r. 129.
V- 19)
Wirtschaftlicher Wochenbericht.
Berlin , 5. Juni 1909. Stimmungswechsel Saatenstand Getreidepreise und FleischSteuerpolitik und Arbeitsmarkt.
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Die optimistische Auffassung der Börse von der Gestaltung ber Dinge in der Induſtrie hat wieder mal einen kleinen Choc bekommen. Die Anregung am Montanmarkt war von Amerika ausgegangen und behauptete sich trotz trostloser Berichte über die Lage in der deutschen Kohlen- und Eiſenindustrie sowie im Baugewerbe. Eigentlich muß man sich wundern über so optimistische Beurteilung der nächsten Zukunft, wie sie in der Kurssteigerung der Montanaktien sich geltend machte, denn die Marktberichte aus den Vereinigten Staaten gaben gar fein klares Bild, nuanzierten zwischen Himmel hoch jauchzend" und zu Tode betrübt". Schließlich merkte man doch, daß die Amerikaner start frisiert hatten; Fronmonger" meldete jüngst, daß die Gesamtlage den gehegten Erwartungen nicht entspreche. Dazu kam eine sehr ungünstige Dividendenschätzung von der Laurahütte. Blöblich war die Börse verschnupft! Nur am Kolonialmarkte herrscht taumelnde Wirkung auslösender Optimismus; die Kurse steigen ins Ungemessene. Das wird ein böser Strach werden. Für die Arbeiterschaft ist die mammonsüchtige Spekulationswut und die nachfolgende Enttäuschung der Geleimten von untergeordneter Bedeutung; die Ernüchterung vom Kolonialrausch kann vielleicht etwas heilsam wirken.
Sonntag, 6. Juni 1909.
Witterungsübersicht vom 5. Juni 1909, morgens 8 Uhr.
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schlimmsten Sinne arbeitende Zentrum Hebeammendienste leistet, faum zu zweifeln. Ihre Industriefeindlichkeit entspringt ihrem ist dazu geeignet, das Wiederaufleben des gewerblichen Lebens zu ganzen politischen Streben; sie wollen keinen Fortschritt. Je mehr hemmen und zu begrenzen. Bedeutet diese Steuerpolitik doch eine die wirtschaftliche und soziale Entwickelung gehemmt wird, um Belastung des Konsums. Wenn Bedürfnisse, wie Beleuchtung, so sicherer und länger bleibt die Herrschaft der Junker und Bier-, Tabat-, Tee- und Kaffeegenuß teurer werden, dann ver- Dunkelmänner erhalten. Die gekennzeichnete Wirkung ist der ringert sich, bei gleichbleibendem Konsum, die für andere Lebens- Zweck der konservativ- klerikalen Steuerpolitik. Nur ganz Dumme notwendigkeiten verfügbare Geldsumme, oder der Verbrauch in den können auf die Phrase, man wolle den Besitz, das Großkapital, die berteuerten Artikeln muß eingeschränkt werden; auf jeden Fall Börse und Industriemonopolisten treffen, hereinfallen; gerade die bedingt verminderte Nachfrage auch Einschränkung der Erwerbs- Konservativen und Zentrümler seben einer Belastung der starken gelegenheit! Dieſe Tatsache mit Hinweis auf Steigerung der Schultern den schärften wir bei genn man auf Kauftraft der Landwirtschaft leugnen zu wollen, kann nur als gezogen werden, wir sind gern dabei; dann verzichte man auf Versuch, die öffentliche Meinung irre zu führen, angesprochen wer- Steuern, die die gewerbliche Entwickelung hemmen müssen, dann den. Erstens verwechseln die Väter solcher Gedanken Großgrund- her mit der progressiven Reichseinkommen- und Erbschaftssteuer. besitz mit Landwirtschaft, zweitens können und wollen die Agrarier Der Arbeiter, dem man vorreden will, er müſſe gegen die Erbdie durch Lebensmittelwucher und Steuerlasten herbeigeführte Ber - schaftssteuer sein, die bei 20 000 M. beginnen soll, weil durch solche minderung der Konsumkraft der breiten Masse nicht ersehen, sie Steuer die heiligen Familienbande bei den Agrariern zerstört wollen Reichtümer erraffen und vielleicht noch mehr in noblen würden, und er, der arme Teufel, müsse sich deshaib die LebensPaffionen sich ergehen, wobei der Arbeitsmartt wenig profitiert, baltung und die Erwerbsgelegenheit weiter verschlechtern lassen, und drittens müssen es Arbeiter, Handwerker, Industrielle und muß solche christliche Deklaration als ausgesuchten Hohn empfinden. Kaufleute doch entschiedener ablehnen, ihren Anteil an der Stei- Hoffentlich ist die Aufpeitschung start genug, um die Kräfte auszu gerung der Produktivität der Arbeit in dem Bewußtsein zu finden, lösen, die erforderlich sind, damit die Wirtschaftspolitik in DeutschD. daß den ganzen Vorteil aus der gewerblichen Tätigkeit in der land wieder in andere Bahnen gelenkt werden kann. Hauptsache die kleine Gruppe der Großgrundbesitzer einheimst. Aber dessen darf man sich nicht verhehlen: die Größindustriellen ernten nun, was sie gesät haben! In Gewinnlüsternheit mit den Agrariern wetteifernd, halfen sie die verderblichen Schutzzollmauern hochziehen. Wenn die Junker nun einen Ausfuhrzoll auf Kohlen verlangen, dann handeln sie durchaus nicht unlogisch und Dankbarkeit ist kein Rechenfaktor für Politiker, besonders nicht Mit Besorgnis erfüllen können aber die Verhältnisse am Ar- für unsere Agrarier. Ihre Schutzzollpolitik gilt dem Bestreben, beitsmarkt in Verbindung mit der Preisgestaltung für Lebens- die Erzeugnisse der Landwirtschaft den Konsumenten zu berteuern, mittel. Die Haussestimmung aus den lezten Tagen des Mai hat aus deren Haut Riemen zu schneiden. Andererseits suchen die zwar etwas abgeflaut, aber es muß leider mit der Tatsache ge- Junker als Konsumenten sich gegen die gleiche Politik zu schüßen, pamburg 756 60 2 halb bb. 14 Petersburg 750 23 rechnet werden, daß die Preise für Brotgetreide auf dem jezigen und in Puntto Steuerzahlung weitgehendste Abstinenz zu üben. Berlin 755S Niveau sich halten. Und es notieren am 5. Mai: Juli- Weizen Beiden Absichten mit dem gleichen Effekt der Vorteilserlangung Frantj.a. M. 756 S 253,25-254,25 M., Juli- Roggen 196-196,75 M. Der gestern ver- auf Kosten anderer dient der geforderte Kohlenausfuhrzoll. Wenn München 758 SD öffentlichte Saatenstandsbericht des deutschen Landwirtschaftsrats die Unternehmer erklären, der Zoll von 1 M. pro Tonne zwinge Bien vom 1. Juni hat die Neigung zu Preissteigerungen wieder gestärkt. fachlich zu Preissteigerungen für den Inlandsverbraucher, so ist Mehrfach ist berichtet worden, daß noch in der zweiten Hälfte Mai das zweifellos weit übertrieben. Und wenn die Bergherrn beUmpflügungen der Wintersaaten, sowohl Weizen wie Roggen, sich haupten, der erzielte Reingewinn pro Tonne Förderung betrage als notwendig erwiesen hätten. Wenn man auch mit etwas starter nur 1 M., so ist das ungefähr gerade so zu bewerten, als wenn die Färbung ins düstere rechnet, unter Berücksichtigung der auslän- Agrarier erklären, sie müßten das Mogeln bei der Steuereindischen Saatenstandsberichte hat die Hoffnung auf normale Ge- schätzung erst noch lernen. Sicher aber ist, daß die Kohlenbarone treidepreise sehr unsicheren Baugrund wenn die Regierung nicht in der Lage sind, den Inlandspreis zu erhöhen, und daß sie vor mit dem Gedanken einer Suspendierung der Brotzölle sich vertraut folcher eigenen Schadloshaltung nicht zurückschrecken werden. Auch macht. Das wäre der einzige Weg, dem Volke die schwere wirts darf man glauben, daß ein Ausfuhrzoll den Export so kostspielig schaftliche Bedrängnis etwas zu erleichtern. Rafften Regierung machen werde, um einen Verzicht auf manches Auslandsgeschäft und Volksvertretung zu solcher Tat sich auf, das Wirtschaftsleben nicht schwer werden zu lassen. Unter solchen Umständen in Deutschland würde dadurch günstig beeinflußt. Die Ernte- würde das aber keinen Vorteil für die inländischen Verschäßungen eröffnen übrigens auch wieder die Aussicht auf eine braucher bedeuten, die eventuell durch gesteigerten Konsum neue Vieh- und Fleischnot. Nach den Berichten wird die Futter- das Exportminus ausgleichen könnten, so daß eine Produktionseinernte am wenigsten ergiebig, zur Bedarfdeckung durchaus nicht aus schränkung nicht erforderlich würde, im Gegenteil, die weitere reichend sein. Die Folge davon ist: Reduzierung des Viehbestan- Verteuerung der Brennmaterialien für die inländschen Fabre des. Im Herbst dürften demnach, infolge stärkeren Angebots, die kanten müßte deren Konkurrenzfähigkeit, die unter den Folgen der Bichpreise fallen, aber die Lajt der hohen Aufwendungen für Schuß"-3ölle ohnehin schon arg gelitten hat, weiter beeinträch Brot und andere Lebensmittel, bei schlechten Erwerbsverhältnissen, tigen. Die Lust, industrielle Anlagen nach dem Auslande zu verlegen, Barthe, Schrimm laffen den Arbeiter von niedrigeren Fleischpreisen wenig Vorteil erführe neuen starten Anreiz; tämen gar noch die anderen geplanten genießen. Dagegen trifft ihn die mit unfehlbarer Sicherheit bald Steuern hinzu, würde auch die Abwanderung des Anlage suchenden Reze, Bordamm wieder folgende Viehnot, die die Preise erneut zu schwindelnder Kapitals start gefördert. Solche Entwickelung müßte die Verhält. Elbe , Leitmerit Höhe hinaufklettern läßt. nisse am heimischen Arbeitsmarkt wesentlich verschlechtern, das liegt auf der Hand. Daß die ultramontanen und agrarischen Väter der unleugbar arbeiterfeindlichen Wirtschaftspolitik sich der Folgen der von ihnen verlangten Steuern bewußt sind, daran ist
Sat bis dahin die Lage am Arbeitsmarkt sich verbessert, heimfen das Mehreinkommen wiederum die Junker ein. Deren Steuerpolitik, bei der das verlogene, mit jesuitischer Moral im aller
Swinembe. 755 WSW 1 wolfig
16 Haparanda 750 NND
18 Scilly 14 Aberdeen 13 Baris 20
4'wolfen!
3 halb bd. 9
10
14
1 bedeckt 758 N 3 wollig 3 balb bb. 761 NND 1 bededt 1 bedeckt 756 S 2 heiter 756 28 3 bedeckt Wetterprognofe für Sonntag, den 6. Juni 1909. Milde und zeitweise heiter, aber sehr veränderlich bei meist schtrachen südwestlichen Winden, etwas Regen und Gewitterneigung. Berliner Wetterbureau,
8191812 1100
Stroffen Frankfurt
am 4. 6. cm 178-2
feit 3. 6. cm)
am
feit
Basserstand
4. 6. 3. 6.
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1
Saale, Grochlth
65
-28 120 210 214+23 180+12
3
700 Rathenow³)
91
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69
Bejer, Münden
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18
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Rhein, Maximiliansau 418
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