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Nr. 89. 26. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Siebenter Verbandstag des Zentralverbandes

der Stukkateure usw.

Kassel  , den 15. April. Bierter Berhandlungstag.

Die Debatte über die Erwerbslosenunter. ftübung wird fortgesetzt. Vorstand und Bureau legen folgende Resolution bor  :

" Zu den Forderungen, welche die organisierte Arbeiter­schaft berechtigterweise an Reich, Staat und Kommunen zum Schuße des Lebens und der Gesundheit stellt, und denen die fozialpolitische Gefeßgebung Rechnung tragen sollte, gehört auch die Erwerbslosenunterstützung. Leider ist jedoch nicht zu erwarten, daß von dieser Seite in absehbarer Zeit irgend etwas getan wird, was geeignet ist, irgend einen wirksamen Schuh gegen die Folgen der Ar­beitslosigkeit zu bieten. Selbst für den Fall, daß man von jener Seite aus der Frage näher tritt, ist vorauszusetzen, daß die Einrichtung den berechtigten Wünschen der Arbeiterschaft schwerlich Rechnung tragen würde. In erster Linie würde man die Bewegungsfreiheit der Gewerkschaften einzuschränken ver­suchen.

Es liegt daher im eigensten Interesse der Arbeiter, die Einführung dieser Unterſtüßungseinrichtung selbst in die Hand zu nehmen, und dies haben die freien Gewerkschaften in ihrer großen Mehrzahl schon mit Erfolg getan. Dieser Unterſtüßungs­einrichtung ist um so mehr Wert beizulegen, als feststeht, daß dieselbe geeignet ist, die Widerstandskraft der Arbeiter gegen Verschlechterung ihrer Lohn- und Arbeitsverhältnisse erheblich zu stärken. Schon seit den neunziger Jahren wurde dies in den Reihen der Stukkateure und Gipser immer mehr erkannt, so daß der Verbandstag in Nürnberg   den Beschluß faßte, die Erwerbs­losenunterstützung einzuführen. Dieser Beschluß löste jedoch in den Reihen der Mitglieder eine Opposition aus, die zu dem jezigen Verbandstage führte. Die Teilnehmer des 7. Verbandtages erkennen die Wichtig­feit der Erwerbslosenunterstüßung voll und ganz an. Der Ver­bandstag beschließt jedoch, die Einführung derselben von einer Urabstimmung abhängig zu machen. Die Erwerbslosenunter­ftübung soll am 1. April 1910 nach der Vorlage des Haupt­borstandes eingeführt werden, wenn 90 Prozent der Ab­stimmenden sich für dieselbe erklären.

Da die Aufklärung über die Tragweite der Erwerbslosen unterstüßung in den Reihen der Mitglieder vieles zu wünschen übrig läßt, so hat der Hauptvorstand noch reichliche Agitation für dieselbe in den Filialen zu betreiben und verpflichten sich die Delegierten, ihr möglichstes hierzu mit beizutragen.

Lohnbewegungen und Streiks, verhandelt. Momente, die Interesse für die breite Oeffentlichkeit hätten, traten bisher nicht zutage.

der

10. Verbandstag des Zentralverbandes baugewerblichen Hilfsarbeiter Deutschlands  .

Bierter Verhandlungstag.

Köln  , 15. April 1909. Als Berichterstatter über den Hamburger Gewerkschafts­tongreß erhält Ahrends- Köln das Wort. Redner gibt in längeren Ausführungen ein anschauliches Bild von den dort ge­es ihn, daß die Nachklänge von Hamburg   harmonischer waren als pflogenen Verhandlungen und Beschlüssen. Hauptsächlich freut die vom Kölner   Gewerkschaftskongreß. Am Schluß seiner Aus­führungen betont er, daß jeder zur Verhandlung gekommene Punkt so seine Erledigung gefunden habe, wie es im Interesse der Arbeiterbewegung notwendig ist. Im besonderen weist er auf die zwingende Pflicht der Kollegen hin, die Jugendorganisation zu fördern mit allen Mitteln und Kräften. Die Debatte über diesen Punkt wird von Röske, Redakteur, eröffnet; felbiger spricht speziell zur Maifeier.

Sonnabend, 17. April 1909.

Mitgliedsbuch ersetzt. Die Karten stellen die Zweigvereinsvor­stände und die Bücher der Verbandsvorstand, aus."

Behrend beantragt sodann, über das den Kollegen in Desterreich gegebene Darlehen im Betrage von 15 000 m. einen Strich zu machen. Es wird demgemäß beschlossen.

Es halten die Gäste aus dem Ausland kurze Begrüßungs­reden.

Da der Nachmittag zu einem gemeinsamen Spaziergang be. nuzt werden soll, wird die Verhandlung auf Freitag vertagt.

Vierter Verbandstag der Hoteldiener.

München  , 14. April.

2. Berhandlungstag.

Zur Beratung steht der wichtigste Punkt der Tagesordnung: Verschmelzung mit den Gastwirtsgehilfen.

Das Referat hat Pommert- Berlin   übernommen. Er be­fonte einleitend, daß der Kartellvertrag mit den Gastwirtsgehilfen nicht den Zusammenhang herstelle, der nötig sei, und besprach dann die Vorteile einer Verschmelzung. Durch die Verbindung der Organe beider Berbände würde nicht nur eine erhebliche Reduzie Redner betrachtet die Maifeier als eine Idealfeier, die nicht rung der Kosten für die Zeitung eintreten, sondern es würden auch von Unterstüßungseinrichtungen abhängig sein dürfte. Selbst alte räfte für die Organisation frei gemacht werden. In der Agita­Führer unserer Bewegung seien mit der Entwicklung der Mai- tion werde eine große Erleichterung eintreten. Heute sei es so, feier nicht zufrieden. Aus dem Munde eines Genossen wisse er, daß in derselben Gegend und zu gleicher Zeit ein Beamter der Gast­daß man 1889 nur eine einmalige Demonstration auf dem weiten wirtsgehilfen und der Hoteldiener im Gastwirtsgewerbe Mitglieder Erdenrund veranstalten wollte, um die Forderungen auf Ver- 3 werben suche. Auch könnten durch Zuſammenlegung der Bu­fürzung der Arbeitszeit, Ausbau der Arbeiterschutzgesetzgebung gespart werden. Die Unterstüßungseinrichtungen des reaus beider Verbände in den verschiedensten Städten Ausgaben und für den Völkerfrieden die Massen interessieren und der herr- Gastwirtsgehilfenverbandes böten den Hoteldienern auch materielle schenden Gesellschaft zu zeigen, daß die Arbeiterschaft wach und Vorteile. Das Vermögen des Verbandes dürfe kein Hindernis bereit sei, um Verbesserung ihrer Eristenz und Erlangung ihrer einer Verschmelzung sein. Wohl komme bei dem Hoteldienerverband Rechte zu kämpfen. Der Plan ging weiter dahin, daß man all- pro Mitglied ein Vermögen von 12,78 Mt. und bei dem Gastwirts jährlich aufs neue nachprüfen wollte, ob die Demonstration unter gehilfenverband nur 9,12 Mt., aber die geringe Differenz würde gegebenen Verhältnissen praktisch sei. Daß die Maifeier eine bei den Unterstüßungseinrichtungen ausgeglichen werden. feste Form angenommen habe, sei auf unsern Alten", auf Lieb- Festhalten an der Kasse, die Angst, von einer Organisation materiell necht zurückzuführen, der die Sache so verstanden und ausgelegi übervorteilt zu werden, entspringe dem Mangel an Solidaritäts­habe, daß die Demonstration durch Arbeitsruhe alljährlich zu voll gefühl. Eine Urabstimmung sei nicht mehr notwendig, der Ber­ziehen sei. Redner betont: so sei ihm gesagt, ob die Darlegung bandstag tann die Entscheidung fällen, die Frage ist ja in den genau dem ersten Plan entspräche, könne er nicht verbürgen. Er letzten Jahren genügend erörtert worden. Sagen Sie heute nicht ermahnt die Kollegen, auch in diesem Jahre fich zahlreich an der wieder: im Prinzip sind wir für die Verschmelzung, aber sie ist Maifeier zu beteiligen, denn wenn dieselbe Eindruck auf die riesig noch zu früh. Nicht persönliche Motive dürfen maßgebend sein, entwickelten Unternehmerorganisationen machen soll, dann ist sondern wir müssen uns von den idealen Zielen der modernen Ar­starte Beteiligung der Arbeitermassen notwendig. beiterbewegung bei der Entscheidung leiten lassen. Wir wollen mit den Gastwirtsgehilfen unter der Devise arbeiten: Einer für Alle und Alle für Einen".

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Höllenreiner Nürnberg macht dem Vorstande den Vor­wurf, in der Maifeierfrage allzusehr gebremst zu haben, dadurch sei der Gedanke der Arbeitsruhe zurückgedrängt worden. Der Korreferent Hennrich- Wiesbaden hält die Verschmel­Hüffmeier- Hamburg wendet sich der Materie Die Ver- zung für noch verfrüht. Er wendet sich in seinen Ausführungen Sollte wider Erwarten die Urabstimmung die Ablehnung tretung der Rechtsuchenden durch Arbeiter- und Gewerkschafts- iveniger gegen eine Verschmelzung im Prinzip, sondern plädiert ergeben, so beschließt der Verbandstag weiter: sekretäre", zu. Er schildert aus eigenen praktischen Erfahrungen hauptsächlich für eine Urabstimmung über die Frage. Der 1. Die Kontrolle über die Erwerbslosigkeit ist auf Grund der wie schwer es halte, daß diese die Arbeiter vertreten dürften. Verband der Gastwirtsgehilfen müsse zuerst auf seiner Generalver­vom Hauptvorstande getroffenen Bestimmungen strikte Bur Maifeier übergehend spricht er die Ansicht aus, daß die sammlung bezüglich der Verschmelzung bindende Beschlüsse fassen, durchzuführen, da nur dadurch eine fefte Grundlage über organisierte Arbeiterschaft sich den Achtstundentag eher erringen bann sollten die Mitglieder in einer Urabstimmung die Entschei die Möglichkeit der Einführung für unsere Organisation wird, als wie die Regierung ihn gefeßlich einführt. In der Ar- dung fällen. gegeben werden kann. beitsruhe erblicke, auch er die würdigste Feier. Zu der Verschmelzungsfrage liegen eine ganze Reihe Anträge 2. Die Frage ist durch Agitation in Wort und Schrift immer Fröhlich Köln freut sich über die Einmütigkeit, welche vor, die von den verschiedenen Delegierten begründet werden. Die mehr zu klären, so daß sämtliche Mitglieder Gelegenheit jeht zwischen Partei und Gewerkschaft herrsche. Partei und Ge- meisten sprechen sich für eine unbeschränkte Verschmelzung aus, haben, sich eine feste Meinung über die Notwendigkeit und werkschaft eins! dieser Spruch Bömelburgs müsse immer andere wollen das Verbandsvermögen gesichert haben und eine die Tragweite dieser Unterstützungseinrichtung zu bilden. mehr zur Wahrheit werden. Die dort zutage getretenen An- Namensänderung des Gastwirtsgehilfenverbandes. 8. Gestützt auf die Ergebnisse der beiden vorstehenden Bunkte schauungen über die Maifeier können jedoch die Bauarbeiter nicht Vorsitzender Diesing- Berlin   fonstatiert, daß der Korréfe­hat der Hauptvorstand dem nächsten Verbandstage eine neue teilen. Der Demonstrationsgedanke für unsere Forderungen rent Hennrich mit seiner Meinung fast isoliert dasteht, und gibt der Vorlage zu unterbreiten, welche den Mitgliedern so früh- müsse weit mehr gefördert werden. Würde man die Arbeitsruhe Hoffnung Ausdruck, daß der Verbandstag möglichst einstimmig für zeitig zugänglich gemacht wird, daß es möglich ist, dieselbe beseitigen, dann solle man dieselbe lieber gleich ganz beseitigen. die Verschmelzung votiert. Er legt nochmals die wichtigsten Gründe reiflich zu diskutieren, so daß der 8. Verbandstag die Wenn die Arbeiter aller Branchen wollen, dann kann die Aus- für die Verschmelzung dar und bespricht auch die von der Minder­definitive Entscheidung über diese Frage treffen kann." sperrung infolge der Maifeier ihre Schrecken vollständig verlieren. heit vorgebrachten Bedenken gegen den Anschluß. Diesing betont Sagen Leipzig   weist den Vorwurf zurück, daß die Stukka  - Mehr Idealismus für diese Feier, und das Unternehmertum schließlich noch, der Ausschuß und die Hauptverwaltung haben alles teure rüdständig in der Beitragszahlung seien. Der Antrag wird machtlos sein. getan, um die Verschmelzung möglichst einheitlich durchzuführen. Koblenz   muß abgelehnt werden. Besser ist noch eine Radikalfur Nach weiterer Debatte, in der neue Gesichtspunkte nicht vorge­durch Annahme der Hauptvorstandsvorlage. Bömelburg hat in tragen werden, und auch weitere Bedenken gegen eine Verschmel Hannover   nicht gesagt, daß die Maurer aus anderer Leute Fell zung trok wiederholter Aufforderung durch den Vorsitzenden nicht Riemen schneiden wollten, vielmehr hat er die Stuttateure geäußert werden, vertagt sich der Verbandstag. gemeint.

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wunschtelegramm übersandt, in dem der Verband der Bauhilfs arbeiter seine Freude über den Beschluß in Frage der Verschmel­Bung Ausdruck gibt.

München  , 15. April 1909. Dritter Berhandlungstag.

Albrecht- Lübeck spricht zur Jugendorganisation wünscht, daß derselben die größte Aufmerksamkeit geschenkt werde. In der Maifeierfrage stimmt er den Ausführungen Röstes zu. Höhn Eisenach will die Maifeier von der Regelung der Unterstüßungsfrage abhängig machen. Es kommen dann noch Langer- Dresden fagt, der eventuelle Mitgliederverlust von verschiedenen Rednern die Grenzstreitigkeiten zur Sprache. bei Erhöhung der Beiträge sei gefährlich für die Lohnbewegung. Sodann wird ein Antrag eingebracht, in dem der Vorstand Aber trotzdem müßten wir ein Bindemittel schaffen. Umbreit beauftragt wird, den Versuch zum Abschluß eines Kartellvertrages Es werden zunächst die Schlußworte der Referenten zur hält es nicht für ratsam, über die Vorlage des Hauptvorstandes mit dem Bergarbeiterverband zu machen. Verschmelzungsfrage entgegengenommen. Bei der Ab= in Urabstimmung zu entscheiden. Die Entscheidung kann nur Das Schlußwort des Berichterstatters Ahrends ist einstimmung sprach sich der Verbandstag, wie bereits telegraphisch rein prinzipiell sein. Giebeler bestreitet, daß der Vorstand Resumee der gegebenen Anregungen und Beanstandungen. Die gemeldet, in namentlicher Abstimmung mit 37 gegen 2 Stimmen nicht genügende Aufklärungsarbeit verrichtet habe. Wir haben Saltung der Metall- und Holzarbeiter in Punkto der Maifeier( bei zwei Enthaltungen) für die Verschmelzung mit dem Gaft­sogar in den Filialen geredet. Der Vorstand besteht aber nicht will Redner als Folge der Krisis angesehen wissen; bei der Mai- wirtsgehilfenverband aus. Ein Antrag auf Urabstimmung wurde auf der erweiterten Vorlage. Scholt. Hamburg   verweist auf feier könne unmöglich die Unterstüßungsfrage ausgeschaltet mit 33 gegen 6 Stimmen verworfen, und dann die vom Ver­die famose Arbeitslosenunterstüßung, die Berliner   Arbeitgeber werden. Der Beschluß des Hamburger Verbandstages zur Mai- band der Gastwirtsgehilfen gestellten Anschlußbedingungen nach neuerdings errichtet haben. Da müssen die Arbeiter auf die feier wird erneuert. furzen Erörterungen einstimmig angenommen. Damit sind Organisationszugehörigkeit ohne weiteres verzichten. Hohne Dem Verbandstag der Stuffateure in Kassel   wird ein Glüd- die sieben zu diesem Punkte gestellten Anträge erledigt, einzelne Raeren   sagt, mit dem geringen Verdienst in seinem Bezirk seien werden den Hauptverwaltungen zur Berücksichtigung überwiesen. keine höheren Beiträge zu zahlen.- Rißmann- München   ist Als Verschmelzungstermin wurde der 1. Juli 1909 festgesetzt, das Gegner; bei Einführung ersucht er um Erweiterung der Karenz­gemeinsame Zusammenarbeiten der Verbände beginnt sofort. zeit auf 1 Jahr. Rathte- Berlin meint, die Gegner hätten Die Anschlußbedingungen lauten in der Hauptsache: sich keine besondere Mühe gegeben, stichhaltige Gründe vor­Der Verband deutscher Hoteldiener schließt sich dem Verband zubringen. Seit Vorlage der Resolution iſt ein sonderbarer deutscher Gastwirtsgehilfen mit allen zurzeit vorhandenen Aktiven und Passiven an. Die Mitglieder des Verbandes deutscher Hotel­diener treten ohne Eintrittsgeld in den Verband deutscher Gast­wirtsgehilfen über. Die bisherige Mitgliedschaft im Verbande deutscher Hoteldiener kommt beim Uebertritt boll in Anrechnung. Das Statut des Verbandes deutscher Gastwirtsgebilfen tritt mit dem Tage des Uebertritts in Kraft und gelten von da ab auch für die bisherigen Mitglieder des Hoteldienerverbandes die Unter­stützungsfäße, die im Gastwirtsgehilfenverband festgesezt sind. Die Hoteldiener bilden besondere Verwaltungsstellen des Verbandes Der Verbandstag erwartet, daß Staats- und Kommunal deutscher Gastwirtsgehilfen. In der Hauptverwaltung und im behörden nur solchen Unternehmern öffentliche Arbeiten über- Ausschuß erhalten die Hoteldiener eine ihrer Mitgliederzahl ent tragen, die die bestehenden Tarifverträge einhalten." sprechende Vertretung. Bei den Wahlen zum Verbandstag ist dafür Es sprechen in zustimmendem Sinne Kellner- Hannover, au forgen, daß die Hoteldiener auf demselben nach Stärte ihrer Mitgliederzahl vertreten sind. Die Kollegen, welche bisher beim Krüger- Dresden und Klemann- Leipzig  . Verbande deutscher   Hoteldiener als Beamte tätig waren, werden als solche auch vom Verbande deutscher   Gastwirtsgehilfen unter denselben Bedingungen übernommen. Mit dem Uebertritt des Verbandes deutscher Hoteldiener wird das Erscheinen des bisherigen Organs dieses Verbandes eingestellt. Obligatorisches Organ für alle Mitglieder ist Der Gastwirtsgehilfe".

Stimmungswechsel zutage getreten.

Odenthal   begründet die Resolution. Die Debatte hat ge­zeigt, daß wirkliche prinzipielle Gegner nicht mehr auf dem Ver­bandstage vorhanden sind. Die Untenrufe über Mitglieder­Die Untenrufe über Mitglieder berluste sollten nicht so bedenklich stimmen; die erschallen jedes­mal, wenn den Mitgliedern von der Organisation größere Opfer auferlegt werden.

Es sprechen noch Korn- Wiesbaden, Mutschler- Colmar  , Württemberger Nürnberg gegen, Edler Hamburg, Haute- Berlin und Jöger- Köln für die Einführung.

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Referent Thielberg fagt in seinem Schlußwort, daß Hagens Ausführungen, die Gewerkschaften geraten mit der Aus­dehnung der Unterstübungseinrichtungen in den Sumpf bürger­licher Versicherungsvereine, zurüdzuweisen feien. Den Kampf­charakter einer Organisation bezeugen nicht die Zahl der Streits oder die Aufwendungen, sondern die Erfolge. Es sind in der deutschen   Gewerkschaftsbewegung gewaltige Erfolge in bezug auf die Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung errungen. Die Be­fürchtung, daß bei höheren Beiträgen Mitglieder austreten oder zu anderen Verbänden übertreten werden, ist unbegründet. Die Schraube ohne Ende im Beitragszahlen besteht, daran sind aber nicht wir schuld, sondern die Unternehmer. Weil die Gewährung materieller Vorteile gewaltig zur Förderung des Organisations­gebantens heitragen wird. hoffe ich, daß bei der Urabstimmung eine Ablehnung des Vorstandsantrages nicht erfolgen wird..

Zu der Resolution beantragt Schupp- Mannheim  , dem Schlußfaz des Absatz 5 folgende Fassung zu geben:" Der Verbands­tag beschließt daher, die Einführung vorzunehmen, wenn bei einer borzunehmenden Urabstimmung sich 60 Proz. der Abstimmenden für dieselbe erklären." Oehl  - Hamburg   beantragt, statt 60 Proz zu sehen: die einfache Mehrheit".

In namentlicher Abstimmung wird dann der Re solution bon sämtlichen Anwesenden mit Ausnahme von Schupp- Mannheim zugestimmt.

Der Vorsitzende bemerkt noch, daß die Zahlung der erhöhten Beiträge vom 1. April 1910, die Zahlung der Unterstützung bom 1. Oktober 1910 ab beginnen soll, falls in der Urabstimmung die Erwerbslosenunterstüßung Annahme finden sollte.

In der Nachmittagssigung wurde nach einem instruktiven Referat von Odenthal   über Punkt 3 der Tagesordnung:

Vom Stuttgarter Allgemeinen Sozialistentongreß berichtet Kollege Metelmann, indem er ein allgemeines Stimmungs­bild der dortigen Verhandlungen entwirft und den gewaltigen Ein­druck der Massenversammlung auf den Stuttgarter Wasen   schildert. Der Verbandstag spricht seine Zustimmung zu den Beschlüssen des Kongresses qus. Darauf findet folgende von Fröhlich- Köln eingebrachte Resolution Annahme:

" In Anbetracht der großen Arbeitslosigkeit, unter der die Bauhilfsarbeiterschaft während des wirtschaftlichen Niedergangs zu leiden hat, berurteilt es der zehnte Verbandstag, daß die preußische Regierung systematisch den Zuzug billiger ausländi­scher Arbeitskräfte fördert.

Den Bericht von der internationalen Maurer- und Bauhilfs­arbeiterkonferenz, die ebenfalls in Stuttgart   stattfand, gibt Behrend- Hamburg  .

Der Extrakt der Verhandlungen ist in folgenden Beschlüssen wiedergegeben:

Die Mitgliederlegitimationen werden ab 1. Januar 1911, entsprechend den Beschlüssen der internationalen Konferenz der Maurer- und Bauhilfsarbeiterorganisationen zu Stuttgart   1907, eingerichtet und eingeführt. Für die Einführung gelten folgende Grundsäße:

1. Alle Mitglieder, die ihren Beitragspflichten nachaekommen find, erhalten nach Ablauf des Jahres 1910 ein neues Mitglieds­buch mit Futteral unentgeltlich.

2. In das neue Mitgliedsbuch wird die bisherige Mitglied­schaft in einer gewerkschaftlichen Organisation, soweit dieselbe ununterbrochen ist und durch Vorlage von Mitgliederlegitima­tionen nachgewiesen werden kann, übertragen, aber nicht weiter zurück als bis zum Tage der Verbandsgründung am 1. Juni 1891. 3. Die Ausstellung der neuen Mitgliedsbücher für die Mit­glieder erfolgt im Hauptbureau. In großen Zweigvereinen tann die Ausstellung den Ortsverwaltungen übertragen werden.

4. Vom 1. Januar 1910 an erhalten die Mitglieder bei der Aufnahme als Legitimation eine Mitgliedskarte. Die Karte be­hält das Mitglied von Tage der Aufnahme bis zum Schlusse des dem Aufnahmejahr folgenden Jahres und wird dann durch ein

Vorsitzender Diesing fordert nun die Delegierten auf, in den einzelnen Orten eine rege Tätigkeit für den gemeinsamen Verband zu entfalten, und Genoffe Bosch bittet, nun mehr Vertrauen zu den Gastwirtsgehilfen, mehr gegenseitiges Ver= trauen zu haben.

Ueber den nächsten Punkt der Tagesordnung: Arbeitslosenunterstüßung

referierte Wiesede- Berlin  .

In der Diskussion sprechen die meisten Redner für Ein­führung der Arbeitslosenunterstüßung. Als Quintessenz der Bes ratung wird folgende Resolution angenommen:

" Der Verbandstag beauftragt die Hauptverwaltung, im tommenden Winterhalbjahr Erhebungen über den Umfang der Arbeitslosigkeit unter den gesamten Verbandsmitgliedern vor­zunehmen, um für den nächsten gemeinschaftlichen Verbandstag die Grundlage zur Einführung der Arbeitslosenunterstützung zu fchaffen."

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