ifftr Nefetak koH In der Debatte bervorgetttten. Es ist durchaus Ifaisch, anzunehmen, die Generalkommission, wie die in Betracht rcmmenden Gewerkschaften seien über die Gründe der Gemeinde- mbeiter nicht unterrichtet. Den Gewerkschaftlern, die seit einem Menschenalter in der Bewegung stehen, dürften Sie doch zutrauen, daß sie das nötige Verständnis besitzen.(Zuruf: Sie wollend nur nicht verstehen I) Das ist eine Unterstellung, die auf den ein be- zeichnendes Licht wirft, der sie gemacht hat. Die Generalkommission 'und der Gewerkschaftskongreß sehen als Gemeindearbeiter die- jenigen an, die in spezifischen Gemeindebetrieben tätig sind iöerufsarbeiter, die einmal in einem Gemeindebetrieb arbeite� bleiben doch immerhin Angehörige ihres Berufes. Die Organa fation nach Betrieben ist undurchführbar. Keine Organisation hat ein Interesse an der �Aufteilung Ihrer Organisation. Man ver wechselt>-7 ganz die Sachlage. Sie sind diejenigen, die in die be- rechtigten Interessen der anderen Gewerkschaften eingreifen, Sie wollen die anderen Gewerkschaften zerstückeln.(Zurufe.) Solange wir in der Hauptsache Privatbetriebe haben,�solange müssen wir an der Berufsorganisation festhalten. Die Stimmung in Ihrem Verbände ist nicht dazu angetan, friedliche Zustände zu erzielen- Die Konsequenz Ihres Auftretens dürfte sein, daß Ihre Organi- sation von der Generalkommission losgelöst werden müßte. Das wäre eine erhebliche Schädigung für Sie.— ES ist der Vorwur� Erhoben worden, auf dem Gewerkschaftskongreß seien Schiebungen borgekommen. Das ist unrichtig. Es war eine Vorschlagsliste ein- gereicht worden und über die konnte der Vorsitzende nur abstimmen lassen. Von Ihnen ist es versehen worden, dann noch den Genossen MohS borzuschlagen, der wäre dann vielleicht noch gewählt worden. Die Genossin Ihrer ist nicht als Vertreter,» der Blumenarbeiter gewählt worden, sondern weil man fie als emsichts. volle Arbeiterin in den Gewerkschaften schätzte. Falle Hassel hat man der Generalkommission vorgeworfen, s,e habe gegen ihre Prinzipien verstoßen, als sie empfahl, Hassel, der selbst nicht Gemeindearbeiter ist, wieder aufzunehmen. Hassel hat doch, wie so viele, die nicht Gemeindearbeiter sind, in Ihrem Verbände gearbeitet. In solchen Fällen kommt es eben darauf an, solche Leute, die ihren Fehler einsehen, wieder in die Gewerkschaften zurückzuführen, damit die Lokalorganisation nicht durch ihre Ab- 'Weisung gefördert wird. Da der Vorstand angegriffen wurde, verlangt der Vorsitzende das Wort, dasselbe wird ihm nach längerer GeschäftSordnungs- debatte gegeben. Er führt aus: Die Interessen des VeroandeS find von mir in den Vorständekonferenzen und Gewerkschafts- auSschußsitzungen stets vertreten worden. Ebenso beim Abschluz von Kartellverträgen. Nicht auf die Schärfe der Ausführungen. sondern auf entsprechende Wahrung unserer Grundsatze kommt es an. Auf dem Gewerkschaftskongreß in Hamburg habe ,ch in gleicher Weise operiert. Gegen die Zurücksetzung bei der Kommissionsberatung der Grenzstreitigkeiten habe ich m ange. messener Weise protestiert, wie dies das Kongreßprotokoll bewe,st. Aus diesem Grunde weise ich alle Vorwürfe gegen den Verbands. vorstand zurück.. �... Knoll. Vertreter de? SteinsetzerverbandeS, verlangt eben- falls das Wort zu einer Erklärung. Er stellt zuerst richtig, was er auf dem Gewerkschaftskongreß zu Punkt 4 der Grenzstreitig- keitsrefolution gesagt habe.— Die Steinsetzer in den Gemeinde- betrieben müßten sich unbedingt ihrer Berufsorganisation an- schließen, um bei Lohnbewegungen geschlossen dazustehen. Bei den Ausführungen Bauers wurde der Zuruf„Streikbrecher" gemacht Ach nehme nicht an, daß damit gesagt sein soll, daß die Steinsetzer als Streikbrecher in Betracht kämen, wo eS sich um Lohnbewegung der Gemeindearbeiter handelt. Dafür kann kein Beweis erbracht werden. Gerade hier sind seit 21 Jahren die Regiearbeiter Mann für Mann in unserem Verbände. Auf uns trifft das nicht zu. daß wir erst die Steinsetzer verlangt hätten, als sie von den Ge. meindearbeitern organisiert waren. Man sollte unS doch nicht die kleinlichsten Beweggründe unterschieben. Für uns handelt es sich hierbei gar nicht um eine Form, sondern um eine Lebensftage. Mehrfach liegen Fälle vor, wo Regiearbeiter Strelkarbeit für an- dere gemacht haben. Daraus ergibt sich mit Notwendigkeit, daß beide Gruppen zusammenarbeiten müssen. Sie müssen die Gründe der anderen Organisationen achten. H e ck m a n n erwidert Knoll, daß er ausdrücklich gesagt habe. dort wo die Interessen der Regiearbeiter in anderen Verbänden besser vertreten werden können, sollten sie sich in diesen organi. sicren. Diesen Verbänden solle der Lebensfaden nicht abgeschnitten werden. Im allgemeinen aber müsse der Gemeindearbeiterverband matzgebend sein. Wir haben Mohs nicht vorgeworfen, daß er auf dem Kongreß nicht richtig gehandelt habe. Ich habe nur die Haltung gegenüber der Generalkommission namentlich im Falle Hessel mißbilligt. Die Ausführungen Bauers beweisen, daß die Generalkommission noch immer auf ihrem alten Standpunkte steht. Sehr bezeichnend ist der Machtprotzenstandpunkt, den sie einnimmt: Wenn Ihr Euch nicht fügt, dann werdet Ihr auSge. schlössen I Wir wollen ja nur die Anerkennung unserer Gleich. berechtigung gesichert haben. Nun ist gesagt worden, auf dem Gewerkschaftskongreß seien wir nicht benachteiligt worden. Es war gut. daß Bauer Wert darauf legte, �u sagen, MohS wäre diel leicht gewählt worden, wenn wir ,hn noch vorgeschlagen hätten. Ich habe die Ueberzeugung, daß das nicht der Fall ge. Wesen wäre. Wir hatten zuerst Mohs mit vorgeschlagen. Dann wurde gesagt, man solle sich unter den verschiedenen Gewerkschaften über die Vorschläge verständigen. Man verständigte sich dann so. daß man uns ausschloß. AIS dann die Verständigung erziett war, war es unmöglich, in dieser Liste noch eine Aenderung zu treffen. Wäre man unS gegenüber nicht voreingenommen, dann hätte man MohS immer noch hören können. MohS hat, wenn ich nicht irre, an den Vorsitzenden der Kommission daS Ansinnen ge- -stellt, wenigstens den Standpunkt des Verbandes zur Geltung bringen zu können und das ist sogar abgelehnt worden. Wie man uns unterstellen kann, wir wollten gegen die Beschlüsse des �Kongresses verstoßen, ist uns unerfindlich, und die Drohung mit dem Hinauswerfen ist durchaus nicht im Interesse der Gewerk. schaftcn. Die moralische Einbuhe wäre dann noch größer als der Mutzen, den einige Organisationen durch den Mitgliederzuwachs erhalten könnten. Wir verstoßen nicht gegen die Interessen der Allgemeinheit. Der Inhalt der Organisation geht über die f;orm. Die Handelskammern und Arbeitgeberverbände haben das esser herausgefunden als die Generaltommission. Sie fürchten, daß wenn die Forderungen des Gemeindearbeiterverbandes durch. «esetzt würden, die Privatunternehmer auch gezwungen würden, Konzessionen zu machen. Man muß dem Verband seme Existenz- Möglichkeit nicht untergraben.man darf ihn nicht unterdrücken, so». -dem sollte ihn unterstützen, nicht nur im Interesse der städtischen Arbeiter, sondern im Interesse der gesamten Arbeiterschaft. Bürger erstattet Bericht über die Arbeiten der Kommission zur Agitation und Organisation des Pflege, Personals. Er begründet eine längere Resolution und empfiehlt deren Annahme. Die Debatte gestaltete sich recht lebhaft. Namentlich wird über die Höhe der Beiträge gestritten, wo einige Redner besonders für niedrige Beiträge eintreten. Unter Hinweis auf die christliche und lokalistische Organisation empfiehlt Mobs die Gleichstellung dieser Berufsgruppe mit den übrigen Mitgliedern sin der Beitragshöhe. Die folgende von Mohs vorgeschlagene Resolution gelangt dann zur Annahme: Der Verbandstag erklärt, daß zur Durchführung der Or. ganifationSarbeit unterm Krankenpflege-, Bade- und Massage. personal weitergehende Maßnahmen erforderlich sind. Der Ver. bandSvorstand wird daher beauftragt: 1. Wenn irgend möglich, soll der Hauptvorstand dafür Sorge tragen, daß sich ein eventuell zwei Verbandsbeamte Vorzugs. tv-ise dieser Organisationsarbeit im Reiche widmen. 2. Zur Förderung und Unterstützung der Werbearbeit emp- fiehlt sich die besondere Kennzeichnung der Mitgliedsbücher des klnstaltspersonals usw. durch Stempel oder Buchdruck: Sekfioa KrcmkkvPklege-, Bade- und MsssaaepersoM,,. lOrLnaM-I' i 8. Dir Sanitatstvckrte soll mehr fachwissenschaftliche Artikel bringen. 4. Der Stellennachweis ist weiter auszugestalten. Ins- besondere soll der Zentralstellennachweis mit den örtlichen Ver- bandSstellen in engere Verbindung treten. Ferner gelangt ein Passus der Kommissionsresolution zur Annahme, der den Filialen das Recht einräumt, in besonders ge- lagerten Fällen die nächstniedrigen Beitragssätze, das qeißt 35 Pf. für männliche und 25 Pf. für weibliche Mitglieder einzuführen. In der Freitagssitzung wurde der Bericht der Statuten- beratungskommission gegeben. Da die Beitragserhöhung gbgelehnt wixd. muß die Kommission nochmals arbeiten. Tins der Partei» Parteiliteratur. Im Verlag von I. H. W. D i e tz Nachf. in Stuttgart ist soeben erschienen: Vorläufer des neueren Sozialismus, von Karl KautSky . Zweite, durchgesehene Auflage. Erster Band: Kommuni st ische Bewegungen im Mittelalter. Preis broschiert 2,50 M., geb. 8 M. Zweiter Band: Der Kommunismus in der deutschen Reformation. Preis broschiert 2,50 M., geb. S M. Diese beiden Bände bildeten ftüher den ersten Teil der von Kautskh, Mehring und anderen herausgegebenen Geschichte des Sozialismus in Einzeldarstellungen. Eine Neuauflage des Gesamt. Werkes wurde fallen gelassen; aus praktischen Gründen ist es in einzelne Bände zerlegt worden, die in selbständiger Form erscheinen, wie eS bereits mit Mehrings Geschichte der deutschen Sozialdemo- kratie und Bernsteins Sozialismus und Demokratie in der großen englischen Revolution geschehen ist. In den oben angezeigten beiden Bänden werden den Lesern eines der bedeutendsten Werke KautskyS dargeboten, die sich in un- mittelbarer Folge an den Ende ISOS erschienenen Ursprung des Christentums anschließen. Diese Arbeit steht im engsten Zusammen- hang mit der vorliegenden, wie Kautsky in seiner Borrede bemerkt. Die gesetzmäßigen Zusammenhänge, die ich in dieser entdeckte, haben mir auch als Leitstern in jener gedient. Beide Arbeiten stützen einander. Wer die eine kritisieren will, muß.auch die andere in Betracht ziehen.'_ Sozialiste» im türkischen Parlament. In der Sitzung vom 20. Mai verhandelte(wie schon im AuS- landsteil telegraphisch gemeldet wurde) die türkische Kammer das Streikgesetz. Während der Minister des Innern die Kammer warnte, sozialistische Bahnen zu betreten, hörte man zum ersten Male im türkischen Parlament sozialistischeReden. ES waren unsere armenischen Genossen von der Partei . D a s ch n a k z u t j u n", die die Grundsätze des Sozialismus ver- teidigten..Daschnakzutjun" ist die stärlste Partei in Armenien - Der größere Teil der armenischen Deputierten im Konsiantinopeler Parlament besteht entweder aus Mitgliedem dieser Partei oder aus Personen, die mit ihr sympathisieren. Huö Industrie und Kandel . Zur Wirtschaftslage. Wenig hoffnungsfroh wird die Wirtschaftslage in Kreisen des Baugewerbes beurteilt. Die.Baugewerközeitung" schreibt in ihrer Nummer vom 20. Mai: „Wir haben seit Monaten die Ansicht vertreten, daß eine schnelle Belebung des BaumarkteS nicht zu erwarten sei und hieran festgehalten, wiewohl auS Kreisen, die hieran interessiert sind, für eine andere Auffassung Stimmung gemacht wurde. Unter dem 15. Mai haben wir die Aussichten des Baugewerbes an der Hand der Tatsachen nochmals näher darlegen lassen. Eine Besserung der Verhältnisse wird sich nur allmählich einleiten. Sie wird vor allem von dem Aufschwung der führenden Industrien und der Stärkung des Geldmarktes für langfristige Anlagen abhängen, der durch den Kapitalbedarf der letzten Jahre und die Anleihewirt- fchaft des Reiches und Preußens noch immer geschwächt ist. Ueber die Auffassungen, welche bei ruhigen Beurteilern der Börse Herr- schen, wird uns das folgende geschrieben: Die lebhaften Hoffnungen auf eine Belebung der allgemeinen Mrtschaftslage, die sich bei Beginn dieses Jahres überall geltend ?emacht hatten, sind bis jetzt bedauerlicherweise nur zu einem leinen Teil in Erfüllung gegangen, trotzdem das Frühzahr, das doch stet? die günstigste Zeit für ein Wiedererwachen der gefchäft. lichen Regsamkeit bedeutet, bereits so gut wie vorüber ist. Nur in einzelnen Industriezweigen, wie zum Beispiel in der Webstoffbranche, ist der Geschäftsgang lebhafter geworden. Auch die Elektrizitätsindustrie ist weiter gut beschäftigt. Schnell ver. schwunden sind dagegen die Anzeichen einer Belebung in der Eisen- und Kohlenindustrie, die den stärksten Bestandteil der deutschen Volkswirtschaft darstellt. Hier stehen neuerdings— im Gegensatz zu dem Optimismus der Börse— die Klagen über unzulängliche Beschäftigung und besonders auch über schlechte Preise wieder auf der Tagesordnung, und auch die Kohlenbergwerke leiden weiter unter Absatzmangel, besonders in Koks, als Folge der anhaltend ungünstigen Lage der Eisenindustrie. Die Ursache dieser unerfreulichen Erscheinung liegt zum großen Teil an dem Ausbleiben der sehnlich erwarteten Belebung veS Baumarktes. Woyl ist hier und dort das Terrain, und besonders auch das Baugeschäft in den letzten Monaten etwas lebhafter ge- worden, indessen bleibt das Maß dieser Besserung, besonders in den großen deutschen Städten, ganz erheblich hinter den Erwartungen und namentlich auch hinter dem zurück, was man wirklich als einen nachhaltigen Wiederaufschwung der Bautätigkeit bezeichnen könnte... Ganz anders beurteilt die„ArbeitSmarkt-Correspondenz" Nummer vom 20. Mai— die Verhältnisse. Sie schreibt also: „Daß die Bautätigkeit nach der besonders intensiven Winter- ruhe sich um so kräftiger entfalten würde, das war wohl erhofft und zum Teil auch erwartet worden; die tatsächliche Besserung aber, die im Frühjahr eingetreten ist, übertrifft doch auch die be- rechtigten Erwartungen. Ein Blick auf das Gepräge des Arbeits. Marktes im Baugewerbe während des Monats April zeigt, daß in diesem Monat ein Umschwung einsetzte, wie ihn nur selten ein Monat gebracht hat. Kamen im März auf je 100 offene Stellen für Bauarbeiter 235 Arbeitsuchende, was für den Monat März allerdings als ausnahmsweise hoher Andrang gelten muß, so ver- minderte sich der Andrang im April auf 120,4, so daß das Angebot noch um 20 Proz. über die Nachfrage hinausgeht. Erwähnenswert ist dabei vor allem, daß der Andrang auch schon wieder erheblich ge. ringer ist als im Vorjahr, während in den Vormonaten wie über- Haupt das ganze Jahr 1008 hindurch eine beträchtliche Verschlechte. rung gegenüber dem Vorzahr bestanden hatte. Im April 1008 hatte der Andrang stcllensuchender Bauarbeiter nämlich 100 betragen. Auch die Arbeitslosenzählungen des Maurerverbandes bestätigen einen bemerkenswerten Umschwung. Die Arbeitslosigkeit der orga. nifierten Maurer ging von 10,0 Proz. im März auf 3,3 Proz. im April zurück. In allen Gegenden war die Belebung zwar nicht gleichmäßig stark, aber jedenfalls macht von der Besserung kein einziger Landesteil eine Ausnahme. ES gibt sogar wieder eine ganze Reihe von Gegenden, in denen daS Angebot von Bauarbeitern hinter der Nacbfrage zurückblieb, und zwar sind dies hauptsächlich Pommern , Provinz Sachsen , Hannover , die Stadt Bremen und Elsaß-Lothringen . In letzterem Landesteil ist d,ese Erscheinung um so auffälliger, als im März noch ein Andrang von 223,7 bestand. Niedriger als im Vorjahre war der Andrang im Baugewerbe vor- nehtnlich in den Provinzen Westpreußen , Pommern , Posen, Schlesien , Sachsen , Hannover , Hessen -Nassalt, ferner in Bah«?», dem Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen . Bremen , Hamburg und Elsaß-Lothringen ." Gegen das Ueveragrariertum. Die Orgien, die das Agrariertum mit seinen Steuerplänen feiert, hat nun auch die Industriellen und Kaufleute auf den Plan gerufen. Sie wollen verbündet die Politik der absoluten Schonung der agrarischen Schultern bei der Aufbürdung neuer Steuern be- kämpfen. Allerdings, die junkerlichen Attentate auf die breite Masse des Volkes haben die Herrschaften getreulich mitgemacht, nur weil es ihnen jetzt selbst etwas stark an den Kragen gehen soll, mucken sie auf. Man hatte wohl auf den Dank der Agrarier ge- rechnet für die Mithilfe bei der Bewucherung des Volkes, aber die Liebesgabenempfänger sind mit Gefühlsballast nicht beschwert, sie wollen nicht zahlen, darum müssen andere bluten. Und da man dem arbeitenden Volke nicht alles aufpacken kann, sollen Industrie und Handel den Rest tragen. Daher die Empörung! Die Industriellen haben ein gemeinsames Vorgehen mit der Kaufmann- schaft angeregt. Dazu nahm der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller Stellung und beschloß folgende Resolution: „Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller begrüßt auf das wärmste die bevorstehende Bildung einer Interessengemeinschaft zur Wahrung und zum Schutze der Interessen für Handel und Industrie.©r_ erklärt seine Bereitwilligkeit zur tatkräftigsten Unterstützung aller in dieser Richtung gehenden Bestrebungen, in der Er- kenntnis, daß die immer stärker zutage tretende Nichtachtung der Existenzbedingungen des heimischen Gewerbefleißes allmählich zu einer derart eminenten Gefahr für die Grundlagen unserer Volkswirtschaft und Volkswohlfahrt geworden ist, daß die Bildung einer geschlossenen und entschlossenen Abwehrphalanx zur dringenden Notwendigkeit wird. Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller erwartet von dem deutschen Bürgertum und Gewerbefleitz die regste Unter- stützung dieser zur Schaffung einer einheitlichen Kampf- und Abwehrorganisation eingeleiteten Bewegung." Der von dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller ge- leitete und gegenwärtig 100 Verbände umfassende Zentral- auSschuß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine ist auf den 2. Juni d. I. zu einer Plenarsitzung einberufen, um ebenfalls zu der durch die Be- schlüsse der Finanzkommission des Reichstages geschaffenen Situa» tion Stellung zu nehmen. Auch der Ausschuß des deutschen Handelstages, der am 4. und 5. Juni in Magdeburg eine Sitzung abhält, will sich mit der Materie beschästigen. Um es gleich zu sagen: Viel erwarten wir von der Kamps- bewegung nicht. Mit den Agrariern und Ultramontanen ernsthaft anzubinden, dazu rafft sich das Spießer-, Bürger, und Scharf- machertum nicht auf. Gern werden wir unS rektifizieren, befürchten aber: es wird nicht nötig sein. Der Deutsche Verband Kaufmännischer Vereine hielt am 23. und 24. Mai zu Eisenach seine Hauptversammlung ab. Er sprach sich erneut aus für reichsgesetzliche Festsetzung völliger Sonntagsruhe, Achtuhrladenschluß, neunstündige Höchstarbeitzeit in den Kontoren. Handelsinspektoren, staatliche Pensionsversicherung der Privatangestellten, gründliche Ausbildung der Lehrlinge. För- derung des Fortbildungsschulwesens usw. und befürwortet Er- höhung des nicht pfändbaren Gehalts von 1500 M. auf 1300 M. als den heutigen Verhältnissen entsprechendes Existenzminimuni. Steinkohlen an der holländischen Grenze. DaS Steinkohlenflöz, auf dem der Ruhrkohlenbergbau entstanden ist, nimmt nach den Vermutungen einiger Geologen seine Fortsetzung nach Westen, nach dem Aachener Revier und nach Holland . Insbesondere die. letzten Bahre haben am Rhein , hauptsächlich auf dessen linkem Ufer, große ohlenaufschlüsse gebracht. Auch in der Aachener Gegend sind die Bohrungen von Erfolg begleitet gewesen. Da? hatte zu Bohr- versuchen in Holland Veranlassung gegeben, an denen sich auch die dorttge Regierung beteiligte. Wie jetzt auS Amsterdam gemeldet wird, ist bei den staatlichen Bohrversuchen in WinterSwyk das Steinkohlenflöz in einer Täufe von zirka 000 Meter angetroffen worden. Blei, und Zinksyndikat. In der Generalversammlung der Stollberger Zinkhütte wurden Mitteilungen über das internationale Zinksyndikat gemacht. Der Beitritt der Bergwerksgesellschaft Georg v. Giesch's Erben zum internationalen Verband wurde bestätigt. Eine fernere Erweiterung hat das Syndikat noch durch den Hinzu- tritt der Mertonschen Interessen in England erfahren. Ein Ver- band der Bleiproduzenten sei offiziell noch nicht in der Schwebe; jedenfalls hätten die großen rheinischen Bleihütten bisher noch keine Aufforderungen zu einem Beitritt erhalten. Soziales. Arveiterkrankheiten in Kunstseidefabriken. Zu den vielen Betrieben der chemischen Industrie ist in den letzten Jahren eine neue Gruppe hinzugekommen und hat rasch eine große Ausdehnung erlangt, die der Kunstseide, und Glanz st offabriken. Sie stellen Gewerbe von stark seiden- artigem Glanz und Griff aus reiner oder nitrierter Zellulose her, die aus Lösungen im Zustande feinster Fäden geivonnen wird. Man schätzt die hauptsächlich in Deutschland , Frankreich und Bei- gien entstandene Kunstseideproduktion auf 3000— 0000 Kilogramm pro Tag. Sie wirft für die Unternehmer eine glänzende Dividende von meist 25— 60 Proz. ab. Aber den Arbeitern bringt die Be- schäftigung in diesen Betrieben neben dem geringen Lohn sehr oft schwere, langwierige oder nie weichende Zerrüttung ihrer Ge- sundheit. Die Erkrankungen sind nicht so akuter Art wie die, von denen die Arbeiter in Thomasschlackenmühlen, Zementfabriken, Chlorkalk-, Schwefelsäure-, Salpetersäure- und Dynamitfabriken betroffen werden. Es sind vielmehr hauptsächlich Leiden des Zcn- tralncrvensystems, die unter sehr verschiedenen Symptomen als Neurasthenie, Lähmungen, Hysterie Usw. auftreten und oft zu un- heilbaren Psychosen führen, ähnliche Erscheinungen, wie sie auch zuweilen bei Arbeitern in d-n Vulkanisierräumen der Gummi- fabriken borkommen. Ziemlich gleiche Ursachen rufen in beiden Betriebsarten diese Erscheinungen hervor: die Dämpfe von Schwefelkohlenstoff und ähnlichen Lösungsmitteln, denen diese Arbeiter ausgesetzt sind. Namentlich die an den sogenannten Butterfässern in der SulfidierUng der Kunstseidefabriken bcschäf- tigten Arbeiter haben unter der Giftwirkung dieser Stoffe z-.» leiden, weil die Dämpfe des beim Oeffnen und Entleeren der Trommeln aus denselben verdampfenden überschüssigen Schwefel- kohlenstoffeS wegen ungenügender Absaugung in den Arbeitsraum dringen können. Denn die maschinellen Einrichtungen sind meist ungenügend, um beim Oeffnen der Trommel eine sicher a u t o- matisch wirkende, kräftige Absaugung des überschüssigen Schwefelkohlenstoffs aus der Trommel durch einen Trichter nach unten zu bewirken und so ein Eindringen der Dämpfe in den ArbcitSraum zu verhindern und in diesen eine vollständige Vcn- tilation herzustellen. Neben dieser maschinellen Vervollkommnung hat hier die Hygiene unbedingt noch zwei Forderungen zum Schutz der Arbeiter zu stellen: 1. die Beschränkung der Arbeits- zeit in diesen Räumen auf 6, höchstens 8 Stunden pro Tag, und 2. häufigen Schichtwechsel in denselben, so daß jeder Ar. beiter, der in der Sulfidierung acht Tage gearbeitet hat, die nächsten acht Tage in einer anderen Betriebsabteilung oder im Freien beschäftigt wird. Da ohne besondere BundeSratSverordnung eine Beschränkung der Arbeitszeit nicht angeordnet werden kam.. ist auf baldigsten Erlaß einer solchen zu drängen. Es wäre mit eine Aufgabe für die zu Pfingsten nach Frankfurt a. M. ein- berufene Konferenz der in den chemischen Fa. briken beschäftigten Arbeiter, auch diese Forderung. von deren Notwendigkeit man sich in den bei Frankfurt a. M. selbst in Betrieb stehenden Kunstseidefabrilen eingehend überzeugen kenn, zu Vellen.
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