der Deutsche Holzarveiterbervand nach FreherS FestsSlen zum Montag abend einberufen hatte, erstattete Leopold den Bericht über die Mai- Aussperrung in Groh-Berlin . Man hat damit gerechnet, so führte er aus, daß die Maifeier dieSmal nicht in einem solchen Umfange gefeiert werden könnte wie im letzten Jahre. Immerhin war die Beteiligung nicht schlecht. Außer den 16 000 Feiernden, die sich in der.Neuen Welt" versammelt hatten, besuchten viele Arbeiter die Versammlungen in den Vororten. Eine Anzahl hat allerdings gearbeitet, entgegen den gefaßten Beschlüssen. Viele entschuldigten sich damit, daß sie wegen der Lohnzahlung am Sonnabend nicht feiern konnten. Bei anderen drückt die wirtschaftliche Krise zu schwer. Viele ließen sich ein- schüchtern. Ueber die erfolgte Aussperrung gab Leopold folgende Dahlen bekannt: Am 3. Mai wurden als ausgesperrt gemeldet in: Betriebe mit Es arbeiteten Beschäftigten Personen Verlin...... 233 5147 8729 1418 Rixdorf..... 10 169 125 44 Weißensee ..... 5 98 82 16 Schöneberg .... 14 63 63— Charlottenburg ... 1 24 24— Insgesamt.... 263 55Ö6 4028 1478 Nach der Meldung vom ersten Tage<3. Mai) wurden in Berlin — ohne Vororte—- ausgesperrt auf: Betriebe mit nj.rfnn.m®8 arbeiteten Beschäftigten P"'0"6« weiter 1 Tag..... 8 35 34 1 2 Tage..... 2 51 23 23 3 Tage..... 200 4618 3568 1050 6 Tage..... 4 34 27 7 14 Tage.... Entlassen.... Insgesamt... 233 5147 3729 1418 Die Aussperrung verteilt sich auf folgende Branchen: In Möbeltischlereien...mit 208 Betrieben 3474 Ausgesperrte . Bautischlereien...... 28, 384 1 23 90 319 12 60 78 259 Pianofabriken Drechslereien u. Treppen- geländerfabriken... Vergoldereien.... Fräsereien...... Kistcnfabriken..... Bodenlegergeschäften.. Stellmachereien.... 11 2 3 2 1 1 53 66 21 11 10 2 2 Insgesamt... in 263 Betrieben 4023 Ausgesperrte Glocke erklärte, daß man mit der Beteiligung der Holzarbeiter an der Maifeier im allgemeinen zufrieden sein könne, wenn auch die Krise einen Rückschlag gebracht und die Art der Diskussion über die Maifeier zuweilen nicht förderlich gewirkt habe. Ueber die Unterstützungsfrage entspann sich eine längere Dis« kussion. Im vorigen Jahre hat die Unterstützung den Verband 62 000 M. gekostet und in diesem Jahre werden die Kosten nicht geringer sein, da noch manche Differenzen zu erwarten sind. Der Antrag der Verwaltung, diejenigen, die bis zu drei Tage aus« gesperrt sind, von Montag ab zu unterstützen, wurde angenommen. Bei längerer Aussperrung treten dann die Bestimmungen des Statuts in Kraft. Die rückständigen Beiträge werden natürlich in Abzug gebracht. Ein Antrag, der Generalversammlung zu empfehlen, auf ein Bierteljahr obligatorisch den Extrabeitrag von 25 Pf. pro Woche einzuführen, mit der Maßgabe, daß die Hälfte des Ertrages den Ausgesteuerten, die andere Hälfte den Ausgesperrten zukommen solle, wurde ebenfalls von der Versammlung angenommen. L- Auch die von dem Verband der Berliner Schuh- Warenfabrikanten den Arbeitern angedrohte Aussperrung von 3 Tagen ist ausgeführt worden. Große Befriedigung über diese ungerechtfertigte Maßnahme dürften aber ihre Urheber nicht empfinden. Es ist durch die Aussperrung offenbar geworden, daß die Verbandsfabrikanten nur den kleineren Teil der Schuhindustrie- arbeiter beschäftigen und dieser Verband tatsächlich nicht die Be. deutung hat, die ihm bisher beigemessen wurde. Die Zahl der Verbandsfabrikanten ist im Laufe der Zeit stark dezimiert worden. Ausgesperrt haben 11 Betriebe zusammen 269 Arbeiter. Aller- dings haben es in einigen Fabriken die Arbeiter unterlassen, am 1. Mai zu feiern. Doch ist die Zahl dieser Arbeiter nicht er- heblich. Wie bedeutungslos der Fabrikantenverband erscheint, kann man daraus ersehen, daß der Verband der Schuhmacher zirka 2300 Mit- glieder zählt, die in Schuhfabriken arbeiten. Außer den Verbands- fabrikantcn hat noch die Füuna Mohr u. Speyer ihre 23 Ar- beiter auf 6 Tage ausgesperrt. Eine am Montag abgehaltene stark besuchte Versammlung des Verbandes der Schuhmacher hat einstimmig beschlossen, etwaige von Verbandsfabrikanten beabsichtigte Maßregelungen, bei der Wieder- aufnähme der Arbeit am Donnerstag, ganz entschieden, evtl. mit dem Mittel der weiteren Arbeitsniederlegung, zurückzuweisen. » Stettin . Die chemische Fabrik„Union " sperrte 40 Mann ihrer Arbeiterschaft wegen Teilnahme an der Maifeier auf 2 Tage aus. Die Direktion hatte erst auf Ansuchen den 1. Mai frei- gegeben, dann aber ihre Bewilligung wieder zurückgezogen. -» In der Wolgaster Holzindustrie sollten wegen Be- teiligung an der Maifeier 132 Arbeiter ausgesperrt werden. Der erste Direktor der Fabrik hatte erst die Erlaubnis zur Maifeier gegeben, nachdem entschied der zweite Direktor im entgegengesetzten Sinne. 81 Arbeiter des Betriebes gehören dem Fabrikarbeiter- verbände an, 51 dem Holzarbeiterverbande. Nach dreimaligem Verhandeln gelang es, die Direktion dahin zu bewegen, die ange- drohte Aussperrung auf 3 Tage zurückzunehmen. » «eipzig. Die Unternehmer im Holzgewerbe haben 660 Holzarbeiter wegen Beteiligung an der Maifeier ausgesperrt, ein- zelne davon nur 3 Tage, die meisten jedoch auf 10 Tage. O Offenbach a. M. In der Schuhfabrik„Union " wurden sämtliche Schuhmacher, etwa 80 Mann, wegen Teilnahme an der Maifeier auf unbeschränkte Zeit ausgesperrt. » München . Der Arbeitgeberverband hat 770 Tischler und 70 Tapezierer wegen Teilnahme an der Maifeier ausgesperrt. ES handelt sich hier um einen Tarifbruch von feiten der Unternehmer, da, bei den letzten Tarifverhandlungen ausdrücklich ausgemacht wurde, daß die Maifeier in der gewohnten Weise begangen werde. Berlin und Umgegend« Die Bewegung der Bauklempnee. Die Zahl der unterzeichneten Tarifverträge ist auf 73 ange- wachsen, wie in der Versammlung der Ausständigen, die am Diens- tag früh im Gewerlschaftshause stattfand, bekanntgegeben wurde. TrotzSeltt behaupken die Unternehmer, daß die Situation für sie günstig liege. In dem Rundschreiben Nr. 7, datiert vom 30. April, welches die „Arbeitgeberverbände im Berliner Klempnergewerbe" verbreiteten, heißt es: „In den meisten größeren Betrieben sind bereits Arbeits- willige zu dem von uns aufgestellten Lohntarif eingestellt worden. und einzelne Firmen hatten bereits ein derartig großes Angebot von Arbeitnehmern, daß sie diese an andere Firmen abgeben mußten. Ohne Zweifel übersteigt d'e Zahl der Leute, die zu unserem Tarif zu arbeiten bereit sind, die Zahl der aus- gesperrten Klempner ganz erheblich." Unter großer Heiterkeit der Versammlung wurde dieser Passus des Rundschreibens verlesen. Weiter heißt es darin: „Wenn es trotzdem noch nicht möglich war, die Betriebe voll zu besetzen, so liegt dies in der Hauptsache an dem rigorosen, vielfach ungesetzlichen Vorgehen der Streikposten, wodurch die be- reits angeworbenen, mit unserem Tarife einverstandenen Leute verhindert wurden, an der Arbeitsstelle zu erscheinen." Gegen die Behauptung eines ungesetzlichen Vorgehens der Streikposten wurde in der Versammlung Protest erhoben. Die Streikposten haben sich noch nichts zu schulden kommen lassen, sie haben nur das ihnen gesetzlich gewährleistete Recht in Anspruch ge- nommen und werden dies auch weiter tun. In der„Volkszeitung" suchen größere Firmen eifrig nach Bau- klempnern und doch verbreiten die Meister die Nachricht, daß sie ein großes Angebot von Arbeitswilligen erhielten. In der bürger- lichen Presse ist vielfach zu lesen, wie günstig die Sache der Klempnermeister stände und doch werden täglich Unterhandlungen nachgesucht und neue Verträge unterschrieben, damit die Meister endlich wieder tüchtige Arbeitskräfte erhalten. Die Berichte der Streikposten waren manchmal ergötzlich zu hören. In einem Falle hielt man es für das Vorteilhafteste, dem Meister ein paar Streik- brecher nicht abspenstig zu machen, weil diese wie Strolche aus- sahen und man dem Meister solche Klempnergesellen gern gönnen wollte. Ein Meister holte sich einen Arbeitswilligen in einer Droschke herbei; aber die Fürsorge war umsonst, der Neugeworbene wurde abgefangen. Eine Firma hat in ihrem Kontor 6 Betten auf- gestellt, um die Arbeitswilligen zu beherbergen.— Es ist eine offenbare Täuschung, wenn die Meister behaupten, daß die Situation für sie günstig liege. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bauanschläger sind nach Beendigung des Streiks mit den Unternehmern in Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Tarifs eingetreten. Wie von Anfang an. so bestanden die Unter- nehmer auch bei den Verhandlungen zunächst noch auf ihrer Absicht, gewisse Verschlechterungen des Tarifs durchzusetzen, wogegen sich die Vertreter der Arbeiter nicht nur entschieden wehrten, sondern das Verlangen nach Verbesserung des Tarifs stellten. Nachdem sich dann herausgestellt hatte, daß auf diese Weise eine Verständigung nicht zu erzielen war, schlugen die Unternehmer vor, den alten Tarif unverändert auf fünf Jahre zu verlängern. Die Arbeiter waren zwar mit der Verlängerung einverstanden, doch wollten sie eine solche nur für zwei Jahre abschließen. Zuletzt kam eine Ver- einbarung dahingehend zustande, daß der alte Tarif unverändert auf drei Jahre, also bis zum 1. April 1912 weiterbestehen soll und daß die Parteien am 1. Oktober 1911 in Verhandlungen über die Erneuerung beziehungsweise Aenderung des Tarifs eintreten sollen. Dies Ergebnis der Kommisswnsverhandlungen wurde am Montag einer Versammlung der Bauanschläger unterbreitet. Der Referent Handle empfahl das Abkommen zur Annahme, da sich unter den gegebenen Verhältnissen nicht mehr erreichen ließe und angesichts des auf erhebliche Verschlechterung des Tarifs ge- richteten Vorgehens der Unternehmer die vorliegende Vereinbarung immerhin als ein Erfolg der Arbeiter angesehen werden könne. Diesen Standpunkt vertraten auch verschiedene Diskussions- redner, während einige andere Redner mit der Vereinbarung un- zufrieden waren und eine während der Dauer des Tarifs ein- tretende Lohnerhöhung verlangten.— Schließlich stimmte die Ver- sammlung der Verlängerung des Tarifs auf drei Jahre zu und beauftragte die Kommission, die Unternehmer zu veranlassen, daß die von ihnen schon zu Anfang der Bewegung zugestandene Er- höhung des Stundenlohnes von 65 auf 70 Pf. als einzige Aenderung des alten Tarifs in Kraft treten soll. Wie uns in später Stunde noch gemeldet wird, haben die Ver- Handlungen mit den Unternehmer inzwischen stattgefunden und ein günstiges Ergebnis gehabt. Die gewünschte Stundenlohn- erhöhung von 65 auf 70 Pf. wurde zugestanden. Streik auf dem Städtischen Schlachtviehhilf. Bei der Gesellschaft für Darmverwertung haben 41 Schlächtergesellen und Darm- arbeiter die Arbeit niedergelegt. Sie wollen die Maßregelung von 2 Vertrauensmännern abwehren. Nur 2 Mann blieben stehen. Man glaubt aber, daß auch sie sich der Bewegung anschließen werden. Zuzug von Schlächtergesellen und Darmarbeitern ist fernzuhalten. Ursache der Maßregelung ist offenbar, daß den Unternehmern das immer stärkere Eindringen dckr Organisation auf dem Schlachthof ungelegen ist und sie diesem Widerstand entgegen- setzen wollten. Die Graveure der Firmen R. Auerbach, Heinrich Thiele u. Comp., Bernhard Köhler und H. B e r n e r t befinden sich seit zwei Wochen im Streik. Die Organisation hatte, da die Preise bei diesen Firmen sehr ungleich festgesetzt sind, einen Einheitstarif ausgearbeitet und diesen den in Betracht kommenden Firmen zur Einsicht und Anerkennung zugestellt. Während nun eine Firma dem Tarif zustimmte, haben die hier genannten Arbeit- geber die Anerkennung dieses Tarifes strikte abgelehnt mit der schon ziemlich abgedroschenen Begründung, daß sie sich jeie Einmischung in die internen Angelegenheiten ihrer Betriebe verbäten und sie„ihren" Arbeitern mit dem„größten Wohlwollen" gegen- überständen. Da aber die Organisation sich aus einem verhältnismäßig geringfügigen Anlaß nicht auf einen Prinzipienkampf einlassen wollte, so versuchte eine aus den streikenden Kollegen gewählte Kommission mit den„wohlwollenden" Unternehmern zu ver- bandeln, was eine hübsche Illustration zu den hochtrabenden Worten der betreffenden Herren bildet. In ihrer Bedrängnis. in die die genannten Firmen durch die Arbeitsniederlegung geraten sind, wandten sie sich hilfesuchend an die Kleinmeister des Berufs, damit diese ihre Aufträge fertigstellen sollten. Hier kamen die Herren jedoch schlecht an und ein Teil der Angerufenen erklärte sogar rund heraus, daß sie keine Lust hätten, sich als Rotnagel benutzen zu lassen, um dann nach beendigtem Streik die Macht ihrer großen Konkurrenten doppelt schwer zu fühlen. Als die Seele des Widerstandes gegen den gewünschten Tarif gilt Herr Köhler, dessen Betrieb in einer Versammlung der Streikenden am Montag einer besonder? kritischen Würdigung unterzogen wurde. Der Streik dauert unverändert fort. Die Lohnbewegung der Stukkateure. Eine öffentliche Stukkateurversammlung, die am Montag den großen Saal des Gewerkschaftshauses füllte, beschäftigte sich mit der Lohnbewegung. Der Vorsitzende August Dietrich gab in seinem Referat zunächst bekannt, daß infolge der Maifeier 5 Firmen ihre Stukkateure ausgesperrt oder entlassen haben. ES sind im ganzen nur 50 Mann davon betroffen. Von der mit so großen Worten vom Unternehmertum angekündigten allgemeinen Aussperrung der Maifeiernden kann also im Swkkateurbcruf nicht die Rede sein. Ueber die Firmen, die töricht genug waren, dem AussperrungSbefehl der Scharfmacher Folge zu leisten, ist selbst- verständlich die Sperre verhängt. Sie sind bereits im Annoncen. teil des„Vorwärts" bekanntgegeben. Der Redner berichtete dann über das Ergebnis der am 23. April ausgeführten Bautenkontrolle. Sie erstreckte sich auf 529 Bauten, von denen 78 fertig und zum Teil schon bezogen waren. Auf 173 Bauten oder 180 Arbeits- Plätzen waren die Stukkateure tätig; 93 Bauten waren geputzt, so daß mit der Stukkateurarbeit begonnen tverden sollte; km Rohbad fertig, jedoch noch nicht geputzt, waren 141 Bauten. Außerdem wurden 34 Bauten gezählt, die bis zur Decken- und Dacharbeit gediehen waren. Auf jenen 173 Bauten waren 481 Personen vom Stukkateurberuf tätig, nämlich 424 Gehilfen. 38 Lehrlinge und 19 Meister. 221 Gehilfen arbeiteten in Akkord, 203 in Lohn. Aus den Feststellungen über die Löhne ist zu entnehmen, daß ein Stuk- kateur— es soll sich hier um einen Ausgelernten handeln, der jedoch tüchtig in seiner Arbeit ist— noch für 3,50 Mk. den Tag arbeitete; ein anderer erhielt 5,75 Mk., und der höchste Tagelohn, den einer verdient, war 9,50 M. Die übrigen Gehilfen arbeiteten teils für 7 M.. 7.50 M.. 8 M.. 8.50 M. und 9 M. den Tag. und der Durchschnittsverdienst der Lohnarbeiter betrug an jenem Tage 7,97 M. Die Kontrolle über die Werkstattarbeit ergab, daß 29 Firmen vorhanden waren, die weder Gehilfen noch Lehrlinge be- fchäftigten, und 35, die keine Gehilfen, wohl aber 57 Lehrlinge hatten. Im übrigen wurden 72 Betriebe mit 124 Gehilfen und 142 Lehrlingen festgestellt, wogegen um dieselbe Zeit bei der Werk- stättenkontrolle von 1908 169 Gehilfen und 217 Lehrlinge gezählt wurden, aber auch 33 Firmen mehr als diesmal vorhanden waren, die also infolge der Wirtschaftskrise verschwunden sind. Die Löhne sind in den Werkstätten ein gut Teil niedriger als auf den Bauten; der festgestellte Durchschnittslohn beträgt in den Werkstätten nur 5,94 M. Ueber das Organisationsverhältnis der auf Bauten und in Werkstätten beschäftigten Stukkateure wurde ermittelt, daß 66 Proz. dem Stukkateurverband angehören, ein kleinerer Teil ist in anderen Zentralverbänden organisiert, und 11 gaben an, lokal- organisiert zu sein.— Der Redner betonte, daß die Lohnstatistik den Beweis dafür bringt, daß es Schwindel ist, wenn, wie es wiederholt in bürgerlichen Blättern geschehen ist, die Lohnverhält- nisse der Stukkateure als die allergünstigsten hingestellt werden, um so mehr, als ja auch in diesem Beruf mit einer alljährlich wiederkehrenden Zeit der Arbeitslosigkeit gerechnet werden muß. Der Redner gab sodann eine Uebersicht über den bisherigen Verlauf der Lohnbewegung. Veränderungen sind in dieser Hinsicht seit der letzten Versammlung nicht eingetreten. Es ist jetzt im Einver- ständnis beider Parteien das Einigungsamt des GewcrbegerichtS angerufen; wenn die Sitzung stattfinden soll, ist jedoch noch nicht bekannt gegeben.— Die Versammlung nahm nach kurzer Dis- kussion einstimmig eine Resolution an, in der sie sich mit dem Verhalten der Arbeitnehmervertreter in der Schlichtungskommission � einverstanden erklärt, es bedauert, daß ein neuer Tarifvertrag noch nicht zustande gekommen ist, und im übrigen betont, daß der Jen- tralverband der Stukkateure die einzige zuständige Organisation des Berufes ist, der jeder Stukkateur angehören muß. Achtung» Kunststeinarbeiter! Bei der Firma C z a r n i k o w u. Co.. WaidmannSIust. Oranienburger Chaussee, ist es anläßlich der Tarifbewegung nach voraufgegangenen resultatlosen Verhandlungen zur Arbeits- einjtellung gekommen. Zuzug von Mischern. Stampfern. Schleifern usw. ist unter allen Umständen fern zu halten. Verband der Fabrikarbeiter.(Verwaltung BerltN.) Oeutkchea Reich. Die Abstimmung. Die Arbeiter der Seifenfabrik Miller in Regensburg halten durch ihre Organisation eine Lohnforderung gestellt. Der Fabrikant ließ sämtliche Arbeiter zu einer Versammlung zusammenrufen und hielt, ohne auf die Forderungen selbst einzugehen, eine halbstündige Rede über die Verderblichkeit der Sozialdemokratie, die nicht ein- mal einen einzigen Kaiser und König zum Freund habe. Dagegen könne er die christliche Organisation sehr empfehlen. Dann lieg der Fabrikant durch Händecrheben abstimmen, wer den Christlichen beitreten wolle. Keine einzige Hand rührte sich. Und nun sagte der Fabrikant, er glaube nicht, daß ein einziger Arbeiter mit den von der freien Organisation eingereichten Forderungen einver- standen sei. Wer wirklich so sozialistisch sei, der möge eine Hand erheben. Und siehe da: Sämtliche Hände fuhren in die Höhe! Das hat den Fabrikanten so schwer getroffen, daß er kein Wort mehr zu sagen wußte. Aber auch die Forderungen bewilligte er nicht. Die Arbeiter traten deshalb am 1. Mai in den Ausstand. Die Dachdecker in Hof sind am 1. Mai in den Ausstand ge- treten. Der bisher bestandene Tarif war am genannten Tage abgelaufen, die Arbeiter verlangten beim Neuabschluß eine Lohn- erhöhung von 3 Pf. pro Stunde, die Unternehmer lehnten aber kurzweg jede Verhandlung hierüber ab. Letzte J�acbncbtcn und DcpcFcben. Sin neuer Streik? Pari», 4. Mai. (W. T. B.) Einer Blättermeldung zufolge hat der Verbandsausschuß der Post, und Telegraphenangestellten beschlossen, daß die übermorgen zum Ministerpräsidenten Clemen- ceau zu entsendende Abordnung sich auf irgend eine Erörterung der verfügten Maßnahmen nicht einlassen, sondern der Regierung eine Art Ultimatum stellen soll. Einige hundert Post- und Tele- graphenbeamten hielten heute nachmittag eine Versammlung ab, in welcher ri» neuer Ausstand im Prinzip einstimmig beschlossen wurde. Mehrere Redner verlangten unter stürmischem Beifall» daß der Verbandsausschuß die Postbeamten zwei Tage vor Aus- bruch des Streiks verständigen möge, damit diese Zeit hätten, alle Dienstbetriebe in Unordnung zu bringen. Ein Riesenausstand. Buenos Aires , 4. Mai. (W.T.B.) Infolge de? allgemeinen Aus. standeS ist der Wagenverkehr eingestellt, die Straßenbahnen ver- kehren teilweise, und zwar unter dem Schutze bewaffneter Sol- baten, die Eisenbahnen können ihren Betrieb aufrechterhalten, Die Zahl der Ausständigen wird auf übrr 266 666 geschätzt. Typhus in ehtr« Infanterieregiment. Mühlhel» o. d. 9t, 4. Mai. (B. H) In dem hier garnifo- nierenden Infanterieregiment ist der Typhus ausgebrochen. Fünf Soldaten find bereits erkrankt._ 18 Angeklagte vor Gericht. Memel , 4. Mai. (28. T. B.) Vor der hiesigen Strafkammer standen, laut„Memeler Dampfboot", heute 18 Personen, meist Holzarbeiter, unter der Beschuldigung, am 10. September v. I. in Schmelz in einer von nationalliberaler Seite einberufenen Wahlversammlung ruheftörenden Lärm verursacht und gegen die überwachenoen Beamten tätlich vorgegangen zu sein. ES waren 65 Zeugen geladen. Am späten Abend wurde daS Urteil verkündet, nach welchem 7 Angeklagte wegen Hausfriedensbruchs bezw. Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Beleidigung zu Gefängnis- strafen von zwei Wochen bis zu drei Monate» verurteilt«urdca. Die übrigen 11 Angeklagten wurden freigesprochen. Eine Papierfabrik vom Feuer zerstört. Paris , 4. Mai. (B. H. ) Eine FeuerSbrunst zerstörte die Papier» fabrik der Firma Deluz in der Nähe von Beanme. Der Schade« übersteigt 1 Million Frank. Man vermutet Brandstiftung. verschüttet. Charleroi , 4. Mai. (B. H. ) Sechs Arbeiter der Grube»Mi Courzelle» find infolge eines vergnitfches verschüttet worden. Es gelang, vier der Berschütteten mit geringen Verletzungen hervor- zuholen, die beiden anderen waren bereits tot. Die Opfer find Familienviter._,_ Lerantw. Redakt.: Carl Mermuth, Berlin -Rixdorf. Inserate verantw.: JH. Glocke. Berlin . Druck u. Verla«,: Vorwärt» Buchdr. u. VerlagSanstal» Maul Singer& Co.. Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u.vnterbaltungSbi,
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