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Nr. 124. 26. Jahrgang.

Soziales.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt

Gefundheitliche Berhältnisse der Schulen.

Die preußischen Kreisärzte sollen tunlichst mit den vorgeschrie­benen fünfjährigen Ortsbesichtigungen auch Schulbesichtigungen berbinden. Dabei kommen die letzteren natürlich zu knapp weg und namentlich kann eine eingehende Untersuchung der Schulkinder nicht stattfinden. Wenn auch dieser Klage zum Teil Abhilfe ge­bracht wird durch Gewährung einer Reisebauschgebühr an die Kreis­ärzte, die dadurch in ihrer Reisetätigkeit unabhängiger gestellt werden, so wird doch erst dann zufriedenstellend berichtet werden fönnen, wenn die Kreisärzte überhaupt von den Behörden voll be­foldet werden. Jest sind von den vorhandenen 615 Kreisärzten in Preußen mur 47 voll befoldet. Wie notwendig öftere und in kürzeren Zwischenräumen zu wiederholende Untersuchungen und Besichtigungen der Schulen find, das lehrt eindringlich der amtliche Bericht über das Gesundheits­wesen im preußischen Staate 1907. Infolge der verschiedenen An­schauungen und Anforderungen der Medizinalpersonen erscheint es nach dem Bericht sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, auf dem Ge­biete der Schulbesichtigungen eine einheitliche Beurteilung zu er­zielen. Die Ursache hierfür scheint in den allzu wenigen Unter­suchungen zu liegen. Bei öfteren Besichtigungen werden sich schon Merkmale herausbilden, die sich im Laufe der Zeit zu einheitlichen Gesichtspunkten und Grundsäßen entwickeln können. Sehr zu be­dauern ist insbesondere, daß über die Gesundheitsverhältnisse der Schulkinder erschöpfende Zahlenangaben nicht gemacht werden fönnen, obgleich sich doch hier leicht eine Einheitlichkeit erzielen ließe. Selbstverständlich muß dem persönlichen Ermessen des ein­zelnen bei der Besichtigung der weiteste Spielraum gelassen werden. Ein Ministerialerlaß vom 9. Juli 1907 gibt Anweisung zur Berhütung der Verbreitung ansteckender Krankheiten durch die schutzgesetz verboten ist Schulen. Danach sind die Lehrer verpflichtet, ihren Auswurf bakteriologisch untersuchen zu lassen. Hierdurch war es möglich, festzustellen, daß die Zahl der Lehrer, die kurz nach Ablegung des ersten Examens an Tuberkulose   erkrankten, im Regierungsbezirk Oppeln   eine sehr große ist und ernstester Aufmerksamkeit bedarf. Auch in mehreren Kreisen des Regierungsbezirks Potsdam hat die neue Anweisung Veranlassung zur Untersuchung der Lehrer, bei denen Verdacht auf Tuberkulose bestand, gegeben. Einige wurden vom Dienst zurüdgestellt, weil Bazillen im Auswurf gefunden wurden. Im Regierungsbezirk Liegnis hat der Kreisarzt in der Wohnstube eines Lehrers dessen Tochter im letzten Stadium der Tuberkulose vorgefunden. Die Wohnung lag mit der Schulstube auf demselben Hausflur; der Lehrer hatte auch noch Sommerfrischler in seine Wohnung aufgenommen.

Sonntag, 30. Mai 1909.

nach verhältnismäßig furzer Zeit ebenfalls an Zuberkulose er unterbrochener Aufenthalt der Kinder in den Schulräumen nicht frankten. so sehr zu beklagen. Aber daran mangelt es außerordentlich. Wenn Solche Vorkommnisse erfordern natürlich eine fortgefeßte forg-| auch die Neubauten in dieser Beziehung weniger zu beanstanden fältige Ueberwachung der Schulkinder. In vielen Städten geschieht sind, so kommt aber auch da noch manche Klage zum Ausdruc. Man dies durch angestellte Schulärzte für sämtliche Kinder. Vielfach vermeidet auf dem Lande gern, die Baupläne den Medizinal­aber beschränkt sich die schulärztliche Tätigkeit auch nur auf eine beamten zur Begutachtung vorzulegen. Einzelheiten über den Zu­ein- oder zweimalige flüchtige Besichtigung, der eine große Wirkung stand der Gebäude werden zahlreich mitgeteilt. Jm Kreise Johannis­selbstverständlich nicht beigelegt werden kann. In Berlin   ist die burg  , Regierungsbezirk Allenstein  , fanden sich noch 9 völlig un­Bahl der Schulärzte 1907 auf 47 gegen 36 im Jahre 1906 gestiegen, genügende Schulen und 13 Klassen, die in Mietshäusern unter­denen 227 750 Gemeindeschüler anvertraut gewesen sind, so daß gebracht sind. Aehnliche Beschwerden kommen aus den Landkreisen auf jeden durchschnittlich 5176 Kinder entfielen, gegen 6267 im bor  - des Regierungsbezirks Stettin  , wo vielfach die Gebäude so klein hergehenden Jahre. Bei der Einschulung wurden 35 481 Kinder find, daß auf ein Kind nur 1,3 bis 1,65 kubikmeter Luftraum ent­untersucht, zurückgestellt wurden 3100, in leberwachung genommen fallen. Auch läßt die Reinigung sehr viel zu wünschen übrig. 9169. In dauernder Ueberwachung standen 36 374 Kinder, auf viele ländliche Schulen werden nur ein- oder zweimal wöchentlich jeden Schularzt durchschnittlich 827. Die Zahl der in Ueberwachung troden ausgefegt und ein- bis zweimal jährlich gescheuert! Im befindlichen Kinder hat sich in drei Jahren um 12 149 gesteigert, Regierungsbezirk Osnabrück   haben die ländlichen Schulen noch während in dieser Zeit die Gesamtzahl der Gemeindeschüler um mehrfach Fußböden aus Stein oder Zement, und es ist sehr schwer, 4433 gewachsen ist. Diese Zunahme wird nicht etwa einer auf die maßgebenden Persönlichkeiten von der Unzweckmäßigkeit dieser fallenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes zugeschrieben, Einrichtung zu überzeugen, flagt der Kreisarzt. Ungenügende Ein­sondern der gesteigerten Aufmerksamkeit der Schulärzte und ihrer richtungen zur Kleiderablage, fehlerhafte oder gänzlich fehlende Erfahrung, sowie ihrem einträchtigen Zusammenarbeiten mit den Fenstervorhänge, fehlende Trinkbecher, mangelnde Spucknäpfe, schad Lehrkräften und der fortschreitenden Aufklärung der Eltern. Die hafte Fußböden, schlechte Wandtafeln usw. sind die immer wieder­Orte in der Umgebung von Berlin   hatten 1907 fast sämtlich Schul- tehrenden Mängel. Besonders schlecht sind die Zustände in ärzte. In Breslau   ist zu den 26 Schulärzten noch eine Aerztin für Schokken, Regierungsbezirk Bromberg  . Die Schulklassen sind in die Mittelmädchenschulen hinzugekommen. Das Schularstwesen alten Häusern untergebracht, die in bezug auf Beleuchtung und macht überall Fortschritte. Einheitliche Grundsäße für die Auf- Luftraum, Ausrüstung und Instandhaltung so außerordentlich gaben fehlen ganz. Interessant ist der Bericht, den die 24 Schul- minderwertig sind, daß man, wie der Bericht sich äußert, kaum von ärzte der Stadt Magdeburg   über die Lebensverhältnisse von dor- den Eltern verlangen kann, daß sie ihre Kinder diesen Räumen an­tigen Volksschulkindern gemacht haben. Von 742 Schülern bekamen vertrauen. 92, also 12 Proz., überhaupt kein Mittagessen! 50 schliefen zu dritt in einem Bett, 497 zu zweien und nur 195 allein im Bett. 326 hatten zu wenig Schlaf, 25 von diesen waren schon vor dem Schul­beginn 2-3 Stunden erwerbstätig gewesen was nach dem Kinder­überhaupt waren 113 gewerblich beschäf­tigt. 131 hatten kein Taschentuch. 634 wickelten ihr Frühstück in Beitungspapier, 306 rauchten bereits! 210 babeten wöchentlich, 532 überhaupt niemals. Im Schwimmen ausgebildet waren nur 77. Dieses trübe Bild wird in allen Großstädten festgestellt werden tönnen. Wo solche elenden häuslichen Verhältnisse die Gesundheit der Schulkinder ruinieren, trägt oft auch noch die Schule ihr Teil außerdem bei. So mußten in Gifhorn   siebenjährige Kinder fünf Stunden ohne Unterbrechung in der Schule zubringen. Der Kreis. arzt hat eine Teilung der Unterrichtsstunden in Vor- und Nach- Das sind einige der Erfahrungen, die die Schulärzte und Kreis­mittagsunterricht angeregt. Es heißt in dem Bericht hierüber: ärzte bei den Schulbesichtigungen gemacht haben. Leider werden, Nicht richtig erscheint es auch, daß in ländlichen Schulen vielfach wie schon eingangs erwähnt, die Schulen nicht sämtlich und nicht der Unterricht im Sommer schon um 6 Uhr morgens beginnt. Der jährlich besichtigt, sondern alle fünf Jahre. Aber auch das ist, wie Kreisarzt zu Meferik, Regierungsbezirk Posen  , hat festgestellt, daß dieser Tage im Herrenhause hervorgehoben, den Agrariern noch zu gerade in diesen Schulen sich auffallend viele blutarme und in ihrer viel. Eine wesentliche Verbesserung der Schulgesundheit kann und Entwickelung zurückgebliebene Kinder finden, was wohl dem muß stets gegen den Willen der Junker erreicht werden, wenn es zeitigen Unterrichtsbeginn zur Last zu legen ist; es ist bei der der Regierung ernst wäre mit der Verbesserung der Landschulen. üblichen Tageseinteilung kaum möglich, daß bei einem so frühen Sie hat die Machtmittel dazu. Doch wendet sie sie lieber gegen Schulbeginn die Kinder den nötigen Schlaf erhalten." Das Sprich Lehrer an, die die entsetzlichen Schulverhältnisse brandmarken, als mort: Morgenstunde hat Gold im Munde" schlägt hier bei den gegen die Junker. Die Landschulen sind das Aschenbrödel der Kindern ins Gegenteil um. preußischen Verwaltung, obgleich oder vielmehr weil sie auch die Quelle der Aufklärung der Landjugend sind und deshalb liebevollste Pflege verdienten.

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Bei den Schulkindern kommt die offene Tuberkulose verhält­nismäßig selten vor. Die Kreisärzte sind sich wenigstens darüber einig, soweit fie fich darüber geäußert haben. Leider sind das die wenigsten. Im Kreise Ostpriegniß sind unter 2274 Kindern 23 an Tuberkulose leidend gefunden. Diese Zahl ist im Verhältnis zu anderen ziemlich hoch. Bemerkenswert ist die Mitteilung, daß in einer Schule des Kreises Plön  , Regierungsbezirk Schleswig  , die Wenn im übrigen sonst die Beschaffenheit der Schulhäuser den beiden Signachbarn eines an Lungentuberkulose erkrankten Kindes Anforderungen, die zu stellen sind, genügten, wäre ein längerer un­

So zurüdhaltend auch der Bericht über die Zustände im Osten sich ausläßt, so läßt er doch erkennen, daß die Zustände vieler länd licher Schulen im Osten den allergeringsten hygienischen Anforde­rungen Hohn sprechen. So haben im Regierungsbezirk Breslau  viele Landschulen noch Abortzellen, die nach vorn offen und nicht durch Scheidewände getrennt sind; die Bissoirrinnen befinden sich an der gegenüberliegenden Wand. Vielfach fehlen auch hier die Abortgruben gänzlich. In einer Schule zu Trier   fand der Kreis­arzt die Aborte sehr unsauber; die Wasserspülung war abgestellt, um Wasser zu sparen. Eine eigenartige Methode der Fäkalien­beseitigung fand sich in einem Dorfe des Kreises Czarnikau  , Re­ gierungsbezirk Bromberg  ; dort wurden auf dem Schulhofe Erd­löcher ausgegraben und in diese die Fäkalien versenkt!

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