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Gegen die durch die SchZiihauser Allee geplante Hochbahn ist Sei den städtischen Behörden eine mit zahlreichen Unterschristen bedeckte Petition von dortigen Anwohnern eingegangen. Es wird darauf verwiesen, daß eine Hochbahn die Schönhauser Allee verunziere und Luft und Licht nehme, und eS wird verlangt, daß die Bahn als Untergrundbahn gebaut werden soll. Der Unsitte, sich von den Wellen eines großen Dampfers schauleln zu lassen, wären am Sonntagabend auf der Spree bei Treptow ,.Schwarzer Adler", beinahe ein zirka W jähriger Mann rmd ein 16 jähriges Mädchen zun, Opfer gefallen. Sie gerieten direkt unter den Dampfer, wurden aber durch schnelle Hilfe gerettet. Der Vertreter des Wirtes des Lokals.Schwarzer Adler" wollte erst die Aufnahme verweigern, gab aber dann auf Borhalt des Publikums nach und sorgte auch schließlich für Pflege und Transport des geretteten Mädchens. Eine gefährliche Schieber- und Fälscherbande ist von der Lichten- Lerger Kriminalpolizei unschädlich gemacht worden. Sie bestand aus den Kaufleuten Alfred Grabow, Paul Floegel und Franz Armanier, den Häuptern einerSchweren Bande", die unzählige Geschäftsleute schwer geschädigt hat. Schon vor Jahren beschäftigte diese Gesell- fchasl die Kriminalpolizei und das Strafgericht. Sie trieb damals besonders einen schwindelhaften Handel mit Kognak, den sie in Fässern an Gastwirte verkaufte. Die Fässer waren so eingerichtet, daß sie in einem besonderen Einsatz für die Proben einen Liter Kognak enthielten. Der war gut, die Füllung um diesen Einsatz herum aber bestand aus reinem Wasser. Hatten die Wirte, die lausten, den einen Liter abgezapft, so war ihre Quelle versiegt. Untersuchten sie dann genauer, so fanden sie, was sie für ihr gutes Geld erhalten hatten. Die Schwindler wurden endlich erwischt. Nach Berbüßung ihrer Strafen wohnten sie, zum Teil unter falschen Namen oder unangemeldet, zunächst un Westen der Stadt, dann im Norden. in der Müller- und See- straße. Ueberall prellten sie Geschäftsleute mit Wechsel- und anderen Schiebungen. Dann wußte sich Armanier in den Besitz eines Scheckbuches zu setzen, dessen Eigentümer sein Bankguthaben bereits abgehoben hatte. Das Buch emhielt noch zwanzig Schecks. Diese stellte nun Floegel auf den Namen des Bucheigentlliners aus und Grabow besorgte darauf Waren aller Art, die alle drei dann sofort wieder verschoben. Die Bande hatte es namentlich auf Schuh- Warenfabrikanten oder Großhändler abgesehen. Von diesen ließ sie sich angeblich zur Einrichtung von Geschäften Waren liefern, um sie zu lombardieren oder zu verkaufen. Auch mit photographischen Apparaten, Operngläsern, goldenen Schmucksachen usw. trieben sie einen Handel dieser Art. Für die Schmucksachen fanden sie auch unter den Damen der Halbwelt Absatz. Bei den Fälschungen nanilte sich Floegel auch stuck. inZ. Curtius oder Dr. Curtius. Nachdem scfion viele Anzeigen eingegangen waren, auch von Filialen großer Banken, führte das Auftauchen der Schieber auf der Nenn- bahn endlich auf ihre Spur. Auch in Karlshorst wollten sie Brillanten und Schmucksachen verkaufen, nachdem sie den Automobil- kutscher, der sie hingefahren hatte, ebenfalls mit einem Scheck bezahlt hatten. Die Lichtenberger Kriminalpolizei verfolgte die Spur, nahm die Schwindler fest und führte sie gestern der Staatsanwalt- schaft vor. AuS der Stadt der Intelligenz. Ein neues Wahrfageberfahren findet bei den Danien im Westen der Stadt großen Anklang. Es ist mal etwas anderes. Seine Erfinderin, eine nicht mehr ganz junge Frau, die ebenfalls im Westen wohnt, führt den anmutigen Spitznamen dieSiebenfingerige". Sie übt ihr Verfahren mit großem Erfolge, wenigstens für ihre Kasse. Die Kundschaft ist zahlungsfähig. Zu Fuß kommt wohl niemand. Auch Droschken sieht man selten vor der Tür. Uinso mehr herrschaftliche Wagen und Automobile. Die Kundinnen, die diese doppelt kluge Frau in ihrer großen Wohnung empfängt, müssen die. Fragen, auf deren Beantwortung es ihnen ankommt, selbst auf ein Blatt Papier schreiben, während dieSiebenfingerige" mit einer schwarzen Blende vor den Augen am Tische sitzt. Indem sie dann mit den Fingern über die Schriftzeicheu hinwegfährt, beantwortet die Wahrsagerin die gestellten Fragen und enthüllt so die Zukunft der Fragestellerinnen. Früher scheint sie ihre Kunst noch nicht verstanden zu haben, sonst hätte sie vielleicht doch dasür gesorgt, daß die Vergangenheit, auf die sie jetzt zurückblickt, etwas besser geworden wäre. Das blinde Pferd vor dem Lastwagen. In unserer Sonntags- Nummer berichteten wir von erregten Szenen, die sich am Sonn- abend am Schiffbauerdamm zugetragen hatten anläßlich des Wer- sagens der Pferde, einen mit Eilenteile» beladenen Rollwagen über die Anhöhe der Marschallbrücke zu ziehen. In der Notiz war mit- geteilt, daß ein blindes Pferd vor dem Wagen gespannt gewesen sei und daß das Fuhrloerk dem Unternehmer Horn in der Waldstraße gehört habe. Hierzu teilt uns Herr Horn mit, daß dieser Wagen nur von ihm geborgt gewesen sei, die Pferde aber nicht ihm gehört hätten, er auch kein blindes Pferd besitze. Wir kommen dem Wunsche des Herrn Horn, dies mitzuteilen, gern nach, und bemerken, daß natürlich niemand den» Gespann das ansehen konnte. DaS Metropol-Theatcr in der Behrenstraße hat am Sonnabend seinem Publikum eine FrühlingSpremiere beschert. Sie betitelt sich Die oberen Zehntausend" und soll eine amerikanische Tanzoperette sein. Verfasser ist der HauSdichter des Metropol- Theaters. JuliuS Freund, während in dem amerikanischen Komponisten Gustav Kerber der geeignete Bertoner gefunden wurde. Ueber den Inhalt der Novität läßt sich nicht viel sagen. Der Schauplatz ist nach Frankreich verlegt und zwar spielt der erste Akt in, Seebad Dieppe, der zweite auf dein Turfplatz Longchamps und der dritte in Chantilly bei Paris , Ivo sich das obere Zehntausend Rendezvous gibt. In diese Gesellschaft schneit eine ehemalige Soubrette hinein, die sich als Prinzessin-zFifi" aufspielt und den Männern die Köpfe verdreht. Ein tolles Durcheinander von Couplets, Duetts und Terzetts wechselt mit einer ganzen Reihe von Tänzen ab. deren Hauptkosten von dem englischen Groteskkünstler Fred Wright und Frl. Madge Lessing als vollwertige Partnerin Wrights getragen wurden und deren Leistungen auf diesem Gebiete als erstklassige angesprochen werden können. Ueberhaupt sah man auf der Bühne zeitweise nichts als Beine, während ihre Besitzerinnen sich mit dem Rücken am Boden wälzten. Neben den englischen Tanzgästen sorgten vor allem die hiesigen Kräfte deS Metropol- Theaters, Herr Kettner und Guido Tielscher dafür, daß auch der Humor zu seinem Rechte kam. Das Ganze mutete mehr wie eine KostümauSstellung an, über die nur ein Sachverständiger aus der Kostümbranche schreiben kann. DaS gilt nicht nur von der Pracht, die auf der Bühne entfaltet wurde, sondern bezieht sich auch auf das Premierenpublikum. Und die Hüte, vor allem die Topfhüte, die von den Damen der Logen und des Balkons zur Schau gestellt wurden, überstiegen alles Dagewesene. UederWeltanschauung und Himmelskunde" spricht Herr Direktor Dr. F. S. Archenhold am Dienstag, den 27. April, abends 9 Uhr, im großen Vortragssaale der Treptow -Sternwarte. Der Vortrag ist gemeinverständlich und mit vielen Lichtbildern ausgestattet. Mit dem großen Fernrohr ist jetzt täglich der Mond in günstiger Phase von S Uhr ab zu beobachten; vorher wird der Planet Jupiter und am Tage die Sonne gezeigt. Radrennen in Treptow . Ueber die Rennen am Sonntag waltete ein Unstern, da verschiedene Unfälle den regulären Verlauf und das Können der betreffenden Fahrer stark beeinträchtigte. Der schwere Unfall ereignete sich kurz vor dem Schluß des 80 Kilometer- Rennens. PongS-Krefeld, der an zweiter Stelle hinter dem gut fahrenden Hugo Przyrembel lag und gut aufgehalten hatte, kam in der drittletzte» Runde durch Platzen des Reifens feiner Schritt- machermaschine samt seinem Führer Jnnggeburth zu Fall. Während Pongs mit leichteren Verletzungen davonkam, wurde der Schrittmacher von seiner Maschine erheblich ver- wundet und erlitt einen Schädelbruch. Durch diesen Zwischen- fall kam Pongs im 40 Kilometer- Rennen ins Hinter- treffen und Rosenlöcher hatte leichtes Spiel und gewann über- legen. Gegen den Schluß holte sogar Pongs den an zweiter Stelle liegenden Przyrembel ein und überrundete diesen. Im Endlauf des Hauptfahrens kam es ebenfalls zu einem Sturz, dessen Leid- tragender Hoffmann war. Dieser kam durch das rücksichtslose Fahren von Vierck zu Fall und erlitt ebenfalls Kopfverletzungen. Vierck hat fein Vergehen mit 50 M. Geldstrafe und Disqualifikation an drei Renntagen zu büßen. Besonderes Jntereffe bot noch das Match Kurzmeier-Jacquelin-Hoffmann, das den ersteren als end- gültigen Sieger sah, doch war Hoffmann hier schon durch den Swrz behindert. Änrzmeier belegte zwei erste Plätze und errang dadurch den Sieg. Das Prämienfahren wurde von 42 Fahrern besttitten und bot ein belebtes, farbenfrohes Bild. Der Besuch war gut. Die Ergebnisse sind folgende: 30 Kilo meter-Ren neu 800, 600, 400 M. 1. Hugo Przyrembel 26 Min. N/z Sek.; 2. Rosenlöcher 120 Meter; 3. P o n g s 920 Meter zurück. 40Kilometer-Rennen. 1. Rosenlöcher 34 Min. 12 Sek. i 2. Przyrembel 2400 Meter: 3. Pongs 4500 Meter zurück. Hauptfabren. 1. Bogt, 2. Schmittchen, 3. Sterba. Prämienfahren. 1. Ganzevoort, 2. Müller, 3. Schmittchen. Match. Kurzmeier- Jacquelin- Hoffmann. 1. Lauf: 1. Kurz- meier, 2. Jacquelin, 3. Hoffmann. 2. Lauf: 1. Jacquelin. 2. Hoff­mann, 3. Kurzmeier. 3. Lauf: 1. Kurzmeier, 2. Jacquelin, 3. Hoff- mann. Der Verband der Steinarbeiter schreibt uns: Verloren ging das Mitgliedsbuch Nr. 790 des Zentralverbandes der Stein- arbeiter Deutschlands , ausgestellt auf den Namen Robert Ohst. Der Finder des Buches wird gebeten, dasselbe dem Verbandsbureau der Steinarbeiter, C. 19, Seydelstr. 30 part., zu übermitteln. Verloren hat der Bildhauer F. Drake in der Stadtbahn am Montag, den 19. April vormittags(Zug Halensee Lichtenberg) ein Beitragskopierbuch mit 25 Beitragsmarken(des Zentralvereius der Bildhauer Deutschlands ), einen StempelBerlin I ", ein Stempel- kissen, ein Mitgliedsbuch auf den Namen Rich. Michel Nr. 126 eingetr. Juli 1902, zwei Briefe mit Adresse Otto Misbach, Engelufer 15, und einen Schreibblock. Da die Sachen für den Finder gar keinen Wert haben, wird gebeten, dieselben bei F. Drake, Berlin 0. 98, Beyme- straße 9, abzugeben. Das WahlvereinSbuch Nr. 35 634 ist in einem Ueberzieher steckend, mit dem letzteren von der Mohrenstraße bis zur Hannover - scheu Straße verloren gegangen und abzugeben bei Paul Benoit, Reinickendorfer Straße 83 bei Stopf. Fenernachrichten. Wegen eines großen Brandes wurde am Sonntcgvormittag um Ii Uhr die Berliner Feuerwehr nach der Proskauer Str. 27 an der Rigaer Straße nahe dem Viehhof ge- rufen. Die Gefahr wurde erst bemerkt, als die Flammen schon ver- mischt mit dichtem Qualm aus dem Dache des vierstöckigen, von vielen Parteien bewohnten Hauses mächtig emporschlugen. Die Feuerwehr war in kurzer Zeit mit dem neuen Automobilzug 4 sowie den Zügen 7 und 1 zur Stelle. Ueber mechanische Leitern und die Treppen wurden sofort mehrere Schlauchleitungen vor- genommen und damit von Dampfspritzen Wasser gegeben. Trotzdem dauerte es noch geraume Zeit, bis die Flammen gelöscht werden konnten. Diese hatten nicht nur an dem Inhalt der Bodenverschläge reiche Nahrung gefunden, sondern auch an dem Gebälk, dazu kam. daß ein heftiger Wind die Flammen immer wieder von neuein anfachte, so daß viele Hausbewohner ängstlich den Löscharbeiten zuschauten. Der Dachstuhl war schließlich nicht mehr zu retten, auch hat das 4. Stockwerk etwas gelitten. An einigen Stellen ist die Decke durchgebrannt. Die Entstehung wird auf Brandstiftung zurückgeführt. In der Nacht zum Sonntag um 1 Uhr wurde der Automobilzug nach dem städtischen Familienobdach in der Fröbelstraße gerufen. Dort brannten unter anderem Kleider sowie die Dachkonstruktton der Werkstätte an, Kesselhause. Hier konnten die Flammen schnell aus ihren Herd beschränkt werden. Gleichzeittg erfolgte ein Alarm nach der Boyenstt. 39, wo Regenwasser von dem starken Gewitter, das abends Berlin traf, in den Keller gedrungen war. Zweimal wurde die Wehr nach der Königin-Augusta-Straße alarmiert; nach Nr. 42 und 49, wo Gardinen in Brand geraten waren. Ferner wurden noch Brände aus der Liebenwalder Str. 45 sTeer), Uorkstr. 7, Wilhelmstraße, Hausvogteiplatz, Müncheberger Straße usw. gemeldet. An, Montag wurde die Feuerwehr wegen einer Explosion nach der Kaserne des dritten Garderegiments in der Wrangelstratze alarmiert. Ein leeres Oelfarbenfaß, in dem vermutlich eine feuer- gefährliche Flüssigkeit aufbewahrt worden war. war explodiert. Wegen eines WafferrohrbrucheS erfolgte ein Alarm nach der Lieben- walder Straße 22. Auf dem Moabiter Güterbahnhof brannte eine Lore Preßkohlen und Neue Königstr. 31 Lumpen, Müll usw. In der Lehrter Str . 40 war in einer Küche Feuer ausgekommen, das Mobilien und Immobilien erfaßt hatte. Vorort-]Vadmd)teth Rixdorf. Eine alte Forderung. Wiederholt beantragten unsere Vertreter auf dem Rathause die Einrichtung eines Volkskindergartens. Zuletzt im vergangenen Jahre bei der Etatberatung gemeinsam mit dem Magistrat. Wie immer wurden die Anregungen der sozial- demokratischen Fraktion von der bürgerlichen Mehrheit abgelehnt. Kleinliche, engherzige Vorwände mußten als Gründe dienen, um das Verhalten des herrschenden Klüngels zu beschönigen. Wenn irgendwo, so ist in Rixdorf eine derartige Einrichtung eine zwingende Notwendigkeit. Tausende von Müttern sind gezwungen, für den Unterhalt der Familie mit beizuttagen, so daß eS ihnen unmöglich ist, sich der vornehmen Aufgabe der Erziehung der jungen Generation widmen zu können. Wenn ein Kindergarten in Rixdorf diesem Miß- stand abhelfe,; soll, so müßte vor allem darauf Bedacht genommen sein, daß er zum mindesten im Zentrum der Stadt liegt, damit er von allen Seiten leicht erreichbar ist. Ein Grundstück, das diesen Anforderungen entspricht, war im vergangenen Etatjahre in Aussicht genommen und zwar das Straubsche Grundstück in der Berliner -, EckeMünchenerStraße. Dieser Plan fand aber keine Gnade vor den Augen der bürgerlichen Herren, weil erstens das Grundstück an einer verkehrsreichen Sttaße liegt und damit dem Vorübergehenden Einblick in das proletarische Rirdorf gegeben werde, die so notdürftig modern sein wollenden Fassaden verdeckt würden. Zweitens war ein Teil der Herren prinzipiell dagegen, weil für sie jede soziale Einrichtung als HumanitätSduselei gilt. In diesem Jahre hat sich nun die Stadt entschlossen, einen Zuschuß zur Errichtung eines VolkSgartenS zu gewähren und demFreiwilligen Erziehungsbeirat" die Ausführung überlassen. Diesem ist es nun möglich geworden, ein ihm geeignet erscheinendes Grundstück für diese Zwecke zu bekommen. Neben seinen Vorzügen hat es nur den sehr großen Nachteil, daß eS ganz am Ende Rixdorfs, im alten böhmischen Dorf liegt. DaS alte SchulhauS der böhmischen Brüdergemeinde, das jetzt leer steht, soll den Kindergarten in sich aufnehmen und unter Leitung einer ge- prüpften Kindergärtnerin am 15. Mai dem Bettieb übergeben werden. Durch die ungünstige geographische Lage ist zu befürchten. daß diese neue Einrichtung nur zum Teil ihren geplanten Zwecken entsprechen wird. Der Arbeitsnachweis in der Stcinmeystraße soll einer Reorganisation unterzogen werden. Zu diesem Zweck ist eine Unterkommission von sieben Mitgliedern aus der Gewerbe- deputation beauftragt worden, einen Plan auszuarbeiten, wo- nach auch die Bermittelung von Dienstboten in den Wirkungskreis des Nachweises einbezogen werden soll. Die Kommission soll nun- mehr die bereits bestehenden Nachweise wie den städtischen Nachweis Schöneberg , Zentralarbeitsnachweis Berlin . Gormannstraße, sowie die Spezialnachweise der größeren Gewerkschaften besichtigen. Die Besetzung des leitenden Postens wird ausgeschrieben. Bewerber sollen Erfahrung auf dem Gebiete der Arbeitsvermittelung besitzen. Die Zentrale für Volkswirtschaft hat angeregt, eine Mädchen« Fortbildungsschule, mitwahlfreien Kursen' für Gewerbe und Hauswirtschaft einzurichten. Die Deputation beschließt, den Dezer« nenten für das Fortbildungsschulwesen zu beaufttagen, eine ent- sprechende Vorlage einer späteren Sitzung zu unterbreiten. DaS Ortsstatut für die Pflichtfortbildungsschule soll dahin ergänzt werden, daß bei Zuwiderhandlungen der Schüler auf Strafe erkannt werde. Der Handelsminister hat ein« Anordnung getroffen, Karzer« strafen zu verhängen. Beschloffen wurde, von Karzerstrafe » Abstand zu nehmen, dagegen sind die renitenten Schüler mit Nachsitzen in den freien Stunden am Sonntag- nachmittag bis zu drei Stunden von dem Leiter der Fortbildungsschule zu bestrafen. Die ungelernten Arbeiter versäumen bei Arbeitslosigkeit öfter die Schule, weil ein gesetzlicher Zwang zum Besuch nicht vorliegt. Um diesem Uebelstande ab- zuhelfen, wurde beschlossen, das OrtSstatut dahin zu ändern, daß die ungelernten Arbeiter bei Aussetzen oder Arbeitslosigkeft dennoch die Schule zu besuchen haben. Die Eltern werden für pünktlichen Besuch verantwortlich gemacht. Ein Antrag der Schornsteinfegerinnung, die Kehrlohntaxe zu erhöhen, wirft ein bezeichnendes Licht auf das Einkommen, welches dieses monopolisierte Gewerbe den Jnnungsbrüdern verschafft. Der Magisttat wollte in die Bücher der Herren Schornsteinfeger- meister Einsicht nehmen, um die Erhöhung der Taxe begründen zu können. Dieses Verlangen wurde jedoch von der Innung rundweg abgelehnt. Gründe haben die Herren für die Ablehnung nicht an« gegeben. Es wurde mitgeteilt, daß das Mindesteinkommen der Kamin-Herren 6000 M. pro Jahr beträgt; diese Einnahme wird bei Beschäftigung eines einzigen Lehrburschen erzielt. Der Antrag der Schornsteinfegermeister wurde abgelehnt. In der Generalversammlung der hiesigen Zahlstelle deS Deutsche » Holzarbeiter-Berbandes berichtete der Kassierer, daß zurzeit von zirka 1000 Mitgliedern, die der Zahlstelle angehören, noch 95 arbeitslos sind. Die Ausgaben für dir Arbeitslosenunterstützung betrugen inS- gesamt in: letzten Vierteljahr 6522,55 M.. die Krankenunterstützung 2394.05 M. An Stteikunterstützung wurden nur 217,85 M. aus- gegeben. Zur Maifeier wurde folgende Resolution gegen 3 Stimineir angenommen: Die Versammlung erklärt, daß nur durch strikte Arbeits- ruhe die Feier des 1. Mai würdig begangen werden kann. Sie macht es deshalb den Kollegen zur Pflicht, am 1. Mai die Arbeit ruhen zu lasten. Dann wurde noch bekanntgegeben, daß in der Bau- tischlerei von Richter durch das Vorgehen des Arbeitgebers Differenzen ausgebrochen sind, so daß die Kollegen in den Stteik treten mußten. Die VerttauenSmännerversaminlungen für April finden für die Möbeltischler am 28. April und für die Bautischler am 29. April, abends 8 Uhr. bei Preil, Rosenstr. 24, statt. Schöneberg . Ihre« Arbeitsverdienst in Höhe von 15,85 M. verloren hat die Plätterin Kathi Albanus am Sonnabend, den 24. d. Bits., abend? gegen ü' Uhr. als sie von der Arbeitsstätte die Neue Winterfeldt« und Potsdamer Straße entlang, nach ihrer Wohnung in der Haupt- straße 2V ging. Die Verliererin enipfindet den Verlust um so schmerzlicher, als es nach langer BeschäftigungSlosigkeit ihr erster Verdienst war. Der Finder wird gebeten, den Bettag in der Neue» Winterfeldtstraße 36 bei Bönisch abzugeben. Charlottcubnrg. Die hiesige Zahlstelle deS Deutsche « Holzarieiter-BerSandtS nahm in ihrer letzten Generalversammlung den Kastenbericht vom ersten Quartal 1909 entgegen. Danach haben Haupt- und Lokalkasse zu- sammen 2770,50 M. für Arbeitslosenunterstützung. 1304.65 M. für Kranken- und 108 M. für Gemaßregeltenunterstützung ausgegeben. Nach Anhörung eines Vortrages über Konsumgenossenschaften be« schäftigte sich die Versammlung mit der Maifeier. Sämtliche Redner gaben ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß die würdigste Feier de? 1. Mai in der Arbettsruhe besteht; dieselbe soll überall, wo eine Mehrheit dafür vorhanden ist, strikte durchgeführt werden. Jedoch ist jeder feiernde Kollege auch verpflichtet, eine Vormittagsversamm- lung zu besuchen. Nur wer in einer Versammlung anwesend war, hat Anrecht auf eventuelle Gemaßregeltenunterstützung. Zu diesem Zweck hat jeder Versammlungsbesucher sein Verbandsbuch rnitzu- bringen, in welches am Saaleingang ein Stempel gedrückt wird. Maimarke allein genügt nicht. Friedrichshagen . AuS der Gemeindevertretung. In bei am 23. April öb« gehaltenen Sitzung wurde einstimmig beschlossen, die Bedürf, ni sanft alt auf dem Marktplatz nicht aus Wellblech, sondern aus Backstein zu errichten. Die Anstalt soll einen Raum mit sechs Ständen und einem Klosett für Männer, einen Raum mit zwei Klosetts für Frauen, einen Vorraum und mehrere Neben- räume enthalten. Die Herstellungskosten betragen 5200 M., dia jährlichen Unterhaltungskosten einschließlich einer anzustellenden Wärterin 1150 M., Nach einer Vorlage der Wegebaukommission soll auf den von dem ForstfiSkus gepachteten Parzellen, zwischen Hirschgarten, Kamerun und Westend gelegen, UnterkunftS räume füv Turn- und Sportvereine, zwei Brunnen und eine B e« dürfnisanstalt errichtet werden. In der Debatte traten die Vertreter Sonnenburg(Soz.). Gloede, Axnick, Geselbracht und Conrad für die Vorlage ein, während dieselbe von dem Schöffen Dr. Wallburg scharf bekämpft wurde. Durch die Wallburgschcn Ausführungen entspann sich eine heftige Polemik zwischen Dr. Wallburg und dem Vertreter Sonnenbura. die auch auf das poli- tische Gebiet hinüberspielte. Im Gegensatz zu dem von Dr. Wall- bürg betonten Sparsamkeitsprinzip trat Genosse Sonnenburg ent- schieden für die Vorlage ein, da die Gemeinde die Pflicht habe. Spiel- und Sportplätze zu beschaffen und selbstverständlich auf den­selben Unterkunftsraume(für Geräte usw.), Brunnen und Be- dürfnisanstalten zu errichten. Diese Einrichtungen kommen der Allgemeinheit zugute, ohne Rücksicht auf Stand, Alter oder Ge- schlecht. Nach Schluß der Debatte wurde gegen fünf Stimmen beschlossen. 1500 M. für die Errichtung der beantragten Baulich- leiten zu bewilligen. Der Antrag des Gcmeindeborstandes, vom 1. Mai ab das Schulgeld für auswärtige Schüler der Gemeindeschule von 24 M. auf 36 M. pro Jahr zu erhöhen, da die Ausgaben von Jahr zu Jahr wachsen und jetzt schon die Höhe von 84,75 M. pro Jahr und Kopf der Schüler erreicht haben, wurde angenommen. Zu dem Grundstückszusammenlegungsverfahren im östliche» Gemeindegebiet leilte der Gemeindevorsteher mit, daß von de» in Betracht kommenden 93 Besitzern 63 bedingungslos der Zu- sammenlegung zugestimmt haben. DaS eigennützige, dem All, gemeinwohl zuwiderlaufende Verhalten der übrigen 35 Besitzer sei tief zu bedauern. Weiter teilte der Gemeindevorsteher mit, daß die Pflasterung der 5tastanienallee und des MyliusgartenS infolge zahlreicher Ein­sprüche der Stratzenanlieger leider voraussichtlich aus längere Zeit hinausgeschoben wird. Trebbin (Kreis Teltow). Lei der gestrige« Grmeindevertreterwahl siegten die sozial- demokratischen Kandidaten mit 85 Stimmen über ihre bürgerlichen Gegner, auf welche 62 Stimmen entfielen. 9 Stimmen waren zer- splittert. ES sitzen also jetzt fünf unserer Genossen im Stadt« Parlament. Adlershof . Gegenüber den Beschlüssen der letzten Gemcindcvertreter» sitzung betreffend die Vergebung von Arbeiten für die Kanalisa- tions- und RegenrohrleitungS-Hausanschlüsse, nach welchen eine Neuausschreibung der Arbeiten ohne Hinzuziehung von Unter- nehmern, welche gleichzeitig G'emeindevertreter sind, erfolgen soll, hat der Gemeindevorsteher von seinem Rechte der Beanstandung Gebrauch gemacht. Der Erfolg dieser Beanstandung konnte aber auch nur fern, daß nunmehr bei Auswahl des Unternehmers der Eemeindevertretex Noejicke. welcher für die KanalisationshauS,