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B. 127  . 26. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Partei- Angelegenheiten.

Lichtenberg  . Die Bibliothek des Wahlvereins, Bezirk Lichtens berg, wird zweds Neuordnung vom Sonnabend, den 5. Juni bis auf weiteres geschlossen. Entliehene Bücher müssen spätestens bis Mittwoch, den 9. Juni, abgeliefert sein. Die Wiedereröffnung wird an dieser Stelle bekannt gegeben.

Berliner   Nachrichten.

Die Stadtverordneten

hatten gestern wieder mal eine Sigung von nur kurzer Dauer. Die Tagesordnung, die ihnen vorgelegt wurde, war immerhin reichlich genug, aber nur bei einigen Punkten er­gab sich ein Anlaß zu Bemängelungen.

Sei

Gegen den Plan des Magistrats, den Biegel. transport nach Berlin   durch Einführung eines neuen Entladeberfahrens zu reformieren", machte Genosse Singer geltend, daß man hiermit einer einzelnen Unternehmergesellschaft ein Monopol schaffen werde. die beabsichtigte Umgestaltung wünschenswert und notwendig, so biete sich hier für die Stadt die Gelegenheit zur Ueber­nahme in eigene Regie. Singers Antrag auf Be­ratung in einem Ausschuß wurde angenommen.

Freitag, 4. Juni 1909.

eine gewisse Bedeutung gewonnen haben. Und so möchte ich die ferner die Generalfommission der Gewerkschaften, die Zentralverbände Veranstaltung als nicht als meiner Person gewidmet betrachten, der Steinarbeiter, Töpfer, Friseure, Bergarbeiter und andere mehr. sondern als ein fröhliches und herzliches Bekenntnis zu Nach einem Schlußgefang des Quartetts war der Traueraft beendet. der Partei. Parteigenossen! Es ist in der Zeit meiner Abwesenheit Neben den roten Schleifen, die die meisten Kränze schmückten, fielen vom Kampfplatz mancherlei geschehen. Es haben Umwälzungen besonders die auf weißen Schleifen gedruckten Widmungen der Kränze stattgefunden, mächtiger und bedeutungsvoller Art. In der aus- auf, die die Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst" und der wärtigen Politik haben ganz außerordentlich bedeutsame Verände- Deutsche Werkbund  " gestiftet hatten. rungen, einige Revolutionen stattgefunden; wir saben einen Krieg Die Leiche wurde nach Hamburg   übergeführt, wo die Ein­nahe am Ausbruch. Auch in Deutschland   selbst haben sich äscherung am 3. Juni erfolgt. politische Veränderungen vollzogen, die von allergrößter Be­deutung sind. Das Ende der Blockpolitik ist da. Heute gibt es Stürzlich bekam ich einen in vier Teile zerrissenen, notdürftig mit Umtausch beschädigten Papiergeldes. Uns wird geschrieben: in ganz Deutschland   nicht einen einzigen vernünftigen und Briefmarkenpapier zusammengeklebten Rehnmarkschein in Zahlung. ehrlichen Menschen mehr, der nicht einsieht, daß der Die Zurüdweisung war nicht gut möglich, da die Zahlung an der Blockblödsinn darauf ausging, das Bürgertum gänzlich zu Arbeitsstelle erfolgte. Ich entsinne mich früherer Bekanntmachungen, forrumpieren und zu blamieren und es völlig unfähig zu machen daß außer Kurs gesezte Geldstücke, wie zuletzt die alten Taler, an eine politische Rolle zu spielen. Wir haben ferner erlebt, daß allen öffentlichen Staatstassen zum Umtausch angenommen werden das Proletariat trotz der dreifachen Mauern siegreich, wenn auch mußten, und gehe mit meinem Bapierfetzen, der inzwischen ganz aus in bescheidener Zahl in das Haus der preußischen Reaktion dem Leim gegangen war, zum nächsten Postamt. Aber dieses er­eingezogen ist. Daß ich mit zu den im Juni vorigen vom äußersten Berliner   Norden zur Reichsbank in der Hägerstraße. zu den im Juni vorigen lärt, daß nicht die Post, sondern die Reichsbank zuständig sei. Also Jahres Gewählten gehöre, habe ich nicht meinen persönlichen Vorsorglich zeige ich meinen papiernen Schatz dem Portier vor Verdiensten zuzuschreiben. Aus den Bekundungen, die ich und ersuche um Auskunft, wohin ich mich zu wenden habe. Ich bon überall her erhalten habe, entnehme ich, daß werde nach der Zahlstelle für Papiergeld gewiesen, bringe dort der Prozeß sein Teil mit dazu beigetragen haben mag. Aber mein Anliegen vor, man befieht den Schein und erklärt, daß ich ich muß Borschußlorbeeren, die mir in allzu reichlichem mich nach der Kasse der Staatsschuldenverwaltung in der Oranien­Maße durch Genossen Borgmann zu teil geworden sind, ablehnen. Straße bemühen müsse. Das tat ich erst mehrere Tage später, am Ich möchte Sie bitten, mich mit genau so nüchternem Blick zu Bortier und der sagt:" Ja, hier ist's schon richtig, aber nicht heute. Pfingstsonnabend. Wieder erkundige ich mich sehr höflich beim betrachten, wie früher, und wie es der Wirklichkeit entspricht. Für so etwas sind drei Tage vor jedem Monatsersten die Kassen Gewiß werde ich tun für die Partei, was ich für sie tun kann, geschlossen, und auch sonst sind sie dem Publikum nur von 9 bis aber nur ein Schelm tut mehr, als er kann. Das eine fann ich i Uhr geöffnet. Wenn es ein Zwanzigmartschein wäre, den könnten allerdings versichern, daß durch diesen Prozeß die Herren, die Sie, weil es eine Reichsbanknote ist, bei der Reichsbank um­glaubten aus mir etwas anderes machen zu können, als ich gewesen tauschen." Hier scheint mir ein sehr bureaukratisches Verfahren bin, sich geirrt haben.( Beifall.) Parteigenossen! In der borzuliegen. Wenn alle öffentlichen Staatsfassen ohne Unter­Sozialdemokratie verschlägt die Abschredungstheorie schied der Stellung außer Sturs gesetztes Metallgeld annehmen niemals. Je mehr man versucht mit dem Schrecken zu kommen, dürfen und sogar müssen, so sollte man dasselbe auch für be­Es würde diesen Amts­desto fester wurzeln wir in unseren Ueberzeugungen.( Bravo  !) Daß ich stellen doch nichts verschlagen, wenn sie die auf solche Weise er­schädigtes Papiergeld jeder Art erwarten. das, was ich als meine Ueberzeugung erworben habe, durch ein haltenen Reichsbanknoten und Reichskassenfcheine sammeln und gegen mich gefälltes Urteil verlieren könne, über dessen schärfste periodisch an die zuständige Stelle abliefern. Daß die Reichsbank Verurteilung und Mißbilligung die ganze Welt einig ist, daß ich nur Reichsbanknoten zum Umtausch annimmt und die königlich dadurch in meiner Ueberzeugung wankend gemacht werden könnte, preußische Staatsschuldenverwaltung mur Reichskassenscheine, ist wieder ist wahrer Köhlerglaube, von dem ich glaube, daß ihn die Herren an den maßgebenden Stellen jetzt selbst nicht mehr hegen. Man müßte geradezu eine politische Wachs nase sein, wenn man durch solche Umstände, wie ich sie erduldet habe, zu anderer Auffassung gekommen wäre. So werden wir nicht erzogen. Wenn man uns erziehen will zur Freude an Staat und Verwaltung, so versuche man es durch eine Besserung der Verhältnisse des Staates, der richtet. Diese Entweichungen werfen ein recht bezeichnendes Licht Ueber Entweichungen von Fürsorgezöglingen wird fortgesetzt be­Verwaltung. Durch Gewalt, durch Gefängnisstrafen wird man auf die einzelnen Erziehungsanstalten. Von gestern wird folgendes nicht einen Zollbreit von uns erringen. Ich möchte damit gemeldet: Bei einem Sprung aus dem Eisenbahnzug schwer vers schließen, daß ich meine Ueberzeugung ausspreche, daß in der unglüdt ist ber 12jährige Fürsorgezögling F., der vor einiger Zeit Sozialdemokratie jetzt und ewig der Geist herrschen möge, der aus der Erziehungsanstalt in Strausberg   entflohen war. F. wurde sich kurz dahin ausdrücken läßt: Gegenüber der Steaktion schließlich wieder in Berlin   aufgegriffen. Gestern sollte er von einem auf einen Schelm anderthalbe.( Lebhafter Beifall.) Nach diesem ernsten Teil des Abends trat der unterhaltende in sein Recht. Die siebenjährige Else Schmidt trug zwei hübsche Sachen: Hans Jörg und Wir haben keine Heimat mehr vor, daran Den Schluß der öffentlichen Sigung bildete die Ein- nüpften sich Rezitationen von Herrn Richard und Gesangsvorträge. führung unseres Genossen Karl Liebknecht  , Das Berliner   Ult- Trio sorgte besonders durch seine politisch des aus der Festungshaft in die deutsche Freiheit zurück fatirischen Vorträge dafür, daß auch der Humor au seinem vollen Allem Anscheine nach ist der Knabe aus Angst vor der ihm gefehrten Hochberräters", der vor ziemlich anderthalb Recht tam. Noch einen anderen Zwed als den vorgesehenen erfüllte Fahren damals schon ein Festungsgefangener zum der Abend: er führte viele ältere Genossen, die sich in Berlin   so Stadtverordneten wiedergewählt worden war. Der Vor- felten treffen, zusammen, um alten Kampfgenossen nach langer Zeit steherstellvertreter Caffel vollzog die Einführung in geschäfts- wieder einmal freundschaftlich die Hand zu drücken. mäßig trodener Form, ohne auch nur mit einem einzigen Wort anzudeuten, warum der Einführungsaft erst jest por­

Für das internationale Automobilwettrafen, das unter Führung des kaiserlichen Automobilklubs diesmal bon Berlin   aus stattfinden soll, will der Magistrat einen Ehrenpreis stiften. Für solche und ähnliche Veran­staltungen ist ja immer Geld da, während es nüßlicheren Dingen verweigert wird. Genosse Singer empfahl Ab­lehnung des Magistratsantrages. Die Unterstützung dieser Wettfahrten, bei denen Gesundheit und Leben der Bevölke­rung gefährdet werde, sei nicht Sache der Stadt, man folle sie den hohen, höchsten und allerhöchsten Kreisen über­lassen. Indes, die Freisinnigen sorgten dafür, daß bei der Abstimmung sich für den Ehrenpreis eine Mehrheit zu­fammenfand.

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Eine Vorlage, die den Gesinde Belohnungs­und Unterstüßungsfonds betraf, gab unserem Ge­nossen Stadthagen   Gelegenheit, erneut Kritik zu üben an den veralteten Bestimmungen dieses wunder­lichen Instituts. Er bezeichnete die Einforderung der 50 Pf.­Beiträge von den ihren Dienst wechselnden Dienstmädchen als eine an Erpressung grenzende Handlung" zum Ent­segen des die Sigung leitenden Vorsteherstellvertreters Cassel, der das rügen zu sollen meinte. Gegen Stadthagens An­zweifelung der Gemeinnüßigkeit dieses Instituts ereiferte sich der Stadtverordnete a dewig. Der Antrag unserer Ge­nossen, sich den Gesinde- Belohnungs- und Unterstützungsfonds wieder mal in einem Ausschuß näher anzusehen, fand feine Mehrheit. Singer widersprach dann der sofortigen Vor­nahme der zweiten Beratung; diese mußte daher vertagt

werden.

genommen werden konnte.

Eine Willkommensfeier

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für den aus der Haft entlassenen Hochberräter" Genossen Dr. Karl Liebknecht   hatte am Mittwoch Genossen des 11. Landtagswahlfreifes in den Pharusfälen in der Müllerstraße zusammengeführt; auch mit glieder des Parteivorstandes, des Zentralvorstandes der Wahlvereine sowie Vertreter unserer Berliner   Stadtverordnetenfraktion waren anwesend, um den der Freiheit wieder zurückgegebenen Parteifreund zu begrüßen. Die Pharusfäle waren wie belagert. Auf der Straße erwarteten Hunderte von Arbeitern, die keinen Einlaß mehr finden konnten, den Genossen Liebknecht  , der Garten war gleichfalls voll besetzt und nun erst oben im Saale. Als wir um 20 Uhr den Saal betraten. herrschte schon eine beängstigende Fülle und immer noch fanden sich neue Teilnehmer ein. Bald war es so eng, daß es schon gar nicht mehr schön" war und mancher ein unfreiwilliges Schwizbad durch

machen mußte.

Bemerken wollen wir noch, daß im Laufe des Tages viele Glückwunschdepeschen im Hause Liebknechts eingelaufen waren, die dem Hochverräter zu seiner Rückkehr in die Freiheit ein herzliches

Willkommen wünschten.

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mal ein Stück 8opf, um so mehr, als es die Schuld staatlicher Ein­richtungen ist, daß zu den Zehnmarkscheinen so jämmerliches Papier verwendet wurde. Was machen denn jetzt auswärtige Interessenten? geben lassen, mittels eingeschriebenen Briefes nach Berlin   einsenden Sie müssen preußische Reichstaffenscheine, die sich absolut nicht weiter und haben neben dem Zeitverlust auch noch bare Unkosten.

Transporteur nach Strausberg   zurückgebracht werden. Während der Bug nun in boller Fahrt war, gelang es dem Knaben, die Coupé­tür zu öffnen und aus dem Zug herauszufpringen. Der Trans­Notleine. Beim Absuchen der Strecke fand man F. stark blutend porteur, der die Flucht erst zu spät bemerkt hatte, zog sofort die neben den Gleisen liegend auf. Der wagehalfige Flüchtling wurde nach dem Krankenhause gebracht."

bevorstehenden Bestrafung wegen Ausreißens aus dem Zuge ges sprungen. Speziell in Strausberg   soll die Art der Bestrafung eine äußerst harte sein.

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und

Das Wechseln von Hundertmarkscheinen bei der Reichspost. Ein Leser schreibt uns: Am 29. Mai war ich in der glücklichen age, einen Hundertmartschein zu befizen. Leider hatte ich das " Bech", beim Einkauf von Waren ihn wechseln zu müssen. Ich wollte Altersversicherungsmarken taufen und mußte zu diesem Zwecke nach der Reichspost. Ich erhalte auch die gewünschten Marken im Werte von 7,20 M. Von meinem Schein bekomme ich also 92,80 m. zurück, Die Bevölkerungszahl Berlins   hatte, nach den Berechnungen und zwar in folgenden Münzen: 20 M. in Gold, 20 m. in Papier, des Statistischen Amts der Stadt, zu Anfang Januar 1909 sich aur 50 22. in 10 Fünfmarkstücken, 2,50 in 5 Einhalbmarkstücken und 2 106 942 gestellt. Sie war von da bis Februar auf 2110 209, bis 30 f. in 6 Fünfpfennigstücken. Als ich beim Anblick der 10 Fünf­März auf 2112 065 gestiegen, bis April in jähem Absinken auf martstücken die Bemerkung machte:" Daran, hat man ja ohne 2 100 873 heruntergegangen und hat dann bis Anfang Mai sich Dienstmann   zu schleppen," wurde mir vom Schalterbeamten die in wieder auf 2 101 032 erhöht. Es scheint, daß in Berlin   die Mehrung ich überhaupt in der Lage bin, wechseln zu können." Run frage sehr höflichem Tone gehaltene Antwort: Es ist noch Zufall, daß der Bevölkerung sich jetzt wieder etwas günstiger gestalten ich mich bei meinem beschränkten Untertanenverstand will. Im Laufe des Jahres 1908 hatte das Tempo sich so sehr verlang als artiger Neichs und Staatsangehöriger: Warum bringt man famt, daß schließlich an der Jahreswende die Bevölkerungszahl solche Wertscheine in den Verkehr, wenn es vom Zufall abhängen niedriger blieb, als sie zum Jahresanfang gewesen war. Die Be- muß, um dieselben gewechselt zu erhalten? Und wenn ein deutsches rechnungen hatten für Anfang 1908 noch 2 111 361 ergeben, für Reichspostamt, noch dazu ein so großes wie Amt 58, nicht zu jeder Anfang 1909 aber ergaben sie, wie oben mitgeteilt, nur 2 106 942. Beit des Schalterdienstes in der Lage ist, einen Hundertmarkschein nachdem dann auch in den ersten Monaten von 1909 die Bevölke- mit gefeßlichem Kurant wechseln zu können, wer soll es dann rungszahl sich noch unter derjenigen derselben Monate des Vor- machen? Das Gesetz verpflichtet nur zur Annahme von 20 Mark in jahres gehalten hatte, sind zu Anfang Mai dieses Jahres zum Silber. Solches Gesetz wäre allerdings nach dem oben geschilderten As nach längerem Harren gegen 1/10 Uhr Genoffe Liebknecht erstenmal wieder Anzeichen bemerkbar geworden, daß ein um überflüssig, denn wohin hätte ich jetzt schnell gehen sollen, wenn ich, Um mit Rücksicht auf mein Portemonnaie und meine Taschen, den Saal betrat, erschollen von allen Seiten Hochrufe auf den schwung sich vorzubereiten scheint. Die für Anfang Mai verrechnete die Annahme verweigert verweigert hätte. Soll man etwa, um Wiedergekehrten, und prompt setzte der Vereinte Sänger Chor" Bevölkerungszahl 2 101 032 ist um ein Geringes höher als die bei der deutschen   Reichspost kaufen zu können, vorher in ( Wedding  ) ein zum Vortrag eines Willkommensliedes, das mur ein jenige vom Maianfang des Vorjahres, die nur 2 100 438 betrug. eine Kneipe geben und, am frühen Morgen noch dazu, Stampflied fein konnte. Jm vorigen Jahre hatte sogar der April, der sonst wegen der einen alkoholfreien Nordhäuser" trinken? Im übrigen scheinen der Nach einem von Herrn Richard gesprochenen, dem Zweck des großen Zahl der Zuzüge, die er zu bringen pflegt, regelmäßig ein Abends entsprechenden Brolog nahm Genosse Borgmann das Monat mit startem Bevölkerungszuwachs ist, mit einer Bevölke. Wort zu einer Ansprache, in der er auf das gegen Liebknecht ge- rungsminderung einem Minus von 1495 gegenüber dem Monats. fällte Reichsgerichtsurteil und auf die Versuche, ihn aus dem Anwalt anfang- abgeschlossen. In diesem Jahre hat nun der April wieder stande zu entfernen, Bezug nahm und das ganze Verfahren nach eine Bevölkerungsmehrung, wenn auch erst eine ganz geringe den verschiedensten Seiten hin würdigte. Borgmann wies ein Plus von nur 159 gegenüber dem Monatsanfang gebracht. darauf hin, daß weite Kreise des Volles durch dieses Einstweilen ist freilich bei den Zuzügen noch nicht recht etwas von Urteil aufgebracht worden seien und daß die Landtagswähler des einer Mehrung zu spüren, das günstigere Ergebnis erklärt sich nur 11. Berliner   Landtagswahltreises die erste Gelegenheit benutzt hätten, erst aus der Minderung der Wegzüge, die allmählich ein­bem Reichsgerichtsurteil ihr Urteil insofern entgegenzusetzen, indem getreten ist. fie ihn zum Abgeordneten des preußischen Landtages gewählt hätten. Große Aufgaben und viel Arbeit harrten hier und er sei fest über­zeugt, daß Genosse Liebknecht an dieser Stelle ein besonders wertvoller die am 2. Juni in Pankow   bei Berlin   stattfand, gestaltete sich zu Mitkämpfer werde. Borgmann schloß mit einem Hoch auf die Sozial einem imposanten Traueralte. Trotzdem die Bekanntgabe der demokratie, an das sich ein Massengefang der dritten Strophe der Trauernachricht infolge der Festtage erst im letzten Augenblicke er­Marseillaise schloß. Damn nahm Genosse Liebknecht   das Wort und folgen konnte, hatte sich in dem stimmungsvoll dekorierten fagte u. a.: Saale  , in dem der Katafalt mit dem Sarge aufgebaut war, eine Parteigenoffen! Sie können sich denken, daß ich der heutigen zahlreiche Trauerbersammlung eingefunden. Neben den Angestellten soweit fie in Berlin  Beranstaltung mit etwas eigenen Gefühlen gegenüber stehe. Bu- des Holzarbeiterverbandes, die nächst einmal, weil ich der Menschheit ein flein bißchen entwöhnt sind vollzählig erschienen waren, sah man auch eine worden bin, und mich nun plötzlich einer gewaltigen Menschen- ganze Reihe bon bekannten Parteigenossen und Ge­menge gegenüber sehe, die mir mit ihrer Liebenswürdig werkschaftsführern und fonstigen Freunden und Bekannten bahnhof beschäftigt. Vor zwei Monaten wurde er als Assistent, keit so herzlich entgegentritt. Aber auch etwas anderes ist es, des Verstorbenen. Nach dem Gefange eines Quartetts hielt Genoffe aber noch ohne feste Anstellung nach dem Ost- Güterbahnhofe ver­was mich bei dieser Festlichkeit ein flein wenig beunruhigt. Kayser, Redakteur der Holzarbeiterzeitung", dem verstorbenen fezt. Gestern mittag tam Bude ganz niedergeschlagen nach Hauſe Parteigenossen! Ich behaupte, daß etwas unrecht ge- Freunde und Kollegen einen warmempfundenen Nachruf. Namens und flagte seiner Frau, daß er im Dienste Aerger gehabt habe. schieht, wenn mit mir ein so großes Wesen getrieben wird. Ich des Vorstandes des Deutschen Holzarbeiterverbandes sprach noch Bald darauf ging die Frau mit ihrem zehnjährigen Sohn aus, um Als sie um 4 Uhr zurückkehrte, fand sie ihren behaupte, Parteigenossen, daß wenn ähnliches, wie es mir ge- Genosse Schneegans bei der Niederlegung des Kranzes einige etwas einzukaufen. schehen ist, in Rußland   geschehen wäre oder in Deutschland   zur herzliche Worte. Mit entsprechenden Worten an der Bahre folgten Mann tot bor. Er hatte sich mit Lysol vergiftet. Zeit des Sozialistengesetzes, fein so großes Aufheben gemacht eine ganze Reihe von Kranzniederlegungen; u. a. hatten Vertreter Im Refsel vom elektrischen Strom getroffen. Ein Unglücksfall, worden wäre. Ganz besondere Umstände, die mit meiner Berson entsandt: der Gauvorstand und die Zahlstelle Berlin   des Holz- wie er wohl felten vorkommen dürfte, hat sich gestern nachmittag gar nichts zu tun haben, haben es veranlaßt, daß meine Brozesse arbeiterverbandes, die Zahlstellen Nixdorf, Spandau   und Weißenfee, in einem großen Fabritbetriebe in der Uferstraße ereignet. Der

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Die Leichenfeier für Ernst Deinhardt,

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artige Fälle gar nicht so vereinzelt dazustehen. Vor allerdings einigen Jahren kaufte ich vom Postamt in der Spandauer Straße Briefmarken, ba hörte ich, daß am Nebenschalter ein Herr, anscheinend ein Ruffe, fagte: Nanu, ein deutsches Postamt nimmt kein deutsches Bapiergeld in Bahlung?" Ich sah mich um und bemerkte in der Hand des Herrn einen Fünfzigmarkschein. Im Interesse des Verkehrs wären Doch wohl gerade die Bostämter, überhaupt die öffentlichen Staatss und Reichskassen die geeignetsten Institute, wo man deutsches Reichs­geld während des Schalterdienstes gefeßmäßig gewechselt bekommen müßte, ohne daß es vom Zufall abzuhängen braucht."

Acht Tage tot in seiner Wohnung gelegen hat der 61 Jahre alte Arbeiter Franz Klenzig aus der Neuen Hochstraße Nr. 42. Der Mann betwohnte seit einem Vierteljahre für sich allein eine Stube im fünften Stod. Er flagte oft über Atemnot, wollte aber vom Strankenhause nichts wissen. Den Lebensunterhalt erwarb er sich dadurch, daß er für Stutscher auf die Rollwagen aufpaßte. Seit Donnerstag voriger Woche hatte ihn niemand mehr gesehen. Gin unerträglicher Geruch veranlaßte vorgestern die Hausgenoffen, jeune Stube zu öffnen, und nun fand man den Insassen tot und schon stark verwest auf seiner eisernen Bettstelle liegen.

Mit Lysol vergiftet hat sich gestern nachmittag der 85 Jahre alte Eisenbahnassistent Franz Bucke aus der Mühlenstr. 42. Der Mann war feit 9 Jahren als Diätar auf dem Schlesischen Güter­