kam er jetzt mit der Erllärung, er selöst habe auf AnstiftungKayserS den Geldbriefträger Eulenburg überfallen. Seine näherenAngaben müssen noch nachgeprüft werden. Drechsler ist deshalb so-eben nach der Besselstraße gebracht worden, um dem Jungen gegen-übergestellt zu werden und an Ort und Stelle seine Angaben zuwiederholen. Ein Ueberzieher, wie ein Junge ihn auf dem Leibeeines Verdächtigen gesehen haben will, ist bei ihm gefunden worden.Dieses Kleidungsstück ist auch mit Blut befleckt. Kayser leugnet noch.wie er es bei Kuhibrodt anfangs auch getan hatte. Die Kriminal-Polizei sammelt und sichtet jetzt weiter noch alles Material, das zurUeberflihrung des Täters dienen kann.Totgefahren. Im Polizeibericht lesen wir: Am Mittwochfrüh gegen 8 Uhr wurde der 44 Jahre alte Arbeiter Karl Block,Borsigstr. LS wohnhaft, als er auf seinem Dreirade die Friedrich-straße entlang fuhr, vor dem Hause Nr. 100 von dem ihm ent-gegenkommenden Kraftwagen Nr. 24 der Versuchsabteilung derVerkehrstruppen, geführt von dem Gefreiten Blume, überfahren.Ein Schutzmann schaffte den Verunglückten mittels Droschke nachder königlichen Klinik in der Ziegelstraße, wo der Arzt nur nochden bereits eingetretenen Tod feststellen konnte. Die Leiche istdem Schauhause übergeben worden. Die Schuldfrage bedarf nochder Aufklärung.Verhöhnung oer Arbeiter im Kientopp. Uns wird geschrieben:„In den Kinematographentheatern des Südens und Südostens machtjetzt ein Sensationsstück, betitelt„Der Streikführer", die Runde,dessen Tendenz jeden denkenden Menschen vor den Kopf stoßen mutzund bei den meisten Besuchern, die sich aus der Arbeiterschaftrekrutieren und leider nur die geistigen Erzeugnisse der Scherl, undMosseblätter zu sich nehmen, eine ganz falsche Vorstellung vomZweck und Ziel der gewerkschaftlichen Organisation erwecken muh.Wie die Pariser Filmfabrik dazu gekommen ist, einen derartigenUnsinn in die Welt zu setzen, ist mir unerfindlich; sicherlich bietetauch die französische Arbeiterbewegung keine Unterlage für dieseBorführung. Der Hergang ist kurz folgender:Der Chef einer größeren Stellmacherei überrascht bei seinemRundgange während der Arbeitszeit einen rauchenden undfaulenzenden Arbeiter und weist ihn, nachdem er ihm den Zigarren-stummel abgenommen hat, an die Arbeit. Infolge des daraufentstehenden Wortwechsels wird der Arbeiter entlassen. Dieserberuft eine Versammlung ein und es wird in derselben beschlossen,eine Lohnerhöhung von 10 Pf. pro Stunde und Verkürzung derArbeitszeit um 2 Stunden täglich zu fordern. In geschlossenem Zugegeht es nun unter den Klängen der Marseillaise zur Fabrik, wo dieKommission dem Chef die Forderung überreicht, die von diesemaber rundweg abgelehnt wird. An der Wohnung des nicht mit-streikenden Werkführcrs vorbeikommend; werden diesem mit faust-großen Steinen sämtliche Fenster eingeworfen. In der Fabrik wirdüber den Werkführer— eine sehr sympathische Erscheinung— her.gefallen. Ter Sohn desselben, der seinem Vater zur Hilfe eilt,wird ebenfalls überwältigt und von dem„Streikführer", einerrichtigen Galgenvhysiognomie, mit einem Hammer erschlagen, wo-rauf alle die Flucht ergreifen. Am Begräbnistage, als die Familiedes Erschlagenen in Begleitung des Chefs den Kirchhof verläßt,bilden die Streikenden entblößten Hauptes Spalier. Nur der„Streikführer" behält seine Mütze auf, die ihm vom Chef herunter.gerissen wird, er selbst wird vor der trauernden Familie auf dieKnie geworfen. Eine Ansprache des freundlichen alten Herrn andie Streikenden und sie alle drücken ihm die Hände. Kaum jedochist der Fabrikbesitzer außer Sehweite, so machen die Arbeiter dem„Streikführer" und Totschläger Vorwürfe und verabfolgen ihm eineTracht Prügel.Kann man sich wohl eine blutigere Verhöhnung der organisiertenArbeiterschaft denken, als daß man diese als Totschläger hinstellt,die um einer Lapalie willen einen Streik von, Zaune bricht undsolche außergewöhnlichen Forderungen stellt? Auf alle Fälle müßteder Besitzer oeS Theaters etwas vorsichtiger in der Wahl der Stückesein und den Besuchern nicht solche, die Tatsachen auf den Kopfstellenden Bilder vorführen."Zu dem Unglück in der Schiilstrahe, wo ein Arbeiter übersabrenwinde und kurz darauf verstarb, wird uns mitgeteilt, daß der Ueber-fahrene Otto Pranget heißt und Ruheplatzstr. IS wohnte. Derschwere Wagen, der'Mauersteine enthielt, ging dem Aermsten überdas linke Bein und über den Unterleib.DaS leidige Abspringen. In der vergangenen Nacht gegen11 Uhr wurde vor dem Grundstück Gr. Frankfurter Straße 47der 47 Jahre alte Schneider Adolf Müller, nachdem er von einemin voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen abgesprungen war.von den Rädern des Anhängers erfaßt und überfahren, wobeiihm der rechte Fuß über dem Knöchel abgetrennt wurde. Ein zu-fällig anwesender Arzt legte ihm an Ort und Stelle einen Ver-band an, worauf man den Bewußtlosen mittels Droschke nachdem Krankenhause am Friedrichshain schaffte. Die Scbuld trifftMüller um so mehr, als ihn der Schaffner vor dem Abspringengewarnt hatte.Trcptow-Sternwartc. Im großen BortragSsaal der neuenTreptow-Slernwarte spricht am Sonntag, den 23. Mai, nachmittags5 Uhr, Direktor.Dr. F. S. Archenhold über:„Die Bewohnbar-keit der Welten" und abends 7 Uhr über:„Ein Tag auf demMonde". Im Anschluß an letzteren Vortrag wird den Besuchernder Treptow-Sternlvarte Gelegenheit geboten sein, im großen Fern-rohr den Mond zu beobachten, der ein hervorragend interessantesBcobachtungSobjekt darstellt. Ani Montag, den 24. Mai, abendsV Uhr, hält Direktor Dr. Archenhold einen Vortrag über da? Thema:„MarS, seine Kanäle und Eisfelder".— Die Vorträge sind gemein-verständlich gehalten und mit zahlreichen Licht- und Drehbildernausgestattet.— Im großen Fernrohr wird in der nächsten Wocheam Tage die Sonne und in den Abendstunden zwischen 0 und 12 Uhrder Mond gezeigt, während der Planet Jupiter sowie beliebigeandere Himmelsobjekte von den Besuchern durch kleinere Fernrohrebeobachtet werden können.Der Jugendauöschuß erinnert die Teilnehmer am Kursus inRatio nalöko>, omie daran, daß die letzte Zusammenkunft amSonntag, den 23. d. M.. stattfindet, und zwar, wie besprochen: imGrunewald. Treffpunkt:StationGrunewald. Bahnhof.Radrennen zu Steglitz. Da»„Kleine goldene Rad" war einFiasko für die Bahn, denn so voll es am Sonntag gewesen, sogähnend leer war eS am Donnerstag, trotz— oder gerade wegendes schöne» Wetters. Der gebotene Sport bestand diesmal vor-wiegend in Fliegerrennen und zeitigte manch schönen Endkampf.trotzdem finden diese Rennen keine Gnade vor dem breiten Publikum.das aufregendere Kofi liebt und dem der Kampf hinter MotorenAugenweide und Ohrenschmaus zugleich ist. Das„Kleinegoldene Rad" bot diese Gelegenheit. Eigentlich war eS einrecht zahmes Rennen. Fünf Fahrer. HuybrechtS, Janke. van Neck,Schulze und Suchetzky, stellten sich dem Starter. Die beiden Aus-länder HuybrechtS und van Neck liegen an der Spitze vorSchulze, während die beiden anderen schon zu Beginn insHintertreffen geraten. Schulze geht in der 25. Runde vor va» Neck.der bald darauf Nadschaden hat und ebenfalls zurückbleibt. In der38. Runde wird auch Schulze von dem Belgier geholt, der. trotz mehrfacherverzweifelter Anstrengungen von Schulze, die verlorene Runde gut-zumachen, unangefochten als Sieger das Ziel erreicht,-c- In demHauptfahren, das von Wegener sicher vor Kudela, Peter und Arendgewonnen wurde, gab es einen Protest des letzteren gegen seineVormänner; an der Tafel wurde demselben stattgegeben, trotzdemaber kein neuer Lauf gefahren. Sämtliche Fliegerrennen hattenüberaus starke Felder. Die Ergebnisse sind:Kleines goldenes Rad(50 Kilometer). 800, 700, 600,500, 400 M. 1. HuybrechtS. 35 Min. 8 Sek.; 2. Schulze.650 Meter; 3. Janke, 3100 Meter; 4. van Neck. 5320 Meter;5. Suchetzky. 6140 Meter.— Im Preis von Steglitz siegteSüßmilch vor Stabe und Pawks und im Kleiuen Haupt-fahren Tetzlaffbor Kelm und Schallwig. Ferner gab eS noch zweiPrämienfahren und zwei Vorgabefahren, in denen Wegener undWegener-Techiner sowie Süßmilch und Saldo» die ersten Plätze be-legten. Außerdem noch zwei VereinS-Mannschaftsfahren.Zeugen gesucht. Personen, die gesehen haben, wie am Sonntag.den 2. Mai, mittag«, ein Mann am Alexanderplatz von einemPrivatfuhrwerk überfahren und schwer verletzt wurde, insbesondereder Herr, welcher die Droschke zum Transport des Verletzten nachder Unfallstation holte, werden um Angabe ihrer Adressen an OttoJriner, Landsberger Allee 126, IV, gebeten.Der 19. Zug der Fcuerwehr wurde am Donnerstag nach demHotel Ekplanade, Bellevueftr. 17/18, gerufen, wo ein Mann in einemFahrstuhl eingeschlossen war. Durch Ausstemmen des Mauerwerlsgelang es, den zwischen Fahrstuhl und Mauerwerk eingeklemmtenMann zu befreien. Der Verletzte wurde mit einer Droschke nachder Unfallstation in der Kronenstraße gebracht und dort verbunden.Fciicrwrhrnachrichtrn. Am HimmelfahrtStage hatte die BerlinerFeuerwehr tüchtig zu tun. So mußte sie abends nach 10 Uhr einengroßen Dachstuhlbrand in der Fehrbelliner Straße ISa löschen, derauS noch nicht ermittelter Ursache entstanden war und viel Arbeitverursachte. Die Flammen hatten bei Ankunft der Wehr schon einegroße Ausdehnung erlangt und besonders an dem Inhalt derBodenverschläge reiche Nahrung gefunden, so daß BrandmeisterTamm mit mehreren Schlauchleitungen längere Zeit kräftig Wassergeben lassen mußte. Nachts um 2 Uhr kam in einer Lackiererei inder Müllerstraße 30 ein gefährlicher Brand au?, der Tiiche, Regale,den Fußboden u. a. ergriffen hatte, als der 16. Zug erschien unddurch kräfligcS Löschen eine weitere Ausdehnung verhütete. AmZirkus Busch brannten gestern Balken an der Uferböschung derSpree. Es gelang die Flammen bald zu löschen. Wegen einesTischlereibrandes erfolgte ein Alarm nach der Hornstraße 11.Hölzer u. a. brannten dort. Der 9. Zug gab mit einer DampfspritzeWasser und beseitigte dadurch die Gefahr. Wegen eine? größerenKellerbrandeS erfolgten Alarme aus der Schönhauser Allee l27a.PapierabfSlle u. a. brannten dort unter großer Oualmentwickelung.Gleichzeitig hatte die Wehr in der Köpenickerstraße 76 zu tun, woKisten. ein Remilentor n. a. brannten. Ferner hatte die Wehram Tempelhofer Ufer 33, MuSkauer Straße 19 und Kreuzbergstraße 12 zu tun, wo Kohlen, Kasten u. a. in Brand geraten waren.In der Solmsstraße 4 brannten Gardinen u. a., in der Mohren-straße 16 Schaldccken usw. und am Görlitzer Ufer 34 Petroleum,Kleider u. a. in einer Küche. Küchen- uns Kellerbrände wurdennoch aus der Ratibor Straße 1« Waßmannstraß« 2 gemeldet.Vorort- I�ackricbten.Tchöneberg.Freiwillig aus dem Leben geschiede» ist der Genosse AlbertB n t r y. Seit Anfang der SOer Jahre gehörte er der politischenund gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung an. Als einer der eifrigstenund tüchtigsten stand er stets in der vordersten Reihe und hat vielfür die Arbeitersache getan. B. nahm in trüber Stunde eine stärkereDosis zu sich als ihm ärztlicherseits verordnet war und starb,ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, nach drei Tagen.Die Arbeiterbewegung verliert in ihm einen treuen Freund undHelfer. Alle, die ihn kannten und schätzen lernten— Freund undFeind— werden Albert B u t r y in gutem Andenken behalten.Nixdorf.«Die Frau und der Sozialismus" war das Thema, welchesGenossin Wurm in einer überaus gut, fast nur von Frauen be-suchten öffentlichen Versammlung behandelte. Die Rednerin gabeinen historischen Ueberblick der EntWickelung der Frauenarbeit.Ueber 8 Millionen Frauen sind erwerbstätig; ein Beweis dafür,daß das Gerede der Gegner:„Der Sozialismus zerstöre dasFamilienleben" eitel Humbug ist. Tief bedauerlich sei, daß erst136 000 Arbeiterinnen in Deutschland gewerkschaftlich organisiertsind. Scharf geißelte Rednerin das Bestreben der besitzendenKlasse, den allergrößten Teil der Lasten, die die neue sogenannte..Finanzreform" im Gefolge hat, auf die nicht mehr tragfähigenSchultern der Arbeiterschaft abzuwälzen. Auch das Verhalten derFreisinnigen zeichnete Rednerin in sarkastischer Weise. Um sogrößer sei die Pflicht der weiblichen Angehörigen der arbeitendenKlasse, sich der sozialdemokratischen Partei anzuschließen. InGroß-Berlin sind erst 7000 weibliche Mitglieder der Wahlvereinevorhanden. Darunter gehören über 600 zu Rixdorf. Wenn wirberücksichtigen, daß in Groß-Berlin schon 106 000 Fabrikarbeite-rinnen beschäftigt sind, dann sehen wir, daß noch ein großesTätigkeitsfeld zu bearbeiten ist.— Reicher Beifall und Neu-ausnahmen folgten dem Vortrage.Wilmersdorf.Bescheidene Schiedsrichter. Am 3. Mai 1900 veröffentlichtedas„Berliner Tageblatt" eine Einsendung des Justizrats Lehfeld,wonach die Stadt WilmerSdorf�in einer Geldfordcrungssachc dieursprüngliche Anerkennung der Schuld nachträglich wider Treu undGlauben mit dem Einwand bestritten hätte, daß das Anerkcnnungs-schreiben nur die Unterschrift eines Magistratsmitgliedcs getragenhabe, während zur Rechtsverbindlichkeit zwei Unterschriften er-forderlich sind. In dieser Sache hatte der Stadtv. Dr. Wolfs denMagistrat um Auskunft ersucht; die ihm erteilte Auskunft gab derHerr am 19. Mai in der Stadtverordnetenversammlung bekannt.Danach liegt der Fall im wesentlichen so, daß von einer Anerkennt-nis der Geldforderung durch die Stadt in keinem Stadium derAngelegenheit die Rede war und das in Betracht kommende Magistratsmitglied dem Vertreter des Klägers, Justizrat Lehfeld, aufdessen Klagcandrohung nur mitgeteilt hatte, daß die Geldforderungdurch einen Dritten beglichen werde. Dieser Dritte war die FirmaMix u. Genest, die vom Magistrat vor einiger Zeit ersuchtworden tvar, den Sitz eines bei einer Ausschachtungsarbeit ver-ursachten Kabclschadens festzustellen._ Für diese Müheioaltunghatte die genannte Firma 1416 M. in Rechnung gestellt, eineSumme, die dem Magistrat zu hoch schien. Er einigte sich mit derFirma dahin, daß die Berechtigung der Forderung auf dem Wegeeines Schiedsgerichtsverfahrens festgestellt werdensollte und brachte sich dadurch erst recht vom Regen in die Traufe.Denn von den beiden Schiedsrichtern, M öllcndorf und R i g u-l e i t mit Namen, liquidierte der eine 450 M. und der andere gar650 M. für seine Mühewaltung. Ein Schicdsrichtcrhonorar von1100 M. bei einem Objekt von 1416 M. war dem Mogistrat denndoch etwas zu starker Tabak. Seine Bedenken ob der Berechtigungeiner derartigen Schröpfung wurden noch vermehrt, als der eineder beiden Herren auf die Anfrage, warum er denn 200 M. mehrfordere als sein Kollege, ganz treuherzig mit der Behauptungherausrückte, daß er sich beim Studium des Falles noch um einStückchen kräftiger habe anstrengen müssen als der andere Schieds-richter. Die Firma Mix u. Genest mochte nun als indirekte Ur-heberin eines solchen Geschäftsgebarens doch um ihr Renommeefürchten, und sie erklärte sich daher in einem Uebercinkommen mitdem Wilmersdorfer Magistrat zur Zahlung der Schiedsgerichts-kosten oder zur Verpflichtung eines Ausgleichs mit dem Schieds-richtcrpaar bereit. Dies hatte der Magistrat dem Mandatar desHerrn Riguleit ans dessen Klagcandrohung mitgeteilt und derRechtsbeistand dieses Herrn hatte nun— wie inan zu seinenGunsten annehmen darf infolge eines Mißverständnisses-» nichtsEiligeres zu hin, als den Magistrat von Wilmersdorf im„BerlinerTageblatt einer Handlung wider Treu und Glauben zu bezichtigen.Bei der Erörterung der Angelegenheit gab es in der Stadt-verordnetenvcrsammlung noch ein kleines Nachspiel, das despikanten Beigeschmacks nicht entbehrte. Der rcchtSnationalliberaleProfessor Dr. Leidig spickte seine Rede mit einigen kleinen Bos-Helten gegen das„Berliner Tageblatt". Diese Ausfälle riefen denStadwerordneten Dr. Heinitz, der in seinem privaten DaseinDirektor des Mosseschcn Erziehungsheims i& als Kämpen«yf den, Plan. Er entschuldigie das Blatt des Herrn Masse mit dem ansich ja durchaus richtigen Hinweis, daß eS keiner Zeitung möglichsei, sich vor einer Täuschung zu schützen.Die Verhandlungen über diese Angelegenheit endigten mitder Annahme einer Resolution, worin die Stadtverordneten-Versammlung dem Magistrat das Zeugnis ausstellte, daß er demJustizrat gegenüber korrekt gehandelt Habe und daß daher unterVerurteilung des im„Tageblatt" geübten Verhaltens über den Fallzur Tagesordnung hinwegzuschreiten sei. Als die beiden Schieds-richter ihre Forderung aufstellten, haben sie vielleicht das berühmteSchiedsgericht in der Berliner Strcrßcnbahnangelegenhcit im Augegehabt, das jedem der Herren Teilnehmer— Herrn Octavio vonZedlitz miteingercchnet— das nette Sümmchen von hunderttausendMark eingebracht haben soll.Ein Bauunfall ereignete sich gestern vormittag auf einemNeubau in der Gicsclerstraße 22, der vom Maurermeister Wendelhergestellt wird. Tort stürzte die Rüstung im ersten Stockwerk zu.sammen und begrub 5 Arbeiter unter sich. Ter Polier kam mitzwei Löchern im Kopf davon, der Maurer Albrecht erlitt einenRippenbruch, während die anderen leichte Hautabschürfungen da-vontrugen. Die herbeigerufene Feuerwehr konnte unverrichtetcrSache wieder abrücken, der Bau wurde polizeilich gesperrt. DerGrund des Unfalles soll in nicht einwandfreier Absteifung liegen.Lichtenberg.Tie Mitgliederversammlung des Wahlvereins hörte in ihrerletzten Tagung zunächst ein Referat deS ReichstagSabgeordnetenLehmann- Wiesbaden, das sich im wesentlichen mit der Finanz-misere des Reiches beschäftigte.— Ter Bericht von der Kreis-Generalversammlung zeitigte eine längere Diskussion. Be-mängelt wurde vom Referenten die uneinheitliche Stellungnahmeder Lichtenberger Delegierten in der Frage der Reform der Wahlvon Partcitagsdelegierten. M i r u s verteidigte die Haltungderjenigen Delegierten, die entgegen den Beschlüssen im Vorstandund in den Bezirken votierten. Der„Vorwärts" habe einen un.wahren Bericht von der Generalversammlung gebracht. Es seinicht wahr, daß, wenn eS dort heiße, eS sich in der Hauptsacheum die Kandidatenaufstellung gehandelt habe. Er wundere sichnur, daß die Druckerschwärze nicht schamrot geworden sei.Anmerkung der Redaktion. Genosse MiruS hätte sich die Ent-rüstung wirklich sparen können. Wenn er der Meinung war, derBerichterstatter habe sich in der Auffassung über die Bedeutungder verschiedenen der Generalversammlung vorgelegten Anträgegeirrt, hätte er das als seine subjektive Meinung aussprechenkönnen. Andere Leute dürsen aber doch wohl eine andere Auf.fassung haben.Nieder-Schönhausen.In der letzten Gemeindevertreterfitzung mußte die Pflasterungder Lindenstraße nochmals vertagt werden, da die neuen Offertensich nicht so schnell bearbeiten lassen. Es wurde ein neuer Borschlaggemacht, dahingehend. Holzpflaster zu verwenden. Ein weitererPunkt: Bestimmung des Pflastermaterials für die auf Kosten derEigentümer Schneider und Hernis anzulegenden Straße, wurde eben-falls vertagt. Die Firma Worch u. Co. will die Straße 12 aus-bauen. Die Kosten betragen 36 000 M. Hierzu will die GemeindePankows 18 000 M. die Firma Worch 12000 M. bezahlen, den Restvon 6000 M. soll die hiesige Gemeinde übernehmen. Die Vertretungstimmte dem Borschlag zu.Eine„schwarze Liste" nicht empfehlenswerter Mieter. Der neueHauS- und Grundbesitzerverein hat in seiner letzten Versammlungbeschlossen, die Schutzliste des Bundes der Berliner Grundbesitzer-vereine gegen nicht empfehlenswerte Mieter anzuschaffen. DieGemeingesährlichleit dieser Liste haben wir vor längerer Zeit nach-gewiesen.Tegel.AuS der Gemeindevertreterfitzung. Zu der am 27. April statt-gefundenen Gemeindewahl, aus der unser Genosse Arendsee mit914 Stimmen als gewählt hervorging— die bürgerlichen Parteienhatten 332 Stimmen auf sich vereinigt—, lagen drei Einsprüchevor. Ein Einspruch eines Herrn Gehrke, Hauptstr. 28, bezweifeltedie Wählbarkeit deS Genossen Arendsee als Angesessener. Derzweite, von Herrn Westphal erhoben, bemängelt die kurze Wahlzeit.In der Begründung wird ausgeführt, daß infolgedessen über 1500Wähler, welche„zweifellos national gewählt' hätten, vor allem Ge-schäftsleute, nicht zur Wahl gehen konnten refp. wieder hätten umkehrenmüssen, und außerdem der Wahlatt sich bis Mitternacht hingezogenhätte. Der letztere Einwand stimmt nicht, da um>/z10 UhrdaS Resultat verkündet worden ist. Der dritte Einspruch istvon einem Herrn Gödel oder Göbel erhoben. Derselbe will dieWahl für ungültig erklärt haben wegen des Terrors, der von dersozialdemokratischen Partei geübt wird. Der Bürgermeister glaubteausführen zu müssen, daß es ja bekannt sei, in welcher Weise vonsozialdemokratischer Seite Terror geübt wird. Die nationalenArbeiter ginge» auS diesem Grunde nicht zur Wahl, weil sie be-fürchten müßten, nachher mit blutigen Köpfen umherzulaufen. Erkam auch auf die UngültigkeitScrNärung der vier Landtagsmandatezu sprechen und meinte, auS denselben Gründen müßte auch dieWahl deS Genossen Arendsee für ungültig erklärt werden. Da sichseine AnSsührlingen mit denen deS„Tegeler Anzeiger' decken, solassen sie sonderbare Schlüsse zu. Unser Dorfoberhaupt behauptetsogar, daß auch unser Genosse Rentner nur durch TerroriSmuS einenTeil seines Hauses verkauft habe, um Arendsee zum An«gesessenen zu machen. Genosse Lichtenberg trat diesen Ausführungenentgegen. Er wies aus den von nationaler Seite ausgeübtenTerroriSmuS hin und erklärte, daß von uns der Beweis erbrachtwerden kann, daß Gemeindearbeitern von ihren Vorgesetzten gesagtwurde, sie haben Tießen zu wählen oder sie werden entlassen. Dieöffentliche Stimmabgabe aber allein sei schon Terrorismus, da sieBeamte zwinge, vielleicht gegen ihre Ueberzeugung zu Ivählen. Wasdie Wählbarkeit des Gen. Arendsee betreffe, so scr er im Sinne derLandgemeindeordnung Angesessener. Der Bürgermeister erwiderte.eS wäre ja noch schöner, wenn ein Beamter sozialdemokratischwählen wollte, so etwaö gibt es einfach nicht. In bezug auf dieGemeindearveiter erklärte er. ihm sei nichts dergleichen be»kannt, es sei aber jedes Arbeiters Recht, andere auf-zusordem, für einen bestimmten Kandidaten zu stimmen.Er glaubte nochmals auf die schaurigen Bluttaten.. die jedenfallsdurch Studium von ReichöverbandSflugblättern in seinem Kopfespuken, hinweisen zu müssen. Der Gemeindevertreter Schäfer vertratdie Ansicht, daß den Anforderungen der Landgemeindeordnung Ge»nüge geleistet ist. Er ist weiter der Meinung, daß von sozial»demokratischer Seite nicht mehr Terror geübt worden ist. als vonanderen Parteien und bei anderen Wahle», und tritt für Gültigkeitserklärung ein. Gemeindevcrtreter Borsig: Daß TerroriSmuSgeübt wird, steht fest(er muß es ja wissen!), aberhier ist eS w so versteckter Form geschehen, daß daraufhinwohl nicht auf Ungültigkeit der Wahl erkannt werdenwird. Genosse HalfeS weist die AuSfühningen des Bürgermeisterszurück und erklärt, daß die Arbeiter durch ihre Organisalionen soweiterzogen sind, um niemand mit Prügel zu drohen. Rüpel gibt eSin jeder Partei. Zu erwähucn sind noch die naive» Ausführungen de»Herrn Schenk, welcher der Sozialdemokratie empfahl, sich an den Hau?»vesitzerverein zu wenden; unter den 170 Mitgliedern sei sicher einer, derihre Interessen vertreten hätte. Es wurde schließlich eine Kommissionzur Prüfung der Einsprüche gewählt; ihr gehöre» außer unseremGenossen Lichtenberg die Herren Reichclt, Unger und Schäfer an.Vorher wurde außer einigen belanglosen Vorlagen beschlossen, diePostkoppel anzukaufen und die darauf befindlichen Gebäude zu einemFeuerwchrdepot umzubauen. Endlich soll auch am Eingang derBorsigschen Fabrik eine Bedürfnisanstalt errichtet werden, desweiteren sollen Angellarten zum Hafen ausgegeben werden. DerPreis derselben soll pro Jahr 3 M. betragen.Wendisch-Buchholz.Der Geldschrankcinbruch in Wendisch-Buchholz. über den wirberichteten, ist erdichtet, der Kämmereikaffenrendant Paul Ä irschner