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|t. 115. R. ZahtMS. 3. Kilazr i>es Jütüiätts" Knlim WsdlÄ pttuodi, 19. M«i 1909. ParteigenofnnneD und Genotfen! Am heutigen Tage wird das Junkerparlament den Wahlrechtsraub sanktionieren und jedenfalls die Landtags- Mandate der Genossen Borgmann, Heimann, Hirsch und Ad. Hoffmann kassieren. Die Wähler des 5., 6.. 7. und 12. Berliner Landtags- Wahlbezirkes werden hoffentlich nur für kurze Zeit der ihnen selbst auf Grund der elenden Dreiklassenwahl zustehenden Vertretung beraubt und vergewaltigt. Wir berufen zum heutigen Abend, Mittwoch, den 19. Mai. 8 Uhr. vier Volks- Versammlungen in denmandatslosen" Bezirken ein und zwar in den Lokalen: Moabiter Gesellschaftshans, Wiclefstr. 24. Breuer, Große Frankfurter Str. 117. Sanssouci , Kottbuser Str. 6. Elysium, Landsberger Allee 4941. Tagesordnung: Ter Wahlrechtsraub. Referenten: Genossen Borgmann. Heimann. Hirsch, Hoffmann. Wir erwarten, daß die Genoffen und Genossinnen in Massen zur Stelle sind und stammenden Protest gegen die brutale Entrechtung der sozialdemokratischen Wählerschaft ein- legen. Der geschäftSfübrende Ausschuß. Lese- und Diskutierklub»Südost«. Heute abend S'/, Uhr bei Neidhardt, Görlitzer Strotze 58: Sitzung. Gäste willkommen. Partei- Angelegenheiten. Zur Lokalliste. In Treptow ist uns das Lokal der Wittwe Gratzmann, Elsenstratze, Ecke Köpenicker Landstratze, entzogen worden. Das Grundstück gehört der Grotzen Berliner Stratzenbahn. Durch den Bertrauensmaiin der Stratzenbahner war eine Ver- sammlung nach dem genannten Lokal einberufen worden, jedoch konnte dieselbe infolge plötzlicher Verweigerung seitens der Inhaberin nicht stattfinden. Auch wurde der betr. Veo trauenSmann sofort entlassen. In Rudow bei Johannisthal find nach wie vor samt« liche Saallokale gesperrt. Verkehrslokal ist: August Palm, Köpenicker Strotze. Auf wiederholte Anfragen teilen wir mit, datz in Grüna» das RestaurantBellevue", Friedrichstrahe 22, Jnh. August Knuth, der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung steht. Herr Knuth hat sein Wiederholt gegebenes Versprechen bis jetzt noch nicht eingelöst. Desgleichen ist in Mariendorf das Lokal von Grasse (Zum alten A s k a n i e r">, Chausseestr. 305, zu meiden. Folgende Lokale stehen uns neu ,ur Verfügung: In Wannsee : Gustav Koch, Chausseestr. La; in Reinickendorf -Ost:Hubertus- säle«(Jnh. R. Schmidt), Provinzstr. 77/78; in Erkner : Restaurant Zum Eisenbahnhotel"(Jnh. Fieker, vorm. Seidenstücker); dagegen ist das LokalNeues SchützenhauS" an der Zittauer Chaussee dortselbst streng zu meiden. In Müllrose (Frankfurt -LebuS ) sind folgende Lokale frei: NoackS Gasthof(mit Saal), am Markt, und Restaurant Hurtig. _ Die Lokalkommisfion. Verband sozialdemokratischer Wahlvereine Berlins und Umgegend. Die Vorträge der Genossin Zetkin über die Frauen frage finden am Freitag, den 21. Mai, 8 Uhr abends ihre Fortsetzung. Eintrittskarten zum Preise von 19 Pfennigen für jeden der noch stattfindenden Abende sind vor dem Vortrage in Kellers Lokal. Koppen st r. 29. zu haben. _ Der Zentralvorstand. Fünfter Wahlkreis. Donnerstag, den 20. Mai, Himmelfahrtstag: Ausflug nach Bergfelde . Abfahrt 8.53 morgens vom Vorortbahnhos der Stettiner Bahn nach Herms- dorf. Treffpunkt dortselbst für Nachzügler bis'/zll Uhr vorm. im Restaurant.Foisthaus ", H. Heidenreich, Augufte-Viktoria-Str. 18. Zahlreiche Beteiligung erwartet Der Vorstand. MahlSd-rf(Ostbahn). Am Sonnabend, den 22. Mai, abend? 8 Uhr, findet im Lokale des Herrn Linke, Grunowstratze, eine öffent liche Versammlung statt. Auf der Tagesordnung steht: 1.Die Frauen im öffentlichen Leben". Reterentin: Frau R. Friedländer Berlin . 2.Die Gemeindevertretung in Mahlsdorf. * Referent Genosse Robert Oerrel. MShlenbcck(Bezirk Nieder-Schönhaufen). Am Sonntag, den 23. Mai. nachmittags 4 Uhr, findet im Lokale von Aug. Mayer. Buchhorster Straße, eine öffentliche Versammlung statt. Tage«- ordnung: 1. Die neuen Steuern, ein Raubzug aus die Taschen der Unbemittelten. Referent: Stadtverordneter Emil Böske. 2. Die letzten Vorgänge in unserem Ort. 3. Diskussion. Die Nieder- Schönhausener Genoffen, die daran teilnehmen wollen, treffen sich bei Brawogel, Nordend. Abmarsch um 2 Uhr. Der Vorstand. berliner IVadmcbteu. Protestiert gegen den Viermandatsraub! Als am Dienstag nachmittag vom Präsidenten des Ab geordnetenhauses der Antrag der WahlprüfungS-Kommission, die 4 sozialdemokratischen Mandate für ungültig zu erklären, auf die Tagesordnung für Mittwoch gesetzt wurde, war die Berliner Parteileitung sofort in der Lage, durch ein Extrablatt desVorwärts" den Genossen mit- zuteilen, daß bereits am andern Tage der Schlag gegen die sozialdemokratische Partei geführt werden solle. Durch dieses Extrablatt wurden die Genossen der vier Wahlkreise auf- gefordert, in Massen zu den auf Mittwoch abend anberaumten Versammlungen zu erscheinen. um dort flammenden Protest gegen den Mandatsraub zu erheben. Wie unseren Genossen bekannt ist. ist die zu er- wartende Ungültigkeitserklärung in der Tat nichts als ein G e w a l t st r e i ch, der sich freilich kläglich hinter formalistische und juristische Ausflüchte verkriecht. Die Referenten der Versammlungen, die vier aus dem DreÄaffenparlament hinausgeworfenen bisherigen Vertreter der vier Wahlkreise, werden Veranlassung nehmen, das unerhörte Vorgehen der Majorität der Geldsacksvertreter mit gebührender Schärfe zu kennzeichnen! Sache der Arbeiter- schast selbst ist es, durch maffeuhafteS Erscheine» für eine wuchtige Kundgebung gegen den an ihren Vertretern und damit an ihnen selbst verübten Gewaltstreich z» sorgen. Von heute ab beginne der Wahlkampf! Tue jeder seine Pflicht! Wie Behörden die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Zu einem öffentlichen Skandal hat sich die oft gerügte, trotzdem aber immer wiederkehrende Unsitte Heransgewachsen, bei Umzügen von Privatpersonen Feuerwehrleute zu beschäfttgen. Vom gestrigen Tage liegt wieder eine hierauf bezügliche Meldung vor. Die Weitz- waren-Firma Gebrüder Jkle in der Brüderstratze 2 hatte, um ihren Geschäftsumzug zu bewältigen, 16 Feuerlvehrleute angenommen. Diese Tatsache war auf einigen Arbeitsnachweisen bekannt- geworden und es dauerte nicht lange, so sammelten sich in dem Hofe des Hauses Brüderstr. 2 und vor dem Hause gegen 800 bis 400 arbeitslose Transportarbeiter an, die gern die Arbeit verrichtet hätten, nun aber zusehen mutzten, wie von der Stadt bezahlte Beamte ihnen das Brot wegnahmen. Selbst Feuerwehrleuten, die mithalfen, ist das Ungehörige ihrer Verwendung klar geworden. Der Inhaber der genannten Firma glaubte sich der vielen Arbeitslosen nicht anders erwehren zu können als durch Inanspruchnahme der Polizei, die mit einem Polizeileuwant an der Spitze erschien, um die Leute zu zerstreuen. Wir gehören nicht zu denen, die etwa den Feuerwehrleuten den Verdienst nicht gönnten; wir sind immer dafür eingetteten, datz die Feuerwehrleute eine Bezahlung erhalten, die ihrer schweren Tätigkeit entspricht und ihnen eine auskömmliche Existenz gewährt. Protest mutz aber eingelegt werden, datz aus Mitteln der Gemeinde erhaltene Beamte arbeitslosen Bürgern das Brot wegnehmen. Es mutz ernstlich die Frage aufgeworfen werden: Wer trägt die Verantwortung für die inimer wiederkehrende Unsitte der Ver- Wendung von Feuerwehrleuten zu anderen als dienstlichen Zwecken? Unsere Feuerwehr ist königlich. Die Stadt Berlin hat zwar die Verpflichtung, die Mittel für die Wehr herzugeben, hat aber im übrigen nichts zu sagen. Die Feuerwehr untersteht dem Polizei- Präsidenten und dieser dem Minister des Innern. Uns ist aber mit- geteilt worden, datz in dieser Beziehung die einzelnen Abteilungen der Feuerwehr freie Hand hätten, datz also nicht einmal der Brand- direktor die Erlaubnis zur anderweitigen als dienstlichen Verwendung von Feuerwehrleuten erteile. Ist daS der Fall, so wäre ja für die Feucrsicherheit Berlins schlecht gesorgt. Durch die von unS gerügte Tätigkeit von Feuerwehrleuten werden diese ihren eigentlichen Zwecken entzogen, selbst wenn das in der dienstfreien Zeit geschähe. Die dienstfreie Zeit ist da zur Ruhe, die gerade Feuerwehrleute sehr nötig gebrauchen. Wie unS nachträglich mitgeteilt wird, find am gestrigen Nach- mittag auf höhere Anordnung hin die Feuerwehrleute zurückgezogen worden und eS ist mit dem Unternehmer eine Vereinbarung ge- troffen worden, nach welcher Transportarbeiter vom Arbeitsnachweis zur Bewältigung dieser Arbeit in Anspruch genommen werden. Das ist ja gewitz zu begrüßen, ändert aber nichts daran, datz für die Zu- kunft Garantien geschaffen werden müssen, um die Wiederholung derartiger Vorkommnisse zu vermeiden. Der Branddirektor bezw. der Polizeipräsident sollten generell verfügen, datz Feuerwehrleute zu anderen als dienstlichen Zwecken nicht herangezogen werden dürfen, soll nicht die Erklärung der Minister im prentzischen Abgeordneten- hauS, nach Möglichkeit für Linderung der Arbeitslosigkeit zu sorgen, mit den Tatsachen in gar zu krassem Widerspruch stehen. GeschlechtSkrankheiten-Ansstellung. Anläßlich deS KrankenkasienkongresseS hat die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten im Happoldtschen Lokale. Hasenheide 32/38, eine Ausstellung ihrer Sammlung von Wachs- niodellen veranstaltet. Die Ausstellung ist am Montagabend durch den Generalsekretär der Gesellschaft, Prof. Dr. B l a s ch k o, mit einer Ansprache eröffnet worden, in welcher er auf die Beziehungen der Geschlechtskrankheiten zum Bolkswohl sowie auf die ungebeueren gesundheitlichen, materiellen und ideellen Schädigungen hinwies, welche aus der großen Verbreitung dieser Krankheiten der Bevölkerung erwachsen. Hauptschuld an diesen Zuständen trägt die grotze Un- kenntnis aller Volksschichten über Wesen, Bedeutung und VerbreitungS- weife dieser Krankheiten. Die D. G. B. G. hat eS sich zur Auf- gäbe gestellt, durch Belehrung in Wort und Schrift, und jetzt auch durch bildliche Darstellung aufklärend zu wirken. Die ausgestellten Objekte und Tabellen geben ein anschauliches Bild von den schweren Zerstörungen, welche die venerischen Krank- heiten in den verschiedenen Gegenden und Bevölkerungsschichten Deutschlands anrichten. Durch ErläuterungLvotträge, die in den Abendstunden von 68 allstündlich von fachkundigen Aerzten ge« halten werden, soll dem Publikum das Verständnis für die Aus- stellung nähergebracht und der Ernst und die Tragweite der Ge- fahren, welche besonders der Jugend durch die venerischen Krankheiten drohen, in anschaulicher Form eingeprägt werden. Damit dieses Ziel erreicht wird, wäre der Ausstellung, die bis zum 22. d. M. geöffnet bleibt, ein zahlreicher Besuch zu wünschen. AuS der BerkehrSdcpntation. Unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Kirsch ner fand gestern eine Sitzung der städtischen Verkehrsdeputation statt, in der das amtliche Schreiben des Berliner Polizeipräsidenten über daS Genehmigungsverfahren in Sachen der Nord-Südlinie: Viktoria- Park Schillerhain bekannt gegeben wurde. Danach waren die teitungsnachrichten verfrüht und die Mitteilung desBerliner ageblatt" von einer königlichen Genehmigung unzutreffend. Das Schreiben des Polizeipräsidenten hat folgenden Wortlaut: Der städtischen Verkehrsdeputation mache ich ergebenst die vorläufige Mitteilung, datz der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten dahin Entscheidung getroffen hat, datz die städtische Nord-Südlinie bei ihrer Kreuzung mit dem von der Grotzen Berliner Stratzenbahn geplanten vier gleisigen Tunnel in der Leipziger Straße die obere Lage erhalten soll, ebenso wie bei der K r e u z u n g mit dem Tunnel in der Straße Unter den Linden. Da sonstige Bedenken gegen die Nord-Südlinie bei den Ge- nehmigungsbehörden nicht mehr bestehen, so werde ich dem Ge- nehmigungsverfahren nunmehr beschleunigten Fortgang geben." gez. v. Stubenrauch. Gleichzeitig wurde von der Deputation der Plan einer städtischen Stratzenbahn vom Urban durch die Gräfestratze, über die Kottbuser Brücke durch die Naunlzn-, Mantenffel-, Wrangcl-, Eisenbahnstratze, über die neue Brommybrücke, durch die Mühlen«, Frucht« und Königs- bergerstratze und dem Weidenweg nach dem Balienplatz mit Anschluß an die schon im Betriebe befindliche städttsche Stratzenbahn beraten und beschloffen, die Gleise für diese Bahn beim Bau der Brommy- Brücke schon jetzt dort zu lagern, um später diese Verbindung herstellen zu können. Der Festsetzung der znrzeit gültigen Tarife für die mit Pferden bespannten Omnibusse der Allgemeinen Berliner Omnibus-Aktiengesellschast wurde auf ein weiteres Jahr zugestimmt. Ferner genehmigte die Deputatton die beantragte Aenderung der Gleisanlagen aus dem Baltenplatz, wo kürzlich zwei Straßenbahnwagen in einer Kurve zusammengefahren und mehrere Personen schwer verletzt worden waren. Der Platz soll in der Mitte eine Schmuckanlage erhalten und die Gleise um den Platz herumgeführt werden. Die Kosten trägt die Grotze Berliner Sttatzenbahn-Gefellschast._ Ein netter Sittlichkeitsapostel ist der frühere herrschaftliche Kutscher Karl Mendel aus Lichtenberg . Der Mann hatte keine Freude mehr an seinem Berufe und legte sich mit großem Eifer auf die Bekämpfung der Unsittlichkeit. Er besuchte als Missionar Lokale und Wohnungen, um Gefallene aufzurichten und auf den Weg der Besserung zu lenken. Auch auf der Straße suchte er das Laster auf, um es zu bekämpfen. Am Sonnabend aber wurde er mit einem anderen in einer Bedürfnisanstalt am Schöneberger Ufer in einer Lage getroffen, die einen dritten veranlaßt-, ihn fest. stellen zu lassen. Als man ihm Erstaunen darüber ausdrückte, daß gerade er solche Schmutzereien treibe, und noch dazu öffentlich, er- widerte er salbungsvoll, wer das Laster mit Erfolg und gründlich bekämpfen wolle, müsse selbst erst tief hineinsteigen, um es und die Mittel zu seiner Bekämpfung kennen zu lernen. Vom eigenen Fuhrwerk totgefahren. Ein aufregender Unglücks- fall mit tödlichem Ausgang trug sich vorgestern nachmittag in der Brunnenstraße zu. Der Kutscher Erwin König aus der Schönholzer Straße 1 hatte Fleisch vom Zentralviehhof abgeholt und bei einem Schlächtermeister in der Brunnenstratze abgeladen. In dem Augen- blick, als er wieder auf den Wagen steigen wollte, scheuten die Pferde durch ein vorübersausendeö Automobil und gingen durch. K. wurde vom Bock geschleudert und fiel unglücklicherweise unter die Räder, die ihm über die Brust hinweggingen. Dem Bedauernswerten wurden fast sämtliche Nippen gebrochen und die Zunge zerriffen, so datz der Tod auf der Stelle eintrat. Die davonrasenden Pferde konnten durch beherzte Männer angehalten werden, bevor weiteres Unheil angerichtet wurde. Die Saison derFlatterfahrer" steht gegenwartig in voller Blüte. Tagtäglich laufen bei der Polizei zahlreiche Meldungen über größere Bodendiebstähle ein. Zu regelrechten Banden haben sich die Spezialisten auf dem Gebiete desFlatterfahrertumS" organisiert, um die Einbrüche in größerem Umfange betreiben zu können. Von großer Dreistigkeit zeugt ein Fall, der uns auS der Wilhelmstraße gemeldet wird. Am Montagnachmittag mußten die Bewohner des HauseS Wilhelmstraße 20 die unangenehme Eni- deckung inachcn, daß sämtliche Böden erbrochen und ausgeraubt waren. Ueberall waren die Schlösser an den Verschlagen auf- gebrochen worden. Die Mieter sahen dann selbst zu, wie die dreisten Einbrecher die in großen Ballen zusammengebundene Beute die Treppen herunterschleppten, ohne Argwohn zu schöpfen. Dem im Hause wohnhaften Karikaturenzeichner Boy wurden unter anderem wertvolle Skizzen und Bilder sowie ein japanisches Porzellanservice entwendet. Bon der Plattform eines Eisenbahnwaggons abgestürzt ist in der vorletzten Nacht der Kanzlist Alexander Logsch aus Charlotten- bürg, der in Werneuchen gewesen war und den um 12 Ibhr nachts auf dem Schlesischen Bahnhos eintreffenden Wriezener Zug zur Rückfahrt benutzt hatte. Als sich der Train der Hauptstadt näherte, verließ L. sein Abteil und begab sich auf die Plattform. Beim Bc- fahren einer Weiche bei Rummelsburg verlor der Kanzlist das Gleichgewicht und stürzte auf den Bahnkörper. Der Unfall wurde sofort bemerkt und Balmbeamte davon benachrichtigt, die den Ver- unglückten nach dem Rummelsburger Krankenhause brachten. Logsch hatte einen schweren Schädelbruch sowie auch innere Verletzungen davongetragen Bei einem Sturz auf dem Bürgcrsteig den Tod gesunde» hol ein unbekannter etwa 40 Jahre alter Mann. Er wollte vor dem Grundstück Müllerstraße 63 vom Bürgersteig auf den Fahrdamm treten, glitt aber an der Bordschwelle aus und kam so unglücklich zu Fall, datz der Kops gegen die harte Bordschwelle geschleudert wurde. Es trat ein Schädelbruch ein, an dessen Folgen der Ver- unglückte bald darauf starb. Die Leiche des Unbekannten wurde zur Rekognoszierung nach dem Schauhaus gebracht. Zur Vorsicht mahnt ein schwerer Nadfahrerunfall, der sich, wie uns nachträglich mitgeteilt wird, am Sonntagnachmittag im Grüne. wald ereignet hat. Der 17 Jahre alte Gymnasiast Willi Bender. Gitschinerstraße 4, hatte auf seinem Zweirade einen Ausflug nach dem Grunewald unternommen. In der abschüssigen Hubertusallee ließ er die Maschine frei laufen und suchte die Geschwindigkeit da- durch zu erhöhen, daß er sich mit dem Oberkörper auf die Lenkstange stützte. Diese brach plötzlich, Bender stürzte von dem Rade und ertitt einen schweren Schädelbruch. Hinzukommende Ausflügler brachten den Verunglückten nach Berlind Hier wurde der Gymnasiast nach einem Krankenhause übergeführt, wo er in hoffnungslosem Zustande daniederliegt. Einen Leichcnfund sucht die Polizei aufzuklären. In dem Hausflur des Grundstücks Grüner Weg 32 wurde vorgestern nach- mittag von einem Bewohner ein Paket gefunden, das die Leiche eines mehrere Tage alten Knaben enthielt. ES wird angenommen, daß hier ein Kindesmord vorliegt. Die Leiche, die in braunes Pack- papier und in einen hellen Pappkarton eingehüllt war, wurde Polizei- lich beschlagnahmt und zur Obduktion nach dem SchauhauS gebracht. Eine Revolverschießerei wird aus der Turmstraße gemeldet. Dort ließ sich vorgestern abend ein junger Mann mit einer Kraft. droschke umherfahren und gab endlich als Ziel ein Caf4 an. AIS der Wagenführer hier Zahlung verlangte, wollte ihm der Fahrgast statt des Geldes eine Revolverkugel verabreichen. Zum Glück ging der Schuß fehl und die Kugel richtete keinen Schaden an. Jetzt entfloh der Schütze. Der Chauffeur aber kurbelte rasch an und ver- folgte ihn. Als der Flüchtige sah daß eS kein Entrinnen mehr gab, schoß er sich selbst eine Kugel in den Kopf und brach besinnungslos zusammen. Nach dem Krankcnhause Moabit gebracht, starb er bald nach der Einlieferung. Wer er ist, weiß man nicht. Religiöser Wahnsinn. Am Montagmittag begab sich der 37 Jahre alte Arbeiter Georg Bohne in einem Anfall von religiösem Wahn- sinn nach seinem Pachtland in der LaubenkolonieGrönland " an der Paul-Heyse-Straße, entkleidete sich dort vollständig und zerstörte seine Laube, wobei er wirre Predigten hielt. Seine Frau benach- richtigte die Polizei, die den Unglücklichen abholte und nach Unter- suchung durch den Kreisarzt der Irrenanstalt Herzberge zuführte. Aus Not in den Tod. Der Polizeibericht meldet: Der 38 Jahre alte Möbelpolierer Paul Schmidt wurde vormittags in seiner Wohnung in der CotheniuSstratze von seiner von einem Geschäfts- gange heimkehrenden Ehefrau am Kleiderschrank erhängt auf- gefunden. Wiederbelebungsversuche sind erfolglos geblieben. Nach einem hinterlassenen Briefe sind Arbeitslosigkeit und Krankheit die Beweggründe zu der Tat gewesen. Die Leiche ist dem Schauhause zugeführt worden. Wer ist der Tote? Am Montagnachmittag zwischen 3 und 4 Uhr kam ein Mann von 61 bis 65 Jahren nach der Schankwirtschaft von B. in der Naunynstraße 30, bestellte einen Magenbitter und ließ sich, bevor er ihn noch getrunken hatte, den Schlüssel zu dem im Haus- flur gelegenen Klosett geben. Als der Gast, der einen Arm im Gipsverbande trug, nach einer Viertelstunde noch nicht zurückgekehrt