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Htm. l. Ktilllge des Lomiilts" Kerliittt WlligdlM. 2». Internationale!' Bergarbeiter- lioogreö. Berlin , den 3. Juni 1909. Vierter Verhandlungstag. In der Vormittagssitzung führte Caeluwart-Belgien den Vorsitz. Zunächst wurden die drei gestern mitgeteilten Resolutionen auf Verbesserung der Alters- und Unfallversicherung der Berg- arbeiter einstimmig angenommen. Dann wandte sich der Kongreß der Frage der Frauen- und Kinderarbeit" qu. Deutschland beantragt: Die Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren ist in der Bergwerksindustrie überhaupt gesetzlich zu verbieten, ebenso oie unterirdische Beschäftigung jugendlicher Personen unter 16 Jahren." Oesterreich verlangt, in allen Staaten dahin zu wirken, daß die Frauenarbeit in den Bergwerken gesetzlich verboten wird. Der Referent Graf schildert die Beschäftigung der Kinder in den Bergwerken als eins der traurigsten Kapitel. Um so be- dauerlicher sei, daß der internationale Bergarbeiterkongreß bisher m dieser Frage noch nie einen einmütigen Beschluß gefaßt hätte. Dabei steige die Beschäftigung von Kindern von Jahr zu Jahr und zwar am stärksten dort, wo die Zentrumsparteien dominieren. würden in Belgien zahllose Kinder vom 12. Jahre ab unter Tage beschäftigt, und ihre Arbeitszeit sei ebenso lang wie die der Erwachsenen. In Deutschland sei die Kinderarbeit besonders in Oberschlesien und Mannsfeld, also dort, wo die allerfrömmsten und allerpatriotischesten Bergherren säßen, verbreitet. Zurzeit ist in Deutschland die Beschäftigung von Kindern unter 16 Jahren unter Tage verboten, aber Ausnahmen würden zugelassen, und zwar in solchem Maße, daß zirka 2900 bis 3000 Kinder unter Tage tätig sind. In Oberschlesien werden die Kinder mit dem Fort- schaffen des Kohlenstaubes beschäftigt und ihre Zahl steigt fort- während. In dem einen Bezirk Ratibor sei die Zahl der unter- irdisch beschäftigten Kinder im letzten Jahre von 23 auf 89 ge- stiegen und dabei heben die dortigen Bergwerksaufsichtsbeamten noch den wohltuenden Einfluß der Arbeit unter Tage auf die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder hervor. Am schlimmsten seien die Zustände in Großbritannien . Hier würden 48 000 Kinder im Alter von 13 bis 16 Jahren unterirdisch beschäftigt und 13 000 oberirdisch.<Hört, hört!) Leider habe man auf jeder internationalen Tagung von den britischen Kameraden immer nur gehört, daß sie zu dieser Frage noch keine Stellung genommen hätten. Das müsse allmählich doch den Glauben erwecken, als scheuen die Engländer sich, an diese Frage heranzutreten.(Sehr wahr.) Sie hätten doch wahrlich Gelegenheit, die grauenvolle Ver- heerung zu sehen, die die Arbeit in den Bergwerken an Leib und Seele der Kinder hervorrufe. Sollten die englischen Kameraden diesmal eine ähnliche Erklärung wie sonst abgegeben, so hoffen die deutschen wenigstens, daß eS zum letzten Male geschieht und daß die Engländer sich endlich zu einer energischen Propaganda in ihrer Organisation und im Unterhause entschlössen, um den kultur- widrigen Zustand zu beseitigen.(Lebh. Beifall! P o h l- Oesterreich schließt sich den Ausführungen des deutschen Kameraden vollständig an und weist auf die öfter- reichischen Verhältnisse hin. wo etwa 6000 jugendliche Arbeiter im Bergbetriebe beschäftigt sind. DaS Gesetz lasse die Beschäftigung von Kindern im Bergbetriebe nur für solche Arbeiten zu, die die körperliche Entwicklung nicht benachteiligen. Die Statistik zeigt aber, daß die jugendlichen Bergarbeiter häufiger erkranken, als die anderen Bergarbeiter und zwar um 19 Proz. mehr. DaS be- weist, daß dem Gesetz nicht vollkommen entsprochen wird. Das Verbot der Frauenarbeit sei eine selbstverständliche Forderung. Die Frau sei ihrer Natur nach nicht dazu geeignet, einen so schweren Beruf auszuüben. Ihre Arbeitskräfte würden nur ver- wendet, weil sie um bO Proz. billiger seien als die der Männer. (Hört, hört!) Wiczorek. Oberschlesien fordert gleichfalls das völlige Verbot der Frauenarbeit, das besonders für Oberschlesien von größter Bedeutung sei. 90 Proz. aller im Bergbau beschäftigten kleines femUeton. Am Goldfischteich ist wieder Märchenstimmung. Dichte Hecken und Laubengänge atmen den Sommer. Eichensäulen stehen empor und knorrige Weißbirken schütteln leise ihr Zitterlaub. Und die Kastanien I Sie neigen zärtlich ihr verschlungenes Geäst zum Teich, als wollten ihre dunklen, graugrünen Blätter die Flut schlürfen. Und fachte tropfen sie Blüte um Blüte auf die lehmige Flüssigkeit, ein Gewimmel von mattrosa Pünktchen, immer zu, Tropfen um Tropfen. Aber die Blütenkerzen sind noch lange nicht abgebrannt. In den oberen Zweigen haben sie sich eben an- gezündet. Und in das schwankende, gelbbraune Wellengekräusel raucht das verkehrte Bild der Natur, seltsam getrübt und verwischt. Bäume wachsen zum Abgrund und Menschen wandeln auf dem Kopfe. An der Oberfläche ziehen, still wie immer, die Goldfische ihre Bahn, fuß- lange, fette Niesen, zinnoberrot, mit silbernen Flossen, brennend, wenn sie der Sonnenstrahl überhuscht. Und jetzt macht sich ein Rauschen auf und weht her durch die Kronen, und die rosa Pünktchen tanzen unmerklich auf und nieder.... Kinder spielen am Ufer und schauen fragend mit großen suchenden Augen in das Geriesel der schwimmenden Blüten oder verfolgen mit frohem Aufjauchzen die huschenden, auf- und nieder- tauchenden Fische. Manche jagen sich um die Ufer herum, und ihre nackten Beinchen blitzen im Schatten der hohen Kastanien auf, wie die silbrigen Flossen der Goldfische unten im Teich.... » Der tödliche Staub. In dem Jahresbericht de? Arbeitsbureaus der Vereinigten Staaten für 1908, der soeben veröffentlicht worden ist, wird eine Untersuchung über die verhängnisvolle Rolle, die der Staub für den allgemeinen Gesundheitszustand spielt, mitgeteilt. Es wird berechnet, daß im Lande jährlich das Leben von mehr als 2S 000 Menschen gerettet iverden könnte, wenn nur die VentilationS- bedingungen in den Werkstätten, in denen die Luft mittödlichem Staube" gesättigt ist, verbessert würden. Die Zahl der Fälle von Tuberkulose würde um Vg vermindert werden. 24,8 Proz. der Todes- . fälle unter den Fabrikarbeitern sind nach dieser Aufstellung durch Staub aus organischen Bestandteilen und 36,9 Proz. durch Metallstaub ver- ursacht. Die höchste Ziffer wird bei den Arbeitern an den Zer« reibungSmaschinen erreicht und 49,2 Proz. der Todesfälle werden bei diesen durch Tuberkulose herbeigeführt. Die mitgeteilten Zahlen führen zu dem Schlüsse, daß eine der Hauptursachen der Sterblichkeit unter der Arbeiterbevölkerung dem Mangel an reiner Lust zuzuschreiben ist. Der Staub in den Räumen, in denen die Arbeiter sich den größten Teil des TageS aufhalten müssen, ist schädlicher als die Wirkung von ansteckenden Krank- heiten; zudem ist diese Ansteckung in staubgeschwängerter Lust noch besonders erleichtert. Die Ventilation der Räume kann bis z» einem gewissen Grade die schweren Schädigungen, die der Staub für alle darin Weilenden mit sich bringt, herabmindern, sodaß also eine ständige»nd strenge hygienische Kontrolle durchaus erforderlich ist. Alstödlicher Staub" werden alle die kleinsten Körperteilchen bezeichnet, die sich beim Gebrauch von den Werkzeugen oder den hergestellten Gegenständen ablösen. Von welchem Stoffe % Frauen(1028) werden gerade in Oberschlesien vom Kapital aus- gebeutet. S t r a k e r- Nordhumberland gibt im Namen der britischen Delegation die Erklärung ab, daß sie auch diesmal sich neutral ver- halten müsse, weil sie die Mitglieder in dieser Frage nicht befragt habe.(Rufe bei den Deutschen : Hört, hört! und Traurig!) Es sei zu bedenken, daß Kinder unter 14 Jahren nur wenig in englischen Gruben beschäftigt seien.(Rufe: 6000!) Ihrer Beschäftigung stünde entgegen, daß jedes Kind ein Zertifikat der Unterrichtsbehörde vor- legen müsse, daß seine Erziehung vollendet sei, und diefc Zerti- fikate seien schwer zu erhalten. Die meisten Kinder seien in Gruben erst vom 14. Lebensjahre ab tätig. Das Verbot der Frauen- arbeit sei kein Problem für England mehr. Schon 1844 habe die englische Gesetzgebung die Frauenarbeit unter Tage gesetzlich ver- boten. Auch damals schrieen die Industriellen, sie würden ruiniert, und seitdem ist der englische Bergbau der größte der Welt geworden. (Hört, hört!) In England gäbe es jetzt eine großartige Frauen- bewegung. Die Suffragettes erklärten aber, daß die Frauen ihr Schicksal selber bestimmen müßten und daß es nicht angehe, daß die Männer Gesetze zum Schutze der Frauenarbeit machten. Sollte es den englischen Frauen aber gelingen, das Stimmrecht zu er- halten, so würden sie jedenfalls auch erkennen, daß keine Arbeit für den weiblichen Körper so unpassend sei wie die Arbeit in Berg - werken, und diese verbieten. Der nächste Redner, Dejardin- Belgien, fordert das vollige Verbot der Kinderarbeit. Die Unternehmer freilich fagen, wenn ein Junge nicht mit 12 Jahren in die Grube fährt, dann wird er niemals ein tüchtiger Bergmann.(Hört, hört!) Das sei freilich ein großer Unsinn. Fest stehe dagegen, daß die Jungen, die seit dem 12. Jahre bereits im Bergwerk arbeiten, schwer für die Organisation zu gewinnen seien, weil ihre Bildung außerordentlich mangelhaft sei und sie jedes Interesse an geistigen Dingen ver- lieren.(Sehr wahr!) Bexant-Frankreich : Die französische Delegation steht auf demselben Standpunkt wie die englische.(Hört, hört!) Sie wird sich neutral verhalten. Aehnlich wie in England ist in Frankreich ein Zertifikat über die vollendete Erziehung beizubringen, wenn Kinder im Bergbau beschäftigt werden sollen. Immerhin arbeiten 8S00 jugendliche Personen im Alter von 13 16 Jahren unter Tage. Jugendliche Personen im Alter von 16 18 Jahren seien 8300 unter Tage und 6400 über Tage beschäftigt. In den Kohlendistrikten Pas de Calais und dem Norddepartement seien die Löhne der Väter so niedrig, daß sie die Löhne der Kinder unbedingt nötig hätten, um sich durchzuschlagen.(Hört, hörtk) Die Organisation suche das Einkommen der Väter zu verbessern. Ist dies gelungen, werde es leichter sein, die Frage der Kinderarbeit zu regeln. Im Prinzip seien die Franzosen mit dem Verbot einverstanden, in der Praxis aber müßten sie sich neutral verhalten. Leblanc- Belgien tritt für die Resolution auf Verbot der Frauenarbeit ein. Es sei Pflicht der Gewerkschaften und der Sozialisten, die Schwachen zu schützen. Die Frauen mit ihren niedrigen Löhnen drücken auf die Männerlöhne. Daß die Arbeit in den Bergwerken keine für die Frauen passende Beschäftigung sei, bewiesen die schwächlichen Kinder der Bcrgarbeiterfrauen.(Leb- hafte Zustimmung.) Es würde viel richtiger sein, wenn die jungen Mädchen Unterricht in der Führung des Haushaltes erhielten. (Lebhafte Zustimmung.) Die Agitation für das Selbstbestimmungs- recht der Frauen, wie eS die SuffragetteS betreiben, sei ja sehr schön. Sie wollten keine Männcrgesetze haben. Aber statt soviel auf den Straßen spazieren zu gehen, sollten die Suffragettes ein- mal in die Fabriken hineinsteigen und sehen, wie es ihren Arbeits- schwestern ginge.(Lebhafte Zustimmung.) Oder sie sollten in die Bergwerke gehen, dort würden sie barfußige, mit Kohlenstaub be- deckte weibliche Arbeitskräfte finden.(Lebhafte Zustimmung.) Redner betont nachdrücklichst die Notwendigkeit für die GeWerk- schaftler, sich mit Politik in allen öffentlichen Körperschaften zu befassen. In der Abstimmung wird die Resolution auf Verbot der Kinderarbeit von der deutschen , österreichischen und belgischen Delegation einstimmig angenommen. Die f r a n- z ö s i s ch e und englische Delegation enthält sich der Ab- st i m m u n g. Die Resolution auf Verbot der Frauenarbeit wird einstimmig angenommen. In der Nachmittagssitzunl» wurde über die Frage der diese Teilchen auch herrühren mögen, sie bringen den Arbeiter in Gefahr, indem sie durch den Mund und die Nasenlöcher in die Lungen eindringen und sich in den Luftröhren festsetzen. Zur Be- kämpfung des StaubeS werden in dem Bericht des ArbeitSbureauS eine Reihe von praktischen Anweisungen gegeben, die auf Grund der Untersuchungen der Professoren Hoffmaun, Richardson und Haldane erprobt worden sind. Besonders bewährt hat sich das Verfahren, den Staub durch Saugröhren aus den Arbeitsräumen auszusaugen und ins Freie zu befördern, wie durch den Kamin der Rauch ins Freie abzieht. Auch die Herstellung von Luftströmen, die in ge- eigneter Weise durch die Arbeitsräume geleitet werden, vermag große Dienste zu leisten. Theater. Kammerspiele(Sommergastspiel unter Direktion von Held und Runge):Ein Skandal in Monte Carlo, " Lustspiel von Sacha Guitry . Nach GeijerstamsSchicker Auguste" im Deutschen Theater wirkte diese Monte Carlo-Komödie als sommerliche Eröffnungsvorstellung der Kammerspiele der Sohn des berühmte» Pariser Schauspielers Guitry ist der Ver- fasser bei aller Flüchtigkeit der Arbeit partienweise wenigstens geradezu erfreulich. Lieber noch dies Kunterbunt, in welchem hier und da doch eine amüsante Wendung aufblitzt, als die philiströs moralisierende Pedanterie, die wie eine häus- liche Gardinenpredigt vor lauter Wiederholungen überhaupt nicht vom Fleck kommt. Der erste Akt, im Hotel -Schlafzimmer eines von ihrem Geliebten nach Monaco verschleppten Dämchens spielend, zeigt, was pikant sensationelle Mache anlangt, eine, auch am Maßstab französischer Verblüffungskunst gemessen, ungewöhnliche Geschicklichkeit. Die Dame wird mitten in der Nacht durK ihren atemlos hereinstürmenden Freund. den man beim Falschspiel ertappt hat, aus dem Schlafe aufgestört. Er rasiert sich, um unerkannt zu entfliehen. Umsonst, daß sie in wilder Leidenschaft und Angst ihn zurückzuhalten sucht. Kaum, daß die Tür sich hinter ihm ge- schlössen hat, erscheint in Schlafrock und Pantoffeln der Stuben- nachbar. ein reicher alter Herr, der sich in äußerst origineller Weise der leicht zu Tröstenden als Ritter zur Verfügung stellt und dabei in den Verdacht gerät, der verfolgte Falschspieler zu sein. Der Mittelakt im Hause des Heimgekehrten. der nach fünfundzwanzigjähriger Ehe noch im Liebhaberfache debütieren möchte, verläuft sich in recht gewaltsam herbeige- zwungcnen Späßen und Verwechselungen ganz nach gewöhnlicher Pariser Schwankmanier; aber die Schlußpointe, der es freilich auf diese Weise an jeder halbwegs genügenden Vorbereitung und Eni- Wickelung fehlt, läßt ein psychologisch interessierendes Motiv an- klingen. Natürlich wird der alte Herr von dem hübschen Fräulein, das einen seiner jungen Freunde vorzieht, betrogen. Hart setzt ihm die Enttäuschung zu. daS Weinen kommt ihm an, und er ist am Ende heilfroh, bei der sonst so unerfreulich herrschsüchtigen Gattin, die mit der Neigung zäher Gewohnheit an ihm hängt und in über- legeuer Ironie den tragikomischen Schluß vorausgesehen hat, als ein Bekehrter Trost und Unterschlupf zu finden. Poldi Deutsch verkörperte den ergrauten Perücken- Don Juan diskret und wirksam. Sehr gut war Frl. Marietta Weber in der Figur der Abenteurerin. dt Einführung des gesetzlichen Achtstundentages! verhandelt. Es lag hierzu zunächst ein Antrag der Föderation Großbritannien vor: Der internationale Kongreß nimmt mit Freuden von dem Erfolg der britischen Bergarbeiter Kenntnis; während er sie dazu beglückwünscht, auf parlamentarischem Wege einen Achtstunden- tag erreicht zu haben, betont er zu gleicher Zeit die Notwendig- keit, die Agitation mit unverminderter Kraft weiter zu führen. bis ein Achtstundentag, bei dem die Ein- und Ausfahrt ein- geschlossen ist. für alle Bergarbeiter Europas gesetzlich fest- 'gelegt ist." Das englische Parlamentsmitglied Wads Worth begründete diese Resolution mit dem Hinweis auf das jetzt im«nglischen Par- lament zur Verabschiedung gelangte Berggesetz , das den Achtstunden- tag bringt. Leider nicht den Achtstundentag, in den die Ein- und Ausfahrt einbegriffen ist, sondern nur den Achtstundentag für die effektiv geleistete Arbeit. Für diesen Achtstundentag werden die englischen Arbeiter nach wie vor mit aller Kraft kämpfen. Sie stoßen dabei auf den schärfsten Widerstand der Unternehmer, die hier nicht nur vom Ruin des Bergbaus, sondern sogar vom Ruin des ganzen englischen Staates gesprochen haben.(Zuruf bei den Deutschen : Ganz wie bei uns!) Auch das Gespenst der völligen Anarchie hat man an die Wand gemalt. Dabei kann der Bergbau durchaus weitere sozialpolitische Lasten tragen, denn die Profite der Zechenherren sind dauernd gestiegen. Sie betragen auf manchen Zechen bis zu 150 Proz.(Lebhaftes Hört! hört!) Lamandin- Frankreich trat für einen Antrag seines Landes ein, der die Zeit gekommen hält, daß einschließlich Ein- und Aus- fahrt für alle in der Bergwerksindustrie beschäftigten Ober- und Untertagsarbeiter der Achtstundentag eingeführt wird. Er beglück- wünschte die englischen Kameraden zu ihrem Erfolge, forderte sie aber auf, ihre Bemühungen fortzusetzen, um für alle europäischen Bergarbeiter den Achtstundentag zu erreichen. Die französischen Bergarbeiter agitieren seit 20 Jahren für den Achtstundentag. Eine längere Arbeitszeit macht den Bergarbeiter müde, so daß er auf die Sicherheitsvorschriften nicht mehr richtig achten kann.(Sehr richtig!) Auch verhindert ihn eine längere Arbeitszeit an der Ausübung wichtiger politischer und staatsbürgerlicher Rechte. Aus allen diesen Gründen muß der Achtstundentag gefordert werden. (Lebhafter Beifall.) M a r o i l k e- Belgien empfahl dem Kongreß die Annahme des folgenden Antrages seiner Nation: Die Arbeitszeit soll auf acht Stunden mit Einschluß der Ein- und Ausfahrt beschränkt werden. Wo die Temperatur 26 Grad Celsius überschreitet, soll die Arbeitszeit nicht länger als 6 Stunden pro Tag betragen. Die gleiche Arbeitszeit soll für Gruben festgesetzt werden, in welchen eine große Feuchtigkeit herrscht oder in denen die Arbeitsbedingungen für die Gesundheit der Bergarbeiter schädlich sind." Schließlich lag zu diesem Punkt noch folgender Antrag Deutsch- lands vor: Der Kongreß erhebt erneut die Forderung nach gesetzlicher Einführung der achtstündigen Arbeitszeit für alle Arbeiten in der Bergwerksindustrie. Für die Untertagsarbeiter muß in diese Arbeitszeit die Ein- und Ausfahrt einbegriffen sein. Wo an den Arbeitsstellen eine Temperatur von 28 Grad Celsius und darüber oder wo große Nässe herrscht, ist die Schichtzeit auf 6 Stunden zu beschränken." Zur Begründung führte W i ß m a n n- Diedenhofen auS: Auch wir Deutsche begrüßen mit Freuden den Erfolg der englischen Kameraden. In diese Freude aber mischt sich ein Wermutstropfen, wenn wir sehen, daß in England unter Tage auch Kinder acht Stunden arbeiten müssen. Wir erwarten von den englischen Kameraden, daß sie dieselbe Energie, die sie für den Achtstundentag aufgewendet haben, auch dafür aufwenden, die Kinderarbeit im englischen Bergbau zu beseitigen.(Lebh. Beifall.) Wir können allen in diesem Punkte vorliegenden Anträgen zustimmen. In Deutschland sieht es auf dem Gebiet der gesetzlichen Regelung der Arbeitszeit noch sehr traurig aus. Es gibt überhaupt keine ge- setzliche Bestimmung über die Arbeitszeit. Zwar haben die Berg- ämter die Befugnis, die Arbeitszeit einzuschränken, aber wir haben noch nichts davon gemerkt. Dann haben wir die famosen Ge- sundheitsräte. Kürzlich erfuhren wir, daß sie noch am Leben und gesund waren.(Heiterkeit.) Ueber die Gesundheit der Berg- arbeiter haben Sie uns noch nichts mitgeteilt. Wenn die Ge- sundheitsräte ihre Macht benutzen würden, sie könnten bessere Verhältnisse im deutschen Bergbau schaffen. Heute beträgt die Humor und Satire. Die Hand. Das Projekt der Pärfümsteuer hat.Gottlieb* im»Tag* z« folgenden Versen angeregt: Ein Jüngling liebt' ein Mädchen, Wär' gern als Freier genaht, Doch hing es an einem Fädchen Er schwankte: hat sie Draht? Ihn wurmte dies Bedenkchen, ES ließ ihm keine Ruh'. Sie saß aus einem Bänkchen. Er eilte zögernd hinzu.... Er neigte sich ein bißchen. Als er dann vor ihr stand, Und drückte kosend ein Küßchen Auf ihre hübsche Hand. Er war ein Finanztalentchen, Ein Schelm war er außerdem noch, Er schnoberte an dem Händchen: Wonach dasselbe roch. Er bildete sich eine reife Ansicht und kam zum Spruch: Sie roch nach Patschuli-Seife Nun wußte er genug! Vor Eva stand der Adam, Beseligt wie noch nie, Die mußte klotzigen Draht hom I Er sprach:Ich liebe Sie". Notizen. --»Im Lindau«Runlmel(zu PaulchenS 70. Geburtstage) hat Adolf Wilbrandt sich einen derben Scherz geleistet. Er dichtet den Freund in derVoss. Ztg." an und beginnt den dritten der fünf Achtzeiler mit folgenden Worten: Hast die halbe Welt durchzogen. Lebtest mit der halben Welt; Ich bin nicht so weit geflogen, Liebte mein umfriedet Zelt.... Dem siebzigjährigen Lebejllngling wird eS gewiß fatal sein, baß man ihn so an seine Beziehungen zur Demimonde erinnert.... Ein Museum der Fälschungen. Im Oktober soll in Paris ein Museum eigener Art errichtet werden: ein Museum der Fälschungen. Der Plan geht aus von Emile Guimet , dem Gründer und Direktor des Museums, das seinen Namen trägt. Im Laufe seiner langen Reisen in Aegypten , Persien und Indien fielen Guimet zahllose Fälschungen auf. die dort an Ort und Stelle fabriziert wurden und die man ohne große Schwierigkeiten nicht nur reichen Touristen, die sich in die Gegend verirrt hatten, sondern auch Ge- lehrten, die vorsichtiger sein wollten, in die Hände zu spielen und gegen gutes Geld zu verkaufen verstand. Guimet will für solch« Fälschungen in seinem Museum eine besondere Abteilung einrichten.