Nr. 84. 26. Jahrgang.

2. Beilage des„ Vorwärts  " Berliner Volksblatt

Aus Induftrie und Dandel.

Spekulanten- Manöver.

Spekulanten- Manöver, die in dem vom amerikanischen   Ackerbau­Bureau am Mittwoch herausgegebenen Bericht über den Saatenstand in Amerika   erwünschte Stüße fanden, haben an den Getreidebörsen ein weiteres Hinauftreiben der Preise im Gefolge gehabt. An der Börse in Chikago griff der Weizenkönig Plalten ein, indem er die Einstellung der Verkäufe befannt gab.

Die englische Textilindustrie.

Freitag, 9. April 1909.

erzeugung in Deutschland   und Luremburg während des Monats dem die schwer zu bewegenden Balanzierpreffen durch Exzenter März 1909 insgesamt 1073 116 Tonnen gegen 949 667 Tonnen im prefsen ersetzt worden sind. In Gießereien und Armaturfabriken Februar 1909 und 1 046 998 Tonnen im März 1908. Demnach hat werden sie als Kernmacherinnen beschäftigt, in Fabriken von Fern­die Roheisenerzeugung gegen das Vorjahr zugenommen, während ſprechapparaten besorgen sie das Zusammenseßen der Mikrophon­der Versand des Stahlwerksverbandes zurückgegangen ist. teile und der Gehäuse, in Waffen- und Munitionsfabriken das Nachlehren der Geschosse. In einer Hufeisenfabrik haben sie die Stollen abzufräsen, nachzupreffen, zu tempern und zu härten. In Das englische Handelsamt hat soeben ein Gelbbuch heraus- Klavierfabriken ist ihnen das Polieren und Einbauen einzelner gegeben, das die Resultate umfangreicher Erhebungen über die Teile übertragen und in einer Fahrradkettenfabrik das Entfernen englische Textilindustrie enthält. 1906 waren nicht weniger als 1171 000 ber Spähne an den Rollenbohrmaschinen, was früher ausschließlich Personen in den verschiedenen Tegtilbranchen beschäftigt, darunter bon jugendlichen männlichen Arbeitern besorgt wurde, sowie das Da anderweitige Vorräte nur in ſehr geringen Mengen am Lager Sterling, also über eine Milliarde Mart  ; im Durchschnitt kam auf das Bideln fleiner Drahtspulen, in einer Knopffabrik leichte Stanz­689 000 Frauen. An Löhnen wurden gezahlt 50 Millionen Pfund Zusammenseben der Ketten. In der Elektroindustrie besorgen sie waren, sprangen die Preise für Maiweizen bis 33 Cent höher als die beschäftigte Person ein Jahreslohn von nur 870 M. Bemerti arbeit. Ein Versuch, in einer Nähmaschinenfabrik Arbeiterinnen der höchste Kurs, der am Montag notierte. Die Erregung stieg noch, sei, daß die Erhebungen sich auf über ½ Million Personen erstredten, an Fräsmaschinen zu verwenden, scheiterte an dem Widerstande als das Gerücht verbreitet wurde, Europa   bedürfe während der ein Prozentsaß, der genügt, um eine Beurteilung der Industrie der männlichen Arbeiter. Ebenso widersetzten sich diese und ihre nächsten vier Monate 50 Millionen Bushel amerikanischen Weizen. als Ganzes zu ermöglichen. Die Mehrzahl der Textilarbeiter ist Organisation der Verwendung von Arbeiterinnen in den Seßereien; Dazu tam der ungünstige Saatenstandsbericht, der den Durchschnitts. wöchentlich 55 Stunden beschäftigt, manche Branchen kommen aber gleichwohl findet eine solche noch in einzelnen Buchdruckereien statt. stand des Winterweizens auf 82,2 Proz. gegen 85,3 Proz. am auf 57-60 Stunden. Zieht man den Sonnabendnachmittag als In der Holzindustrie, namentlich in Bilderrahmenfabriken, werden 1. Dezember 1908 und 91,8 Proz. am 1. April 1908 schäßt. Der Halbfeiertag in Berechnung, so ergibt sich eine durchschnittliche bedienen sie Falz, Heft, Linier- und Gummiermaschinen und Arbeiterinnen als Poliererinnen beschäftigt. In Buchbindereien. Durchschnittsstand des Winterroggens wird mit 87,2 Proz. gegen Arbeitszeit von 9-10 Stunden und in einzelnen Fällen darüber. 87,6 Proz. am 1. Dezember 1908 und 89,1 Proz. am 1. April 1908 im Vergleich zu denen anderer englischer Arbeiter aber niedrig. Einpressen von Buchstaben und Berzierungen. In der Steininduſtrie Die Löhne sind, nach den deutschen   gemessen, nicht schlecht, und Deckel, das Belegen mit Gold- und Silberfolie sowie das verrichten mannigfache Vorarbeiten, wie das Beleimen der Rücken Der durchschnittliche Wochenverdienst für Männer ist 28,10 m. haben sie stellenweise den Platz der Schleifer eingenommen, nach­Die Hauffepartei brachte es daraufhin fertig, den Preis für Den höchsten Verdienst erreichen die Spibenweber mit 39,50 M.; bem diese in den Ausstand getreten waren. In der Konfektions­Weizen per Mai auf einen Stand zu treiben, wie er bisher nur ihnen folgen die Strumpfwirker mit 31,50 M. Die Frauen er industrie wird vereinzelt das Nähen billiger Herrenmäntel, einmal, und zwar im Jahre 1898 erreicht worden ist. Die Preis- reichen, im Durchschnitt der ganzen Industrie genommen, einen industrie wird vereinzelt das Nähen billiger Herrenmäntel, treiberei bleibt, trotz des günstigen Saatenstandes in Deutschland  , Wochenlohn von 15,40 M. In der Baumwollbranche verdienen toppen und jacketts, das früher ausschließlich den Schneider­hier nicht ohne Wirkung. An der Berliner Börse   notierte z. B.: 30 Prozent der Frauen 20-25 M. pro Woche. gefellen übertragen wurde, von Arbeiterinnen bewirkt. In einer Die Mehrzahl der Frauen verdient weniger als 15 M. Gerberei endlich besorgen Arbeiterinnen das Abstoßen der Wolle 10. März 2. April 7. April 8. April Mai- Weizen 226-233-234 240-241 2421-2481/ 2 10,40 m. und der für Mädchen unter 18 Jahren nur 8,85 M. übernommen, die vordem ganz oder doch teilweise den Männern durchschnittliche Wochenlohn für Arbeiter unter 20 Jahren ist und das Bedienen der Wollwasch- und der Stoßmaschinen.... In allen diesen Fällen haben die Arbeiterinnen Verrichtungen Mai- Roggen. 1751 1751-1751 1801-1803 1801-180 Am schlimmsten ist das Los der bedauernswerten Halftimers", Weizenmehl 00 2734-301 2814-303/ 291/ 2-301 293-32 der Schulkinder, die den halben Tag zur Schule gehen, die andere oblagen." Roggenmehl 238-23 21-23 21/ 10-23/ 10 21°/ 10-23/ 10 Sälfte in der Fabrik fronden, Bon diesen bringen es die Jungen Danach ergeben sich seit Anfang März ganz gewaltige Steige auf 3,60 M., Die Mädchen auf 3,30 M. pro Woche.  - Das sind rungen, speziell für Weizen. Von der Aufwärtsbewegung ist aber in kurzen Umrissen die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in einer auch schon das Mehl erfaßt worden. Die Befürchtung, daß die der wichtigsten Industrien Englands. Die Löhne find für die Hauffe in sehr unangenehmer Weise auch in den Brotpreisen zum Mehrzahl viel su gering, um ein einigermaßen menschenwürdiges Ausdrud fommen werde, hat leider nur zu viel Berechtigung. Dasein zu führen; immerhin sind sie im Durchschnitt doch höher als Dabei haben wir jetzt schon Brotpreise, die geradezu als Hungers in Deutschland   und den übrigen Ländern. Das beweist jedenfalls, preise bezeichnet werden können. wieviel noch zur Hebung der Arbeiterklasse in allen Industrie­Die Agrarier heimsen viele ländern zu tun ist. Hunderte von Millionen ein, den Arbeitern wird der Brotkorb immer höher gehängt. Göttlich- agrarische Weltordnung!

angegeben.

Steigerung der Fleischpreise.

etwa

Der

Tarifrevifion in Amerika  . Die Kommission des Repräsentanten hauses für Mittel und Wege einigte sich, wie aus Washington   braht lich gemeldet wird, auf eine Ermäßigung des Bolles auf Stahl, Ingots, Blooms und Brammen von einem auf 0,8 Cent beztv. von 0,4 auf 0,3 Cent gemäß der Klassifizierung ad valorem. Die Selaufel, welche einen gleichmäßigen Boll von 20 Proz. ad valorem auf Kesselbleche von Eisen und Stahl vorsieht, wurde gestrichen. Die Bölle auf einige Sorten wurden spezifiziert, auf andere ermäßigt.

Hus der Frauenbewegung.

Frauenarbeit.

Die Fleischpreise haben im Monat März wieder eine Ber­teuerung erfahren; nur Hammelfleisch ist etwas billiger geworden. Der Preis für Rindfleisch stellte sich im Durchschnitt von 50 Pläßen pro Kilogramm im März auf 1,55 M. gegen 1,54 M. im Februar. So gering diefe Steigerung ist, so fällt sie deshalb doch ins Gewicht, da gerade die billigeren Sorten eine stärkere Preissteigerung ers fahren haben als die besseren Qualitäten. Rindfleisch vom Bauch toftete im März pro Kilogramm 1,33 M., während es im Februar erst 1,30 m. gekostet hatte. Rindfleisch vom Bug stieg im Preise bon 1,55 M. im Februar auf 1,57 M. im März. Im Durchschnitt der Wie schon aus den Ergebnissen der Berufszählung vom nämlichen Orte ging der Preis für Schweinefleisch von 1,54 M. pro Kilo| 12. Juni 1907 bekannt geworden ist, hat die weibliche Arbeitskraft im Februar auf 1,55 M. im März hinauf. Während aber Schweinefleisch in Industrie, Handel und Gewerbe ganz gewaltig zugenommen. von der Keule die hochwertigste Sorte- sogar eine Preisermäßigung Diese Entwickelung ist aber noch nicht, auch nicht während der aufweist und nur 1,70 M. pro Kilogramm foftet gegen 1,71 M. im Krise, zum Stillstand gekommen. Das bezeugen die nun vor Februar, ist der Preis für Fleisch vom Bug im Preise gestiegen; der liegenden Berichte der preußischen Gewerberäte für das Jahr 1908. Preis ging von 1,61 auf 1,62 m. hinauf. Scharf in die Höhe ge- für heute wollen wir von zwei Auslaffungen Notiz nehmen, die gangen ist der Preis für Schweineschinken und Sped; ersterer foſtete sich mit der Verdrängung von männlicher durch weibliche Arbeits­pro Kilogramm im März 2,60 m. gegen 2,58 M. im Februar, bezirk Berlin   folgendes: traft beschäftigen. So berichtet der Beamte aus dem Landespolizei­Tegterer 1,80 gegen 1,77 M. Gleichgeblieben ist der Preis für Kalb­fleisch, das im Durchschnitt noch immer 1,72 m. toftet; auch hier hat fich die geringere Qualität verteuert, während die höherwertige Sorte im Preise gefunken ist. Bei Hammelfleisch endlich ist im Durchschnitt eine fleine Ermäßigung eingetreten; der Preis ist von 1,65 M. pro Kilogramm auf 1,63 M. zurüdgegangen.

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Das Krisenjahr.

Und aus dem Regierungsbezirk Minden   weiß der Beamte folgendes zu berichten:

Eine Verdrängung der Männerarbeit durch Frauenarbeit macht sich im Laufe der letzten Jahre immer in den Sortierereien der Bigarrenfabriken bemerkbar, da viele Fabrikanten dazu über­gehen, Sortiererinnen an Stelle der männlichen Sortierer einzu­ftellen, und daher auch mit Vorliebe Mädchen an Stelle von jugend­lichen Arbeitern männlichen Geschlechts zur Sortierarbeit anlernen lassen, weil Frauen und Mädchen nicht so leicht zu Ausständen und zum Wechsel der Arbeitsstätte neigen wie männliche Arbeiter. In einigen Orten haben diese dem Vorgehen der Fabrikanten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln heftigen Widerstand ent­gegengefeßt, der dann auch nicht überall ohne Erfolg geblieben ist. In einer größeren Bigarrenfabrik, die bisher ausschließlich männ­liche Arbeiter beschäftigte, da in der Gegend die Fabrikarbeit weib licher Personen überhaupt nicht üblich war, wurde im Anfang des Jahres eine Anzahl Mädchen in die Kistentleberei eingestellt. Dies hätte fast Anlaß zu einem Ausstand der männlichen Arbeiter ge­geben, wenn nicht die Arbeiterorganisation, der sie angehören, die finanzielle Unterstüßung eines Streits abgelehnt hätte. In den Betrieben der Metallindustrie ist eine allmähliche Zunahme der Be­schäftigung von weiblichen Personen an Bohrmaschinen, Pressen und ähnlichen Maschinen zu beobachten. Es handelt sich in allen Fällen um Arbeiten, die feine größere Kraftanstrengung erfordern und daher an und für sich als für den weiblichen Organismus un­geeignet nicht bezeichnet werden können."

Bu zwei Monaten Gefängnis wurde im Januar dieses Jahres unsere schwedische Genoffin Frau Kata Dalström   verurteilt, weil fie in einem Vortrage den schwedischen Reichstag beleidigt haben sollte. Das Urteil des Rathausgerichts der Kleinstadt Ronneby   ist am Montag von der Berufungsinstanz, dem Hofgericht für Schonen und Blekinge, aufgehoben worden.

Ein Geschentwurf über die Mutterschaftsversicherung. Wieder­" In einer Reihe von Gewerbezweigen macht sich offensichtlich holt hat der italienische Minister für Aderbau, Industrie und ein immer stärkeres Eindringen der weiblichen Arbeitskräfte be- Handel der Kammer einen Gefeßentwurf über obligatorische merkbar, das zum Teil unter einem Verdrängen der Männerarbeit Mutterschaftsversicherung vorgelegt. Das Gefeß betrifft alle Ar­vor sich geht. Diese Erscheinung tritt, nur ausnahmsweise unber- beiterinnen, die durch das Schubgesetz vom November 1907 auf mittelt, in der Regel vielmehr ganz allmählich auf und hat ihre die Dauer von einem Monat nach der Entbindung von der Arbeit Ursache zum Teil, und zwar vornehmlich in der Aenderung der ausgeschlossen sind, beschränkt sich also ausschließlich auf die in­Erzeugnisse und Arbeitsweise, zum Teil aber auch in den persöna dustrielle Arbeiterschaft. Für jede Arbeiterin im Alter von 15 lichen Eigenschaften der weiblichen Arbeitskräfte. bis 20 Jahren ist ein Vire jährlich, für solche von 20 bis 50 Jahren Nach dem soeben erschienenen Bericht der Gewerbe träfte in den Betrieben der Metallverarbeitung und des Maschinen- der Arbeiterin vom Lohne   abgezogen, die andere bezahlt der Am stärksten macht sich das Eindringen der weiblichen Arbeits- sind 2 Lire jährlich zu entrichten. Eine Hälfte dieser Summe wird inspektoren in Geffen erfolgte im Jahre 1908 statt der sonst und Apparatenbaues bemerkbar. So geht die Bedienung der auto- Unternehmer. Als Gegenleistung erhält die Arbeiterin bei jeder regelmäßigen Zunahme der Arbeiterzahl ein Rückgang von 98 272 matischen Schraubenschneidemaschinen, der Stanzen und Preffen Entbindung oder Fehlgeburt eine Unterstüßung von 30 Lire. Der auf 96 668. Ueberdies verschärfte sich die schon in früheren Jahren immer mehr in Frauenhände über. In Blechwarenfabriken werden Entwurf hat den Vorteil, einen sehr einfachen, von bureaukratischer in Erscheinung getretene Verdrängung der Männerarbeit durch häufig Arbeiterinnen als Löterinnen verwendet, desgleichen in Echwerfälligkeit freien Organismus zu schaffen. Die Unter Frauen und Jugendliche. Es wurden in Fabriken beschäftigt: Fabriken für elektrische Taschenlampen, hier auch zum Füllen der stüßungssumme von 30 Lire ist natürlich ganz und gar unzulänglich, Zunahme Elemente. Die Verwendung als Loterinnen ist dadurch ermöglicht troßdem die sanitäre Behandlung durch die städtischen Aerzte und 1902 1907 1908 geg. 1902 worden, daß die Blechteile durch die neueren Maschinen in solche Hebammen in Italien   gratis erfolgt. Die fabelhafte Steigerung Erwachsene männliche Arbeiter. 61 844 71 796 69 084 11,7% Formen gebracht werden, daß die Lötstellen bequem zugänglich sind der Löhne, von der Giolitti in der Kornzolldebatte zu berichten Arbeiterinnen über 16 Jahre 13 194 17 293 17 817 35,0% und einfache Linien aufweisen. Ebenfalls auf die Verwendung wußte, scheint man bei diesem Gefeßentwurf vergessen zu haben, 9146 9746 47,4% Jugendliche beider Geschlechter. 6616 neuerer Maschinen der Sprizmaschinen ist die Beschäftigung sonst würde man wohl kaum die Summe von 30 Lire als Ersak Die Inspektoren bemerken, die stärkere Heranziehung der von weiblichen Arbeitskräften als Radiererinnen zurückzuführen. für einen 30tägigen 2ohnausfall ansehen. billiger gelöhnten Weiblichen und Jugendlichen entspringe In Galvanisieranstalten werden sie zum Bedienen der Bäder, in dem niederliegenden allgemeinen Geschäftsgang. einem Emaillewerke als Einseßerinnen am Ofen herangezogen.

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