St. 100. 26. IahrglMß. 2. Irilngt des„Umärls- Kerlim WsM Freitag, 30. AM IM. Partei- Angelegenheiten. Verband sozialdemokratischer Wahlvereine Berlins und Umgegend. Auf Beschluß des Nürnberger Parteitages haben die Parteiaugestellte» und die in Parteigeschäften tätigen Ge- nassen, welche am 1. Mai keinen Lohnausfall erleide«, den Tagesverdienst abzuführen. Nach erfolgter Rücksprache mit dem Ausschusse der Berliner Gewerkschaftskommission tritt dieser Beschluß in diesem Jahre in Kraft. — Alle in Partei» geschäften Tätigen sowie die Parteiangestellten zahlen an die Parteikasse, die Gewerkschaftsangestellten an ihre Organi- sationen. Wir bitten dies zu beachten. Der Zentralvorstand. Johannisthal . Die Partei- und Gewerkschaftsgenossen treffen sich am 1. Mai um 8 Uhr vormittags bei Sl. Gobin, Roonstratze 2 zur Versammlung nach Hasselwerder. Abmarsch pünktlich 8'/, Uhr. Der Borstand. KönigS-Wufierhausen und Umgegend. Am Sonntag, den 2. Mai. früh 8 Uhr findet von den bekannten Bezirkslokalen eine Flugblatt- Verbreitung östt Neuenhagen und Umgegend. Die Genossen, welche den 1. Mai feiern, werden ersucht, sich am Sonnabend l'/z Uhr im Lokal von Otto Giese in Petershagen , mit Angehörigen zu einem Ausflug ein« ?»finden. Daselbst findet auch die Abstempelung der Verbandsbücher tatt, für Neuenhagen bei Genossen Köseling, Annenstraße. Die Lbendseier erfolgt bei Max Girke in Fredersdorf , abends 7 Uhr. Franz.-Buchholz und Umgegend. Die Versammlung am 1. Mai findet nicht um 11 Uhr, sondern um 10 Uhr vormittags statt. _ Der Vorstand. Berliner JHadmcbten. Frühlingswanderung. Das erwachende Leben in der Natur zieht uns hinaus aus Ken Mietskasernen der Großstadt. Aber wohin? Machen wir uns heute auf nach Tegel . Der Ort an und für sich kümmert uns eigentlich wenig, denn auf den gc- pflasterten Straßen und in seinen Wirtshäusern finden wir nicht das, was wir suchen. Wir benutzen den Weg nach dem Schlößchen zu, an der Humboldtmühle vorbei, und gehen rechts die Chaussee entlang. Gleich dahinter führt zur rechten Hand ein Fußweg in den Wald, der sehr zu empfehlen ist. Wenn Vater und Mutter, die Kinder an der Hand, ein stUes Eckchen suchen, so ist hier der richtige Ort dazu. Still und einsam können sie hier wandeln an der Seite des Fließes und dem schmetternden Finkenschlag lauschen, der zwischen die feier- liche Weise der Drossel und den jubelnden Gesang der Lerche hineinklingt. Der Weg führt dann über den Bahndamm als Chaussee nach Hermsdorf, doch ist für ein ruhiges Genießen das Eckchen vor der Bahn schon genügend. Auch ist die Fahrgelegenheit leicht zu erreichen: denn von Tegel zurückfahren, bedingt frühes Aufbrechen, da wegen Ueberfüllung der Straßenbahn Sonntags die Heimkehr zu einer beschwerlichen wird. Lassen wir nun aber das an Schönheit wirklich sehens- werte Plätzche liegen und gehen die Chaussee von der Mühle aus weiter, an den alten Villen vorbei, so treffen wir hinter dem Schloßrestaurant einen Weg. der links abgeht und nach Tegelort führt. Denselben benutzend, kommen wir gleich wieder zu einer Wegteilung, wo uns der Wegweiser sagt, daß die gepflasterte Straße nach Conradshöhe führt. Diese schlagen wir ein und gehen vielleicht zehn Minuten geradeaus. Jetzt benutzen wir den ersten besten Weg. der links abführt, und dringen in das Innere des Waldes. Hier reiht sich Hügel an Hügel, Tal an Tal, und jeder Weg. jede Steigung und Ecke zeigt neue reizvolle Schönheiten, die uns den Spaziergang zu einem wirklich genußreichen werden lassen. Durch die Bäume gewinnen wir einen Ausblick auf die spiegelglatte Fläche des Tegeler Sees und bemerken hin und wieder das Vorbeigleiten eines Dampfers. Je nachdem uns Zeit zur Ver- fügung steht, können wir von hier aus unsere Wanderung nach den verschiedensten Richtungen hin fortsetzen. In NotstandSzeiten haben regelmäßig auch die Berliner Volksküchen mit Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Wenn für die Arbeiterbevölkerung die Beschäftigung knapp wird und der Verdienst sich mindert, läßt sehr bald auch in den Volksküchen die Bcsuchsziffer nach, so daß daS Umsatzquantum heruntergeht. So ist jetzt wieder das Krisenjahr 1908 zu einem Jahr der Krise auch für die Volksküchen geworden, indem eS ihnen eine bedeutende Verringerung der Frequenz und des Kon- sums brachte. Dem Jahresbericht für 1908 guckt das graue Elend aus allen Zeilen. Er ist von Anfang bis zu Ende eine einzige lange Klage, die auch in der Jahresversammlung ihren Widerhall fand. Die Einnahmen der Volksküchen haben sich bedeutend ver- nnndert, ihre Unkosten aber sind ziemlich dieselben geblieben, daher hat da? Jahr 1903 mit einem Verlust von 11S79 M. abgeschlossen. der aus den in günstigeren Jahren auf- gesammelten Reserven gedeckt werden mutzte. Trotz der erheblichen Verteuerung der Lebensmittel, die in den letzten Jahren eingetreten ist, haben die Volksküchen die Preise der von ihnen verabreichten Speisen nicht erhöht, weil hiervon angesichts der immer mehr zunehmenden Arbeitslosigkeit— der Jahresbericht hebt das ausdrücklich hervor— eine Verminderung des Konsums zu erwarten gewesen wäre. Vermindert hat sich der Konsum trotzdem noch, so daß das Defizit unvermeidlich wurde. In solchen Zeiten pflegt der Verein, um allzu schweren Verlusten vor- zubeugen. diejenigen Küchen zu schließen, die sich nicht mehr selber erhalten können. Nachdem schon in 1908 nur noch acht Küchen be- standen hatten, sind zum April 1909 wieder noch zwei Küchen zeschlossen worden, die 3. am Bahnhof„Börse" und die 7. in der Andreasstraße. Für die Küche am Bahnhof„Börse" kam er- schwerend der Umstand hinzu, daß die Eisenbahnverwaltung, um eiehr Miete herauszudrücken, zum April gekündigt hatte. Dem verein der Volksküchen gelang es nicht, die weitere Ueberlassung »er Räume zu dem bisherigen Preis zu ertoirken. da mußte er dann »uch diese Küche schließen. Es sind jetzt nur noch sechs Küchen in vetrieb, aber auch von diesen werden— so klagte in der Jahres- »ersammlung der Vorsitzende — noch einige geschlossen werden nüssen, wenn nicht bald wieder eine Zunahme der Frequenz und >cs Konsums eintritt. Der Verein hat auch eine Unterstützungs äffe zur Speisung Notleidender. Der Jahresbericht teilt Sit, daß diese Kasse noch in kliinSV JsZre jo ftgrk be, ansprucht worden sei wie in 1903. Wir lesen da:„Durch die Arbeitslosigkeit, welche viele Tausende von einzelnen Personen und Familien mit Kindern der Not preisgegeben hatte, wurde Frau Morgenstern täglich von früh bis spät durch Bittende belagert, da sich der Ruf verbreitet hatte, daß auch kostenfreies Essen an Unglückliche gegeben würde. Frau Morgenstern gab nach Prüfung der Papiere Anweisungen auf mehrere Tage kostenlose Mittags- oder Abendspeisungen und erteilte Rat, wenn die Not- leidenden anderer Unterstützungen bedurften". An einer anderen Stelle sagt der Jahresbericht, noch nie sei Frau M. so sehr be. lagert worden von Notleidenden, die alle um fteies Essen baten, „um nicht verhungern zu müssen". Die Unterstützungs- lasse verfügt übrigens nur über ganz bescheidene Mittel. Was da den Notleidenden und Bittenden gegeben werden kann» ist nicht mehr als ein„Tropfen auf einen heißen Stein". Die Zahl der GaSkonsumenten in Berlin steigt unausgesetzt von Quartal zu Quartal. Am 1. d. M. wurden ollein von den städtischen Gaswerken rund 2 Millionen Gasrechnungen aus- geschrieben, eine bis dahin noch nicht erreichte Zahl. Weiterer Ausbau der Stadtbahn. Vom Sonnabend, 1. Mai, ab werden nach einer Bekanntmachung der königl. Eisenbahn- direktion Berlin die Züge Stadtbahn-Grünau und umgekehrt auch zwischen den Stationen Adlershof-Alt-Glienicke und Grünau auf besonderen Gleisen— den sogenannten Stadtbahngleisen— befördert werden. Die Bahnhöfe Adlershof-Alt-Glienicke und Grünau haben daher zwei Bahnsteige. A und B, erhalten, auf denen die Abfertigung wie folgt geschieht: An den Bahnsteigen A werden abgefertigt: die von und nach der Stadt- bahn verkehrenden Züge, an den Bahnsteigen B: die Züge von und nach dem Görlitzer Bahnhof in Berlin . Polizeilich inhibiert wurden die zu Dienstag nach dem Böhmischen Brauhause und zu Mittwoch nach der Brauerei König- stadt einberufenen Vorträge des Frl. Minna Kube. Die Arrangeurin versteht es meisterhaft, durch die Art, in der sie ihre Vorführungen ankündigt, Reklame zu machen, wobei sie gerade auf die Frauen reflektiert. Bisher hatte sie auch immer ausver- kaufte Häuser trotz des verhältnismäßig hohen Eintrittsgeldes. Es ist oft sonderbar: Wo es Geld kostet, laufen die Menschen hin, oblvohl sie dort gar nicht das hören; was sie wollen, und wo gute Vorträge von wirklich Sachverständigen auch über das Sexualleben unentgeltlich gehalten werden, wie das kürzlich lobenswerter- weise durch die Zentralkommission der Krankenkassen Berlins und der Vororte geschah, läßt der Besuch noch immer zu wünschen übrig. Ein starkes Gewitter zog gestern nachmittag gegen 6 Uhr über Berlin herauf. An mehreren Stellen hat der Blitz eingeschlagen. glücklicherweise ohne erheblichen Schaden anzurichten. Unter die Röder eines Straßenbahnwagens geriet am Mittwoch nach 12 Uhr ein siebenjähriger Knabe unweit der Jmmanuelkirch- sttaße. Die Schule war gerade geschlossen und eine Schar Mädchen und Knaben rannten hintereinander her, als plötzlich ein Wagen der Linie 72 angefahren kam und den Knaben Max Kirsch erfaßte. Passanten bemühten sich, den Unglücklichen aus seiner entsetzlichen Lage zu befteien, was mangels geeigneter Hilfsmittel keine leichte Arbeit war. Der Wagen mußte vom Publikuni angehoben werden. Dem Knaben war der rechte Arm zennalmt, er fand Aufnahme im katholischen Krankenhause, wo ihm der Arin abgenommen werden mußte. DaS Telephonamt als Harem. Die„Deutsche Zeitungs-Kor- respondenz" erfährt: Geradezu skandalöse Vorgänge sind jetzt in einem Berliner Fernsprechamt aufgedeckt worden. Ein höherer Aufsichtsbeamter, verheiratet und Vater von vier Kindern, hat es verstanden, im Laufe von zwei Jahren mit nicht weniger als fünf- zehn Telcphondamen des Telephonamtes VI(Körnerstr. 7— 10) ein Verhältnis einzugehen, das in nahezu einem Dutzend Fällen nicht ohne Folgen blieb. An und für sich wäre ja an der Sache nichts außerordentlich Seltenes, wenn der Beamte die Telephonistinnen nicht erst durch ein Heiratsversprechen und die Zusicherung, sich von seiner Frau scheiden zu lassen,, seinen Wünschen willig ge- macht hätte. Besonders schwerwiegend ist der Umstand, daß der Beamte seine Opfer zu Handlungen, die dem 8 220 des Straf- gesetzbuches zuwiderlaufen, verleitete, wodurch auch eine Hebamme in Schöneberg und ein Arzt in Wilmersdorf in den Skandal ver- wickelt werden. Der in Frage stehende Beamte weilt seit einiger Zeit in Italien und ist trotz telegraphischer Aufforderung seiner vorgesetzten Behörde noch nicht wieder zurückgekehrt. Von seiner Frau ist, wie wir hören, die Scheidungsklage bereits eingereicht worden. Die fünfzehn Telephonistinnen sind vom Amte suspendiert, und gegen zwölf von ihnen ist ebenso wie gegen die Schöneberg. -r Hebamme und den Arzt ein Strafverfahren wegen Verbrechens gegen das keimende Leben bezw. Beihilfe dazu eingeleitet worden Es steht noch in Frage, ob aus Grund der Aussagen der bereits vernommenen Telephonistinnen gegen den betreffenden Beamten eine Anklage wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt erhoben wird. Durch Not in de» Tod gettieben. DaS Verschwinden deS wohnungslosen Arbeiters Max Schulz hat eine traurige Aufklärung gefunden. Gestern wurde die Leiche des Vermißten am Salzufer aus dem Landwehrkanal gelandet. Aus Papieren, die bei dem Toten vorgefunden wurden, konnte die Persönlichkeit festgestellt werden. Das Motiv zu dem Selbstmord ist in Arbeitslosigkeit und großer Not zu suchen. Zu einem seltsamen Gift griff gestern ein Lebensmüder in der Grunowstraße. Der in der Grunowstr. 2 wohnhafte Rohrleger Her- mann Sch. war längere Zeit ohne Arbeit geweien, und da er be- fürchtete, daß er in der nächsten Zeit keine neue Beschäftigung er- halten werde, entschloß er sich, in den Tod zu gehen. Während der Abwesenheit seiner Angehörigen trank er gestern eine große Flasche Benzin aus. In besinnungslosem Zustande wurde Sch. nach dem Krankenhause geschafft. Liebhaberpreise ivurden dieser Tage anläßlich der Versteigerung von Menzels graphischen Arbeiten gezahlt. Für vier Gelegenheits- arbeiten auf die Rückseite der Rechnungen der Kunsthandlung von Sachse u. Co. gedruckt, ö Zentimeter große Abbildungen von Garde- soldaten, wurden 302 M. angelegt. Ein einzelnes Blatt: Vier Mönche in einer Prozession hintereinander gehend, kam auf 410 M. 12 Blätter Denkwürdigkeiten auS der brandenburgisch- preußischen Geschichte, sehr selten, brachten 370 M. Ein einzekneS Blättchen betitelte sich: Des Armen einziger Freund! Ein ganz einfacher Leichenwagen fährt durch eine Schneelandschast zum Eingangstor deS Kirchhofes. Als einziger Leid. - tragender folgt hinter dem Sarge ein— H u n d:(6S M.)— Unter den Lithographien mit der Feder befand sich ein Kinderbuch von Emilie Feigel Der kleine Gesellschafter ftir freundliche Knaben und Mädchen von 6 bis 10 Jahren. Berlin 183S. Das Buch kostete einstmals einige Groschen; dieses Exemplar er- warb ein Berliner Buchhändler für 7ö0 At.! Ein Berliner Maurergesellenbrief, eine Festkarte zum Jubiläum Schadows und drei Schützendiplome erzielren 630 M. Den h ö ch st e n Preis er- zielte das Heftchen„Versuche auf Stein mit Pinsel und Schab- eisen". Berlin 18S1. 6 Blätter. 1220 2)'. zahlte für dieses Exemplar der ersten Ausgabe ein Münchener Kunsthändler. Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechts- krankheiten, Ortsgruppe Berlin , veranstaltet mn Freitag, den 7. Mai 1909, abends 8 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses einen öffentlichen Vortragsabend. Der dirigierende Arzt des städtischen Krankenhauses Moabit , Herr Professor Dr. G. KIcmperer. spricht: ,Ueder innere Krankheiten infolge geschichtlicher Ansteckung". Der Eintritt ist jedermann, auch NichtMitgliedern, gestattet. Eintritts- geld wird nicht erhoben.,.... Die Weißenseer KirchhofSschander sind noch nicht ermittelt worden. Im FolieS Caprice findet am 1. Mai die Eröffnung der Sommer» Spielzeit statt. Zur Aufführung gelangen die Einalter:„A l I e i n— endlich.„Die keusche Toinette".„Der Tauben» schlag" und„DieungeradenTage". JngendanSschuß für Groß-Berlin. Die Fortsetzung des nationalökonomischen Kursus findet am Sonntag, den 2. Mai, vormittags 10 Uhr. in der Arbeiter-BildungSschule, Grenadier» straße 37, statt. Feuerwehrnachrichten. In den letzten Stunden wurden der Berliner Feuerwehr ein Dutzend Brände gemeldet. Unter anderem brannten auf dem Kohlenbahnhof. W e d d i n g Preßkohlenvorräte in großer Ausdehnung. Zur Löschung der Flammen mußte der 16. Zug tüchtig Wasser geben, auch mußten eine Menge Preßkohlen umgestapelt werden. Wegen Kurzschluß an einem Schaltbrett er- folgte ein Alarm nach der Oranicnstr. 68. Ein Wohnungsbrand beschäftigte den 7. Zug in der Dolziger Straße 29. Der 13. Zug rückte nach der Kaserne des 2. Bataillons vom Kaiser Alexander. Gavbe-Grenadier-Regiment am Kupfergraben aus, wo im Keller des Familiengebäudes durch Umfallen einer Petroleumlampe Feuer ausgekommen war. In der Potsdamer Straße 9 brannten Kartons, Kisten, Watte, Regale, Türen, Fenster, Fußboden und Packmaterial unter großer Oualmentwickelung. Es gelang, die Flammen auf einen Packraum zu beschränken. Grober Unfug lag einer Feuermeldung aus der Greifswalder Straße 33 zugrunde. Der Täter ist entkommen. Um ein Verkehrshindernis zu be- seitigen, rückte der 8. Zug nach dem Wenden-Platz aus. Dort lag ein Wagen mit gebrochenem Rade auf den Gleisen. Wegen Erd- schluß in einer Feuerleitung(Meldelinie) rückte der 13. Zug nach dem Neuen Tore aus. Außerdem hatte die Wehr noch im der Gartenstraße, Georgenstratze 28 und an anderen Stellen zu tu«. Vorort- JNFaebnehtem' Rixdorf. Elenbsstatistik. Schon d»e Arbeitslosenzählung der Gewerkschaften im dieses Jahres zeigte, welche Unsumme von Elend sich in Rixdorf auf einem verhältnismäßig kleinen Raum zusammendrängt. Wurde doch festgestellt, daß nicht weniger wie 8622 Arbeitslose bei einer Seelenzahl von etwas über 200 000 vorhanden waren. Wie hart und grausig die wirtschaftliche Not die Massen der Bevölkerung be» drückt, zeigt eine Aufstellung des Magistrats, die auch die Herr« schende Klasse nicht übersehen sollte. Jedoch der brutale Egoismus, die nackten Klaffeninteressen ertöten jedes Gefühl für Gerechtigkeit. Dies trifft auch besonders auf dem Gebiete der Besteuerung in der Gemeinde zu. Seit Jahren verlangt die sozialdemokrattsche Fraktion die Einführung der Wertzuwachssteuer, die zweifellos für ein so in der EntWickelung begriffenes Gemeinwesen wie Rixdorf schon große Summen eingebracht hätte und für die Zukunft noch bringen würde, da große Landkomplexe der Erschließung harren. Doch diese Anträge wurden verworfen, verworfen von einer Mehr» hcit, die sich durch den Wahlrechtsraub be... rühmt gemacht hat.— In vier Bezirken wurde im vergangenen Jahre das„Steucrbring- verfahren" versuchsweise eingeführt, und zwar im 6., 7., 16. und 17. Bezirk. Das System hat sich so bewährt, daß eS am 1. April dieses JahrcS für die gesamte Verwaltung eingeführt wurde, weil eS für die Verwaltung eine Arbeitserleichterung ist. Auf das System selbst soll hier nicht eingegangen werden. Jedoch sollen einige andere Momente hervorgehoben werden. Im ersten Viertel- jähr 1903 waren in den vier Bezirken 11766 Zensiten; von diesen wurden 4279— 36 Proz. gemahnt, zur Pfändung verblieben 3173 27 Proz.' Das zweite Quartal wird schon bedeutend un« günstiger. Von 11821 Zensiten wurden 6660_ 47 Proz ge« mahnt und zur Pfändung verblieben 3721--- 31 Proz., davon im 16. Bezirk allein mit 2626 Zensiten 1051= 40 Proz. Im dritten Vierteljahr sehen wir eine kleine Besserung, von 11611 Zensiten mußten 4916= 43 Proz. gemahnt werden, von denen 3336-- 29 Proz. zur Pfändung verblieben. DaS schlechteste ist daS vierte Pierteljahr. Von 11816 Zensiten wurden 6662= 4 7 Proz. gemahnt, zur Pfändung verblieben 4018---84Proz., davon wurden im 16. Bezirk mit'2644 Zensiten 1600--- 67 Proz. ge» mahnt, so daß 1112= 42 Proz. zur Pfändung ver» blieben. Wenn der Durchschnitt im ganzen auch etwas günstiger ist, so läßt sich leicht ersehen— schon tvenn man die einzelnen Be- zirle miteinander vergleicht—, daß in den ausgesprochenen Ar- beitervierteln eine Unsumme von Elend und Not vorhanden sein muß. Zu berücksichtigen ist ferner noch der heilige Respekt der so ziemlich jedem Deutschen vor dem Beamten und der Behörde inne- wohnt und den einzelnen diesen gegenüber zum größten Pflichteifer anspornt. Angesichts solcher Zustände haben die besitzenden Klassen noch den traurigen Mut, dem arbeitenden Volk noch neue und größere Lasten aufzuladen, wo die jetzigen nicht einmal getragen werden können.,_ v Rummelsburg . Boxhagen-Runutielsburg kontra Berlin . Zuschüsse zu den Volks- schuNasten gemäß K 53 des Kommunalabgabengesetzes verlangte die Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg von der Stadt Berlin für die Jahre 1903, 1904 und 1905. Berlin lehnte die Zahlung ab. Boxhagen-Rummelsburg beantragte das Beschlußverfahren und ver« langte für jene drei Jahre zusammen 77 090 M. Der Bezirks« ausschnß beschloß, daß Berlin an die Antragstellerin für 1903 keinen Zuschuß, für 1904 aber einen solchen von 16 230 M. und für 1906 einen Zuschuß von 26 273 M. zu zahlen habe. Der Bezirksausschuß hob jedoch später in mündlicher Verhandlung seinen Beschluß aus, indem er Berlin auch für die Jahre 1904 und 1905 für zuschußfrei erklärte. Auf Grund der Beweislvurdigung kam er zu dem Resultat, daß in Boxhagen-Rummelsburg 1904 nur 114 und 1905 nur 180 Kinder"solcher Väter eingeschult waren, die in Boxhagen- RummelSburg wohnten, aber in Berliner Betrieben tättg waren. Die daraus erwachsenen Mehrausgaben für Schul- zwecke beliefen sich für 1904 höchstens auf 6007 M. und für 1905 auf 9401 M. Diese Summen seien im Verhältnis zu den für 1904 und 1906 insgesamt gemachten Schulausgaben(202 000 M. und 264000 M. rund), keine erheblichen, denn es seien davon nur 3 Proz. bezw. 3,6 Proz. Damit falle eine der HauptvorauSsetzungen(der verhältnismäßig erhebliche Umfang der Mehrausgabe), unter denen die sogenannte Be- triebsgemeinde verpflichtet werden könne, der Arbeiterwohnsitzgemeinde gemäß§ 53 des Kommunalabgabengesetzes Zuschüsse zu den Schul- kosten zu leisten. Boxhagen- RummelSburg wäre somit mit seinem Anspruch zurückzuweisen.— Boxhagen-Rummelsburg legte Berufung ein und griff besonders die Beweiswürdigung des Bezirksausschusses bei Feststellung der fraglichen Schlllerzahl an. Auch wurde darauf Hingelviesen, daß die Bürger Llummelsburgs durch hohe Gememde- steuerzuschläge in jenen Jahren belastet gewesen seien. Der siebente Senat des Oberverwaltungsgericht» bestätigte am Donnerstag da» Urteil de» Bezirksausschusses und führte au»;
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