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Angestellten nach Möglichkeit fördern. Die Forderungen: Ge- Haltsskala, feste Anstellung und Pension könnten erfüllt werden. In seinen weiteren Ausführungen gab der Redner zu verstehen, dah er die Vertretung von Standesinteressen und die Auffassung, datz die für Lohn und Gehalt arbeitende Bevölkerung in Stände geteilt werde, nicht billige. Ferner sprach Genosse Schmidt sein Bedauern darüber aus, daß der Verein der Berufsgenossenschafts- beamten die gemeinsame Aktion mit dem Verbände der Bureau- angestellten, dem ja auch die Krankenkassenbeamten angehören, abgelehnt habe. Berufsgenossenschafts- und Krankenkassenbeamte hätten im vorliegenden Falle die gleichen Jnterssen. Eine gemein- same Aktion würde viel wirkungsvoller sein als ein getrenntes Vorgehen beider Körperschaften. Wenn auch die Berufsgenossen- schaftsbeamten mit der anderen Organisation aus politischen oder sonstigen Gründen nicht zusammengehen wollen, so hätten sie doch, um nach aussen hin Eindruck zu machen, in diesem Falle zur ge- meinsamen Aktion die Hand bieten sollen. Freiherr v. Steinäcker antwortete darauf: Der Verein der Bcrufsgenossenschaftsbeamten sei unpolitisch; er könne deshalb nicht zusammengehen mit den, Verbände der Bureauangestellten, der sich politisch betätige. Auch die zwischen den beiden Organi- sationen geführten heftigen Kämpfe ständen dem Zusammengehen nn Wege. Ferner sei für die Berufsgenossenschaftsbeamten maß- gebend, dah sie Rücksicht auf ihre vorgesetzten Behörden zu nehmen hätten. Diese könnten ein Abschwenken nach links übel- nehmen. Die Beamten müßten mit dem Wohlwollen ihrer Vorgesetzten rechnen. Die Versammlung endete mit der Annahme der nachstehenden Resolution: Die am 4. Mai in Kellers Festsälen versammelten 1000 Ve- rufsgenossenschaftsbea inten, unterstützt durch gleichlautende Rcsolu- tionen der Zweigvereine Bochum , Breslau , Frankfurt , Hannover , Leipzig , Mainz , München , Stuttgart und Halle, erheben entschieden Protest gegen die unzureichende Fassung der Z§ 777 779 des Ent­wurfes einer Rcichsversicherungsordnung. Sie erblicken in der vor- liegenden Fassung nicht nur keine Verbesserung der Rcchtsverhält- nisse, sondern eine dauernde Schädigung der Existenz der Beamten- schaft, welche noch dadurch verschärft wird, daß ihr zwar Pflichten von Staatsbeamten auferlegt, die Rechte derselben aber vorent- halten werden. Die der Reichsversicherungsordnung beigegebene Begründung der unterschiedlichen Behandlung gegenüber den Kran- kenkassenbeamten muß als völlig unzutreffend bezeichnet werden. Wir glauben mit Recht beanspruchen zu können, daß unsere An- stellungs- und Besoldungsverhältnisse nach den für die Verwal- tungsbeamtcn des Reiches, des Staates oder der Kommunen gel- tcnden Bestimmungen geregelt werden. Insbesondere ist es uner- läßlich, daß die in dem Entwurf vorgesehene Dienstordnung eine Gehaltsskala enthält, daß die Höhe der Gehälter entsprechend den- ienigen der Staatsbeamten festzusetzen ist, daß den Beamten un° kündbare Anstellung nach fünf Jahren, mit Pensionsberechtigung nach zehn Jahren und ein Wohnungsgeldzuschuß in Höhe desjenigen der Staatsbeamten gewährt wird. Sollten etwa durch Einrichtung von Vcrsicherungsämtern Ge- nossenschaftS- bezw. Scktionsbcamte überzählig werden, so müßten in die Reichsversicherungsordnung Bestimmungen aufgenommen werden, daß diese Beamten unter Gewährleistung aller Ansprüche, die sie erworben haben, in einer gleichen oder ähnlichen Dienst- stcllung bei einer Versicherungsbehörde oder einem Versicherungs- träger angestellt werden."'_ Zur ReichSversicherungSordnung nahm eine überaus gut besuchte Generalversammlung der OrtS» krankenkasse der Bureauange st eilten in Berlin Stellung. Nach einem instruktiven Referat des Kassenvorsitzenden Bauer über:Die Krankenkassen nach der Reichs- Versicherungsordnung stimmte die Generalversammlung, in der auch die Arbeitgeber stark vertreten waren, ein- m ü t i g einer Resolution zu, welche besagt, daß der Entwurf der ReichSversicherungSordnung in Bezug auf die Krankenkassen keinerlei Verbesserungen der Leistungen bringt, wohl aber die fast völlige Vernichtung des den Arbeitnehmern und Arbeit- gebern jetzt geivährleistetenSelbstverwaltungs- rechts. Der Kassenvorstand wird deshalb von der General- Versammlung beauftragt, unter Protest gegen die die Selbstverwal- tung bedrohenden Bestimnumgen des Entwurfes alles zu tun, um gemeinsam mit den übrigen Krankenkassen der Regierung und dem Reichstage die Wünsche der Kassen in eindringlicher Form zu unter- breiten. Des weiteren wurdp der Vorstand beauftragt, den vom 17. 19. Mai in Berlin tagenden Allgemeinen Krankenkassen -Kongreß zu beschicken und dort für völlige Wahrung des bisherigen Selbst- verwaltungsrechtes einzutreten._ Ueberarbeit städtischer Arbeiterinnen. Eine auf der Zentrale des Elberfelder Rathauses be- schäftigte Telephon ist in bekam dieser Tage am Morgen zwischen 5 und 6 Uhr infolge Uebermüdung, denn sie hatte seit Mittag des vorhergegangenen Tages Dien st getan, einen derartig heftigen Gähnkrampf, daß der Unterkiefer an beiden Seiten aus dem Gelenk sprang. Sie befand sich nun in einer keineslvegs beneidenswerten Lage. Da sie allein war. konnte sie den Dienst nicht verlassen, weil eS nicht ausgeschlossen war, daß irgend eine wichtige Verbindung verlangt wurde. Durch Aus- renkung der Kinnbacken war ihr aber die Möglichkeit genommen, zu sprechen und telephonische Hilfe herbeizurufen. So mußte sie denn trotz aller Schmerzen aus ihrem Posten bleiben, bis am Morgen die Putzfrau kam. Erst durch Vernüttelung dieser war eS ihr möglich, ärztliche Hilfe und für sich Ersatz herbeizurufen. Die Beamtin hatte schon acht Tage lang vom Mittag bis zum an d� reu Morgen Dien st gehabt. Die Beamtinnen wechseln zwar alle Wochen ab, auch ist etwas Schlafgelegenheit vorhanden, aber die Dienstzeit ist eine unerhört lange: 18 Stunden pro Tag! Die auf der Elberfclder RatbauS- zentrale beschäftigten Telephonbeamtinnen stehen in städtischen Diensten der.liberalen" Stadt Elberfeld . H119 Induftm und Handel. Versand des Stahlwerksverbandes. Der Versand des Stahlwerksverbandes betrug im April d. I. in Halbzeug zirka 110000 Tonnen, Eisenbahnmaterial zirka '132 000 Tonnen, Formeisen zirka 134 000 Tonnen, Gesamt- Produkten A zirka 376 000 Tonnen, der Versand im März 1909 Halbzeug zirka 145 000 Tonnen, Eisenbahnmaterial zirka 202 000 Tonnen, Formcisen zirka 171 000 Tonnen. Gesamtprodukten A zirka 518 000 Tonnen. Der Rückgang des Aprilversandes gegenüber dem Märzversande dürfte hauptsächlich darauf zurückzuführen sein, daß die Werke größere Mengen bereits im März zuin Versand brachten, die eigentlich erst im April hätten verschickt werden müssen. Auf diesen Umstand haben wir schon hingewiesen, mit dem Be- merken, daß der verhällnismäßig günstige Märzversand durchaus nicht als Beweis für eine Wendung zun: Besseren angesprochen werden dürfe._ Kein Vlechvcrband. Die Verhandlungen zwecks Gründung eines Blechverbandes haben sich nunmehr vollständig zerschlagen. Damit fällt auch das Projekt einer Shndizierung von Stabeiseu. Arbeitsloses Einkommen. Kürzlich sind die Aktien der Hirsch, Kupfer- und Messingwerke. tn Höhe von acht Millionen Mark an der Berliner Börse eingeführt worden. Die Deutsche Bank hatte einen Einführungskurs von 140 bis 145 Proz. in Aussicht genommen. Nach wenigen Tagen stand der Kurs schon auf 166 Proz. Legt man diesen für das ganze Kapital zugrunde, dann ergibt sich gegenüber dem geplanten Ein- führungökurS, der auch schon einen stattlichen Gewinn bedeutete, einen Kursgewinn von zirka 3 Millionen Mark._ Oesterreichs Außenhandel. Nach dem statistischen Ausweis de§ Handelsministeriums für den Außenhandel für das österreichisch- ungarische Zollgebiet betrug während der Monate Januar bis März die Einfuhr 633,2, die Ausfuhr 520 Millionen Kronen. Das be- deutet ein Minus von 5,3 resp. 17,2 gegen daS Vorjahr. Die Handelsbilanz weist demnach ein Passivunr von 118,2 gegen 106,3 Millionen Kronen des Vorjahres auf. EtogeordnetenKaus. Abendsitzung vom Donnerstag, den 6. Mai. Die zweite Beratung des K u l t u s e t a t s wird fortgesetzt beim Kapitel Elementar schulwesen. Der Antrag Schiffer(natl.) auf Zulassung der Lehrer zum S ch ö f f e n a m t, den die Kommission abgelehnt hat. wird zurückgezogen, nachdem sich Abg. Marx(Z.) gegen. Abg. Wald sie in sfrs. Vg.) für ihn ausgesprochen haben. Die Abgg. Schenckendors(natl.) und Dr. H e i s i g(Z.) treten für eine weitere Förderung des Volks, und Jugendspiel- Wesens ein, was Ministerialdirektor Schwartzkopff nach weiteren Ersah* rungen zusagt. Ein Antrag Cahensly(Z.j, den Kreisschulinspektor im Hauptamt für Höchst zu streichen, wird abgelehnt. Dann folgt eine lange Debatte über die höhere Mädchen- schulreform. Abg. Kessel(kons.) spricht gegen die Frauenbewegung, die ledig- lich der Gelehrtenbildung Interesse entgegenbringe. Abg. StvczynSki(Pole) bespricht polnische Beschwerden. Ministerialdirektor Schwartzkopff sucht die Beschwerden zu widerlegen. Abg. Jdenhoff(frk.) erklärt sich gegen eine gemeinsame Er- ziehung beider Geschlechter. Sierauf vertagt das HauS die Weiterberatung auf Sonnabend 11 Uhr. Schluß: 11*4 Uhr._ 6cwerkrcbaftUche9# Immer noch Maifeiernachklänge. Auf dem Braimkohlenbcrgwerk Dölitz bei Leipzig wurden wegen der Maifeier die Arbeiter der Tagschicht auf drei Tage ausgesperrt; die Arbeiter der Nachtschicht erklärten sich jedoch mit ihren Kollegen solidarisch und fuhren nicht an. Die Direktion sah sich deshalb gezwungen, die Aussperrung nach dem ersten Tage aufzuheben. Geldstrafen wegen Maifeierbeteiligimg. Auf Zeche Königsborn Lei Uuna-Dortmund wurden 1185 Bergleute, weil sie am 1. Mai gefeiert haben, mit 2 M. bezw. 1.50 M. bestraft. Im vergangenen Jahre feierten auf derselben Zeche 600 Berg- arbeiter ohne Bestrafung. Die wegen der Maifeier ausgesperrten Schuhmacher derUnion ". Offenbach reichten auf Grund der Liissperrimg Lohnforderungen ein. Die Forderungen wurden zur Zufriedenheit der Ausgesperrten bewilligt, die Differenzen erledigt und die Arbeit wieder auf- genommen. « Städtische Arbeiter als Streikbrecher wollte der Münchener Magistrat an Stelle von Asphaltarbeiter» einstellen, die infolge der Maifeier ausgesperrt waren. Der Gauleiter des Gemeindearbeiter- Verbandes wurde daraufhin beim Magistrat vorstellig und erlangte, daß die zur Streikbrecherarbeit kommandierten 20 städtischen Arbeiter von der Arbeit entfernt wurden. Das Borgehen der Verwaltung ist um so wunderlicher, als der Magistrat sonst den Arbeitern die Maifeier g�e st attet hatte. Das Münchener Gewerbegericht hat als Einigungsaint entschieden, daß die wegen der Maifeier vor» genommene Aussperrung von 767 Schreinern ein Tarifbruch des Arbeitgeberverbandes ist, weil sie den bei dem letzten Tarifabschlusse gemachten mündlichen Vereinbarungen widerspreche. Der Arbeitgeberverband in München ist zur Verhängnng der Aussperrung durch die Zentrale in Berlin veranlaßt worden. Da die Arbeitgeber schadenersatzpflichtig sind, müssen sie ihre Gefolgschaft, die sie den Berliner Oberscharfmachern leisteten, mit 12 000 M. bezahlen. So viel wird der den Arbeitern durch die Aussperrung entgangene Verdienst aus- machen._ Berlin und Umgegend. Tarifverhandlungen der Bautischler. Als vor zwei Jahren der große Kampf in der Berliner Holz- industrie durch Verhandlungen vor dem Einigungsamt zum Ab- schlutz kam, wurde den Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Bautischlerei durch den Spruch des Einigungsamtes aufgegeben, über die Regelung des Akkordtarifs der Bautischler zu verhandeln. Seit jener Zeit sind die Tarifverhandlungen im Gange, aber bis heut noch nicht zum Abschluß gekommen. Bisher sind etwa 350 Positionen des Tarifes erledigt worden. In letzter Zeit ist nun eine Differenz zwischen beiden Parteien entstanden hinsichtlich der Preise für Flügeltüren. Nach dem alten Tarif galt als Normal- maß, dem ein bestimmter Preis entsprach, die Höhe bis zu 2,20 Meter. Für höhere Maße wurde auch ein höherer Preis gezahlt, während für Maße unter 2,20 Meter der Normalpreis derselbe blieb. Jetzt verlangen die Meister, daß die niedrigeren Maße auch mit niedrigeren Preisen bezahlt werden. Die Arbeiter dagegen stehen auf dem Standpunkte, daß dies Verlangen gleichbedeutend»fr mit einer Verschlechterung des alten Tarifs. Nach dem Spruch des Einigungsamtes darf aber der alte Tarif nicht verschlechtert werden. Aus diesem Grunde beschloß eine am Mittwoch abgehaltene Ver- sammlung der Bautischler, auf das Verlangen der Arbeitgeber nicht einzugehen, sondern, wenn eine Verständigung in diesem Sinne nicht möglich ist, das Einigungsamt anzurufen. Ferner besprach die Versammlung einige Fälle unberechtigter Lohndrückerei. Es wurde angeführt, daß Tischlermeister Sckirmer, Zossener Straße, Fenster besserer Qualität für die Kaiser-Wilhelm- Akademie anfertigen läßt und dafür nur einen Akkordlohn von 27 M. zahlt, während nach dem geltenden Tarif 36 M. gezahlt werden müßten. In der Tischlerei von Gossow werden Fenster, ebenfalls bessere Arbeit, für den Neubau der Darmstädter Bank sowie für das neue Berliner Rathaus angefertigt und auch unter dem Tarif bezahlt. Die Versammlung bezeichnete die tarif- widrige Bezahlung in diesen Fällen als ganz besonders Verurteilens- wert, da nicht angenommen werden könne, daß die Leitungen der genannten Bauten so schlechte Preise zahlen, daß die Tischlermeister die tarifmäßigen Löhne nicht gewähren könnten. Achtung, Fleischer! Die Firma Karl Leske, Petersburger Platz 8(Berliner Wurst- und Fleischwerke), stellt sich auf den Herrenstandpunkt und hat dem Organisationsvertretcr rundweg erklär� sie entlasse die Gesellen wie es ihr beliebe und lasse sich von niemand Vorschriften machen. Oeutfehes Reich. Der Verband der Land-, Wald- und WeinbergSarbriter und-arbeitrrinnen wird mit dem 1. Juni d. I. ins Leben treten. Den Vorsitz im Verbände übernimmt der Genosse Georg Schmidt, zurzeit Vorsitzender des Verbandes der Gärtner, Berlin . Die Redaktion des VerbandsorgansDer Landarbeiter" ist dem Genossen Franz F a a ss, Arbeiiersekretär in Pforzheim , übertragen,©auketfet sind die Genossen Alfred Hille- Velten i. M. für Mittel­ deutschland mit dem Sitze in Magdeburg , Michael K e i d i tz- Friedrichsfelde für Bayern und Jakob Härder ebenda für Württemberg, Baden usw. Der Sitz des Hauptvorstandes ist Berlin , Engel-User 21 II. Daselbst erscheint auch das Verbands- organ. Zuschriften sind zu richte» an den Verbandsvorsitzenden Georg Schmidt, Berlin 30. 16, Engel-User 21 II. Die Düsseldorfer Schuhmacher haben vor einiger Zeit Lohn- forderungen an die Innung gestellt. Da letztere jede Verhandlung mit den Gehilfen ablehnten, reichten diese die Kündigung ein. Die Kündigungsfrist läuft am kommenden Sonnabend ab und es werden dann rund 200 Schuhmacher in den Streik treten. Zuzug von Schuhinachergehilfen nach Düsseldorf ist fernzuhalten. Tie Maurer in Kamenz sind wegen Nichtanerkennung beS TariscS einmütig in den Ausstand getreten. Die Betonarbeiter Leipzigs haben eine Tarifbewegung ein- geleitet; sie fordern: neunstündige Arbeitszeit, einen Stunden- lohn für Spezialarbeiter von 60 Pf., für sonstige Arbeiter von 55 Pf., für Ueberstunden einen Zuschlag von 20 Proz., für Nacht- und Sonntagsarbeit von 25 Proz. Für auswärtige Arbeiten er- halten verheiratete Arbeiter eine Extravergütung von 1,50 M. pro Tag, unverheiratete eine solche von 1,00 M. sowie freie Eisen- bahnfahrt vierter Klasse. Ferner verlangen die Arbeiter, daß der gesetzlich vorgeschriebene Zustand der Baubuden und Aborte her- gestellt werde. Es kommen 250 Arbeiter bei 14 Unternehmern in Betracht. Der Streik im Schnridergewerbe Hamburgs ist beendet Eine zahlreich besuchte Versammlung der streikenden Damen- schnei der und Damenschneiderinnen nahm auf An- raten des Vorsitzenden der Ortsverwaltung Spreeberg den Eini- gungsvorschlag des Gewcrbegcrichts in geheimer Ab- stimmung mit 379 Stimmen gegen 54 Stimmen an. Ter Einigungsvorschlag lautet:Ter alte Tarif bleibt be« stehen' mit Anschluß der von den beiden Parteien genehmigten Po- sitionen für Anfängerinnen(15 Pf. Stundenlohn). Die Arbeit wird sofort wieder aufgenommen, Maßregelungen finden nicht statt." Das nicht eben günstige Resultat ist darauf zurückzu- führen, daß eine größere Anzahl junger Mädchen die Fahne ver- lassen und die Arbeit ohne vorherige Verständigung mit der Or- ganisationsleitung wieder aufgenommen hatte. Achtung, Holzarbeiter! In der Fuchsschen Waggonfabrik zu Rohrbach bei Heidelberg haben sämtliche Maschinenarbeiter wegen Re- duktion der Akkordpreise die Kündigung eingereicht. Die Direktion sucht nun in den verschiedensten Gegenden in der bürgerlichen Presse Maschinenarbeiter. Die Holzarbeiter werden ersucht, über- all ein wachsames Auge zu haben und zu vereiteln, daß sich Ar- beitswillige für die Waggonfabrik anwerben lassen. Zuzug ist für sämtliche Holzarbeiter streng fernzuhalten. Deutscher Holzarbeiterverband, Gauvorstand, Frankfurt a. Main . Die wegen der Maifeier ausgesperrten Holzarbeiter� Nürn- bergS nahmen in einer großen Versammlung neuerdings Stellung zu ihrer Lohnbewegung. Heute wäre die Maifeieraussperrung abgelaufen, doch zuvor sollten die Unterhandlungen wegen der Forderungen erledigt werden, die auf 5 Pf. Lohnerhöhung pro Stunde, Verkürzung der Arbeitszeit von 54 auf 52 Stunden pro Woche und Freigabe des 1. Mai lauten. Am 30. April haben die Vertreter der Unternehmer erklärt, daß sie in den allernächsten Tagen zu weiteren Verhandlungen bereit seien. Als aber die Vertreter der Arbeiter wiederholt versuchten, zu verhandeln, ließen die Unternehmer durch den Sekretär ihrer Vereinigung erklären, daß es den Herren nicht pressiere. Die Versammlung der Arbeiter gab auf dieses brüske Ver- balten nach kurzer Beratung die Antwort durch Erklärung des Streikes. Für die Bewegung kommen lediglich in Betracht die in den Bau- und Möbelgeschäften beschäftigten Schreiner und Maschinenarbeiter. Die in den großen Maschinenfabriken (Schuckert, Maschincnbau-Aktiengesellschaft usw.) beschäftigten Ar. Leiter werden nicht berührt. Sie beteiligten sich auch nicht an der Abstimmung. Von den übrigen Anwesenden kamen 953 in Be- tracht; davon stimmten: 930 für den Streik, 19 gegen den Streik, 4 Stimmen waren ungültig. An die Aussperrung schließt sich also sofort der Ausstand an. Auf der Generalversammlung der poiiiijchcu Gewerkschafter» die dieser Tage in Bochum tagte, kam es zu ziemlich scharfen Auseinandersetzungen zwischen dem Vorsitzenden der polnischen Berufsvereinigung S o s i n s k i und seinem Gegner, dem Reichs- tagsabgeordneten Johann B r e j s k i- Bochum, Verleger und Drucker des Organs der polnischen Berufsvereinigung. Dieser bezichtigte Sosinski, mit dem alten Bergarbeiterverband zu lieb» äugeln und sich dort lieber Rat zu holen als bei ihm. Um den Einfluß, den Brejski durch seine Zeitung auf die Mitglieder der polnischen Berufsvereinigung zu Ungunsten Sosinskis ausübt, zu brechen, hatte Sosinski unter anderem eine polnische Tage?« zeitung als Gesckenk für den Verband angenommen. Damit war das bei Brejski gedruckte Verbandsorgan gegenstandslos ge- worden. Das Geschenk wurde aber von den übrigen Verbands» Mitgliedern und dem Aufsichtsrat rückgängig gemacht, angeblich, weil auf dem Geschenk mehr Schulden lasteten als vorher an- gegeben war. Den Bericht erstattete auffälligcrweise ein Revisor, dessen Angaben dann vom Hauptkassierer in vielen Punkten für falsch erklärt wurden. Es wurden große Differenzen festgestellt und es kam deshalb zu sehr stürmischen Szenen. Aus dem Ge- schäftsbericht des Vorsitzenden Sosinski ist noch zu erwähnen, daß der christliche Gewerkverein als der schlimmste Gegner der polni. schen Gewerkschaften erklärt wurde. Das Verhalten des Reichstagsabgeordneten Franz Behrens zum Sprachenparagraphen habe es auch der polnischen Berufsvereinigung unmöglich gemacht, sich noch länger mit diesem Manne in der Siebener-Kommission an einen Tisch zu setzew Der christliche Gewerkverein habe mit seiner Weigerung, ein anderes Mitglied in die Siebener-Kommission zu entsenden, die Siebener-Kommission gesprengt.' Schließlich einigten sich die feindlichen Brüder wieder und beschlossen die Verschmelzung der drei Verbände zu eine« Zentralorganisation. Tliistand. Einigung in der schwedischen Sägewerksindustrie. Die zum 3. Mai angekündigte Massenaussperrung in der schwedischen Sägewerksindustrie, die wegen Lohnstreitigkeiten bei der KornäS-Sägewerksgesellschaft durchgeführt werden sollte, ist noch rechtzeitig verhindert worden. Unter Mitwirkung der Staatkbe- amten zur Schlichtung von Arbcitsstrcitigkeitcn jenes Distriktes kam Ende der verflossenen Woche ein« neue Regelung der Löhne zustande, die zwar von den direkt beteiligten Arbeitern mit einer sehr geringen Mehrheit abgelehnt wurde, wohl aber die Zustim- mung des Sägewcrksarbeitcrverbandes und auch die der Arbeit« gebcr fand. Damit bleibt die schwedische Sägewerksindustrie vor der schweren Erschütterung bewabrt, die die Aussperrung der unge- fähr 17 000 Arbeiter mit sich gebracht hätte. Das neue Ueberein» kommen ist auf drei Jahre abgcscklossen. In der Bauindustrie Schwedens ist vorläufig sehr wenig Aussicht aus Einigung vorhanden, so daß die Arbeiterschaft dieser Berufe auf die Durchführung der angedrohten Generalaussperrung gefaßt sein muß, wenngleich auch in dieser Angelegenheit die Schlichtungsbeamten sich nochmals bemühen werden, den Streit beizulegen. Die Straßenbahnangestellten von Göteborg stehen in der Lobnbewegung und haben den boiw Schlichtungsbe- amten gemachten Vermittlungsvorschlag abgelehnt. Sie haben selbst neue Vorschläge gemacht und um weitere Verhandlungen nachgc- sucht, wollen jedoch, falls auf dieser Grundlage eine Einigung nicht erzielt wird, am Freitag in den Streit treten. Leräntw. Redalt.: EarlWrrmuth, Berlin -Rixdors, Jnserateperantw.: LH. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanstalt kaul Singer St Co., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u.Unterhaltungsbl«