faHon unter 5en Eintassierern und macht dadurch eine Verbesse- runq ihrer sehr gedrückten Lage fast zur Unmöglichkeit. Alle diese Verhältnisse wurden in der Versammlung eingehend besprochen und schließlich folgende Resolution angenommen: „Die versammelten Einkassierer der Singer Co. sowie die Ein- nehmer der Vers.-Ges.„Viktoria" nehmen mit Entrüstung Kenntnis von der Gründung gelber Vereine innerhalb ihrer Betriebe und protestieren auf das energischste gegen diese neuen Machinationen ihrer Ausbeuter. Die Anwesenden, welche in den Mitgliedern jener gelben Ver- einigungen Verräter ihrer Berufsinteressen sehen, verpflichten sich, Mann für Mann der modernen Arbeiterbewegung, der Sektion der Einkassierer sich anzuschließen. Die Arbeiterschaft wird nochmals ersucht, auf die braun« Kontrollkarte genau zu achten und neue Geschäfte nur mit organisierten Kollegen abzuschließen." Oeutrcbcs Reith. Achtung, Metallarbeiter! Die Firma Hoffman u. Motz, Hütten« und Walzwerk«nd Hufeisen fabrik in Eisenspalterei bei EberSwalde , sucht in den ver- schiedensten Provinzblättern Arbeitskräste. Wir machen darauf auf- mcrksam, daß die Arbeiter dieser Firma ausgesperrt sind und ein Teil sich im Streik befindet. Die Angeworbenen sollen also als Arbeitswillige an Stelle der Streikenden und Ausgesperrten eingestellt werden. Wir bitten' daher, den Zuzug nach der Firma Hoffman u. M 0 tz fernzuhalten. Die Arbeiterpresse wird um Abdruck gebeten. Deutscher Metallarbeiter-Verband. Bezirksleitung des 3. Bezirks. Zur Vermeidung der Grenzstreitigkeiten schlössen in Stettin die Organisationen der Metallarbeiter, Fabrikarbeiter, Holzarbeiter, Schmiede, Hafenarbeiter, Transportarbelter, Seeleute und Brauerei- arbeiter einen Kartellvertrag. DaS Gewerkschnftskartell wird in Rostock am 1. Juli eine Zentralbibliothek eröffnen, wenn bis dahin von allen Gewerkschaftszahlstellen das Uebereinkommen, welches zwischen der Partei und dem Kartell beschlossen, akzeptiert worden ist. Die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten beträgt 3300, die der in der sozial- demokratischen Partei 1400._ Drohende Aussperrung im Bangewerbe. Der Arbeitgeberverband für das Baugewerbe des KreiseS Gandersheim hielt in Gandersheim eine außerordentliche Generalversammlung ab, um zum Streik der Maurer und Zimmerer Stellung zu nehmen. In der Ver- samnilung— in welcher auch der Lorsitzende des Landesverbandes auS Braunschweig anwesend war � wurde einstimmig beschlossen, die Forderungen der Leute abzulehnen, weil gar kein Grund für die Lohnforderung gegeben sei. Weiter wurde beschlossen, sämtliche Bauarbeiter des KreiseS am 10. Mai auszusperren, im Falle die Streikenden der verschiedenen Orte bis dahin die Arbeit nicht wieder ausgenommen haben. Der Streik der Kohlenbnnkerei- und Playarbeiter in Bremer- Hafen ist nach viertägiger Dauer mit vollem Erfolg für die im Hafenarbeiterverband organisierten Arbeiter beendet worden. Der Tarifvertrag hat Geltung bis zum 1. April 1S10. partci-Hngclecfenbcitcn. Sozialdemokratischer Kreis-Wahlverei» für den gieichstagswahlkreis Nieder-Barnim. Am Sonnabend, den 8. Mai, abends Punkt 8'/z Uhr, findet in Lichtenberg , Frankfurter Chaussee 5 im„Schlvarzcn Adler", eine außerordentliche Generalversammlung statt. Tagesordnung: 1. Bericht der Neuner-Kommission und Wahl des Kreissekretärs. 2. Anträge aus Abänderung des Wahlmodus für die Delegiertenwahlen. 3. Krcisangelegen- Helten. Der Vorstand. I. A.: P. Brühl. öerlmer I�acbricbten. Folgenschwerer Bauunfall in der Gasanstalt. Ein schwerer Bauunfall, bei dem ein Arbeiter getötet und zwei nicht unerheblich verletzt wurden, ereignete sich am gestrigen Sonntag in der st ä d t i s ch e n Gasanstalt 4 in der Danziger Straße 61. Dort wird zurzeit ein neuer Gasometer gebaut. Gestern waren nun mehrere Arbeiter damit beschäftigt, ein sechzig Zentner schweres Gußrohr mittels Flaschenzuges auf einen 1 Meter hohen Rohrstutzen zu winden. Bei dieser Arbeit klemmte sich das Gußrohr etwas, so daß mehrere Mann das Rohr wegzubiegen suchten. Plötzlich brach hierbei ein starker Balken der Windevorrichtung und unter Krachen stürzten die schweren Balkenteile in die Tiefe. Obgleich die Arbeiter sofort zur Seite sprangen, wurden doch drei von ihnen von den Balkenteilen erfaßt. Dem Gasarbeiter Wilhelm Rausch aus der Elsaß Straße 12 in Weitzensee fiel ein Balken direkt auf den Leib, so daß er sofort getötet wurde. Wie die ärztliche Untersuchung ergab, hatte der Unglückliche eine Lungenzerreitzung davongetragen. Die Leiche wurde nach Aufnahme des Datbestandes nach dem Schauhause ge- schafft. Ein zweites Balkenstück traf den Arbeiter F r i tz S t r u n k aus der Lübecker Straße 9 und ein drittes den Arbeiter Otto Ratke aus der Lortzingstraße 11. Beide wurden so schwer ver- letzt, daß sie mit einem Wagen des Verbandes für erste Hilfe nach dem Krankenhaus Am Friedrichshain transportiert wurden. Der Geldbriefträger Eulenburg, der am 2. April auf seinem ersten Bestellgange in dem Hause Besselstr. 19 überfallen und beraubt wurde, konnte gestern aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die von einem BeUbieb herrührende Kopswunde ist schneller geheilt als man erst zu hoffen wagte. Das Befinden deS Ueberfallenen ist gut. wenn sich auch der betagte Mann noch schonen muß. Ueber den Raubanfall kann Eulenburg auch heute nicht mehr mitteilen als früher. Ein schweres Unglück ereignete sich gestern auf dem Gelände der Danziger Straße. Dort stürzte das Gerüst des neuen Gasbehälters ein. Von den dabei beschäftigten Arbeitern wurde der Arbeiter Wilhelm Rausch getötet, während Otto Konrad und Fritz Struck erheblich verletzt wurden. Die Gefahren deS Schifferberufs. Aus der Oberspree haben sich zwei bedauerliche Unfälle zugetragen. In der Nähe von Wuhlhorst ertrank der 25jährige Bootsmann Otto Krüger auS Königs-Wuster- Hausen. K. war aus dem Lastkahn des Schiffseigners Krüger auS Neu-Zittau gefahren. Beim Staken entfiel ihm plötzlich das Greif- holz und bei dem Versuch, es schnell zu fassen, stürzte K. kopfüber in die Fluten. Der Vorfall war zwar sofort bemerkt worden, doch erwiesen sich alle Rettungsversuche als vergeblich, weil der Ver- unglückte nicht mehr an die Oberfläche kam. In ähnlicher Weise kam in der Nähe von Fürstenwalde ein junger Schifferknecht um sein Leben. Auch er fiel beim Staken in die Spree und ertrank, bevor Hilfe zur Stelle sein konnte. Die Leiche» der beiden Ertrunkenen konnten bisher noch nicht geborgen werden. Aus Nahrungssorgen den Tod gesucht. Am Restaurant Loreley in Niederschöneweide wurde unter dem Dampfersteg die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, die am Kopf und im Gesicht eine Reihe von Verletzungen aufwies. Die Vermutung, daß der Unbekannte das Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte. wurde im Lause der Untersuchung hinfällig. In dem Toten wurde der beschäftigungslose Hausdiener Adolf Berger aus der Beuthstraße in Berlin ermittelt. B. war vor einiger Zeit in dem Restaurant Loreley tätig gewesen und am Freitag suchte er das Lokal wieder auf, um dort wieder zu arbeiten. Man mußte ihn aber abweisen, da alles besetzt war. In der Verzweiflung tat sich der junge Mensch ein Leid an; er stürzte sich in der Nähe des i Restaurants in die Spree und ertrank. Die Verletzungen, die an dem Toten wahrgenommen wurden, rühren jedenfalls von Dampferschrauben her. Die Leiche hat zwei Tage im Waffer ge- legen, so daß es sehr wahrscheinlich ist, daß während dieser Zeit der Körper mit Dampferschrauben in Berührung gekommen ist. Ein schrecklicher Vorfall hat sich auf dem Dampfer des Besitzers Franz Rahn ans der Oberspree abgespielt. R. ist gegenwärtig auf der Fahrt nach Berlin . Er besitzt zwei kleine Kinder, ein zwei- jähriges Mädchen und einen ein Jahr alten Knaben. Die beiden schliefen in einem Bett und damit sie nicht während der Fahrt her- aussallen konnten, hatte R. ein Holzgitter um das Bett herum an- gebracht. Während nun gestern Vater und Mutter auf Deck be- lchäftigt waren, versuchte der Knabe sich durch das Gitler hindurch- zuzwängen. Er blieb dabei mit dem Kopfe zwischen den Gitter- stöben hängen und der Körper schlug nach vorn über. Da das de- dauernswerte Geschöpf keine Hilferufe ausstoßen konnte, mußte es in seiner schrecklichen Lage elend ersticken. AtS die Mutter nach zehn Minuten die Kajüte betrat, fand sie zu ihrem Entsetzen ihren Sohn am Bett hängend als Leiche auf. Die entlaufene„Dora". Schon wieder ist eine Polizeihündin entlaufen. Es ist diesmal die Schäferhündin„Dora", die als Spürhündin ausgebildet worden ist. Der Flüchtling ist kurzhaarig und von wolfsgrauer Färbung. In sehr unliebsamer Weise wurde gestern der Vortrag des frei- religiösen Predigers Dr. Bruno Wille in der Schulaula Frank- furter Straße 6 gestört. Das Thema des Vortrages handelte von den neutestamentlichen Wundern. Etwa 20 Minuten nach Beginn trat plötzlich ein Herr, der in der ersten Reihe saß, an das Redner- pult heran, zog einen Revolver aus der Tasche und rief:„Das be- gründen Sie einmal näher'" Dr. Wille ging etwas zur Seite und des Publikums bemächtigte sich ein nicht gelinder Schreck. In- zwischen hatten schon einige Herren, die auf den Vorderplätzen saßen, den Attentäter erfaßt und zur vorderen Tür hinausgedrängt. Allem Anschein nach handelte es sich um einen geistesgestörten Menschen, der den Vortragenden schon mit Drohbriefen belästigt hatte. Dr. Wille fuhr in seinem Vortrage ohne jede Erregung fort. Es ergab sich, daß der Revolver gar nicht geladen war. Der Täter ist ein Geisteskranker, ein Kaufmann Abraham Eierweiß, Meyerbeerstr. 9. Er hatte schon wiederholt Wille be- droht. Die Frau des Attentäters hatte versprochen, auf ihren Mann Obacht zu geben. Nach Feststellung der Persönlichkeit wurde er entlassen. Luisentheater:„Krone und Fessel". Schon der Titel dieses neuesten Spektakelstückes klingt so erbaulich: Erinnerungen an die grausigsten Brigantenromane werden wachgerufen! Und wenn nicht ein englischer oder auch amerikanischer Autorname auf dem Zettel verzeichnet stände, und wenn ferner nicht daneben zu lesen wäre, daß dies„sensationelle Militärdrama" an irgend einem Londoner Vorstadttheater„599 Aufführungen" erlebt hätte, würde man darauf wetten, daß es von einem auf dem Gebiete der ver- logensten Hintertreppenliteratur tätigen Tintenkuli Scherlscher Couleur verfaßt sei. Diesmal scheint die geistige„Hinauflese"- Fabrik in der Zimmerstraße aber nicht..gewinnbeteiligend" zu sein. Also es dreht sich um einen englischen Offizier, als Jnkarna- tion des britischen Heldentums. Weit unten an der Donau , näm- lich nach Serbien und Nachbarschaft ist dieser Edeling in Uniform verschlagen worden. Am Hofe des Fürsten soundso—„ein Teufel in Menschengestalt" besagt nicht bloß der Theaterzettel, sondern auch sein Tun— verliebt er sich in eine Prinzeß. Da aber der Fürst mit einem benachbarten Hammelprinzen in kriegerische Ver- Wickelung geraten ist, so möchte er selber die Prinzessin heiraten — weil sie viel Mammon hat. Wird aber nix draus; die edle Donna mag nicht. Daß angesichts sothaner Weigerung und dank seiner verbrecherischen Veranlagung dsr Fürst ein vollendeter Wüterich wird und seinen Nebenbuhler degradiert, ins Gefängnis werfen läßt— das ist so der übliche Verlauf in Räuberromanen. Man freut sich aber auch, wenn der Häftling ausbricht, vor die Gewchrläufe gestellt, doch nicht erschossen wird, und wenn er aber- mals aus dem Baguo entweicht. Nun läßt er sich bei der gegne- rischen Kriegspartei anwerben. Gerade steht hier alles auf Knopf und Stiel; in der Kriegskasse ist Ebbe; man will sich dem mäch- tigeren Gegner ergeben. Erik— das ist unser englischer Held— verhindert es; weiß er doch, daß auch„drüben" kein Mammon vorhanden ist. Und nun vollbringt Erik Helden- und Rächertaten. Er macht den Fürsten Urich, seinen ehemaligen Peiniger, zum Ge- fangeueu, tötet ihn dann im Duell und reist darauf mit der ge- liebten Prinzessin, nebst einer englischen Nationalflagge, die er vorsorglich mitgebracht hat, aus das Schloß seiner Väter.... Ge- spielt wurde uach bestem Vermögen und dazu geklatscht mit derben Claqueurhänden vom Handschuhnummermaß 6 bis 13�. Was will man mehr?! Die Arbciter-Saiiiarittr-Kolonne macht darauf aufmerksam, daß während des Sommerhalbjahres in jeder Abteilung nur eine Uebungsstunde stattfindet, welche noch bekannt gemacht werden. Gesperrt wird die Krausenstraße von der Charlottenstraße bis zur Markgrafenstraße lunter Ausschluß der Kreuzdämine) behufs Asphaltierung vom 3. Mai d. I. ab. Vorort-I�acdricdten. Tchöneberg. Die Wertzuwachssteuer hat die Genehmigung aller Instanzen erhalten. Am Montag nahm die Stadtverordnetenversammlung die neue Steuerordnung an, sofort trat der Magistrat zusammen und gab seine Zustimmung zu dem Beschluß. Der Bezirksausschuß, der am Dienstag tagte und vorbereitet war, genehmigte die Ordnung, worauf am Mittwoch der Oberpräsident der Provinz Branden- bürg, Freiherr Trott zu Solz, dem sie vorgelegt, seine Bestätigung gab, und am Donnerstag fand sie die Zustimmung des Ministers des Innern, v. Moltke, während am Freitag die letzte Instanz, der Finanzminister v. Rheinbaben, mit der Wertzuwachssteuerordnung sich einverstanden erklärte. Noch an demselben Abend wurde sie publiziert und fand somit Gesetzeskraft. Selten hat die Bureau- kratie solch schnelle Arbeit geleistet wie hier. Es mußte auch schnell garbeitet werden, da in letzter Zeit wiederum mehrere Verkäufe stattfinden sollten, die mehrere Millionen Mark ausmachten. In einem Fall beträgt der Wertzuwachs vier Millionen Mark, so daß dem Stadtsäckel davon rund eine Million zufließt. Der bisherige Besitzer, der über 124 Millionen Mark gebietet, dürfte nicht groß geschädigt sein, während die Stadt zu den bevorstehenden Beamt-n-, Lehrer, und Arbeiterbesoldungen großer Summen bedarf. Wilmersdorf . Ueber die Finanzen der gemeinsamen Ortskrankenkasse für Deutsch-Wilmersdorf und Umgend brachte die bürgliche Presse Berlins in diese Tagen irreführende Mitteilungen. Danach sollte die Kasse im Jahre 1908 ein Defizit von 82 00 M. gehabt haben, und das, obgleich die Beiträge im Juni von 66 Pf. auf 96 Pf. erhöht worden wären. An dieser Darstellung ist zunächst unrichtig, daß die Kasse mit 82 099 M. Defizit gearbeitet hat. Gewiß hat die Kasse mit Verlust gewirtschaftet, aber dieser Verlust an Ver- mögen beträgt nicht 82 090 M., sondern 42 000 M., wozu formell noch 8580 M. Kursverlust an den von der Kasse erworbenen Wert- papieren hinzu zu rechnen sind. Da die Kasse die Wertobjekte aber nicht verkauft, wird sich auch der Verlust bei besserer Konjunktur wieder ausgleichen. Es fallen in die Verlustsumme überdies noch 8200 Mt Beiträge; doch ist hiervon bereits im neuen Jahre ein beträchtlicher Teil von den Arbeitgebern abgeliefert worden. Un- richtig ist es ferner, von einer Erhöhung der Beiträge im Juni des verflossenen Jahres zu reden. Das ganze Jahr hindurch Wirt- schaftete die Kasse mit den bisherigen niedrigen Sätzen; die neuen Beiträge wurden erst vom 4. Januar dieses Jahres ab erhoben. Daß die Kasse mit Verlust arbeiten würde, war aller- I dingZ vorauszusehen; die Folgen der Arbeitslosigkeit haben sich selbstverständlich auch an dieser Stelle geltend gemocht. Während die Beiträge nur um 5 Proz. in die Höhe gingen, ver- mehrte sich die Zahl der Krankheitsfälle gegen 1907 um 20 Proz. Mit Recht führt die Kasse diese Steigerung nicht darauf zurück, daß ein großer Teil der Kranken etwa simuliere, um sich während der Zeit der Arbeitslosigkeit durchzuhelfen. Bei guter Konjunkrur, so heißt es in dem dieser Tage herausgegebenen Bericht der Kasse, melde der Arbeiter sich einfach nicht krank, trotzdem er im wahren Sinne des Wortes erwerbsunfähig und unterstützungsbedürftig sei. Er arbeite solange, wie es irgend gehe, um in seinem häuslichen Etat keine Einbuße zu erleiden. Einen großen Einfluß auf die Zahl der Erkrankungen, so meint der Bericht weiter, dürste auch der zugleich mit der Arbeitslosigkeit eintretenden Unter- ernährung zuzuschreiben sein. Alle diese Umstände machen es begreiflich, daß die Ausgaben der Kasse von 1907 auf 1903 um nicht weniger als 32 Proz. in die Höhe gingen. Zu wünschen wäre, daß alle Krankenkassenverwaltungen zu einer so gerechien Beurteilung der Krise und ihre Wirkungen kämen, wie sie der Bericht der Wilmersdorfer Ortskrankenkasse ausspricht. Niarkgrafpieske. Große Verheerungen sind durch die Unwetter in Markgraf- pieske, nicht weit von Fürstenwalde , hervorgerufen worden. � An mehreren Stellen zündete der Blitz und richtete bedeutende Schäden an. Unter anderem wurde das Wohnhaus des Eigentümers Wilde vom Blitz getroffen und in Brand gesetzt. Das Gebäude brannte bis auf die Ilmfassungsmauern vollständig nieder. Der Blitz war durch das Dach am Giebel herunter in die Wohnung des Schwieger- sohnes des Eigentümers gedrungen. Der Lustdruck war ein solch gewaltiger gewesen, daß der im Zimmer anwesende Bewohner zu Boden geschleudert wurde. Durch die auf dem Boden lagernden Strohvorräte wurde dann der Blitzschlag entzündet. Fichtenau und Umgegend. Vor dem drohenden Untergänge standen die hiesigen Ein. wohner. Eine Anzahl großer roter Plakate leuchtete plötzlich überall auf, in denen zu demonstrativem Massenbesuch der Mai- Versammlungen aufgefordert wurde. Aengstliche Gemüter, wie unsere Philister alle sind, sahen schon— in Anbetracht der letzten Vorgänge in der Türkei und der roten Farbe, die ja auf den Gehirnkasten einzelner Geschöpfe eine gang besondere Wirkung ausübt— die Revolution ausbrechen. Aber so leicht lassen sich unsere Philister nicht besigen! Das stand für sie fest, die Revo- lution mutzte im Keime erstickt werden. Und so eröffnete eine Anzahl beherzter Mannen eine mörderische Schlacht auf die roten Unheilbringer. Und siehe da, der Angriff der Todesmutigen brachte einen, wenn auch nur teilweisen Sieg. Der Gegner liegt bezwungen am Boden, der Staat ist wieder einmal gerettet, mit Ruhe kann der Philister wieder sein Bier trinken. Und wir? Wir lachen! Sericbrs-Teitung. Prozeß Friedberg-Bohn. Der Prozeß gegen den Bankier Siegmund Friebberg«nd den Kaufmann Fritz B o h n. über dessen Beginn am 26. März wir berichteten, wurde uach 23tägiger Verhandlung am Sonnabend in erster Instanz beendet. Das Urteil gegen Friedverg lautet auf Freisprechung von der Anklage wegen Vergehens gegen das Depotgesetz und aus Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis und 9000 Mark Geld st rase— eventuell für je 15 M. zu einem Tage Gefängnis, im Höchstbetrage zu noch einem Jahre Gefängnis— und zu zwei Jahren Ehrverlust. Der Angeklagte B o h n wurde wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs in zwei Fällen zu einem Jahr drei Monaten Gesängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt. DaS dem Angeklagten Friedberg erteilte sichere Geleit wurde nach§ 3373 St.-P.-O. für erloschen erklärt. Ueber Friedhera wurde mit Rücksicht auf die Höhe der Strafe die UuterinchungShast verhängt, jedoch ihm gestattet, gegen Kautionsleistung von 60 000 M. die Verhängung die Untersuchungshaft aufzuheben. Der Angeklagte B o h n wurde ge�en die von ihm geleistete Sicherheit von der Untersuchungshaft verschont. Friedberg hatte ohne große Mittel ein Bankgeschäft WS Leben gerufen, wüste, zum Teil gelungene Spekulationen getrieben, durch eine Zeitschrift„Der Ratgeber auf dem Kapitalmarkt" Kunden an- gelockt, Bilanzen zu ziehen unterlassen, sehr luxuriös gelebt, Un- summen von Gehältern für„Reisende" sAnlocker) gezahlt und endlich Depots seiner Kunden angegriffen. Bahn, ein früherer Kellner, der mit 5000 Mark Vermögen bei Friedberg eintrat, war dessen rechte Hand und hat sich in zwei Fällen durch Betrug und in einem Falle durch Urkundenfälschung über 5000 M. rechtswidrig zugeeignet. Die Freisprechung Fried- bergs vom Verstoß gegen das Depotgesetz beruhte auf folgenden Erwägungen. Friedberg machte mit seinen Kunden Geschäfte in sich, d. h. er kaufte z. B. für dieselben nominell bestimmte Wertpapiere. tatsächlich übertrug er nur in seinem Konto die Papiere ans die Kunden und belastete sein eigenes Konto nur mit der Verpflichtung zu liefern. Bei DepotSaunahme ließ er ein Nummernverzeichnis unterschreiben, durch das er nach Rücksprache mit einem Rechtsanwalt Coro glaubte sich das Recht gesichert zu haben, über die Depots wie über sein eigenes Eigentum zu verfügen. Trotzdem gelangte das Gericht in diesem Punkte entgegen demAntrag des Staatsanwalts zur Freisprechung, weil es annahm, es könne zweifelhaft sein, ob der Text des NummernverzeichnisseS nicht in der Tat Friedberg zu seinem Handeln berechtigte, überdies habe er sich in�gutem Glauben befunden, weil der Rechtsanwalt Caro ihm ge- sagt habe, er könne so handeln wie von ihm geschehen. Diese Begründung ist eine recht eigenartige weniger darum, ob ein Verstoß gegen das Depotgesetz als ob Betrug in dem ge- schilderten Verfahren liegt, dürfte es sich unseres Erachtens handeln. Und diese Frage ist unbedenklich zu bejahen, wenn man zu der Ueberzeugung gelangt, die Depotingeber haben, entsprechend den Grundsätzen von Treu und Glauben, sich darauf verlassen, daß ihr Depot unversehrt bleibe. Daß der An- geklagte selbst diese Aufsassung hatte, legt gerade seinem Ansuchen um Rat bei dem Rechtsanwalt nahe. Dem An- geklagten durfte ebensowenig wie seinem Anwalt entgehen, daß daS von Friedberg angelockte Publikum die Unterschrift unter das Nummernverzeichnis für einen belanglosen Formellram ansah und dem Friedberg nicht das Recht zur Verfügung über die Depots übertragen wollte. Eine Anklage und Verurteilung beider wegen Unterschlagung und Betruges, beziehenllich wegen Beihilfe dazu hätte deshalb dem Gesetz mehr entsprochen als der Freispruch. Gegen das Urteil ist vom Angeklagten und der Staatsanwalt- schaft Revision eingelegt. Die vielen geschädigten Mittelstandsleute wären vor den Nach- teilen bewahrt geblieben, wenn sie den Lockrufen der.Reisenden" und der Rellamezeitung nicht gefolgt wären und sich klar gemacht hätten, daß ohne das Risiko des Ge- samverlustes die ihnen vorschwebenden Niesengewinne unmöglich sind. Eine anständige Bank hätte ihnen die Friedbergichen Versprechungen nicht gemacht, ihnen aber auch ihre Depots nicht verflüchtigt. Die Gier nach mühelosem Gewinn wird, mögen die Gesetze lauten wie sie wollen, leider, leider jene, deren Zahl nicht alle tvird, allemal wieder auf die Leimrute für Gimpel hüpfen lassen:' Sicherheit und großen Gewinn wird ein redlicher Bankier nie versprechen. Letzte JStacbncbten und Oepelcbcn, Niederkartätscht. Buenos AireS . 2. Mai. (W. T. B.) Gestern kam es hier aus Anlaß der Maifeier zu zahlreichen Kundgebungen. Eine Anzahl Anarchisten feuerten Revolver ab und verwundeten füns Polizeibeamte. Diese erwiderten das Feuer und töteten zwölf und ver» wundeten etwa hundert Personen. Hierzu 1 Beilage. Lerantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.: Zh. Glocke. Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr.u.VerlagSanstalt Paul Singer Lt Co.. Birlrn 8 W.
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