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Das zeigt sich auch in der Begründung der Netten" Unfall- Versicherung im Buche III, welche mit sechs kümmerlichen Druck- seilen die ganzen Abänderungen zu erklären sucht. Und wahrlich, niehr war auch nicht nötig. Denn was verbessert wurde, ist nicht weit her. Sonst bleibt alles beim alten. Die Unternehmer be- setzen nach wie vor ganz allein die Vorstände und Entschädigungs- kommissionen der Berufsgenossenschaften, die Versicherten sind und bleiben ausgeschlossen. Das nennt manVerbesserungen der Gesetze". Kein Wort im Entwurf über die berechtigten Forde- rungen der Versicherten, ivelche doch nach dem Ministerworteihre Knochen zu Markte tragen".... Ja, man verhöhnt sie noch, denn der Entwurf bemerkt auf Seite 5:Für die Versicherten zu- nächst steht die Frage obenan, was ihnen die Versicherung ge- währt, mit anderen Worten der Umfang ihrer Leistungen". So sprechen ja auch immer die Industriellen, wenn sie von den recht- losen Arbeitern in Versammlungen darüber zur Rede gestellt werden: Was wollt ihr denn noch mehr? Die Hauptsache ist die Rente Rechte habt ihr nicht zu fordern, weil ihr ja nicht zahlt. So stellt der ganze Entwurf sich, man mag welches Gebiet man will herausgreifen, als ein reines Diktat der Unternehmer und deren verwandten Bureaukraten heraus. ito Sachen ceuthner erhalten wir zwei Zuschriften. Unter der Ueberschrist:Die Mitschuld des Revisionismus" schreibt uns Genosse Leuthner: Sehr geehrte Redaktion! Nicht zum Zwecke einer Polemik bitte ich um Raum, denn das zur Erläuterung des umstnltenen Gedankens und zur Abwehr persönlicher Angriffe Nötige habe ich bereits in der demnächst er- scheinenden Nummer derSozialistischen Monatshefte" getan sondern um von Dritten und Unbeteiligten eine Schuld abzuwehren, die, wenn sie eS überhaupt ist, auf mich allein fällt. ImVorwärts" wie auch in anderen Parteiorganen werden die Anschauungen, die ich nun seit bald vier Jahren bor der reichSdeutschen Oeffentlichkeit vertrete, als Ausströmung und Ausflug deS revisionistischen Geistes bezeichnet. Darin liegt jedoch ein völliger Irrtum, der welche Ursprünge und Ursachen er auch sonst habe zweifellos zum Teile auf unzureichender Kenntnis der Jdeenentwickelung innerhalb der derttsch-österreichischen Sozial­demokratie beruht. Für meinenationalistischen Berirrungen und Exzesse" war der Revisionismus sicherlich nicht derNährboden", denn der Boden, auf dem ich als Sozialdemokrat erwachsen bin, ist Wien und hier gab es nie, noch gibt es heute etwas, das sich von ferne mit dem Revisionismus vergleichen liehe. Durch die Wahlrechtsbewegung bekam die Partei von vorneherein eine aus- schliegliche Richtung auf die praktische Politik; Kämpfe, Ent- scheidungen, Angriffe und Rückzüge in einem oft unglaublich schnell ablaufenden Geschehen nahmen alle Kräfte der Seele in An- spruch, gruppierten die Geister um konkrete Fragen und gaben den Gruppen des Für und Wider stets wechselnde Repräsentanten. Da keine dauernde Meinungsgruppen entstanden, fehlte für den Einzelnen Anlatz und Anreiz, seine gesamten Anschauungen unter die Kontrolle bestimmter und gegensätzlicher allgemeiner Gesichts- punkte zu bringen, das heißt mit anderen Worten alle die Vorgänge, die innerlich und äußerlich das Entstehen getrennter Richtungen be- gleiten, hat es in Wien nie gegeben. Es läßt sich das an den hervortretenden Persönlichkeiten am leichtesten deutlich machen. Zwei so markante Erscheinungen wie den bedeutendsten Politiker und den bedeutendsten Publizisten der deutsch - österreichischen Partei, Adler und Austerlitz , denen Arbeit und Talent ermöglichten. ihre Ideen reichlich in politischen Gestaltungen auszudrücken, die also in den schärfsten Umrissen bor jedermanns Auge treten, wird doch niemand, sei eS in das Fach derRevisionisten ", sei eS in das Fach derOrtho- boxen" zu verweisen wagen. Und dasselbe gilt, um nur Wiener Namen und solche, die auch in Deutschland geläufig sind, zu nennen, in gleicher Weise von Perner st orfer, Seitz. Ellenbogen, Hueber und Schuhmeier, obwohl die Leistungen eines jeden von diesen einen deutlich erkennbaren Teil der dcutsch-österreichischen Parteigeschichte darstellen. Wenn sich nun auch Einzelne selbst als Orthodoxe " undRevistonisten" bezeichnen sollten, so müßte der Wert dieses Selbstzeugnisses wohl eingeschränkt werden. Die Deutsch - Oesterreicher fühlen sich, mag ihre Politik im anderen Staat auf anderen Wegen gehen, als Glied der großen deutschen sozialdemo- kratischen Bewegung und haben daher den Kampf der Geister in Deutsch - land in innerster Seele mit empfunden z nach Gemütsart, persönlichen Beziehungen, allgemeiner Geistesrichtung nahmen die einen dort, die anderen hier Partei. Allein eine solche Parteinahme nach Sym- pathien und Antipathien ist doch nicht vermögend, die Gedanken und HairdelSimpulse unter bestimmten leitenden Ideen zu ordnen; wir sehen denn vielfach Deutschösterreicher, die dem Radikalismus in Deutschland ihr Herz geschenkt haben, in ihren wirklichen Be- strebungen und Handlungen gerade die weniger radikale Note ein- halten und umgekehrt. Damit ist aber erwiesen, daß die Scheidung in eine revisionistische und radikale Denkrichwng in Oesterreich keine Statt hat. Ob jene Gruppe, die sich neuestenS um die ZeitschriftKampf" schart und zum erstenmal in Oesterreich einen betonten Marxismus pflegt, hierin eine Aenderung herbeiführen wird, muß der Zukunft überlassen werden. Einstloeilen ist ihr Einfluß schon wegen der kurzen Dauer der öffentlichen Wirksamkeit ihrer Vertreter noch eingeschränkt. Auch wäre eS die Frage, ob der Wiener Marxismus und die Verknüpfung von schmiegsamster theo- retischer Logik mit der schmiegsamsten praktischen Politik, die er darstellt, von seinem Berliner Namensbruder innerlich nicht ent- fernter absteht, als von den Heterodoxien, die mir zuschuld gegeben werden, und von denen ihn allerdings ein gefühlter und aus- gesprochener Gegensatz trennt. So viel was den Nährboden betrifft. Komme aber ich in Frage, und wir sind eben bei demFall Leuthner', so ist noch zu bemerken, daß ich keinen Vertreter der revisionistischen Richtung je auch nur von Angesicht zu Angesicht gesehen habe, oder je einen Meinung?- austausch mit ihm hatte, und nur mit einem einzigen, dein Heraus- geber derSozialistischen Monatsheste" in brieflichem Berkehr stehe. In diesem einen Falle hoffe ich fteilich, daß fich ein Ver- hältniS herausgebildet hat, das mehr als Bekanntschast ist. Und wenn nun deshalb all der Zorn, den ich aufgeweckt habe, von vielen in vollen Schalen über dieMonatshefte" und ihren Heraus- geber ausgegossen wird, so wäre doch selbst von den Erregtesten dieses zu bedenken. Wir Parteiredalteure wissen wohl, was technisch die Schranken der von uns prinzipiell so hoch gestellten Freiheit der Meinungsäußerung sind, denn wir fühlen sie selbst am deutlichsten. Wir haben daS Amt der Meinung, aber es ist ein Amt und muß als solches verwaltet werden. Jene Zweifel, jene Abbicgungen deS MeinenS, jene Gärungen und Explosionen des Gedankens, in denen sich das Neue vorbereitet, können in offiziellen Parteiorganen nur> selten Raum finden. Die Flucht in Revuen nützt nicht viel, da uns doch bor allem daran liegt, zu den Arbeitern zu sprechen. Deshalb ist ein Organ sozial- demokratisch und dennoch keiner Organisation offiziell per- pflichtet schlechthin unentbehrlich und die wahre Freistatt des Gedankens. Da aber jeder Redakteur selbst erfahren hat, was bei Gelegenheit von Affären auf einen Herausgeber ans der Nähe und Feme kjeranstürmt, und daß diese Vorstellungen, Deschwörnngen, Hinweisungen auf ein angebliches Parteiintereffe die Gefahren der Redlichen sind, wie Geld und Ehre die Gefahren der Unredlichen: so sollten alle Parteischriftsteller, wie sie auch sonst denken, be- wiesener Widerstandsfähigkeit und Herzhaftigkeit Ehre zollen und besonders die Revisionisten sollten es, die eher bereit sein werden, jener unabhängigen Zeitschrift den ihr zukommenden Rang im Parteileben einzuräumen. DaS sind denn meine auf eine Person beschränkten Person- lichen Beziehungen zum Revisionismus. Ich stehe nicht an zu sagen, daß der revisionistischen Bewegung große Verdienste um die Partei zukommen, daß sie selbst außerhalb Deutschlands das oft fast abgestumpfte Interesse für allgemeine Fragen bei Wider- strebenden wie bei Zustimmenden neu erweckt hat, und damit ein intensiveres geistiges Leben. Und ich füge bei, daß ich mich im be- sonderen jenen Richtungen innerhalb deS Revisionismus, die sich in den Namen Bloch, Schippe! und C a l w e r verkörpern, sympathisch nahe fühle. Aber wenn man'deshalb die in meinen Artikeln ausgesprochenen Ansichten etwa von der Schutzzollpolitik Schippels ableitet, muß man sie nur einer sehr flüchtigen Lektüre gewürdigt haben. Ein rein historisch orientiertes und ein wirtschaftstheoretisch gerichtetes Denken diese Verschieden- heit der Grundtriebe schließt die gegenseitige Beein- flussung nahezu völlig aus. Kommt es zu lieberem- ftimmungen in manchen Ergebniffcn, so erklärt sie vielleicht der simple Grundsatz, daß die deutsche Arbeiterschaft in der äußeren Politik die Schicksake des Volksganzen teile, sie also zu Herzen nehmen müsse, aufs Einfachste. Ideen, wie ich sie heute vertrete, wurden vielmehr in erster ungestalter Form in unseren intimsten Erörterungen schon vor 14 Jahren von mir ausgesprochen, als daS. Jubiläum des deutsch -französischen Krieges sie veranlaßt hatte. Und weit verbreitet bei deutschen, tschechischen, polnischen, russischen Genossen habe ich die Anschauung gefunden, daß die besondere Stellung der reichSdeutschen Sozialdemokratie zur Idee der Nation von feme etwa wie der preußische Parti- kularismuS der Konservativen oder die allzu heftigen österreichischen Sympathien des Zenttums oder der süddeutsche Partikularismus jeder Art unüberwundener Ueberrest des Denkens aus der Zeit der staallichen Zersplitterung ist. Dabei ist eS selbstverständlich, daß dergleichen Gedankenresiduen von dem Sozialdemokraten, der sie in sich trägt, als sozialdemokratisch angesehen werden; nicht anders tut es z. B. der Wiener mit seinem sehr reichlich überlieferten Altösterreichertum des Empfindens. Mag also derVorwärts", der mit den Ansichten eines für fich stehenden Mannes zu polemisieren der Mühe nicht wert fände, in meinen Aasführungen den Ausdruck jener von vielen geteilten Meinung sehen, die auch in Deutschland ihre füllen Gläubigen hat: aber jedenfalls ist die Anklage gegen den Revisionismus schlechthin nicht anstecht zu erhalten. Damit jedoch keine neue Gruppe Mitschuldiger aufzutauchen scheine, so sei schnell beigefügt, daß mein Auftreten auch in Wien keine Billigung findet. Bei den einen nicht, weil sie eine spezifisch österreichische Krankheit alle Erörterungen allgemeiner Fragen, ja einige sogar jede ideelle Erhebung über praktische Matznahmen geringschätzen, bei andern, weil sie die Pflichten des Genossen mit den Pflichten deS Diplomaten verwechseln, bei den dritten und wohlwollenden, weil fie meine Bemühungen für vergeblich erachten. So bleibe ich auch nach dieser Seite, wenn eine Schuld überhaupt borliegt, der allein und einzig Schuldige. Mit sozialdemokratischem Gruß Karl Leuthner . Wir haben diese Zuschrift wiedergegeben, weil wir es für unsere Pflicht halten, dem Angegriffenen selbst dann das Wort zu geben, wenn seine Ausführungen unseres Erachtens nicht geeignet sind, dem von ihm verfolgten Zweck zu dienen. Bei Leuthners Zuschrift ist das in dem Maße der Fall, daß er eher die Behauptungen unsers Artikels bestätigt, denn entkräftet. Alles was er als Zeugnis gegen die Mit- schuld des Revisionismus anführt, beweist garnichts weder die Tatsache, daß der Revisionismus in Oester- reich nicht bodenständig geworden ist, noch die andere, daß er Leuthner nur mit einem reichSdeutschen Revisionisten in Verkehr steht. Geistige Gemeinschaft ist auf solch grobe Mittel,»vie Leuthner sie als notwendige Voraussetzung hin­stellen möchte, nicht angewiesen. Und für die gefftige Gemeinschaft zeugt die Zuschrift so deutlich betont doch Leuthner seine geistige Verwandtschaft mit Calwer und Schippe! kräftig genug. daß wir uns alle weiteren Be- merkungen ersparen können. Die zweite Zuschrift stammt vom Genossen Ed. David und istZur Abwehr!" überschrieben. Sie lautet: ljn dem LeitartikelDie Revision der Jnternatio. nalltät" wird der Versuch unternommen, dieRevisionisten " verantwortlich zu machen für den Leuthnerschen Aufsatz in denSozialistischen Monatsheften". Da ich zu den schlechten Kerlen gehöre, die man alsRevisionisten " zu bezeichnen pflegt, so glaube ich in Wahrnehmung berechtigter Interessen handeln, wenn ich gegen diesen Versuch einen entschiedenen Protest einlege. Wenn unsere politischen Gegner der sozialdemokratischen Partei die Verantwortung für die ungeschickte Aeußerung eines einzelnen Sozialdemokraten aufbürden, so weisen wir das mit Recht als eine schäbige, unehrliche Stampfesweife zurück. Dieses taktische Manöver wird aber nicht besser dadurch, daß es bei Meinungskämpfen innerhalb der eigenen Partei angewandt wird, um die Parteigenossen der anderenRichtung" unterzukriegen. Die Artikel in denSozialistischen Monatsheften" werden sämtlich mit Namen gezeichnet. Die Verfasser übernehmen dadurch vor aller Welt persönlich die Verantwortung für ihre Aufsätze und jedermann weiß, an wen er sich zu halten hat. Keiner dieser Artikel wird vorher irgendeinerrevisionistischen" autoritativen Instanz die es überhaupt nicht gibt zur Begutachtung vor­gelegt, und niemand hat Einfluß auf die Redaktion der Zeitschrift. Mit welchem Recht belastet man also eine unter dem Etikett Revisionismus " zusammengefaßte Vielheit von Parteigenossen mit einer kollektiven Verantwortung für jeden dort erscheinenden Artikel? Im vorliegenden Fall ist dieses Verfahren um so ungehöriger. als der Leuthnersche Artikel nicht etwa nur gegen dieradikalen", sondern im gleichen Maße, wenn nicht noch mehr, gegen diercvisio- nistischen" Parteiblätter gerichtet war; und gerade vonrevisio- nistifcher" Seiterevisionistisch" immer im Sinne desPor- wärts" zuerst zurückgewiesen wurde. Der Verfasser desVorwärtS"-Artikels scheint selbst die Schwäche der persönlichen Unterlage seines Angriffs gegen den Revisionismus " zu fühlen. Er meint, es lohnte sich nicht gegen Leuthner zu polemisieren, wenn dieser nur ein Mann für sich allein wäre. So konstruiert er sich denn eine theoretische Be- gründung für seine Anklage gegen die ihm verhaßteRichtung". Leuthncrs Eigenart", sagt er,besteht lediglich darin, daß er in der Stellung zu nationalen Fragen die letzten Schritte schon getan hat. die den übrigen seiner Richtung zu tun noch übrig sind." Dafür werden dann auch Acutzerungen italienischer Reformisten als Beweismaterial herangeschleppt. Merkwürdigerweise scheint dem Leitartikler desVorwärts" das Verhalten Hyndmans, des Führers derSocial-Demo- kratic Party" ganz entgangen zu sein. War es nicht dieser offizielle Verlrete? der streng marxistischen Richtung innerhalb der eng- lischen Arbeiterbewegung, der in das Geschrei der englischen Chauoi- nisten über die Gefahr einer deutschen Invasion einstimmte und dadurch den Striegshetzern seines Landes hochwillkommene Helfers- dienste leistete? Was würde derVorwärts" sagen, wenn wir daraus den Schluß zögen, das Verhalten Hyndmans sei nur die letzte logische Konsequenz der weltpolitischen Aeußcrungen der radikalen Richtung". Derselbe hochorthodoxe Marxist Hhndman treibt übrigens auch den englischen Imperialisten Wind in die Segel durch seinen Kampf gegen denFreihand elsschwiudel". Er ist also Leuthner und Schippel in einer Person. Angesichts dieses natin- nalistischen und schutzzöllnerischenradikalen" Parteiführers sollte uns derVorwärts" mit seiner windigen Beweisführung gegen denRevisionismus" wirklich vom Leibe bleiben. Noch ein weiteres amüsantes Beispiel von einseitigster Richtungsblindheit leistet sich derradikale" Leitartikler. Während er stirnrunzelnd Schippels günstiges Urteil über die deutsche Politik in dem österreichisch-serbischen Konflikt als weiteres Moment für die nationalistische Entartung desRevisionismus" registriert, vergißt er zu erwähnen, daß auch L e d e b o u r die Politik Bülows in dieser Sache ausdrücklich gebilligt hat. Vielleicht liest der. Genosse imVorwärts" mal den stenographlscheu Bericht über die Rcichstagsverhandluug vom 29. März d. I. nach. Zum Schluß aber möchte ich noch eine Frage seinem Nach- denken empfehlen. Glaubt er der Partei dadurch zu nützen, daß er Leuthners nationalistische oder Schippels zollpolitische An- schauungen demRevisionismus" aufs Konto setzt? Dierevisio- nistische" Richtung ist kein unbeträchtlicher Teil der Partei, und wenn der Anschein erweckt wird, daß alle oder doch vieleRevisio- nisten" jene Anschauungen teilen, so erhalten diese dadurch eine Bedeutung, die sie als Absonderlichkeiten vereinzelter Personen nicht haben. Daß damit unseren Gegnern das Geschäft erleichtert wird, diese gegen uns auszuschlachten, liegt auf der Hand. DerVorwärts" sollte sich darüber freuen, daß weder inbezug auf unsere internationale Politik noch hinsichtlich unserer Wirt- schaftspolitischen Haltung seither ernstliche Meinungsgegensatzc zwischen den beiden Richtungen in der Partei zutage getreten sind. Diese Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Sozialdemokratie zu betonen, liegt im wohlverstandenen Interesse unserer Bewegung. Statt dessen stellt es derBorlvärts" so hin, als ob ein starker Bruchteil der Partei in diesen hochwichtigen Fragen andere Wege wandle. Das ist eine seltsame Auffassung von den Aufgaben eines Zentralorgans der sozialdemokratischen Partei". Eduard David , Die Abwehr des Genossen David hat zwei Glanzpunkte die Hinweise auf H y n d m a n und L e d e b o u r, die beiden Radikalen, die derselben Sünden bloß sein sollen wie Leuthner und Schippel. Indes diese beiden glänzendsten Argumente Davids sind nur Blender, die einer ernsthaften Untersuchung nicht stand halten. Der Fall Hhndman beweist nichts gegen den Marxismus. Nur unter Davids flinken Fingern ist Hhndman alshoch- orthodoxer Marxist" zu frisieren. In Wirklichkeit hat er auf diese Bezeichnung gar keinen Anspruch. David braucht es allerdings nicht bekannt zu sein, daß Hhndman so wenig orthodoxer Marxist ist, daß er die Griumdlage des marxistischen Systems, die materialistische G e- schi ch t s au f f a s s un g nicht anerkennt! Wie Engels über diesen Mann gedacht hat, den David dem Marxis- nms aufs Konto setzen will, das ist in seinem Briefwechsel niit Sorge deutlich zu lesen! Vielleicht entschließt sich David einmal dazu. Selbstverständlich ist an Hydmans Argumen- tation für die Notwendigkeit verstärkter Rüstung Englands nichts, was aus dem Marxisrnus stammt. Und deshalb würde David bei allen Wissenden lediglich mitleidiges Gelächter er­regen, wenn er den Schluß ziehen wollte,das Verhalten Hyndmans sei nur die letzte logische Konsequenz der weit- politischen Aeußerungen derradikalen Richtung"." Es steht in schroffem Gegensatz dazu. Uebrigens erfordert die Gerechtigkeit denn doch, festzustellen, daß Hhndman mit Leuthner noch keineswegs gleichzusetzen ist. In Hyndmans Aeußerungen wird David vergeblich nach solchen verstiegenen nationalistischen Gedanken fahnden, aus denen sich Leuthners Artikel aufbauen. Hhndman ist so wenig Imperialist, so wenig Vertreter der auswärtigen Politik Englands, daß er einer der grimmigsten und bestorientierten Bekämpfer der englischen Herrschaft in Indien ist! Eine arge Frisur der Tatsachen erlaubt sich David, wenn er Hyndman mit Schippel in eine Reihe stellt. Die Agita- tion Hyndmans gegen denFreihandelsschwindel" hat mit Billigung schutzzöllnerischer Bestre- bungen nichts, aber auch gar nichts gemein! San- dern sie wendet sich lediglich gegen die Uebertreibungcn der Freihändler, die den Freihandel als aller Uebel Heil- mittel anpmsen und die Arbeiter darüber hinwegtäuschen möchten, daß sie darüber hinaus Forderungen zu stellen haben. Nicht besser, als die Gleichstellung Hyndmans mit Schippel, ist der Versuch, das von uns aufgespießte begeisterte Lob der deutschen Auslandspolitik durch Schippel mit den Erklärungen gleichzusetzen, die Genosse L e d e b o u r in der Reichstagssitzung vom 29. März zur Haltung der deutschen Regierung im serbisch -österreichischen Konflikt abgegeben hat. David kennt das Stenogramm dieser Rede, und er weiß daher, daß Ledebour lediglich sehr nüchtern festgestellt hat, daß die Sozialdemokratiein dieser Beziehung im großen und ganzen einverstanden ist mit der deutschen Reichs- regierung". Daß das ganz etwas anderes ist, als die glühend-begeisterte Bewunderung, die Schippel in den Sozialistischen Monatsheften" vor der auswärtigen Politik Bülows im reinsten Offiziösenstil ausströmte, das kanil auch David fassen, sofern er dieRichtungsblindheit" abschüttelt. Wir haben, wie unser Artikel ausweist, nicht alle Revi- sionisten für die nationalistischen Exzesse Leuthncrs verant- wortlich gemacht. Aber mit vollem Recht haben wir be- hauptet, daß der Revisionismus der Nährboden ist, auf dem neben so vielen anderen Geivächsen auch der Nationalismus Wurzeln schlaaen kann. Wie sehr der Revisionismus dazu geeignet ist, das zeigt besonders deutlich die Häufung nationalistischer Entgleisungen in Italien , auf die David freilich vorsichtigcrweise nicht eingeht. Den Aufgabe! eines Zeittralor�ans der sozialdemokrati- scheu Partei glauben wir durch Aufdecken dessen was ist, besser zu dienen, als durch Vertuschen. Unsere Gegner, die ja nicht über dieeinseitige Richtungsblindheit" Davids verfügen, werden deshalb nicht glauben, daßein starker Bruchteil der Partei" den Leuthner, Schippel und Calwer folgt! Ms der frauenbe�egung. Versammlnugen Veranstaltungen. Hausangestellte. Donnerstag, den S. Mai, abends d>/z Uhr: Ver­sa mnflung in ZemterS Festsälen, Kommandantenstr. ti2. Vortrag über:Zähne und Zahnpflege" von Frl. Oswald. Zahlreiches Erscheinen erwünscht.