Nr. 124. 26. Iahrgavg.1. Kcikze des Jonoärtü" Knlim NcksdlÄSonntag, 36. Mai WS.Sie internationale öer Gruben'Arbeiter.„Willkommen in Berlin! Willkommen Ihr Genossenund Brüder aus Frankreich, Belgien, Oesterreich und Deutschefcmdl"Mit diesen Worten begrüßte der„Vorwärts" am13. Mai 1894 den in den Konkordia-Sälen(Andreasstraße)Berlins zusammentretenden 5. internationalen Kongreß derGrubenarbeiter. �Der Leitartikel, dessen charakteristischerStil den Genossen Liebknecht als Verfasser verrät, feierteoie Bergarbener in ihrer Bedeutung als Hervorbringer derunentbehrlichsten Rohprodukte und wies f�in auf die enischeidende Rolle des Grubenproletariats im Befreiungskämpfe der Arbeiterschaft überhaupt. Ein Jahr zuvor hattendie britischen Bergleute sich durch einen gewaltigen Kampfdie vollständige Anerkennung ihrer Organisation errungen.Im preußisch-fiskalischen Saargebiet hatten sich die Bergwerksfronder aufgelehnt gegen das fiskalische„Patriarchat",waren aber von den vereinigten Bergwerksherren und undder klerikalen katholischen Volksvereinsdemagogie zersplittertund darum besiegt worden: über 2999 Kämpfer wurden linbarmherzig von dem„christlichen" Vater Staat als Arbeitgeber gemaßregelt. Auch in Frankreich und Belgien tobtenin den Vorjahren heftige Kämpfe zwischen Arbeit undKapital. Im rheinisch-westfälischen Kohlenbecken, wo der1889er Niesenstreik zuerst aufflammte, hatte seitdem eine fastununterbrochene Reihe von lokalen und größeren Streiksstattgefunden. An alles das erinnerte der Begrüßungsartikeldes„Vorwärts", nannte die Namen der durch jene Bewegungen bekannt gewordenen Arbeiterführer und empfingsie mit den Worten:„Diese Männer sind jetzt unter uns!Achtung vor diesen Männern!" Das Zentralorgan der sozial-demokratischen Partei Deutschlands war das einzige Haupt-städtische Blatt, das den 5. internationalen Bergarbeiter-kongreß in vollem Umfange als sozialpolitisches Ereigniswürdigte. Die anderen Blätter nahmen kaum Notiz vonseinem Zusammentritt oder begleiteten ihn mit hämischenBemerkungen, haben erst recht nach Schluß des Kongresseskaum ein gutes Haar an ihm gelassen. Hierin zeichnetesich damals besonders die„Freisinnige Zeitung" des HerrnEugen Richter aus. der bekanntlich selbst in den Kreisender Hirsch-Dunckerianer den Ruf eines gewerkschaftsfeind-lichen Manchestermannes genoß.In der Tat bot ja auch der äußere Verlauf des 5. inter-nationalen Bergarbeiterkongresses den Gegnern der inter-nationalen Arbeiterverständigung mancherlei Stoff zuhämischer Kritik. Wäre es den Arbeiterfeinden um eine fach-liche Würdigung zu tun gewesen, dann hätten sie allerdingsbetonen müssen, daß die Irrungen und Wirrungen derjungen Vergarbeiterinternationale nicht schlimmere seien wiedie oft turbulenten Szenen sogar auf internationalen Kon-gressen von Wissenschaftlern. Der„Vorwärts" hob denn auchin seinem Rückblickartikel vom 29. Mai 1894 mit Recht her-vor. die manchmal stürmischen Auseinandersetzungen aus demBergarbeiterkongreß seien der eigenartigen, den kontinen-talen Delegierten unbekannten, von ihnen aber schon inJolimont(1899, erster internationaler Bergarbeiter-kongreß) gutgeheißenen englischen Geschäftsführung ge-schuldet. Im Mutterlande des modernen Parlamentarismushabe sich mit der Zeit eine parlamentarische Geschäftsordnungherausgebildet, die für die unreiferen kontinentalen Ver-Hältnisse nicht passe und, wenn hier strikte angewendet, zu un-erquicklichen Auseinandersetzungen führe. An gutem Willenzur Verständigung habe es keiner der Kongreßgruppen ge-fehlt, was auch durch das versöhnliche Auftreten der Wort-Kleines feuilleron.Rlipolco» L und die Arbeiterorganisationen. Als Napoleon ersterKonsul wurde und als er sich dann die Kaiserkrone aufs Haupt setzte,waren die Arbeiter seine begeistertsten und treuesten Anhänger. Unddoch ist Bonaparte niemals ihr Freund gewesen. In Lyon hatteNapoleon als Unterleutnant einen Streikaufruhr durch Waffengewaltunterdrückt; seit damals suchte er jeder ArbeiterorganisationHindernisse in den Weg zu legen. Ein Mitarbeiter derGazetta del Popolo" weist an der Hand der jüngst erschienen Er-innerungen des Grafen Chaptal nach, daß Napoleon ein Gesetzeinbringen ließ, das die Arbeiterorganisationen und die Arbeiter-koalitionen streng untersagte und jeden Streikversuch im Keime er-sticken sollte.»Wenn Arbeiter sich verbinden", so heißt es in diesemGesetz,„um zu gleicher Zeit die Arbeit niederzulegen, die Arbeit inanderen Werkstätten zu verhindern, zu verhindern, daß die Arbeit voroder nach bestimmten Stunden angefangen oder fortgesetzt werde, kurz,Wenn sie sich in irgend einer Weise verbinden, um die Arbeit zususpendieren, zu verhindern oder zu verteuern, so soll solche Ver-bindung. selbst wenn der Versuch, die Arbeit zu verhindern.scheitert, oder wenn er nicht über die Anfänge hinauskommt.mit Gesängnis bis zu drei Monaten bestraft werden."— Arbeit-geber dagegen wurden bei ganz gleichem Vergehen nur mitGeldstrafe belegt! Bei Streitigkeiten zwischen Arbeitern undArbeilgebern wurde den letzteren aufs Wort geglaubt, während derArbeiter oder der Bedienstete oder der Angestellte für ihre Behauptungennicht einmal Beweise erbringen durften I Der Arbeiterwar nicht nur vollständig von dem Arbeitgeber abhängig, sondern standdaneben auch unter der direkten Aufsicht der Polizei: er mußte einArbeitsbuch haben, das er, so oft er sich von einer Gemeinde in eineandere begeben wollte, von dem Bürgermeister oder Polizeikommissarunterzeichnen und beglaubigen lassen mußte. Die größte SorgeBonaparteS war die Berproviantierung von Paris; auS diesemGrunde schienen ihm Arbeitseinstellungen, die eine Hungersnotberbeiführen konnten, eines der fluchwürdigsten Verbrechen zu sein:„Zch fürchte weniger eine Schlacht gegen 200000Mann als eine Arbeitsein st ellung und einen«rbeitsmangel", schrieb er einmal;.wenn der Arbeiter keine»rbeit hat. läßt er sich zu allen möglichen bösen Streichen ver-Opernhaus:..Tannhäuser." ES war kein Festspiel-abend, der unS am Freitag in die Königliche Oper zuRichard Wagners„Tannhäuser" im Wagner-Zyklus führte. Zur Beurteilung dessen, was eine Bühne be-deutet, dienen solche Alltagsvorstellungen bester als die Paradender Premicrenabende. Wiederum trat die Eigentümlichkeit unsere»Opernhauses deutlich hervor: viel tüchtige Kräfte, die jedoch wederrecht zusammengefaßt, noch recht verwertet sind. Auch die seiteiniger Zeit neu zugewachsenen Sänger stehen unter diesem Druck.In Herrn Bronsgeest lernten wir noch mehr als neulich einenführer bewiesen wurde. Daß die wiederholten erregten Ge�schäftsordnungsdebatten schließlich doch befriedigenden Allschluß fanden, dazu trug das öftere schlichtende Eingreifenunseres sprachkundigen, mit dem englischen Parlamentarismus genau vertrauten Wilhelm Liebknecht wesentlichbei. Ehrliche Arbeiterfreunde mußten dann auch zugeben,daß einesteils die Schwierigkeit der sprachlichen Verstämdigung. andernteils die ungleichen parlamentarischen Gebräuche nach außen hin den Eindruck eines„unüberbrüchbaren" Zwiespaltes zwischen den britischen und den komtinentalen Delegierten hervorriefen, während doch im Grundegenommen in wesentlichen Tagesordnungspunkten Uebereiwstimmung herrschte. Aber den kapitalistischen Soldschreibernkam es nur darauf an, die Bergarbeiterinternationale zuverunglimpfen, lächerlich zu machen, Gegensätze zu kon-struieren, die in Wirklichkeit schon damals nicht vorhandenwaren.Wenn nun am zweiten Pfingsttag 1999 abermals dieInternationale der Bergarbeiter in Berlin zusammentritt, so wird sich zeigen, daß wieder mal die Arbeiterfeindefalsch spekuliert haben. Inzwischen sind 15 Lehrjahre verflössen, nicht ungenutzt von den Grubenproletariern. Siehaben gelernt, sich zu verständigen. Geschäftsordnung�debatten wie die von 1894 sind schon seit Jahren auf keineminternationalen Bergarbeiterkongreß inehr vorgekommen.Ein ständiges internationales Komitee ist eingesetzt, seit 1996auch ein permanentes internationales Sekretariat. Die Ge�schäftsordnung ist den Bedürfnissen mehr angepaßt, derGeneralsekretär Thomas Ashton(Manchester) bemühtesich mit steigendem Erfolg, der Internationale ein festeresGefüge zu geben. Auf Veranlassung der deutschen undösterreichischen Delegierten ist die Herausgabemeist vierteljähriger Situationsberichte beschlossen und seitzwei Jahren durchgeführt worden. So erfolgt eine fortlaufende Information der dem internationalen Sekretariatangeschlossenen Gruppen über die Arbeiterverhältnisse, gesetzgebcrische Aenderungen und die Organisationsverhältnisse derBergarbeiter in England, Belgien, Deutschland, Frankreich,Oesterreich und Nordamerika. Beziehungen, die sich hoffentlich bald zu festeren Verträgen verdichten werden, sind angebahnt mit den Bergleuten in Spanien, Russisch-Polen,Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Italien und Schweden. DasGeneralsekretariat hat sich zum Ziel gesetzt die Begründungeiner alle Bergwerksländer umfassenden Internationaleder Grubenarbeiter. Die auf dem Kongreß 1894 zutage ge>tretenen Kinderkrankheiten sind überwunden, dafür werdendie diesjährigen im Berliner Gewerkschaftshausstattfindenden Kongreßverhandlungen vor der ganzen WeltZeugnis ablegen.Auf dem internationalen Kongreß 1894 erschienen 86Delegierte aus Belgien, Frankreich, England, Oesterreich undDeutschland als Vertreter von zirka 699 999 organijiertenBergleuten. Ein belgischer Delegierter, der inzwischen auchverstorbene Genosse D�fussieaux, wurde von derBerliner Polizei ausgewiesen, bevor er nur ein Wort sagenkonnte. Dadurch erhielten die Ausländer gleich den richtigenBegriff von der deutschen„Freiheit". Diesjährig wird dieZahl der Delegierten eine größere sein, aber noch weit größerist das Heer der vertretenen Organisierten. Dem inter-nationalen Bergarbeitersekretariat sind zurzeit über 1 165 999gewerkschaftlich organisierte englische, ainerikanische, fran-zösische, belgische, österreichische und reichsdeutsche Berg-arbeiter angeschlossen, eine imponierende Masse, die denSiegeszug der internationalen Arbeitcrverbrüderung ge-waltig bekundet. Die Wünsche, die der„Vorwärts" 1894den scheidellden Kongressisten nachrief, sind in Erfüllung ge-gangen. Der zum zweiten Male in der deutschen Reichs-Hauptstadt zusammentretende internationale Kongreß derGrubenarbeiter wird es beweisen.Künstler kennen, der wenig tut und viel wirkt; seiner Darstellungdes Wolfram von Eschenbach ist es nicht würdig, daß sie in e«n»Opernausgabe des..Tannhäuser" hineingepreßt wird. Wenig warbisher Frl. Denera hervorgetreten; ihre Innigkeit in derWiedergabe der Elisabet litt ebenfalls unter dem Ganzen. AuchKapellmeister Bloch ist wohl kaum schuld daran, daß die wackerenOrchesterleute weniger leisteten, als man etwa im Vergleiche zumancher Berliner Konzertaufführunfj der Ouvertüre erwartenkönnte, und daß man meistens vor Larm„nichts verstand".Verständlicher war die zumeist als„neu" bezeichnete AuS»stattung. Namentlich das festliche Bild in der Sängerhalle läßtuns das Alltagsschicksal vergessen und erinnert an das, was unSWagners Werk überhaupt bedeutet. Wie da der Dichter in hei-mische Sage und Geschichte hineingreift und unS mitreißt mitseiner Veranschaulichung von Dingen, die uns nun gleichsam alseigenster Besitz erscheinen— nichts gekünstelt, alles so, als könnt'es selbst heute nicht anders sein: das freut uns auch über alleTheatermache hinweg! Noch nicht auf der dramatischen Höhe desLohengrin" stehend, doch schon„in weiterer Schritt über denFliegenden Holländer" hinaus: so ruft uns der„Tannhäuser"zu sich, daß auch wir die„teure Halle", die„edle Halle" freudigbegrüßen. Das heißt: die Halle, die W a g n e r ins liebe Thüringenhineinzaubert, nicht das Opernhaus, in dessen Räumen die dra-matische Musik trotz aller einzelnen Bemühungen entzaubert wird.6Z,Humor und Satire.Der verkaufte Heine:.10 000 Mark hat man für michgezahlt! Run, dann kann>nan wenigstens diesmal nicht sagen, daßich die Hohenzollern geschädigt habe!"Der Abschied voin Sänger st reit in Frankfurt.lWilhelm zu Beruhard:)„Sie wollen schon gehen, lieber Bernhard?Bleiben Sie doch noch l Sie können hier was lernen! Sie haben jain Berlin gleichfalls einen sehr schwierigen„gemischten Chor"zu dirigieren!"Der neueste preußische Regierungserlaß ver-langt vom 1. Juli 1900 ab von jedem in Preußen geborenenUntertanen einen Existenzberechtigungsschein. Zuwider-handelnde werden ausgewiesen.König!, preußische Pädagogen..ES geht nicht,meine Herren, Söhne der besseren Stände und Handwerkerkinder ineiner Abteilung zu unterrichten I Denken Sie bloß an den Fall, daßetwa die Handwerkerlinder intelligenter sein sollten! Wo bliebe dader Respekt?!"Kindermund. Ein kleiner Junge hat sich von seinemZräulein die Leidensgeschichte Christi erzählen lassen. Er erzähltdavon seiner Schwester und schließt mit den Worten:„Weißt Du.daß der Heiland für mich gestorben ist, ist mir wirklich sehrpeinlich I"Abschied.(Kaplan zur Wirtschafterin):„Ich entlasse Sie ausmeinem Dienste nur schweren Herzens, Veronika! Der liebe Gottbeschirme Sie auf Ihren ferneren Wegen,— und sollte uns derWir wissen uns einig mit der Berliner Arbeiterschaftund mit dem Proletariat ganz Deutschlands, wenn wir derBergarbeiterinternationale zu ihrer Tagung ein brüderlichesWillkommen! entbieten. Willkommen in Berlin, Ihr Ge-nossen und Brüder! Glück auf zu Euren Beratungen!Mögen sie dazu beitragen, die Arbeiterschaft aller Länderweiter zu vereinigen zum Kulturkampfe gegen das inter-nationale Ausbeutertum und gegen die militaristische Ver-hetzung der Völkerl_5. Nerbandstag der Gemeinde- vnd ZtantsarbeiterDresden, 27. Mai 1009.Vierter BerhaudlungStag.In der Abendsitzung gab H e ck m a n n- Mannheim denBericht vom Gewerkschaftskongreß.Er verweilt besonders bei dem Punkt Grenzstreitigkeiten. Für dieOrganisation kommt nicht die äußere Form in Betracht, diese müssesich vielmehr den Verhältnissen anpassen. Für unsere Kollegenist ohne Zweifel die allgemeine Betriebsorganisation praktisch, weilunsere Taktik gegenüber den Stadtverwaltungen eine andere seinmuß, als wie gegen andere Arbeitgeber. Die Arbeiterpolitik, wiedie Löhne der städtischen Arbeiter werden nach einheitlichen Ge-sichtspunkten geregelt; dies erfordert die gemeinsame Stellung-nähme der städtischen Arbeiter. Ebenso verhält es sich bei demZustandekommen der Arbeiterausschüsse, hinter denen, wenn sie dieInteressen der Arbeiter wahrnehnien sollen, wieder eine geschlosseneKollegenschaft stehen mutz. Die Geschlossenheit wäre aber dahinund die Bewegung erschwert, wenn die städtischen Arbeiter in vieleVerbände zersplittert sind. Diese Gesichtspunkte werden leider vonden anderen Verbänden nicht genügend respektiert. In vielenStädten wollten die anderen Verbände wohl die Mitglieder haben,zur Verbesserung der Lage der städtischen Arbeiter haben sie abernichts beigetragen. Von den Stadtverwaltungen wird auch nurder Gemeindearbeiterverband gefürchtet. Das hat sich in Karls-ruhe gezeigt Der Bürgermeister wies die Vertreter anderer Ver-bände ab; als aber die Kollegen dem Gemeindearbeiterverband bei-traten, war es möglich, sich Anerkennung zu verschaffen. Währenddie Generalkommission auf Einheitlichkeit der Organisationen inder Privatindustrie hinstrebt, wird für die städtischen Arbeiter dieZersplitterung propagiert.— Früher war man in den Kreisender anderen Verbände der Ansicht, daß der Gemeindearbeiter-verband gegen jeden Streik sei. Durch die Mainzer Beschlüsse istaber das Gegenteil bewiesen. Auch haben wir durch die Kartell.Verträge bewiesen, daß wir Frieden mit anderen Verbänden habenwollen. Unsere friedliche Absicht hat uns aber nichts genützt undauf dem Gewerkschaftskongreß hat man um so mehr auf unserenVerband losgeschlagen. Man hat nicht einmal einen Vertreterunseres Verbandes in die Kommission zur Regelung der Grenz-streitigkeiten gewählt. Daraus ergibt sich, daß man nicht einmalunsere Gründe, die für Betriebsorganisationen sprechen, hörenwollte. Die zur Annahme gelangte Resolution bringt durchaus keineKlarheit und müssen die Absätze 4 und 5 derselben unbedingt vomnächsten Gewerkschaftskongreß geändert werden. Redner glaubt,daß der Vorstand nicht immer in dieser Angelegenheit der General-kommission gegenüber unseren Standpunkt gewahrt hat.— Nurder Gemeindearbeiterverband ist in der Lage, die Stadtverordnetenmit dem nötigen Material zu versehen. Auch diese wollen, reinStadtverwaltungen, nur mit einer Organisation zu tun haben.Die Bekämpfung des Gemeindearbeiterverbandes dürfte nichtimmer auf bösen Willen, sondern auf Unkenntnis zurückzuführensein. Deshalb muß vor allem Aufklärung über die Verhältnisse,die uns zu unserer Organisation drängen, verbreitet werden.Redner begründet nachstehenden Antrag:„Der fünfte Verbandstag beauftragt den VerbandSvorstand,auf dem nächsten Gewerkschaftskongreß die Aufhebung des Ab.satzes 4 und b der Resolution betreffend Grenzstreitigkeiten zubeantragen:„Zum nächsten Gewerkschaftskongreß ist die volle, denkVerband zustehende Zahl von Delegierten zu entsenden"In der Debatte über dieses Referat werden hauptsächlichGrenzstreitigkeiten erörtert.Nachdem ein Schlußantrag angenommen wurde, kommt GenosseBauer. Vertreter der Generalkommission, zum Wort. Er führteim wesentlichen aus: Neue Gesichtspunkte sind in der Frage wederAllmächtige nochmals im Leben zusammenführen, so dürfen Sieniemals„Du" zu mir sagen!"Familiäres, allzu Familiäres!(Wahres Ge-schichtchen.) Auf der letzten Landwirtschaftlichen Ausstellung inLüttich hatte man für den Besuch des Königs Leopold musikalischeUeberraschungen vorgesehen. In jeder der untereinander getrenntenAbteilungen der Ausstellung, bei den Pferden, den Maschinen usw.war ein Musikkorps postiert worden, das den König bei seinemEintritt mit dem jedesmal vorher festgesetzten Musikstück zu empfangenhatte. Der König kommt und wandelt durch die Ausstellung. Hortden Pilgerchor auS dem Tannhäuser, den Hochzeitsmarsch aus demFigaro usw. usw. Die letzte Abteilung aus seinem Rundgang bildetdie Ausstellung der Zucht, und Mastschweine. Hierfür hatteman ein besonders„ehrendes" Stück ausgewählt: Als der Königden Raum betritt und sich eben in, Kreise umschaut, ertönt feierlichdas aus einer Oper Grötrys entlehnte und zum Nationalliederhobene—Oi peut-on Stre�mieux qu'au sein de sa farnille...(Wo kann man sich wohler fühlen, als im Kreiseseiner Familie?)_(„Jugend").Notizen.—„StaatSbürgerlicher'JdiotiSmuS. Durch diePresse ging kürzlich die Meldung, eine melancholische Schwedin habesich in New Dock erhängt, weil die Lektüre der Werke Henrik Ibsens.zumal der„Baumeister Solneß", ihr das geistige Gleichgewicht ge«raubt hätten! Die meisten Blätter haben von diesem Welt-erschütternden Ereignis überhaupt nicht oder nur kurz referierendNotiz genommen. Der„Staatsbürger-Zeitung" blieb eS vor-behalten, den Borfall zu einer Sensation aufzubauschen und dieweise Lehre anzufügen, daß man Ibsens Werken wohl solche Wirkungenzutrauen dürfe, ja daß der norwegische Grübler mit seinen Dramen„schleichendes, verstecktes Unheil sicher(!) schon in zahlreichen(I)fällen angerichtet" habe I— Wir sehen die gute„Staatsbürgerin"chon Schillers„Braut von Messina", ein halb Dutzend Shakespeare-und Grillparzer-Dranien und andere Werke der Weltliteratur aufden Index setzen, weil deren hohe Tragik dem einen oder demanderen unseligen Menschenkinde einmal das Herz bekümmert undden Sinn verfinstert hat.— EineneueRadiumquelle.dieden Preis des kostbarenElements erheblich verbilligen würde, soll jetzt in Portugal auf-gefunden worden sein. Ein englischer Ingenieur, Thomas H. B.Bower, erfuhr von der„heilbringenden Kraft", die einem kleinenFlusse zugeschrieben wurde. Er folgte dem Wasser bis zu der HöheeineS Hügels, wo die Wellen über gelbliche Quarzsteine hinliefen.Die Untersuchung ergab, daß sie starke Mengen uranhaltigen PhoS«ihateS enthielten. Die Steine sind von mehreren Gelehrten unter-ucht worden; der französische Chemiker Professor Barboni will inden Quarzen mehr als 50 Proz. Uraniun, gefunden haben. Für dieGewinnung des Radiun,S bieten diese Quarze erheblich geringereSchwierigkeiten als die Verarbeitung des Uranpecherzes, aus dein inder neuen englischen Radiummine daS Element gewonnen wird