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föt Me Zulassung der polnischen Sprache in öffentlichen Ver- sammlungen find dort vollständig gegeben, denn es sind 60 Proz. nichtDeutschsprechende unter der Bevölkerung vorhanden. Im Reichstage ist diese Petition ebenfalls verhandeli worden, und der Reichstag hat sie der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen.(Hört! hört I) Jetzt wird die Frage, ob die 60 Proz. vorliegen oder nicht, nicht, durch die Landesbehörde entschieden. Wenn wir aber angesichts solcher im klaren Widerspruch zu dem Gesetze stehenden Tatsachen über die Petition zur Tagesordnung übergehen, so heißt das. das Gesetz den Verwaltungsbehörden ausliefern. Daher werden wir für die Uebertoeisung zur Berücksichtigung stimme«.(Bravo 1 bei den Sozialdemokraten.) Der Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung wird an- genommen. Hieranf vertagt sich das Haus. Nächste Sitzimg: Donnerstag 10 Uhr.(Stcinpclsteuervorlage, Berggesetz, Initiativanträge, Petitionen.) Schluß i Uhr. _ Hus der Partei. In Geldsachen derS. M." Genosse Bebel schreibt: Nachdem der Genosse OpifiziuS in der SonntagSnummer des »Vorwärts" seine Erklärung veröffentlichte, sehe ich mich veranlaßt, in dieser Angelegenheit nochmals das Wort zu ergreifen. Ich konstatiere, daß durch die Erklärung des Genossen Opifizius meine Angaben vollständig bestätigt worden sind. Ich konstatiere weiter, daß danach die Angaben der Genossin Mündt in ihrem Brief an mich, den sie in der Nummer 130 des»Vorwärts" veröffentlichte, sich von Anfang bis zu Ende als grobe Unwahrheit herausstellen. Die Genossin Mündt hat da. durch nicht nur mich, sondern die gesamte Partei belogen, die durch den auf ihr Verlangen erfolgten Abdruck ihreS Briefes in der Partei. presse Kenntnis von ihrer Erklärung erlangte. In dieser Angelegenheit ist mir mittlerweile von unserem Frankfurter Parteisekretär, den Genossen Dittmann, ein Brief zu. gegangen, der die Erklärung des Genossen OpifiziuS und meine in bemerkenswerter Weise ergänzt. Dittmann schreibt: »Frl. Mündt war 1906 auch bei dem Genossen Alfons Wolf, der stark revisionistisch gesinnt ist. Wolf hatte keine Lust, mit Frl. Mündt allein über die»Monatshefte" zu reden, und ver« anlaßte daher die in seiner Nachbarschaft wohnenden Genossen Hans Elbert und Benno Schmidt, ihnen Gesellschaft zu leisten. Elbert und Schmidt sind mit Wolf persönlich befreundet, teilen aber seine revisionistischen Ansichten nicht. Diese Genossen haben sich nun am betreffenden Abend in der Wohnung Wolfs bei einem Gläschen Wein bis 1 Uhr nachts mit der Dame unterhalten. Frl. Mündt teilte mit, daß sie sich auf einer Tour durch verschiedene deutsche Städte befinde, um Geld für dieS. M." aufzutreiben. Sie bat den Genossen Wolf, ihr Namen und Adresse solcher Frankfurter Persönlichkeiten namhaft zu machen, die für die»S. M." Gelder hergeben würden. Wolf, der die Dame von einer früheren Gelegenheit her kannte, hat ihr dann eine Reihe von Namen genannt, die sie sich notierte, u. a. Hallgarten , Stadtrat Dr. Flesch, Funk(der zu jener Zeit freisinniger Landtagsabgeordneter war. A. B.), Merton, Pfungst usw. Im Laufe de» Gespräches entschlüpfte Fräulein Mündt diese charakteristische Bemerkung: sie werde den Leuten sagen, daßj sie doch das allcrledhaftcste Jntereffe an der Erhaltung derMonatshefte" hätten und deshalb doch auch Mittel für sie hergeben könnten.(III) Elbert und Schmidt haben es aus Höflichkeit gegen die Dame und aus Freundschaft zu Wolf unterlassen, sofort zu sagen, was hätte gesagt werden müssen. Dieselben sind aber der Einladung, am andern Abend nochmals mit Frl. Mündt in einem Restaurant zufammenzutteffen, nicht gefolgt. Wolf, der hingegangen ist, hat dann später an Elbert berichtet, Frl. Mündt hätte gesagt, daß sie wenig Erfolg bei ihrer Bettelei gehabt hätte." Man ersieht aus all den Mitteilungen, was die Behauptung be. deutet, die ,S. M." hätten nie Geld aus bürgerlichen Händen er« halten. Die Genossin Mündt unternahm sogar eine zweite Reise nach Frankfurt , um noch das Geld, das man�bürgerlicherseits dem Genossen OpifiziuS für die»S. M." zugesagt hatte, in Empfang zu nehmen. Dieser hatte sich aber mittlerweile eines Besseren besonnen und verweigerte, sicher zum großen Leidwesen der»S. M.", die Herausgabe desselben. Jetzt entsteht aber die Frage: Wer hat die Genossin Mündt zu ihren Sammelreisen beoufttagt bezw. sich mit derselben ein. verstanden erklärt? Doch offenbar der Verleger derMonatshefte", der Genosse Dr. Bloch. Diefer hat bis jetzt in dieser Angelegen. heit geschwiegen, obgleich ihn nach meiner Auffassung die Hauptschuld trifft. Er wäre auch verpflichtet gcwefen, die Genossin Mündt davon abzuhalten, den sie kompromittierenden Brief an mich zu schreiben, den sie nicht ohne seine Kenntnis geschrieben haben dürfte. Mein Wunsch ist. daß der Parteivorstand in dieser Sache eine Untersuchung veranstaltet und das Resultat derselben der Partei bis spätestens zum nächsten Parteitage mitteilt. Do viel Aufklärung auch erfolgt ist, manches ist noch dunkel in dieser Sache. DaS Organisationsstatut. Die Aenderung des Organisationsstatuts der Partei, wie sie von der in Nürnberg eingesetzten Kommission vorgeschlagen worden ist, beschäftigte am Montag eine Versammlung des Sozialdemo- kratischen Vereins in Lübeck . Die Debatte war sehr lebhaft. Eine ganze Reihe von Abändert, ngsanträgen gelangte zur Annahme. So wurde beschlossen, im ersten Satz des§ 4 zu sagen:Organisationen, denen weibliche Mitglieder angehören, haben diesen noch Möglichkeit eine Vertretung im Vorstande zu gewähren", anstatt daß diese Vertretung bestimmt ge- währt werden muß. G e st r i ch e n wurde der letzte Satz der Ziffer 1 des z 7, der lautet:»Wo mehrere(Parteitags-) Delegierte zu wählen sind, soll unter den Delegierton möglichst eine Genossin sein". Ferner wurde die Bestiminung gestrichen, daß Mitglieder der Reichstagsfraktion zur Teilnahme am Partei- tage berechtigt sind. Dem letzten Absatz' de«§ 7 wurde an- gefügt, daß auchoie Referenten(mm Parteitag), soweit sie nicht Delegierte sind, nur beratende Stimme auf dem Partei- tag erhalten sollen. Die Ausschlußbestimmungen, die von mehreren Rednern kritisiert wurden und deren Dehnbarkeit besonders im§ 23 hervorgehoben wurde, fanden die Zustimmung der großen Mehrheit der Versammlung mit der Abänderung, daß im § 26 Abs. 2 die Suspendierung von Mitgliedsrechten nur bis zur Höchstdauer eines Jahres ausgesprochen werden kann. Diese Abänderungen sollen dem Parteitag unterbreitet werden. Dieselbe Prtetversammlung beschloß einstimmig, im Laufe des kommenden Winters in Lübeck in Gemeinschaft mit dem GeWerk- schaftskartell Vortragskurse zu veranstalten. Die russtsche Sozialdemokratie und das Henkerregime. Ein Flugblatt de? Whborger RayonS der sozialdemokratischen Parteiorganisation von Petersburg rechnet in flammenden Worten mit dem weihen Schrecken ab. Es wird das Mordsystem des blut- gierigen Zaren charakterisiert und bewiesen, daß seit den Tagen Iwans des Grausamen nicht mit so schrankenloser Willkür gclvittet worden ist. Der Aufruf schließt: »Im Jahre 1901 dienten als Hinrichtungsstätten deS russischen Volkes die Schlachtfelder in der Mandschurei , im Jahre 1905 die Massakres in den Städten, im Jahre 1906 die Straf. expeditionen im Lgilde..Jetzt hat sich das gooze Reih in eine große Nicht st Site verwandelt.-». Der wirksamste Protest gegen die Hinrichtungen ist der Kampf für die Niederwerfung der Regierung, der Kampf für die Rechte des Volkes. Möge das Blut der Hingerichteten unsere Kräfte vereinigen. Jeder Arbeiterverband, jeder Streik, selbst jeder ökonomische Streik, schwächt die Regierung, denn ihre Macht liegt nur in der Machtlosigkeit des Volkes. Wir werden zum Throne nicht gehen, um Gnade zu bijten! Das Bpll bittet nicht um Rechte, cS eMmPst fix ficht" Soziales. Kinderarbeit und Kinderschutz lautete das Thema, mit dem sich dieSchweizer Vereinigung zur Förderung des internationalen Arbeiterschutzes" am Freitag in Zürich beschäftigte. Professor Dr. Zürcher führte zum Thema Kinderarbeit" aus: Die Arbeit des Kindes ist das Spiel. Dann folgen die Handarbeitskurse in der Schule und bald darauf, sehr oft" nur zu frühe, die Arbeit, die nicht mehr Spiel und Schule ist, sondern auf Erwerb ausgeht. Dadurch werden die Kinder schon im frühesten Alter der Ausbeutung ausgesetzt. Die Kinder- schutzvereine sollten versuchen, dieser frühen Ausbeutung der jungen Proletarier etwas hindernd in den Weg zu treten. Anfänglich verlegten sich diese Vereinigungen hauptsächlich auf den Schutz der Kinder, die von Eltern und Vormündern auf den Straßen» bettel und zum Hausieren geschickt wurden und dadurch zu einem große Teile frühe schon zu Verbrechern herabsanken. Langsam machten die Bestrebungen Fortschritte, bis sie auf den heutigen Höhepunkt angelangt waren, wo sich der Kinoerschutz auf das. Ge- werbe ausgedehnt hat. Während ausländische Staaten das Mini» malalter der Kinder für Fabrikbetriebe auf 12 13 Jahre an­genommen haben, wurde in der Schweiz schon 1867 die Altersgrenze für Fabrilarbeiter auf 14 Jahre festgesetzt. Ebenso wurde der Arbeitszeit eine Grenze gesetzt. In Frankreich darf die Dauer der Beschäftigung von ganz zungen Arbeitern 10 Stunden nicht überschreiten, in Deutschland für solche unter 14 Jahren 6 Stun- den. von 14 16 Jahre 10 Stunden, in der Schweiz 10 Stunden, in den übrigen Staaten variiert die Zahl zwischen 10 und 12 Stun» den. Fern-r bestehen in der Schweiz Vorschriften, laut welchen in Betrieben, die Minderjährigen körperlich oder gesundheitlich gefährlich sind, junge Arbeiter überhaupt nicht beschäftigt werden dürfen. Die Gesetzesbestimmungen richten sich in der Schweiz aus Fabrikbetriebe, Heimarbeit und Landwirtschaft, während andere Staaten, Deutschland z. B., im Kinderschutzgesetz vielfach weiter gehen, aber die Landwirtschaft nicht berücksichtigen. Im Jnlande bestehen besondere Schutzbestimmungen nur für Wirtschaftsbetrieb« (Bedrenungs- und übriges Personal). Dann haben wir das Lehr- lingsgcsetz und in einzelnen Kantonen Schulvorschriften, in denen die Lehrer angehalten werden sollen, darüber zu wachen, daß schul. Pflichtige Kinder nicht zu sehr durch schwere Arbeit angestrengt werden. Ein Artikel zum Schutze der Kinder, die durch Erwachsene zu überangestrengter Arbeit zum Schaden der Kinder angehalten werden, ist bereits im Entwurf des neuen Strafgesetzbuches ent- halten. Ferner wurde von einer letzten Delegiertenversammlung beschlossen, es möchte ein internationaler Konvent geschaffen wer- den, der dahin zu wirken hätte, für gewisse Betriebe die Nacht. arbeit nur für solche im Älter von über 18 Jahren zuzulassen. für Kinder unter 14 Jahren diese aber ganz zu verbieten. Es ist dringend wünschenswert, an die Bundesbehörden eine Eingabe ge- langen zu lassen, in der gebeten wird, die Gewerbegesetzgcbung etwas mehr auf den Kinderschutz auszudehnen. Die wirksamste Hilfe der heranwachsenden Jugend zum Schutze vor allzufrüher Ausbeutung wäre allerdings die genügende Unter- stützung der Eltern» die auf den Verdienst ihrer Kinder angewiesen sind. Hierauf erörterte Nationalrat Dr. Gobat da? ThemaKinder- schütz". Kinder bedürfen nicht nur in Betrieben, bei der Arbeit zu Hause, oder auf dem Lande des Schutzes, sondern sehr oft auch gegenüber den Eltern oder Vormündern, die ihre Kinder un- richtig behandeln oder sie unterernähren. Die Arbeit schadet dem Menschen nicht, dem Kinde so wenig als dem Alter. Sie hat viel- mehr einen erzieherischen Wert in sich. Das beweist der Refor- mator der Schule Heinrich Pestalozzi , der seine Schüler auf dem Lande beschäftigte. Aber etwas anderes ist eS, wenn die Kinder zu verdienslbringcnder Arbeit angehalten werden. Dadurch werden sie der rücksichtslosen Ausbeutung preisgegeben und leiden durq die Ueberanstrengung körperlich und geistig. Die Schulprüfungen bei den Rekrutierungen weisen so schlechte Noten auf, hauptsächlich auf dem Lande, weil die Kinder schon frühestens am Morgen aufstehen müssen, um das Vieh zu besorgen usw. Die Kinder kommen dann müde zur Schule, das Gehirn ist nicht mehr arbeits- fähig genug, den ihm vorgelegten Stoff genügend zu verarbeiten und vergißt dann das Gelernte rasch wieder. Die Unterernährung der Kinder, die oft nur mit einer Tasse Kaffee mit etwas Milch abgespiesen werden, kommt oft auch in wohlhabenderen Familien bor und übt ihre unheimlichen Folgen früh aus. Für diese Ueber- griffe in das Recht des Kindes sollte rn den Strafgesetzen etwas erweiterter Sck'iitz den Wehrlosen geboten werden. Die bereits bestehenden Bestimmungen im neuen Zivilgesetzbuch reichen für eine rationelle Durchfübrung des Kinderschutzes bei weitem nicht aus. Ferner sollen Anstalten getroffen werden, den Kinderschutz zu organisieren. Es bestehen Tierschutzvereine aller Art soll zur Hilfe des wehrlosen Kindes nichts geschehen? Wenn vre Kindersckiutzvereine, die eine beständige Kontrolle über Eltern und Vormünder auszuüben haben, zu einem großen internationalen Werke verschmolzen sind, wird sich der Staat auch zu ihrer finan. ziellen Unterstützung herbeilassen. Die Versammlung nahm folgende drei Resolutionen ein- stimmig an: l. Die Generalversammlung erklärt ihre freudige Zustimmung zu den Beschlüssen der 6. Delegiertenversammlung, daß ein inter- nationales Verbot der Nachtarbeit angebahnt werde, wobei die Postulate der Delegiertenversammlung als das Minimum des zu Erstrebenden betrachtet werden sollen. II. Die Generalversammlung beauftragt den Zentralvorstand: 1. An den hohen Bundesrat das Ersuchen zu stellen, in dem Gdwcrbegcsetz oder der Gewerbegesetzgebung einen weitgehenden Jugend- und Kinderschutz gegen Ueberanstrengung aufzustellen» auch mit Bezug auf die Heimarveit. 2. Ten hohen Bundesrat zu ersuchen, die Strafbcstimmung de» Vorentwurfes zum schweizerischen Strafgesetzbuch baldmöglichst zum Gesetz zu erheben. III. Die Generalversammlung ist der Ansicht, daß zum Zwecke der Erlangung eines wirksamen Schutzes der Kinder gegen Aus- beutung, Mißhandlung und unverständige Behandlung von feiten der Eitern eine Ausgestaltung des VormnndschaftSwesenS in dem Sinne als notwendig erscheint, daß eine beständige Kontrolle durch- geführt Werden könne._, Eine neue Arveitslosenzählung wird der Stadtmagistrat Nürnberg demnächst veranstalten. Die Zählungen sollen jetzt regelmäßig in gewissen Zwischenräumen, im Sommer und im Winter, vorgenommen werden, wodurch man allmählich einen klaren Ucberbltck über den Arbeitsmarkt zu gewinnen hofft._ Wertzuwachssteuer und Verbrennungsofen in Lübeck . Die Bürgerschaft in Lübeck beschloß am Montag die Einführung einer Grundstiickssteurr nach dem gemeinen Wert sowie die Errichtung eines Krematoriums._ Hue Industrie und Kandel . Einfuhrscheiu-Nesultate. Abschwächung der Einfuhr. Steigerung der Ausfuhr, das ist das Resultat unseres Einfuhrschctn-Unwesens. Und dieses Resultat, das der Reichskasse seit August 1908 schon über Millionen Mar! gekostet hat» die Junker und Exporteure schmunzelnd als Ausfuhrprämie einsacken, bedeutet für das arbeitende Volk eine enorme Belastung in Gestalt von un- gcheuerlich hohen Brotgetreidepreisen. Wie dienationale" Politik unserer Edelsten und Besten ausschaut, illustriert fol- gende Zusammenstellung. Für die Zeit vom 1. August bis 10. Juni ergeben sich diese Ziffern(Mengen in 1000 Doppel- zentnern): Minderversorgung Einfuhr Ausfuhr Deutschlands im Jahre 1907/08 1908/09 1907/08 1908/09 1908/09 Roggen.. 4 055 1862 2324 6129 7SS» Weizen.. 20 849 17 062 1876 3821 5732 Roggenmehl 21 14 614 843336 Weizenmehl 177 166 014 1485582 Der erheblichen Abnahme der Einfuhr steht eine noch stärkere Zunahme der Ausfuhr gegenüber. Insgesamt macht die Verminderung der Jnlandsversorgung durch den Außen- Handel in der angegebenen Zeit für Brotgetreide und Mehl rund 14650000 Doppelzentner aus. Unbestreitbar ist. daß diese Praxis des Außenhandels die Brotpreise in die Höhe treibt, dem Staate Millionen an Zöllen entzieht und einer Handvoll Interessenten tausende Millionen Wuchergewinne ein- heimsen laßt. Und das ist die Politik der konservativ- kleri- kalen Mehrheit, die sich nun auch noch anschickt, dem Volke neue Steuerlasten aufzupacken, damit die Liebesgaben- empfänger verschont bleiben. Wann wird des Volkes ge- rechter Zorn diese mit den Mitteln einer Schnapphahnpolitik und des MihbrauchS der Religion arbeitende Plündergesellschaft fortfegen?_ Deutschlands Außenhandel. Die gesamte Einfuhr im Mai dieses JahreS stellt sich auf 52,51 Millionen Doppelzentner gegen 54.95 Millionen Doppelzentner im Vorjahre; die Ausfuhr erlitt eine Abnahme von 40,20 Millionen Doppelzentner auf 38,09 Millionen Doppelzentner. Die Gesamt- einfuhr betrug seit Jahresbeginn 22 460 057 Tonnen gegen 23 177 652 im Vorjahre, ferner 574 518 Stück gegen 638 663. Die Abnahme beträgt über 700 000 Tonnen und verteilt sich auf zwölf Tarifabslbnitte. Die größten Verluste entfallen auf Brennstoffe, Erzeugnisse der Forstwirtschaft, Steinwaren, Mineralöle, Eisen und Eilenlegierungen. Erzeugnisse des Ackerbaues, Erze, chemische usiv, Erzeugnisse, namentlich die künstlichen Düngemittel, Grund- stoffe, Säuren usw.. Spinnstoffe und Waren daraus ge- langten in größeren Mengen zur Einfuhr als im Vor- jähre. Die Gesamtausfuhr seit Jahresanfang betrug 18 167 238 gegen 13 189 904 Tonnen im Vorjahre, ferner 134 272 gegen 169 050 Stück, hob sich also wenig. 8 von 19 Tarifabschnitten zeigen erhöhte Ausfuhrziffern, namentlich chemische Erzeugnisse in allen 7 Unterabschnitten, Erzeugnisse der Landwirtschaft usw., unedle Metalle und Waren daraus. Der Absatz von mineralischen und fossilen Roh- stoffen, namentlich von Erzen, von Tonwaren, GlaS und Glaswaren, Maschinen und elektrotechnischen Erzeugnissen, ließ mehr nach als der von Waren anderer Abschnitte._ Starke Abnahme der Milcheinfuhr. Die Einfuhr von Milch nach Deutschland hat im laufenden Jahre einen ganz erheblichen Rück- gang erfahren. Es wurden in den ersten vier Monaten insgesamt nur 123 703 Doppelzentner eingeführt gegen 133208 Doppelzentner in der nämlichen Zeit deS Vorjahres. Die Abnahme stellt sich dem- nach bereits in den ersten vier Monaten auf 54505 Doppelzentner oder auf 30 Prozent. Auch ein Beweis vom wachsenden Wohl- stand des Volkes und von der Hebung seiner Lebenshaltung. Wenn eS nach der Junker Wünsche ginge, würde der Import von Milch durch einen hohen Einfuhrzoll ganz unterbunden, damit die Agrarier die Milch- und Butterpreise denen für Brotgetreide anpassen könnten. Zuckerrübenbau. Nach Angaben von 57 deutschen Zuckerfabriken dienten im laufenden Jahre 455 237 Hektar der Rübenkultur, gegen 434886 Hektar im Vorjahre. Nur zweimal seit zehn Jahren ist die diesjährige Anbaufläche noch übertreffen worden: im Jahre 1905/06 mit 471 742 Hektar und 1901/02 mit 478 749 Hektar. Hier Entschuldigung» dort Säbelhiebe. AuS dem Stahlwerksverband war für die schlechte Lage der Elsenwerke mangelhafter Auftrag von selten der StaatSetsepbahnen verantwortlich gemacht worden. DaS hatoben" das BSdürfuis ausgelöst, sich von dem Verdacht strafwürdiger RücksichtSlosigleit zu reinigen. Durch dieBerliner Korrespondenz" läßt man folgende Entschuldigungsepistel loS: Wie Blättermeldungen besagen, hat der Vorstand deS StahlwerlSverbandeS in seiner Hauptversammlung vom 25. Mai dieses Jahres die BerbandSmitglteder davon in KeimtniS gesetzt, daß in schwerem Oberbaumatertal von allen deutschen Bahn- Verwaltungen Abstriche und Einschränkung bei der Bedarfs« aufftelluug der Etats vorgenommen worden seien, so daß wieder mit ganz erheblichen Mittderbestellungen gegenüber dem Vorjahr gerechnet werden müsse. DaS trifft für die prevßisch-hessische Staalseisenbahnverwaltung insofern nicht zu, als für den Etat für 1910, der für die jetzige Bedarfsanmeldung allein in Frage kommt, Abstriche und Einschränkungen an dem durch den Verschleiß bedingten GleiSumbau nicht in Aussicht genommen sind. Ebensowenig ist daran gedacht, die Bautätigkeit irgendwie einzuschränken. Im Gegenteil wird auf deren Verstärkung fort- gesetzt hingewirkt, wobei allerdings nicht außer Berracht bleiben kann, daß jetzt nach Fertigstellung deS größten Teils der ge- planten zweiten Gleise die Verstärkung der Bautätigkeit auf den Bedarf an Oberbaumaterialien von geringerem Einfluß ist. Wenn gleichwohl die jetzt dem Stahlwerksverbande in gewohnter Weise zunächst unverbindlich gemachte Bedarfs- Mitteilung für das Etatsjahr 1910 einen Minderbedarf gegen 1909 ergibt, so liegt die Ursache des Rück- gangeS vornehmlich darin, daß die beschleunigte Verlegung von schwerem Oberbau auf den großen Durchgangslinien, für die in den letzten 7 Jahren planmäßig zusammen 90 Millionen Mark extraordinär zur Verfügung gestellt worden sind, mit dem laufenden Jahre ihr Ende erreicht. Infolge dieser Aufwendungen und der erheblichen Aufivendungen aus dem Ordinarium ist nunmehr der größere Teil der Hauplgleise der Hauptbahnen mit schwerem Oberbau versehen, so daß da? gewöhnliche Er- neuerungSbediirfniS, für das sonst die Mittel des Ordinariums heranzuziehen wären, von selbst geringer geworden ist. Die bor 7 Jahren in Ausführung genommene Maßnahme des be­schleunigten GleiSumbaueS wirkt also jetzt in doppelter Weise ber- mindernd auf den Materialicnbedarf der preußischen Staats- eiscnbahnverwaltung." Wenn arme, hungernde Proletarier über Arbeitslosigkeit klagen, wenn ihre knurrenden Magen sie reizen, von der Gesellschaft Arbeit und Existenzmittel zu fordern, dann gibt es keine Entschuldigungen, dann gibt der hauende Schutzmannssäbel abweisende Antwort und de» Reiches Kanzler entrüstet sich über den Mob. Wir leben ja auch nicht im Klassenstaat, sondern im Reiche der besten Sozialpolitik mit gefüllten Kompottschüsseln für die Arbeiter. (Die Durchbrechung des Petroleumweltmonopols. Den ersten größeren Mißerfolg seit ihrem Bestehen hat die Standard Oil To. jetzt erUttrn. Die Unterjochung der galizischcn Petroleumproduzente» ist ihr nicht gelungen. Neben den galizischen Produzenten ist der Standard Oil Co. eine weitere Konkurrenz in noch größerer Nähe entstanden. Zur Uebernahme aller Pearson Oelkonzessionen in Mexiko ist eine Gesellschaft mit einem Kapital