Nr. 132. 26. Jahrgang.1. KnlMDonnerstag. 10. Inn! 1909.Senolsealchsftsbemguiig und Klalfen-frieden.Wiederholt haben wir betont, daß nur eine Genossenschafts.bewegung. die von sozialistischem Geiste erfüllt ist, für die Arbeiter-klaffe von großem Nutzen sein kann. Der Genoffenschaft und demgroßen Kampf der Arbeiterklasse tut eine Ncrflachung der Ge-noffenschaftsidee dahin, daß sie der Friede sei, daß Genoffen-schaften„neutral" sein müssen u. dergl., den größten Abbruch.Darüber sollte nach der Spaltung in Kreuznach zu debattierenüberflüssig sein. Vor kurzem mutzten wir die besondere Hervor-Hebung der Ncutralitätsidee auf dem süddeutschen Genossenschafts-tag registrieren. Häufig könnten wir ähnliche Kundgebungenaus der„Genossenschaftlichen Rundschau", dem„Genossenschaft-lichen Volksblatt" und dem„Jahrbuch" anführen. Wir habenes unterlassen, weil wir uns der Hoffnung hingeben, daß derleiverkehrte Ansichten von den Arbeitern in der Praxis widerlegtwürden.Dennoch glauben wir. einem uns aus Genossenschaftskreisen zugehenden Artikel die Aufnahme nicht versagen zudürfen, der im Interesse der Genossenschaft die Klassenfriedens-schalmei mit Recht angreift. Er geht dahin:„Nummer 8 des„Genossenschaftlichen Volksblattes" bringteinen Auszug aus einem Artikel der Nummer 8 der„Metall-arbeiter-Zeitung", in dem behauptet wird, die Genossenschafts-bewegung habe neben der politischen Neutralität auch fern vomKlassenkampf zu stehen. Es heißt dort:„Unsere Gewerkschaftsbewegung ist eine Klassenbewegung inreinster Form, viel reiner noch als unsere politische Arbeiter-bewegung, die ebenfalls auf der Basis des Klassenkampfes ruht,von Klassenkämpfen ausgeht. Anders die Genossenschaftsbewe-gung, die ihrem innersten und zur höchsten Entfaltung ge-brachten Wesen nach nichts anders sein kann als eine gemein-same Wirtschaftsbcwegung aller Klassen, deren Interessen siein der einen oder anderen Form gleichzeitig zu dienen in derLage ist. Oder anders, aber in gleichem Sinne: Für diepolitische Arbeiterbewegung bildet der Klassenkampf die Voraus-setzung für den Klassenfrieden— durch Abschaffung allerKlassen—, während die genossenschaftliche Organisationsformder Gesellschaft eine der Erfüllungen jener Voraussetzung dar-stellt und deshalb naturgemäß heute schon das Ferment derkünftigen Einigung aller Klassen enthält und enthalten muß.Taraus ergibt sich logisch die hier schon oft nachgewiesene Not-wendigkeit der neutralen Stellung des Genossenschaftswesensinnerhalb aller Klassenkämpfe, während seine beabsichtigte Ein-beziehung in solche— selbst wenn die in Deutschland vorhan-denen gesetzlichen Schranken dagegen beseitigt wären— eineabsolute Unlogik gegenüber dem wirtschaftlichen und sozialenWesen der Genossenschaften in Gegenwart und Zukunft dar-stellt und deren Leistungsfähigkeit relativ und absolut zur Be-deutungslosigkeit herabmindern müßte. Und ein etwaiger Rück-schlag würde auch nicht ohne schwere Folgen für die Arbeiter-bewegung selbst sein. Daß die Genojsenschastsbewegung demSozialismus wirtschaftlich und kulturell wesensverwandt ist,kann sie deshalb nicht zu einem„Mistelii. au eitiem Werkzeugdes Klassenkampfes gestalten.Embryo des KlassensriedenS und erfordert ger<■ nachwie vor die Förderung aller Faktoren der modernen Arbeiter-� bewegung, sosern deren Endziel die Beseitigung der Klassen-Herrschaft ist."Ein Zukunftsbild für ein hochentwickeltes Genossenschafts-wesen— nichts weiter I Denn in der Praxis sieht doch die Ent-Wicklung des modernen Genossenschaftswesens ganz anders aus.Aus welchem Grunde begeistert sich heute eine ganze Anzahl vonArbeitern für die moderne Genossenschaftsbewegung? Dochnur deshalb, weil sie in ihr nicht nur einenaugenblicklichen wirtschaftlichen Vorteil er«blicken. Sie sehen vielmehr in jedem Laden, der durch dieGenossenschaft eröffnet wird, ein Stück zukünftiger Wirtschafts-form. Und waren es nicht auch gerade die Pioniere des Genossen-schaftSwesens, ein Rob. Owen und die Rochdahler Weber, dieglaubten, durch dasselbe die kapitalistische Gesellschaft ablösen zukönnen? Aber niemand glaubte an eine so kampflose Entwicklung,im Interesse aller Klassen, wie der Artikelschreiber.Wenn man die Genossenschast im allgemeinen Sinne auf-faßt, dann ist sie sicher eine gemeinsame Wirtschaftsbcwegung, dieden Interessen aller Klassen dienen kann. Soweit sie von Ge-kleines feuilleton.Zum Rücktritt Tschudi» schreibt die trefflich geleitete Zeitschrift..Kunst und Künstler" in ihrem jüngsten Heft:„Mit resignierenderBeschämung verzeichnen wir die Tatsache, daß Hugo v. Tschudi dieNationalgalerie nun doch verlätzt, um einem Ruf nach München zufolgen. Beschämt fühlen wir uns. weil wir nach den November-Vorgängen zu viel Hoffnungssreudigkeit an den Tag gelegthaben. Wir hätten wissen müssen, daß ein so unbedingterSieg der guten Sache im Milieu unserer Kunstpolitiknoch unmöglich ist, daß grotze Herren sich niemals ins Unrechtsetzen lassen und daß sie jederzeit auch die Werkzeuge finden, die siebrauchen. Dadurch, daß Hugo v. Tschudi nun, angeekelt von all denIntrigen rings umher, selbst seine Stellung aufgegeben hat, wird derfernere Kampf für ihn, für das von ihm Geschaffene unmöglich....Wie der verärgerte Wallot einst in Dresden mit tendenziös gerichtetemWohlwollen aufgenommen worden ist, so rehabilitiert München nun denMann, den die kaiserliche Regierung in Berlin als Schädling glaubt be-handeln zu müssen.... Es erkennt aber die alte berühmte deutsche Kunststadtmit ihrer Berufung Hugo v. Tschudis auch dessen Werk an, die Ber-liner Nationalgalerie, wie sie vor einem Jahre noch war. Und darinliegt das Hoffnungsvolle, woran wir uns halten können. Datz Tschudisprachtvoller Plan einer wahrhaft nationalen Galerie bis zu solchemGrade überhaupt verwirklicht werden konnte und datz das Ethosdiese? schönen Stückes Geschmacksarbeit im alten KunstzentrumDeutschlands gewürdigt und indirett auch offiziell anerkannt wird:das sind immerhin Tatsachen, die unseren Glauben stärken dürfen.Wir werden unsere Nationalgalerie, von der keiner weiß, wa« nunaus ihr werden soll, immer so sehen, wie sie unter Tschudis Leitunggewesen ist."Lichtfallen für schädliche Insekten. Die Vernichtung schädlicherWaldinseklen, besonders des forstfeindlichen Nonnensalters, durchelektrisches Licht ist bei Zittau in Sachsen mit Erfolg probiertworden. Die' Anziehungskraft des Lichtes auf die Nachtschwärmerund Schmetterlingseulen wurde benutzt, um sie in größerenSchwärmen aus dem Walde herauszulocken und die das Lichtumflatternden Tiere dann zu vernichten. Zunächst wurdennach Einttitt der Dunkelheit möglichst alle Bogenlampen der Straßen-beleuchtung eingeschaltet, und zwar ohne Glocken, damit derungedämpfte Lichtschein auf den einige Kilometer entkernten Waldeinwirke. Die herbeigelockten, gegen die Lampen schwirrendenFalter kamen teilweise mit den glühenden Kohlenstiften in Be-rührung und fielen versengt zu Boden. Nachdem dieser Versuchdie Anziehungskraft der verfügbaren Lichtquelle erwiesen, wurdenachts 11 Uhr die Stratzenbeleuchtung gänzlich ausgeschaltet undan vier erhöhten Punkten Scheinwerfer mit 40 Ampere Stromstärkeaufgestellt, deren gewaltige Lichtkugel auf die von den Falternam meisten heimgesuchten Waldteile gerichtet wurden. DieseScheinwerfer erwiesen sich als ein starkes AnziehungSmittel undwurden in ihrer Wirkung noch verstärkt durch je zwei bedecktewerbetreibenden und Landwirten dazu benutzt wird, sich ganzwesentliche Vorteile beim Ein- und Verkauf ihrer Produkte zuverschaffen, ist sie allerdings ein Mittel, die heutige Klassengesell-schaft zu erhalten. Aber so wie sich die Arbeiter ihrer be-dienen, schlägt rhr Zweck in das Gegenteil um und wird ein Mittelzur Auflösung der heutigen Wirtschaftsform.Nun sagt der Artikelschreiber: die Genossenschaftsbewegungenthält das Ferment der künftigen Einigung aller Klassen. Ehesich aber die Einigung vollziehen kann, muß doch erst eine Auf-lösung, eine Zersetzung der bürgerlichen Klasse vorsichgehen. Undangesichts der Tatsache, daß die Vertreter der bürgerlichen Ge-sellschaft in der kleinsten unbedeutendsten Reform, im Interesseder Arbeiterschaft, schon eine Förderung des sozialistischen Zukunft-staates erblicken, ist wohl nicht zu erwarten, daß sie der Genossen-schaft Sympathie entgegenbringen oder gar sie als eine ge-meinsame Wirtschaftsbewegung aller Klassen betrachten und durchsie die ganze heutige Wirtschaftsreform, recht friedlich, in eine,die ganze Gesellschaft in sich schließende, Genossenschast ver-wandeln.Ferner bezeichnet der Klassenfriedensartikelschreiber die Ge-nossenschaft zwar als wesensverwandt mit dem Sozialismus,aber ein Werkzeug des Klassenkampfes könne sie nichtwerden, weil sie der Embryo des Klässenfriedens ist.Nun bringt uns doch aber der Sozialismus am Ende überhauptden Klanenfrieden, folglich müßte ja seine Entwicklungsbahn,wenn der Artikel recht hätte, frei von allen Klassenkämpfen sein.Unverständlich ist, wie es dem„Genossenschaftlichen Volksblatt"möglich ist, diese Ansichten zu den seinigen zu machen. Sind dochin fast jeder Nummer Berichte enthalten, die zeigen, wie rücksichts-los von bürgerlicher Seite der Kampf gegen die Konsumvereinegeführt wird. In derselben Nummer 8 des„GenossenschaftlichenVolksblattes", die den„Klassenfriedensartikel" enthält, steht einLeitartikel:„Ein Plan zur Erdrosselung der Konsumvereine inBayern". Da verlangen die selbständigen Kaufleute und andereGewerbetreibende, datz die Regierung bei der Beratung derSteuerreform im ganz besonderen die Konsumvereine heranziehensoll. Dabei wird in diesem Artikel treffend nachgewiesen, daßein Konsunwerein für seinen Umsatz 14 818,55 M. Steuern zahlte,lvährend Privatgeschäfte gleicher Art für denselben Umsatz nur6771,15 M. zahlen; das macht eine Mehrbesteuerung von ILVProz.Da der Verein 81 500 M. Reingewinn erzielt hatte und davon14 813,55 M. Steuern bezahlt werden mußten, so macht das nahezu18 Proz. aus, die heute der Staat den Arbeitern von ihrerDividende schon wegnimmt. Wenn man weiter beobachtet, daß dieganze Besteuerung der Konsumvereine nur eine Doppelbesteuerungdes Arbeiters bedeutet, indem doch der Ueberschuß nichts weiterist als die Summe, die das Jahr über für die gekauften Warennach den ortsüblichen Preisen zu viel gezahlt worden ist, dannkann man wohl nicht annehmen, daß das zur Förderung desKlassenfriedens beiträgt.Dem Schreiber und den Befürwortern deS Klassenfriedensartikels ist die Broschüre:„Ein Vortrag von Heinrich Beythien,Generalsekretär der Rabattsparvereine Deutschlands, gehalten 1307auf dem Verbandstage in München", zur Lektüre zu empfehlen.Diese ganze Broschüre ist fast ausschließlich dem Kampfe gegendie Genossenschaftsbewegung der Arbeiter gewidmet. Es wird dortdargelegt, wie die vereinigten Gewerbetreibenden einen heftigenKampf mit Hilfe der Regierung fortgesetzt gegen die Genossen-schast führen. Da werden die Leiter von Fabriken so lange be-arbeitet, bis sie ihren Angestellten und Arbeitern verbieten, einenKonsumverein zu gründen oder beizutreten. An den Reichskanzler,an alle Abgeordneten und andere einflußreiche Personen werdenDenkschriften gesandt, um die EntWickelung der Genosseuscvccftö-bewegung zu verhindern. Und daß diese Gegenagitation von vr-folg begleitet ist, kann an zahlreichen Beispielen bewiesen werden.Offenkundig aber ist, daß der Staat ganz energisch eingreift, umseinen Angestellten und Arbeitern die Mitgliedschaft in einemmodernen Konsumverein zu verbieten. Aus politischer Klugheitwird zwar gestattet, daß sich staatliche Angestellte eigene Konsum-vereine gründen können. Man weiß aber ganz genau, daß diesenicht gefährlich für die bürgerliche Gesellschaft werden können.Denn in kleineren Städten ist die Zahl der Angestellten zu geringund in größeren wohnen sie zu weit auseinander, um ein kon-kurrenzfähiges Geschäft aufrechterhalten zu können, geschweige sichzu größeren Unternehmungen zu entwickeln. Eine gemeinsameGenossenschaftsbewegung aller im Sinne des Klassenfriedens-artikelschreibers ist nicht möglich. Denn die Gegner kämpfengenau in derselben intensiven Weise gegen die Genossenschaften,wie gegen unsere Partei und Gewerkschaften. Sie sehen in derBogenlampen, die gewissermaßen als Tummelplatz für die herbei-gelockten Insekten dienten. Zur Vernichtung der Falter dientedann ein in unmittelbarer Nähe aufgestellter VentilatorsExhaustor), vor dessen Ausblaseöffnnng ein Stück weitmaschigerDrahtgaze ausgespannt war. Die hineingesogenen Tiere wurdengegen das Drahtnetz geschleudert und sielen mit zerbrochenenFlügeln zu Boden. So wurden in manchen Nächten von einemeinzigen Aufstellungspunkt 80 bis 60 5kilogramm, das sind bis400 000 Falter, vernichtet, während an anderen Tagen das Ver-fahren weit weniger erfolgreich war, namentlich bei Hellem Mond-schein. Kälte und gegen die Anflugrichtung wehendem Winde. Inwarmen, ganz ruhigen Nächten von 12 bis 15 Grad Celsius beibedecktem Himmel fand bisweilen ein außerordentlicher Zuzug statt.den auch mätziger, langsam fallender Regen nicht sehr störte. Miteinem fahrbaren Azctylenapparat nebst Ventilator sind dann auchim Walde selbst günstige Ergebnisse erzielt worden.Die Frage nach der Urheimat des Menschengeschlechts ist nochnicht mit voller Sicherheit entschieden. Immer noch beruhenalle Annahmen darüber ausschlietzlich auf Wahrscheinlichkeitsschlüssenvon mehr oder weniger Gewicht. So ist es denn kein Wunder,schreibt Arldt in der„Polit.-Anthrop. Revue", datz jedes Kontinental-gebiet als Heimat des Menschen angesehen worden ist: Afrika vonDarwin wegen der Schimpansen, Jnnerasien von Haeckel, Südeuropavon M. Wagner, Nordeuropa von Wilser. Südamerika von Ameghin«. derindische Archipel von Dubois, Australien von Schoetensack. Björnst-jerna hat gar zwei Entwickelungszentren, eines im Nord- und einesim Südpolargebiet angenommen. Die meisten dieser Annahmenhaben sich im Laufe der Zeit als hinfällig herausgestellt, besondersschieden die südlichen Erdteile aus, denn die EntWickelung des Menschenkann nicht von der der katarrhinen Affen losgelöst werden, deren Ent-Wickelung wahrscheinlich in dem nordeuropäischen Kontinente der älterenTertiärzeit zu suchen ist. Dieser Kontinent war damals durch breiteMeeresarme von Afrika und Asien geschieden und stand mit Grön-land durch eine schmale Landbrücke über Island in Verbindung.Im Miozän trat zunächst die Verbindung mit Nordasien ein und sokann für die EntWickelung des Menschengeschlechts— nach Arldt—ernstlich nur das eurastsche(europäisch-asischej Gebiet als Stamm-land in Frage kommen.Die Polarreise einer Tonne. Eine Tonne, die bor neun Jahrenvon der Geographischen Gesellschaft zu Philadelphia nördlich derBehringstratze ausgesetzt wurde und die so lange Zeit dem Druckdes arktischen Eises widerstanden hat, ist jetzt wieder in den Besitzder genannten Gesellschaft gelangt und hat durch ihre lange Irr-fahrt der Polarforschung wertvolle Aufschlüsse über die Strömungenin den Polarmeeren gebracht. Die Tonne gehörte zu einer ganzenFlottille von 85, dre in den Jahren 1898 bis 1301 ausgesetztwurden, um Anhaltspunkte über die Richtung und die Schnelligkeitder Meeresströmungen um den Pol herum zu liefern. Jede warnummeriert und enthielt in vier Sprachen Mitteilungen an denFinder, der gebeten wurde, sie dem nächsten amerikanischen Konsuloder der Gesellschaft selbst zurückzusenden, unter genauer Angabe der tArbeiterkonsumgenossenschaft einen viel gefährlicheren Gegner alsin dem so sehr gehatzten Warenhaus. Denn an das Warenhaussind die Käufer nicht als Mitglieder gefesselt, deshalb bestehtimmer noch die Hoffnung, datz die Kunden wieder zurückkehrenkönnen, während die Mitglieder des Konsumvereins mit ganzwenig Ausnahmen ihnen als Kunden verloren bleiben.Auch an Wirksamkeit kann ein Vorgehen auf genossenschaft-lichcm Gebiete dem gewerkschaftlichen Kampfe gleichkommen oderes kann ihn auch übertreffen. Denn streikende Arbeiter müssenschließlich nach beendetem Kampfe, ganz gleich, ob er mit oderohne Erfolg geführt wurde, zu ihrem Ausbeuter zurückkehren.Wenn dagegen Arbeiter als Käufer gegen Gewerbetreibende, diesich gegen Arbeiterinteressen vergangen haben, wie es so oft ge«schieht, vorgehen und jenen ihre Kundschaft entziehen, brauchensie nie wieder zurückkehren, sondern sie können jenen den Profitentziehen und im eigenen Interesse verwenden.Die Geschichte der Genossenschaftsbewegung beweist auch, daßsie sich nicht immer so streng von allen Klassenkämpfen fern-gehalten hat. Verwiesen sei nur auf England, auf den Riesen-ausstand der englischen Kohlengräber 1833.(„Neue Zeit", XII,I. S. 271, von Ed. Bernstein.) In Belgien ist die Genossenschaftmit der Partei und der Gewerkschaft geradezu verbunden. Ge«nasse Vandervelde schildert dieses ausführlich in der„Neuen Zeit".XVI, I, S. 327 ff. Aber auch hier in Deutschland haben einzelneKonsumvereine schon sehr segensreich bei schweren gewerkschaft«lichen Kämpfen gewirkt. Und es hat weder hier noch in anderenLändern der Eniwickelung der Genossenschaft geschadet. Bei derheute so gut fundierten Gewerkschaftsbewegung wird es ja immerseltener notwendig sein, daß die Genossenschaft eingreift. Wirgehen aber immer mehr den Zeiten entgegen, wo die Wirtschaft-lichen Kämpfe zwar seltener, aber desto umfangreicher und rnten-siver werden. Und da kann es zuweilen vorkommen, daß, wennbei einem solchen Riesenkampf größere Massen Genossenschasts-Mitglieder beteiligt sind, im äußersten Falle auch die Genossenschafteinspringen wird, schon der Selbsterhaltung wegen. Sie wirdes allerdings nur insoweit tun, als ihr Bestehen nicht gefährdetwird. Viel weniger noch greift die Genossenschaft in einen Wahl-kämpf ein. Und doch vollzieht sich hier die EntWickelung nacheiner ganz bestimmten Richtung. Denn wenn alle Genossenschafts-Mitglieder von der Aufgabe der Genossenschaft durchdrungen sindund in ihr den Embryo des Klässenfriedens erblicken, dann kannes doch gar keiner Frage bedürfen, wenn sie zum Schutze ihrerGenossenschaft Abgeordnete in die Parlamente schicken. Und mitvollem Recht würde der. der nicht einen Kämpfer gegen denheutigen Klassenstaat wählt, als Verräter der Genossenschastssachebezeichnet werden.Die naturgemäße EntWickelung von der Konsum- zur Pro«duktivgenossenschaft wird immer größere Wirkungen im Wirt»schaftsleben auslösen und folglich eine immer gehässigere Gegner»schaft hervorrufen. Dann wird neben dem Kaufmann und Krämerauch der Fabrikant und Kleinmeister den Kampf mit aufnehmen.Die Gegner sehen eben, welche Gefahr ihnen erwächst, datzdas Genossenschaftswesen ein Zukunftsgebilde ist, das allem Profit-machen für den einzelnen für immer ein Ende bereitet und auchdie Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigen Hilst.Deshalb wird der Kampf, trotz aller Friedensschalmeien, von jena»Seite gegen die Genossenschaften in Zukunft immer energischergeführt werden. Und hoffentlich wird auch der Klassenfriedens-artikelschreiber bald eines anderen belehrt werden, wenn er sichbemüht, von der theoretischen Warte mal herab in die rauhzPraxis zu steigen."»mu.BÖ.t gintad*Die Darlegungen im vorstehenden Artikel sollten unsere Ge«nossen in der Konsumvereinsbewegung veranlassen, der irrigenNeutralitäis- und Friedensidee in den Konsumvereinen entgegen«zutreten. Nichts kann die Genossenschaftsbewegung der Arbeiter»klaffe mehr entfremden, als solche der Wirklichkeit und natür»lichen EntWickelung entgegenstehenden Friedensschalmeien. Nurwenn die Genossenschaften sich als Glied in der großen Arbeiter«armee fühlen und betätigen, sind die Genossenschaften für dieArbeiterklasse wertvoll._6. Nerbandstlig des deutschen Transportarbeiter-Derbaudes.München, 8. Juni.Sämtliche Mandate werden für gültig erklärt.•»- Hierauferstattete der Vorsitzende Schumann-Berlin denZeit und des Ortes der Auffindung. Die erste Tonne hat nun ihrenWeg an die Küste der Insel Sörö in Norwegen gefunden undwurde der Gesellschaft von dem Polarforscher Kapitän Amundsenzurückgesandt. In einer Zeit von mehr als acht Jahren hat sie3850 Kilometer in der Lustlinie zurückgelegt; da sie wahrscheinlichmit Umwegen den Strömungen gefolgt ist, war ihr tatsächlicherWeg jedenfalls viel länger. Das Experiment zeigt, datz die Be»ivegung der Polarströmung von Westen nach Osten geht. Es bestandbereits die Vermutung, daß solch eine Strömung bestehe und um siezu bestätigen, war der Versuch unternommen worden. KapitänAmundsen baut seinen neuen Plan einer Polarexpedition auf denAnnahmen auf, zu denen die Polarreise dieser Tonne ihn ge«führt hat.Humor und Satire.Bilderstürmer.Die Leute können es nicht verstehn,daß er Heinrich Heine verkloppte.Ja, soflU er denn etwa behalten de»,der seine Familie so foppte?ES wird doch jeder Bürger ein Bildverkaufen oder verschenken,bei dessen Anblick ihn Haß erfüllt..»Wer könnte ihm das verdenken?Wenn ich ein möbliertes Zimmer nehm',so sag' ich zur Wirtin immer:DaS Bild da— Sie wissen ja wohl, von wem—»das tun Sie mir aus dem Zimmer I_ Franz.Notizen.— Theaterchronik. Im Kleinen Theater gehtSonnabend Ludwig Thomas Koinödie„Moral" zuin 200. Malein Szene.— Musikchronik. Für das Gastspiel der MareellaSembrich in der Gura-Oper am 17. und 21. Juni(„Traviata" und„Barbier von Sevilla") ist der Vorverkauf im kgl.Opernhaus von 10'/«— 1 Uhr, bei Wertheim und im Jnvalidendankeröffnet.— Fritz O verbeck, einer der Worpsweder Landschaftsmaler.ist noch nicht 40 Jahre alt in der Nähe von Bremen gestorben.Gemeinsam mit Kollegen der Düsseldorfer Kunstakademie(Modersohn.Mackensen, Vogelcr) hatte der geborene Bremer vor Jahren in demDorfe Worpswede bei Bremen die bald bekannt gewordene WorpS-weder Malerschule begründet. Wie seine Gefährten suchte O. dieschwermütigen, aber höchst koloristischen oder auch sehr zartenStimnmngcn der Moorlandschast künstlerisch zu erfassen. Unter denHeimatkünstlern, die uns neue Gebiete erschlossen und uns dieSinne für neue Schönheiten geweckt haben, steht Overbeck als Malernordwestdeutscher Landschaft in erster Reihe.