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Daß die meuternden Truppen nicht die Beseitigung des Par­laments fordern.

Wie stark die Bewegung ist, läßt sich noch nicht be­urteilen. Indes läßt die Tatsache, daß die Meuterer einen ganzen Tag lang schon Stambul in in ihrer Gewalt haben, als wahrscheinlich annehmen, daß die Regierung ihnen keine ebenbürtige Macht entgegenzustellen bermag. Ueber die Haltung der Armee in den Provinzen weiß man bis jetzt sehr wenig; nur die spärlichen Meldungen aber, die vorliegen, deuten darauf hin, daß es auch dort zu Schwierigkeiten für das neue Regime kommt.

Die Meldungen vom Tage lauten:

Pera, 13. April. Die heutigen Vorgänge haben sich folgender­thaßen abgespielt. Am Morgen zogen die zwei im Serastierat stationierten Bataillone über die Straße Divanjolu nach der Sofienmoschee und dem Parlamentsgebäude. An ihrer Spike waren nur wenige Offiziere zu sehen, die übrigen waren in den Kasernen verhaftet worden. Die aus Salonifier Jägern bestehende Parlamentswache wurde vor dem Parlament aufgehoben, ihre Offiziere gefesselt. Ebenso wurde mit der Wache vor der Pforte ber­fahren. Bald darauf schlossen sich den meuternden Bataillonen große Menschenmassen an, die in einer Zahl von mehr als hundert­tausend noch jetzt den Hippodromplah und die Zugänge zum Parla­ment besetzt halten. Die neue Brücke ist für den Verkehr gesperrt, die alte Brücke wird für das Militär freigehalten. Truppen und Bolt verlangen die Wiederherstellung des Scherifat­rechts( des auf dem Koram beruhenden Rechts der Mohamme­daner), Absetzung des Großwesiers und des Kriegs­ministers sowie Beseitigung des Kammerpräsi denten Achmed Riza. Später stießen 6000 Softas zu der Menschenmenge. Sie besetzten die Moschee Mohammed Fath und erklärten, dort die Wiederherstellung des Scherifatrechts abwarten zu wollen. Die Telegraphenverbindungen innerhalb der Stadt und in der Umgebung wurden von den Aufständischen unterbrochen. Ginige dem Komitee angehörende Offiziere follen getötet worden sein. Gegen 10% Uhr zogen 22 Geschütze von Bera nach Stambul . Die Haltung der Artillerie wird voraussichtlich für die Bewegung von ent­scheidender Bedeutung sein. Es verlautet mit Bestimmt heit, daß die Bewegung von dem erst vor wenigen Wochen gebil­deten Komitee Jttihati Mohammed( slamitische Ginheit) ausgeht. Wie es scheint, hat ein Teil der bisher dem jungtürkischen Komitee treuen Salonitier Jäger mit den Meuterern gemeinsame Sache gemacht. Die Minister sind auf der Pforte versammelt und wollen, in Ungewißheit über die Stärke der Bewegung, zunächst mit ihren Führern gütlich ver­handeln. Als sich der Scheich Islam um 11 Uhr nach dem Parlament begab, erwiesen ihm die meuternden Truppen militä­rische Ehren.

gedacht, die freilich erst fünstlich gegen die eigenen Barteileitungen mobil gemacht werden mußten. Die Autorität der Regierungen be­deutet in diesen Kreisen sehr viel. Glauben die Regierungen sich über die sozialpolitischen Bedenken gegen die Reichssteuer auf das Erbe der Witwen und Waisen hinwegsehen zu dürfen, so fann man sich nicht wundern, wenn auch die Beamten und Gewerbetreibenden der Städte diese Bedenten außer acht lassen."

Dann wendet sich das Blatt gegen die Delbrückschen Artikel über die agrarischen Steuerhinterziehungen und bemängelt die Taktik der Reichspartei, aus der Mißstimmung gewisser konservativer Kreise Nußen zu ziehen:

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deutet, daß sie einst zu großen Dingen ausersehen werden sollen. Wenn nun gar ein fleines Verdienst mit der Ehre der Bekanntschaft des ersten Beamten im Reiche verknüpft ist, so steigen die Hoffnungen ins Un­geheuerliche. Auch Fürst Bülow hat mit dem Schwarm dieser Gefolgschaft, der sich täglich vermehrt, reichliche Erfahrungen gemacht. Einen großen Teil von ihnen hat er abgespeist", das heißt er hat sie einmal zum Diner eingeladen. Bon der aus gezeichneten Küche des Kanzlers zehren manche Leute, auch wenn fie sie nur einmal genießen durften, ein Leben lang. Denn die gedruckte Einladung wird im weitesten Familienkreise immer wieder herumgezeigt und wird so zu einer Reliquie für ganze Generationen. Die freifonservative Reichspartei scheint sich nach Zeitungs­berichten die Uneinigkeit im deutschkonservativen Lager zunuze politiker finden wir im- Börsen Courier". Diese unverkennbar gelungene Porträtierung gewisser Block­machen zu wollen. Da auch die Reichspartei sich vorzugsweise auf ländliche Wähler stügt, müßte sie allerdings zu Agitations­zwecken auf dem Lande den Gegensatz zwischen Die Geschäftsgeheimnisse der deutschen Industrie. Arm und Reich hervorheben. Das trauen wir In verschiedenen großfapitalistischen Blättern war der Regierung ihr nun aber nicht zu, da ihre Führer selbst nicht zu der Vorwurf gemacht worden, daß sie Geschäftsgeheimnisse der den Armen gehören. Vielmehr scheint uns die gouvernementale deutschen Industrie der amerikanischen Bundesregierung mitgeteilt Richtung in der Reichspartei den Ausschlag gegeben zu haben. habe. In einer Notiz in der Nordd. Allg. Zeitung" verwahrt sich Es wird angedeutet, daß sie beabsichtige, mit einer freimütigen die Regierung gegen diesen Vorwurf und stellt fest, daß den Erklärung" zugunsten einer Erbanfallsteuer die deutsch amerikanischen Industriellen von dritter Seite falsche Angaben über tonservative Partei ins Unrecht zu feyen und die deutschen Produktionskosten, insbesondere über die Höhe der , reiche Beute" in deren reisen zu machen. Die Arbeitslöhne, die zu niedrig angegeben waren, gemacht worden sind. sächsischen Konservativen, bei denen es einen Unterschied zwischen Die deutsche Regierung habe sich deshalb an die Handelskammern tonservativ und freifonservativ nicht gibt, haben unter dem Drucke gewendet und die dort erhaltenen Auskünfte dann dem amerikanischen der sächsischen Regierung bereits den Anfang gemacht mit einer Staatsdepartement übermittelt. solchen Erklärung. Es fönnte auffallen, daß dies gerade in Sachsen geschieht, da der sächsische Finanzminister vor nicht langer Zeit den stärksten je gefallenen Ausdruck gegen die Deszendenten­steuer gebraucht hat und zwar zu einer Zeit, da das agrarische Hauptorgan sich entschieden für diese Steuer ausfprach."

innerhalb der eigenen Partei nicht zu verschärfen und jedem frei Zum Schluß werden die Parteigenossen ermahnt, die Gegensäße zustellen, allein der Stimme feines Gewissens zu folgen".

Neue Ersatzsteuern.

Wie die Deutsche Tageszeitung" aus ganz bestimmter Quelle erfahren haben will, fürchten die verbündeten Regierungen, daß die neuen indirekten Steuern vom Reichstage in einer Form bewilligt werden, die ben Ertrag nicht liefert, der unbedingt notwendig er­scheint. Man habe sich deshalb entschlossen, folgende Ersatzsteuern vorzubereiten:

1. eine erhebliche Erhöhung des Kaffeezolles; 2. eine Steuer auf alkoholfreie Getränke; 8. eine Bündholzsteuer und 4. eine Kohlenförderungssteuer.

Die Mittelstandstagung.

Des Wahlrechts- Grafen Ende.

Aus Sachsen wird uns geschrieben: uns geschrieben: Der fächsische Minister Graf Hohenthal hat nach dreijähriger erhalten. Damit ist eingetreten, was schon vor Monaten vor­Ministerlaufbahn, offenbar wirklich wegen dauernder Erkrankung, sein Abschiedsgesuch eingereicht und auch genehmigt auszusehen war. Graf Hohenthals politische Laufbahn ist damit zu Ende.

Als er vor drei Jahren den sächsischen Gesandtschaftsposten in Berlin verließ, um in Sachsen den Ministersessel einzunehmen, brachten ihm manche Leute aus dem liberalen Lager allerhand Soffnungen entgegen. Sie sind nicht erfüllt worden. Wohl ran dalierte er erst etwas gegen die konservative Nebenregierung, der er durch den Legationsrat v. Nostiz die Freundschaft kündigen ließ, es währte aber nicht lange, so war auch Graf Hohenthal in den Händen dieser Nebenregierung, die er schließlich durch den läglichen Abschluß seiner Wahlrechtsreform direkt gestärkt hat. Jahre ist der Name des Grafen Hohenthal eng verknüpft. Als Weit den sächsischen Wahlrechtsgegnern der letzten er sein Amt antrat, erklärte er es für seine Hauptaufgabe, Sachsen an Stelle des Dreitlassenwahlsystems ein neues Wahlrecht zu geben. Da ist ja schließlich auch geschehen. Man frage aber nur nicht Bu drei großen Versammlungen hatte die Mittelstands- wie? Erstens ist der neue Wahlrechtswechselbalg kaum besser als bereinigung die ihr angehörenden oder nahestehenden Organisationen der alte und vor allem war Graf Hohenthal nicht mehr der Ge und Interessengruppen des Reiches für den 13. April vormittags bende, sondern nur noch der Geschobene. Nichts hat er berwirt­nach Berlin einberufen, um zur Reichsfinanzreform Stellung zu lichen können von seiner Wahlrechtsabsicht. Das ist gewiß tein Die Versammlung in der Neuen Welt" war von Nachteil, da sein Wahlgefeßentwurf, der ein mit Körperschafts­Alle Offiziere wurden von den Meuterern in den 3000 Personen besucht; die anderen beiden Versammlungen wahlen verquicktes Pluralsystem erstrebte, war ein widerlich- real­Kasernen festgehalten. Die Truppen find von Gerfüllten sich nur langsam und schließlich mußten die in tionäres Gemisch verschiedener voltsfeindlicher Systeme. Was aber geanten befehligt. Die Gerüchte, daß bereits nachts ein ber ,, Unions Brauerei" Versammelten geschlossen in das schließlich gekommen ist, ist aber noch schlechter. Blutbad stattgefunden habe, sind falsch. Bisher wurden nur benachbarte Lotal " Happoldt Brauerei" ziehen, damit Mit allerhand energischen Geberden trat Graf Hohenthal der awei Offiziere auf der Stambulbrüde getötet. Die Läden wenigstens neben der Neuen Welt" noch ein Saal einigermaßen Wahlrechtsfrage näher. Er wollte an seinem Entwurf bis zum find geschlossen. Große Menschenmengen füllen die Straßen. gefüllt war. Das Reichsschazamt war in der Versammlung ver- äußersten festhalten und schließlich auch eine Landtagsauf­treten. Das Hauptreferat in der Neuen Welt" hatte der frühere lösung nicht scheuen. Wie anders ist es gefommen! Ein Stüd Bera, 13. April( 1 Uhr mittags). Der Scheich ul Jslam ber- Handelsminister v. Berlepich. In der Happoldt- Brauerei sprach nach dem andern mußte er unter dem Drude der konservativ. handelte im Auftrage der Regierung mit den Meuterern. Der Landeshauptmann v. Nosti z aus Pirna . Weiter sprachen der nationalliberalen Wahlrechtsreaktion preisgeben. Und als schließ lich das Wahlgesetz verabschiedet wurde, warf man die Frage auf, Wie verlautet protestierten die Soldaten gegen die Gin. Obermeister der Berliner Tischlerimmung, Landtagsabgeordneter lich das Wahlgesek verabschiedet wurde, warf man die Frage auf, ob der Entwurf überhaupt noch als Regierungsvorlage gelten führung liberaler Reformen und verlangten a hard, Postsekretär Stodmann, Stadtrat Seifert Leipzig Die in der Neuen Welt" beschlossene Resolution Heilighaltung des Scherifatgefeßes und Auf- und andere. Die in der Neuen Welt" beschlossene Resolution fönnte; Graf Hohenthal selbst mußte zugestehen, daß babon nichts Töfung des jungtürkischen Komitees. Sie brüdten protestiert lebhaft gegen die Verschleppung ber Reichsfinanzreform, als die Integralerneuerung der zweiten Kammer übrig geblieben sei. ferner ihr Mißtrauen gegen den Kammerpräsidenten Achmed Riza schwere hädigung unseres wirtschaftlichen Lebens bedeute, das unter so erflärte er, werde er in ein reines Pluralwahlrecht willigen, die das Ansehen Deutschlands im Auslande herabsetze und eine Mehrfach nacheinander hat er sich selbst desabouiert. Niemals, aus und wünschten die Wahl des Ulema Mustapha Pascha Affen der Unsicherheit über die zu erwartenden Steuern empfindlich zu niemals, so befundete er später, werde er ein abgestuftes plural­zum Präsidenten, des Armeniers Schrab zum Vizepräsidenten der leiden hätte. Die Versammelten erheben Einspruch gegen den wahlrecht unterschreiben. Er hat schließlich ein Wahlsystem unter­Rammer. Die Meuterer verlangten ferner für sich Straf. Versuch einer ungerechten Berteilung der Steuerlast und verlangen schrieben, das sowohl die reine wie die abgestufte Pluralwahl losigkeit und die Anerkennung, daß sie patriotisch gehandelt neben Verbrauchssteuern, die vornehmlich die breiten bringt. Er, der anfangs das Wahlrechtsgezerre nach seinem hätten; endlich die Zusicherung eines allgemeinen Massen treffen, unbedingt Steuern, die den Besit heranziehen. Wunsche schieben wollte, wankte von einem Standpunkte zum an= einwöchigen Boltsverbrüderungsfestes. DerScheich Sie bitten, diese Befizsteuer unter keinen Umständen auf die deren und stimmte schließlich einem Systeme zu, das dieselbe Neben­abzuwälzen, beren Finanzen dadurch ul Islam überbrachte diese Forderungen dem Ministerrat, der Bundesstaaten ger- regierung gewaltig stärken muß, die er anfangs bekämpfen wollte. rittet werden. In einer start progressiven Erbanfall. darüber beriet. Gegen Mittag zurüdgekehrt, fuhr der Scheich Gegen die berühmte sächsische Nadelstich politik der steuer erkennen die Versammelten in der Voraussetzung, Polizei schritt er anfangs mit Verordnungen ein. ul Jalam mit der Antwort des Ministerrats zum Parlament. baß fleinere Erbanfälle steuerfrei bleiben und daß Ehegatten auch etwas besser. Bald aber verfiel man wieder in das alte Es wurde Die Meuterer laffen die Deputierten unbehindert die Kammer be- und Kinder milder behandelt werden, als entferntere Verwandte System. Graf Hohenthal, der im Landtage vollständig in die treten, auch Achmed Riza befindet sich in der Kammer. Eine Un- und Fremde, die beste Form der Besteuerung des Besizes durch das Bahnen reaktionärer fonjervativer Politik eingeschwenkt war, ver­masse sensationeller Gerüchte ist in Umlauf. Fast die ganze Reich. Garnison ist an der Meuterei beteiligt. Die Frhr. b. Berlepich bezeichnete die Finanzwirtschaft als die Regierung verfügt nur über einige Bataillone und brei oder vier Geschütze. Ueber die Haltung der Salonifer Jäger lauten die Nachrichten widersprechend. Um 2 Uhr hieß es, daß sie mit den Meuterern gemeinsame Sache machen. Die Lage ist sehr ernst.

Ronftantinopel, 13. April. Auch aus Mazedonien laufen bebentliche Meldungen über Gärungen unter den dortigen Truppen ein.

Rapitulation der Jungtürken ?

London , 13. April. Wie das Neutersche Bureau aus Konftans tinopel meldet, hat das Kabinett seine Entlaffung gegeben, die vom Sultan angenommen wurde. Es heißt, daß Riamil Bascha mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauf­tragt wurde,

Politische Ueberlicht.

Berlin , den 13. April 1909. Rückwärtskonzentration.

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zichtete auf seine liberalen Allüren" schließlich ganz. So kam es, baß sich die alte Polizeiwirtschaft wieder einnistete. Unter sicher schlimmste, die man sich denken könne, man müßte sie bei einem heitspolizeilichen Vorwänden wurden dem Reichsvereinsgesetz zu Privatmann als eine unsolide Wirtschaft bezeichnen. Deutschland wider Gewerkschaftsversammlungen überwacht, ebenso Kreisver wäre nie in diese Lage gekommen, wenn der Reichstag auf den Blan sammlungen politischer Vereine. Und die Oberbehörden und das schaffen. Wenn Bülow in seiner Reichstagsrede zur Sparfamfeit rühmte freie Ermessen der Polizei in der Handhabung der Geseze des Fürsten Bismard eingegangen wäre, ein Reichstabakmonopol zu Ministerium billigen dieses gesezwidrige Polizeiregiment. Das bea mahnte, dann sei es sehr erwünscht, daß er selbst auf diesem Ge- gegen die Arbeitervereine hat wieder Platz gegriffen. biete mit gutem Beispiele voranginge. Bei Heer und Marine In welchem Maße Krankheit oder reaktionäre Wandlungen des müßten die Ausgaben sehr genau auf ihre Notwendgkeit hin geist nicht zu erkennen. Sicher ist aber, daß diefer angeblich liberale könne zwar nicht viel gespart werden, aber immerhin Wahlrechtsgrafen" diese Rüdwärtsentwickelung verursacht haben, prüft worden. Es sei auch zu wünschen, daß man fünftig die Minister mit einem reaktionären Regiment geendet hat. Gelder nicht mehr für übermäßig luguriöse Bauten ausgebe.

Die Reichseintommen und Reichsvermögens steuer wäre steuertechnisch und steuerpolitisch die beste Form der als Nachfolger des Ministers Grafen von Hohenthal in Der sächsische Gesandte in Berlin Graf Vigthum von Eckstaedt, einer Befizsteuer. Aber die Widerstände gegen solche Steuern feien derart, daß sie heute nicht überwunden werden können und des- Aussicht genommen ist, wurde vom König in Audienz empfangen. halb müsse man sich mit der Besteuerung des Erbanfalles be­gnügen.

erworben.

Herzog v. Arenberg.

In der Debatte ergriff auch der Direktor des Bundes der Land­Gine Zuschrift an das Berliner Tageblatt" aus Brüssel stent wirte, Abgeordneter Dr. Hahn, das Wort; er versicherte, daß die fest, daß der vom Zentrum erforene neue Reichstagskandidat mit dem Konservativen durchaus nicht gegen die Heranziehung des Bejizes Deutschen Reich tatsächlich weiter feine Beziehungen hat, als daß er feien. Sie würden für eine Dividendensteuer, Mühlen- Umsatzsteuer preußischer Herrenhäusler und Oberleutnant à la suite der Armee und eine Reichs- Wertzuwachssteuer stimmen. Damit treffe man den mühelosen Gewinn. Wenn die Nachlaßsteuer eingeführt werde, ist. Sein ständiger Wohnsiz ist Brüssel und nur einem gewissen dann werde man nach drei Jahren die Steuerfäße zweifellos er- wange gehorchend, hat er vor einigen Jahren das Gut Nordkirchen höhen und damit den Mittelstand ganz besonders treffen. Auf diese Sein Bruder ist der bekannte Prinz Profper v. Arenberg, Die Kreuzatg." gibt bereits die agrarische Schlacht gegen die Weise werde der Sozialdemokratie direkt Vorschub geleistet. Nachlaßsteuer verloren. In einer wehmütigen Osterbetrachtung über Als Dr. Hahn davon sprach, daß die Konservativen bisher beffen koloniale Heldentaten noch nicht der Vergessenheit ver­fallen find. den Stand der Neichsfinanzreform gesteht sie zwar noch nicht offen immer die Interessen des Mittelstandes vertreten hätten, wurde ihm Herzog v. Arenberg ist Besitzer des größten Privat- Bergregals zu, daß weiterer Widerstand nuplos ist, aber deutlich ist zwischen von der Versammlung entgegengerufen: Kornzölle!" Seine Rede in Preußen und bezieht daraus geradezu fabelhafte Summen. bativer Stimmen rechnet. Die Schuld daran mißt das Blatt der mißbrauchen zu lassen, der Regierung aus dieser schwierigen Situation fümmert. Auch an den Verhandlungen des preußischen Herrenhauſes herauszuhelfen; wurde er schon während seiner Rede fortwährend Hammersteine den großen Massen jener Wähler zu, burch Zwischenrufe unterbrochen, so erscholl stürmischer Widerspruch hat er sich so gut wie garnicht beteiligt. tanut hätten, daß sie sie selbst gar nicht von der Nach aus ganzer Versammlung, als er geendet hatte. Immerhin wurde oder Erbanfallsteuer betroffen würden. Besonders Dr. Hahn von den Mittelständlern weit anständiger behandelt, als in den Kreisen der städtischen Kleingewerbetreibenden, der Be wie Professor Adolf Wagner von den Freunden des Herrn Dr. Hahn amten ein Umschwung behandelt wurde. und Privatangestellten mache sich Die der Ansichten zugunsten der Erbschaftssteuer geltend. Stimmung dieser zum wesentlichen Teil im Gefolge der konservativen Parteien marschierenden städtischen Schichten hätten die konservativen Führer vielfach falsch beurteilt:

Laß­

die er

Die verbündeten Regierungen haben die städtischen Wähler und ihre Vorurteile richtiger beurteilt als wir. Der Reichskanzler sagte in feiner legten Rebe, bie berbündeten Regte rungen hielten es für politisch unausführbar, eine Befizsteuer anders als durch eine Erweiterung einer Reichserbschaftssteuer im Sinne ihrer Vorlage durchzusetzen. Dabei hat der Reichskanzler offenbar nicht nur mit der erwähnten Parteifonstellation gerechnet und also eine Mehrheit mit dem Zentrum in dieser Frage abgelehnt, sondern er hat wohl auch an die Stimmung in ben Beamten und Mittelstandstreifen der Städte

Eine Novelle zum See- Unfallgeset

ist im Reichsamt des Innern fertiggestellt worden. Der Ent­wurf wird in diesen Tagen einer größeren Kommission von Sachverständigen unterbreitet und soll dann später den Inter effenten zur Meinungsäußerung zugänglich gemacht werden.

Lakaienseelen.

Ein deutscher Beamtentag

tritt am Sonntag, den 18. d. M., in Berlin zusammen. Die Tagung foll Stellung nehmen zur Reichsfinanzreform; in der Hauptsache aber handelt es sich darum, Protest gegen die Verschleppung der Gehaltsaufbefferung der Beamten zu erheben.

Ein deutsch - portugiesischer Handelsvertrag wird dem Reichstage demnächst zugehen. Der Vertrag gilt acht Jahre, läuft also dann mit den übrigen Handelsverträgen ab, uyd gewährt Bollermäßigung auf Madeira und Portweine.

Spanien . Bombenexplosion in Barcelona .

Miat spot

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Schon die Ehre und das Vergnügen, dem Reichskanzler ein­mal persönlich, wenn auch nur flüchtig, vorgestellt zu sein, eriveďt in den Gieprigen die schönsten Hoffnungen. Die Beantwortung Madrid , 12. April. Blättermeldungen zufolge explodierte geften eines Briefes, die man sonst als die gewöhnlichste Höflichkeits nachmittag in Barcelona in einer Sanalisationsröhre wieder eine Berlett pflicht auffaßt, wird von diesen Leuten als ein Zeichen dafür ge- Bombe, wodurch großer Schaden angerichtet wurde.