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|t. 141. 26. Iahtgllnz. 3. Mm Ks Jptnuute" Knlim Polbliliill. Sonntag, 20. Juni 1909. partci- Hngelegenbeitcn« Zur Lokalliste. Der Gastwirt Schmidt, Inhaber des ..L o u i s e n. Z e l t", In den Zelten 9», verweigert die weitere Hergabe seiner Räume zu Versammlungen mit der Motivierung: er sei kontraktlich verpflichtet, daß sich d i e Gäste nicht zu laut unterhalten". Einen Beweis dafür, daß eS bei einer, von einer modernen Arbeiterorganisation dortselbst ge- troffenen Veranstaltung zu irgend welchen Unruhen gekommen sei, kann er nicht antreten. Wir ersuchen daher die Parteigenossen. dafür Sorge zu tragen, daß im Lokal des Herrn Schmidt die größt- möglichsteRuhe" eintritt, indem sie dasselbe streng meiden. Die Lokalkommission. Erster Wahlkreis. Der vierte Vortrag des Genossen Dr. Oskar Cohn über:Das Erfurter Programm" findet am Montag, den 21. Juni, abends 81& Uhr, in Dräsels Festsälen, Reue Friedrich- siraße SS, statt. Der Vorstand. Charlottenburg  . Am heutigen Sonntag findet in den sämtlichen Räumen des Volkshauses das Sommerfest des Wahl- Vereins statt. Beginn 4 Uhr. Da für Unterhaltung in jeder Weise gesorgt ist(Konzert, Vorträge, Preiskegeln und-schießen, Ver- losung usw.), wird die regste Beteiligung erwartet Der Vorstand. Friedenau  . Mittwoch, 23. Juni, abends Uhr, Mitglieder- . Versammlung bei Schellhase, Steglitz  , Ahornstr. ISu. Unter an- derem Vortrag deS Genossen Paul Richter   über:Deu'Weg zur Macht". Der Vorstand. Zehlenborf. Dienstag, 22. Juni, findet die Mitgliederver- sammlung des Wahlvereins statt. Vortrag:Die wirtschaftliche Krise und die Arbeiterklasse". Referentin: Frau Martha Tietz. Lichtenberg  . Vom Mittwoch, 23. Juni, ab ist die Bibliothek wieder geöffnet. Die Ausgabe der Bücher erfolgt Mittwochs und Sonnabends in der Zeit zwischen 68 Uhr. Obcr-Schöneweide. Die Mitgliederversammlung des Wahl- Vereins findet am Dienstag, 22. Juni, abends 8*4 Uhr imWil- hclminenhos" statt. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag des Genossen Engelbert Graf über:Entwickelungsgeschichtliche Studien auf märkischem Boden", und Vereinsangelegenheiten. Der Vorstand. Der Jugendausflug nach Sadowa findet nachmittags 2 Uhr von Raabe, Wilhelminenhofstr. 43, aus statt. Fricdrichshagen. Dienstag, 22. Juni, abends SU Uhr, Mit­gliederversammlung des Wahlvereins im Restaurant der Witwe Lerche, Friedrichstr. 112. Tagesordnung: 1. Vortrag deS Genossen Ucko über:Die politische Lage". 2. Diskussion. 3. Vereins- angelegenheiten und Verschiedenes. Gäste willkommen. Der Vorstand. Alt-Glienicke. Dienstag, 22. Juni, abends 8 Uhr. findet im Lokale des Herrn Habrecht, Friedrichstraße, eine öffentliche Ver- sammlung für Männer und Frauen statt. Tagesordnung: 1.500 Millionen neue Steuern". Referent: Genosse Simon Katzen. stein- Berlin  . 2. Diskussion. Teltow  . Dienstag, 22. Juni, abends 8V6 Uhr. findet unsere regelmäßige Mitgliederversammlung des Wahlvereins im Lotale des Genossen W. Bonow statt. Auf der Tagesordnung steht: Vor- bereitung zur diesjährigen Stadtverordnetenwahl. Pankow  . Sonntag, 27. Juni, veranstaltet der sozialdemokra- tische Wahlverein einen gemeinsamen Ausflug der Genossen und Genossinnen mit Kindern nach dem Gorinsee. Abfahrt: morgens 7 Uhr 48 Minuten vom Bahnhof Pankow  -Schönhausen.  tJn diesem Zug sind leere Wagen für uns bestellt.) Fahrkarte 3. Klasse ist nach Zepernick   zu lösen. Für Nachzügler ist Treff. punkt im RestaurantInternationales Spar t.s Haus" am Gorinsee. Auch der Arbeiterturnverein Pankow beteiligt sich Genossinnen und Genossen! Beteiligt Euch alle an dieser Ver- anstaltung. Der Vorstand. Reinickendorf  -Ost. Dienstag. 22. Juni, abends 8 Uhr. findet eine Mitgliederversammlung des Wahlvereins beim Genoffen Kirsch. Markstr. 2/3. statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Ritter über:Die Reichsversicherungsordnung". 2. Vereins- angelegenheiten. 3. Verschiedenes. Der Vopstgnd. LerUner JVacfmcbtcn. Die Stadt der alten Leute. Draußen in Buch sind seit einigen Jahren verschiedene städtische Anstalten entstanden, die ihrer ganzen Anlage nach einzig in ihrer Art sind. Der für 1S0 brustkranke Männer erbauten Heimstätte folgte die 3. Irrenanstalt für 1800 Kranke und nun das kürzlich fertiggestellte Hospital für alte und sieche Leute, daS für 1S00 Sieche berechnet ist. Das Projekt für eine 4. Irrenanstalt ist am Donners- tag von der Stadtverordnetenversammlung genehmigt worden und in Kürze soll mit der Ausführung begonnen werden. Insgesamt können die 4 Anstalten, ausschließlich des Pflegepersonals, 6000 Menschen beherbergen. Um zu vermeiden, eine allzu große Anzahl Kranker an emer Stelle zu vereinigen, sind die Anstalten so geordnet, daß man von einer eine andere nicht sehen kann; auch ist jede Anstalt in ihrer baulichen Anlage der verschiedenen Zwecke wegen als eine Besonder- heit behandelt worden. Alle Anlagen werden von einer einzigen Stelle aus, der sogenannten Zentrale, mit Licht. Warmwasser, Heizung usw. versorgt, zu welchem Zwecke große Kanäle angelegt *in& Das Hospital ist nun endlich fertig geworden, und damit wird ein Zustand beseitigt, der geradezu himmelschreiend war. Wegen Raummangels konnte die Stadt Berlin   ihrer Pflicht gegen Alte und Sieche nicht gerecht werden, und in vielen Fällen fanden alte. gebrechliche Leute erst dann im Siechenhaus Aufnahme, wenn sie nur noch ein paar Tage zu leben hatten. Diese Mißstände gelten hoffentlich mit Eröffnung der neuen Anstalt für beseitigt. Seit Oktober haben Belegungen stattgefunden."Und nun ist auch offiziell das Gebäude seinen Zwecken übergeben worden. Gestern haben Stadtverordnete und Magistrat eine Besichtigung vorgenommen. der am Freitag eine Vorbesichtigung durch Vertreter der Presse vorangegangen war. Herr Stadtbaurat Hoffmann übernahm in feiner bekannten liebenswürdigen Art die Führung, um seine Schöpfung bor allem denen zu zeigen, bei denen er Interesse und Verständnis für seine Arbeiten vermutet. An der Zepernicker Straße befindet sich der Hauptzugang. Einer schlichten Torhalle schließen sich links ein kleines Häuschen mit dem Warteraum für die Besucher, rechts ein ebensolches mit der Wohnung des Pförtners an. Hat man die Halle durchschritten und blickt zurück, so gewahrt man über den Eingangstüren zwei neugierige Alte(Skulpturen von Ignatius Taschner  ). Dem Torhaus gegenüber wurde das Verwaltungsgebäude er- richtet. Das Terrain steigt nach der Mitte des Grundstucks zu im Und fällt dann wieder nach Nordwesten zu ab. Die mittlere Tiefcnachse trennt links die Abteilung der Männer von der Abteilung für Frauen auf der rechten Seite. Inmitten der Anstalt, an der höchsten Stelle der Mittelachse, be- findet sich die Speisenausgabe des Küchengebäudes vor der großen Kochküche. Von hier Ais weiden slle Käpser Mit im Speise­wagen leicht und schnell erreicht. Zu beiden Seiten des Küchen. gebäudes führen die Straßen nach Süden zu abwärts, so daß der rückseitige Eingang zum inneren Küchenhof mit diesem ein Geschoß niedriger liegt als die Speisenausgabe. Dieser Terrainunterschied bot eine für eine malerische Gestaltung der Anstalt sehr will- kommene Grundlage. Nahe der südlich gelegenen Landstraße befindet sich ein zweites kleineres Torhaus mit einer Wage. Hier kommen außerhalb der inneren Anstalt die Naturalien zum Küchengebäude, in dessen Näh« die beiden Remisen für Speisewagen, Müllwagen, Trank- fässer, Feuerspritzen. Gartengeräte und Reinigungsutensilien ihren Platz fanden. Die Wohnhäuser der alten Leute wurden nicht in sonst üblicher Art reihenweise hintereinander gestellt, sie wurden vielmehr um vier voneinander getrennten einzelnen Plätzen angeordnet. Dabei sind die Häuser an den Ecken des Platzes nicht dicht aneinander gerückt Warden, um von Süden und Norden die frische Luft- Zuführung nicht zu behindern, doch wurden sie an diesen Stellen für das Auge durch offene Toranlagen abgeschlossen, was zu malerischen Wirkungen günstig benutzt werden konnte. Eine zu gleichmäßige Wirkung der vier Platzanlagen ließ sich dadurch ver- meiden, daß zwei Plätze von je 4 Gebäuden umschlossen wurden, während bei den zwei anderen Plätzen die vierte Seite nach dem Küchengebäude an den abfallenden Straßen frei blieb. Die Auf- stellung kleiner Pavillons an dieser Seite gebot sich beinahe von selbst. Bei dieser Anordnung der Wohnhäuser der alten Leute kamen die Gebäude nicht weiter auseinander zu stehen, als bei einem reihenweisen Hintereinanderstellen derselben. Der Gesamtbetrieb ist also nicht etwa schwieriger geworden. Die getrennte Platz- anlage hat aber den großen Vorteil, daß die alten Leute, ob sie nun im Wsnber am Fenster oder im Sommer auf ihrem bepflanzten Platze sitzen, nicht immer daran erinnert werden, daß sie sich in einer ungewöhnlich großen Anstalt befinden. Von der Anstalt etwas abgelegen wurden an der Ostseite des Grundstücks ein Haus für 24 Jnfektionskranke und westlich davon ein Leicheichaus mit einem kleinen Versammlungsraum errichtet. Nahe deu Wohnhäusern befindet sich an der Ostgrenze die höchste Stelle des städtischen Terrains in Buch. Hier mußte des- halb der zur Zentrale gehörige Wasserturm seinen Platz finden. Damit rückte er in das Alte-Leutestädtchen und wurde dann auch in der Art älterer Stadttürme gestaltet. Bei der architektonischen Gestaltung und Durchbildung aller Gebäude am Aeußeren und im Inneren wurde große Einfachheit beobachtet. Die Wohnräume sollten in drei Stockwerken untergebracht werden. Dadurch, daß das dritte Stockwerk als vollständig aus gebautes Dachgeschoß ausgebildet wurde, konnte den Häusern im Aeußeren ein traulicher Charakter gegeben werden. Eine beschei- dene bildhccuerische Betonung der Haupttüren, die Anbringung von Pflanzenstaketen an einzelnen Stellen der hellen Putzflächen und zahlreicher Blumenbretter vor den Fenstern beleben die Fassaden in einfacher Weise. An den Gebäuden selbst sind Bänke aufgestellt worden, inmitten der Plätze wurde ein im Sommer kühlendes Brünnchen durch zwei kleine Rosenlauben zugänglich gemacht und mit Sitzplätzen umgeben. Die Stuben der Wohnhäuser wurden ebenfalls ganz einfach, aber farbig-froh behandelt, jedes Stockwerk enthält zwei Räume, in welchen sich besonders gesellige Alte aus verschiedenen Stuben zu einem Plauderstündchen vereinigen können. Eine verschiedenartige bildhauerische Betonung offener Platz tore, ein kleiner Brunnen vor dem Küchengebäude, bescheidene Schmuckstücke am Hinteren Küchenportal und im Küchenhof, in welchem die Küchenmädchen bei gutem Wetter arbeiten sollen. sowie ein Wandbrunnen an der westlich des Küchengebäudes herab- führenden Straße sollen den Insassen anregende Aufmerksamkeiten sein. Architektonisch etwas mehr betont aber auch in ländlichem Charakter erscheint der Mittelbau des Verwaltungsgebäudes. Ein kleines Relief über dem Tor zeigt hier einen alten Mann, die Leier spielend. Wes Sinnes sein Pied ist, das deuten die beiden seitlichen Kinder mit Rosengewinden an. Alle Skulpturen in der Anstalt sind Werke des Professors Jgnatus Taschner. Die Baukosten der Anstalt, einschließlich der beträchtlichen Kosten für die Terrainregulierung und die Gartenanlagen, sowie der Kosten für Bauleitung und Insgemein, betragen etwa 6 600 000 Mark. Man muß es unserem Daurat Hoffmann lassen: Er hat wieder ein Werk geschaffen, das jeden Besucher entzückt und daS der Stadt Berlin   alle Ehre macht._ Die Schundlektüre hat schon vielen Schaden angerichtet. Besonders in letzter Zeit haben sich die Fälle gehäuft, daß jugendliche Personen zum Ver- brecher wurden, weil sie durch Lesen von Detektivromanen dazu direkt angereizt wurden. Um so mehr ist es notwendig, alles auf- zuwenden, um die Schundliteratur, die Geist und Gemüt vergiftet. aus'dem Hause zu verbannen. Um dieses Bestreben wirksam zu unterstützen, hat sich seit Jahren die Buchhandlung Vorwärts an- gelegen sein lassen, durch Herausgabe der WochenschriftIn freien Stunden" ihr Teil dazu beizutragen. Am 1. Juli beginnt ein neues Halbjahr. Es erscheint ein Roman von Minna KautSky  :Stefan vom Grillenhof" sowie eine Novelle von Theodor Mögge:»Es lebe die Gerechtigkeit". In freien Stunden" erscheinen jede Woche; jedes Heft kostet 10 Pf. Jede Parteispedition nimmt Bestellungen entgegen. Eine Schürzenkontrolle wird auf dem städtischen Friedhof in Friedrichsfelde   ausgeübt. Zahlreiche Personen, die den Friedhof besuchen zu dem Zweck, Gräber der Angehörigen zu schmücken oder zu gießen, werden am Eingang auf ihre Kleidung hin gemustert. In wiederholten Fällen sind weibliche Personen, die mit einer hellen Schürze die Trauerstätten betreten haben, angehalten worden; sie durften keinen Schritt weitergehen, bevor sie nicht der Auf. forderung, die Schürze abzubinden, nachgekommen waren. Dabei ist der Ton, in welchem diese Aufforderungen erfolgen, ein solcher. der auf einem Friedhofe am allerwenigsten am Platze sein sollte. Wir verstehen die Anordnung nicht. Es ist doch ganz ver- ständlich, wenn Frauen oder Mädchen, die mit Blumentöpfen kommen oder das Grab Angehöriger begießen wollen, eine Schürze umbinden, um die Kleider vor Beschmutzung zu schützen. Sollte etwa die Farbe der Schürze anstößig sein? Niemand weiß es. Auf Friedhöfen der Kirchengemeinden ist eine solche Kontrolle unbekannt und in der Friedhofsordnung für den städtischen FriedhofSver- Walter finden wir keine Bestimmung, die ihn zu seiner Anordnung berechtigte. Wenn man aber wirklich ihm diese Befugnis zuerkennen und seine Anordnung als zu Recht bestehend anerkennen wollte, müßte mindestens dafür gesorgt werden, daß daS den Friedhof besuchende Publikum etwa durch Anschlag hiervon unterrichtet wird. Geschähe das, dann würden auch die Szenen aufhören, die sich an die im barschen Tone plötzlich aufgeforderten weiblichen Be- sucher des Friedhofs wegen Ablegens einer hellen Schürze knüpfen. Diese Austritte zu beseitigen, trüge mehr zur Würde deS Fried- Hofs bei, als das Tragen einer hellen Schürze oder einer hellen Bluse. Zur Gründung eines Richard-Wagncr-Theatcrs wurden kürzlich Mitglieder zu einem Großen Berliner   Opernverein geworben. Die Luftuse hatten auch Erfolg, die Beitrittserklärungen waren sehr zahlreich und binnen kurzer Frist waren 77 000 M. beisammen. DaS taten die Leute, weil als Zweck des Vereins die Erbauung eines Richard-Wagner  -Theaters angegeben war. Jetzt, da der Vorstand das Geld hat, kommt heraus, daß an einen Bau durch den Verein gar nicht gedacht wird. Dieses Geschäft soll eine Aktiengesellschaft besorgen und der Opernverein soll sich in der Hauptsache mit dem Verlrieb der Eintrittskarten für diese Aktiengesellschaft befassen. Das ist ein Verfahren, das geradezu unglaublich ist. Der Sicmens-Schuckert-Ballon. Die Siemenswerke haben bei Biesdorf   eine Ballonhalle er- baut, welche zur Aufnahme eines Ballons erhaut ist. lieber den in kurzer Zeit seiner Fertigstellung entgegengehenden Siemens- Schuckert  -Ballon werden von authentischer Seite folgende Einzel- Helten mitgeteilt: Das Luftschiff, das nach dem unstarren System erbaut wurde, ist 12ö Meter lang, hat einen Durchmesser von 13 Meter und einen Rauminhalt von 13 000 Kubikmeter. Die Hülle, die bei Riedinger-Augsburg in Arbeit gegeben worden ist, besteht aus dreifachem Stoff und wird in diesen Tagen fertig- gestellt sein. Interessant ist die geplante Befestigung der drei Gondeln, die erheblich von der bisher üblichen abweicht. Sie hängen an zwei 70 Meter langen Stoffbahnen, die an Stelle der Takelung verwendet werden. Diese Stoffbahnen, die in ihrer ganzen Länge die untere Hälfte des Gasträgers vollständig ver- decken, sind an ihrem unteren Ende durch ein Gerüst verbunden und versteift. An dem Gerüst sind die Gondeln befestigt; es enthält außerdem verschiedene Behälter für die Betriebsmittel. Der Vorteil dieser Konstruktion ist eine sehr gleichmäßige Be- lastung des Gasträgers, so daß selbst bei sehr wenig Ucberdruck ein Einknicken der Hülle vermieden wird. Angetrieben wird das Luftschiff durch vier Daimlermotoren zu je 125 LZ., deren je zwei in der hinteren und vorderen Gondel untergebracht sind. Die mittlere Gondel ist die Führergondel und nimmt sämtliche aeronautische Instrumente in sich auf. Der Siemcns-Schuckert-Ballon nähert sich in seinen Dimensionen merk- lich den Zepelinschen Luftschiffen und ist vielleicht dazu berufen, diesen hinsichtlich seines Aktionsradius, der ja in der Hauptsache nur aus der Menge des Auftriebsmittels resultiert, Konkurrenz zu machen. Für alle Welt wird dieser sehr bald aktuell werdende Kampf zwischen starrem und unstarrem System von weittragendem Interesse sein. Nette Gesellschaft. Die Angelegenheit des wegen seiner enormen Schulden nach Amerika   geflüchteten ehemaligen Pfarrers Werken» thin von Gethsemane, der mit seinen verfehlten Spekulationen in die Fußstapfen des sattsam bekannten und noch jetzt gelegentlich wieder in der Oeffentlichkeit erscheinenden emeritierten Pfarrers Diestelkamp von Nazarcth getreten ist, scheint noch weitere Kreise Ziehen zu sollen. Es heißt, daß bei dem Vermögenszusammcnbruch dieses Geistlichen, der übrigens sonst nicht der schlechteste seines Standes war, auch kirchenamtliche Gelder in Mitleidenschaft ge- zogen und zum Teil verloren seien. Man habe geglaubt, daß die Archlichen Verbindlichkeiten Werkenthins in seinem letzten Hause Wörtherstraße 9 Deckung fänden und schneide nun nach der Sub» hastation dieses Grundstückes sehr klägliche Gesichter. Da wird also wohl eine hübsche Portion Kirchensteuern auf Nimmerwiedersehen in die Versenkung gefallen sein. Inwiefern dieser Ncinfall zu» trifft, entzieht sich vorläufig noch der Kontrolle. Weiter wird schon seit längerer Zeit ganz offen erklärt, daß Werkenthin, wenn man von dem heute bedeutungslosen Herrn Diestelkamp absieht, nicht der einzige Berliner   Geistliche ist, der sich neben seinem kirchlichen Amt als Börsenspekulant betätigt. Es werden sogar schon Namen genannt,.deren Beteiligung an den Spekulationen aus gewissen Gründen sehr wahrscheinlich klingt. Jedenfalls sollen noch Ueber- raschungen bevorstehen. Man hätte es also dann mit spekulieren- den kirchlichen Würdenträgern in größerem Umfange zu tun, was gleichbedeutend ist mit der Korruption eines Teiles der Berliner  Geistlichkeit. Auch die Unterschlagungen des Kirchenkassenrendanten, Rechnungsrats Voß von Nazarcth werden damit indirekt in Ver« bindung gebracht. Voß mutz unbedingt von dem nicht zu billigen- den Lebenswandel der betreffenden Geistlichen nähere Kenntnis gehabt haben und ist wohl dadurch in die Versuchung geraten, eben- falls auf großem Fuße und weit über seine Verhältnisse hinaus zu leben. Der Neubau der Gotzkowsky-Brückc, welche Berlin   und Char- lottenburg über die Spree bei der Gotzkotiskhstraße, Altmoabit und der Helmholtz- und Franklinstraße verbindet, scheint nun end- lich vorgenommen werden zu können. Die alte Brücke, ganz aus Holz gebaut, erschwerte schon seit langem den Verkehr mehr als sie ihn erleichterte. Gebaut wurde die jetzige Brücke im Jahre 1886 von Privatleuten, welche das fertige Bauwerk der Gemeinde Berlin   abtraten. Berlin   übernahm für die Folge die Unterhal- tungskosten der Brücke. Daß diese Verhandlungen erst jetzt zum Abschluß komme» können, hat wohl zumeist seinen Grund in der Regelung der Kostenfrage. Nach dem neuen Vertrag werden die Kosten der Ausführung der Brückenarbeiten, welche die innerhalb des von den Außenkanten der vier Pfeilerbautcn bestimmten Recht. ecks von 27,80 Meter Breite und 55,40 Meter Länge liegenden Teile der Brücke betreffen, ebenso wie die Widerlager zu gleichen Teilen von beiden Gemeinden getragen. Die außerhalb dieser Grenze liegenden Arbeiten werden auf Kosten der Gemeinde ausgeführt, auf deren Gebiet sie entfallen. Zu den dauernden Unterhaltungs- kosten zahlt Charlottenburg   ein Drittel. Die auf Charlottenburg  entfallenden Gesamtkostcn werden 401 000 M. betragen. Die Brücke selbst wird und bleibt das Eigentum der Stadt Berlin  . Die An- läge der neuen Brücke erfolgt im Zuge der Gotzkowsky  - und Franklinstraße. Der provisorische Umbau und spätere Abbruch der alten Brücke kostet 18 000 M. Bedenkliche Praktiken desVorwärts" sollen, wie dieTägliche Rundschau" mitteilt, in dem Beleidigungsprozeß Hetzschold gegen Hartman», über den wir in der Sonnabendnununec desVorwärts" berichteten, ans Licht gekommen sein. Das hört sich recht gruselig an und verfehlt nicht die Wirkung auf die Leser derTägl. Rundschau", aber es ist doch nur eine recht harmlose Sache, was da als bedenkliche Praktiken desVorwärts" hingestellt wird. Dem tendenziös entstellten Bericht derTäglichen Rundschau" liegt folgender Vorgang zugrunde: Der Beklagte Hartmann er- hebt Widerklage gegen Hetzschold auf Grund eines gedruckten Zettels, der zu einer Versammlung einladet und mit dem Namen Hetzschold unterzeichnet ist. Der Widcrkläger kann nur eine Abschrist des Zettels, der schon vor Jahr und Tag verbreitet sein soll, vorlegen. Hetzschold dagegen sagt: Die von meinem Gegner vorgelegte Abschrift erkenne ich nicht als Beweis für die Existenz des Zettels an. Ich weiß nicht, ob ein solcher Zettel jemals verbreitet worden ist. Sollte das aber der Fall fein, und sollte auch mein Name unter dem Zettel stehen, so bestreite ich trotzdem, daß ich der Verfasser bin. Derartige Zettel werden von meinem Verband bei derVorwärts"-Druckerei in Auftrag gegeben. Der Auftraggeber vergißt manchmal, den Namen eines Verantwort- lichen unter das Manuskript zu setzen. Der Drucker aber ist preß- gesetzlich verpflichtet, einen Verantwortlichen auf dem Zettel anzugeben. Ist nun der Auftrag eilig und der Drucker nicht mehr in der Lage. nachzufragen, wer als Verantwortlicher angegeben tvcrden soll, dann pflegt er sich damit zu helfen, daß er den Namen eines ihm bekannten Verbandsleiters, der vielleicht schon früher solche Zettel unterzeichnet hat, auch in diesem Falle angibt. Ich behaupte, daß dies auch bei dem fraglichen Zettel, falls dessen Existenz nachgewiesen wird, so gewesen ist. Jedensalls habe ich meinen Namen nicht darunter gesetzt. Weiter bemerkte Hetzschold, er habe später in der ,Vorwärts"-Druckerei angeordnet, daß sein Name nicht mehr ohne seine ausdrückliche Zustimmung unter derartige Zettel