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Gesundheitsbeamten und-Aufsehern ausgeführt und hat sich ais wirksam bewährt. Es kann uns natürlich nicht einfallen, an diesen und anderen im allgemeinen Interesse gebotenen Eingriffen in das Privat- und Familienleben, in der Beeinträchtigung der Entschließungs- und Bewegungsfreiheit des Einzelnen an sich Anstoß zu nehmen, wohl aber müssen wir von diesem Staat alle diejenigen Bürgschaften fordern, die eine Willkür seitens der Polizeibehörden und beamteten Aerzte ausschließen, dke insbesondere auch das Messen nach zweierlei Maaß bei Besitzenden und Besitzlosen unmöglich machen. Wie leicht kann das Verbot von Ansammlungen größerer Menschenmengen(Z 25) die Handhabe bieten zu einer Aufhebung der Versammlungs- sreihert, können andere Bestimmungen zu einer Beschränkung der Freizügigkeit mißbraucht werden, wie leicht z. B. kann ZU Kranke und krankheits» oder ansteckungsverdächtige Per- sonen können einer Beobachtung unterworfen, auch zu vielem Zwecke, sofern sie obdachlos oder ohne festen Wohnsitz sind oder terufs- oder gewohnheitsmahig umherziehen, in der Wahl des Aufenthalts oder der Arbeitsstätte beschränkt werden. zu einseitigen Härten gegen Arbeiter führen! Giebt doch 14, 2b der Landesbehörde das Recht, den Schifffahrts- und Flößereiverkehr aus bestimmte Tageszeiten zu beschränken, das heißt den Erwerb der zumeist ärmlichen Schiffer- devölkerung auf das Empfindlichste zu gefährden, ohne daß wir in den§s 2631, die von den Entschädigungen handeln, einen Ersatz dafür finden. Unverständlich wäre es auch, warum die nach dem Gesetz zulässigen Berkehrsbeschränkungen auf Truppen- Übungen und Kontrollversammlungen keine Anwendung finden sollen, warum die dem Militär und der Marine angehörenden Personen ebenso wie die von ihnen benutzten Grundstücke und Einrichtungen und die außerhalb ihres Wohnsitzes sich aufhaltenden Beamten und Arbeiter der E i s e-u b a h n-, Post- und Telegraphen­verwaltungen von seinen Bestimmungen nicht ge- troffen werden sollen(§Z 36, 87), wenn wir nicht eben in einem Staate lebten, in welchem Maßregeln der öffent- lichen Gesundheitspflege bei militärischen Rücksichten un- bedingt zu schweigen hätten. Zu verlangen hätte der Reichstag auch, daß die Be- rathungender hervorragendsten Sachverständigen Deutsch- ckands, auf deren Grundlage der vorliegende Gesetzentwurf ausgearbeitet worden ist", wie es in den Motiven heißt, ihm zugängig gemacht werden und ebenso wie das Gesetz selbst seiner Beurtheilung unterliegen. Volikiwie MebrrNMlt. Berlin , den 17. April. Aus dem Reichstage. Der Kommissions- b e r i ch t über den Gesetzentwurf, betreffend die Abzahlungsgeschäfte, ist zur Bertheilung gelangt. A h l w a r d t hatte dem Reichstage am Sonntag folgenden schleunigen Antrag zugehen lassen:Der Reichstag wolle beschließen, eine Kommission von 21 Mitgliedern zu ernennen, welche über den Inhalt der vom Abgeordn-ten Ahlwardt dem Reichstag übergebenen Akten Bericht zu erstalten hat." Außer dem Antrag- steller haben 19 Abgeordnete(17 Sozialdemokraten, 2 Antisemiten) ihre Unterschriften gegeben, näm- lich die Sozialdemokraten Auer, Bebel, Dietz, Seifert, Hos- mann, Schultz, Singer, Meister, Bock, Kunert, Schmidt (Frankfurt ), Geyer, Hickel, Förster. Stadthagen , Wurm und Schivartz und die Antisemiten Pickenbach und Werner. Unter den konservativen Tivolifreunden, die Ahlwardt's Wahl so eifrig gefördert haben, fand sich niemand, der den Antrag unterzeichnete, auch der Stöcker nicht, sein würdiger Bruder". Und von den engeren Bundes- brüdern, den Antisemiten, waren auch nur zwei gewillt, dem Ahlwardt zu seinem Antrage zu verhelfen. So waren es die Sozialdemokraten, dieverjndeten" Sozialdemokraten, die der Ahlwardt-Moniteur, der Ahlwardt und seine Freunde alltäglich beschimpfen, die den Deckel vom Hafen nahmen. Der Antrag ist vom Präsidenten von Levetzow als der Geschäftsordnung nicht entsprechend zurückgewiesen worden. Der Präsident gab Herrn Ahlwardt anheim, einen neuen Antrag zu sormuliren. oerhindern, eine Aufgabe, die er nicht ganz auf die Schulter seiner Genossen laden wollte. Auch die wenigen Stunden der Ruhe stellten ihn nicht wieder her, weil ihn auch im Schlafe ein dunkles Gefühl der Wirklichkeit nicht ganz verließ. Er erwachte mit dem vollen Bewußtsein dessen, was der folgende Tag mit sich bringen würde. Watajko schlief in demselben Zimmer den glücklichen gesunden Schlaf eiues zwanzigjährigen jungen Mannes. Andrej dachte daran ihn aufzuwecken, bevor er wegging, bei reiflicher Ueberlegung aber stand er davon ab. Das gut- mttthige bärtige Gesicht des jungen Mannes sah im Schlafe so ruhig und zufrieden ans, daß es ihm leid that, ihn früher als nöthig in die rauhe Wirklichkeit zurückzurufen. Er kleidete sich an und zwang sich, eine Kruste Brot zu essen, wenn es ihm schon Ueberwindnng kostete. Dann ver- ließ er geräuschlos das Zimmer und ging hinab. Die Sonne war bereits aufgegangen, obgleich sie ein seiner Nebel, welcher den Himmel bedeckte, unsichtbar machte. Die Stadt lag noch im Schlummer. Allenthalben geschlossene Fensterläden. Kehrichtkärrner, Holzträger, Nachtkutscher, die nach ihren Gasthäusern zurückfuhren, unterbrachen das Schweigen der leeren Straßen. Hier und da fegte ein Pförtner den Fußsteig vor dem Hause. Nur wenige Menschen gingen auf den Straßen, und die meisten hatten es sehr eilig. Unter ihnen sah Andrej mehrere mit schleppendem Gange, verstörten Augen und niedergedrückten, ermüdeten Gesichtern, in denen er sogleich Leidensgefährten vcrmuthete Freunde oder Bekannte der Berurlheiltcn oder noch wahrscheinlicher nur Leute, die mit ihnen sympathisirten und ivelche diese Nacht voll Todesangst gleich ihm aus ihren Behausungen in die freie Lust getrieben hatte. Dem Ausseben nach mußten sie lange umhergeirrt sein, alle vielleicht die düstere Nacht hindurch, um durch körperliche Ermüdung ihre Seelenpein erträglicher zu machen. Gedankenlos, nur von einem dumpfen bohrenden Schmerz begleitet, ging Andrej ohne Plan und Ziel, wohin ihn gerade feine Füße trugen, bis er sich unerwartet an einem Örte fand, den er wohl kannte. Er blieb stehen, sich Abg. Ahlwardt will noch heute einen neuen Antrag über- reichen, in welchem er, dem Wunsche deS Präsidenten ent­sprechend, sich auf seine früheren Aenßerungen im Plenum, wie sie das amtliche Stenogramm wiedergiebt, bezieht. Der vorstehend in Aussicht gestellte Antrag ist von Ahlwardt eingereicht und lautet: Der Reichstag wolle beschließen, eine Kommisston von 21 Mitgliedern zu ernennen, welche zu prüfen hat, ob und inwieweit der Inhalt der von dem Abg. Ahlwardt dem Reichstag übergebenen Akten die durch den genannten Ab- geordneten in den Sitzungen vom 13. und 21. März d. I. gegen frühere und jetzige Mitglieder des Reichstags und des Bundesraths erhobenen Anschuldigungen rechtfertigt." Dieser Antrag, der von sozialdemokratischer Seite ent- warfen wurde, fand die Zustimmung des Präsidenten, und so steht der Verhandlung desselben in den nächsten Tagen nichts mehr im Wege, vorausgesetzt daß der Abg. Ahlwardt nunmehr die Akten dem Reichstag übergiebt. Beim Reichstage ist der Gesetzentwurf, betr. die Aus- dehnung des Gerichtsverfassungs-Gesetzes auf Helgoland , eingegangen. Die Militärvorlage. DieGermania ", das führende Zentrumsblatt, bemerkt zu der Zeitungsnachricht, von Huene verhandle mit dem Reichskanzler wegen eines Kompromisses, auch die Zentrums-' s r a k t i o n behandle diese Frage:Das einzig Wahre ist, daß am 15. d. M. eine längere Fraktionssitzung war, alles Uebrige ist unwahr; die Sitzung handelte auch gar nicht über die Militärvorlage, sondern hatte einen ganz an- derenZweck..... Die Zentrumspartei steht und fällt mit dem wesentlicheu Festhalten an ihrer bis- herigen Stellung das ist in dieser Frage das Coterum censeo(d. h. ihr unabänderlicher Entschluß). In Tölz (Oberbayern ) war in den letzten Tagen Rekrutirung. Nach der Art zu schließen, wie dabei von der Behörde ver- fahren wurde, richtet sich die Regierung, schreibt unser Bruderblatt, die M ü n ch e n e r Post", offenbar, ohne das Votum des Reichstags abzuwarten, auf die neue Militärvorlage ein. Es sind noch niemals so geringe Anforderungen an die Diensttauglichkeit gemacht worden. Leute, welche man noch im letzten Jahr wegen kleinen Wuchses oder körperlicher Mängel als untauglich angesehen hatte, wurden Heuer genommen. In einigen Gemeinden wurden alle Pflichtigen für tauglich erklärt; aus den drei Gemeinden Kochel , Benediktbeuren und Bichl , in welchen es neben sehr kräftigen Männern doch auch schwächere giebt, von 53 nur 3 zurückgestellt. Sogar ein Hintender, der Schneider ist, wurde zu den Oekonomie- Handwerkern genommen; wenn der in Uniform gesteckt und mit der Waffe ausgebildet wird, muß sich das hübsch ausnehmen. Jedenfalls zeigen diese Dinge, daß der Militarismus bereits so auf die Spitze ge- trieben ist, daß ein Schritt weiter zum Zusammen- b r u ch führt. Und das fühlt das Volk auch. Die all- gemeine Stimmung ist eine nichts weniger als frohe. Ein dumpfes Murren und Gähren geht durch die Bevölkerung, und überall kann man wahrnehmen, wie die sozialdemo- kratische Versammlung den Leuten die Zunge gelöst und ihren halb unbewußten Gefühlen einen bewußten Ausdruck und eine Richtung gegeben hat. die blos ihre Zeit braucht, um schließlich unividerstehlich zu werden. Wenn die Sozial- demokraten wieder kommen, fo finden sie überall dankbare Zuhörer; die Leute lechzen ordentlich danach, nach all' den windigen Redensarten endlich ein kräftiges Wort rücksichts- loser Wahrheit zu hören. Einen praktischen Erfolg, schreibt die Freisinnige Zeitung", hat die M i l i t ä r v o r l a g e bis jetzt allerdings gehabt. Der vielgenannte Major Keim, welcher dem Auswärtigen Amt beigeordnet ist behufs Ab- fassung von Zeitungsartikeln und Broschüren zur Em- pfchlung der Militärvorlage, ist zum Oberstlieute- n a n t befördert worden. Wenn diese Beförderung eine Belohnung des Eifers sein soll, mit welchem der ge- nannte Herr in den verschiedensten Blättern als Offiziosus für die Militärvorlage eingetreten ist, dann hat er sie aller- Vings redlich verdient. Ob freilich Geschick und Erfolg diesem Eiser entsprochen haben, ist eine andere Frage. Soldatenfreuden. Aus dem Garnison - Lazareth der Jäger in Würzen sendet der Rekrut X. seinen Ver­wandten Nachricht, weshalb er zu Ostern nicht auf Urlaub gekommen ist. Er habe wohl schon den Urlaub bewilligt umzublicken. Die Straße ward von zwei Reihen großer, weißgetünchter Häuser gebildet. Ein seitwärts führendes Gäßchen lag zu seiner Linken, und unten konnte man die vorstehende Ecke einer anderen Straße sehen. Etwas weiter ab lag der Stadtgarten. Dies war der Ort, an dem sie den Streich hatten führen wollen. Er kam dort hin, er wußte nicht wie. Gestern erst war er voller Hoffnung da­gewesen, um das Terrain mit eigenen Augen nochmals zu prüfen, bevor er die Leute zum Kampf führen sollte. Nur einige Stunden waren seitdem vergangen, und doch erschien ihm jetzt Afles wie ein unbestimmter ferner Traum. Aber es war kein Traum, sondern eine furchtbare Wirklichkeit'. Er setzte sich auf einen Prellstein und gab sich ver- zweifelten Gedanken hin. Wie ganz anders wären seine Gefühle an diesem Orte und zu dieser Stunde gewesen ohne jenen unglücklichen Zufall! Was konnte die Ursache jeuer Explosion fein, die alles zerstörte? Zufall oder Un- Vorsichtigkeit? Wahrscheinlich Unvorsichtigkeit. Der Mann hatte sich gewöhnt, mit seinem kostbaren Stoffe umzugehen, als ob er nichts weiter als Teig gewesen wäre! In der Eile der letzten Stunden war er wohl noch sorgloser als je gewesen. Andrej brachte es in diesem Augenblick nicht über sich, strenge mit ihm ins Gericht zu gicheu: er war zu traurig, um etwas anderes als Mitleid mit ihm zu empfinden. Armer Mann! Er wünschte ihm den Tod. Schrecklich mußte es für ihn sein, sich als die unfreiwillige Ursache eines so furchtbaren Zusamuceubrechens aller Pläne zu wissen. Ab- gesehen davon konnte er das Mißgeschick haben, seine Ver- wundnngen zu überleben, und dann würde er in einem Monat gehängt werden. Opfer! Opfer! Nichts als Opfer! Die Schurken haben nicht Zeit, eine Gruppe hinzumorden, und schon hat sich eine andere gebildet aus den Besten und Edelsten. Während diese Dinge sein Gehirn durchzogen, erschienen in einiger Entfernung ein Paar von denSchurken", an die er dachte, durch die Straßen patrouillirend. Einer von ihnen war ein Offizier, der andere ein untergeordneter Ge. bekommen, aber da ihm einige Tage vor Ostern das Trommel- fell des rechten Ohres zerschlagen worden fei, befinde er sich seit dieser Zeit im Lazareth. Sobald er gesund sei, wolle er den versprochenen Besuch abstatten. Den Vorgang schildert er in dem Briefe wie folgt: Hier ist es üblich, daß diealte Mannschaft" die Rekruten erst einhaut". Es war mir angedeutet worden, daß ich an einem bestimmten Abend auch meine Hiebe bekommen sollte; weshalb, weiß ich nicht. Ich dachte: der erste, der dich an- greift, den meldest du. Da ich nicht in die Stube ging, wo ich meine Haue bekommen sollte, wollten mich mehrere Kameraden" holen. Als ich mich weigerte mit zu kommen, gab mir einer einen Schlag auf das rechte Ohr, daß das Trommelfell zerplatzte. Darauf trugen mich acht Mann in die Stube, wo ich die mir zugedachten Hiebe mit Klopfpeitschen empfing. Ich konnte nichts machen, als den Borfall melden, worauf ich in das Lazareth und dieliebevollen Kameraden" in Untersuchungs- hast kamen. Dies der wesentliche Inhalt des Briefes. Ob hier auch von den Freunden des Militarismus be- hauptet wird, daß die Rüpeleien und Flegeleien in der Kaserne nur vereinzelt vorkommen? Hier ist deutlich ge- sagt, daß die Anzeige der Prügeleien sehr vereinzelt vorkommt, wogegen die Prügelei gewissermaßen in Permanenz besteht. Hier scheint man sich wenig an den Erlaß des Prinzen Georg von Sachsen zu kehren. Der Rekrut sprach in seinem Brief noch die Hoffnung aus, daß jetzt die Prügelei aufhören wird; das wünschen wir auch, obgleich wir uns bei dem jetzigen Militär s y st e m einen bleibenden Erfolg nicht versprechen. Preuhische Gefälligkeiten. Auch dieGermania" druckt die Miltheilung des V o r w ä r t s" ab und be- nierkt dazu:Damit der schlechte Eindruck, den derartige Mittheilungen machen, sich nicht festsetzen kann, wird es gut sein, wenn alsbald eine authentische Auf- k l ä r u n g des hier berührten Vorganges von zuständiger Stelle gegeben wird. Wir halren es für ausgeschlossen, daß eine preußische Behörde den Russen in der behaupteten Richtung Handlangerdienste leistet." Aus dem Slbgeordneteuhause. Die Nationalliberalen zittern vor der V e r m ö g e n s st e u e r, oder wie sie der sanfte Herr M i q u e l getauft hat, vor derErgänzungs- steuer", so zahm sie auch ist. Die Abgeordneten v. Eynern und Dr. Fried berg haben mit Unterstützung von 35 anderen Abgeordneten zur zweiten Berathung des Ent- wurfes eines Ergänzungs st euer-Gesetzes den Antrag eingebracht, das Haus der Abgeordneten wolle be- schließen: Den§ l des Gesetzentwurfes z u st r e i ch e n, dagegen seine Bereitwilligkeit zu erklären, in die Berathung eines Erbschafts st euer-Gesetzes einzutreten und dafür gewisse Grundzüge als Grundlage nehmen zu wollen, welche dem Antrage beigefügt sind. Heute kam der Antrag Eynern zur Debatte. Ter Antragsteller nannte die Vermögenssteuer eine s o z i a- l i st i s ch e Steuer. Ter alte Kommunist a. D. und jetzige Finauzminister wird auf den Stockzähnen gelacht haben, als der rheinische Großbürger diese ökonomische Kapriole schnitt. Er erklärte denn auch, seine Steuer bedeute beileibe keine Vermögenskonfiskation und habe kein sozialistisches Fäserchen. Der Antrag Eynern ist denn auch mit allen gegen 30 Stimmen(Nationalliberale und Freikonservative) a b g e- lehnt worden. Konferenzen über die industrielle Sonntagsruhe sollen, so wird offiziös berichtet, demnächst einberufen werden. Es liege in der Absicht der Regierung, Vertreter der einzelnen an den Ausnahmen von den allgemeinen Sonutagsruhe-Bestimmungen für Industrie und Handiverk interessirten Gewerbszweige zu Konferenzen nach Berlin zu berufen. In diesen Konferenzen sollen die Bedenke», welche bei der Jnaussichtnahme von Ausnahmebeivilli- gungen entstanden sind, einer Erörterung unterworfen und es sollen die in der Praxis stehenden Delegirten veranlaßt werden, Aufklärungen über die einzelnen in Rede stehenden Arbeiten zu geben, für welche solche Ausnahmen gewünscht werden. Dem Vernehme» nach dürfte man demnächst mit der Einberufung der e r st e n dieser Konserenzen vorgehen. In dieser wichtigen Frage werden, wie dies sich geziemt im Reiche des praktischen Christenthums, nur Unter- Hilfe im Polizcidienste. Beide waren unbedeutend, äußerst verächtlich, Muster ihrer Gattung. Aber was that dies? Sie gehörten doch beide jener Gattung an und waren im Bereiche seiner Hand. Als er sie sich nähern sah, überkam ihn ein Heißhunger nach Rache und setzte sein Blut in Wallung. All' die sorglosen Reden und Vorschläge seiner heißköpfigen Freunde, von Watajko's Typus, welche er so energisch am vorhergehenden Abend zurückgewiesen, schienen nun in seiner eigenen Seele mit den gleichen Tönen und Worten einen Widerhall zu wecken. Diesmal aber waren sie überzeugend. Der Halfter seines Revolvers be­wegte sich von selbst vorwärts, der Griff seines Dolches drückte verlangend an seine flache Hand. Ein Angriffsplan vollendete sich von selbst augenblicklich in seinem Kopfe, ohne daß sein Wille theil daran nahm. Glücklicherweise war seine Vernunft noch nicht ganz zum Schweigen gebracht. Er sprang von dem Prellsteine aus, und ging, ohne sich um- zudrehen, schnell weg, denn er fürchtete, wenn die Leute im Bereich seines Armes sich befänden, der thörichten Versuchung nachzugeben. Nein, er hatte seinen Nerven zu viel zugemnthet. Wenn der Anblick dieser beiden elenden Wichte ihn in solch' hohem Grade erregte, was würde dann erst geschehen, wenn er der Hinrichtung beiwohnte. Er würde sich sicherlich auf irgend eine Weise verrathen. Besser war es, überhaupt nicht hinzugehen, als sich dem auszusetzen. Wozu auch? Es würde sich schon eine Gelegenheit finden, die Einzeln- heiten wenigstens einer Hinrichtung ganz in der Nähe zu sehen nämlich seiner eigenen, wenn an ihn die Reihe kam. Früher aber war er wirklich nicht geneigt, auch nur einen einzigen Tag daran zu geben, der ihm vom Schicksal zur Antheilnahme am Kampfe zugestanden war. Er entschloß sich zu gehen, ohne Unterlaß zu gehen, bis die für die Hinrichtung festgesetzte Zeit verstrichen wäre, dann wollte er zu dem Hauptquartier zurückkehren. (Fortsetzung folgt.)