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hatte vorher noch einige Angaben gemacht, eine Beschreibung deZ Täters tonnte er jedoch nicht geben. Das Polizeipräsidiuni hat fnr sachdienliche Mitteilungen aus dem Publikum, die zur Ermittehmg des Täters führen, eine B e- lohnung von 1000 Mark ausgesetzt. Geraubt sind nach genaueren Feststellungen 755,81 M., wenn ZOO M., die Eulenburg in einem Portemonnaie in seiner Tasche hatte, sein Privateigentum sind, wie angenommen wird. Der Ueberl fallene hatte bereits fünf Bestellungen ausgeführt. Dem Räuber ist nicht nur Papiergeld, sondern auch Gold in die Hände gefallen, aber nur wenig Silber. Augenblicklich sind die Postverwaltung und die Kriminalpolizei noch dabei, die geraubten Münzen und Scheint iin einzelnen so genau als möglich festzustellen. Im ganzen hatte Eulenburg 1900 M. zum Austragen bekommen. Der Hauptschlag ist mit großer Kraft geführt worden. Die Schneidcfläche in der Mütze ist über sechs Zentimeter lang. Beim Zurückziehen des Werkzeuges ist anscheinend Hirnmasse an der Mütze kleben geblieben. Ein zweiter Schlag hat den Ueberfallenen an der rechten Kopfseite getroffen. Eulenburg war in de» ersten Nach- Mittagsstunden noch nicht vernehmungsfähig. Seine Verletzungen sind schiver, aber nicht tödlich, wenn nicht Komplikationen eintreten. Seinen Söhnen, die ihn nachmittags besuchten, konnte der Ueber- fallene nur wenige Zeichen geben. Schmerzen hat er außer am Kopf auch an der rechten Körperseite. Hier rühren sie wohl von seinem Fall her. Nach dem Gutachten des Gerichtschemikers Dr. Jeserich hat der Räuber ein kleines BetlmitgeraderachtZentimeter langer scharfer Schneide und scharfen Ecken benutzt. Mit diesem Werkzeug hat er einen Schlag von hinten links geführt. ES kommt nun darauf an. zu ermitteln, woher das Werkzeug stammt. Da sollten sich Geschäftsleute einmal überlegen, ob bei ihnen in der letzten Zeit ein solches Beil gekauft worden ist, oder Privatleute, dielleicht Gastwirte, Hausfrauen. Zimmervermieterinnen, ob ihnen ein Beil dieser Art in den letzten Tagen abhanden gekommen ist. Ein jeder wolle feine Wahrnehmungen ohne Verzug der Kri- minal- oder Nevierpolizei mitteilen. Arbeitslosigkeit veranlasste gestern nachmittag den 48 Jahre alten Schneider Emil Kühne, der bei seiner Schwester in der Altonaer Straße 18 wohnte, zum Selbstmord. Er sprang aus einem Fenster des vierten Stocks in die Tiefe und war sofort tot. Mißstände auf dem hiesigen Schlachthof. Unter diesem Titel erhalten wir aus den Kreisen der Fleischer folgende Zuschrift: Die Stadt Berlin  , die zu bestimmten Zwecken oft sehr viel Geld übrig hat, übt auf dem hiesigen Schlachthof eine Sparsamkeit. die fstr die.daselbst beschäftigten Fletschcrgesellen, Kutscher usw. sehr üble Folgen haben kann. Für Hilfeleistungen bei Unglücks- fällen, die fast täglich vorkommen, ist sehr wenig getan. Die auf dem Schiveincschlachthof beschäftigten Gesellen haben bis zur Unfall- station M Stunde zu laufen, da dieselbe sich auf dein Rindcrschlacht. hos befindet. Wenn nian bedenkt, daß die beschäftigten Gesellen bei ihrer Arbeit mit scharfen Messern, Beilen usw. umgehen, jede Minute sich verletzen können, so ist es einfach unverständlich, warum nicht auch auf dem Schweincschlachthof eine Unfallstation eingerichtet wird. Die Kosten dürsten hierbei keine Rolle spielen; die Stadt hat doch die Verpflichtung, für das Leben und die Gesundheit Hunderter von Menschen ausreichend zu sorgen. Wohl befindet sich auf dem Schweincschlachthof eine Verbandsstelle. dieselbe wird jedoch erst 4 bis 5 Stunden nach Eröffnung des Schlachthofes geöffnet, so daß es häufig vorkommt, wenn vor dieser Zeit etwas passiert, daß der Verunglückte nach der V* Stunde entfernten Unfallstation gebracht werden mutz und sehr starken Blutverlust erleidet. Ein großer Uebelstand ist auch, daß in der Verbandsstelle nicht ständig«in Angestellter anwesend ist, sondern diese notwendigen Arbeiten von einem Aufseher sonebenbei" mit erledigt werden. Wiederholt ist es vorgekommen, daß Verletzte 20 Minuten und noch länger umherlaufen mußten, um einen Berbamd zu erhalten, denn der Äufseher war nirgends zu finden. Wenn die Schlachthof. Verwaltung so nachlässig ist, ist von den Meistern natürlich nicht mehr zu erwarten. Die Berufsgenossenschaft schreibt vor, daß in jedem Betriebe ein Verbandskasten vorhanden sein soll; in den Schlachtkammcrn fehlen aber dieselben vollständig, ja bei vor- schiedencn fehlen sogar die Unfallverhütungsvorschriften. Hier wäre cS Zeit, daß die Stadt Berlin   für Abhilfe sorgte und auf dem Schtveineschlachthofe eine Unfallstation mit einem ständig anwesenden Arzte eingerichtet würde. Das Leben und die Gesundheit mehrerer hundert beschäftigter Gesellen, Kutscher usw. erfordert dos dringend. Auch die FleischeretberufSgenossenschaft sollte einmal einen Beamten nach dem Schlachthof entsenden, um zu sehen, wie ihre Vorschriften unbeachtet bleiben." Zu dieser Zuschrift möchten wir bemerken, daß lediglich aus Sparsamkeitsrncksichten die auf dem Schlachthof vorgesehene Ein­richtung für«rste Hilfe von der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag noch gestrichen wurde und man sich mit einer gewöhn- licheir Verbandsstelle begnügte. Weil nur auf den Tag ein Fall entfiele, deshalb brauche»ran die von unseren Genossen geforderte Einrichtung nicht. Wieviel Fälle eintreten müssen und welcher Art die fein müssen, um sofortige sachverständige erste Hilfe auf dcm Viehhof zu bekommen, verriet der Herr Bürgermeister Reicks nicht._ Ueberfahrenc» Brüderpaar. Ein aufregender Unglücksfall hat sich vorgestern abend auf dcm Gesundbrunnen   zugetragen. Die in der Brunncnstraße 59 tvohnhafte KaufmannSfrau Rosenstein hatte ihre beiden 7 und 9 Jahre alten Söhne Hermann und Helmut fortgeschickt, damit sie beim Schlächter etwas einkaufen sollten. Als die beiden Lniaben die Kreuzung der Stralsunder Straße passierten, kam gerade ein Schiächterfuhrweri um die Ecke gc- fahren. Die beiden Brüder gerieten unter den Wagen und wurden beide überfahren. Schioerverletzt schafften Passanten die Wer- unglücktcn nach der nahen Rettungswache. Dem kleinen Hermann waren beide Unterschenkel zerrissen, während der Bruder an beiden Armen, am Hals und im Gesicht schwere Verletzungen erlitten hatte. Tödlicher Absturz von einem Juhrlvcrk. Bei einein verhäng- nisvollen Unglücksfall fand gestern der 23 Jahre alte Arbeiter Richard Wehle aus der Reichcnberger Straße den Tod. W. hatte nach der Stadt gehen wollen und. um schneller vorwärts zu kommen, wollte er am Kottbuser Tor auf einen Lastwagen springen. Er kam aber dabei zu Fall und stürzte so unglücklich zu Boden, daß die Räder des schweren Fuhrwerks über seine Brust hinweggingen. Ein Schntzmaiin schaffte den Verunglückten nach der Rettungswache am Görlitzer Bahnhof, doch kurz nach der Ein- lieferung starb W. unter den Händen des Arztes. Angehörige des dieser Tage verstorbenen, in Reinickendorf   wohn- Haft gewesenen Schlossers Herrig legen Wert darauf, festzustellen, daß Herrig nicht wie gemeldet, irrsinnig geworden ist, sondern infolge eines Jnflucnzaanfallcs nach dcm Virchow-Krankcnhausc gebracht werden mußte, wo er an einer hinzugetretenen Lungenentzündung verstorben ist. Die eingegrabene Kindcsleiche. Einen schaurigen Fund machten Kinder beim Spielen auf dem Preußenplatz. Die Kleinen hatten im Sand hcrumgcgraben und stießen dabei plötzlich auf einen Gegenstand. Sie förderten ihn zutage und erkannten in ihm die Leiche eines neugeborenen Kinde». Der Leichnam lvar mit einem ivcißen Hemdchen und ebensolcher Jacke eingehüllt. Das Jäckchen trägt de» Buchstaben 13 in lateinischer Schrift. Ob hier ein Kinvcsmord vorliegt, wird erst die genauere Untersuchung der Leiche ergeben. > Verlegung einer Rettungswache. Die bisher in bcz Frank­ furter Allee   95 belegene Rettungswache ist vom 1. April ab nach der Koppenstr. 36/37, verlegt worden. EL findet daselbst wie bisher ständiger ärztlicher Tag- und Nachtdienst statt, der vom Aerzteverein des Berliner   Rettungswesens versorgt wird. Die Oeffentliche Lesehalle der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur, Rungestr. 25/27, ist im Monat März von 11 121 Personen besucht worden. In der Lesehalle wurden außer Zeitungen und Zeitschriften 1083 Bücher gelesen, nach Hause entliehen 3592 Bände, zusammen 4675, von denen 32 Proz. wissenschaftlichen oder belehrenden Inhalts waren. Die Lesehalle ist werktäglich geöffnet von 123 Uhr mittags, 610 Uhr abends, Sonntags von IßflW und 510 Uhr._ Vorort- JVadmebtem Schöneberg. Die sozialdemokratische Fraktion hat folgenden DringlichkeitS- antrag eingebracht: Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen, den Ma- gistrat aufzufordern seinerseits anzuordnen, daß 1. Personen, die lebensgefährlich erkrankt sind, 2. Personen, die durch die Art ihrer Erkrankung(SyPhisiS usw.) eine Gefahr für die Bürgerschaft bedeuten, 3. Personen, welche mit ansteckenden Krankheiten Aussatz sLepra). asiatischer Cbolera, Diphtherie, Dysenterie. Fleckfiebcr lFlecktyphuS), Genickstarre, Kindbettfiebcr, Milzbrand, Pest, Pocken lBlattern), Rotz  , Rückfallfieber, Ruhr, Scharlach. Typhus   behaftet sind,_.. im Auguite-Viktoria-Krankenhaufe sofortige Aufnahme finden. ohme daß die Frage der Kostentragung bei der Aufnahme erörtert '"'�Dieser Antrag soll am Montag zur Verhandlung kommen; der- selbe soll seine Ursache in dem rigorosen Vorgehen der Kranken- Hausverwaltung haben. Es sollen Kranke, die auf ärztliche An» ordnung dorthin geschickt worden sind, keine Aufnahme gefunden haben, weil sie ohne Nachweis waren, wer die Krankenhaustosten trägt. Zurückgewiesen sollen nicht nur solche sein, die keiner Kran- kenkasse angehörten, sondern auch diejenigen, die Mitglieder einer Kasse waren. In e,n«m Falle soll sogar die Annahme eines Schwer- kranken verweigert worden sein, der mit dem städtischen Kranken. transportwaaen befördert wurde. Bei der Debatte hierüber am Montag dürften wahrscheinlich noch andere Beschwerden vorge- tragen werden. Neber die Revolutionen in Berlin   und Baden im Fahre 1848 und 1849 referierte Genosse RetchstagSabgcordneier Adolf Geck  . Sein Vortrag, sowie die Borführung der Lichtbilder fanden bei der Versammlung reichen Beifall. Genosse Küter wies darauf hin, daß am Sonntag, den 4. dieses Monats, vormittags, eine Flugblattver- breitung zur Gewinnung von Parteigenossen und Abonnenten auf denVorwärts" stattfände, zu der sich die Genossen recht zahlreich in ihren Lokalen einfinden möchten. Ferner machte Redner darauf aufmerksam, daß am I. Ostertage in der Schloßbrauevei das Per- gnügen des Wahlvereins stattfände. Der BcrgnügungsauSschuß habe alles getan, um den Besuchern einen genußreichen Abend zu bieten. Rixdorf. Die Frauenabteilunz der Freien Turnerschaft veranstaltet morgen Sonntag nachmittag um 5 Uhr im großen Saale des Genossen Fritz Hoppe, Hermannstr. 49, ein Schauturnen. An dasselbe schließt sich ein mit gutem Programm ausgestatteter Kommer« und ein Tanz- lränzchen. Die genannte, au» Arbeiterfrauen und jungen Arbeite­rinnen bestehende Turnabteilung gibt somit allen Freunden und Freundinnen Gelegenheit, sich von dem Wert einer vernünftigen, seder Sportfexerei fremden körperlichen Betätigung zu überzeugen. Die Eintrittskarten werden kostenlos ausgegeben, sind jedoch nur bei den Mitgliedern der Abteilung und im obenbezeichnetcn Turnlokal zu haben. Wilmersdorf  . Ein tödlich« Automodilunfall eines Oberstleutnant» hat sich gestern mittag gegen 1 Uhr an der Ecke der Lietzenburger- und Fasanenstraß« ereignet. Der in der Uhlandstr. 34 wohnhafte Oberst- leutnant a. D. v. Merkel hatte an der genannten Ecke den Fahr- dämm überschreiten wollen, als das Droschkenautomobil Nr. 10694 herangefahren kam. Noch bevor eS v. M. gelang, auf den Bürger- steig zurückzueilen, hatte ihn der Kraftwagen erfaßt und nieder- gerissen. Die Räder gingen dem Unglücklichen über den Kopf hin- weg. so daß der Schwädel zermalmt wurde. Sterbend wurde d.M. davongetragen. Auf der Unfallstation am Zoologischen Garten konnte der diensttuende Arzt leider nur noch den Tod feststellen. Boxhagen- Rummelsburg  . In der Mitoliederversammlung de» WahlvereinS erstattete Genosse Wilhelm Schulze   den Bericht von der BerbandSgenevalver» sammlung von Äroß-Bcrlin. In der darauffolgenden längeren lebhaften Diskussion sprachen sich die Genossen Kowalke und Wächter gegen die Erhöhung der Fvauenbeiträge aus. Die Genossen Hintze und John erklärten sich gegen den Beschluß der Beibehaltung des Bonverkaufs, während mehrere Redner sich im großen und ganzen mit den gefaßten Beschlüssen einverstanden erklärten. Da die Per- sammlung sehr schlecht besucht war, wurde von der Berichterstat» tuna unserer Gemeindevcrtretcrfraktion Abstand genommen. Die Versammlung nahm nur den Bericht von der diesjährigen Etat- beratung entgegen, den Genosse O. John erstattet«. Redner ver- breitet sich hauptsächlich über die Steuern, speziell über die Er- höhung des Kommunalzuschlagcs von 100 auf t25 Proz. Er legt die Gründe dar, die unsere Fraktion bewog, im Vorjahre gegen du Herabsetzung auf 100 Proz. zu stimmen. Da der diesjährige Etat trotz Entnahme aus verschiedenen Reservefonds bei einem Zuschlag von 100 Proz. nicht balanziert werden konnte, seien unftre Ver» treter gezwungen gewesen, für die Erhöhung auf 125 Proz. zu stimmen. Tie Zustimmung mußte erteilt werden trotz der schlechten sozialen Fürsorge in unserer Gemeinde, da andererseits im nächsten Jahre jedenfalls ein Zuschlag von 160180 Proz. erforderlich ae» Wesen wäre. In längerer Diskussion erklärten sich die Genossen Wächter, Halvas und Baumgarten gegen den Beschluß unserer Ver- tretcr. Unsere Genossen hätten ihre Zustimmung von einzelnen Forderungen wie VolkSbad sowie Spielplätze usw. abhängig machen müssen. Die Genossen Berger. Müller und John verteidigten ihre Zustimmung auf 125 Proz. unter anderem damit, daß für die Aus- gaben sonst keine Deckung vorbanden gewesen wäre, andererseits wäre der Etat vom Kreis nicht genehmigt worden. Zum Schluß wies der' Vorsitzende Genosse Baumgarten auf die Maifeier hin, welche auS einer VormittaaSverfammlung, sowie Rachmtttogsfeicr bestehen soll und fordert die Anwesenden auf, sich recht zahlreich hieran zu beteiligen. AdlerShof  . Der Wahlverein nahm i» seiner letzten Mitgliedcrversamm- lung die notwendig gewordene Ergänzungswahl des Vorstandes vor. Für den erkrankten Kassierer wurde Genosse Emil Neumann  und an seine Stelle als Revisor Genosse Karl Kohl gewählt. Für den Genossen Steuer, der nach Johannisthal   verzieht, wurde Ge- nosse Schwarzlose, Hoffmannstr. v. zum Spediteur, Genosse Hoff- mann zum Schriftführer und an Stelle des Genossen Fcyerstcin Genosse Frendenberg als Lokalkommissionsmitglicd gewählt. Zwecks Schaffung eines Jugendheims sind, wie Genosse Licgncr mitteilte, Verhandlungen mit der Konsumgenossenschaft angebahnt, um von ihr einen geeigneten Raum in ihrem Neubau zu mieten. Die Unkosten würden sich jährlich auf 300 M. Miete und 350 M. für Licht, Hetzung und Steinigung belaufen. Die Versammlung bc» schloß: Der Wahlvereiii übernimmt die Garantie für die Sicher. strstüng ter Mietx von 800 M, auf 5 Jahre, Ein Antrag bc? Ge. nassen Horlitz, einen Verein ins Leben zu rufen, der die Aufgabe hat, die Unkosten für das Jugendheim aufzubringen, wurde ange- nommen. Eine siebengliedrige Kommisston, bestehend aus den Ge- nassen Horlitz, Goepel, Zabel, Krumrcy, Nölte, Martin und Hoff. mann, wurdet mit der Gründung des Vereins beauftragt. Zur Aufnahme meldeten sich sofort 58 Genossen. Zum Punkt:Mai- fcicrfrage" wurde nachstehende Resolution einstimmig ange- nommen: Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins Adlershof stellt sich nach wie vor auf den Standpunkt, daß die würdigste Feier des 1. Mai die Arbeitsruhe ist. Sie macht deshalb allen Mit- gliedern zur Pflicht, wenn irgend möglich, die Arbeit ruhen zu lassen, ferner werden die Genossen, die eine dauernde besoldete Tätigkeit in der Partei-, Gewerkschafts- oder Gcnossenschafts- bewegung bekleiden, auf den auf dem Nürnberger Parteitag an- genommenen Antrag verwiesen, dessen strikte Durchführung wir nochmals allen den Genossen, für die er ig Betracht kommt, zur Pflicht machen. Weisteusee. Der Etat wurde am zweiten Tage nach einer Dauersitzung unter Dach und Fach gebracht. Beim EtatStraßen und Plätze" wurde die mangelhafte Reinigung und Besprcngnng der Straßen einer Kritik unterzogen und beantragt, die Summe für Besprengung von 3750 auf 5000 M. zu erhöhen, ebenso die Summe für die Schnee- abfuhr von 500 auf 2000 M. Mit 12 gegen 11 Stimmen wurden jedoch diese Anträge abgelehnt, weil nach Meinung der knappen Majorität die vorhandenen Uebelstände auch in anderen Orten be- stehen. Herr Kohler spielte hierbei wieder die beste Rolle. Er war Gegner der Erhöhung, beantragte aber nach der Abstimmung, daß die Uckermarkftraße im Sommer mehr als bisher besprengt werden müsse. Warum gerade diese Straße? Etwa, weil Herr Köhler dort wohnt? Hierauf aufmerksam gemacht, erklärte er naiv:Es ist ja egal, was im Etat steht I" Die Verbesserungsanträge unserer Genosse» zu den einzelnen Positionen wurden ohne wesentliche Debatte abgelehnt. Folgende Etats wurden verabschiedet: Kanalisation. Gemeindegrund- stücke, Gemeindeschulrn, Realghmnasium, Realschule, Oberrealschule, Höhere Mädchenschule, Zentralvorschule, Kapital« und Schulden- Verwaltung, Vermögensverwaltung, Grunderwerbsfonds, außer- ordentliche Gemeindeverwaltung, allgemeine Verwaltung. Der Etat der Steuerverwoltnng brachte nochmals alle Redner auf den Plan, um den vorgebrachten Wünschen zum Sieg« zu verhelfen. Herr Teiche« wollte unter allen Umständen den Zuschlag aus 100 Proz. herab- gesetzt haben, verzichtete aber dann auf die Herabsetzung der Real- lasten, He« Leh brach eine Lanze für die Gewerbesteuer. Die vom Genossen Frentz beantragte Erhohuirg der Hundesteuer wurde gegen 6 Stimmen angenommen, was Herrn Leß veranlaßte, den eventuell dadurch erzielten Mehrgewinn für die Herabsetzung seiner protegierten Gewerbesteuer in Vorschlag zu bringen. Herr Teichort beliebte wieder einen seiner Ungeschickten Ans- fäll« auf die Linke de» Hanfes. wurde aber voi» Genossen Fuhrmann gebührend abgeführt. An Steuerzufchlägen werden erhoben: 115 Proz. Einkommensteuer sinkt. 24 Proz. Kreis- steuer), 245 Proz. Gewerbesletier(Klasse I IV). 30 Proz. Betrieb»- steuer, 0,6 Proz. für unbebaute Grundstücke, 0,36 Proz. für bebaute Grundstücke. An indirekten Stenern werden erhoben: 32 000 M. Lustbarkeits- und Billettsteuer, 25 000 M, Hundesteuer, 30 000 M. Brau- und Bierstener, 160 000 M. Umsatzsteuer, 165 000 M. Wert- zuwachssteuer. Ein Antrag, die Wertzuwachssteuer als direkte Steuer zu bezeichnen, wuroe abgelehnt. Der Gesamtetat schließt ab: Ordentliche Verwaltung in Einnahme und Ausgabe mit 2 501 125 M., außerordentliche Verwaltung in Einnahme und AuS- gäbe mit 1 270 000 M. Unsere. Genossen stimmten gegen die An- nähme des Gesamtetat«. Bankoiv. Der Boranschlag von 1909 liegt nun endlich vor. Die Ein- nahmen und Ausgabe» valanzieren mit 6 443 210 M. gegen 1903 7 265 900 M, Die Etimahinen der Hauptverwaltung, im Ordinarium betragen 2 317 800 M.. gegen das Vorjahr ein Mehr von 292 000 M. An Steuern sind veranschlagt: StaatSeinkommensteuer wie im Vor- jähr 100 Proz., Gewerbesteuer bleiben ebenfalls dieselben Sätze de- stehen. Die Grundwertsteuer wird für bebaute Grundstücke von 2i/, auf 8 Pro,, erhöht, für unbebaute von 5 auf 6 Proz. An Umsatzsteuer sind dieselben Sätze vorgesehen wie im Jahre 1908: 280 000 Mark, Wertzuwachssteuer wie im Vorjahr 150 000 Mark, Biersteuer ebensall« wieder 27 600 Mark. Es betragen somit die direkten Steuern 1 131 700 M,, die indirclten Steuern 479 000 M. Die übrigen Titel des OrdinariumS   ergeben eine Einnahme von 707 100 M., darunter FricdhofSverwaltung 26 200 M., BetriebSüberschüsse auS dem Wasserwerk 12 400 M., Wochenmarktgebühren 12 000 M., gegenüber dcm Vorjahr ein Mehr von 6000 M. Unter Ausgabe steht die Kceissteuer mit 135 500 M. Im Extraordinarium ist eine Anleihe von 1888 000 M. vor­gesehen, darunter 80 000 M. als letzte Rate zum Neubau dc-5 Realgymnasiums. Die Kosten werden nach endgültiger Abrcch- nung 775 000 M. bettagen, daö ist gegenüber dein Voran- scklag von 650 000 M. eine Ueberschreitung von 125 000 M. Für den Bau deS Krankenhauses sind als letzte Rate 27 000 M. vor- gesehen, damit belausen sich die Baukosten nebst Nachforderuna deS Architekten Johow auf 1 061 980 M. gegenüber dem Boranschlag von 600000 M. Der Etat des Realgymnasiums beträgt 118 500 M. bei 420 Schülern, gegen 1908 ein Mehr von 18 800 M. Für die Oberrealschule find 141 000 M. vorgesehen, bei einer Frequenz von 772 Schülern, also auch ein Mehr gegen 1908 von 18 700 M. Der Voranschlag der höheren Mädchenschule stellt sich auf 99 900 M. bei einer Schülerzahl von 680, auch hier ist gegenüber 1903 ein Mehr von 17860 M. zu verzeichnen. Die fünf Gemeindeschulen erfordern die Summe von 413750 M., gegenüber dem Vorjahre ein Mehr von 32 500 M. Für die am 1. April 1909 ins Leben gerufene Fortbildungsschule sind 2760 M. vorgesehen. Der Etat der Armenverwaltung weist 116 650 M. auf; der Zuschuß der Gemeinde beträgt 81 900 M, gegen 1908 7050 M. mehr. KranlenhauSverwaltung: KrciSzuschuß 24 000 M., Zuschuß der Gemeinde 43 390 M. Gesamteinnahme 178 600 M. Bürger- park: Einnahme 29 600 M.. darunter Pacht vom Restanratcur WIemcr 12 000 M., Verzinsung der aufgeführten Baulichkeiten 3320 M. Tiefbauverwaltung 840 500 M. KanalisatimiSverwaliung: Ausgabe für den Kanalbau 255,350 M.. für den KanalisattonSbettieV 92 700, zusammen 843 050 M. DaS Rieselgut Mühlenbcck weist eine Gesamt- einnähme von 235 600 M. auf. AlS Wirtschaftsertrag sind 24 500 M. an die Kanalisationsverwaltung überwiesen. Bei der Sparkasse ver- einnahmt vom 1. Oktober bt« 31. Dezember 1903 450 000 M.; für 1909 voraussichtlich 560 000 M., woraus sich ein Ueberfchuß van 9200 M. ergibt. Hiervon werden verwendet 6800 M. für Verwaltung und 2900 M. für den Reservefonds. Reinickendorf  . Ungültige Polizeiverordnung, grau Dolve in Reinickendorf  , dl« eine Schweinemästerei betreibt, sollte den fs 8 der Polizeiverordnung vom 15. August 190? übertreten haben. Dieser Paragraph schreibt vor. daß von 5 Uhr früh bis 11 Uhr abends S-bweinefuttcr in Schweinemästereien nicht gekocht werden darf. Schöffengericht und Landgericht verurteilten die Angeklagte. Da» Kammergericht hob jedoch das Urteil auf und sprach du Angeklagte frei: ES könne zweiscl« hast sein, ob die Verordnung darauf abziele, von dem um- wohnenden Publikum GesundhcitSgefahren oder nur Belästigungen abzuwenden. Das möge dahingestellt bleiben. Denn jedenfalls sei K 8 schon wegen seiner zuweitgehrnden Fassung ungültig. Er besage, daß jede Art von Futterkocherei m Schweinemästereien von 5 Uhr früh bis 11 Uhr abends unterbleiben solle. Darin sei also mit eingeschlossen das Kochen von Futter, welches keine Gerüche hinterlasse. Mit anderen Worten, der ß 3 verbiete auch mit das FUtterkochen, bei dem die Gerüche durch zweckentsprechende Schorn- steine abgeleiut und die übelriechende» Gase durch irgendwelche Einrichtungen verbrannt würden. Soweit dürfe die Polizeiverordnung auf keinen Fall gehen. Wegen Ungttlsigkett des 8» müsse Frei- sprechung erfolgen.