Nr. 94. 26. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Stadtverordneten- Verfammlung.
15. Sigung vom Donnerstag, den 22. April, nachmittags 5 hr.
" Den Magistrat um Auskunft zu ersuchen, ob und welche Maßnahmen von ihm in den letzten Jahren ergriffen sind, um die Uebertragung aller Zweige der Polizeiverwaltung die nach Lage der Gesetzgebung den Gemeinden übertragen werden können, auf die Stadtgemeinde zu erlangen," in einem Ausschuß vorberaten zu lassen. Dieser hat am 6. März d. J. getagt, und zwar deshalb so spät, weil man den Bericht über die Verhandlungen des im Januar in Königsberg abgehaltenen 6. Preußischen Städtetages abwarten wollte. Die Erörterung hat zur einstimmigen Annahme folgenden Antrags geführt: " Den Magistrat zu ersuchen, bei den Staatsbehörden auf Uebertragung der Wohlfahrtspolizei in städtische Verwaltung erneut vorstellig zu werden." Referent ist Stadtv. Prof. Dr. Landau( N. 2.). Er erwähnt auch die Anregung, einen städtischen Medizinalrat zu schaffen, um der Regierung die Uebertragung der Wohlfahrts- und Gesundheitspolizei schmackhafter zu machen; der betr. Antrag sei aber auf Widerstand gestoßen und zurückgezogen worden.
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Freitag, 23. April 1909.
der Schulschluß ist dann Sache des Kreisarztes, der vorgesetzten beiter zu. Die Lohnerhöhungen, welche dem Magistrat in den Behörde. In das Loblied des Oberbürgermeisters auf die bisherige letzten Jahren abgerungen ivorden sind, haben nicht die Höhe, daß Energie des Magistrats kann ich nicht einstimmen; wir sind nicht wir damit zufrieden sein können. Deshalb stehen wir aber der geneigt, dem Magistrat die Beschlußfassung über den Zeitpunkt Vorlage nicht etwa antipathisch gegenüber; wir werden sie mit allem zur Ergreifung der Initiative einfach zu überlassen, dem Magistrat, Gifer prüfen, und es wird unsererseits nicht an Versuchen fehlen, bei dem alles in Vorbereitung" ist, nach dem Ausspruche eine Reihe von noch vorhandenen Unstimmigkeiten im Ausschuß aus. Der Vorsteher Michelet eröffnet die Situng nach 5% Uhr. Ledermanns( Heiterkeit), das Ende aber in weiter Ferne zugleichen. Das Verfahren des Magistrats, jetzt die Lehrper. In die Deputation zum Besuch der Stadt London in- liegt. Im Ausschusse wurde behauptet, wir würden in dem Me- fonen auszuschließen, muß auffallen. Es wird geltend folge Einladung der Korporation der City of London werden dizinalrat etwas Unvollkommenes, einen Torso, schaffen. Ich halte gemacht, daß das" Lehrerbesoldungsgeseh noch beim Herrenhause seitens der Versammlung außer den beiden Vorstehern 18 Mit- im Gegensah dazu diese Organisation für eine Vorbereitung für liegt. Dieser Grund trifft aber auch auf das Beamtenbesoldungsglieder abgeordnet, darunter von der sozialdemokratischen die Uebernahme der sanitären Polizei überhaupt; unter uns find gefeß zu. Die allgemeinen Grundsäße des Magistrats finden auch Fraktion die Stadtvv. Bruns, Hoffmann, Koblen geschickte Bildhauer, die dem Torso Arme und Beine und einen die Zustimmung meiner Freunde. Den alten Rechtsstreit, daß kein zer, Pfannkuch. Der„ Nordd. Lloyd" stellt für die ganz gehörigen energischen Kopf auffeßen können. Der städtische Recht auf die Alterszulagen gegeben sein soll, will ich hier nicht Ueberfahrt am 22. Mai und für die Rüdfahrt am 1. Juni seinen Medizinalrat hätte die Hygiene unserer sämtlichen städtischen Or- anführen; die Rechtsverwahrung des Magistrats hat praktisch kaum ganisationen zu übernehmen; die verschiedenen Fürsorge- eine Bedeutung. Besonders angenehm berührt hat mich die Tatsache, Dampfer Friedrich Wilhelm" zur Verfügung. Am 1. Oktober 1908 hat die Versammlung beschlossen, den stellen z. B. müssen doch einem Hygieniker einheitlich unter- daß die Verschiedenheit der Stalen erheblich herabgesetzt ist; denn stellt werden. In der Waisendeputation arbeite ich darauf einer der größten Mängel, die unserer bisherigen Besoldungsordnung Antrag Stadthagen : Den Magistrat zu ersuchen, mit der Staatsregierung in hin, daß die Fürsorgezöglinge psychiatrisch überwacht werden; ich anhaften, waren die unendlich verschiedenen Stalen. Sehr zu bes Verhandlung zwecks Webernahme der Sicherheits - stoße dabei auf gewaltige Widerstände, die nicht sein würden, wenn grüßen ist auch, daß die Vorlage mit dem alten Zopf bricht, daß mir ein Hygienifer zur Seite stände, wenn ich nicht auf das mehr die Beamten Federgeld" bekommen statt des ihnen zu liefernden polizei zu treten," eder minder mangelhafte Verständnis von Laien angewiesen wäre. Schreibmaterials. Die Wünsche in bezug auf die kommende Beund den Antrag Cassel: unsere öffentlichen Gebäude müssen hygienisch gebaut soldungsordnung, die in den Kreisen unserer städtischen Beamten werden. Man flagte neulich über die schlechte Beleuchtung des und Angestellten laut werden, die Petitionen, die wir darüber erneuen Stadthauses. Bei Hinzuziehung eines Hygieniters hätte halten haben, wird der Ausschuß zu prüfen haben; im großen und dieser Mangel nicht eintreten können.( Widerspruch.) Bekommen ganzen können die vom Magistrat gemachten Vorschläge auf die wir die Gesundheitspolizei, dann müssen wir eine ganz neue Or- 3ustimmung der Versammlung rechnen. Wenn er ganisation schaffen; der Hygieniker wird dann der Zentral- mit besonderer Genugtuung hervorhebt, daß die Durchschnittsaufpunft für alle gesundheitlichen Maßnahmen besserung 10 Broz. beträgt, den niedriger Entlohnten aber ein noch werden. Wir müssen die hygienische Selbstverwaltung ver- höherer Prozentsaz zusteht, so war das sehr löblich, aber im Auslangen; wir haben ein historisches Recht darauf. Der Staat hat schuß wird sich zeigen, daß man sich bei einer Reihe niedrig enteine solche Fülle von Beweisen seiner Unfähigkeit beigebracht, daß lohnter Beamten über etwas veränderte Stalen noch zu verständigen ihm zu tun fast nichts mehr übrig bleibt. Die Sanitätskom- haben wird. Nicht ganz einverstanden bin ich mit der Verschieden= missionen sind Schattengebilde ohne Inhalt. Unsere Seuchen- heit, die der Magistrat statuiert, indem er die neue, kürzere zweigeseze sind von reinem Polizeigeist beseelt; dem modernen jährige Stala für die Zulagen bei einem Teile der Beamten nicht Empfinden, dem Taktgefühl des Arztes tragen sie keine Rechnung. eintreten lassen will; hoffentlich wird der Ausschuß entweder durch Die Gemeinden sind jüngst verpflichtet worden zur Anstellung von zwingende Gründe überzeugt werden oder diese Ungleichheit be= Beamten zur Durchführung der Desinfektion am Krankenbett; das Stadtv. Rosenow( N. L.): Wir sind dem Magistrat für die find neue 41 Bataillone von Staatsbeamten, die von den Rom - ſeitigen, was ich am liebsten sehen würde.( Beifall.) munen unterhalten werden müssen. Der Arzt wird durch sie eines Vorlage dankbar. Die Lehrerbesoldungsvorlage konnte noch nicht Stadtv. Stadthagen ( Soz.): Die lebertragung der Wohl- Teiles seiner Funktionen enthoben; der Unteroffizier erscheint auf an uns gebracht werden, da wir auf diesem Gebiete an die Normen fahrts- und Gesundheitspolizei auf die Stadt ist gewiß ein der Bildfläche, einer aus der glorreichen Klasse der Zivilversorgungs- des Gefeßes gebunden sind, dieses Gesetz also zuvor zustande ge= 10- kommen sein muß. Die Mehraufwendung erreicht den Betrag dringendes Interesse. In älterer Zeit, vor der Städte berechtigten; allerdings soll er nicht in Uniform erscheinen ordnung, stand den Städten in viel größerem Umfange die Ad- weit wird dem Zeitgeist ein Opfer gebracht. Diese Beamten werden von 2 Millionen, eine gute Kapitalsanlage, wenn sie zur Befriedizu Trägern der Infektion gemacht und bringen ein gewaltiges gung der Beamtenschaft führt. ministration der Polizei zu; heute hat Berlin außer einigen Moment der Störung in das Krankenzimmer hinein.( Der VorStadtv. llstein( soz.- fortschr.): Der Magistrat hat in der nebensächlichen Zweigen auf diesem Gebiete nichts zu sagen; nur daß wir berufen sind, durch das Polizeikoſten- fte her bittet den Redner, sich mehr an das Thema zu halten.) Im Vorlage eine offene Hand bewiesen. Anerkennenswert ist die Vergesetz die Kosten zu tragen- aber sonst haben wir nichts Ausschuß sind die Dinge doch auch verhandelt worden. Eine andere ringerung der Stalen; immerhin bleiben noch 99 Stalen und 77 hineinzureden. Ueberdies wird ein viel zu hoher Betrag der falsche staatliche Maßregel ist die Anordnung, daß die Vorsteher Einzelgehälter übrig. Stadt Berlin abgenommen in Gestalt eines ziemlich willkürlich der Untersuchungsämter das Ergebnis ihrer Untersuchungen dem normierten Pauschales. Hat der Staat die Polizei in Händen, Kreisarzt mitteilen sollen. Diese falsche Maßregel stellt den Staat bloß. Es existiert das ärztliche Berufsgeheimnis, ein Gut von so sollte er doch fonsequenteriveise auch die Kosten tragen. Statt dessen beliebt er diese wundersame Art der Arbeitsteilung, ein für ewigen Kulturwert, umgeben mit juristischen Rautelen. Die Meldie Stadt und ein modernes Staatswesen geradezu unwürdiger dung ist nur zu machen von dem Arzte, der den Kranken zuerst Zustand. Ist man von der Richtigkeit einer Forderung überzeugt, gesehen hat; Syphilis und Tuberkulose sind nicht meldepflichtig. ist man davon durchdrungen, daß die Erfüllung dieser Forderung er ungefeßlich; er ist zur Meldung nicht berechtigt noch verpflichtet. Wenn nun Professor Proskauer solche Ergebnisse mitteilt, handelt walten lassen, wie die Ausschußmehrheit, sondern an der Forde- Aerzte noch weniger meldeluftig und unser mit großen Kosten er dem Gemeinwohl dient, so sollte man nicht Opportunitätsrücksichten Wenn so rigoros und tattlos verfahren wird, dann werden die rung der Uebertragung der Sicherheitspolizei festhalten. It richtetes Institut wird unnüß sein. Ich rufe den städtischen Bedoch die ganze neuerliche Verhandlung des Gegenstandes zurüd- hörden ein„ videant consules!" zu. Wir haben die hygienischen zuführen auf die zahlreichen Dachstuhlbrände, bei denen in keinem Falle die Polizei den Urheber entdeät hat. Die vor- Schäße zu schützen und zu beweisen, daß sie in unserer Hand sicher kommenden Morde sind zahlreich, die Messerstechereien sind.( Beifall.) treten epidemisch auf; in allen diesen Beziehungen versagte die staatliche Polizei vollständig. Die Sicherheit ist nicht erhöht, fon dern die Unsicherheit gefördert worden. Natürlich • muß dadurch auf eine Behörde, die mit solchen Erfolgen arbeitet, ein gewisses Odium fallen. Es ist gerichtlich festgestellt worden, daß Polizeileute sich haben in sozialdemokratische Vereine auf nehmen lassen, daß sie teilgenommen haben an Demonstrationen, daß sie dabei aufgefordert haben zu Gewalttätigkeiten, zu denen Oberbürgermeister Kirschner: Vieles von den Ausführungen die Demonstranten nicht geneigt waren. Das ist in zwei Prozeſſen des Dr. Bernstein muß auf Mißverständnis beruhen. Die Seuchenaufs bestimmteste nachgewiesen worden; die Genehmigung zur gefeße stellen genau fest, in welchen Fällen eine Desinfektion geVernehmung der betreffenden Polizeibeamten ist bersagt worden, was bloß geschehen darf, wenn das Wohl des Staates fordert werden kann. Das Ministerium beschäftigt sich mit der durch die Vernehmung in Gefahr gerät. Und für dieses Gegenteil Ausdehnung der Desinfektion über diese Grenze hinaus, aber es eines Rechtszustandes sollen wir die Kosten tragen! Die staat- handelt sich da bloß um Anregungen. Daß eine Desinfektion am liche Organisation der Polizei ist darnach ja eher geeignet, das Krankenbett gegen den Willen des Arztes angeordnet werden Gegenteil von Sicherheit der Personen und des Eigen- fönnte, ist mir kaum denkbar, ebenso wenig, daß das Untertums hervorzurufen. In kleineren Orten ist die Sicherheitspolizei ſuchungsamt in der erwähnten Weise angewiesen sein sollte; dieſe Sache der Gemeinden. Die heutigen Gewaltinhaber würden ja Anweisung würde auch nicht auf gefeßlichem Boden stehen. Der den Antrag nicht ohne weiteres annehmen; aber dadurch darf man Medizinalrat, den die Versammlung wiederholt gewünscht hat, hat fich nicht abhalten lassen, ihn immer wieder zu stellen; mit der Polizei gar nichts zu tun; er sollte ein Magistratsmitglied er muß sich schließlich durchringen. Vom Standpunkt der Selbst sein( Sehr richtig!) Wir können eine Entscheidung gar nicht verwaltung müssen wir diese Forderung immer wieder erheben und geben, wir können die Sache tatsächlich nur in Vorbereitung haben dürfen uns durch ihre Aussichtslosigkeit nicht zurückschrecken lassen. und anregend wirken. Nehmen Sie also nicht bloß den Ausschußantrag, sondern unseren weitergehenden Antrag an.
Stadtv. Galland( A. L.): Der Kollege Bernstein hat uns eine medizinische Vorlesung gehalten; hier handelt es sich aber um juristische und staatsrechtliche Fragen. Was nußt uns der sehr notmendige Medizinalrat, wenn wir die Gesundheispolizei nicht haben? macht wird der Staat nicht an die Gemeinde abgeben. Es ist Die Sicherheitspolizei als Hauptstüße feiner auch keineswegs ausgemacht, daß die Stadt sie besser wahrnehmen würde. Anders steht es mit der Verwaltungspolizei.
Stadiv. Cassel: Ich bin mit dem Oberbürgermeister durchaus der Meinung, daß auch auf dem Gebiete der Sicherheitspolizei die Stadt Berlin den Anforderungen durchaus gewachsen sein würde. Wir haben doch eine ganze Reihe von Städten im Lande, wo die Bürgermeister die Sicherheitspolizei erfolgreich wahrnehmen. Ber= sönlich halte ich nach wie vor die Schaffung eines städtischen Medizinalrats für durchaus notwendig.
Der Ausschußantrag wird mit großer Mehrheit angenommen. Mit der Stadt Fürstenwalde , die gegen Berlin wegen der ihr aus der Müllabladung in Spreenhagen er= wachsenen Schädigungen prozessiert hat, ist ein Vergleich dahin zustande gekommen, daß Berlin 12 385 M. zahlen soll, wogegen Fürstenwalde auf alle weiteren Schadenersatzansprüche berzichten will.
Stadtv. Cassel( A. L.): Mit der Charakteristik der Sicher heitspolizei durch den Vorredner kann ich mich heute nicht befassen. Namens meiner Freunde gebe ich dem Vorredner aber zu, daß die Stadt die Sicherheitspolizei ebenso gut wahrnehmen fönnte wie andere Verwaltungszweige. Wir lehnen gleichwohl den Antrag Stadthagen ab, weil wir auch genau wissen, daß der Magistrat nichts erreichen würde. Auf dem Gebiete der Wohlfahrtspolizei aber find in neuester Zeit eher Rüdschritte als Fortschritte gemacht worden. In der Zeit äußerster Reaktion, 1856, wurde im Herrenhause von der Fraktion Stahl ein Antrag gestellt, die Wohlfahrtspolizei in Städten mit königlicher Polizeiverwaltung dem Magistrat zu übertragen. Auch Miquel war dieser Ansicht und hat ihr in den Motiven zum ersten Polizeitostengesetz 1892 noch besonderen Ausdruck gegeben. Aber im wesentlichen sind seitdem alle Bemühungen des Magistrats in dieser Beziehung gescheitert. Das Verlangen der Uebertragung der Wohlfahrtspolizei ist im Landtage beim letzten Polizeifostengesetz nur in einer Resolution zum Ausdrud gelangt. Wir geben uns trotzdem der Hoffnung hin, daß erneute Vorstellungen 30. März erfolgt. des Magistrats ganz oder teilweise Erfolg haben können.
Die Versammlung stimmt zu.
Stadtv. Jden( A. 2.) berichtet über die Vorlage wegen Aufnahme einer neuen Straße 19b zwischen Prenzlauer Allee und Dunderstraße in Abt. XII des Bebauungsplanes. Der betr. Ausschuß war schon am 3. September 1908 eingefeht worden, der Abschluß der Beratungen ist aber erst am Die Ausschußvorschläge gelangen ohne Diskussion zur AnDie wiederholt vertagte Beratung der Ausschußvorschläge zum
Stadtv. Caffel: Auch wir haben besondere Einwendungen nicht zu erheben. Gelänge eine weitere Reduktion der Skalen, so würde 1908 haben wir nicht anders erwartet. Die Lehrerbesoldungsdas sehr zu begrüßen sein. Die Zurückbeziehung auf den 1. April vorlage hätte uns immerhin schon jetzt und gleichzeitig gemacht werden können, da in den wesentlichen Punkten eine Äenderung auch von den Berliner Beamten verlangen müssen, daß sie auch in des Gesetzes nicht mehr eintreten wird. In Zukunft werden wir nahmen vorbehalten; die Berliner Beamten und Lehrer sollen sich auch von den Berliner Beamten verlangen müssen, daß sie auch in Berlin wohnen( Lebhafte Zustimmung), begründete Ausauch als Berliner Bürger fühlen.( Beifall.),
Kenntnis.
Die Vorlage geht an einen Ausschuß. Von der Vorlage betr. die Bildhauerarbeiten am neuen Stadthause nimmt die Versammlung ohne Debatte Dem Lokalkomitee Groß- Berlin für 3 ahnpflege sollen in der Gemeindeschule Brandenburgstr. 78/79 drei Räume für eine Schulzahnklinit kostenlos überlassen werden.
Stadtv. Solmit( Fr. Fr.): Jm vorigen Jahre haben wir ein zahnärztliche Behandlung der Schulkinder abgelehnt; wir Wunsche nachkommen, so ist sie uns sympathisch. Sehr anerkennenswert ist, daß sich ein privater Verein für diesen Zweck bereit findet; wir möchten aber auf keinen Fall, daß ein Präjudiz geMagistrats. schaffen wird, und wünschen eine bezügliche Erklärung des
wünschten nur eine leberwachung. Soll die Vorlage diesem
Stadtv. Dr. Wehl( Soz.): Ich hätte erwartet, daß der Magistrat diese Anfrage beantworten würde. Wir nehmen die Vorlage selbst= daß es sich zusammengefunden hat, um diese Pflicht, die eigentlich verständlich an; wir müssen dem privaten Komitee Dank wissen, der Stadt gebührte, privatim zu erfüllen. Das Komitee wünscht bon der Stadt nichts als die Ueberlassung von Schulräumen, die sonst leer stehen. Unsere Schulärzte haben jetzt zu dieser Frage auch eine wesentlich veränderte Stellung genommen; ihr Bericht wünscht sei. für 1907-08 betont, daß eine Behandlung in Schulzahnkliniken er
Stadtrat Selberg: Eine Schulzahnklinik soll nicht eingerichtet werden. Die Schule leiht ihre Räume zu allen gemeinnützigen Die Vorlage wird angenommen. Veranstaltungen kostenlos her; weiter soll auch hier nichts geschehen. Schluß der öffentlichen Sigung gegen 29 Uhr.
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Zu unserer Besprechung der Broschüre von Fr. Regina Ruben schreibt uns die Verfasserin: ,, Sie schreiben mit vollstem Recht in der Besprechung der BroWenn auch nicht schüre: Mathilde Franziska Annete": offiziell, jedenfalls der Gesinnung nach, gehörte Wie sehr sie das tat, habe ich erst fürzlich selbst sie zu uns". erfahren, als ich Gelegenheit hatte, im Archiv in Köln die Zeitungen und Zeitschriften aus dem roten Jahr einzusehen, darunter auch die Neue Kölnische Zeitung" der Frau Anneke, auf die übrigens schon in Maurenbrechers Hohenzollernlegende"( Seite 733) hingezeigt wird. Dort veröffentlicht Maurenbrecher den Abdruck einer Bekanntmachung
Die Zeitung des Arbeitervereins",
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Oberbürgermeister Kirschner: Wir haben schon früher erklärt, nahme. unsere Bemühungen in dieser Richtung auch weiter aufzubieten, wir wollen nur den Zeitpunkt dafür zu bestimmen uns vorbehalten. Submissionswesen werden wegen Behinderung des Refe- der Kommandantur in Köln vom 26. September 1848, die den BeBedenken dagegen, jest aufs neue den Versuch zu unternehmen, renten abermals vertagt. Nachdem die neuen Besoldungsordnungen für die Beamten lagerungszustand über Köln ausspricht und das Verbot des Erdürften nicht vorhanden sein; welchen Erfolg er haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Nachdem wir einzelne Zweige erhalten in Preußen der endgültigen Regelung nähergerüdt sind, legt der scheinens von vier Zeitungen: Die Neue Rheinische Zeitung ", haben, kann kein Bedenken bestehen, uns andere zu übertragen, Magistrat die neue Besoldungsordnung für die Die Wohlfahrts, die Verkehrs-, die Marktpolizei. städtischen Beamten und Bediensteten vor, die mit Die Sicherheitspolizei ist aber jedenfalls derjenige Zweig, den der rückwirkender Kraft bis 1. April 1908 ausgestattet werden soll. Staat am allerlebten hergeben wird. In diesem Punkte kann ich Die inzwischen gewährten einmaligen Zulagen werden auf die Als durchschnittliches mich wie auch im übrigen dem Ausschußantrage nur anschließen. Besoldungserhöhungen angerechnet. Stadtv. Dr. Bernstein( Soz.): Die städtische Medizinalrats- Minimalmaß der Aufbesserung ist der Sah von 10 Proz. der Gestelle foll niemlas Gegenstand der Beschlußfassung weder im Aus- hälter zugrunde gelegt. schuß noch in der Versammlung gewesen sein, so meinten die beiden Magistratsvertreter im Ausschuß. Das ist falsch. 1855 wie 1875 ist die Materie verhandelt worden; es wurden Anträge in der Versammlung angenommen, vom Magistrat abgelehnt. 1885 hielt Spinola eine glänzende Rede zugunsten dieser Organisation; schließlich kam es zur Einsehung einer gemischten Deputation, deren Arbeit aber nicht vom Fleck tam. Auch 1902 verhandelte der Etatsausschuß über die Sache, damals allerdings mit negativem Erfolge. Wir haben ja z. B. die Schulpolizei. Aber wie steht es damit? Bittere Klage wurde neulich darüber geführt, daß der Kreisarzt den Neuanstrich einiger Schultüren gefordert hatte. Auch die Lage des Rektors und Schularztes ist keine besonders günstige, wenn es sich um den Ausbruch von Epidemien handelt;
Es ist Ausschußberatung beantragt.
Stadtv. Mommsen( Fr. Fr.): Wir sind durch die allgemeinen Verhältnisse gezwungen und gewillt, die Beamtengehälter zu verbeffern. Die allgemeinen Grundsäße, von denen der Magistrat dabei ausgegangen ist, billigen wir.
Die erste Nummer der„ Neuen Kölnischen Zeitung", dieses mit beispiellofem Mut von einer deutschen Frau herausgegebenen Blattes, erschien am Mittwoch, den 3. Januar, und führte den Untertitel: Für Bürger, Bauern und Soldaten." Herausgeber: F. Anneke und F. Beust. Nummer 34 der Neuen Kölnischen Zeitung" vom Sonnlag, den 11. Februar, zeichnet F. Annete als alleinige Herausgeberin. Weshalb Beuft aus der Redaktion geschieden, habe ich noch nicht erfahren tönnen, wahrscheinlich hatte er flüchten müssen. Am Stadtv. Singer( Soz.): Ich bedaure, daß unsere Wünsche in Sonntag, den 20. Mai, erschien die Neue Kölnische" mit einem bezug auf die bessere Entlohnung der städtischen Arbeiter breiten Trauerrand, darin als Leitartikel mit großen Lettern:„ Die nur in höchst geringem Umfange erfüllt sind. Ich kann Neue Rheinische" hat aufgehört! Rot, rot, rot ist sie von uns genicht verhehlen, daß ich für sie eine ebenso wohlwollende Auffassung schieden usw." Und nun kommt das Bemerkenswerteste. gewünscht hätte, wie sie den Beamten in der Vorlage ausgesprochen Vom nächsten Tage an sandte Frau Anneke ihr Blatt mit dem Organ der Demokratie" in die Welt. worden ist. Die Gründe des Magistrats für seine Vorlage, die ge- neuen Titel: steigerten Preise für die Lebensbedürfnisse, treffen in dem Herausgeberin: F. Anneke. Und sie war es, die hinfort mit beselben Maße und in noch höherem auch auf die Ar- wundernswerter Kühnheit alle Nachrichten der Demokraten aus
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