Kr.llä. 26. Jahrgang.1 KnlM Ks JutiBärts" Intet lolUlittBitnrtng, 18. Um 1909.Partei- Hngelcgcnbciten.Verband sozialdemokratischer Wahlverewe Berlinsund Umgegend.Die Lese- und Diskutierabende für dieGenossinnen unseres Verbandes sind vom Mai diesesJahres ab auf den vierten Montag jedeS Monats verlegtworden, und werden also schon diesmal amMontag den S4. Maiin den bekannten Lokalen stattfinden.Wir bitten, hiervon freundlichst Notiz zu nehmen.Der Zentralvorstand.Erster Wahltreis. Der vierte Vortrag des Genossen Dr. Cohnüber das Erfurter Programm findet am Dienstag, den 13. Mai,abends 8>/� Uhr, in Dräsels Festsälen, Neue Friedrickstraße 35 statt.Um zahlreiches Erscheinen bittet Der Vorstand.Dritter Wahlkreis. Heute, Dienstag, den 18. Mai, abends8 Uhr, findet im.Märkischen Hof", Admiralstr. 13o, eine öffentlicheVersammlung statt. ReichStagsobgeordneter Genosse Dr. Davidspricht über:»DaS Reichsregiment auf der Anklagebank."Der Vorstand.Karlshorst. Heute Dienstag: Mitgliederversammlung im Nestau-eant»Zum Fürstenbad'. Vortrag des Genossen Georg Schmidtüber.Die neue Reichvverficherungsordnung". Der Vorstand.Stralau. Die für heute geplante Versammlung findet nichtstatt. Der Vorstand.Treptow-Baumschulenweg. Heute Dienstag, abends 8'/z Uhr,finden unsere diesmonatigen Mitgliederversammlungen in SpeersFestsälen, Baumschulenweg, und Rennbahn. Treptow, statt.Der Vorstand.Friedenau. Die heute fällige Mitgliederversammlung kannltmständehalber nicht stattfinden, sondern erst am Mittwochnächster Woche, den 26. d., bei Schellhase, Steglitz. Näheres wirdnoch bekannt gegeben. Der Vorstand.Rummelsburg. Der Wahlverein veranstaltet am Donnerstag,den 20. d. M. lHimmelfahrtstag) einen gemeinsamen Ausflug.Abfahrt Bahnhof Stralau-Rummelsburg früh 7 Uhr 26 Minuten,vom Bahnhos Kietz- Rummelsburg 7 Uhr 2g Minuten nachFriedrichshagen, von dort zu Fuß an der Müggel entlangnach Müggelheim, dann weiter nach Rahnsdorf und Schöneiche.Rülkfahrt von Friedrichshagen. Für Nachzügler Treffpunkt imRestaurant Rübezahl(Frühstück) und mittags in Müggelheim. DieTeilnehmer wollen sich recht pünktlich undzahlreichanden bestimmten Bahnhöfen einfinden. Der Vorstand.Pankow. Heute, Dienstag, den 18. Mai, abends p ü n k t-lich um 8 Uhr, findet eine Versammlung des sozialdemo-kratischen Wahlvereins im Saale von Grotzkurt, BerlinerStraße 27, statt. Es spricht der ReichstagsabgeordneteEmil Eichhorn über das Thema:»Die politische Lage."Parteigenoffen und Parteigenossinnen Pankows I Es ist EureEhrenpflicht, vollzählig in dieser Versammlung zu erscheinen. Nie-mand s e h l e IDie Bezirksführer werden ersucht, die Mitglieder ihrerBezirke auf diese Versamnilung ausmerksain zu machen.Der Vorstand.Tegel. Heute Dienstag, abends 8% Uhr, findet bei JuliusKlippcnstein, Spandauer Straße 4, die Mitgliederversammlung desWahlvereins statt. Tagesordnung: Vortrag des Genossen RedakteurHans Block über:„Das Erfurter Programm".—„Die letzte Ge-meindevertreterwahl und die von bürgerlicher Seite erhobenenEinsprüche."Lichtenberg. Heute abend 8'/, Uhr findet im Lokal von Gürsch,Frankfurter Chaussee 123, eine Mitgliederversammlung statt. Tages-ordnuug: Vortrag des Genossen Reichstagsabgeordneten Lehmann-Wiesbaden:»Die politische Situation".Köpenick. Heule Dienstag, abends 3'/, Uhr bei Scheer: Ver-sammlung. Referent ist Genosse Kubig-Pankow.Riedcr-Schöneweide. Der Wahlverein hält heute Dienstagabends 8'/» Uhr im Lokal von August Kienast, Grünauer Straße 8,seine Mitgliederversammlung ab. Auf der Tagesordnung steht u. a.:Vortrag des Genossen O b st- Schöneberg:»Die preußische Volks-schule". Gäste haben Zutritt. Der Lorstand.berliner I�acbricbten.Berliner Zwiebeln.Als im spießbürgerlichen Holland, wo seit Monatenunsere Genossen zum Schutze gegen übergeschnappte Patriotennur mit Gummischläuchen bewaffnet über die Straße gehenkonnten, ein schon vor der Geburt lächerlich verhätscheltesKönigsbaby das Licht dieser herrlichen Welt erblickte und justan demselben Freudentage, wie die byzantinischen Redaktion�Hebammen per Draht verkündeten, alle Harlemer Zwiebelnihre bunten Kelche öffneten, begannen wie aufKommando auch in Spree- Byzanz die Zwiebeln zublühen. Nämlich die aus Holland importierten KinderFloras, die Tulpen und Hyazinthen, die entschiedenbessere Wohlgerüche verbreiten als stammverwandter Käse.Berliner Hoslieferanten, die zu mecklenburgischer oder holländi-scher Erde innige metallene Beziehungen haben, steckten wonne-taumelnd die Oranienfarben heraus und in das sehnsüchtigleere Knopfloch eine Tulpen- oder Hyazinthenknospe. DieBalkons der Stadtviertel, in denen die vor jedem Blaublutbis in den Staub kriechende„Gesellschaft" mit süßem Nichts--tun haust, schmückten sich mit den rotgelben Nationalblumen,und in allen Tonarten wurde das nach so vielen Mißerfolgenglücklich zustandegekommene Familienereignis, das uns dochso herzlich kalt lassen sollte, beweihräuchert. Nur ein„Meisje" zwar, ein Mädchen, aber doch immer ein Königs-kind, das die Krone und den Purpur schon im Mutterleibeträgt, wie mancher andere„vom Bau" die Offiziersepckstlettenund den Doktortitel. Da hat denn in dem allgemeinen Rauschauch der Berliner Magistrat, der selbst vor Potentaten ausHinterasien den einst so steifen Bürgernackcn ehrjurchtsvoll imrechten Winkel beugt, aus seinem patriotischen Herzen keineMördergrube gemacht und den Weltstadtbewohnern zum An-denken an die Vermehrung des zweibeinigen königlichen Besitz-standes im Haag einen ganzen Haufen Zwiebeln beschert.Seit Wochen prangt die Reichshauptstadt im Schmuck vonTulpen und Hyazinthen. Und wenn es auch keine zartsinnigeAnspielung auf das neugebackene Königskind ist,— hübschkann man es doch finden.Die gärtnerische Ausschmückung der Berliner Plätze undPromenadenwege schlägt nämlich in diesem Jahre ganz neueBahnen ein. Es hat vielfach Befremden erregt, als vomDönhoffsplatz die Palmengruppen, welche jahrelang denMittelkandelaber umgaben und allerdings sehr dekorativwirkten, entfernt wurden. Gleichzeitig ist das Strauch- undBaumwerk gehörig durchlichtet, auch die Rasenfläche durchEntfernung der Schutzgitter freier gelegt worden. Das sahim Winter recht kahl aus. Aber nun ist eszum Vorschein gekommen, daß die städtische Parkdeputatton hier beabsichtigte, an Stelle des bisherigen Blätterreichtums einen Blumenschmuck großen Stilszu schaffen. Wo die Palmen standen, prangen prächtige Blumenbeete in einer überaus geschmackvollen Zusammenstellung vonTulpen und Hyazinthen. Ebenso sind die Ausläufer der ringsum das Mittelbeet gruppierten Rasenflächen geschmückt, so daßdie Gesamtwirkung überaus reizvoll ist. Diese Neuerung hatnoch den Vorzug, daß man auf Harlemer Zwiebeln nichtbeschränkt ist. Je nach der Saison sollen die blühendenNaturkinder wechseln. Für die nächsten Wochen steht ja nochdie Tulpe und Hyazinthe obenan, dann wird das diesmal etwasspät die zierlichen Blütcukelche entfaltende Maiglöckchen,das duftende Veilchen und die keusche Narzisse die Naturfreundebegeistern. Es ist immerhin anzuerkennen, daß diese Fürsorgeder städtischen Parkdeputation nicht ausschließlich bei den vornehmsten Plätzen der innersten Stadtviertel stehen bliebSelbst in den Vorstädten sind zahlreiche kleinere Gartcnplätzemit ein oder zwei Tulpen- und Hyazinthenbeeten geschmücktworden. Nur etwas mehr noch von diesem Schmuck möchtenwir uns für die Arbeiterviertel, wo doch auch Steuerzahlerwohnen, wünschen. In den Gewächshäusern der Stadt Berlingibt es eine solche Unmenge von Blütenzauber, der jetzt vielfach seinen Beruf des Erfreuens verfehlt, daß es schade ist,diese Blütenpracht nicht den minderbemittelten Klassen zugutekommen zu lassen._Feudaler Sport.Während die arbeitende Klasse der Bevölkerung unter der Lastder materiellen Sorgen seufzt und ein großer Teil überhaupt nichtweiß, wo er am anderen Tage Brot hernehmen soll, zerbrechen sichdie Angehörigen der aristokratischen Kreise die Köpfe, wie sie amvre Angehörigen oer aristokraluchen Kreise die Kopse, wie sie ambesten ihre Zeit und ihr Geld anbringen. Wein, Weiber und—Pferde sind diesen Kreisen die Parole des TageS. In voriger Wochehaben Traberfreunde eine neue Trabrennbahn in Ruhleben aus derTaufe gehoben und dieser Tage soll die Grunewaldrennbahn ein-geweiht werden. Dicht an der Döberitzer Heerstraße gelegen, soll sichein Bild weltstädtischen Korsos entwickeln, wie es Berlin noch fehltund wozu die Berliner Gesellschaft herangezogen Iverden soll. Manwill etwas Großartige» bieten für Leute, die nicht wissen, wie fieihre Zeit totschlagen sollen. Der verflossene Landwirtschaftsministerhat zu dieser Bahn insofern den Grund gelegt, indem er die Ber-liner Bevölkerung um eine» Teil deS Grunewaldes beraubte. DerBesitzer der Bahn ist der Berliner Rennverein, der die Bahn für dieKleinigkeit von 5 Millionen übernommen hat. Inmitten der Bahnist das sogenannte Stadion projektiert, ein Turnierplatz für athletischeund midere körperliche Sports, womit es aber noch gute Weile hat.AuS der WasscrwerkSverwaltung.Ein bemerkenswerter sozialpolitischer Fortschritt ist in ber jüngstenam Montag abgehaltenen Sitzung des Kuratoriums derstädtischen Wasserwerke zustande gekommen. Gelegentlichder diesjährigen Etatsberatung halte Genosse Dr. Weyl daraus hin-gewiesen, daß die Frage der Verkürzung der Arbeitszeitbei unseren Wasserwerken keine ersprießliche Lösung gefunden habe.Seit dem 1. Dezeinber vergangenen Jahres war für die Rohrlegerkolonnen der Neunstundentag eingefückrt. Wir haben das gegenüberunserer ursprünglichen Forderung als eine annehmbareAbschlagszahlungbetrachtet; in den Zehnstundentag war wenigstens Bresche gelegt.Nun hatte sich aber dadurch, wie man das schon vorausahnen konnte,eine gewisse Ungleichheit herausgestellt, die im Interesse des Be-triebes selbst auf die Dauer gar nicht haltbar sein konnte. DieKolonnenarbeiter sollten S Stunden arbeiten, alle übrigen die zehnstündige Arbeitszeit behalten. Wenn ein Arbeiter und Handwerkerder Werkstatt in der Kolonne beschäftigt waren, mnßten s i e zehnStunden arbeiten, die Kolonncnarbeiter dagegen nur 9 Stunden.Die Natur der Arbeit erheischt es aber, daß ein einzelner in denmeisten Fällen gar nicht arbeiten kann. Trotzdem mußten die Handwerker oder Arbeiter der Werkstatt 16 Stunden auf dem Bauplatz bleiben,während die glücklicher gestellten Kolonnenarbeiter schon nach neunStunden nach Hause gehen konnten. Es kam hinzu, daß im Winter,während die Kolonneuarbeiter den vollen Tagelohn wie im Sommererhielten, sich die übrigen Arbeiter den Abzug einer Stunde gefallenlassen mußten. Dieser Ungerechtigkeit ist nunmehr ein Ende gemacht.Durch ein st immig gefaßten Beschluß ist dieArbeitszeit der in der Werkstatt beschäftigtenArbeiter unter Belassung des Lohnes auch aufneun Stunden herabgesetzt worden.BerkchrSmisere-Kaum hat die Reisezeit begonnen und schon ertönen Notschreieaus verschiedenen Gegenden über Mißstände aller Art auf demGebiete des Verkehrs. Sonntagabend war der Schreiber dieserZeilen Zeuge, wie ein Vorortzug aus Hermsdorf mit einer Ver-spätung von 45 Minuten auf dem Stettiner Vorortbahnhof an-kam."Auf jeder Station und auch noch auf freier Streckeblieb der Zug längere Zeit liegen. Natürlich hatten die vorher-gegangenen und die nachfolgenden Züge ebenfalls g�iße Ver-spätungen. Als Grund wurde angegeben:„Wir müssen die Fern-züge vorbeilassen!" Mit anderen Worten: Die Fernzüge habenVerspätungen und bringen den gesamten Fahrplan in Unordnung.Nicht besser sieht es auf der Anhalter Eisenbahn aus, die bekannt-lich den größten Fernverkehr in Deutschland aufweist, zweigleisigist und keinen Borortverkehr besitzt. Um die Fernzüge vorbeifahrenzu lassen, müssen die Lokalzüge auf den Bahnhöfen in Trebbin,Luckenwalde, Jüterbog usw. liegen bleiben, d. h. sie werden aufein anderes Gleis gefahren(zurückgestoßen). Diese Einrichtungist auf allen Bahnhöfen fo zeitraubend, umständlich und gefährlich,daß auch die geduldigsten Fahrgäste sie verwünschen.Noch unverständlicher ist eine Anordnung der Behörde auf derKleinbahn Reinickendorf— Liebenwalde— Gr.°Schönebeck. Ausdieser Bahn verkehrt abends ein Zug, der um 16 Uhr in Wandlitzeintrifft. Wer nun aber glaubt, mitfahren zu können, der irrt sich.Die Fahrgäste steigen aus, aber das Einsteigen neuer ist der-boten. Und weshalb? Nach amtlicher Auskunft, weil der Zug inder Regel schon vollbesetzt aus Gr.-Schönebeck ankommt. AuD-igendarf man, aber die leeren Plätze besetzen ist streng untersagt. Das-selbe Schauspiel wiederholt sich dann auf den anderen Stationen.Und was ist die Folge dieser am grünen Tisch ausgeklügelten An-ordnung? Der Zug wird auf jeder Station leerer und daswartende Publikum auf den Stationen immer größer, natürlich auchimmer ungeduldiger. Die Redensarten, die man dann bei diesenGelegenheiten zu hören bekommt, stehen nicht im Kniage. Ammeisten zu bedauern sind die Beamten, die dem Publikum rechtgeben müssen, aber an der Sache nichts ändern können.Sonderzllge zu Himmelfahrt und Pfingsten. Für den Verkehram HimmelfahrtStag und zu Pfingsten werden auf den belebtestenStrecken Sonderzüge eingelegt. Am Himmelfahrtstag gehen vonBerlin Stettiner Bahnhof je ein Personenzug 3,39 früh nach Gran-see und 5,56 früh nach Stettin. Ferner geht 8,66 ein Eilzug nachStettin. Vom Anhalter Bahnhof nach Bebra, Dresden, Leipziggehen Vorzüge vor den verkehrsstarken Zügen an den Tagen vonFreitag vor bis Dienstag nach Pfingsten. Dasselbe ist der Fallvom Görlitzer Bahnhof in Berlin nach Görlitz.„Bestrafte Ehrlichkeit." Unter dieser Ueberschrift behandelteder„Vorwärts" vor Jahresfrist in Nr. 76, und zwar in satirischerForm, den Fall, daß ein Berliner Droschkenkutscher mit 26 Mk.Polizeistrase belegt worden war, weil er einen in seiner Droschkeliegengebliebenen Muff erst längere Zeit nach dem Weggang derFahrgäste entdeckt und ihn dann sofort auf der Polizeiwache ab-gclieferr hatte, wobei er noch ohne sein Verschulden mit demPolizeiwachtmeister zusammenrasselte. Die polizeiliche Verfügungfußte auf der praktisch ganz verfehlten, erst seit dem Februar 1965existierenden Verordnung, daß jeder Droschkenkutscher i ofort nachBeendigung der Fahrt den Wagen genau revidieren müsse. Selbst-verständlich ist das bei den heutigen, enorm angewachsenen Ver-kehrsverhältnissen nicht gut möglich, beispielsweise vor Theaternund Bahnhöfen, oder es würde doch starke Unzuträglichkeiten, dasheißt Verkehrsstörungen herbeiführen. Die gerichtliche Instanz hatdenn auch die Strafverfügung glatt aufgehoben und den Droschken«kutscher freigesprochen.Aus diesem Fall scheint aber die Polizei noch immer gar nichtsgelernt zu haben. So ist ein anderer Droschkenkutscher unter genaudenselben Umständen von der Polizei ebenfalls mit einer Straf-Verfügung bedacht worden. In diesem Fall standen die Richternach erhobenem Widerspruch nicht auf der Höhe des Rechts-empfindens. Sowohl das Schöffengericht als auch die Straf-kammer verurteilten den Kutscher, mit der hochweisen Begründung,daß er ohne Zweifel die liegen gelassenen Sachen gefunden hätte,wenn er vom Bock gestiegen wäre und die Droschke durchsucht hätte.DaS Kammergericht als RevisionSinstauz sah jedoch die Sache mitEs hat den Fall an ein anderesetwas praktischeren Augen an.Landgericht verwiesen, weil nicht verlangt werden könne, daß derKutscher vom Bock steige und die Droschke durchsehe. Sonst könntenan verkehrsreichen Stellen erhebliche Verkehrsstörungen entstehen.Vielmehr genüge es, wenn der Kutscher vom Bock aus sein Fuhr-werk so genau, wie eS im Augenblick möglich ist. besichtigt.Dem zweiten Landgericht, das sich mit der Sache zu be-schästigen hat, wird nun wohl nichts weiter übrig bleiben, als denAngeschuldigten freizusprechen. Und wegen solcher Selbswerständ-lichkeit müssen erst vier Instanzen in Anspruch genommen werden IDen Kutscher, der immer wieder zum neuen Termin muß und be-deutende Unkosten hat,-entschädigt natürlich kein Mensch. ES istnoch ein Wunder, wenn ihm die Verteidigungskosten ersetzt werden.Wird nun, nachdem diese für daS Berliner Droschkenfuhrwesen be»deutsame Prozeßsache durch alle Instanzen getrieben ist, endlichauch die unhaltbare Polizeiberordnung aufgehoben werden? Dazusollte nach dem Urteil des Kammergerichts schon jetzt der Anlaßgegeben sein.Die Grundsteinlegung zu einer neuen Nrnenhalle wurde amSonntag auf dem städtischen Friedhofe in der Gerichtstraße vomVerein für Feuerbestattung vollzogen. Zahlreiche Vertreter vomFeuerbestattungsvercin waren zugegen.Einen heftigen Zusammenstoß zwischen einem Automobil desPrinzen Eitel Friedrich und einem Kremser des Fuhrgeschäftesvon Damke Rachf. Hützen in der Marienburger Straße 18 gab esvorgestern abend um 16 Uhr auf der Chaussee zwischen Wannseeund Forsthaus Stern. Der Kremser hatte einen Ausflug nachBeelitzhof gemacht. Kurz vor 16 Uhr trat er die Rückfahrt nachBerlin an. Als er sich etwa 2 Kilometer von Beelitzhof entferntim Schritt bewegte, kam von Potsdam her ein Automobil deSPrinzen Eitel Friedrich, in dem nur der Chauffeur Josef Langsaß. Der Kraftwagen fuhr hinten auf den Kremser mit solcherGewalt auf. daß er sich überschlug und schwer beschädigt wurde.Der Chauffeur erlitt Verletzungen am Kopfe und mußte nach demKrankenhaus auf Westend gebracht werden. Hier stellte man fest,daß die Verletzungen schwer, aber nicht lebensgefährlich sind. DieInsassen des Kremsers wurden durcheinandergeschüttelt, bliebenaber unversehrt. Ein Pferd wurde an den Hinterbeinen schwerverletzt.Folgenschwere Petroleumexploston. Durch daS Umwerfeneiner Petroleumkanne wurde vorgestern vormittag in der Pückler-straße 39 ein schweres Brandunglück herbeigeführt. Im erstenStock des Oucrgebäudes bewohnt dort der Straßenreiniger JohannSwinka mit seiner aus Frau und fünfjähriger Tochter bestehendenFamilie eine kleine Hofwohnung. Vorgestern vormittag riß nundas kleine Kind beim Spielen m der Küche eine gefüllte Petro.leumkanne, die auf dem Kochherd stand, um, so daß dos Petroleumausfloß. Ehe die Eltern die Gefahr bemerkten, kam das Petroleumdurch die Hitze des Herdfeuers zur Explosion und im Nu standdas Kind in Flammen. Auch die herbeieilenden Eltern wurdenvon Stichflammen erfaßt, so daß die Kleider der ganzen Familiein Brand gerieten. Auf die Hilferufe drangen andere Haus-bewohner in die brennende Küche ein und erstickten die Flammendurch Aufwersen von Decken und Tüchern. Alle drei Personenhatten aber ,chon so schwere Brandwunden am ganzen Körperdavongetragen, daß sie nach dem Krankenhause Bethanien geschafftwerden mußten. Der Küchenbrand konnte bald gelöscht werben.Auf offener See erschossen. Eiy Selbstmord, der noch der Auf«klärung bedarf, hat sich auf dein Tegeler See ereignet. Der 23 Jahrealte Versicherungsbeamte Erich Schmidt aus der Fichtestraße 7 inSteglitz mietete sich am Sonnabend nachmittag bei dem BootsverleiherSiebert am Tegeler See ein Ruderboot und fuhr damit auf den Seehinaus. Vergeblich wartete der Bootsverleiher aufdie Rückkehr deSjunoenMannes. Vorgestern wurde dann das leere Boot am Ufer� angetrieben.Auf dem Boden des Fahrzeuges lag ein sechsläufiger Revolver, brtnoch vier Kugeln enthielt. Ferner fand inan das Jackett, den Hut,die Weste und mehrere Briefschaften des Sch. Auf einem Zettelstand die genaue Adresse deS jungen Menschen. Auch ein Brief andie junge Frau des Sch. befand sich in dem Jackett. Zweifellos hatsich Sch. während der Fahrt in, Ruderboot zwei Kugeln beigebrachtund ist dann ins Wasser gestürzt. Die Leiche des Lebensmüdenkonnte bisher noch nicht gelandet werden.DaS Opfer einer Schießerei ist der 13 jährige Sohn Helmuthdes Türkenstraße 15 wohnenden Hausbesitzers Schefisch geworden.Sch. ging am Sonnabend mit seinem Sohn durch die Tegeler Heideder Chaussee entlang. In der Nähe vertrieb sich ein Feldwebelseine Zeit, indem er mit einem Tesching auf Hühner schoß. Dabeiwurde der Knabe so unglücklich getroffen, daß er nach dem„Gerhardt-stift" gebracht werden mußte, wo er gestern gestorben ist.Großfeuer. DieBerliner Velvetfabrik, Köpenicker Str. 18/26'brennt I Dieser Ruf alarmierte gestern nachmittag kurz nach 4 Uhr dieBerliner Feuerwehr. Der Betrieb dieser alten Fabrik, die seit Jahren einHindernis für die EntWickelung des gesamten Köpenicker Stadt-Viertels bildet, ist eng verknüpft mit der Brandchronik von Berlin.Bei einem der Brände, die dort auskamen, verunglückten am31. Juli 1883 beim Einsturz eines Turmes der aus Rüdersdorf ge-bürtige Brandmeister Stahl, der Oberfeuennann Wandelb urgund der Feuermann Müller. Die beiden letzteren waren soforttot, während Brandmeister Stahl auf dem Transport nach Bethanien'tarb. Die übrigen Verletzten wurden gerettet.Als der erste Alarm eintraf, wurde sofort»Mittelfcuer' anamtliche Wachen gegeben. Die zweite Kompagnie war zuerst mitvier Zügen zur Stelle, der dann die fünfte Kompagnie mit demBranddirektor schnell folgte. Es brannte der in denAchtziger Jahren abgebrannte Flügel der Fabrik, ein vier-töckiger mächtiger, aus roten Ziegelsteinen errichteter Bau.n dessen Jimern sich ein Fremder nur schwer zurechtänden kann. Vrandinspektor Teubcner ließ sofort von drei Seiteniber drei große mechanische Leitern, die auf den Höfen aufgerichtetwaren, angreisen. Eine unbeschreibliche Hitze erschwerte mit anderenUmständen die Ucbersicht. Ausgekommen war das Feuer angeblichdurch Selbstentzündung in einem Trockenraum der Fabrik, der imnordöstlichen Teil der Fabrik nach der Spree liegt. Eine automatisch.d. h. bei Erreichung eines bestimmten Wärmegrades sich von selbst