Große Anfregung erregte Dienstagabend die Festnahme einesKleideranfschlitzerS auf den, Dvnhoffplatz. Eine Frau, die mit ihremManne die Leipziger Straße entlang ging, fühlte, daß sich jemandan ihrem Kleide zu schaffen machte und schrie auf. Es ergab sich,daß das Kleid aufgeschnitten und weiter ausgerissen war. Der Täterentfloh, wurde aber verfolgt und von einem Schutzmann auf demDöuhoffplatz festgenommen. Es ist ein Maler Franz Eppich aus derLychenerstraße.Zwei Personen bei einer Bootsfahrt ertrunken. Aus der Ober-spree wurden gestern die Leichen zweier Ertrunkener gelandet; eswaren die beiden Kutscher Dreher und Woyta, die mit drei Be-kannten auf der Spree eine nächtliche Ruderpartie unternommenhatten. Als sich das Boot mitten auf dem Fluß befand, begingendie jungen Leute die Unvorsichtigkeir, die Plätze zu wechseln. Sietaten dies mit solcher Ungeschicklichkeit, daß das Fahrzeug umschlugund sämtliche Insassen in die Fluten stürzten. Wahrend es dreiender Verunglückten gelang, sich durch Schwimmen in Sicherheit zubringen, fanden D. und W. den Tod in den Wellen. Ihre Leichenkonnten gestern geborgen werden.KindcrauSbcutung. Unter dieser Ueberschrift berichteten wir inunserer Nummer vom 28. April, daß an der Roßstraße ein schul»Pflichtiger Knabe bor Entkräftung einen schwer beladenen Handwagennicht weiterfahren konnte und daß schließlich ein Schutzmann HerrnFritsche herbeirief, der seinerseits einen erwachsenen Arbeiter an-nehmen mußte, um den mit Geschirren und Röhren beladenenWagen an Ort und Stelle zu befördern. Hierzu teilt uns derRechtsanwalt des Herrn Fritsche folgendes mit:»Am Tage desVorfalles, dem 26. April. hatte der Knabe ausnahmsweiseleere Blechbüchsen auf dem Handwagen zu befördern. Nachdem Aufladen, das auf dem Potsdamer Güterbahnhofzwischen 5'/« und S'/z Uhr geschah, befragte Herr Fritsche den Knabenausdrücklich, ob die Ladung etwa zu schwer set. Dieser verneinteund fuhr ohne Anstrengung mit dein Handwagen ab. Während dereinstündigen snicht mehrstündigen) Fahrt waren die Büchsen offenbaretwas mehr in den hinteren Teil des Wagen« gerutscht, so daßder Knabe genötigt war, den vorderen Teil herunter zu drücken.Anstatt den Büchsen zum Beispiel durch Aufklippen des Wagenseine andere Lage zu geben, suchte er die Schwierigkeitdurch größere Anstrengung zu beseitigen, und ermüdete hierdurchvorübergehend, zeigte aber beim Eintreffen deS Herrn Fritschekeine Spur von Entlräftigung, begleitete vielmehr den Handwagenaus freien Stücken bis zur AblieferungSstelle und nach dem Geschäfts»lokal zurück.*Was die Arbeitszeit betrifft, so läßt Herr Fritsche schreiben:«Der 13jährige Knabe ist nicht von 2 bis 9 Uhr, sondern imDurchschnitt genau vier Stunden, niemals aber länger als sechsStunden beschäftigt worden. Seine Tätigkeit bestand in der Be»förderung von Kleiderbügeln und anderen Holzwaren, während„Ge»schirre und Röhren* in' dem Geschäfte des Herrn Fritsche nicht ge«führt werden*.Zu dieser Zuschrift haben wir zu bemerken, daß nach den unsgemachten und von neuem bestätigten Angaben der Junge tatsächlichvollkommen entkräftet war, ivaS bei der Sckiwere des WagcnS garnicht zu vermeiden gewesen sei. DaS beweist ja auch die Tatsache,daß ein Schuhmann sich an Herrn Fritsche wandte unter Mit»teilung dieses UmstandeS. Was die Länge der Arbeitszeit anbetrifft,so sind die Angaben deS Herr Fritsche selbst nicht ganz klar. Wirnehmen aber davon Notiz.Ein Arbeiter-Wanderbund soll am Freitag, den 7. Mai. abends8 Uhr, in einer Versammlung im Grand-Hotcl Alcxanderplatz end»gültig konstituiert werden. Die Mitglieder der bereits bestehendenArbeiterwander- und ähnlicher Vereine, auch alle proletarischenTonristen und Naturfreunde sind zu dieser Versammlung eingeladen.Passagc-Theater. Mit derselben Reichhaltigkeit, die den ganzenWinter hindurch zu den anerkennenswerten Eigenschaften dieserVariätöbühne gehörte, sorgt auch das Maiprogamm deS Passage-Theaters für eine artistisch gute und abwechslungsreiche Unter-Haltung seine« Publikums. Einzelne der Darbietungen übten schonim vorigen Monat eine starke Zugkraft aus; trotzdem sieht man sienoch immer gern und erfreut sich an ihnen. Dem Tanz ist in demdiesmaligen Programm eine ganze Reihe von Nummern ein»geräumt: La Gitana. die graziöse TranöformationStänzerin,gefiel ebenso sehr wie daS russische Tänzerensenible derBalaschosf-Troupe; auch die maurische SchlangentänzerinI a k a I s h a d wirkt noch inrmer fesselnd in ihrer eigenartigenexotischen Art. Dann wurde gesungen: Ernstes und Heiteres. Derfahrende Sänger Bruns-Lebrun, der über eine schöne undstarke Stimme verfügt, verhalf dem Ernst, die vielbclachten Grotesk»Duettisten Wacker u. Wacker dem Scherz zu seinem Recht. Füranimierte Heiterkeit sorgte auch noch auögiebig der VortragskünstlerWalter Schneider. Von verblüffender Geschicklichkeit und zu-gleich von grotesker Komik zeigten sich zwei Zauberkünstler, dieunter der Firma Marco Belly ihre.Illusionen und Desillusionen'vorführten. Die Akrobatik leistete, wie immer, Prächtiges: MißLeo na gefiel als Equilibristin, The AreestonS erregten mitihrem waghalsigen Luftakt und The 5 O l r a c s als»komischeAkrobaten* den vollen Beifall der Zuschauer.Feuerwehrbcricht. In der letzten Nacht kam in der Neuen Hoch»straße 0 aus unbekannter Ursache Feuer aus, das an dem Inhaltder Bodenverschläae, dem Dachgcbälk usw. reiche Nahrung fand. DerIS. Löschzug aus der Pankstraße mutzte zwei Stunden lang kräftiglöschen, bevor die Gefahr beseitigt war. Die Berqualmung derRäume und Treppeu veranlaßte den Brandmeister Steiner eineSchlauchleitung über eine große mechanische Leiter vornehmen zulassen. Leider ist die Löschung nicht ohne Unfall verlaufen. DerFeuermann Saß erlitt durch Stichflammen Brandwunden im Gesichtund an den Händen. Er wurde nach der Unfallstation in derLindower Straße gebracht, dort verbunden und dann nach seinerWohnung entlassen. Gleichzeitig hatte die Feuerwehr am GrünenWeg 20 zu tun. Dort brannten in einer Leistensabrik um 1 Uhrnachts Regale mit Farben, Leisten usw. Der 7. Zug hatte tüchtigzu löschen, um die Gefahr für die Fabrik zu beseitigen. Die Entstehung deS Brandes ist noch nicht ermittelt. Ferner wurde dieFeuerwehr nach der Feilnerstr. 12, Gleimstr. 63 und anderen Stellenalarmiert, wo in Wohnungen Feuer ausgekommen war.Vorort- jVadmehten.An die Jugendausschuffe der Vororte JAm Dienstag, den 11. Mai, abends 8'/2 Uhr, findet imÄewerkschaftshause(Saal 8) eine gemeinsame Sitzung derJugendausschüsse der Vororte statt.Die Jugendausschüsse der Vororte werden ersucht, je einenVertreter zu dieser Sitzung zu entsenden.Diejenigen Jugendausschüsse, welche sich bei dem Unter»zeichneten noch mcht gemeldet haben, werden aufgefordert, diesjetzt unverzüglich zu tun.Mit ParteigrußDer Jugendausschuß für Grosi-Berli».I. A.: K. Rosenfeld.An der Spandauer Brücke 1».lftixdorf.Ein braver Parteigenosse wurde dieser Tage in der Person desGastwirts Heinrich Blümel unter zahlreicher Beteiligung derGenoffen und Genossinnen zu Grabe getragen. Wohl an 1000 Teil«nehmer gaben dem Verstorbenen das letzte Geleit. Blümel hattesich diese Teilnahme redlich erworben. ES konnte sein, wo undwann es wollte, immer stand der verstorbene Genosse seinen Mann,seine eigenen Interessen stets hintenansetzend. Am Grabe würdigteGenosse Böske die Verdienste deS Dahingeschiedenen in beredterWeise, schilderte auch die Verfolgungen, die Blümel erdulden mußte,insbesondere die, die ihn trafen, weil er als städtischer Arveiter dieInteressen seiner Kollegen wahrnahm. Die Genoffen Rixdorfs der-lieren in ihm einen opferfreudigen Parteifteund, der mit Leib undSeele der Partei diente. Sie werden ihn in gutem Andenken be-halten.Der sozialdemokratische Wahlvercin hielt am Dienstag eineGeneralversammlung in Hoppes Festsälen ab. Der Vorsitzende, Ge-nosse Scholz, erstattete den Geschäftsbericht. Von den politischenVorgängen des letzten Vierteljahres in Rixdorf seien die in derStadtverordneten-Versammlung die wichtigsten. Der Vorstandhabe diese darum besonders auf die Tagesordnung gestellt, anstattbis zum Jahresbericht der Stadtverordneten zu warten. Wasdie kommunale Wahlrechtsfrage angehe, so habe sich ja der Vor-stand damit beschäftigt. Das Ortsstatut habe noch nicht die Zu-stimmung des Bezirksausschusses gefunden. Die Klage betreffenddas Drittelungsverfahren in Rixdorf schwebe noch. Ein Terminsei angesetzt, aber wieder vertagt worden.— Im Februar sei einFlugblatt gegen die Wahlrechtsräuber verbreitet worden, das seineWirkung getan habe.— Auf den Rekurs, der gegen die Begründungdes Schiedsspruches in Sachen mehrerer Buchdrucker eingelegtwurde, hat die Kontrollkommission entschieden, daß die Berufunggegen den Schiedsspruch zurückgewiesen werde, da sich der Aus-schlutz aus der Partei nicht rechtfertigen ließe. Die Kontroll-kommission bedauerte aber zugleich lebhaft, daß jene Genossen dieNachtfahrt von ihrer Generalversammlung in Köln gescheut habenund deshalb nicht an der so bedeutungsvollen Landtagswahl teil-nahmen. Redner meint, die Genossen hätten sich seinerzeit jeden,falls mit dem Schiedsspruch zufrieden gegeben, wenn er sich inder Begründung so ausgelassen hätte wie der Bescheid der Kontroll-kommission.— Die Beteiligung an den vier Leseabenden derFrauen lasse noch zu wünschen übrig. Die Agitation unter denFrauen werde demnächst weiter ausgestaltet werden.— Die Mitgliederbewegung litt unter der Krise. Zwar war gegen daS vor-herige Vierteljahr ein Plus von 83 zu verzeichnen. Das entfielaber auf die hinzugekommenen Frauen.— Das nächste Vierteljahr könne für die Nixdorfer Genossen große Arbeit bringen.Das Landtagsmandat für Rixdorf-Schöneberg werde vielleicht baldkassiert, so daß man dann vor einer. Landtagswahl stände. Außer-dem wisse man nicht, ob nicht der'Reichstag schließlich aufgelöstwerde. Jedenfalls müßten die Genossen bereit sein.Genosse M a y n z fragt an, wie es sich mit dem Bestrebenauf Freigabe der Philharmonie zum persönlichen Verkehr ver-halte. Er bemängelte ferner den Beschlutz, keinen Kranz vonVereins wegen niederzulegen, wenn von den Verwandten des ver-storbenen Mitgliedes ein Pfarrer zur Beerdigung zugezogen fei.Das wäre nicht richtig. Durch etwaige Scherereien, die diePfaffen den beauftragten Genossen machten, dürfe man sich nichtabhalten lassen. Und wenn der Prediger die Entfernung derroten Schleife verlange, so wirke das aufreizend und rege andereTeilnehmer zum Denken an.Genosse Franke hat eine Beschwerde über den Kreisvorstandvorzubringen. Alle Jahre würden mehrere hundert Mark fürMaterial zur Landagitation ausgegeben. Er müsse rügen, daßdies Material an aufklärendem Gehalt eingebüßt habe und imgegebenen Einzelfalle mangels Aktualität versagte. So habe z. B.in einem Landkreise ein sehr starker reichstreuer Wahlverein be-standen. Dieser sei ganz erheblich zurückgegangen infolge derStreitigkeiten über die Finanzreform. Die Leute hätten nun aufdie sozialdemokratischen Schriften gewartet, was die darübersagten. Das Material, das die Genossen verbreiten mußten, habeaber darüber so gut wie nichts enthalten, abgesehen von ein paarZahlen im Flugblatt. Auch werde das Material erst in der letztenMinute zugestellt, so daß man sich nicht erst informieren könne.Auf der nächsten Kreisgeneralversammlung müsse die Frage an-geschnitten werden.(Zustimmung.)Genosse H a n n a ck vertritt den Standpunkt, daß die General-Versammlung von Groß-Berlin auch noch in einer Zusammen-setzung von 700 Delegierten, wie das letztemal, viel zu umfangreichsei, um ordnungsgemäß zu verhandeln. Richtige Verhandlungenhätten dann auch gar nicht stattgefunden. Redner geht dann nochauf den Pankower Streit ein und bedauert, daß zwei Mandatein Pankow verloren gegangen feien.Genosse G r o g e r meint, daß man jetzt die Pankower An-gelegenheit als erledigt behandeln sollte. Wichtig erschienen ihmjedoch die Ausführungen Hannacks über die Größe der General-Versammlung von Groß-Berlin. Eine kleinere Körperschaft wäresicher besser. Bei einer Verminderung der Delegierten dürfteaber Rixdorf bei seiner Stellung in einem größeren KreiSherbandebenachteiligt werden. DaS fei zu bedenken.Der Vorsitzende. Genosse Scholz, bemerkte in seinemSchlußwort: Der Antrag des Genossen Wurm, die Philharmoniebetreffend, liege bei der Lokalkoi» Mission. Der Beschluß überdaS Niederlegen von Kränzen bei Beerdigungen, woran Pfarrerteilnehmen, fei alt. Er persönlich halte ihn auch für selbst.verständlich. Wenn der betreffende Genosse es nicht fertiggebrachthabe, feine Familienangehörigen in unserem Sinne zu erziehen,dann hätten wir keinen Anlaß, auch hier unserer Gepflogenheitzu folgen und uns von dem geistlichen Herrn, der dort die Machthabe, noch herunterhunzen zu lassen. Wir nehmen dann ebenkeinen Kranz mit. Frankes Ansicht teile der Vorstand und Grogerhabe den Auftrag, auf der nächsten Kreisgeneralversammlungdie Beschwerde vorzutragen. Zur Delegiertenwahl für dieGeneralversammlung von Groß-Berlin äußerte sich Redner ähnlichwie Groger.— Skur stellt den Antrag, dahin zu wirken, daßin Zukunft die Wahl auf der Generalversammlung von Groß-Berlin in geheimer Abstimmung vorzunehmen sei. Der Antragwurde angenommen.Genosse S t i e l e r gab den Kassenbericht für daS verflosseneVierteljahr. Die Gesamteinnahme einschließlich des früherenBestandes betrug 7712,89 M.. die Gesamtausgabe 2399.08 M.Abgeführt an die Kreiskasse wurden 8141,92 M. Am Ort verbliebein Bestand von 171,92 M. Es folgte der Bericht der Bibliothek-kommission.Heber die letzten Vorgänge in der Stadtverordneten-Versamm-lung referierte der Stadtverordnete Genosse Groger. Er gabein Bild von den Etatberatungen, über die der„Vorwärts" ein-gehend berichtet hat. Unter anderem führte Redner noch auS:Die Fraktion sei bei ihrem Verhalten von dem Gesichtspunkt aus-gegangen, daß sie in erster Linie bedacht sein müsse, die Interessender Wähler zu wahren. Man habe keinen Anlaß gehabt, diebürgerlichen Vertreter irgendwie zu schonen. Und wer die Pressein den Tagen verfolgt habe, werde ibm zustimmen müssen, daßdie ganzen Reden unsererseits eine Anklage waren gegen diePolitik der Rathausmehrheit. Man habe diese zur gründlichenVerhandlung, namentlich der sozialen Angelegenheiten und derSteuerfragen, gezwungen. Er wolle hervorheben, daß, wenn maneine wirkliche Obstruktion hätte machen wollen, der Etat bis heutenoch nicht fertig wäre. Die Möglichkeit hätte bestanden. Sovielaber stehe fest, daß die sozialdemokratischen Vertreter bei jederPosition getan hätten, was notwendig war. Die Etatsberatung,die früher gewöhnlich mit drei oder vier Sitzungen erledigt war,habe neun Sitzungen beschäftigt. Deutlich sichtbar sei in denVerhandlungen der Klassenkampf zum Durchbruch gelangt. Diebürgerlichen Parteien hätten ihren Haß gegen die Sozialdemo-kratie, gegen die überzeugte Arbeiterschaft bekundet, offen Jnter-essenpolitik zugunsten der Besitzenden getrieben und ihre Rück-ständigkeit in sozialpolitischen Dingen wieder einmal bewiesen.Redner führte dafür verschiedene Beispiele an und kam zu demSchluß: Die Vorgänge zeigten, daß man sich in Rixdorf noch aufharte Kämpfe gefaßt machen müsse. Es wäre Aufgabe unsererGenossen, außerordentlich wachsam zu sein. Das Interesse anden lommunalpolitischen Dingen dürfe ebensowenig erlahmen, wiedaS an den Vorgängen am großen politischen Horizont.(Beifall.)Genosse R e tz e r a u äußerte sich zustimmend und erklärte,daß es einfach die verfluchte Pflicht und Schuldigkeit der Genossensei, hinter der Fraktion zu stehen.Dann wurden noch einige Ausschlußangelegenheiten erledigt.Eine FrShlingsfeier veranstaltet für die arbeitende Jugend derJugendausschuß der Arbeiterschaft RixdorfS amSonntag, den 9. Mai, nachmittags 4 Uhr, in Felschs Gesellschafts-Haus, Knesebeckstr. 48/49. Das Programm besteht aus Festvortrag,Kammermusik(Klavier, Violine, Cello), Rezitationen und Solo-gesang; ein Tanzkränzchen bildet den Abschluß. Die Genossen undGenossinnen tun gut, wenn sie die ihren Familien zugehörigenArbeiter und Arbeiterinnen auf die künstlerische und stimmungsvolleFeier aufmerksam machen. Eintrittskarten werden umsonst aus-gegeben, jedoch nur vorher und zwar bei: Julius Rummel, Kaiser-Friedrich-Straße 86; Frieda Schulte, Niemetzstr. 17 III; WilhelmSchulz. Sanderstr. 12, vorn III; Emil Wutzky, Niemetzstr. 6 HLTchöneberg.Einem Karwffelverkaufsschwindcl ist die Schöneberger Kriminal-Polizei auf die Spur gekommen. Es ist ihr gelungen, die Haupt-beteiligten, den Bäcker Johann Wiedmann und den Arbeiter MaxElsner, sowie die Hehler, zwei Charlottenburger Kartoffel-Groß-Händler, die Kaufleute R. und P., zu verhaften. Diebeiden Erstgenannlen betrieben da? infolge des Massen-absatzeS sehr lukrative Geschäft in der Weise, daß sie vonihren aus den Märkten und vor den Häusern haltenden WagenKartoffeln in 1 bis l'/3 Zentner haltenden Säcken verkauften, derenjeder in Wirklichkeit jedoch 20 bis 30 Pfund weniger enthielt. DerSchwindel blieb lange Zeit dadurch unentdeckt, daß die beidenihre Waren nur dort verkauften, wo sie wußten, daß die Säckenicht nachgewogen und die Kartoffeln gleich in den Keller geschüttetwurden. Wo nachgewogen wurde, entschuldigten sie sich und gabenrichtiges Gewicht. Viele Betrogene haben bereits Anzeige erstattet.Weitere Geschädigte werden ersucht, sich bei der Schöne-berger Kriminalpolizei, Zimmer 1, zu melden. Wiedmann und ElSnerhaben auch noch eine große Anzahl anderer Gaunerslreiche verübt.Sie drängten sich nach Schluß der Märkte an Gastwirtschaften anangetrunkene Kutscher von Kartoffel- oder Gemüse-Großhaiidluiigenheran, machten sie trunken und raubten ihnen auf der Heimfahrt diegesamte Barschaft. So hatten die beiden erst gestern dem Kutschereiner Kartoffel-Großhandlung aus Groß-Lichterfelde auf der Rück-fahrt den ganzen Erlös abgenommen.Mit einem volkstümlichen Anturnen eröffnet der Arbeiterwrn-verein am Sonntag, den 9. Mai. nachmittags 3 Uhr, seinen neu-errichteten eigenen Turnplatz an der RubenSstraße(am Helmholtz-Gymiiasium). Alle Freunde der Turnerei sind hierzu eingeladen.Zur Förderung der Konsumgenossenschaftsbewegiing findet amDonnerstag, abends 8'/, Uhr, bei Große, früher Obst, MeiningerStraße 8, eine öffentliche Versammlung statt, in welcher der Arbeiter-sekretär Karl Giebel über das Genossenschaftswesen sprechen wirdWilmersdorf.Die Stadtverordnetenversammlung hat gestern abend unter Zu»stimmung des Magistrats beschlossen, daß eine gemischte Deputationüber die Einführung der WertzuwachSsteuer beraten soll. Eine indieser Angelegenheit der Stadtverordnetenversammlung zugestelltePetition des Grundbesitzervereins Halensee wurde dem Magistratals Material überwiesen.Adlershof.Der BildungSauSschnß teilt mit: Heute hält Gen. Simon Katzen-stein seinen zweiten Vortrag aus dem Zyklus:.Die soziale Be«deutung deS Genossenschaftswesens*. Das Thema des heutigen Abendslautet:.Die Geschichte de» modernen Genossenschaftswesens*. EineAnzahl Hörerkarten zum Preise von 40 Pf. für sämtliche Vorträgesind noch zu haben.Außerdem werden von heute ab Einzelkarten für jeden Vortragzum Preise von 10 Pf. ausgegeben.Die Vorlesungen finden im Lokal von Kaul, Dismarckstraße IS,statt; sie beginnen pünktlich um 9 Uhr und endigen um 10'/, Nhr.Sericdts- Leitung.Die neue Bäckereivcrordlinug für de» Polizcibezirk verli«,welche seit dem 1. Oktober in Kraft ist, enthält verschiedeneBestimmungen, von denen die Bäckergesellen von vornhereinannahmen, daß sie, aber nicht die Meister zur Verantwortunggebogen werden würden, wenn diese Bestimmungen übertretenwürden. Daß diese Befürchtung der Bäckergesellen begründetist, das zeigte eine Verhandlung, welche am Mittivoch vor demSchöffengericht Berlin-Mitte stattfand.Die Verordnung bestimmt unter anderem, daß Personen,welche mit der Herstellung von Backwaren beschäftigt sind, beider Arbeit mindestens mit Hemd, Hose, Schürze und Mützebekleidet sein müssen.— Als die'Bäckerci des Meisters Hahnevon einem Schutzmann revidiert wurde, arbeiteten die beidenim Backraunt beschäftigten Gesellen ohne Mütze und Schürze.Diese beiden polizeilich vorgeschriebenen Bekleidungsstückehingen unbenutzt am Nagel in der Backstube.—Bäckermeister Hahne, der übrigens während der Arbeitszeitnicht in der Backstube anivescnd war, erhielt eine Anklage wegenUebertretung der Bäckereiverordnung. Sein VerteidigerRechtsanwalt Löwe bestritt die Gültigkeitder Verordnung. Er sagte, die Polizei habe nicht dasRecht, vorzuschreiben, wie sich jemand kleiden solle. Fallsaber dieser Teil der Verordnung für gültig angesehen werde.könne man den Meister nicht dafür verantwortlich machen,wenn die Gesellen Mütze und Schürze nicht anlegen oderwährend der Arbeit abnehmen, unisoivcniger. wenn derMeister gar nicht in der Bäckeret anwesend set.Das Gericht sprach den Angeklagten frei mit derBegründung: der Teil der Verordnung, welcher von der Be-kleioung der in Bäckereien beschäftigten Personen spricht, seifür die Gesellen gegeben, aber nicht für die Meister. DieVerordnung sage nicht, daß die Meister für die Uebertretungder Gesellen verantwortlich seien. Im vorliegenden Falle seider Angeklagte nicht in der Bäckerei anwesend gewesen, erhabe also die Uebertretung nicht hindern können und müsseschon aus diesem Grunde freigesprochen werden.Da dieser Fall der erste seiner Art ist, welcher daS Gericht beschäftigte, so wird— wie aus einer Bemerkung desAnklagevertreters hervorgeht— die Staatsanwaltschaft Be-rufung einlegen und in letzter Instanz das Kammergericht zuentscheiden haben._Die gute Absicht de? Bürgers und daS Recht deS Schutzmann».Infolge eines Defekts in der Stromleitung der Straßenbahnhatte sich in eineni Trägermast in der Fennstraße Elektrizität an-gesammelt._ Die Straßenjugend belustigte sich, indem sie unter An-Wendung eines Drahtes dem Träger elektrische Entladungen ent-lockte. Eine Menge Kinder beteiligten sich an diesemgefährlichen SpieL Auch einige Erwachsene kamen hinzu,darunter der Maurer Haß. Nu» nahte der Schutzmann 876, Er trieb die Kinder auseinander, und da erden Grund der Ansammlung nicht kannte, machte ihn Haß daraufaufmerksam, daß sich in dem Träger elektrischer Strom befinde, daßdies ein gefahrdrohender Zustand sei, für dessen Abstcllmig derSchutzmann sorgen möge. Der Schutzmann hörte aber gar nichtauf diese Vorstellung, sondern forderte Haß in sehr energischem Toneauf, sich zu entfernen. Als Haß die Mitteilung von dem elektrischgeladene» Träger wiederholte, bracht« ihn der Schutz«mann zur Wache und die weitere Folge war, daß sich