keiterversammlungen benutzen sie ihre christlichen Lehren nur soweit, als sie der sozialistischen Agitation dienen können. Bei lokalen und parlamentarischen Wahlen unterstützen sie mit großem Eifer die sozialistischen und Arbeiterkandidaten. Scheinbar wäre das einfachste für sie, sich der Arbeiterpartei anzuschließen, allein sie halten die Arbeiterpartei noch nicht für genügend sozialistisch, um in ihr auf- tehen zu können._ Unsere Tote». In Bielefeld starb der Genosse Bruno Schumann, von i892 bis vor mehreren Jahren Geschäftsführer der Bielefelder „Bolls- wacht". Er hat das Blatt in der schweren Zeit zu Anfang der neunziger Jahre, da es täglich um feine Existenz zu ringen hatte, mit Umsicht geleitet und in eine gesicherte Position gebracht. Als Stadtverordneter Bielefelds— er bekleidete diesen Posten von 1897 bis 1904— hatte er eine lange Zeugniszwangshaft zu er- dulden, auch als zeitweiser veramwortlicher Redakteur der„Volks- wacht" hat er verschiedene Gefängnisstrafen erlitten. In den letzten Jahren hat Schumann sich an der Parteibewegung nicht mehr tätig beteiligt. Die Zuckerkrankheit hat ihn dahingerafft. polireUicbeg, Oerichttlchco ufw. Breslauer Justiz. Bei den letzten Stadtverordnetenwahlen in Breslau war ein Lehrer außerordentlich darum bemüht, daß die„Schuldisziplin" unter den Wahlen, die in der Turnhalle des�Schulgrundstückes statt- fanden, keinen Schaden nehme. Als er Kinder mit Ohrfeigen be- drohte, erklärte Genosse Albert, der den Lehrer seines Ver Haltens wegen für den Kastellan der Schule hielt:„Schlagen lasse ich die Kinder nicht; wer die Kinder schlägt, den schlage ich wieder. Der Lehrer fühlte sich beleidigt. Die Schuldeputation lehnt: indes in zwei Sitzungen ab, Strafantrag zu stellen. Nun nahm sich die b l o ck f r e i s i n n i g e„Breslauer Zeitung" der Sache des Lehrers an und benutzte sie zu einem politischen Hetzartikel. Die Folge war, daß die Schuldeputation in einer dritten Sitzung, es war inzwischen nahezu ein Vierteljahr vergangen, beschloß, gegen Albert vorzugehen. Vor dem Schöffengericht erachtete der Staats- anwalt den Vorgang für ziemlich harmlos und beantragte 5 0 M. Geldstrafe. Das Gericht erkannte demgemäß.— Daraufhin erschien ein weiterer Hetzartikel der„Breslauer Zeitung", der die Strafe für den Sozialdemokraten zu niedrig fand. Bald nach Erscheinen dieses Artikels legte derselbe Staatsanwalt, der die 50 M. Strafe beantragt hatte. Berufung ein. Vor der Straflammer wurden drei Monate Gefängnis beantragt; das Ge- richt erkannte auf einen Monat! Ein boykottierter Gastwirt fühlte sich durch eine Notiz der BreSlauer„Volkswacht" beleidigt und strengte Privatklage an. «Wien der Bestrafung des Redakteurs verlangte er 509 M. Buße wegen„Geschäftsschadigung". Ohne über den angerichteten Schaden Beweis zu erheben, erkannte das Schöffengericht gegen den verantwortlichen Redakteur Genossen Schiller auf 100 M. Strafe und 150 M. Buße. Iiigeudbewegiiiig. „Arbeiter-Jugend". Aus dem Inhalt der soeben erschienenen Nummer 9 heben wir hervor: Die Verfassung des Deutschen Reichs. HI. Von Ludwig Frank. — Das Fest deS Geiste«. Von Ida A l t m a n n.— Das Werden im Weltall (3. Die Spektralanalyse; 4. Die Sonne und die Sterne). Von Felix Linke.— Schiffsjungen gesucht I Von August Freudenthal.— Blüten und Insekten sSchluß). Von Hann ah Dorsch-Lewin.— GeWerk- schaftliche Verschinelzungsbestrebungen. Bon Wilhelm Jansso n. — Großstädtische und kleinstädtische Jugendbewegung. Von L. Rad- l o f f. � Vom Kriegsschauplatz usw. Beilage: Der blinde Passagier sFortsetzung). Von Max E h t h.-- Morgenlied. Von C. F. Meyer.— Bücher für die Jugend.— Der erste Tag in der Lehre. Von Th. Thomas.— Lütt Jan. Von Otto Ernst . Soziales. Aus der Kammer K des GcwerbegerichtS. Gestern klagte der Friseurgehilfe O. gegen das Passagekaufhaus auf Zahlung einer Entschädigung von 80 M. für entgangenen Lohn, Trinkgeldervcrdienst und Prozentevergütung. Kläger hatte sich zur Wahrnehmung eines gerichtlichen Termins Urlaub geben lassen und ist an diesem Tage nicht mehr ins Geschäft zurückgekehrt. Als er am nächsten Morgen kam, wurde er entlassen. Als weiteren Entlassungsgrund machte der Vertreter der beklagten Firma geltend, daß Kläger mit einem Mitarbeiter einen Streit gehabt habe, der nicht ohne Tätlichkeiten verlief. Den letzteren Einwand bezeichnete das Gericht unter Vorsitz des Magistratsasseffors Dr. Secks als unerheblich. In der unerlaubten Urlaubverlänge- rung sei aber ein zur sofortigen Entlassung berechtigender Grund zu erblicken. Das Gericht empfahl einen Vergleich auf 25 M., den der Kläger , um nicht ganz leer auszugchen, akzeptierte. Die zum Ausdruck gekommene Ansicht des Gerichts ist irrig. Der 8 123 der Gewerbeordnung führt als Entlassungsgrund in seiner Ziffer 3 auf:„wenn Arbeiter die Arbeit unbefugt verlassen haben oder sonst den nach dem Arbeitsvertrage ihnen obliegenden Verpflichtungen nachzukomme» beharrlich verweigern." Die ganze Fassung dieser Bestimmung läßt deutlich erkennen, daß unter dem unbefugten Verlassen der Arbeit nicht ein einmaliges unerlaubtes Fernbleiben von der Arbeit, sondern ein im Bewußtsein der Pflicht- Widrigkeit erfolgtes Fernbleiben, das einer beharrlichen Arbeits- Verweigerung gleich zu erachten wäre, zu verstehen ist. Dieser Aus- lcgung entspricht auch die Praxis der meisten Gewerbegerichte. Huö Induftnc und ftandd. Berdingungsfarce. Daß bei den öffentlichen Submissionen das Verfahren vielfach lediglich eine Farce ist, weil die Unternehmer sich vorher ganz genau schlüssig werden, zu welchen Bedingungen der erfolgreiche Sub- mittent die respektive Arbeit übernimmt, ist im„Vorwärts" schon öfter nachgewiesen worden. Meist belieben die Unternehmer es ja noch, verschiedene Preise zu fordern, um wenigstens den äußeren Schein eines Wettbewerbe? zu retten. Solche Schamhülle hat die Trägervercinigung abgelegt. Kürzlich hielt die Eisenbahndirektion Essen eine Verdingung ab. bei welcher es sich um die Lieferung von 340 Tonnen Trägereisen verschiedener Profile zu Bauzwecken handelte. Sämtliche 19 Firmen, die ihre Angebote eingereicht hatten, forderten den Einheitspreis von 49 124,45 M. Jetzt kann die Ausschreiberin hochherzig sein und dem— Höchstfordernden den Zuschlag erteilen. Kartelle. Die F a h r r a d t o n v e n t i o n hat sich Anfang Mai aufgelöst, da die Verhandlungen mit den Außenseitern nicht zu emem befriedigenden Ende geführt werden konnten.— In Straßburg hat sich ein Holzhändlersyndikat gebildet, welches die Form einer Einkaufsgenossenschaft angenommen hat und immer mehr Interessenten an sich zieht, die durch einen Vertreter den Einkauf besorgen lassen._ Schlechte Lage am Kohlenmarkte. Daß die ohnehin schon traurige Marktlage sich noch weiter ver- schlechtert hat. konstatiert die„Rh.-Westf. Ztg." in ihrem letzten Marktbericht vom rheinisch-westfälischen Kohlenmarkte. ES heißt da unter anderem: Die Marktlage hat sich in Kohlen incht gebessert. in Koks sogar nicht unerheblich verschlechtert und die Aussichten beurteilt man in Zechenkreisen wenig günstig. DaS ist m kurzen Terantw. Redalt.: CarlWermuth, Berlin -Rixdprf. Inserate verantw» ] Worten das Gepräge deS Marktes, wie eS sich zurzeit darstellte. . Wir haben bereits mitgeteilt, daß das Syndikat infolge zahlreicher Aufbestellungen im laufenden Monat nicht in der Lage ist, die nach der Einschränkung abzunehmenden 60 Proz. der Kokserzeugung unterzubringen. Am Kokömarkte spiegeln sich die ungesunden Per- Hältnisse in der Eisen- und Kohlenindustrie recht deutlich wieder. Eine Absatzstockung, wie sie gegenwärtig besteht, hat man kaum je- mals in solcher Schärfe gekannt, ebenso wie Lagermengen von der jetzigen Ausdehnung noch nicht dagewesen sind. GewerkfcbaftUcbes. Ei» Streik städtischer Arbeiter in Aussicht! Die städtischen Arbeiter Kiels stehen in einer Lohnbewegung. Im Jahre 1907 wurde ihnen eine kleine Erhöhung der Löhne bewilligt, die durchschnittlich 20 Pf. täglich betrug. Eine Auf- besserung der Lebenshaltung kann diese Lohnerhöhung aber heute nicht mehr genannt werden. Seitdem sind die Kosten für die Lebenshaltung weiter gestiegen und bei der letzten Etatberatung sind die Gemeindesteuerzuschläge um 50 Proz. erhöht worden. Die Forderungen der Arbeiter sind folgende: Achtstundentag für die Gasarbeiter an den Retortenöfen, Neunstundentag für alle Ar- beiter in städtischen Betrieben, eine Lohnerhöhung für alle Ar- beiter von durchschnittlich 20 Pf. den Tag. Bei der Etatberatung im März d. I. wurden die Forderungen der städtischen Arbeiter trotz der eifrigen Fürsprache der sozialdemokratischen Stadt- verordneten gegen deren Stimmen abgelehnt. Alle späteren Ver- suche der Arbeiter, beim Magistrat eine Berücksichtigung ihrer Wünsche durchzusetzen, fanden beim Magistrat kein Entgegen- kommen. Er berief sich stets darauf, daß die Finanzen der Stadt ein Eingehen auf die Wünsche der Arbeiter nicht zuließen. Ja, in einer Mitteilung vom 23. April hat der Magistrat sogar die Einberufung einer gemeinsamen Sitzung der Arbeiterausschüsse der einzelnen Betriebe abgelehnt. Er will also nicht einmal die von ihm selbst eingesetzte Vertretung der Arbeiter hören. Montag, den 17. Mai, fand nun eine außerordentliche Versammlung der Kieler Zahlstelle des Gemeindearbeiterverbandes statt, in der die zu unternehmenden Schritte beraten wurden. In der Versamm- lung herrschte eine erbitterte Stimmung gegen die Kieler Stadt- Vertretung, die noch dadurch erhöht wurde, daß das anwesende Vorstandsmitglied Riedel aus Berlin erklärte, er habe auf der Reise von Berlin nach Kiel die Mitteilung erhalten, daß sich der Magistrat auf einen Streik einrichte und schon Vorsorge für Unter- bringung von Streikbrechern treffe. In der Versammlung herrschte Kampfstimmung. Eine große Anzahl von Rednern forderte die sofortige Niederlegung der Arbeit. Schließlich wurde mit 238 gegen 49 Stimmen— die Nachtarbeiter konnten an der Versammlung nicht teilnehmen— folgende Resolution angenommen: „Die heute am 17. Mai im„Gewerkschastshause" tagende Versammlung der städtischen Arbeiter nimmt mit Entrüstung Kenntnis von der ablehnenden Haltung des Magistrats. Die Versammelten sind um so mehr über diese Ablehnung empört, als auch gleichzeitig ihrer Vertretung, den Arbeiterausschüssen, durch die nicht erfolgte Einberufung der gemeinschaftlichen Sitzung, jede weitere Förderung ihrer Angelegenheit unterbunden ist. Die Anwesenden beauftragen deshalb das Bureau der Ver- sammlung, erneut die Forderungen dem Magistrat und dem Stadtverordnetenkollegium mit der Maßgabe einer sofortigen Beschlußfassung zu unterbreiten. Gleichzeitig wird der Vorstand des Verbandes ermächtigt, im Falle einer ungünstigen Antwort Maßnahmen zur energischen Durchführung der Forderungen, eventuell einer Arbeitsniederlegung zu treffen." Das anwesende Vorstandsmitglied Riedel erklärte, daß der Vorstand des Verbandes mit aller seiner Sympathie hinter den Forderungen der Kieler städtischen Arbeiter stehe und im Falle ein Streik nötig werde,, ihn mit allen seinen Mitteln stützen werde. Berlin und Umgegend. Der Streik der Bauklempner. Die Unternehmer setzen ihre Bemühungen fort, vor der Oeffent- lichkeit die Streiklage als für sie günstig hinzustellen. In- der bürgerlichen Presse wurde Ende voriger Woche von der Beendigung des Streikes gesprochen, es hieß, daß sich genügend Arbeitswillige gefunden hätten, daß der Zustrom aus der Provinz so zugenommen habe, daß man alle freien Plätze besetzen konnte. Wer über den Stand der Dinge nicht besser orientiert war. mußte glauben, daß der Streik verloren gegangen oder im Sande verlaufen sei. In den Rundschreiben an die Klempnermeister wurde ein ähnlicher Ton angeschlagen. In dem Rundschreiben Nr. 9, datiert vom 13. Mm, heißt es: „In einer am 12. Mai er. abgehaltenen Versammlung der Zentrale der Klempner-Gewerke, an welcher auch die Vorstände der übrigen angeschlossenen Verbände teilnahmen, wurden über den gegenwärtigen Stand des Lohnkampfes eingehende Ae- sprechungen gepflogen. Obwohl man hätte annehmen können, daß nach bereits sechswöchentlicher Dauer des Streiks aus den Reihen der Arbeitgeber Wünsche nach Einleitung von Vergleichs- Verhandlungen laut werden würden, ergab sidb doch aus der Diskussion die einstimmige Meinung aller Versammelten, dasi an der bisher geübten Taktik unverändert festgehalten werden müsse und daß der Kamps bis zur völligen Niederlage der Arbeit- nehmer fortzusetzen sei. Es gereicht uns zur besonderen Freude mitteilen zu können, daß in dem gegenwärtigen Lohnkampfe die Meisterschaft ihre Jnteressn mit einer derartigen Einigkeit ver- tritt, wie dies noch in keinem der früheren Kämpfe der Fall war. und liesern ja auch die Angaben der gegnerischen Presse den Beweis, daß von rund 1200 selbständigen Meistern nur 89. also zirka 7 Proz., die Forderungen der Arbeitnehmer bewilligt haben. Aber der Wert selbst dieser geringen Ziffer wird noch er- heblich vermindert durch die Tatsache, daß unter den erwähnten 89 Meistern sich 80 befinden, die nur einen oder gar keinen Gesellen beschästigen." Weiter wird dann gesagt, daß„die Zahl der Arbeitswilligen in den letzten vier Tagen rapid gestiegen ist" und daß es in den nächsten Wochen gelingen werde, die Betriebe ohne Berücksichtigung der Organisierten voll zu besetzen. Demgegenüber reden die Tatsachen in einer ganz anderen Sprache. Bis jetzt sind 97 Firmen dem Tarifvertrage der Arbeit- nehmcr beigetreten. Diese 97 Firmen beschäftigen etwa 00 Klempner m ehr, als diejenigen Firmen beschäftigt haben, bei denen noch gestreikt wird. Von 1200 Meistern zu sprechen ist lächerlich, da es wohl kaum soviel Bauklempner gibt. Und ?erade unter denen, wo noch gestreikt wird, befinden sich viele leine Meister. Uebrigens kam zwei Tage nach der Herausgabe des erwähnten Rundschreibens die Anfrage an den Verband, ob er zu Verhandlungen bereit wäre. Die Antwort lautete be- jahend, unter der Voraussetzung, daß Aussicht bestände, die For- derungen der Arbeiter zur Anerkennung zu bringen. Die Streik- leitung war zuversichtlich, denn sie hatte festgestellt, daß die Zahl der Arbeitswilligen sogar im Abnehmen begriffen war. Am Montag nachmittag erhielt sie eine Telephonbotschaft, am nächsten Freitag zu Verhandlungen zu kommen. Die Einladung wurde angenommen und es bleibt abzuwarten, ob eine Einigung zu erzielen ist. Die Arbeiter sind sich klar darüber, daß sie nicht so sehr mit den Klempnermeistern als mit dem Unter- nehmerkartell im Baugewerbe zu kämpfen haben. Wie die Situa- tion gegenwärtig liegt, können die Arbeiter damit zufrieden sein. Sie dürfen sich durch die Aussicht auf die kommenden VerHand- lungen aber nicht verleiten lassen, in ihrem Eifer zu erlahmen. Der Kampf mutz fortgeführt werde», bis er zur endgültigst Eni- scheidung gekommen ist._ Achtung k Lederarbeiter! Der Streik bei der Firma Gebrüder Schlägel, Lederfabrik Lichtenberg , dauert unverändert fort. Zuzug von Lohgerbern, Zurichtern und Hülfsarbeitern ist streng fernzuhalten. Verband der Lederarbeiter Deutschlands . Filiale Berlin H. Achtung! Verband der Steinsetzer, Pflasterer und Berufsgenossen. Wegen Nichtanerkennung des Tarifs ist die Firma Gebr. Hein» bis auf weiteres gesperrt._ Die Ortsverwaltung. Deutrdrcs Reich. Achtung, Klempner! In der Warmlvafferapparate- und Bade« ofcnfabrik von Junkers u. Co., Dessau , wurden seit Monaten sämtliche Berufe durch Akkordpreiskürzungen beunruhigt. Dabei ging die Betriebsleitung namentlich in den letzten Wochen gegen die Klempner in der regorosesten Weise vor. Die Klempner waren bemüht, auf legalem Boden eine Verständigung zu erlangen. Ter Versuch scheiterte am Starrsinn des Direktors. Am Freitag, den 14. Mai, entließ man plötzlich unsere beiden Vertrauensmänner. Daraufhin reichten sänitliche 43 Klempner zur selben Stunde die Kündigung ein. Die Firma bemüht sich in vielen Blättern, nament- lich der Fachpresse, Klempner nach hier zu ziehen. Wir können nicht dringend genug warnen davor, auf die Gesuche der Firma hereinzufallen. Zuzug von Klempnern ist streng fernzuhalten. Deutscher Metallarbciterverband. Verwaltung Dessau . Dachdeckeraussperrung. Am 1. April d. I. war ein im Kr» feldcr Dachdeckergctverbe gültiger Tarif abgelaufen und sollte nun in Verhandlungen über Verlängerung desselben eingetreten werden. Die Unternehmer suchen die ungünstige Konjunktur auszunutzen und eine Lohnreduktion durchzusetzen und zwar in der Weise, daß der Zuschlag von 5 Pf. pro Stunde für Ueberlandarbeit wegfallen soll. In dem Tarif war weiter vorgesehen, daß die jungen Gesellen von 19 Jahren den Vollohn von 55 Pf/ erhielten. Diesen GeHusen soll auch der Lohn um 5 Pf. gekürzt werden. Mit einer solchen Aenderung des Tarifs waren die Gehilfen nicht einverstanden und als ein Unternehmer die Lohnreduktion vornahm, wurde dessen Betrieb gesperrt. Die Unternehmerorgani- sation veranlasste darauf ihre Msiglieder, sämtliche Dachdecker- gehilfen auszusperren. Einen Vertreter der Gehilfenorganisation ließen die Unternehmer zu den Verhandlungen nicht zu, sie gaben der Meinung Ausdruck, der„verhetze" die Leute. Eine Einigung war mit den Unternehmern nicht zu erzielen, weil sie strikte auf ihrem Standpunkte, die Löhne in der oben bezeichneten Weise zu kürzen, beharren. Sie erklären kurz und bündig, der Tarif wäre ihnen in der Form von den Gehilfen aufgezwungen worden. Jetzt wären sie in der günstigeren Position und würden die Aenderungen durchsetzen. Bei einer derartigen Auffassung ist an eine baldige Beendigung des Kampfes nicht zu denken und ist Zuzug von Dachdeckern fern- zuhalten. Durch de» Streik der Sandsteinarbeiter, die um eine geringe Aufbesserung ihrer Löhne kämpfen, soll nach den dem Vorsitzenden der Steinarbsiter gegenüber voni Stadtbaurat Möbius ge- machten Aeußerungen die Stadt � Chemnitz in eine Notlage ge- kommen sein. Die Steinmetzarbeitcn zum Bau einer Schule sind nämlich vom Rate im Betrage von 46 000 M. nach auswärts, und zwar nach Kirchheim in Baden , vergeben worden. Dagegen hatie der Vorstand der Steinarbeiter Vorstellungen erhoben, da das Verhalten des Rates einem Eingriff in den Stand des Streiks zugunsten der Unternehmer so ähnlich sieht wie ein Ei dem anderen. Der Rat ist mit der Aufgabe der Bestellung nach auswärts von seiner Praxis, städtische Arbeiten am Platze anfertigen zu lassen, damit der Verdienst hier bleibe, abgegangen. Dadurch sind natürlich die Unternehmer in ihrem Widerstand gegen die Be- willigung der minimalen Forderungen noch bestärkt worden. Diese könnten aber leicht bewilligt werden, denn bei der Kalkulation haben die Unternehmer die neuen Preise zugrunde gelegt. Ein Unternehmer hat die Forderungen auch ohne weiteres bewilligt. Anstatt nun vermittelnd bei den Differenzen zwischen Unter- nehmern und Arbeitern einzugreifen, gibt der Rat einfach die große Arbeit nach auswärts und bringt sich damit bei dem größten Teile der Bevölkerung in den Verdacht der einseitigen Parteinahme zugunsten der bestreikten Unternehmer. So lieferte der Rat einen neuen Beweis seiner so oft von ihm gerühmten Arbeiterfreundlich. keit. Ein Streik der Maurer ist in Oberkohau bei Hof ausgebrochen. Der Grund ist die Weigerung der Unternehmer, die Arbeits- bedingungen dem in Hof abgeschlossenen Tarif anzupassen— ein nur gerechtfertigtes Verlangen, da die Lebensverhältnisse in beiden Orten die gleichen sind._ Berichtigung. Infolge undeutlicher Schrift in dem uns zugegangenen Bleistift- Manuskript des Vergleichs zwischen dem Metallarbeiterverband und der Organisation der Solinger Stahlwarenarbeiter hat sich in den beiden letzten Zeilen deS Punkt 4 der Vergleichsbedingungen ein Fehler eingeschlichen. Es muß dort nicht heißen:. sich der Erklärung der Angellagten zu 2 und 3 anschließen." sondern: ,... sich der Erklärung des Angeklagten Ern zu 3 anschließen." Rusland . 200 Dockarbeiter in Lorient sind in den Ausstand getreten. Zwei Dampfer, welche im Hafen liegen, konnten ihre Ladung nicht löschen._ Letzte JVacbricbten und Depcfcben. Nicht hoffähig. Hamburg , 18. Mai.<B. H. ) Das Hcinedenkmal auf Korfu soll nach einer Meldung der„Neuen Hamburger Zeitung" vom Hofmarschallamte für 19 009 M. an den hiesigen Berlagsbuchhändler Julius Kampe verkauft worden kein. Herr Kampe beabsichtigt, dem Senat das Denkmal zur öffentlichen Ausstellung anzubieten. Sollte das Anerbieten abgelehnt werden, so gelangt das Monument auf der Besitzung des Herrn Kampe bei Blankenese zur Aufstellung. Bei einer Pulverrxplofion verwundet. Kiel , 13. Mai. sW. T. B.) In die Maden. ischcn Heilanstalten wurden heute nachmittag drei Matrosen eingeliefert, die bei einer Pulverrxplosion in einem Schuppen der Torpedoinspektion verwundet wurden. Von den Verwundeten sind zwei schwer, einer leicht verletzt._ Vom Jycßcc zerstört. Lille , 18. Mai. (SB. T. B.) In einem Alkohol- und Getreide- lager auf dem Boulevard liberie brach ein Brand aus, der einen überaus großen Umfang annahm, fünf Gebäude sind völlig nieder- gebrannt; der Schaden beträgt mehrere Millionen. Kingston (Jamaika ), 13. Mai. (W. T. B.) Der hiesige Kingstonpier ist durch Fcucr zerstört worden. Das Urteil in der Affäre Herzenstein. Terijokki(Finnland ), 18. Mai. (W. T. B.) In Kivinebb fand heute eine Gerichtssitzung statt, in der über die Affäre der Er- mocdung Herzcnsteins verhandelt wurde. Polowncw wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, wobei ihm fünf Monate Unter- suchungshaft angerechnet wurden. Das Gericht beschloß ferner. den Präsidenten des Verbandes echt russischer Leute Dubrovin auf den 10. Juli vorzuladen, damit er Erklärungen in dieser Angelegen- heit abgebe.__ LH, Glocke» Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr, u. Verlagsanstall Paul Singer Lc Co., Berlin L W. Hierzu 3 Beilagen u.Unterhaltungsbl.
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