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Sennißt. Seit dem SS. Fevruar wird der Droschkenkutscher Her- mayn Freude, 10. September 1857 in Sadenbeck geboren, vermißt. Beschreibung: 1,73 Meter groß, dunkelbraun meliertes Haar, starke Augenbrauen, blaue Augen, vollständige Zähne, graumelienen Schnurr- bart, kräftige Gestalt; Bekleidung: braune Jockeymütze, dunkelblauer Ueberzieher mit hellgrau karriertcm Futter, graue Hose, Holzstiefel mit Filz gefüttert, graue Strümpfe mit Stoff besetzt, weißes Hemd, gezeichnet?. EL, graues Trikothemd, braune Unterjacke, weißwollene Unlerhosen, schwarzes Chemisett, braune Pulswärmer. Es wird Unglücksfall vermutet. Zweckdienliche Angaben, welche zur Auffindung des Genannten dienen könnten, werden sowohl von der Kriminal- Polizei als auch von jedem Polizeirevier zu 824. IV. 7. 09. schriftlich oder mündlich entgegengenommen. Vorort-]Sach dcbtem Nixdorf. Stadtverordnetenversammlung. Am M'ttwoch, nachniittagS um il/2 Uhr, fand eine Sitzung statt, auf deren Tagesordnung alle Gegenstände gesetzt waren, welche die beschlußunfähige bürgerliche Mehrheit am 31. März in der Mittwochs- sitzung unter Bruch der Geschäftsordnung.erledigt' hatte. Der da- gegen eingelegte schriftliche Protest der tozialdemokratischen Fraktion hat diesen neuen Gewallakt jedoch wirkungslos gemacht; diesmal mußle» die Wahlrechtsverschlechterer einschwenken. ES kann nur als eine VerlcgeuheitSfloskel bezeichnet werden, wenn der Stadtverordneten- Vorsteher bei der Eröffnung sagte, daß dieselben Punkteaus Zweck- Mäßigkeitsgründen" und nur deshalb nochmals zur Beratung stehen, »weil doch eine Sitzung hätte stattfinden muffen.' Zunächst war zu beschließen, wie da? noch im Etat klaffende Manko von rund 100 000 Mark auszugleichen ist, so daß also eine neunte Sitzung sich mit dem Etat besafien mußte; und um ein Haar wären daraus noch mehrere geworden. Der Magistrat schlug in seiner Vorlage vor, 60 000 Mark vom Grundstückserwerbsfond als Zinsen für IV, Millionen Mark Grunderwerbskosten ein- zuziehen, um 10 000 Mark das Umsatzsteuer-Soll zu erhöhen. den Stadtverordneten-DispositionSfonds um 13 800 Mark zu kürzen und die genehmigten 17 500 M. für das Krankenautomobil zu streichen. Stadtv. Abraham führte dazu aus, daß er nicht gegen die Dorschläge des Magistrats stimmen will, übte aber an denselben Kritik. Er sagte, dieses Zusammenkramen von Kleinigkeiten muß nach außen den durchaus salschen Eindruck erwecken, als ob Rixdorf am Ruin stände. Daß der Magistrat daS Automobil fallen läßt, be- weist, wie sehr ihm die Festigkeit mangelt; solche Schaukelstuhlpolitik macht er(Redner) nicht mit. Oberbürgermeister Kaiser wendet sich erregt gegen diese An- griffe und sagt, daß die Vorlage nicht nötig gewesen Ware, wenn die Versammlung die Schankkonzessionssteuer genehmigt hätte. Andere Vorschläge könne er vorlaufig nicht machen. Als Retter des Magistrats springt Stadtv. Rahmig in die Bresche und redet schließlich lang und breit für die SchankkonzessionS- fteuer, die der Gastwirtsstand sehr wohl tragen könnte. Er be- hauptet, daß der festgestellte Steuerplan ungerecht ist und bringt schließlich einen Antrag auf Einführung der Schankkonzessionssteuer ein.(Lebhafte Bewegung.) Dagegen erheben unter lebhafter Zustimmung die Stadtverord- neten Abraham und W u tz k y(Soz.) energisch Protest unter Hin- weis auf die entgegenstehenden Bestimmungen der Städteordnung und der Geschäftsordnung. Ersterer verwahrt sich gegen solche Veriuche, bei günstigerer Mehrheilskonstellation abgelehnte Anträge wieder aufnehmen und durchdrücken zu wollen. Der letztere schließt sich dem an und versichert, daß bei Zulaffung des Antrage? Rahmig die sozialdemokratische Fraktion die ganze Etatberatung durch Wieder- aufnähme aller von derselben gestellten Anträge von neuem auf- rollen werde. Es entspinnt sich eine lange GeschäftSordnungs- debatte, in der der Oberbürgermeister, Stadtverordneten-Borsteher SaiEder. Stadtv. Rosen ow für und die Stadtvv. Conrad (Soz.),(g! o(1 e r(Soz.) und Gröpler gegen Zulassung einer er- neuten B-ralLllg der Schankkonzessionssteuer sprechen. Schließlich zieht Stadtv. R 2 h m i g seinen Antrag zurück mit dem Bemerken, daß er ihn später Kieder einbringen wird. Zur Vorlage deS' Magistrats sprach Stadtv. W u tz! H(Soz.). Er drückt zunächst seine GeilügtuuNa darüber aus, daß durch die Obstruktion der Sozialdemokraten am 21-. März die mitten in der Erregung vom Oberbürgermeister saus kaya��gemachten Deckung?- Vorschläge nicht zur Annahme kommen konnten. Die Äachsitzung üil diesem Tage war wie gegenüber der eingangs der heutigen Sitzung vom Vorsteher zum besten gegebenen wunderlichen Ansicht festgestellt sei gewaltsam und ungesetzlich; sie hat daS Ansehen der Rixdorfer Kommunalpolitik schwer geschädigt. Mit den jetzt nach ruhiger Ueberlegung vom Magistrat gemachten Vorschlägen sind die Freunde des Redners einverstanden bis auf die Streichung des Krankenautomobils. Derselbe Magistrat, der in setner bezüglichen schriftlichen Begründung sowie in der Debatte treffend und mit Eifer nachgewiesen hat, wie unbedingt nötig und unentbehrlich für daS neue Krankenhaus das Automobil ist, läßt plötzlich all' daS im Stich. Diese Haltung ist unverständlich I Redner beanttagt, das Automobil dem früheren Beschlüsse gemäß anzuschaffen und die fehlenden 17 500 M. ebenfalls aus dem Stadtverordneten-Dispostttonsfonds zu entnehinen, der dann immer noch mit den verbleibenden 17 500 M. ausreichend dotiert sei. Stadtv. G r o g e r(Soz.) verlangt nament- liche Abstimmung über diesen Antrag. Mit 35 gegen 25 Stimmen(letztere von den Sozialdemokraten und dem Stadtv. Dr. Müller) beschließt die Mehrheit, daS Kranken- automobil wieder zu streichen, um die 17 500 M. zu ersparen. Auch der Kreisarzt Stadtv. Dr. Dietrich, der sür daS Automobil eine fulminante und eindringliche Rede gehalten hatte, stimmt dasselbe jetzt nieder, was die Linke mit lebhaftemHört! hört!' unter- streicht. Die übrigen Vorschläge deS Magistrats werden hierauf ebenfalls angenommen. Bei der nunmehr folgenden Beschlußfaffung über den Gesamt- etat stimmt die sozialdemokratische Fraktion dagegen, waS Stadt­verordneter G r o g e r bereits in voriger Sitzung angekündigt hatte mit der Begründung, daß seine Freunde dem Magistrat unter keinen Umständen irgendivie Vertrauen entgegenbrächten. Der Rest der Tagesordnung zumeist Verstärkung von Etats- Positionen fand schnelle Erledigung. Der sozialdemokratische Anttag, dem brandenburgischen Städte- tage die Behandlung des Thema?:D as Gemeindewahl- reckt und seine Reform' zu empfehlen, wurde auf Vorschlag der Antragsteller bis zur nächsten Sitzung vertagt. Bewilligt wurden debatteloS 1000 M. an den freiwilligen Er- ziebungSbeirat zur Speisung der Kinder von Arbeits- losen und 1000 M. zur Unter st ützung der durch Hoch- Wasser Geschädigten. Den Antrag des Magistrats, zwecks Beratung über die zur Ver- öffentlickung zuzulassenden Beschlüsse au» Deputationen eine Kommission einzusetzen, bekämpft Stadtv. Dr. S i l b e r st e i n(Soz.) als überslüfsig; er sagt, die ganze Geschichte läuft offenbar nur aus ein Maulkorbgesetz sür die Sozialdemokraten hinaus. Ober- Bürgermeister Kaiser bestreitet dies. Die Kommission wird gewählt; es gehören ihr u. a. auch die Genoffen G r o g e r und W u tz k y an. Bei der Wahl des Ausschusses für die Wahlen der Schöffen und Geschworenen erhebt Stadtv. Conrad(Soz.) für seine Fraktion ihrer Stärke entsprechend den Anspruch auf 2 Ver- trauensmänner. Die Blockmehrheit wählte jedoch nur den u. a. vom Wahlausschuß präsentierten Stadtv. W u tz k y(Soz.), und auch auf diesen entfallen nur wenige, gerade knapp zur notwendigen Zahl reichende Stimmen; denn die sogenannten.Liberalen' stimmten nicht für ihn und hätten so beinahe den völligen Ausschluß einer Arbeilervertretung in dem VertrauenSmänner-AuSschuß herbei- geführt. Hiernach folgte eine geheime Sitzung. Der JugcndauSschuß veranstaltet am 1. Osterfeiertage einen Aus- flng nach dem Grunewald (Pichelswerder). Treffpunkt ist mittags l'/i Uhr am Bahnhof Hermannstraße. Lübars-Waidmannslust. Eine zeitweise sehr erregte Sitzung der Gemeindevertretung fand vor einigen Tagen im Waidmannsluster Schulhause statt. Nach Mitteilung einiger geschäftlicher Angelegenheiten beschloß die Ge- meindevertretung, ein provisorisches Polizeigewahrsam im Souterrain des Schulhauses einzurichten. Dies wäre notwendig, da Waidmannslust-Lübars vom 1. April ab einen eigenen Arwtsbezirk bilde. Später soll dann daS Gewahrsam an die pro- jcktierte Turnhalle und den Geräteschuppen auf dem Schulhofe an- gebaut werden. In dem Schulhause befinden sich jetzt: die Klassen- zimmer, die neugebildete Gemeindebibliothek, das Gemeinde- und Amtsbureau, die Wohnung des Nachtwächters, der Ge- räteraum der Feuerwehr, der Betsaal und das Polizei- Gewahrsam. Zirka 100 Meter hinter dem Schulgebäude be- finden sich die Gleise der Nordbahn mit ihrem starken Verkehr. Alles zusammen bietet den Kindern einen sehr reichhaltigen An- schanungsunterricht. Ob zum Nutzen oder Schaden ihrer Erziehung ist allerdings eine andere Frage. Die nächste Sitzung der Gemeinde- Vertretung wird ihre Beschlüsse der letzten Sitzung wohl wieder auf- heben müssen; denn ein solcher Zustand ist unhaltbar. Ein An- trag des Vorstehers, den Nachtwächter imDesinfektionswesen' ausbilden zu lassen, uni ständig jemand im Bedarfsfalle zu haben, wurde wegen der Ansteckungsgefahr für die Schulkinder abgelehnt. Sollten Desinfektionsfälle eintreten, dann soll der betreffende Hermsdorfer Beamte dies vornehmen. Bei Einkommen unter 900 Mark übernimmt die Gemeinde die Kosten. Ter Bahnhof Waid» mannslust soll die BezeichnungWaidmannSlust-LübarS" erhalten, die politische Gemeinde Lübars soll in Lübars -WaidmannSlust um- getauft werden. Der Schöffe Kühne aus Lübars erklärte, daß der Landrat des Kreises sein Wort den Lübarsern gegenüber nicht ge- halten habe. Er loürde dies auch dem Landrat gegenüber persön- lich aufrecht erhalten. Wenn die Waidmannsluster glauben, die Lübarser erdrücken zu können, so würden sie sich dagegen wehren. Den Vorwurf, daß die Lübarsec durch die Entwickelung der Ge- meinde ihre Taschen gefüllt haben, weise er insoweit zurück,als es noch darauf ankommt, zu beweisen, wer sich mehr die Taschen gefüllt habe, die Lübarser oder die Waidmannsluster." Der Ge- meindevorsteherverbat" sich derartige Aeußerungen. Unser Ge- nosse verlangte, daß der Schöffe Kühne Namen nennen müsse, wenn er derartige Behauptungen aufstellte. Dies ließ der Amts- und Gemeindevorsteher jedoch nicht zu. Wir haben schon längst darauf hingewiesen, daß die Herren Grundstücksspekulanten und Großgrundbesitzer allein diejenigen sind, die die Vorteile aus der Entwickelung der Gemeinde ziehen. Hier bestätigt eS einer der größten Grundbesitzer von Lübars , der Schöffe der Gemeinde Lübars-WaidmannSlust, wie recht wir mit unserer Meinung haben. Wir wissen aber leider nicht, wer mehr erbaut von den Auseinandersetzungen in der Gemeindesitzung ist, der Herr Landrat oder der Herr Amtsvorsteher, oder die Waid- mannsluster oder Lübarser Grundbesitzer. Aber gut ist eS doch, daß die Gemeindepolitik in der Gemeindesitzung erledigt wird und nicht wie früher auf der Bierbank. Lichtenberg. Unter der Ueberschrift:Spotten ihrer selbst" druckt da? Lichten- berger Ortsblättchen unsere Notiz über die Suche nach einem Baurat ab und tröstet sich damit, bemerken zu können, daß der Kommission zur Vorbereitung der Stadtbauratswahl auch der Genosse Grauer angehöre. Dieter Trost ist ein recht magerer. Wir hatten im weientlichen das Pech der Lichtenberger Stadtväter glossiert, daß es trotz der Reisen noch nicht gelungen ist. einen tüchtigen Stadtbaurat zu finden und darauf hingewiesen, welche Perspektiven sich bei der Fortsetzung dieser Art der Bauratssuche eröffneten. Daß die einzelnen der Kommission angehörenden Herren, ganz gleich, wie sie heißen, für das Pech nicht persönlich verantwortlich gemacht werden können, ist doch selbstverständlich. Weiheusee. AuS der Gemeindevertretung. Ein neues Projekt des Säuglings- Krankenhauses wurde vom Gemeindebaurat Bühring erläutert, nachdem sein erste? Projekt, mit 420 000 M. veranscklagt, als zu teuer erschien. Nur durch engeres Zusammenschließen der beanspruchten Räume und durch Beseitigung deS Hörsaales konnte daS Projekt auf 350000 M herabgesetzt werden. Jetzt war-st die Herren jedoch der Meinung, daß ein Hörsaal unbedingt eingerichtet werden müßte, denn gerade dadurch gewinne die Anstalt an Ansehen, weil andere Anstalten einen solchen nicht besäßen. Viele Vorschläge kamen, man wollte Eßtaal und Hörsaal vereinigen, ein anderer wollte den Hörsaal im Dachgeschoß unterbringen. Zum Schluß bewilligte man noch 25 000 M. zum Anbau eines Gebäudes, worin der Hörsaal und die Garderobe unter- gebracht werden soll. Die Gesamtkosten des Krankenhauses bettagen nunmehr 375 000 M. Gegen zwei Stimmen wurde das vor- liegend« Projett genehmigt. ES wurde weiter beschlossen, für daS Elektrizitätswerk einen größeren Posten Kabel an- zukaufen, da daS Kupfer ganz erheblich billiger geworden ist, der Preisnachlaß für Kabel beträgt zurzeit 37 bis 38 Proz. Die Vorlegung des Projektes der Uferstraße um den Weißen See zeigte ganz besonderes Interesse. Am Ufer des SecS wird ein 5 Meter breiter Fußweg als Promenade, ein 5 Meter breiter Fahrdamm und 3 Meter Fußweg, ferner ein Vorgarten von 4 Meter angelegt. Die Bauweise ist eine offene, so daß am See nur Gärten und Villen gedacht sind. Gleich nach Ostern werden die Arbeittn bereits in Angriff genommen, und zwar von der Seetcrrasse bis zur Albertinenstraße. Der Trianonpark bleibt erhalten. Derselbe wird zurzeit in stand gesetzt, um baldigst dem Publikum zugänglich gemacht zu werden. Eine Lokalbesichtigung hat leider ergeben, daß während deS Winters in dem schonen Park armdicke Zweige abgebrochen und einzelne Baumgruppen vollständig zerstört worden sind, so daß bedauerlicherweise der Park zu bestinimten Zeiten ge- schloffen werden wird. Die Nachforderung von Kosten an lebendem Inventar sür das Rittergut Birkholz wurden bewilligt. Die erste Arbeit für die Neugestaltung der Kanalisation ist die Verlegung eines Regenwasserkanals in der Parkstraße, der in den nächsten Tagen in Angriff genommen wird. In gleicher Folge wird die Straße endgültig reguliert. In der geheimen Sitzung wurde über die Anlegung von Geldern bei hiesigen Bankinstituten bestimmt; so werden bis zu 300 000 M. bei der Deutschen Bank, bis zu 100000 M. bei der Kommerz- und Diskontobonk ohne Sicherheit hinterlegt, während Gelder bei der Weißenseer Bank nur gegen Sicherheit hinterlegt werden dürfen. Einer Exmissionsttage gegen einen Gast- wirt, der längere Zeit Miete an die Gemeinde schuldet, wurde die Zustimmung erteilt. Marienfelde. lleber 500 Millionen Mark neuer Steuer» und die arbeitende Klasse referierte in einer Volksversammlung Genosse Kubig. Die nach dem Vortrage einsetzende Diskusston gestaltete sich zu einer interessanten Abrechnurig gegen die in Sozialistenbekampfung machende..Mariendorfer Zeitung'. Der Vorsitzende des Marien- dorfer Wahlvereins Genosse Jescrich kennzeichnete zunächst im all- gemeinen den spärlichen geistigen Einfluß der sogenannten un- varteiischen Presse. Wie diese es versucke. den Arbeiter zu ver- dummen, bewies er durch die Verlesung mehrerer Artikel der Mariendorfer Zeitung'. Obwohl der Redakteur dieses Blättchens. Herr Wegener. durch eingeschriebenen Brief eingeladen ist, war der- selbe doch nicht erschienen. In äußerst gehässiger Reichsverbands- monier versuche dieses Blatt, so betonte der Redner, bei jeder Gelegenheit die Tätigkeit der sozialdemokratischen Gemeindevcrtreter herabzusetzen; wiederholt sei dessen Redakteur eingeladen worden, in öffentlicher Versammlung zu erscheinen, aber nie ist Herr Wegener gekommen. Jeder anständige Arbeiter müsse den Kampf gegen dieses Blatt ausnehmen, weil eS mit der sogenannten Schund- literatur auf eine Stufe zu stellen sei. Genosse Kleinert machte darauf aufmerksam, daß der betteffende Wegener einige Genossen. die sein Blatt als Wurst- und Käsebkatt bezeichnet hätten,»erklagt habe- Genosse Greulich brachte noch einen interessanten Fall auS der letzten Gemeindeverlretersitzung des hiesigen OrteS zur Sprache. Seit zirka 30 Jahren werde der sogenannte Separattonsplan der hiesigen Gemeinde gesucht. Vor einiger Zeit sei ein neuer Bebauungsplan angefertigt, gegen dessen Richtigkeit wurde vom Rittergutsbesitzer Kiepert Einspruch erhoben mit der Motivierung, auf dem Gute befinde sich ein genauer Lagcplan, wonach ein Teil der Dorfaue zum Gute gehört. Nun war Herr Kiepert kurze Zeit verreist. In dieser Zeit habe der Gemeindevorsteher seinen Sekretär nach dem Rittergut gesckickt, um den dortigen Plan einzuichen. Der Plan wurde vom Inspektor vorgelegt und der Gemeindesekretär erkannte auf den ersten Blick, daß es der lange gesuchte SeparattonSplan der Gemeinde Marienfelde war. Der Plan enthält folgenden Schriftsatz: Broullion. Von dem zu der Mittelmark des Kreises Teltow gehörigen Dorfes Mariemelde einem Hochedlen Magistrat einer königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin vermesse» in den Mens« Junio. Julio, Augufto 1771. F. A. Grützmacher. Der Sekretär bat sich den Plan einige Tage aus. lim genauere Feststellungen zu machen. Als nun der Vorsteher den Plan z« Gesicht bekam, erkanme auch er sofort, daß er zu dem in der Ge- meindeverwaltung befindlichen Rezeß, welcher die gleiche Unterschrift und Jahreszahl trägt, gehört. Als nun Herr Kiepert von seiner Reise zurückkam, verlangte er sofort den Plan zurück, der Gemeinde- Vorsteher lehnte indes daS Verlangen ab. Hierauf beschwerte sich K. beim Landrat, welcher die Aushändigung des Planes an K. verfügte. Die Herausgabe wurde vom Gemeindevorsteher trotzdem verweigert und ein Rechtsgntackten vom Syndikus des Vereins der Vorort­gemeinden, Dr. Steiner, eingeholt, in welchem betont wird, daß der Plan unzweifelhaft der Gemeinde gehöre, man solle es auf eine Klage ankommen lassen. Dazu wird es aber nun nicht kommen, denn man hat sich inzwischen dahin geeinigt, daß eine Kopie angeferttgt und K. ausgehändigt wird. Hierzu ist noch zu bemerken: der Großvater des K. ist seinerzeit hier Gutsbesitzer und Amtsvorsteher gewesen, in dieser Eigenschaft wird der Plan in seinen Besitz gelangt sein. Rechtsanwalt Steiner sagt in seinem Gutachten: Mag der Plan auf rechtmäßige oder unrechtmäßige Weise in den Besitz des Rittergutes gelangt sein, weil er die Gemarkung des ganzen Dorfes enthält. mutz auch die Gemeinde die Besitzerin sein. Jetzt wird sich auch feststellen lassen, wo die früheren Kirchen- und Ge- meindegrundstücke geblieben sind; man spricht davon, daß sie in de? Fläche deS Rittergutes enthalten sind. Am 1. Osterfeiertag, abends 7 Uhr, veranstaltet dieFreie Turnerschaft Marienselde' im Lokale des Herrn Berger, Dorfftt. 30, eine Matinee unter Mitwirkung hervorragender Humoristen und Mandolinenspieler. Da der Verein bei WahlvereinSfestlichkeiten stets mitwirkt, wird von den Genossen eine rege Beteiligung erwartet. Reinickendorf . Mit den Wahlen der Delegierte» zur OrtSttankenkaffe beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung die hiesige GewerkschastSunterkommission. Die Wahlen finden statt am 19., 21.. 22. und 23. ApriL Es ist Pflicht aller Gewerkschaftsmitglieder und Parteigenossen, schon jetzt für diese Wahlen lebhaft zu agitieren. Etwaige Zuschriften find zu richten an den Obmann Franz Otto, Provinzstr. 106. Tegel. Am 1. Osterfeiertag veranstaltet die hiesige Jugendorganisation im Lokale deS Herrn Källner, Sckloßstt. 78 einen UnterhaltungS- abend. Beginn nachmittags 5 Uhr. Da außer einem Lichtbilder- Vortrag für genügende Unterhaltung und Belehrung gesorgt ist, so wird em guter Besuch dieser Veranstaltung erwartet. Spandau . AuS der Stadtverordnetenversammlung. SS ist u.a. ein längeres Schreiben von einem gewissen Sternberg eingegangen, der ernem der Hirsch-Dunckerschen Gewerlvereine angehörte. Dieser pettttoniert um Einführung von Verhältniswahlen bei den Gewerbegerichts- Wahlen. Das Schreiben wird dem siebenten Ausschuß überwiesen. Nach Erledigung zweier dringlicher Vorlagen von geringerem Jnteresie genehmigt die Versammlung den Anbau an die Straßenbahn-Wagenhalle in der Pichelsdorfer Straße. Der Bau selbst wird vertraglich von der Allgemeinen TlettrizitätS- Gesellschaft ausgeführt und soll 100 000 M. kosten. Die Stadt muß bis zum 1. Juli d. I., an welchem Tage die Sttaßen- bahn in städtischen Besitz übergeht, auch dann die Wagenhalle über- nehmen. Infolge des niedrigen Gehaltes sind für das hiesige Krankenhaus nicht die nötigen drei Assistenzärzte zu bekommen. ES sind nur zwei solcher Aerzte vorhanden. Das Gehalt der dritten Stelle wird min auf Beschluß der Versammlung unter die beiden Aerzte für die Mehrleistung geteilt. Für Beschaffung von Apparaten für den ersten Ausbau der Gasanstalt be- willigt die Versammlung ohne jede Debatte 355 000 M. Ferner werden noch folgende Summen debatteloS bewilligt: 4600 M. zur Anschaffung zweier Waschmaschinen und einer Trockenmaschine für da» städttsche Krankenhaus und 4200 M. zur Herstellung einer Fernsprech-Linien- wähler-Anlage im Krankenhaus. Einer Vorlage, der Firma Behrend für Mehrarbeit und Mehrleistung beim Bau deS GaSbehalterS auf dem Nonnendamm 3000 M. zu bewilligen, wird an die Gas- deputatton zurückverwiesen. Essoll festgestellt werden, obdieMehrleistnna erforderlich war und ob sie wirklich stattgefunden hat. Folgenden Tarif für die Gas- und ElekrizitätSzähler-Miete genehmigt die Verfamm- lung. Es sollen erhoben werden: bei G a S monatlich 30 Pf. filr 3 Mflammige Gaszähler, 40 Pf. für 30flammige und größere Gas­zähler; bei Elektrizität monatlich 30 Pf. für Wechielsttomzähler und 40 Pf. fiir Drehstromzähler. In die gemischte Kommission zur Vorberatung der Wertzuwachssteuer wird u. a. auch der Genosse Stadtv. Pieck gewählt. Die übrigen Lorlagen find von geringerer Bedeutung. Auf den am ersten Osterfeiertag, abends 5 Uhr, im Lokale' Gott- wald, Schönwalde rftr. 80, stattfindenden Kunstabcnd sei an dieser Stelle nochmals aufmerksam gemacht. Die Parteigenossen und Gewerkschaftsmitglieder werden ersucht, sich beizeiten mit Billetts zu versehen, da dieselben nur noch in beschränkter Anzahl vor­handen sind. Gleichzeittg werden die Genossen darauf aufmerksam gemacht, daß die Abrechnung der Billetts spätestens am Sonnabend, 10. April, abends von 810 Uhr, im Lokale Huth, Lindenufer 17, zu erfolgen hat. Bis dahin nicht abgerechnete Billetts werden als verkauft betrachtet._ Der BildungSauSschuß. Vcrniirchtce. TodeSstnrz eines OsternrlauberS aus dem Eisenbahnzuge. MS Leiche ausgefunden wurde vorgestern morgen durch den Schranken- Wärter der Musketier Karl ZeiSke vom Jnsanterieregimenl Nr. 43 in Königsberg i. Pr.. der zu den Osterseiertagen nach seiner Heimat beurlaubt worden war. Zwischen den Stationen Güldenboden und Elbing stürzte ZeiSke ans dem Militärsonderzuge, der morgen» um 3V, Uhr in Elbing eintraf. Sein Fehlen wurde von den Kameraden erst später bemerkt. Die Leiche wurde nach dem städtischen Kranken- hause in Elbing gebrackt, von wo aus die Beerdigung durch da» Regiment erfolgen wird. Der Oberwöchter als Einbrecher. Den Bock zum Gärtner machte die Wach- und Schlicßgesellschaft in Witten a. R.. als sie den Invaliden Ferdinand Biere zum Oberwächter ernannte. Wegen vier schwerer und acht einfacker Diebstähle, die er in den von ihm bewachten' Häusern ausführte, hatte er sich jetzt vor der Straf- kammer in Bochum zu verantworten. DaS Urteil lautete auf ein Jahr Gefängnis. Neues Erdbeben in Messina . Mittwochabend 9 Uhr 46 Minuten erfolgte, wie aus Mcssina gemeldet wird, dort ein Heftiger Erdstoß. dem ein donnerähnliches Geräusch voranging.