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5. Generalversammlung der Bildhaner. Magdeburg . 81. Mai.

Anwesend find 20 Delegierte, 3 Vorstandsmitglieder und Ge­noffe Robert Schmidt- Berlin als Vertreter der Generalfom­mission. Den Verbandsausschuß vertritt Lüttich = Leipzig . Der

Rechenschaftsbericht

des Vorstandes fann ein Bild erfreulicher Entwickelung des Ver­bandes nicht geben, sondern muß leider einen Rückschritt kon­statieren. Die Jahre 1906-1908, die der Bericht umfaßt, lasten schwer auf dem Verbande: die beiden ersten Jahre durch die enorme Ausdehnung der Lohnkämpfe, und das letzte Jahr als Krisenjahr. Die Berichtsjahre stellten ungeheuere Anforde­rungen an die Kasse des Verbandes, und auch die Erhebung von Extrabeiträgen konnte nicht verhindern, daß das Verbandsver­mögen ganz gewaltig fiel: hon 88 574 Mart Anfang 1906 auf 38 733 Mart Ende 1908. Auch die Mitgliederzahl ging um rund 900 zurück und betrug am Jahresschluß 1908 nur noch 3988 gegen 4875 am Jahresanfang 1906. Troß diefer ungünstigen Ergebnisse kann der Verband auf gute Fortschritte in der Erringung befferer Arbeitsbedingungen für seine Mitglieder zurücbliden. Und damit hat der Verband unzweifelhaft eine große Kulturarbeit geleistet, die nicht minder hoch anzuschlagen ist als wie eine gute Gestaltung der inneren Organisationsverhältnisse.

Insgesamt waren in den drei Berichtsjahren an den Kämpfen um bessere Arbeitsbedingungen 3990 Kollegen in 212 Fällen be­teiligt. Von diesen 212 Lohnbewegungen waren 146 mit 2558 Kollegen erfolgreich, 31 mit 833 beteiligten Kollegen endeten teil­weise erfolgreich, und erfolglos waren 31 mit 289 Personen. Die insgesamt 3990 in den Jahren 1906 bis 1908 an Differenzen be= teiligt gewefenen Kollegen repräsentieren reichlich die Hälfte aller Berufsangehörigen.

Bei der Mitgliederbewegungsstatistit fällt neben den schon erwähnten Mitgliederrückgang die große Zahl der Ausgeschlossenen und die damit verbundene Fluktuation auf. In dem Berichtsjahre find zwar 3796 Kollegen in den Verband eingetreten, ausgeschlossen wurden aber in den Verwaltungsstellen 2712 und ausgetreten find 529 Mitglieder. Von den 529 Ausgetretenen find 142 Kol­Tegen wieder eingetreten, so daß 387 als ausgetreten verblieben. Zu den 2712 in den Verwaltungsstellen Ausgeschlossenen kommen noch 1634 in der Hauptverwaltung Ausgeschlossene hinzu, ins­gesamt sind es also 3464 ausgeschlossene Kollegen. Davon find wieder eingetreten 968, so daß ausgeschlossen berblieben 3378 Stol legen( 1038 verheiratete, 5 verwitwete und 2335 ledige). Besonders beachtenswert ist, daß über zwei Drittel der Ausschlüsse( 2391) bei einer Mitgliedschaft von 1 bis zu 3 Jahren erfolgen mußten. Der bedeutendste Prozentsatz von 1325 Ausschlüssen liegt im ersten Jahr und geht vom vollendeten dritten Mitgliedsjahr auffallend zurück, ein Beweis, daß gerade die länger organisierten Kollegen dem Verein auch in schweren Zeiten die treuesten Stüßen sind. Von den 4346 Gesamtausschlüssen erfolgten: wegen rüdständiger Beiträge 4300, wegen. Nichtbefolgung des Statuts und Zuwider­handelns der Beschlüsse der Verwaltungsstellen 5, wegen Schädigung der Vereinsinteressen 83 und wegen Veruntreuungen, Fälschungen usw. 8.

Von den einzelnen Unterstüßungszweigen ist noch die Söhe ber ausbezahlten Summen, soweit sie nicht schon oben angeführt wurden, erwähnenswert. Die Arbeitslosen unterstützung am Ort erreichte in den Berichtsjahren die Höhe von 222 114,65 M., gegenüber 158 838,25 M. in der Geschäftsperiode 1903-1905. Fast in demselben Verhältnis, wie diese Unterstüßung steigt, verringert sich die Unterstüßung für Arbeitslose auf der Reise. Während in der vorigen Geschäftsperiode für diesen Unterstüßungszweig noch 21 846,35. aufgewendet wurden, kostete er diesmal nur 18 588,20 Mart, und zwar 7543,95 M. im Jahre 1906, 6142,60 M. im Jahre 1907 und 4901,65 M. im Jahre 1908. An Kranten unterstützung wurden insgesamt 41 401,45 M. ausbezahlt, gegen 30 119 M. in der letzten Geschäftsperiode. Für Unterstüßung in außerordent­lichen Notfällen wendete der Verband 7371 M. und für Sterbe­gelb 8515 M. auf.

Dupont , Stahl und Weller ergänzen ben gebrudten

Bericht.

In der Debatte über die Berichte werden meist nur interne Angelegenheiten erörtert. Mit der Tätigkeit des Vorstandes ist man im allgemeinen einverstanden.

Bethge Berlin wirft die Maifeierfrage auf. Die Art, wie der Hauptvorstand zur Maifeier Stellung genommen habe, gefalle ihm nicht. Die Bildhauerzeitung" habe tura bor der Maifeier nur einen Artikel über diese gebracht, das genügt nicht. Es müsse mehr Propaganda für die Maifeier gemacht werden. Borsigender und Redakteur Dupont Berlin führt demgegen­über aus: Die Arbeitsruhe kann bei der Maifeier ruhig weg­bleiben, ohne daß diese selbst geschädigt wird. In der Durchführung der Arbeitsruhe liegt die Gefahr, daß noch mehr ausgesperrt werden als bisher, und dadurch den Gewerkschaften ungeheuere Kosten verursacht werden.

Menzer Dresden: Die Maifeierfrage sei in erster Linie eine polifische und erst in zweiter Linie eine gewerkschaftliche Frage. Man dürfe keinen Zwang auf den einzelnen ausüben, man dürfe nicht sagen:" Du mußt feiern!"

Odenthal Hamburg : Der Maifeierartikel Duponts hat mir auch nicht gefallen. In dem Artikel ist teine klare Stellung eingenommen worden. Es wurde in ihm gesagt: das( die Mai­feier) ist alles sehr schön und/ gut, aber feiert lieber nicht. ( Dupont : Sehr richtig!) Ich meine, die Redaktion müsse in einer solchen Frage einen flaren Standpunkt einnehmen.

Willmow Frankfurt a. M. meint, die Propagierung der Maifeier folle man aus der Gewerkschaftspreffe überhaupt weg­laffen. Heute würde doch nur in fleinen Geschäften gefeiert, während in den größeren Betrieben gearbeitet werde.

Hofer München ist erstaunt, daß gesagt werebn fonnte, bie Maifeier habe teinen Wert für die Gewerkschaften. In München hätten sie die Arbeitsruhe durch Vertrag festgelegt.

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Hildesheim Berlin wendet sich ebenfalls gegen die Aus­führungen Bilmows.

Dupont - Berlin präzifiert nochmals feine Meinung und betont, soweit wie Villmon möchte er nicht gehen. Er müsse sich Dagegen energisch verwahren. Die Gewerkschaftspreffe müsse dte Maifeierfrage behandeln, so lange fie in der Oeffentlichkeit stehe.

Odenthal Hamburg bemängelt noch, daß die Redaktion bor der Generalversammlung einige Anträge kritisiert habe. Einzelne Delegierte schließen sich diesem an. Dupont verteidigt feine Stellungnahme.

Die Generalversammlung ehrt noch das Andenken des ver­storbenen Genossen Deinhardt, Redakteur der Holzarbeiter. Beitung", in der üblichen Weise.

Die Sigung wird dann vertagt. Morgen beginnt die Be­ratung der Verschmelzungsfrage.

Bergiftungsgefahren. lichen Arbeitseinstellung mit dem Vorstand in Differenzen geriet Er betont die Notwendigkeit einer besonderen Kontrolle der und infolgedessen eine besondere Vertretung durch einen eigenen Industrie durch hygienisch vorgebildete Aerzte. Delegierten beanspruchte. Der Antrag wird abgelehnt. Die An­Am zweiten Verhandlungstag referierte Gen. H. Schneider gelegenheit soll beim Vorstandsbericht mit erledigt werden. Eine Einladung der Kollegen aus Hannover - Heimholz, am zweiten über: Die wirtschaftliche Lage der in der chemischen Industrie beschäftigten gelehnt, um die Arbeiten der Generalversammlung nicht unnötig Feiertag einen Ausflug nach dort zu machen, wird dankend ab­hinauszuziehen. Girbig erhält gleich nach der Mittagpause das Wort zum Geschäftsbericht.

Arbeiter.

Er legt folgende Resolution bor :

" Die chemische Industrie ist ein getreues Spiegelbild der industriellen Entwidelung überhaupt. Wachsende Konzentratton, trob steigender Produktivität riesige Vermehrung der Arbeiter. zahl und Verwendung weiblicher Arbeitskräfte sind ihre hervor. ftechendsten Kennzeichen. In den 25 Jahren von 1882 bis 1907 stieg die Zahl der Betriebe um nur 15 Proz., die Zahl der be­schäftigten Arbeiter dagegen um 139 und die Zahl der Arbeite­rinnen gar um fast 300 Prog.

Den Kapitalisten bringt die chemische Industrie Riesen­gelvinne. Durch intensivste Ausnutzung der Arbeitskräfte und ftete Fortschritte der Technik wird die Herstellung der Erzeugnisse berbilligt, durch Monopole, Kartelle und Konventionen Preis und Abfat geregelt. Die Rentabilität der chemischen Industrie wird denn auch von keiner anderen Industrie Deutschlands erreicht. Die Lage der in dieser Industrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen ist dagegen äußerst ungünstig. Ihr Lohn ist durchweg niedrig, ihre Arbeitszeit lang und ihre persönliche und wirtschaftliche Freiheit wird bielfach durch sogenannte Wohl fahrtseinrichtungen und offene oder versteckte Verweigerung des Stoalitionsrechts beschränkt.

Durch die Verarbeitung giftiger und gefährlicher Stoffe aber wird die Gefundheit der Arbeiter vorzeitig zerrüttet und ihr Leben gefährdet.

In Erkenntnis dieser Tatsachen fordert der erste Kongre der Arbeiterschaft der chemischen Industrie die Berufskollegen und Kolleginnen auf, fich unverzüglich dem Verbande der Fabrik­arbeiter anzuschließen, denn nur durch festen Zusammenschluß tann eine Besserung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterschaft erreicht werden."

Ueber

die Gesetzgebung und die Arbeiterschaft in der chemischen Industrie referiertz Reichstagsabgeordneter Genoffe Aug. Brey. Als Grundgedanken seiner Ausführungen legte er folgende Refo­Tution bor :

Den Kassenbericht gibt Hamann Berlin . Er speziali­fiert die Kaffengebarung und betont, daß die großen Summen, die den Mitgliederen in Form von aller Art Unterstübungen zurüd­gezahlt worden sind, den besten Beweis von der Notwendigkeit des Verbandes erbracht haben. Um die Kämpfe führen zu können, haben uns die Kollegen aus Amerika in großherziger Weise unter­stüßt, doch sind unsere Kassenverhältnisse noch nicht so günstig, um die 40 000 M. zurückzahlen zu können. Wir mußten zunächst den Anfang mit 5000 M. machen. Um die Staffe zu stärken, werben verschiedene Vorschläge gemacht: so soll der Bezug der Arbeits­losenunterstübung von 10 auf 5 Wochen herabgesetzt werden, doch soll sich dieselbe nach 6jähriger Mitgliedschaft auf 10 Wochen steigern. Ferner zieht Redner einzelne Fälle heraus und beweist, daß Er­sparnisse zu machen sind. Gebel( Redakteur) berichtet über das Organ

-

" Fachgenosse",

das seit zwei Jahren Verbandseigentum geworden ist, und daß es für ihn als Neuling schwergehalten habe, sich einzuarbeiten, daß er aber stets versucht habe, allen Wünschen der Kollegen Rechnung zu tragen.-eig berichtet für den Ausschuß und beantragt Decharge für den Vorstand.

Die Debatte

wird von dem süddeutschen Gauleiter Dirscher! Fürth eröffnet. In scharfen Worten protestiert er dagegen, daß in Bayern die Berwaltungskosten höher als wie an anderen Orten sein sollen. Durch eine Aufzählung aller Posten, die dort nach Gewohnheit der Mitglieder als Agitationskosten gebucht werden, tritt er den Beweis feiner Behauptung an. Die Verhältnisse der dortigen Kollegen sind so traurig, daß Löhne von 6-8 M. wöchentlich, bei einer 16 bis 18stündigen Arbeitszeit, feine Seltenheit sind; in einer solchen Lage tönnen Verbandsarbeiten nicht nur aus Jocalismus erledigt Die Sigung wird auf Montag früh bertagt

werden.

Soziales.

Verein für Sozialpolitik.

" In der chemischen Industrie mehren sich die Gefahren für Leben und Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter, dagegen ist der Ausbau des Arbeiterschutes fast völlig zurüdgeblieben. Staubentwickelung, Ausströmung giftiger Gafe und Dünste, Feuersgefahren, Beräßungen und Explosionen raffen zahlreiche Opfer aus den Reihen der Arbeiterinnen und Arbeiter hinweg. Dazu treten die gewerblichen Vergiftungen, die eine un Die Generalversammlung dieses Vereins wird in Wien , und ermeßliche Gefahr für die Arbeiter und deren Familien ge­worden sind. Diese Vergiftungen bringen vielen Arbeitern frühen zwar in der Zeit vom 27. bis 29. September stattfinden. Auf der Tod, anderen Arbeitern Siechtum, törperlichen und geistigen Ver. Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: Gedächtnisrede des Prof. F. G. Knapp zum 100. Geburtstag von Georg Hanffen; ferner fall, den Familien der betroffenen Arbeiter aber Berarmung. Es ist erforderlich, daß die in der chemischen Industrie be- die wirtschaftlichen Unternehmungen der Gemeinden und die Pro­schäftigen Kollegen diese Gefahren erkennen und mit Nachdruck buktivität der Volkswirtschaft. Ueber die prinzipielle Bedeutung auf deren Beseitigung und Linderung drängen. Dazu ist un ber öffentlichen, speziell der Gemeindeunternehmungen gegenüber uns erläßlich die Betätigung in der Organisation. Es wird allen ben privaten wird Prof. C. J. Fuchs- Tübingen referieren; über die in der chemischen Industrie beschäftigten Kollegen zur Pflicht sozialpolitische Bedeutung der Gemeindeunternehmungen Dr. gemacht, dem Verbande der Fabritarbeiter sich anzuschließen, mit Mombert- Freiburg i. Br. und über die finanzpolitische Bedeutung dem Verbande und seinen Funktionären dahin zu wirken, daß dieser Unternehmungen Oberbürgermeister Kußer- Fürth. die bestehenden Schutzvorschriften in den Betrieben von den Be- Referat über das Wesen der volkswirtschaftlichen Produktivität und triebsleitungen angewandt und von den Arbeitern befolgt die Möglichkeit ihrer Meffung wird Hofrat Prof. Dr. v. Philippovich. werden. Berstöße der Betriebsleiter gegen Schutzmaßnahmen, ien erstatten, über den Einfluß des technischen Fortschrittes auf die zugunsten der Arbeiter erlassen, sind durch Vermittelung der die Produktivität wird Geh. Nat Prof. Kammerer- Charlottenburg Verbandsfunktionäre der Gewerbeaufsicht zur Kenntnis zu und über die Messung der Veränderungen des Geldwertes im Bu bringen.. fammenhange mit der Produktivitätsfrage Hofrat Profeffor Dr b. 28iefer- Wien referieren.

Der Vorstand des Fabritarbeiterverbandes wird beauftragt, fortgesett Material zu sammeln, welches die gesundheits- und lebensgefährliche Arbeit in der chemischen Industrie belegt. Die Sollegen find verpflichtet, ihnen bekannt gewordenes Material über Vergiftungen, Veräßungen, Explosionen usw. dem Bor. stande zur Kenntnis zu bringen.

Die Konferenz gibt weiter der Ueberzeugung Ausdrud, daß auch der Staat ein Interesse daran hat, Leben und Gesundheit ber chemischen Arbeiter zu schützen. Die Konferens fordert daher: 1. Schärffte Ueberwachung eller zum Schuße der Arbeiter in der chemischen Industrie erlassenen Geseze, Verordnungen und Bestimmungen. a) Erweiterung der Befugnisse der Gewerbeinspektoren. b) Vermehrung der Aufsichtsbeamten durch hygienisch ge schulte Beamte( Aerzte), denen staatlich zu besoldende, von ben Arbeiter zu wählende Silfsaufsichtsbeamten zur Seite zu stellen sind.

2. Erlaß weiterer Schußbestimmungen.

a) Festsegung eines Marimalarbeitstages von 8 Stunden für alle Arbeiter der chemischen Industrie. b) Festsetzung eines nach dem Grade der Gefahren abgestuften fürzeren Maximalarbeitstages für solche Betriebe und Abteilungen, in denen die Gesundheit oder das Leben der Arbeiter besonders gefährdet ist.

c) Verbot der Attordarbeit bei Arbeiten mit giftigen, feuer­und explosionsgefährlichen Stoffen. d) Belehrung der Arbeiter, die in Betrieben beschäftigt sind, in denen gesundheitsschädliche Stoffe berarbeitet werden, über die Wirkungen und Gefahren dieser Stoffe. Die Belehrung muß in der Arbeitszeit vorgenommen werden. e) Verbot der Beschäftigung von Frauen und jugendlichen Personen bei Herstellung von oder bei Verarbeitung gtf­tiger Stoffe.

3. Reform des Versicherungsgesetes mit der Maßgabe, daß a) in den Betriebstrantentassen den Arbeitern das Recht eine geräumt wird, Einblick in die Krantenlisten nehmen zu fönnen. Die Stellung der Kaffenärzte ist gegenüber dem Unternehmertum zu einer völlig freien und unabhängigen zu gestalten.

b) Den Arbeitervertretern zur Krankenkasse ist eine Bilana der Kaffe, die Aufschluß über Dauer und Art der Krant­heit gibt, alljährlich zuzustellen.

c) Vergiftungen, die eine förperliche Schädigung und Ein­schränkung der Erwerbsfähigkeit zur Folge haben, find als Unfälle zu behandeln und zu entschädigen.

Für Arbeiter in chemischen Fabriken, die an Sonn- und Festtagen arbeiten müssen, ist eine Ruhepause von 36 Stunden und für zwei aufeinanderfolgende Sonn- und Festtage von 60 Stunden in derselben Woche zu gewähren." Die

Diskussion

Hus der Frauenbewegung.

Mißachteter Arbeiterinnenschuh.

Das

Daß das Kapital eine Migachterin der Gesebe ist, soweit diese seiner Mehrwert schaffenden Tendenz Schwierigkeiten bereiten, dafür bietet auch der leste Gewerbeinspektorenbericht für Preußen eine Menge Beispiele. Nur aus einem Bezirk wird vermerkt, daß erhebliche Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen zum Schutze der Arbeiterinnen nicht vorgekommen seien. Dabei werden die Zuwiderhandlungen formeller Natur mit gewaltig großen Zahlen gemeldet, hinter denen die materieller Natur mehr zurüdtreten.

Fast an allen Orten steht die Kleider- und Wäschekonfektion mit erstgenannten Zuwiderhandlungen an der Spitze. Meistens wird das vorgeschriebene Verzeichnis betreffend Ueberarbeit über­haupt nicht oder nicht gewissenhaft geführt, und auch sonst bleiben Die Bestimmungen unbeachtet. Ein Gewerbeinspektor bemerkt dazu: Eine Befferung in dieser Beziehung ließe sich wahrscheinlich schneller herbeiführen, wenn die Eintragungen von Ueberarbeit in die Kalendertafel durch leichte Polizeistrafen erzwungen werden könnten. Die nach der Entscheidung des Kammergerichts( Jahres­berichte für 1904, S. 70) in folchen Fällen allein zulässige gericht. liche Bestrafung steht zu der Schwere der Verfehlung meist in einem argen Mißverhältnis. Die Anzeige an die Staatsanwalts schaft unterbleibt(!) daher gewöhnlich, auch schon aus dem Grunde, weil die für eine Verurteilung erforderlichen Beweismittel meist nur in einem unverhältnismäßigem Aufwande von Zeit und Mühe zu beschaffen wären.

Jm Regierungsbezirk Möln hat die Gewerbeinspektion durch Unterstüßung der Polizeibehörde bei der Beaufsichtigung dieser Betriebe Fortschritte erzielt. Auch veranlaßte dort eine Entschei dung des Kammergerichts vom 9. April 1908, wonach die Nicht­eintragung der Ueberarbeitstage in die auszuhängende Tafel jetzt nicht mehr als einfache Uebertretung, sondern als Vergehen gegen § 137 Abs. 1 der Gewerbeordnung anzusehen ist, eine gewiffen­haftere Beachtung der Konfettionswertstättenverordnung.

Verstöße gegen die materiellen Vorschriften der Gewerbe­ordnung werden immer noch im allgemeinen mit auffallend nied rigen Strafen geahndet," schreibt ein Inspektionsbeamter. Die Inhaberin eines Buzgeschäftes in Breslau ließ sich in ganz uns erhörter, gesetzwidriger Weise die Ausnutzung weiblicher Arbeits­fraft zuschulden kommen. Behn Wochen hindurch beschäftigte sie ihre Arbeiterinnen von 7 Uhr früh bis 12 oder 1 Uhr nachts, auch bis 4 Uhr nachts; während dieser Zeit gestattete sie nicht längere als gerade zum Essen notwendige Baufen. Dafür wurde sie in erster Instanz zu einer Geldstrafe von 100 m. verurteilt. In der Berufungsinstanz erzielte sie jedoch eine Herabminderung auf 50 M. Berechnet diese Menschenfreundin den während der zehn Wochen aus ihren Arbeitskräften herausgeschundenen Verdienst, so steht die Strafe dazu in gar keinem Verhältnis. geftaltete fich recht vielseitig und zeigte, daß die beiden Referenten Die meisten Strafen schwanken immer noch zwischen dem eher zu milde als zu scharf in ihrer Kritit gewesen find. Von ber- gefeßlich zulässigen Mindestmaß und 20 M. Sie können weber als schiedenen Delegierten wird zur Resolution Breh ein Bufat- eine ausreichende Sühne der begangenen Gesegesverlegung an antrag empfohlen, nach dem die Lieferung von Handschuhen, Ar- gesehen werden, noch läßt sich von ihnen eine ab beitskleidern, Handtüchern usw. gefordert wird und die Reinigung schredende Wirkung auf den Betroffenen oder Stoffe verarbeitet werden. Diese Ueberzeugung wird im Bericht des Landespolizeibezirks Nach einem umfassenden Schlußwort wurden die Resolutionen Berlin ausgesprochen, obgleich gesetzwidrige Ueberarbeit hier doch Im Mittelpunkt der deutschen chemischen Industrie in Frank­ furt a. M. traten am ersten Pfingstfeiertag die Bertreter der Gift einstimmig angenommen, unter Ablehnung des Antrages bezüglich zum Teil schärferen Strafen als in verschiedenen anderen Bezirken Mit einem Hoch auf die unterliegt. hüttenarbeiter zur ersten Konferenz zusammen. Zu der Konferenz der Lieferung von Arbeitskleidern usw. Verstöße und Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften der find außer den 106 Delegierten und den Vertretern des Verbandes Arbeiterbewegung wurde die Konferenz geschlossen. Gefeße zum Schuhe für die Arbeiterinnen führten in allen Be­der Maschiniften und Heizer und des Fabritarbeiterverbandes, der Brauereien, Bäckereien, Ziegeleien, Wäschereien, Konservenfabriken, die jugendliche und erwachsene Arbeiterinnen zur Nachtzeit und am Tage länger als erlaubt war beschäftigten; Mineralwasserfabriken, die die Arbeitszeit über 12 Stunden ausdehnten; Schuhfabriken und andere mehr. Häufig entschuldigten sich die Meister kleinerer Anlagen mit Unkenntnis des Gesezes, da die Betriebsinhaber die Tafeln mit den betreffenden Bestimmungen nicht aushingen. Be

1. Konferenz der chemischen Arbeiter Deutschlands . in der Fabrit in solchen Abteilungen vorgenommen wird, wo giftige auf andere Gewerbetreibenbe erzielen.

Frankfurt a. M., 31. Mai.

die Organisation der chemischen Arbeiter bisher mit gutem Ge- Neunte ordentliche Generalversammlung der Glasarbeiter airten in den verschiedensten Betrieben zu Bestrafungen. So in

schick geleitet hat, die Gewerbeinspektion für Stadt- und Land freis Frankfurt, Offenbach , Darmstadt , Speyer und Karlsruhe , so­wie ein Vertreter des Instituts für Gewerbehygiene zu Frank­ furt a. M. erschienen. Abgelehnt au erscheinen, hat das Reichsamt des Innern,

Am ersten Verhandlungstage erstattete Herr Dr. Sommere felb ein Referat über

und Arbeiterinnen Deutschlands .

Hannover , 30. Mai.

Erster Berhandlungstag.

Vor Eintritt in die Tagesordnung tommt ein Antrag der Bahlstelle Dammgarten zur Verhandlung, die wegen einer plög.