Wirtschaftlicher Wochenbericht.
Sonntag, 16. Mai 1909.
Der ganz ungewöhnlich hohe Roggenpreis in den Jahren 1906 Im Kleinhandel ist der Preis des Roggenmehls also weit über und 1907 ist demnach bald wieder erreicht. Bringt man den jetzigen die Preissteigerung im Großhandel hinausgegangen. Und die ErPreis in Vergleich mit dem höchsten Quartalsdurchschnittssag vor mittelungen des Statistischen Amtes der Stadt Berlin beweisen, daß Sem Inkrafttreten der neuen Handelsverträge, stellt sich eine Steige- auch der Roggenbrotpreis stärker hinaufging als der Mehlpreis. Preistreiberei am Getreidemarkt. Folgen des Einfuhrscheinsystems. rung von über 35 M., gleich 23 Broz, heraus. Gegenüber dem Es kostete nämlich im März Weizen- und Roggenpreise. Mehlpreise.- Zölle und Teuerung. niedrigsten Stande nach der vorstehenden Tabelle beträgt die Steige- Kleinhandelspreise. Neues Attentat gegen die Konsumenten. rung rund 52 M. Ein noch viel ungünstigeres Bild zeigt die Preisent
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II. Quartal 1905
173,6
14. Mai
258,5
Steigerung
absolut 48,9
in Prozent 48,8
1
1 Kilogr. Noggenbrot Weizenbrot
"
1905 23,51 f. 29.14 f. 42,16 52,07
1909 190
"
In scharfem Widerspruch mit der Lage am Arbeitsmarkt steht videlung für Weizen. Die damaligen Schreckenspreise bleiben hinter die Preisentwickelung für Brotgetreide. Zwei Faktoren haben den heutigen Rotierungen weit zurück. Der höchste Quartalsdurchs Die Verteuerung des Weizenbrotes macht 23%, Broz. aus; bei der Hausse in den letzten Wochen Stütze gegeben: ungünstige schnitt ist noch um 45 M. überholt. Stellt man die letzten dem für die Ernährung des Arbeiters vorwiegend in Betracht Saatenstandsberichte und die Konstatierung, daß in Deutsch Notierungen dem höchsten Durchschnittspreis wie nach dem vorigen kommenden Roggenbrot stellt sich die Preissteigerung jedoch auf Land fich Mangel an Ware bemerkbar mache. So wird Vergleich gegenüber, ergibt sich dieses Bild: 24 Proz. die Einfuhrschein- Liebesgabenpolitik auch nach dieser Richtung Troß solcher Preisentwickelung findet unser Agrariertum noch unangenehm fühlbar. Der Reichskasse entgehen enorme den traurigen Mut, unter der falschen Flagge: Schuß den Kleinund Beträge, infolge der Entblößung des einheimischen müllern! zu versuchen, durch Erhöhung der Mühlenumsatzsteuer die Marktes von Getreide schnellen die Preise hinauf. Wie sich unter Ofte im Juli 1907 die Getreidepreiſe enorm in die Höhe Preiſe noch weiter hinaufzutreiben. lind bei dieſem neuen Attentat der Wirkung der erhöhten Zölle der Außenhandel Deutschlands in schnellten, versuchte die agrarische Bresse den Anschein zn erweden, gegen die Konsumenten marschieren die schwarzen Agrarier mit den Getreide und Mehl entwickelt hat, veranschaulicht folgende Bus als ob an solchen Steigerungen die erhöhten Zölle ganz unschuldig blauen zusammen. Durch Mißbrauch der Religion ergattert das fammenstellung. Sie gibt aus den letzten beiden Perioden seien. Keck und fühn verfocht man die Behauptung: die Preis- Zentrum Arbeiterstimmen und mit seiner parlamentarischen Macht 1. August bis 30. April- das Plus der Einfuhr resp. Ausfuhr an, erhöhungen sind lediglich eine Folge verschiedener Börsenmanöver; dient es unentwegt der Brotverteuerung. Den Arbeitern stellt man sowie die aus der Veränderung resultierende Verschlechterung der die erhöhten Schutzölle bedingen feine Steigerungen; fie erlauben den Himmel in Aussicht, den Beutejägern verhilft man zu immer Inlandsversorgung. Es betrug in Doppelzentner: sogar Preisrüdgänge! Jetzt weiß der deutsche Michel, durch sein neuen Liebesgaben. Vermehrung+ Portemonnaie belehrt, daß er die Zollerhöhungen voll und ganz Vermindernng- tragen muß. Ja, wären die Preise nur im Verhältnis der Zollder Inlands erhöhungen gestiegen, hätten die konsumenten weniger Grund, über versorgung Brotwucher zu flagen. in 1908/1909 gegen 1907/1908
Einfuhrüberschuß 1907/08 1908/09
Roggen 1185 818 Weizen. 15 956 610 Gerste.16 368 729
Hafer Mais Roggen
•
•
mehl. Weizenmehl.
Ausfuhrüberschuß 1907/08 1908/09
-
5 799 784
10 709 082 16 572 958
-
160 729 1975 483
7 524 259 4 313 172
-
4.313 172
-
439 668 681 908
575 544 1 144 625
6 985 602
5 257 528
204 229
2 136 212 3 211 087.
-
242 240 569 081
Jusgesamt hat sich demnach die Inlandsversorgung mit Ge treide und Mehl durch die Verschiebung im Außenhandel um rund 14 Millionen Doppelzentner vermindert. Nur bei Gerste und Hafer ergibt sich eine Zunahme der Versorgung. Berücksichtigt man nur das Brotgetreide, so stellt sich die Abnahme auf rund 13 Millionen Doppelzentner. Die Ausfuhrsteigerung verursachte in der Provinz an einzelnen Stellen bereits akuten Mangel an greifbarer Ware. Diese Umstände, verschärft durch die ungünstige Bewertung der Witterung inbezug auf die Saatenentwidelung in Deutschland , dazu ein unfreundlicher Saatenstandsbericht aus den Bereinigten Staaten, gaben, wie bemerkt, der Hausse am Getreidemarkt neuen Anstoß. Konnte man im vergangenen Jahre von exorbitanten Preisen reden, so dienen die vorjährigen Rotierungen für Weizen heute als Maßstab der weiteren Er höhungen. Nach den Notierungen der Berliner Börse ergeben sich folgende Säge pro Zonne in Mark:
Weizen
Roggen
Durchschnitt im 2. Vierteljahr 1901
170,4
142,7
1902
168,0
147,1
"
"
"
1903
163,3
134,0
"
"
"
1904
174,5
131,5
"
"
"
1905
173,6
148,6
"
"
1906
183,2
160,6
"
"
1907
201,1
192,8
"
"
"
1908
213,8
"
"
"
•
1908 1909
197-198 258,25-259
Anfang Mai( Mai)
Mitte Mai( Mai).
Beer Sure
Hochmoderne
su niedrigen Preisen
Maß- Anfertigung
192,8 188-189 183,50-183,75
D.
Witterungsübersicht vom 15. Mai 1909, morgens 8 Ihr.
Stationen
Barometer
stand mm
763 S
Wind
richtung
Windstärke
Better
Temp. n. E.
of 909
Stationen
Barometer
stand mm
richtung
Wind
9 Haparanda 757 SW
6 Betersburg 764 NW 9 Scilly
Windstarle
Wetter
2 wollen!
1 wolkenl
Zemp. n. E.
18590 5°.= 4°.
3 heiter 4 bedeckt
2 beiter
9 Aberdeeni
765 NNW 765 WNW 4 halb bd.
1 heiter
2
765 SSD 1 wolfen!
7
3 heiter Franti.a. M. 763 NO München 763 G 1 heiter 8 Baris Bien 764 Still halb bd. 9 Wetterprognose für Sonntag, den 16. Mai 1909. Veränderlich, zeitweise beiter, dazwischen einzelne leichte Regenschauer, am Tage etwas milder bei mäßigen südwestlichen Winden. Berliner Wetterbureau
Analog mit den Getreidepreisen, wenn auch nicht in haar scharfer Parallele, steigen die Mehlpreise. Selbstverständlich kommt in diesen die Steigerung immer erst nach einer gewissen Zeit zur Geltung; sie folgen dafür aber auch nur zögernd der Bewegung nach unten. Der kapitalistischen Tendenz entsprechend, geht die Swinemide. 762 SS Steigerung in der Weiterverarbeitung noch über die effektiven Preis- Hamburg 762 WSW erhöhungen für das Rohmaterial hinaus. Das ist schon bedingt Berlin durch die infolge von Mehrausgabe für dieses erforderliche Erhöhung des arbeitenden Kapitals. Wie sich im Durchschnitt, nach den an deutschen Fruchtmärkten gezahlten Preisen, für die Monate März in den legten vier Jahren, und nach Berliner Notierungen für April und Mai 1909, die Preisbewegung ausnimmt, zeigt diese Busammenstellung. Es kostete ein Doppelzentner in Mark: März Mitte Mitte 1906 1907 1908 1909 April 1009 Mai 1909 22-24 Roggenmehl 21,23 22,60 25,70 21,82 22-242/ 3 Weizenmehl 23,75 25,25 28,00 29,00 304-322 31-382 Die Aufmachung beweist, daß der Konsum die Last der Preiserhöhungen für Getreide zu tragen hat. Hier ist die Spannung zwischen den Preisen im Jahre 1906 und den derzeitigen schon jetzt so groß, als bei den Getreidepreisen, wie diese Bergleichung wobei nach der letzten Notierung die Mittelpreise eingesetzt sind bartut: 2. Vierteljahr Mitte Mai Steigerung
Roggenpreis Weizenpreis
1906 160,6
183,2
1909
183,50
258,5
-
Wasserstands- Nachrichten
der Landesanstalt für Gewässertunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau.
am feit
am
feit
Bafferstand
14. 5. 13. 5.
Basserstand
14. 5. 13. 5.
cm
cm')
cm
cm¹)
Proz.
14,2
41,1
10,1
232
-10 -10
90
-8
88-2
118
253+10
-55
104
0
Minden
18
Landsberg
130
-7
Rhein, Marimiliansau 398
63
-6
Kaub
176
14
-10
Köln
178
-89
-11
54
195
-16
124
160
22
50
-
2) Unterpegel.
) am 14. um
Roggenmehlpreis( Mai) 21,23 23,50 Weizenmehlpreis 28,75 132,25 9135,8 Daß letzten Endes der Brotesser die Kosten trägt, zeigt die Ent- Rege, Bordamm wickelung der Kleinhandelspreise. Während im März 1906 ein Kilogramm Roggenmehl erst 20 Bf. fostete, mußten für dasselbe Quantum im März 1909 schon 28 Pf. bezahlt werden, und bei Weizenmehl ergibt sich für die angegebene Zeit eine Steigerung von 25 auf 30 f. Demnach stellt sich die Verteuerung
bei Weizenmehl. Roggenmeğl
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