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Eine stürmische Serfentmhtng ftwt gestern zum ersten Male demAbonnementsverein von Dienst- Herrschaften für kranke Dienstboten" beschieden. Die Herren von der Vpitze dieses Vereins waren bisher gewohnt, ihre Generalver- sammlung in friedlicher Beschaulichkeit abzuhalten. Im vorigen Jahre aber waren endlich Mitteilungen an die Oeffentlichkcit gc- drungen über die ungeheuer hohen Verwaltungskostcn. die Vor- stand und Aussichtsrat dieses Vereins(dem Vorsitzenden, Landtags- abgeordneten Rosenow alsDirektor" werden iMWV M. jährlich ge­zahlt usw.) für angemessen halten- Das hat offenbar mehr Mit- glieder als sonst veranlaßt, die gestrige Generalversammlung zu besuchen. Natürlich bekamen die Leiter der Organisation keine Schmeicheleien zu hören, aber sie wußten sich schlau zu helfen. Als nämlich die Opposition die Mißwirtschaft gar zu scharf rügte und als die Herren Rosenow, Oberbürgermeister a. D. Thcsing usw. mit der Möglichkeit rechnen zu müssen glaubten, daß ein ihnen nicht genehmer Aufsichtsrat gewählt werden könnte, da erklärten die Ver- sammlungsleiter plötzlich, daß ihre Kräfte nicht ausreichten, dieses stürmische Parlament zu dirigieren. In der Aufregung, die dieser Trick auslöste, wurde die Versammlung plötzlich für geschlossen er- klärt. Hoffentlich lassen sich die Mitglieder deS Vereins durch diesen schlauen Schachzug nicht verblüffen, sondern erscheinen in der dem- nächst abzuhaltenden Jortsetzungsversammlung in großer Zahl und sorgen dafür, daß dieser Verein endlich zu einer Organisation ge- macht wixd, die den Versicherungsnehmern und den Dienstboten, nicht aber irgend welchen Kliquen annehmbare Vorteile gewährt. Radrennen finden am Sonntag in Zehlendorf   statt. Die zwischen den Radrennbahnbesitzern und einem Teil der Radrenn- fahrer ausgebrochenen Differenzen sind noch nicht beigelegt: sie sind vielmehr durch Verfügung neuer Strafen gegen die Rennfahrer Ryser, Stol, Hell und Daragon verschärft worden. Die Sport» Parkbetriebsgesellschaft hat sich jetzt die Zehlendorfer Bahn gesichert und läßt auf dieser Bahn die von dem Verbände Deutscher   Renn- bahnen disqualifizierten Fahrer starten. Ein Arbeiter-Schachklnb hat sich am 1. April am hiesigen Orte gebildet, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das.Schachspiel in Arbeiterkreisen zu Pflegen und zu fördern. DerBerliner   Arbeiter- Schachklub", so W sein Name, tagt Dienstags im RestaurantMetall- arbeiterbörse, Maxstr. 13b sWedding) und hat Sonnabends seinen Schachverkehr. Aufgefundene Leichen. Am 2S. 4. 00 Kurde an der Köpenicker  Brücke die Leiche eines Kindes weiblichen Geschlechts ange- chwemmt. An dem Kinde, welches scheinbar kurze Zeit gelebt hat, iiid Spuren äußerer Gewalt nicht wahrnehmbar: es war in einem braunroten Sofaüberzug aus Rips, eine blaugeblumte stark ge- flickte Küchenschürze und in ein weißes Taschentuch mit kleinen roten Streifen eingewickelt. Die Leiche befindet sich im Leichen- schauhause, Hannoversche Straße ö. Personen, welche zur Er- Mittelung der Mutter des Kindes nähere Angaben machen können. wollen sich in den Vormittagsstunden im Polizeipräsidium, Zimmer 249 melden, oder zu 1S10. IV. B9. 09 hierher Mitteilung machen. Am 27. 4. 09 wurde an der Waisenbrücke aus der Spree   die Leiche eines zirka öS 40 Jahre alten Mannes gelandet. Der Tote. der zirka 34 Wochen im Wasser gelegen hat, war etwa 4,65 Meter groß, hat rötlichen Voll- und Schnurrbart und war bekleidet mit braunkariertem Jackettanzug. Trikothemd, Stehkragen und schwarzen Schnürstiefeln. Die Leiche, an welcher keine Spuren äußerer Verletzungen wahrnehmbar sind, befindet sich im Leichen- schauhause, Hannoversche Straße 6. Personen, welche über die unbekannte Person nähere Angaben machen können, wollen sich dorthin wenden, oder zu 1S12. IV, 59, 09 nach dem Polizei- Präsidium Mitteilung machen. Vorort- JVacfmcbten. Der Stock in der Volksschule. Noch immer treibt im Zeitalter derHumanität" der Stock in unseren Volksschulen sein Unwesen. Er gehört gewissermaßen zum ständigen Inventar der VolkscrziehungSanstalten. Unsere Pada» gogen halten die Prügel immer noch als ein unentbehrliche» Er- ziehungsmittel, und das von Gesetze» wegen. Denn noch besteht in keinem der deutschen Bundesstaaten ein Gesetz, welches die körperliche Züchtigung in unseren Volksschulen generell verbietet. Nur eine geringe Anzahl der Pädagogen dürfte vorhanden sein, die die Prügelstrafe im Innersten ihres Herzens als das ungeeignetste Erziehungsmittel verabscheuen. Der größte Teil unserer Lehrer macht leider noch von dem ihm gesetzlich gewährleisteten Züchti- gungsrecht in ausgiebigstem Maße Gebrauch. Nur allzu oft wird dadurch das Band zwischen Schule und Haus zerrissen. Groll und Empörung erregt es bei den Eltern eines Kindes, wenn dasselbe wegen mitunter ganz harmloser Dinge von seinem Lehrer in allzu reichlichem Matze gezüchtigt worden ist. Ueber einen solchen Vorfall wird uns aus Alt-Glienicke de- richtet. Der Vater eines Kindes teilt uns mit, daß'sein etwa 12 Jahre alter Sohn am Dienstag von seinem Klassenlehrer Herrn Schröder in Gemeinschaft mit dem Rektor Herrn G o l z e wegen eines Kinderklatsches 9 heftige Hiebe auf das Gefäß erhalten habe. so daß sich auf beiden Seiten starke blutunterlaufene rot und blau gefärbte Stelle» bildeten, wodurch dem Knaben das Sitzen fast un- möglich wurde. Bei den Eltern des Knaben hat dieses Vor- kommnis natürlich eine große Erbitterung hervorgerufen, weil sie zunächst eine derartige Züchtigung als mit einer vernünftigen Er- ziehungsmethode im Widerspruch stehend erachten, außerdem aber eine geistige und körperliche Schädigung des Kindes befürchten. Wohl betonte uns gegenüber der Vater, daß der Knabe manchmal etwas rüdig sei, aber die Strafe erscheine ihm so hart, daß er gegen den Lehrer sowohl wie auch gegen den Rektor Beschwerde er- heben und gerichtlich vorgehen müsse. Er hat sich deshalb ein ärzt. lichcs Attest ausstellen lassen. Dasselbe hat folgenden Wortlaut: Heute wurde mir der 12 Jahre alte Schulknabe Gustav Stengel aus Alt-Glienicke   zur ärztlichen Untersuchung vorgestellt. Auf beiden Seiten des Gefäßes fand sich je eine zirka Hand- tellergroße, hart geschwollene Stelle, dieselbe war blutunterlaufen und rot und blau verfärbt. Diese Verletzungen rühren nach Angabe des Knaben von Stock- schlügen her. Berlin  . 28. April 1909. Dr. med. Schaper, Berlin IV., Königgrätzer Straße   23. Ob das Gericht in diesem Falle eine Ueberschreitung des Züchtigungsrechts feststellen wird, erscheint uns nach den vielen Er- fahrungen aus ähnlichen Fällen fraglich. Wie dem ober auch sei: in dem Knaben wird durch solche Stockschläge nicht Liebe, sondern Haß. und Erbitterung gegenüber seinem Lehrer wachgerufen. Durch die Prügelstrafe werden zwar Schmerzgefühle verursacht, nicht aber der Willen des Kindes beeinträchtigt. Die Kinder unserer Be- sitzenden auf den höheren Lehranstalten bekommen den Stock nicht zu kosten, nur in die Kinder der ärmeren Volksschichten glaubt man noch immer durch Prügel das bißchen Wissen eintreiben zu müssen. Daß sich durch eine solche Lehr- und Erziehungsmethode unsere Lehrer mit den Anschauungen der hervorragendsten Pädagogen in Widerspruch setzen, kümmert sie nicht im geringsten- Die Sozial». demokratie betrachtet, im Gegensatz zu den Vertretern der Prügel- strafe, die körperliche Züchtigung als eine kulturwidrige Bildung»- Methode, als eine der Humanität Hohn sprechende tztrafart. Sie zu beseitigen ist eine unabweisbare Notwendigleit. Sträuben sich unsere Herrschenden auch noch mit aller Zähigkeit gegen diese Forde- rung, so wird sie sich doch mit der Zeit durchsetzen. Spätere Gene, rationen werden nur noch mit Abscheu aus die Prügelstrafe in unseren Volksschulen zurückblicken. Charlotteubnrg. Der Wahlverein hielt am Dienstag eine gut besuchte Ver» sammlung ab, in der die D i s k u s s i'o n über den in der porigen Versammlung gehaltenen Vortrag des Genossen Eduard Bernstein   über das Programm stattfand. Vor Eintritt in die Tagesordnung trug der Vorsitzende, Genosse Zietsch, im Auftrage deS Vorstandes eine Beschwerde darüber vyr, daß der Vorwärts" über den Vortrag Bernsteins nur eine Notiz und keinen Bericht sowie auch im Gegensatz zur übrigen Parteipresse die Thesen Bernsteins nicht gebracht habe. So sei den Berliner  Genossen die Grundlage für eine ersprießliche Diskussion über Revisionismus und Radikalismus vorenthalten worden. Die Preß- kommission habe das Verhalten desVorwärts" verurteilt und die große Mehrheit der Berliner   Genossen werde ihr zustimmen. Ge- nosse Bernstein beschuldigte im Anschluß an diese Ausführungen denVorwärts", daß er in dieser Angelegenheit nicht aus sachlichen, sondern aus persönlichen Gründen gehandelt habe. Schon seit Jahren verfahre er gegen ihn Bernstein   mit der größten Parteilichkeit, Ungerechtigkeit und Unanständigkeit. Zur Sache selbst übergehend, faßte Bernstein   die wesent- lichsten Gesichtspunkte seiner Thesen zusammen und hob hervor, inwiefern sie dem jetzigen Programm widersprechen. Im Gegensatz zu ihm enthalten die Thesen nichts vom Ver- sinken des Bauernstandes, nichts vom Verschwinden des Mittel- standes, nichts davon, daß die wirtschaftlichen Krisen immer um- fangreicher und verheerender werden, nichts davon, daß das Elend und die Knechtschaft der Arbeiterklasse in steigendem Maße zu- nehme, Dagegen sagen sie: Bauern, Handwerker. Kleingewerbe- treibende treten an Zahl und Bedeutung schrittweife zurück. Die Klasse der Lohnarbeiter wächst schneller als diese Schichten, der Unterschied zwischen Reichen und Armen wird größer, das un- persönliche 5iapital nimmt zu, ebenso die Macht und die Schädlich- keit der Kartelle und Unternehinerverbände, der gesellschaftliche Charakter der Produktion ist im Zunehmen begriffen. Bernstein betonte, seine Thesen sollten kein Programmentwurf, sondern nur Leitsätze für einen Programmentwurf sein. Schobert wendete sich gegen Bernstein  » Theorien, ebenso G o e tz e, der erklärte, daß Bernsteins Ansichten keine Stütze an den tatsächlichen Verhältnissen finden und keine Veranlassung zur Aenderung des Programms sei. Zietsch führte au«, daß er keinen fundmnentalen Gegensatz zwischen dem Programm und Bernsteins Theorien finden kann. (Rufe: Sehr richtigl) Er ging die Thesen einzeln durch und kam zu dem Schluß, daß sie an den wesentlichsten Grundanschau- ungen der Partei nichts änderten. Erfreulich sei es indes, daß sie die gewerkschaftliche und genossenschaftliche Bewegung als not. wendige Kampfmittel erklären, während das Erfurter Programm nur vom politischen Kampf spricht. So berechtigt auch die Theorie sei, viel notwendiger sei die praktische Arbeit, für die der zweite Teil des Erfurter Programms die Grundlage bilde, an der ja Bern  - steins Vorschläge überhaupt nichts ändern. der praktischen Betätigung sei auch noch kein Unterschied zwischen Revisionisten und Radikalen zutage getreten. Wenn sich wohlbegründete durch- greifende Aenderungen des Programms notwendig machen sollten, sei er dereit, dafür einzutreten. Die von Bernstein   aufgestellten Sätze brächten aber so unwesentliche, für die Praxis unerhebliche Aenderungen, daß sie nicht den Anlaß geben könnten, das Pro- gramm zu ändern.(Beifall.) Gehrke vertrat im allgemeinen denselben Standpunkt wie der Vorredner. Bernstein   führte in längeren Darlegungen aus, daß seine Vorschläge nicht so unwesentlich seien, wie Zietsch, der ihn miß. verstanden habe, annehme. Seine, Bcrnstems, Vorschläge seien um deswillen wichtig, weil unser Programm, wenn es für die Praxis brauchbar sein solle, in seinem theoretischen Teil den Tat« lachen Rechnung tragen müsse. Rosenberg hält Bernsteins Vorschläge für wichtig und eingehende Beschäftigung damit geboten. Zietsch polemisierte hierauf nochmals gegen Bernstein  und dieser verteidigte im Schlußwort seine Anschauungen. *.* Auf die Unterstellung Bernsteins, daß unser Verhalten gegen ihn von persönlichen anstatt von sachlichen Gründen bestimmt sei, gehen wir nicht ein. Zur Beschwerde des Wahlvereins- Vorstandes, die Genosse Zietsch vorbrachte, haben wir folgendes zu sagen: Wir haben über die erste Versammlung nur kurz berichtet und die Thesen nicht gebracht, weil wir in diesem Falle eine Polemik daran hätten knüpfen müssen. Und zwar eine lange und eingehende Polemik, wenn Klarheit verbreitet werden sollte, die Thesen Bernsteins der scharfen Präzisierung der Begriffe er- mangeln, so daß sie, wie ja auch die Diskussion in der Dienstags» Versammlung gezeigt hat, leicht mißverstanden werden können. Wir haben indes angenommen, daß zurzeit, da so viele wichtige Fragen der aktuellen Politik das ganze Interesse der Partei in Anspruch nehmen und sie alle Kraft gesammelt halten mutz für Vorstöße, die plötzlich notwendig werden können, in der Partei keine Neigung zu einer Programmdebatte besteht. Und wir haben uns darin nicht getäuscht. Eine Programmdebatte hat sich in der Parteipresse nicht entsponnen. Nur sehr wenige Partciblätter haben die Bern. steinschen Vorschläge eingehender besprochen, die meisten haben sich mit dem einfachen Abdruck der Thesen oder allenfalls mit wenigen Sätzen der Ablehnung begnügt. In den Organisationen blkeb vollends alles stumm und seit Wochen ist auch in der Presse von den Bernsteinschen Vorschlägen nicht mehr die Rede. Womit unseres Erachtens die Haltung desVorwärts" gerechtfertigt ist. Die Freie Jugendorganisation veranstaltet, um der arbeitenden Jugend Gelegenheit zu aeben, sich Sonntags im Freien mit Gleich- gesinnten einige frohe Stunden zu verschaffen, Spielpartien und Ausflüge. Am morgigen Sonntag findet eine solche Spiclpartie nach dem Spielplatz am Königsdamm in der Jungfernhcide statt. Treff- Punkt 2 Uhr am Wilhelmplatz. Jeder Jugendliche willkommen. Steglitz  . In der Mitgliederversammlung des Wahlvereins hielt Genosse Kubig einen Vortrag über:Die neuen Steuerforderungen". In der Diskussion ermahnte Genosse Heinrich Schulz die Anwesenden. ihr Augenmerk auf die Vorgänge im Reichstag zu richten und falls es zu einer Reichstagsauflösung komme, gerüstet zu sein. Dem Ouartalsbcricht des Kassierers ist zu entnehmen, daß einer Einnahme von 149,78 M. eine Ausgabe von 250,29 M. gegen- übersteht, somit ein Defizit von 100,51 M. am Orte vorhanden ist. Die Mitgliederzahl des WahlvcreinS beträgt jetzt rund 500. Die Versammlung nahm zur Maifeier einstimmig folgende Resolution an: Die Versammlung erklärt, daß die beste Demonstration am I. Mai die vollständige ArbeitSruhe ist. Die Anwesenden ver- pflichten sich, überall und immer, auch in den harten Zeiten der Krise, für eine derartige Demonstration zu agitieren und für ihre Durchführung Sorge zu tragen, trotz allem Machtkitzcl und trotz aller Brutalität einer übermütigen Ausbeutersippc." Ferner gelangte nach längerer Debatte folgender Antrag zur Annahme: Die Versammlung spricht die Erwartung aus, daß alle die Genossen, welche am 1, Mai nicht feiern können, den Tages- verdienst für den t Mai an die Partei oder Gewerkschaft a». führen." Zum Schluß verwies der Vorsitzende auf den am 20. Mai statt- findenden Familienausflug nach Machnoiver Schleuse. Treptow  -Bnumschulentveg. Mit der Einrichtung von Wochenmärkten hat sich die von der Gemeindevertretung eingesetzte Kommission beschäftigt; sie emp- fichlt der am Freitag stattfindenden Gemeindevcrtretersitzung, einen öffentlichen Wochenmarkt im Berliner   Ortsteil und zwar in der Jordanstratze und einen in Baumschulenweg und zwar in der Stormstraße-inzurichten. Die Bedingungen, unter denen die Märkte errichtet werden� sollen, sind jetzt vom Gemeindevorsteher vcröffent- licht worden. Sie lauten: Das Recht zur Erhebung des Stättegeldes auf diesen Mark» ten soll für ein Jahr meistbietend verpachtet werden. Die Wochenmärkte sollen wöchentlich dreimal stattfinden. Vor Erteilung des Zuschlages ist eine Sicherheit von 1000 M. zu be­stellen. Die Pachtbedingungen können im Gemeindchause, Neue Krug-Allce 5, Zimmer 14, eingesehen werden. Schriftliche Angebote, die sowohl auf beide Wochcnmärkte als auch auf einen von ihnen abgegeben werden können, sind ver- schlössen und mit der AufschriftMarktstättegeld-Verpachtung" ver- sehen, bis zum 6. Mai d. I. dem unterzeichneten Gcmeindcvorstand einzureichen." Ein Beschluß der Gemeindevertretung auf Einführung der Wochcnmärkte dürfte von der Bevölkerung sicher mit Freuden be- grüßt werden. Schmargendorf  . AuS dem Borstandsbericht, der in der am Dienstag statt- gefundenen Generalversammlung des Wahlvereins über das der- gangene Quartal gegeben wurde, geht hervor, daß sich die Mit- aliederzahl von 82 auf 84 erhöht hat. Die Zahl der..Vorwärts"- Leser rst dieselbe geblieben. Die von unseren Genossen vorge- nommene Abstimmung über den 8 Uhr-Ladenschluh hatte das Er- gcbnis, daß von 71 Geschäftsleuten 52 dafür stimmten. Seit dem 26. d. M. ist denn auch der 8 Uhr-Ladenschluß in Schmargendorf  eingeführt. Die Einnahmen betrugen 103,50 M., die Ausgaben 01,70 M. Nachdem der Vorstand noch auf die am 1. Mai, abends 8 Uhr, im Schützenhaus stattfindende Maifeier aufmerksam gemacht atte, zu der auch der hiesige Arbeiter-Theaterverein sowie der Ar- eitcr-Radfahrerverein die Mitwirkung zugesagt haben, schloß die gutbesuchte Versammlung. Weihensee. In der öffentlichen Versammlung am Mittwoch, den 28. April, im Schloß-Etablissement ist ein Damenschirm gefunden worden. Derselbe ist abzuholen vom Genossen Roßkopf, König-Chaussee 33. Zernsdorf. Hier fand vor einigen Togen eine Gemeindevertreter-Ersatzwahl in der zweiten Abteilung stakt. ES beteiligten sich daran zwölf Wähler, davon stimmten sechs für den sozialdemokratischen Kandidaten. Unter diesen befand sich aber ein Wähler, der wohl in der Wähler- liste verzeichnet stand, aber aus dem Orte bereits verzogen war. Der Genieindevorsteher erklärte nun diese Stimme kurzerhand für ungültig und proklamierte den bürgerlichen Kandidaten als gewählt. Unsere Genossen erhoben bei der Gemeindevertretung Einspruch, wobei sie auf Eittscheidungen des Oberverwaltungsgerichts hinwiesen. Den Gemeindevertretern schienen nun die vorgebrachten Gründe unserer Genossen elnzuleuchten, sie konnten sich dem Vorgehen des Gemeindevorstehers nicht anschließen. Es mußte daher nachträglich zu einer Stichwahl geschritten werden. Leider unterlagen unsere Genossen bei der Stichwahl, denn von bürgerlicher Seite wurde alles herangeschleppt, um den sozialdemokratischen Sieg zu vereiteln. Bernau  . Ein dreister Einbrnchsdiebstahl wurde vorgestern früh in dem benachbarten Zepernick   verübt. Die Diebe hatten sich Eingang in die Wohnräume des Landwirtes Schröder verschafft. Sie waren auch bereits in den Besitz größerer Geldsummen gelangt, als sie be- merkt wurden. Die Burschen ergriffen nunmehr die Flucht in der Richtung nach Bernau  . Der Bernauer Polizei, welcher man tele- phonischen Bescheid hatte zukommen lassen, gelang es denn auch, die Diebe in einem kleinen Gehölz unweit Bernau   festzunehmen. Sie wurden dem Bernauer Amtsgericht zuqeführt. Die Untersuchung ergab, daß die Diebe beträchtuche Geldsuntmen sowie Schußwassen und verschiedenes Einbrecherwerkzeug bei sich trugen. Eine VcrsnchSstation für Flugmaschinen ist hier bereits auf dem Gelände des Herrn Adolf Hinrichsen an der Börnicker Chaussee, un- weit Bernau  , errichtet worden. Die Halle soll zur Unterbringung der Aeroplane dienen. Ein Berliner   Verein der Fliigtcchniker will in nächster Zeit auf einem von demselben für günstig anerkannten Gelände mit den Flugversuchen beginnen. Gerichtd-Zeitung. Ein spaßhaftes nächtliche» Erlebnis. lag einer Anklage wegen Körperverletzung zugrunde, mit der sich gestern das Schöffengericht zu beschäftigen hatte. Der im Süd- ivesten der Stadt wohnhafte Kaufmann Erwin Sch. hatte am Abend des 6. Februar dieses Jahres an einer Geburtstagsfeier eines Ge- schäftskollegen teilgenommen, bei der es sehr fidel zugegangen Ivar. Während verschiedene Teilnehmer an dieser Festivität in dem be- treffenden Lokal ihr Nachtlager aufschlagen mußten, da sie einfach nicht fähig) waren, sich von der Stelle, an der sie gerade lagen, zu erhelxm, hatte der jetzig« Angeklagte den Mut gefunden, seinen heimischen Penaten zuzuwandern, obwohl er ebenfalls gehörig unter Alkoholdruck" stand. Dieses waghalsige Unternehmen sollte für ihn recht üble Folgen haben. Nachdem er auf dem Heimwege mit verschiedenen Laternenpfählen und Litfaßsäulen karamboliert war, hatte er schließlich, wohl zu seinem eigenen Erstaunen, sein« Woh- nung gefunden. Vor der Haustür war es jedoch mit seiner Kraft zu Ende. Als er die Treppen hinaufsteigen sollte, wurde er Plötz- lich von einem eigenartigen wohligen Gefühl erfaßt, welches in seiner alkoholisierten Phantasie die Ucberzeugung hervorbrachte. daß er sich schon vor seinem Bett befinde. Auf dem Treppenabsatz entledigte er sich unter vieler Mühe serner Kleidung und legte sich schließlich, nur mit dem notdürftigsten Kleidungsstück bekleidet. quer vor dem Treppenaufgang nieder. Dieses improvisierte Nacht- lagcr gab etlva eine Stunde später die Veranlassung zu einem höchsttragikomischen Intermezzo. Ein in demselben Hause wohn- hafter junger Mann war, nach wiederholtem vorsichtigem Umsehen vor der Haustür mit einer netten jungen Dame in das Haus ge- schlüpft und wollte recht behutsam die Treppen zu seiner Behau- sung emporsteigen. Plötzlich ertönte ein gellender Schrei aus dem Munde der Schönen. Sie war in der Dunkelheit auf ein undefi- nierbarcs weichesEtwas" getreten und darüber gestolpert. Das Etwas" entpuppte sich gleich darauf als die wohlgerundete Leibes- stille de» jetzigen Angellagten Sch. Als dieser den Tritt auf seine Leibcsrundung verspürte, glaubte er in seinem Dusel und in der Schlaftrunkenheit nichts anderes, als daß Einbrecher in setner Wohnung" wären. Unter andauernden Hilferufen schlug er im Dunkeln mit seinem Schirm um sich, bis aus allen Korridortüren höchst erschreckt die Hausbewohner auf der Bildfläche erschienen. Diesen bot sich«in unbeschreiblicher Anblick, da bei dem Kampfe da» einzige Kleidungsstück, das Sch. auf dem Leibe trug, in Fetzen gegangen war. Der als Einbrecher behandelte junge Mann hatte ziemlich erhebliche Verletzungen im Gesicht davongetragen. Vor Gericht machte der Angeklagte geltend, daß er sich, wie die ganze Sachlage erkennen lasse, in einem Zustand sinnloser Trunkenheit befunden habe. Das Gericht nahm dies auch an und erkannte auf Freisprechung._ Ein kleinerKlub der Harmlosen" mußte sich gestern vor dem Moabiter Strafrichter verantworten. Wegen Duldens von Glückspielcn bezw. wegen gewerbsmäßigen