schwere wirtschaftliche Schäden zu erleiden. Er Iverdeunter diesen Umständen nicht mehr feiern. Dem Redner wirderwidert, dah, wenn man von dem Gedanken der Maifeier durch-drungen sei, man nicht so spreche wie er. Auf diese Art schädigeman nur die Maifeier. Man feiere doch schließlich um der Sacheselbst und nicht um der Unterstützung willen. Am Anschluß hieranwurden noch interne Angelegenheiten erörtert.Freireligiöse«emeinde. Sonntag, den 4. April ct., vormittags9 Uhr, in der Halle, Pappcl-Allee 15—17> FreirellglSse Vorlesung.— Vor-mittags 10»/. Uhr in der Schule, Kleine Franksurter Str. 6: Vortrag desHerrn W. Bolsche:„Gegenseitige Hilfe in Natur and Kultur". Herren undDamen sind als Gäste sehr wtllkoinmenMontag, den 5. April, abends S Uhr. Eebafttanttr. 39: B-'chlleßendeVersammlung.(Zutritt baden nur MligUeder mit weißer Quittung.)Tagesordnung: Wahlen und eine inuere Angelegenheit gemäß 8 7 desStatuts,Verband der deutschen Buchdrucker.(OrtSverein Rixdorf),Sonnabend, den 3. SlprU- Versammlung bei Hoppe, Hermaovitr. 49lVennikbtes.Die gestrige Fahrt deS Luftschisses„Z- l".Nachdem das Luftschiff„Z. I." im Laufe des gestrigen Bor-mittag an seinem Landungsplatz in Dingolfing mit neuem Gasegefüllt worden war, stieg eS um WU Uhr vormittags zur Fahrtnach München auf.